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Angelika Jo

Die Currywurst wird aufgeschnitten

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Dann fange ich mal - Brille aufgesetzt, Zeigestab in die Hand - mit der grammatikalischen Analyse an. Vielleicht in folgenden Schritten:

 

1. Wir sehen uns an einer der Gelenkstellen zuerst die formalen Aspekte an, die diesen gleitenden Perspektivwechsel möglich machen.

 

2. Dann sage ich bisschen was zur Funktion des Tempus im Deutschen.

 

3. Und dann könnten wir die gleiche Stelle plus zwei, drei andere noch einmal genauer betrachten mit Blickrichtung speziell auf den Tempusgebrauch.

 

Ich nehme die schon öfter zitierte Stelle zu Beginn der Currywurst:

 

Ich lasse die Geschichte am 29. April 1945, an einem Sonntag beginnen. ...

3.30: Hitler diktiert sein politisches Testament ...

... der Heldenklau geht durch die Krankenhäuser, das letzte, das allerletzte, das allerallerletzte Aufgebot wird an die Front geworfen, so auch der Bootsmann Bremer, der in Oslo im Stab des Admirals die Seekartenkammer geleitet hatte. ... Gegen Mittag war er in Hamburg angekommen ... war durch die Stadt gegangen. Bremer erkundigte sich nach einem Kino ... Vor der Kasse stand eine lange Schlange. Man konnte sich ja sonst nichts für sein Geld kaufen.

Tschuldigung, sagte er, weil er die Frau, die sich hinter ihm angestellt hatte, mit seinem Marschgepäck weggedrückt hatte.

Macht nichts, sagte Lena Brücker. Sie war gleich nach Feierabend aus der Lebensmittelbehörde nach Haus gegangen, hatte sich umgezogen ...

So waren Hermann Bremer und Lena Brücker Schritt um Schritt hierher und hintereinander zu stehen gekommen, und er hatte sie mit seinem Gepäck, einem Seesack mit einer daraufgebundenen, eingerollten graugrün gesprenkelten Feldplane gestreift. Macht nichts. Erst ein Zufall ließ sie ins Gespräch kommen. Sie kramte in ihrer Handtasche nach der Geldbörse, da rutschte ihr der Haustürschlüssel raus. Er bückte sich, sie bückte sich, sie stießen mit den Köpfen zusammen, nicht stark, nicht schmerzhaft, er spürte kurz nur ihr Haar im Gesicht, sanft, weichblond. Er hielt ihr den Schlüssel hin. Was war ihr zuerst aufgefallen? Die Augen? Nee, die Sommersprossen, er hatte Sommersprossen auf der Nase, mittelblondes Haar. Hätte glatt mein Sohn sein können.

 

Der Ausriss zieht sich in voller Länge über etwas mehr als 3 Seiten. Es gibt wesentlich kürzere Stellen, in denen diese fließenden Wechsel stattfinden, ich hab den hier ausgewählt, weil er gleich mehrere Wechsel passieren lässt. Der auffälligste ist natürlich der mit dem Ich. Das "Ich" zu Beginn und das in "mein Sohn" eingeschlossene Ich sind nicht dasselbe. Welche Formgeschichten haben diesen Wechsel begleitet?

 

1. Es gibt syntaktisch gekennzeichnete wörtliche Rede, aber keine Anführungszeichen. Konsequent keine Anführungszeichen - auch da, wo ein herkömmlicher Dialog sie erwarten ließe:

 

Hatten Sie den Curry in der Kantine?, fragte ich, um sie wieder auf die Spur zu bringen.

Curry, nee, gabs doch nicht. War doch Krieg. Nee, so einfach war das nicht. Sie nahm das Strickzeug ... p. 61

Damit wird diese Besonderheit unauffällig, es scheint vordergründig das Markenzeichen des Buches oder Autors zu sein, das darüber hinaus nicht viel sagen soll. Und gerade so tut es seine Wirkung umso besser für den weichen Wechsel.

