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AndreasE

Gute Literatur: Welche Bedingungen braucht sie?

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Es ist viel Bedenkenswertes hier geschrieben worden, aber es ist auch schön, einiges zu ergänzen, zu bekräftigen.

 

Zum äußeren Druck:

Ich bin in Ungarn aufgewachsen, in der stalinistischen Ära. Ich erinnere mich daran, dass es einmal in der Woche ein Stück Butter gab, wofür man Schlange stehen musste, und weiß ebenso, was es bedeutet, jedes Wort auf die Wagschale legen zu müssen, um nicht ins Gefängnis zu wandern.

Unter diesen Verhältnissen blühte der Witz, der politische Witz, der Sprachwitz. In den kritischen Teilen der Bevölkerung wie auch in der Literatur. Es war geradezu ein Volkssport, eine Herausforderung an die Phantasie, Kritisches so gewitzt zu formulieren, dass einem kein Strick daraus gedreht wurde.

Trotzdem sind viele Intellektuelle ins Gefängnis gekommen oder lebten unter erbärmlichen Umständen. Wie es in totalitären Systemen aller Zeiten üblich ist.

Auch eine Perle entsteht, weil die Muschel sich gegen den schmerzhaften Druck eines Sandkorns wehrt und es mit Perlmutt überzieht.

Aber!

Wird der äußere Druck zu groß, befördert er weder Perlenbildung noch kluge Gewitztheit und Phantasie, sondern wirkt nur  erdrückend, macht mundtot, tot.

Das schlimmste Beispiel dafür, dass großer Druck nicht förderlich ist, sondern zum kulturellen Kahlschlag führt, sind die Bücherverbrennungen und ihre Folgen vor 75 Jahren.

(Dazu ist ein Thread von Andreas eröffnet worden.)

 

Zum inneren Druck:

Ich weiß schon, dass viele Künstler diese Mischung aus Motivation, Druck, Sehnsucht bis Halbwahn in sich tragen und auch als schöpferische Kraft, als Antrieb  brauchen.

Nur lässt sich dieses Befinden nicht wie eine Perle züchten.

Der wunderbare van Gogh hat bis zur Besessenheit kreativ gearbeitet, hat "wahnsinnig" schöne Bilder geschaffen und war bettelarm, hat wahrscheinlich tatsächlich oft gehungert.

Doch das Ausgehungertsein nach Leben (innerer Druck) muss nichts mit dem tatsächlichen Hunger aus Armut zu tun haben.

 

Aus diesen Gründen wehre ich mich nach wie vor gegen die Ausgangsthese der Diskussion, man müsse Künstler, Literaten nur aushungern, das trüge automatisch zur Verbesserung der Werke bei.

Das ist ein Umkehrschluss: Der zu Lebzeiten erfolglose, hungernde Maler wird Weltruhm erlangen, der arme Poet Großes hervorbringen. Es gibt solche Beispiele. Für mich zeugen sie eher von einem überragenden "inneren Druck", der den misslichen "äußeren Druck" trotz allem besiegen konnte.

Viele andere sind aber vor die Hunde gegangen.

 

Van Gogh: "Man sollte annehmen, Menschenliebe, die das Fundament von allem ist, sollte in jedem Menschen sein. Aber manche behaupten, es gebe bessere Fundamente. Auf die bin ich nicht sehr neugierig."

 

Was also tun hinsichtlich äußerer Bedingungen?

Sie menschenwürdig gestalten bzw. sich dafür einsetzen, dass sie so seien, so bleiben.

Helfen, dass Künstler ihre Freiräume schaffen, sie erhalten können. Kulturpolitisch sich dafür einsetzen. Freiräume auch finanziell. Auch bei der Möglichkeit, sich handwerklich weiter entwickeln zu können.

Also Förderung und nochmals Förderung. Auch auf die Gefahr hin, dass dabei einiges an Missbrauch und Fehlentwicklung passiert. Das muss eine Gesellschaft "in Kauf" nehmen.

 

Liebe Grüße

Imre

Gib, gib auch nach, aber gib nicht auf.&&www.imre-toeroek.de

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Ich schleiche seit einiger Zeit um diesen Thread herum.

 

Vieles wurde schon gesagt, und hilfreich ist es, ihn "wieder auf die Spur" zu bringen, wie AndreasE es getan hat.

Ja, was sollte man tun, wenn man frei entscheiden könnte, was zu fördern sei?

 

Besonders gefallen mir die Ansätze, etwas in den Schulen zu tun, um Aufmerksamkeit, Vorwissen über und Interesse an Literatur zu fördern, auf eine kreativere Weise, als es auch an meiner Schule getan wurde.

Sicher denken wir alle dabei gleichermaßen an "Club der toten Dichter".

Und das Schaffen von Freiräumen. Dabei denke ich viel weniger an finanzielle Freiräume für den Autor per se, sondern Freiräume im Handel (vielleicht durch Handelssubventionen?), die es ermöglichen würden, experimenteller, mutiger und genreübergreifend zu schreiben, viel mehr, als es heute in Deutschland üblich ist und angeboten wird. Aber nachdem die E-Literatur sich in den 50er Jahren bei uns als so gewichtig etabliert hatte, ja quasi den Neubeginn der deutschen Schriftstellerei überhaupt bildete, wird es sicher noch 20 Jahre oder länger dauern, bis diese Barrieren auch in den Köpfen wieder verschwunden sind und sich die Landschaft und ihre Möglichkeiten so darstellen, wie in anderen Ländern auch.

 

Aber da ist noch ein anderer Aspekt.

 

Nämlich die damit verbundene Fragen des "Warum".

 

Warum Literatur?

 

Ich lehne mich mit der folgenden These vielleicht weit aus dem Fenster, aber ich versuche es:

 

Aus dem Geschichtsunterricht kennen wir, dass eine Kultur dann besonders viel schöngeistige Kunst geschaffen hat, Kunst für die Zerstreuung, wenn sie reich und auf der Höhe ihrer Macht war. Wenn das Volk die Muße hatte, sich der Zerstreuung hinzugeben, statt sich um das nächste Essen oder die Verteidigung der Stadt zu kümmern. In Kriegs- und Kriesenzeiten, wenn Menschen unterdrückt werden, hungern, sterben, über hunderte von Jahre womöglich, entsteht wohl kaum schöngeistige Kunst - wohl aber Literatur.

 

Hier liegt für mein Empfinden einer der zentralen Unterschiede zwischen Unterhaltung und Literatur. Während erstere hauptsächlich der Zerstreuung dient, hat zweitere ein anderes Anliegen, ist Aus"Druck" eines inneren oder äußeren Drucks, beschäftigt sich mit inneren oder äußeren Problemen, möchte aufmerksam machen, zum Denken anregen, vielleicht belehren, Fragen stellen oder zum Handeln anregen, etc.

 

Eine übersättigte Kultur und Zeit, wie die unsere, schafft daher eher ein Übermaß an Zerstreuung, ganz anders, als es in Kriegszeiten oder Zeiten der Depression der Fall war. Literatur bei uns beschäftigt sich heute mit der Übersättigung, dem Gefühl der Bedeutungslosigkeit, der Gleichgültigkeit, der Abstumpfung, dem Moralverlust, der Entmystifizierung, dem Verlust der Individualität, etc. mit - mit Verlaub - Luxusproblemen, oder jedenfalls Problemen einer nachgelagerten Stufe.

Natürlich können wir alle einen Internetanschluss haben und uns trotzdem mit den Problemen der Obdachlosen, die Platte machen, Integrationsproblemen in Hamburg-Harbug oder mit einer Militärdiktatur in Afrika beschäftigen, es literarisch verarbeiten. Und das ist auch wichtig und gut! Aber Literatur aus Afghanistan klingt - und das ist ja wenig verwunderlich - nochmal vollkommen anders.

Hier ist eben noch ein Unterschied zwischen eigenem Leid und mitempfundenen Leid. So sehr wir uns anstrengen. Und vielleicht sollten wir froh darüber sein.

 

Das ist nichts anderes, als das, was der Journalist da so pointiert geschrieben hat: Aus dem Leid entsteht Literatur. Dabei stimme ich ihm zu.

Wer mit sich und der Welt rundum zufrieden ist, wird keine Literatur - in meinem obigen Sinne! - schaffen.

Dies nun an Literaturpreisen und -Stipendien festzumachen, ja, ist überspitzt, polemisch und lustig gemeint - und geht ja auch am Kern an der Sache vorbei. Auch mit Literaturpreis kann man wunderbar verhungern, die großen Summen, mit denen man - womöglich als alleinverdienendes Familienoberhaupt - ein Jahr überleben könnte, kann man an einer Hand abzählen, das ist also Quark.

 

Sollte ich beliebig fördern können, würde ich versuchen, die Welt als solches zu verbessern, in der Hoffnung, dass Literatur - wie oben definiert - nicht mehr "notwendig" ist. Stattdessen könnte man sich dann der Philosophie widmen.

 

Und nun denkt ihr alle: der Andreas hat jetzt vollkommen die Bodenhaftung verloren, der sollte man lieber erstmal ausschlafen. Na ja. Ich geh' ja schon ...

Andreas http://smilies.montsegur.de/24.gif

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Ich würde ganz schlicht den Etat der Büchereien erhöhen, damit die gute Literatur, die ständig hergestellt wird, dort angeschafft werden kann, und zwar in ausreichender Menge.

Und dann würde ich den Schulen ebenfalls Büchereien verpassen, die heute, wenn überhaupt noch vorhanden, von Fördervereinen (die vorwiegend aus Eltern bestehen) betrieben werden und mit Uralt-Literatur bestückt sind.