 

2. Es gibt zwar Absätze in diesem ganzen Stück, aber nicht unbedingt dann, wenn die direkte Rede einen - normalerweise unvermittelten - Wechsel in der Erzählstimme mit sich bringt. An dieser zentralen Stelle hier ist kein Absatz. Ich hebe den Wechsel durch Fettdruck hervor:

 

So waren Hermann Bremer und Lena Brücker Schritt um Schritt hierher und hintereinander zu stehen gekommen, und er hatte sie mit seinem Gepäck, einem Seesack mit einer daraufgebundenen, eingerollten graugrün gesprenkelten Feldplane gestreift. Macht nichts. Erst ein Zufall ließ sie ins Gespräch kommen. Sie kramte in ihrer Handtasche nach der Geldbörse, da rutschte ihr der Haustürschlüssel raus. Er bückte sich, sie bückte sich, sie stießen mit den Köpfen zusammen, nicht stark, nicht schmerzhaft, er spürte kurz nur ihr Haar im Gesicht, sanft, weichblond. Er hielt ihr den Schlüssel hin. Was war ihr zuerst aufgefallen? Die Augen? Nee, die Sommersprossen, er hatte Sommersprossen auf der Nase, mittelblondes Haar. Hätte glatt mein Sohn sein können.

 

Genau genommen hat ein weiterer Wechsel schon davor statt gefunden durch das Was war ihr zuerst aufgefallen? Die Augen?

 

Auch diese Frage, die eigentlich von außerhalb kommt, vom Erzähler-Ich, schließt sich so selbstverständlich an den Satz davor an, dass man sie wie die innere Stimme der Lena Brücker wahrnehmen könnte, und um die könnte es sich durchaus handeln, wenn nicht die Antwort darauf so unmissverständlich

 

3. gesprochene Sprache wäre. Und zwar die Sprache Lena Brückers, weil sie sich mit folgenden Merkmalen das ganze Buch durchhält:

 

- umgangssprachliche Lexik (nee, nix, mal, glatt ...)

- abgeschliffene Endungen am Verb (hab)

- relativ kurze Hauptsätze, Nebensatzstruktur selten, auch da, wo sie in der Schriftsprache zu erwarten wäre (Ich dachte, dass ...)

- häufig fehlendes grammatikalisches Subjekt (Dachte... Hätte...):

 

Nee, die Sommersprossen. Er hatte Sommersprossen auf der Nase, mittelblondes Haar. Hätte glatt mein Sohn sein können. Sah aber noch jünger aus, als er war, damals 24 Jahre. Dachte im ersten Moment, der ist neunzehn, vielleicht zwanzig. Nett sah er aus, so dünn und hungrig. War so zögernd und etwas unsicher, aber mit offenen Augen. Sonst hab ich mir nix dabei gedacht.

 

4. Der Wechsel im Tempus. Im obigen langen Zitat haben wir PRÄSENS, PLUSQUAMPERFEKT, PRÄTERITUM in dieser Reihenfolge und alternierend.

 

Aber hier mach ich erst mal Schluss. Vielleicht fällt euch ja noch mehr dazu ein. Das mit dem Tempus, wie versprochen, später.

 

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

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Schon mal ganz herzlichen Dank für deine Mühe, liebe Angelika, lese ich heute im Laufe des Tages!

 

jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Der Ich-Erzähler ist mir, je mehr ich darüber nachdenke, ein großes Rätsel, zumindest unauflösbar in seiner Widersprüchlichkeit. Und das zu erklären, ist gar nicht so einfach für mich! Wobei ich vorausschicken möchte, dass ich die frei flottierende Erzählstimme, die so elegant von einer Perspektive in die andere gleitet, ganz nah an die Figuren herangeht und dann wieder weit weg zoomt, und dann auch noch (ironisch?) das Repertoire des auktorialen Erzählers plündert - dass ich das Ganze grandios umgesetzt finde. Und eigentlich ist für mich das der interessanteste und kühnste Aspekt an dem Buch.

 

Dieser Aussage von Jueb habe ich ("wild nickend") voll zugestimmt. Um dann lange darüber nachzudenken:

 

Nur was die Gesamtwirkung angeht, möchte ich mich (langweiligerweise) wieder jueb anschließen. Anders als Curry plus Wurst ergeben die beiden Erzählhaltungen für mich nicht etwas kühnes Neues. Sondern sie scheinen sich auf merkwürdige Weise zu neutralisieren. Bei mir bleibt als Gesamteindruck etwas sehr Defensives zurück - ein Erzähler, der sich ständig entzieht, der für jeden möglichen Angriff auf seine Geschichte schon vorgebaut hat. Als wäre es dem Autor ungeheuer wichtig gewesen, dass man ihm hinterher nichts vorwerfen kann.

 

Ich glaube, dazu nicke ich auch, zögernder, fragender. Denn ich bin nach wie vor von dem Buch fasziniert, besonders, nachdem ich durch eure Erkenntnisse noch so viel dazu gelernt habe, aber - anders als Angelika - nicht verzaubert.

Dies hat, glaube ich, auch mit der Sprache des Ich-Erzählers zu tun.

 

Wie empfindet ihr denn den Erzähler-Sound im gesamten Buch? Wollen wir uns die Stellen nach und nach ansehen, an denen der Erzählton sich wandelt, oder dies gerade nicht tut und wir dadurch unmerklich von einer Ebene auf die andere gelangen?

 

Ah, ich sehe gerade, Angelika hat schon angefangen mit der Grammatik-Analyse ... :-X

Liebe Grüße

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Nein, nein, Claudia - Erzähler-Sound! Sprich bitte. Darüber weiß ich wesentlich weniger als über den Tempusplunder.

 

Angelika, gespannt lauschend

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

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Lass uns mal analysieren, ich glaub, das eine ergibt sich aus dem anderen. Isch muss ein bissi denken. Und selbstverständlich deine Analyse durchackern, dann meld ich mich wieder!

Claudia, grübelnd

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Claudia, du siehst umwerfend aus, wenn du denkst. Ich könnte dir stundenlang dabei zusehen ...

 

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

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PS Ich finde wir machen das hier sehr gut. :-)

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Nur ein kurzer Zwischenruf: Ich bin derzeit immer nur kurz im Internet und kann vermutlich erst ab morgen oder übermorgen wieder richtig mittun. Dabei wird es gerade richtig spannend!

 

Herzliche Grüße

 

Barbara

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Liebe Angelika,

 

großartig, was du dir für Mühe machst - und wieviel Gescheites und Erhellendes dabei herauskommt. Danke!

 

Was mir erst beim Hier-Lesen des ersten Textabschnitts aufgefallen ist, den du zitierst: Das "Macht nichts" kommt zweimal vor! Ist euch bestimmt nicht entgangen, aber weil es mich gerade so begeistert, schreibe ich es trotzdem kurz auf:

 

Erst Bremers Geschichte. Dass er vor dem Kino "die Frau... mit seinem Marschgepäck weggedrückt hatte", bekommt dann einen extra Absatz: Hier kommt Lena Brücker ins Spiel (dtv S. 18), der erste gemeinsame Auftritt der zwei. Der nächste Absatz beginnt mit ihrer Antwort:

"Macht nichts, sagte Lena Brücker. ..." und dann geht es den ganzen Abschnitt lang nur um sie. Das ist wie ein Einschub, bevor mit dem nächsten Absatz die Bremer-Brücker-Geschichte erneut beginnt. Hier kommt das "Macht nichts" noch einmal, diesmal ohne "sagte Lena Brücker", das wissen wir ja schon, und jetzt geht die gemeinsame Geschichte weiter.

Finde ich sehr elegant. Wie auch alle anderen geschmeidigen Übergänge, die du beschreibst.

 

Dass die Anführungszeichen fehlen, hat mich beim ersten Lesen auf den ersten zwei, drei Seiten milde genervt. Da huschte mir ein Kann-es-mir-der-Autor-nicht-gefälligst-leichter-Machen? durch den Kopf. Bald "fühlte" es sich aber organisch an, was wahrscheinlich einfach heißt, ich hatte mich daran gewöhnt, und schließlich "hätte es gar nicht mehr anders ein können": Anführungszeichen hätten das frei fließende Mäandern der Erzählstimme gehemmt.

 

Dahin möchte ich auch kommen, dass ich so schreibe, dass es "gar nicht anders sein könnte". Der Designansatz "form follows function" ist von Timm schreibend ganz wundervoll erfüllt.

 

Danke für die Frage nach dem Erzähler-Sound, Claudia! Da muss ich auch noch ein bissi denken  ::).

 

Dämmerungsgrüße (in einem Monat ist schon wieder Sonnenwende!),

Reingard

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"Macht nichts, sagte Lena Brücker. ..." und dann geht es den ganzen Abschnitt lang nur um sie. Das ist wie ein Einschub, bevor mit dem nächsten Absatz die Bremer-Brücker-Geschichte erneut beginnt. Hier kommt das "Macht nichts" noch einmal, diesmal ohne "sagte Lena Brücker", das wissen wir ja schon

 

Ja, die Wiederholung ist hier was Besonderes, das sehe ich auch so, Reingart. Und ich meine, ich höre hier auch die Erzählerstimme, die sich im Absatz davor sehr zurückgehalten hat. Das "macht nichts" kann aus Lenas Mund kommen, aber warum noch einmal? Genauso gut kann sich hier von ferne, ferne der Erzähler zurückmelden. Als Kommentator des Geschehens: Was ist das schon, dieses kurze Rempeln. Oder als bedeutsame Wiederholung dessen, was die Figur vorher gesagt hat. So wie wenn jemand eine Geschichte erzählt, die Brille von der Nase nimmt, uns eindringlich anschaut und ein wichtiges Wort wiederholt. So hätte er sich sachte herangeschlichen. Denn drei Sätze später ist er ja wieder da mit einer indirekten Frage, die dann Frau Brückers direkte Antwort provoziert.