Ich würde damit nicht so sehr das Schreiben fördern, sondern mehr das Lesen.

Davon hätte der Autor langfristig doch wohl am meisten.

 

LG - Barbara

 

Das ist jetzt mal ein richtig vernünftig klingender Vorschlag.

 

Interessanterweise sind wir damit schon wieder beim Lesen. Vielleicht muss man in erster Linie das Lesen fördern, um die Literatur zu fördern?

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Vielleicht muss man in erster Linie das Lesen fördern, um die Literatur zu fördern?

 

 

Definitiv.

Es ist wie mit der Henne und dem Ei. Was war zuerst da?

Wenn es um Bücher geht traue ich mir die Aussage zu: Das Lesen.

 

Schreiben beruht in erster Linie auf dem Wunsch nach Nachahmung (wie alles andere übrigens auch). Man sieht etwas, man hört, man liest etwas und denkt sich: Das würde ich auch gerne können. Und dann legt man los. Naiv und unvorbereitet aber voller Tatendrang.

Vorraussetzung dafür ist allerdings ein befriedigender Erstkontakt. Man muss den guten Stoff überhaupt erstmal in die Finger bekommen um süchtig zu werden.

Und hier komme ich wieder auf das leidige Thema Schule. In Haushalten in denen es so gut wie keine Bücher gibt (das sind leider nicht wenige) ist die Schule häufig der Ort der ersten Berührung. Schöne Sache eigentlich: Man liest ein Buch, spricht darüber, tauscht sich aus, kann Verständnisprobleme lösen, entdeckt Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Leseverhalten. Die Frage ist nur: Was wird gelesen?

Ich habe zwei Söhne, 11 und 16, bei denen - ungelogen- immer noch der selbe Quark durchgenommen wird, wie wir vor dreißig Jahren. Die Lehrpläne sind dermaßen verkrustet, dass in der 9./10. Klasse immer noch Schillers 'Tell' und 'Maria Stuart', neben 'Galileo Galilei' und Mutter Courage' und 'Faust' steht. Im Prinzip alles ganz nett, aber taugt es auch, die Lust auf lesen und Schreiben zu wecken?

 

In der fünften Klasse sieht's auch nicht rosiger aus. Grammatik bis zum Abwinken. Wen es interessiert: Hier gibt es eine schöne Übungsseite für die 5. und 6. Klasse zum Thema Grammatik. Wer will, kann sich ja mal gerne selbst testen. (Man klicke auf 'Deutsch-interaktiv')

Aber bitte seid nicht all zu frustriert. :s22

 

Was steht noch auf dem Plan? Ah ja: Textinterpretation, gerne im Bereich Lyrik oder Theater. Das Fundament jeden guten Deutschunterrichts. Davon kann man nie genug haben, oder?

Der Roman? Ein stiefmütterlich gehegtes Pflänzchen, das sich bestenfalls im Bereich 'Entwicklungsroman' entfalten darf. Ich erinnere mich noch mit Schaudern an Kellers 'Der grüne Heinrich 1+2'. Kommt bei meinen Kindern sicher auch noch...

 

Wieviel Lust auf Lesen und Schreiben kann daraus entstehen?

In unserer Zeit gab es den netten Brauch, am Ende der Schule die Schullektüre zu verbrennen. Ich denke den wird es heute noch geben. Bei mir kann man mit Fug und Recht behaupten, dass ich trotz des Deutschunterrichtes mit Schreiben begonnen habe und nicht wegen.

 

Beste Grüße,

Thomas

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Zitat von Thomas:

Es ist wie mit der Henne und dem Ei. Was war zuerst da?

Wenn es um Bücher geht traue ich mir die Aussage zu: Das Lesen.

 

Schreiben beruht in erster Linie auf dem Wunsch nach Nachahmung (wie alles andere übrigens auch). Man sieht etwas, man hört, man liest etwas und denkt sich: Das würde ich auch gerne können. Und dann legt man los. Naiv und unvorbereitet aber voller Tatendrang.

 

Entspricht dem, was ich zuvor gesagt habe, man muss die Nachfrage fördern, Lust am Lesen vermitteln und zwar auf einem guten Niveau. Und das fängt im Elternhaus (ganz entscheidend) und in der Schule an.

 

Bei mir zu Hause, obwohl meine Eltern keine Akademiker waren, stand Lesen und das Debattieren über das Gelesene hoch im Kurs. Das ist für ein Kind sehr stimulierend. Hinzu kam, dass ich keine Geschwister hatte und es noch wenig Fernsehen gab. Was tut man an verregneten Tagen ---> Lesen. Ich habe Bücher gefressen, habe meine Autoren geliebt, wollte eines Tages auch mal schreiben. Hat zwar lange gedauert, bis ich mich dran gemacht habe, aber es war immer in meinem Hinterkopf.