 

Der fehlende Absatz - den er Lena vorher gegönnt hat, spricht für diese Lesart, was meint ihr?

 

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

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Das zweite "Macht nichts" wirft für mich der Erzähler ein, gewissermaßen als "Zitat" von Lena, um noch mal deutlich zu signalisieren: Wir sind jetzt wieder an der Stelle, an der Lena weiter oben im Text "Macht nichts" gesagt hat, und jetzt geht es weiter. (Vor dem ersten "Macht nichts" war Lena sogar noch eine Fremde: "die Frau, die sich hinter ihm [bremer] angestellt hatte".) Nach dem ersten "Macht nichts" hat der Erzähler ja zurückgespult und Lenas Weg zu diesem "Macht nichts" erzählt. Der Absatz mit Bremers Entschuldigung für den Rempler wird hier zum Schanier des Perspektivwechsels.

 

Liebe Grüße

Andreas

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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Das zweite "Macht nichts" wirft für mich der Erzähler ein' date=' gewissermaßen als "Zitat" von Lena, um noch mal deutlich zu signalisieren: Wir sind jetzt wieder an der Stelle, an der Lena weiter oben im Text "Macht nichts" gesagt hat, und jetzt geht es weiter.[/quote']

 

Ja, genau so leuchtet es mir ein. Und hörst du seine Stimme da in einem bestimmten Sound grummeln?

 

(Vor dem ersten "Macht nichts" war Lena sogar noch eine Fremde: "die Frau, die sich hinter ihm [bremer] angestellt hatte".) Nach dem ersten "Macht nichts" hat der Erzähler ja zurückgespult und Lenas Weg zu diesem "Macht nichts" erzählt.

 

Stimmt. Das war mir vorher gar nicht aufgefallen.

 

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

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Guten Morgen,

 

das zweite "Macht nichts" führt für mich zu einer (vorübergehenden) Distanzierung gegenüber den Figuren. Der Erzähler kommt mir dann fast vor wie ein Regisseur, der sein Personal wie Schachfiguren aufstellt und bewegt.

 

Herzlichst

jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Ich habe das Buch vor zwei Tagen beendet und möchte jetzt einfach meine spontanen Gedanken dazu schreiben, ohne mich jetzt durch die Diskussion zu lesen - sonst verzettele ich mich noch. Auch handelt es sich nur um meinen spontanen Leseeindruck - ich habe keine Germanistik etc. Kenntnisse.

 

Ich habe das Buch an einem Tag durchgelesen, es war spannend und gut geschrieben, es hat mich gepackt - praktisch wie eine sehr gut gemachte U, so, wie ich es bei U sehr schätze. Beim E-Element hat mir etwas gefehlt, muss ich zugeben, und ich weiß nicht so recht, was genau - dabei habe ich schon öfter einen gewissen E-Sog kennengelernt, der mich völlig vom Hocker gerissen hat.

 

Sprachlich gesehen habe ich bei keinem Satz spontan gedacht: "Ach, wie treffend der Autor das doch ausgedrückt hat!". (Ja, ich gebe zu, sprachliche Aspekte interessieren mich am meisten) Da im Roman die Anführungszeichen fehlen, hat dieses Mittel für mich das „Erzählerische“ verstärkt, um das Szenische ein wenig indirekter zu gestalten. Eine sehr interessante Sache, die Wirkung bringt mich auch bei meinen Projekten etwas weiter.

 

- Interessant war für mich die Sache mit dem Pullover - eine starke Allegorie an die griechischen Moiren (der Pegasus im Kreuzworträtsel deutet auch darauf hin): die eine spinnt den Faden, die andere bemisst ihn, die dritte schneidet ihn ab. Jugend – Reife - Alter spiegeln sich auch in der Geschichte von Lena wieder: das Album, die Geschichte während des Krieges, die Szenen im Altenheim. Die dritte Moira wurde oft als alt und blind dargestellt (Lena!). Und als der Pullover fertig ist, stirbt die alte Dame.

Aus diesem Blickwinkel heraus betrachte ich Ihre Geschichte als eine Art Beichte vor dem Tod – sie nutzt die Neugier des Ich-Erzählers aus, um diese Beichte abzulegen. Im Grunde nutzt sie ihn aus für ihre Zwecke, und das beinahe unmerklich. Daher traue ich ihren Schilderungen nicht.

 

- Die Liebesgeschichte: Was als eine Affäre aus Einsamkeit beginnt, kommt in Zuneigung über, danach ist es schon fast eine Besessenheit, genährt an der Angst, wieder allein zu sein. Ich musste da ein wenig an Misery von Stephen King denken, ganz besonders bei der Szene, in der Bremer sich die Hand verletzt und Lena ihn von hinten packt. Eine "reine" Liebesgeschichte ist es für mich nicht.

Interessant war für mich, dass diese Geschichte viele Elemente vereint: Nicht nur die Darstellung der Nazi-Zeit und die Liebesgeschichte, sondern auch ein wenig Krimi (wer ist der Verräter im Haus?)

 

- Der Erzähler: Eigentlich wird die Geschichte aus der Sicht des Mannes nacherzählt, der wissen will, wie die Currywurst entdeckt wurde. Es gibt praktisch zwei Nacherzählungen: Zuerst erzählt Lena die ganze Geschichte dem Mann, und der gibt sie uns wieder. Trotzdem hatte ich so meine Probleme mit der Haltung des Erzählers, weil in der Lena-Geschichte wird von Sachen berichtet, die Lena eigentlich so nicht wissen kann. Wie ich bereits sagte: Ich fand die Lena-Figur sehr spannend, ich traute ihr nicht, es war interessant, ob sie tatsächlich die Wahrheit sagt. Doch die "Allwissenheit" einiger Passagen hat das Gefühl ein bisschen kaputt gemacht und mich aus der Story jedes Mal etwas rausgeschmissen.

 

- Die Nazigeschichte: Ich fand es sehr gut, wie der Autor diese Sache angepackt hat. Ein enger, kleiner Blick auf die damalige Realität, was mir einige Fragen beantwortet hat. Es geht darin um einfache Menschen und nicht – wie so üblich – um die globalen Fragen nach Schuld, die Darstellung von Schrecken usw. Das Ganze ist leiser, hat aber mMn gerade in diesen leisen Tönen und einem „verengten“ Blickwinkel eine große Wirkung. Vielleicht wirkt das so auf mich, weil ich die anderen Geschichten schon zu genüge gelesen habe und diese Sicht sehr erfrischend - und informativ - fand.

 

Das war’s dann erst einmal.

 

Liebe Grüße,

Olga

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- Interessant war für mich die Sache mit dem Pullover - eine starke Allegorie an die griechischen Moiren (der Pegasus im Kreuzworträtsel deutet auch darauf hin): die eine spinnt den Faden' date=' die andere bemisst ihn, die dritte schneidet ihn ab. Jugend – Reife - Alter spiegeln sich auch in der Geschichte von Lena wieder: das Album, die Geschichte während des Krieges, die Szenen im Altenheim. Die dritte Moira wurde oft als alt und blind dargestellt (Lena!). Und als der Pullover fertig ist, stirbt die alte Dame.[/quote']

 

Ja, hatte ich denn Tomaten auf den Augen, das nicht selbst zu sehen?! Tolle Beobachtung, Olga!

 

Liebe Grüße

Andreas

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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Wie schön, Olga, dass du noch daher schneist, ich hatte dich schon vermisst.

Und dies hier:

 

Ich habe das Buch an einem Tag durchgelesen, es war spannend und gut geschrieben, es hat mich gepackt - praktisch wie eine sehr gut gemachte U, so, wie ich es bei U sehr schätze. Beim E-Element hat mir etwas gefehlt, muss ich zugeben, und ich weiß nicht so recht, was genau - dabei habe ich schon öfter einen gewissen E-Sog kennengelernt, der mich völlig vom Hocker gerissen hat.

 

rahmen wir uns auch und holen es für das Ende der Diskussion hervor. Denn dafür allein schon lohnt sich die Lektüre des kleinen Buches, denke ich, und das ist das Verhältnis von E und U darin, das du benennst. Aber das würde ich wirklich lieber ans Ende setzen.