 

Ich stimme zu, der Stoff, der den Kids geboten wird, ist für sie langweilig (weil sie andere Medien gewohnt sind), nicht mehr aktuell ("Effi Briest", ich bitte euch! Mein Sohn hat sie gehasst.) und zuletzt liegt es an der verstaubten Herangehensweise des Lehrers.

 

Die Idee mit den Öffentlichen Bibliotheken ist sicher gut. Noch mehr würde ich in den Kultusministerien tun, den Lehrplan entrümpeln, gute, neuere Autoren anbieten mit Inhalten, die einen Bezug zu den Kindern haben. Leseclubs gründen, wo Literatur debattiert wird, Projektgruppen fördern, in denen Schüler gemeinsam und in kleinen Teams Werke auseinandernehmen. Schreibwettbewerbe, bei denen man, vielleicht eine Szene aus einem Buch nimmt, und die Schüler sollen versuchen, es anders darzustellen, vielleicht zu anderen Schlüssen zu kommen oder eigene Geschichten abzuleiten, um Fantasie zu entwickeln.

 

Vor allen Dingen soll der Unterricht interaktiv sein. Kids lernen von Kids oft besser, als wenn sie Vorträgen ihre Lehrer lauschen sollen. Also Teamarbeit fördert Interesse, Aufmerksamkeit und Leistung. Literatur in Teamaktivitäten. Das fände ich gut.

 

Noch ein Beispiel aus der Kunst. Ich habe als Junge sehr viel gemalt. Ab 15 habe ich mich für Kunst an sich interessiert, habe über Künstler gelesen, Kunstbände studiert, Bilder bewundert, mich begeistern lassen. Und in der Schule? Nichts davon. Der Kunstunterricht in meiner Pubertät bestand größtenteils daraus, ein Bildchen zu malen, während der Lehrer uns Ludwig Thoma vorgelesen hat. Wir haben viel gelacht, aber nie das Werk eines großen Malers besprochen. Wie kann da Liebe zur Kunst entstehen?

 

Ulf

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Ich bin auch der Meinung, dass die Leseförderung absolut wichtig ist. Und zwar vom Kindergarten an (der ohnehin Pflicht werden sollte). Ein Drittel der Kinder hat noch kein Buch in der Hand gehabt, wenn es in die Schule kommt, und die meisten Gehirnverbindungen passieren vor diesem Alter. Kinder, denen vorgelesen wird, die über Bücher sprechen mit den Eltern (und wenn es zehn Mal hintereinander die Raupe Nimmersatt ist, das wächst sich alles aus ...), haben einen Zugang dazu, werden phantasievoll. Ich sehe es an meinem Bruder und mir (bei uns wurde wirklich viel gelesen, vorgelesen, darüber geredet), bei meinen Neffen und Nichte (Nico, wird am Samstag 12, denkt sich schon Geschichten aus) und ganz besonders krass bei unseren direkten Nachbarskindern. 2 Jungs, 3 Wochen auseinander. Ein Kind bekommt nie vorgelesen (dafür Freizeitparkbespaßung und TV), das andere in gesundem Maße. Die Unterschiede aufzuzählen, würde den Thread jetzt sprengen.

 

Ich weiß auch, dass in unserem Kleinstädtchen Rentner ehrenamtlich als Vorleseomas/opas in den Kindergärten aktiv sind. Da haben beide Seiten etwas davon.

Liebe Grüße, Susanne

 

"Books! The best weapons in the world!" (The Doctor)

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Ich glaube auch, dass man, wenn man wirklich etwas für die Literatur tun möchte, zweigleisig fahren muss:

 

1. Mehr Geld für Büchereien (allg. und Schule) - vielleicht auch einen umfangreichen Lesungs-Etat einrichten, damit man mehr Schriftsteller z.B. in die Schulen holen kann und die auch ordentlich dafür bezahlt (besser, als an die soziale Verantwortung des Autors zu appellieren und zu erwarten, dass der's kostenlos macht). Mehr Geld für Schülerzeitschriften, mehr Geld für technische Ausstattung (CAD-Programme etc.).

 

2. Ideell: Lehrplan entrümpeln, Schulsystem ändern

 

Ich kenne viele Deutschlehrer, die liebend gern die "klassische" Lektüre reduzieren würden, um den Fokus auf aktuellere Bücher zu lenken.

 

Meine ältere Tochter (9. Klasse) hat z.B. in der Schule "Alice im Hungerland" gelesen, jetzt beschäftigen sie sich gerade mit Thomas Brussig (Wasserfarben) - als Auflockerung nach Jamben und Tröchäen, was übrigens ebenfalls gut gemacht war, weil die Damen und Herren Pubertierende selbst dichten durften/mussten.

Zwischendurch versucht der Lehrer auch andere Inhalte (Eva Hermann, Kino - Die Welle) aufzulegen.