 

- Die Nazigeschichte: Ich fand es sehr gut, wie der Autor diese Sache angepackt hat. Ein enger, kleiner Blick auf die damalige Realität, was mir einige Fragen beantwortet hat. Es geht darin um einfache Menschen und nicht – wie so üblich – um die globalen Fragen nach Schuld, die Darstellung von Schrecken usw. Das Ganze ist leiser, hat aber mMn gerade in diesen leisen Tönen und einem „verengten“ Blickwinkel eine große Wirkung. Vielleicht wirkt das so auf mich, weil ich die anderen Geschichten schon zu genüge gelesen habe und diese Sicht sehr erfrischend - und informativ - fand.

 

Aha. Ich stimme zu. Und sag noch schnell, was eigentlich den Rahmen dieser Diskussion sprengt: Gerade habe ich Timms sehr autobiographisch angelegtes Buch "Am Beispiel meines Bruders" gelesen und die gleiche Haltung, das gleiche Interesse darin wieder gefunden: Timms älterer Bruder war bei der Totenkopf-SS, mit Begeisterung und mit bewundernder Zustimmung des Vaters. Er ist in Russland gefallen, es gibt kärgliche Tagebuchaufzeichnungen von ihm, die weniger die Ereignisse als die soldatisch-nationale Unfähigkeit zur Empathie protokollieren.

Uwe Timm, der sich in der eigenen Familie mit diesem Thema auseinanderzusetzen und darüber einen unbefriedbaren Konflikt mit seinem Vater hatte, kommt in diesem Buch zu der Einsicht, die ich in der Currywurst auch finde: Wenn man schon über den Einzelnen spricht (und auch wenn man als Einzelner da steht), dann gilt die Ausrede vom "nichts gewusst" oder "nichts tun können" nicht. Weil es oft so gefährlich gar nicht gewesen wäre. Und vor allem weil es weniger die fehlende Möglichkeit als der unbedingte Wunsch mitzumachen war, der speziell die besseren Kreise beflügelte:

 

Hätte nur jeder darauf verzichtet, Karriere zu machen. Die groteske Verachtung gegenüber den Offizieren und Soldaten, die im Widerstand waren, und die Verachtung für jede, die desertiert waren. Timm, Am Beispiel meines Bruders, Köln, 2003, p. 142

 

Das Buch ist natürlich ganz anders als die Currywurst, aber wie diese klug, sehr bewegend und - auch hier gibt es Wechsel in der Erzählhaltung, auch hier fehlen die Anführungszeichen.

 

Ende des Exkurses meinerseits, kehren wir zur Wurst zurück.

 

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

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Und vor allem weil es weniger die fehlende Möglichkeit als der unbedingte Wunsch mitzumachen war, der speziell die besseren Kreise beflügelte:

In diesem Zusammenhang fand ich Bremers Haltung interessant. Ich hätte gedacht, dass man nach so vielen Jahren Krieg des Kämpfens müde ist. Aber nein - mit welchen Begeisterung stürzt er auf den Gedanken: Jetzt geht es mit vereinten Kräften weiter, wir gewinnen - auch wenn anders, als gedacht.

Er hat also gar nicht deswegen desertiert, dass er Angst vor dem Tod hatte oder dem Krieg entfliehen wollte. Er desertierte nur, weil er Angst vor dem Verlieren hatte. Ist das nicht erschreckend?

 

Liebe Grüße,

Olga

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So seh ichs jetzt auch wieder nicht, Olga.

 

Die besseren Kreise waren Filbinger oder Kurt Kiesinger, die auf Nachfragen zu Parteizugehörigkeit oder gar verhängten Todesurteilen erklärten, sie hätten eben damals an ihre Karriere denken müssen (und siehe da, die Rechnung ging auf, der eine wurde ein Ministerpräsident, der andere Bundespräsident in unserem Lande).