Auch die Grammatik kann man Schülern mit Hilfe interessanter Stoffe beibiegen, wenn man genug Zeit für die interessanten Stoffe hat und nicht durch den klassischen Lehrplan hetzen muss, der jetzt noch komprimierter ist, weil der Stoff aus 13 Klassen einfach auf 12 Klassen verteilt wurde und die Schüler entsprechend mehr Unterricht haben, was dazu führt, dass AGs zunehmend nicht mehr besucht werden (können), da zusätzliche Investition von Zeit.

Na ja, und in Klasse 9 und 10 arbeitet man eben auf den MSA (Mittlerer Schulabschluss) hin, und etwas langsamere Lerner haben kaum die Chance, sich nebenher noch mit was anderem zu beschäftigen.

 

Meine jüngere Tochter (10 J.) hat ebenfalls eine prima Deutschlehrerin, die außerhalb des Lehrplans z.B. einen Lesewettbewerb in der Klasse veranstaltet. Rein theoretisch sollen die Schüler die Möglichkeit haben, ihre Lektüre auch innerhalb des Unterrichts vorzustellen, nur leider ist das bei der Klassenstärke (30 Schüler) kaum machbar, nicht mal ansatzweise, weil der Lehrplan (auch andere Fächer betreffend) so ist, wie er leider immer noch ist.

Es war anfangs etwas schwierig, vor allem die Jungs davon zu überzeugen, dass "Kicker" nicht das ist, was man in die Leseliste eintragen sollte; aber mittlerweile ist das kein Thema mehr. Und auch die Mädchen haben begriffen, dass es beim Lesewettbewerb nicht um "Lissy" o.ä. geht.

Auf der anderen Seite konnten sich einige Kinder als eifrige Leser "normaler" Literatur outen, die das früher nicht getan hatten, weil das nicht "angesagt" war.

Nach einigen Anlaufschwierigkeiten ist das Lesen ansteckend geworden. Zuerst waren es nur 3 Kinder, die sich beteiligt haben - jetzt sind es fast alle und musste die Leseliste wiederholt erweitert werden.

 

Was ich ganz besonders schade finde ist, dass man immer noch versucht, Schüler zum Lesen zu "zwingen", anstatt sie mit Literatur "bekanntzumachen".

Deshalb würde ich auch gern etwas Geld in die bessere Ausbildung von Lehrern stecken. Damit die ebenfalls mehr lesen (und nicht ihre Schüler mit dem eigenen verkorksten Literaturbild verstören).

 

Ich glaube mit einigen anderen hier, dass das Lesen Grundvoraussetzung für gutes Schreiben ist - erst ahmt man seine Vorbilder nach (=Übung) und findet dann im Laufe der Zeit eine eigene Sprache, die später mit Stipendien etc. gefördert werden kann.

 

Der Grundstock für vieles wird in Kindheit und Jugend gelegt, also u.a. in der Schule. Und gerade dort würde ich den Kindern mehr Zeit geben, sich mit ihren diversen Talenten zu beschäftigen und diese kennenzulernen, anstatt sie vorwiegend mit später nie mehr benötigem Wissen zu überfüllen. Und das betrifft nicht nur den Deutschunterricht.

Also würde ich ihnen mehr Zeit zum Lesen, Schreiben, Zeichnen, Schauspielern, Musizieren, Sporttreiben etc. geben (daneben auch mehr Material), und zwar IN der Schule und in Teamwork (statt Frontalunterricht), anstatt Schüler mit vollgestopften (mit überflüssigem, teilweise sehr antiquiertem Zeugs) Lehrplänen bis zur Erschöpfung zu ver-bilden. Ich kann es schon verstehen, wenn nicht wenige sich dann zu Hause vor den Fernseher/PC, was auch immer werfen, weil sie erst mal nichts mehr aufnehmen können oder auch keinen Bock mehr drauf haben.

 

In Schottland wird in offenen Klassen und mit "levels" gearbeitet, nicht mit Sitzenbleiben. Und was die Brieffreundin (Finnin) meiner älteren Tochter aus ihrer Schule erzählt - da kann man nur neidisch werden.

 

LG - Barbara

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Ketzerisch gefragt: Braucht es angesichts der Tatsache, dass ungefähr tausend Mal mehr Autoren auf den Markt drängen, als für die Befriedigung der Nachfrage erforderlich ist, überhaupt Literaturförderung, "ideale Bedingungen" und ähnliches? Gar eine Änderung des Schulsystems, die Installation einer CW-Kultur, wie es sie in Amerika gibt (und die einen durchaus diskussionswürdigen "Gleichklang" der Erzählstimmen generiert hat)? Muss man auch noch fördern, was ohnehin im Überfluss getan wird? Vor allem in einem kulturellen Sektor, der sich so vehement der generalisierbaren qualitativen Beurteilung verweigert? Genügt es nicht, dass diejenigen, die meinen, unbedingt schreiben zu müssen, auch tatsächlich einen mehr oder weniger steinigen Weg zum persönlichen Erfolg finden?

 

Und wer soll wie die ja eigentlich wirtschaftlich arbeitenden Verlage dazu verpflichten, geförderte Autoren zu veröffentlichen? Durch die Bezuschussung von Publikationen? Was entsteht auf diese Art? Doch nur ABM oder "gute" Literatur, wie sie im Threadtitel genannt wird?

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@Andreas:

Vermutlich habe ich verstanden, was Du sagen willst, aber ich möchte doch noch einmal nachhaken, damit Du das präzisieren kannst.

 

Hier liegt für mein Empfinden einer der zentralen Unterschiede zwischen Unterhaltung und Literatur. Während erstere hauptsächlich der Zerstreuung dient, hat zweitere ein anderes Anliegen, ist Aus"Druck" eines inneren oder äußeren Drucks, beschäftigt sich mit inneren oder äußeren Problemen, möchte aufmerksam machen, zum Denken anregen, vielleicht belehren, Fragen stellen oder zum Handeln anregen, etc.

 

Willst Du damit sagen, dass es für Dich nur zwei Arten von Texten gibt? Nämlich auf der einen Seite solche, deren Autoren beim Schreiben nichts anderes im Sinn haben, als den Leser gut unterhalten zu wollen, und auf der anderen Seite jene, deren Autoren beim Leser andere Wirkungen erzielen wollen und deshalb auf den Unterhaltungswert pfeifen? Wo steht dann Shakespeare? Ist das für Dich Literatur oder einer der "Entertainer"?

 

Aus dem Leid entsteht Literatur. Dabei stimme ich ihm zu.

Wer mit sich und der Welt rundum zufrieden ist, wird keine Literatur - in meinem obigen Sinne! - schaffen.

 

Wie viele Menschen - auch in unserer westlichen Hemisphäre - sind denn mit sich und der Welt rundum zufrieden? Ich kenne da eigentlich kaum einen. Die meisten leiden an irgendetwas, auch wenn es nicht so materieller Art sein muss wie Hunger oder Bedrohung durch Gewalt. Manchmal sind sie sich dessen nicht bewusst, manchmal würden sie es auch einfach nie zugeben. Und manchmal haben sie sogar eine Phase, in der sie wirklich rundum zufrieden sind. Früher oder später findet sich aber wieder etwas zum Leiden, weil der Mensch nicht für Stillstand gemacht ist  ;) Insofern gäbe es auch bei uns genug Potenzial für Literatur. Die scheint für Dich aber nicht zu zählen, oder?

 

Lieben Gruß,

Daniela

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Hallo zusammen,

 

die erste Feststellung zum Schulunterricht ist, dass die Lehrer bei der Schullektüre genaue Vorgaben einzuhalten haben- und diese durch die Lehrer einer Schule noch weiter beschränkt werden. Oder anders formuliert: z.B. gibt es die Vorschrift in der 9. Klasse des Gymnasiums ein klassisches Drama zu lesen, für das der Lehrplan ein paar Vorschläge hat. Diese werden dann durch die Deutschlehrer einer Schule auf einen klassischen Text reduziert und die Auswahlmöglichkeit des Lehrers ist damit praktisch vorbei.

Neben diesen Pflichtlektüren gibt es noch die Möglichkeit weitere Lektüren je nach Thema und Zeit in den Unterricht zu übernehmen: z.B. wird in der 8. Klasse in Deutsch oder Englisch oft "Die Welle" oder von Thomas Brussig "Am anderen Ende der Sonnenallee" gelesen.

Gerade durch die Festlegung einer allgemeinen Abiturprüfung sind die Wahlmöglichkeiten im Abitur sogar noch geringer geworden, weil die Pflichtlektüren für die Prüfungen vorausgesetzt werden und freiwillige Lektüren dort nicht vorgesehen sind.

 

Und zu Tom:

Die Leseförderung in der Schule hat viel größere Wirkungen, als dass mehr Jugendliche Schriftsteller werden wollen: Denn wer liest, lernt unterschiedliche Sichtweisen und Menschen kennen und wird in Empathie geschult. Sein Sprachschatz ist weit größer und er kennt weit mehr Worte- zudem wird das Sprachgefühl deutlich verbessert. Zudem erwirbt er jede Menge nützliches und unnützes Wissen. Und das mit der Empathie ist wirklich ein wichtiger Faktor- ich kann da gerne ein paar kürzliche Erlebnisse aus der Schule annekdotieren, wo ich ganz befremdliche Erfahrungen zur fehlenden Empathie gemacht habe.

 

Die Erfahrung mit CW Kursen in Schulen und Unis ist, dass meistens Menschen daran teilnehmen, die schreiben und welche die schreiben wollen. Am Ende dieser Kurse schreiben aber nicht wesentlich mehr Personen als vorher- die meisten ich-würde-gerne,-wenn-ich-Zeit-habe,-habe-ich-aber-nicht warten danach weiterhin auf die Zeit zu schreiben. Sie lernen aber, dass Schreiben vielleicht eine Kunst ist, und wie bestimmte Dinge wirklich funktionieren.