 

Bremer ist eher ein Würstchen und darin möglicherweise sogar dem leibhaftigen Bruder ähnlich. Denn beide kommen bei Timm, sehr gerecht, als unglaublich gemischte Charaktere daher. Auch was sie denken mischt sich. Da schreibt der eine liebevoll und aufgeräumt - und noch in der gleichen Zeile mit einer Selbstverständlichkeit vom Töten - seinem kleinen Bruder von der Front nach Hause:

 

Lieber Uwe! Wie die Goldmutsch mir schrieb willst Du alle Russen totschießen und dann mit mir türmen. Also Bub, daß geht nicht, wenn das alle machen würden? aber ich hoffe, daß ich bald nach Hause komme, dann spiele ich mit Uwe. p. 55

 

Und der Bremer ist erst mal ein ganz normaler Mann, der weder sterben will noch sich als Feigling oder Vaterlandsverräter sehen möchte. In diesem letzteren Punkt ist er vollkommen der Untertan seines Führers, der nicht weiter nachdenken will und die Leute, die desertieren oder sogar Widerstand leisten verachten würde, anstatt ihren Mut zu bewundern. Bisher hat ihn der Krieg verschont wegen seines Reiterabzeichens. Aber jetzt, beim Volkssturm, muss er ran. Natürlich hätte er mit gemacht, desertiert ist er ja gar nicht aktiv. Lena ist es, die ihn in der ersten Nacht fragt, ob er nicht "ganz" bleiben möchte. Was macht er da? Er sondiert die Lage: Kommt Besuch? Als der Wecker klingelt, steht er erst mal auf und zieht sich an - er wird sich melden. Dann erst überlegt er wieder, ihm fällt ein, wie er an der Panzerfaust ausgebildet wurde und welche Geschichten ihm speziell zum Panzer erzählt wurden. Erst jetzt, wo sich eine Alternative öffnet, fängt er das Denken an und kapiert, dass es sein sicherer Tod ist, wenn er sich meldet. Und dann, Tage später in der warmen Stube, da wird ihm wieder unwohl, der ideelle Krieger in ihm erwacht und er agiert als General en miniature.

 

Na ja, und so waren wohl die meisten (und wären es wieder in einer entsprechenden Situation). Das ist der Realismus in dieser Geschichte, den ich so liebe.

 

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

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Ich sehe das ein wenig anders.

Die andere Geschichte von Timm kenne ich nicht und auf den "besseren Kreisen" möchte ich auch nicht herumreiten.

 

Im ersten Moment wird die Identifikationsgrundlage geschaffen: Der Wecker klingelt, wir alle wissen, wie schwer es ist, in der ganzen Frühe aufzustehen. Bremer denkt nach, überwindet sich, zieht sich an. Wieder denkt er nach. Die Geschichte mit dem Panzer - ganz klar, der Kerl will nicht sterben. Armes Würstchen eben, ich habe Mitleid und Verständnis für ihn. Doch später merke ich, dass ich mich in ihm getäuscht habe.

Es ist eben gar nicht diese Geschichte mit dem Panzer, die ihn erschreckt, und auch nicht die Angst vor dem Tod. Sondern eben vor dem Verlieren (sowohl auf der persönlichen Ebene, als auch auf der globalen!) Das will/kann er aber nicht zugeben, daher wird diese Panzergeschichte von ihm als Erklärung - auch für sich selbst - präsentiert. Doch was er danach tut, spricht eben eine andere Sprache, und diese ist nicht die eines krigesmüden Mannes (auch wenn ich seine Laufbahn betrachte, kommen mir da Zweifel auf)

 

Liebe Grüße,

Olga

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Meinst du nicht, dass man da unterscheiden muss?

 

Er legt sich wieder ins Bett zu Lena, weil er nicht sterben will. In dem Moment ist das der einzige Aspekt am Krieg. Das ist die konkrete Situation.

 

Beim Drüberreden - da ist seine persönliche Lage noch nicht gefragt - hält er zu Deutschland:

 

Verlieren wir den Krieg, verlieren wir unsere Ehre, sagte Bremer.

 

Dann wendet sich in seinen Augen die ganze Kriegssituation. Jetzt könnte man gewinnen. Und da kommt ihm erst der Gedanke, dass er jetzt doch ganz konkret gerne wieder dabei wäre beim Kriegführen.

 

...sein Gesicht verdüsterte sich, da zog eine Wolke, eine rabenschwarze Wolke herauf, er denkt jetzt, dachte sie, dass er hier sitzen wird, dass er gar nicht raus kann, nicht am Vormarsch teilnehmen kann. Nicht dass er ein Held gewesen wäre, so hatte er sich selbst nie gesehen, aber es war doch ein Unterschied, ob man kämpfte, wenn sich alles nach vorne bewegte, Siege gefeiert wurden, Sondermeldungen: Dadada, U-Boote im Atlantik, Kapitänleutnant Kretschmer hat 100000 BRT feindlicher Einheiten versenkt. Eichenlaub mit Schwertern. Les Préludes, oder aber, ob man auf dem Rückzug war, da hieß es doch, irgendwie und möglichst heil die Knochen nach Hause zu bringen. p. 113

 

Gegen den Krieg als solchen hat er gar nichts, darin hast du völlig Recht.