Letztlich sind diese Kurse aber für die sehr hilfreich, die schon schreiben. Einerseits weil sie jede Menge Kontakt zu anderen Schreibern bekommen, sie ihre Fragen stellen können und eingeführt werden ins Schreibhandwerk. Das ist im Prinzip wie in vielen Sportarten: Je breiter die Basis, desto besser wird die Spitze.

Und die Basisförderung ist enorm hilfreich für viele Bereiche des Lebens- hier kommt die Gießkannenförderung, während in der Spitzenförderung gezielt einige Pflänzlein ins "Treibhaus" aufgenommen und aufgezogen werden.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Ketzerisch gefragt: Braucht es angesichts der Tatsache' date=' dass ungefähr tausend Mal mehr Autoren auf den Markt drängen, als für die Befriedigung der Nachfrage erforderlich ist, überhaupt Literaturförderung, "ideale Bedingungen" und ähnliches?[/quote']

 

Es geht ja nicht darum, die Masse der Schreiber zu vergrößern, sondern die Frage dieses Threads war: Welche Bedingungen braucht es, um gute Literatur entstehen zu lassen. Also Qualität.

 

Die ganze Diskussion um Druck, Entbehrung, traumatische Erlebnisse, etc, halte ich nicht für sinnvoll. Wer im Krieg war, hat sicher eine Menge erlebt, aber ob das automatisch zu guter Literatur führt, bezweifle ich. Und ob wior als Gesellschaft satt sind, ist auch nicht relevant. Thomas Mann war auch satt.

 

Die Frage nach Unterhaltung oder "ernsthafter" Literatur ist auch müßig. Wie Daniela sagt, was ist mit Shakespeare, der Unterhalter überhaupt? Solche Unterscheidungen sollte man lassen.

 

Nein, ich glaube, der richtige Ansatz ist das Lesen zu verbessern, interessanter zu machen. Wo viel Schach gespielt wird, entwickeln sich große Schachmeister, wo Golf eine Volksleidenschaft ist, da kommen die Golfstars her, eine Segelnation hat die besten Segler der Welt, usw.

 

Viele Leser mit hohen Ansprüchen ... das bringt gute Literaten hervor. Und um das zu bewerkstelligen, fängt man am Besten in der Schule an.

 

Übrigens ... zu den grpoßen Klassen. Auch große Klassen kann man in kleine Teams aufteilen, die dann gemeinsam miteinander arbeiten. Der Lehrer wird zum Berater und Moderator.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Je breiter die Basis' date=' desto besser wird die Spitze.[/quote']

 

Danke. Das war das Wort.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Hallo Daniela,

 

ich spreche sicherlich nicht für Andreas, aber da ich gerade in anderen Threads auch immer zu dem Thema komme- mal wieder etwas dazu.

 

Nämlich auf der einen Seite solche, deren Autoren beim Schreiben nichts anderes im Sinn haben, als den Leser gut unterhalten zu wollen, und auf der anderen Seite jene, deren Autoren beim Leser andere Wirkungen erzielen wollen und deshalb auf den Unterhaltungswert pfeifen?

 

Das entscheidende ist das "hauptsächlich", das Andreas auch ausdrücklich in seiner Aussage drin hat. Wer seinen Leser hauptsächlich unterhalten will, der kann sicherlich noch vieles in seinen Text hineinnehmen. Die Erfahrung dazu ist dann, dass das meistens ein wenig untergeht, unter der Unterhaltung.

In den anderen Texten werden Fragen gestellt, die im Text beantwortet werden- und das kann enorm unterhaltend sein, aber die Unterhaltung ist nicht das hauptsächliche Ziel.

 

Wo steht dann Shakespeare? Ist das für Dich Literatur oder einer der "Entertainer"?

 

Bis auf in wenigen Texten stehen bestimmte Fragen bei Shakespeare im Vordergrund, und neben diesem Vordergrund gibt es dann noch jede Menge weitere Dinge. Es gibt Klamauk, es gibt Wortverdrehungen, es gibt Verwechselungen und jede Menge mehr. Aber in den Dramen ist es die Frage, die Personen, und nicht die Unterhaltung, die im Vordergrund steht- und auch bei den meisten Komödien ist es ähnlich.

 

Wie viele Menschen - auch in unserer westlichen Hemisphäre - sind denn mit sich und der Welt rundum zufrieden? Ich kenne da eigentlich kaum einen. Die meisten leiden an irgendetwas, auch wenn es nicht so materieller Art sein muss wie Hunger oder Bedrohung durch Gewalt. Manchmal sind sie sich dessen nicht bewusst, manchmal würden sie es auch einfach nie zugeben. Und manchmal haben sie sogar eine Phase, in der sie wirklich rundum zufrieden sind. Früher oder später findet sich aber wieder etwas zum Leiden, weil der Mensch nicht für Stillstand gemacht ist ;) Insofern gäbe es auch bei uns genug Potenzial für Literatur. Die scheint für Dich aber nicht zu zählen, oder?