 

Angelika

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Für mich zeigt sich hier sein Charakter: Er schiebt für sich selbst Gründe vor, um sich die wahren nicht vor Augen halten zu müssen.

 

Beim Drüberreden - da ist seine persönliche Lage noch nicht gefragt - hält er zu Deutschland: Verlieren wir den Krieg, verlieren wir unsere Ehre, sagte Bremer.

Für mich geht es bereits hier um seine persönliche Lage, um den Verlust seiner Ehre auf der globalen Ebene (den Krieg verlieren) und auf der persönlichen (dass er von seiner relativ guten Position in der Karten-Abteilung zum Kanonenfleisch wurde). Schon hier schimmern seine wahren Gründe - für mich! - durch, ein doppelter Rückschlag: Das Vaterland verliert, und er wird "degradiert" - da haben wir sie, die Ehre.

 

Als die Situation sich wendet, hat er das Gefühl, dass er wieder gewinnen könnte: Das Vaterland bewahrt sein Gesicht, und er kehrt zu seiner Position zurück (wo wir wieder mal bei den besseren Kreisen sind, aber das will ich nicht unbedingt besprechen, denn, wie gesagt, das andere Buch kenne ich nicht). Hier spielt er also den General und ist frustriert, dass er sich nur mit dem Spiel begnügen muss.

 

Aber, wie gesagt, es ist nur meine Meinung.

 

Liebe Grüße,

Olga

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Ah - Olga's in the house! :s01und ihr seid hier schwer dabei, isch denk noch. (Erzählersound-Sprache-Metabene-der Ezähler nicht als Regisseur, sondern als "Producer", spinnertes Zeug, das auch viel mit Musik zu tun hat ...)

 

Über Bremer, vor dem mir bei jedem Lesen graust, sollten wir vielleicht noch ein wenig reden. (?) Danke, dass du, Angelika, "am Beispiel meines Bruders" zitierst - hat mich seinerzeit auch sehr beeindruckt und mir wird meine Abneigung gegen Bremer, die ich bei jedem Lesen der Currywurst spürte (auch das ein Grund, warum ich das zwischen Bremer und Lena nie Liebesgeschichte nennen wollte?) jetzt viel klarer.

Das ist für mich übrigens eins der "E"-Elemente in diesem so unterhaltsamen Roman: Dass er dieses vielleicht leise, aber immer vorhandene Grausen (zumindest in mir) erzeugen kann - er zeigt mit dem Bremer einen Archetypen des für den Krieg instrumentalisierbaren Mannes, damals und heute und egal unter welchem Vorzeichen und berührt zumindest mich damit jenseits des Erkärbaren. (Besser kann ich mich heute leider nicht mehr ausdrücken ... :-X)

 

Weiteres E-Element: Dass man immer wieder eine neue Ebene entdeckt.

Für alles andere zu müde - aber ich denke noch ... (und versuche, dabei gut auszusehen ...)

Liebe Grüße in die Runde

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Ich sehe Bremer so wie Angelika ihn dargestellt hat. Er ist kein fanatischer Nazi, sondern ein klassischer Mitläufer. Er ist seinem Wesen nach überhaupt kein politischer Mensch. Heute würde man sagen: Er schwimmt im Mainstream mit. Nur war der Mainstream damals eben ein anderer. Natürlich graut einem, wenn er plötzlich hofft, Deutschland und die Westmächte würde gemeinsam gegen Russland ins Feld ziehen. Aber mir graut dabei weniger vor ihm als Person, sondern viel mehr vor dem, was aus ihm spricht. Denn der Mann hat sich im ganzen Leben noch keinen eigenen Gedanken über das hinaus gemacht, was ihn persönlich und unmittelbar betrifft.

 

Liebe Grüße

Andreas

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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Aber mir graut dabei weniger vor ihm als Person, sondern viel mehr vor dem, was aus ihm spricht.

 

Ja, genau, das mein ich doch, das mein ich!

Liebe Grüße

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Er ist kein fanatischer Nazi

Um es klar zu stellen: Als einen fanatischen Nazi sehe ich ihn auch nicht und habe das auch in keiner Weise gesagt.

Genau das ist für mich das Interessante an seiner Figur, dass er eben KEIN fanatischer Nazi ist.

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