 

Schreiben bedeutet verwandeln: denn wenn Leid alleine ein Kriterium für gute Literatur wäre, würden die vielen Lebensberichte von Leidenden viel erfolgreicher sein und Literatur wäre nicht notwendig.

Die Verwandlung des Schreibens ist einmal die Selbstbeobachtung, die Fremdbeobachtung, die erst das Leid einordnet, das Leid hinterfragt und hinsieht, was es wirklich ist. Die Umwandlung in Literatur gibt diesem Leid erst eine Sprache, und über die Sprache entsteht auch die Möglichkeit für den Leser mitzuempfinden. Und daraus entsteht aus dem Einzelfall eine gewisse Allgemeingültigkeit. Das macht die Bedeutung von Literatur aus.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Von den Schullektüren habe ich durchaus profitiert' date=' weil sie mein Handwerkszeug erweitert haben! Von selbst hätte ich das meiste davon in diesem Alter nicht gelesen. Da hat der Zwang also nicht geschadet  ;)[/quote']

 

So klug war ich erst an der Uni ;-) Früher hab ich alles abgelehnt. Woraus sich der Schluß ableiten ließe, daß man - gerade als Autor - gar nicht genug Bildung kriegen kann. Mit dem Nebeneffekt allerdings, daß ich die Geschichten, die ich heute schreibe, als Schüler nicht gemocht hätte.

 

Man kann aber die ursprüngliche Frage dahingehend erweitern - danke für die Anregung! -' date=' dass man fragt, [b']ob[/b] äußere Bedingungen überhaupt etwas mit der Qualität von Literatur zu tun haben? Wenn nein, hieße das, dass gute Bücher ganz unabhängig von äußeren Umständen entstehen oder nicht entstehen, ihr Entstehen mithin also einzig davon abhängt, ob entsprechende schreiberische Talente - warum auch immer, vielleicht genetisch bedingt, auf alle Fälle aber unvorhersehbar und nicht beabsichtigbar - vorhanden sind und tätig werden oder nicht. Auch das wäre eine denkbare Antwort.

 

Selbst wenn ja, drängt sich vielleicht die Frage auf, ob sie dann steuerbar wären, und der Kultusminister, in den wir uns versetzen sollen, wirlich gezielt etwas dafür tun könnte. Obgleich letztlich natürlich alles von äußeren Einflüssen bestimmt sein mag (mein Weltbild ist da ein schlimm mechanistisches). In dem Zusammenhang fällt mir auch auf, daß man immer wieder von Autoren hört, daß der Erfolg eines ihrer Werke für sie selbst eine große Überraschung war. Manchmal ist das sicher nur falsche Bescheidenheit, aber - glaube ich zumindest - nicht immer. Und wenn schon für  Autoren die eigene Leistung weder nachvollziehbar noch reproduzierbar war, wie will dann unser Kultusminister sie dazu bringen?

 

Früher oder später findet sich aber wieder etwas zum Leiden' date=' weil der Mensch nicht für Stillstand gemacht ist  ;)[/quote']

 

... und das halte ich tatsächlich für eine der fundamentalsten menschlichen Eigenschaften. Wenn man Literatur, wie Andreas das tut, tatsächlich als Ausdruck eines Leids sehen will (ein bissl was scheint mir schon dran zu sein), so kann dies doch alle möglichen Ursachen haben: ob die Mutter nun krank, das Konto leer, das Wetter schlecht ist, irgendwas findet sich immer, was man glaubt, durch Schreiben kompensieren zu müssen. Doch wie Imre schon sagte, wenn der Druck zu groß wird, hat es sich auch für die tapferste Auster ausgeperlt...

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Hallo Thomas,

 

Deine Argumentation habe ich bereits in anderen Threads gelesen und finde sie auch dieses Mal nur vordergründig schlüssig:

 

Wer seinen Leser hauptsächlich unterhalten will, der kann sicherlich noch vieles in seinen Text hineinnehmen. Die Erfahrung dazu ist dann, dass das meistens ein wenig untergeht, unter der Unterhaltung.

In den anderen Texten werden Fragen gestellt, die im Text beantwortet werden- und das kann enorm unterhaltend sein, aber die Unterhaltung ist nicht das hauptsächliche Ziel.

 

Du sagst also: Der eine Autor packt zusätzlich Fragen und Antworten hinein, aber die gehen in der Unterhaltung unter. Der andere schreibt seine Fragen und Antworten so, dass es enorm unterhaltend ist, aber bei dem gehen sie nicht unter. Der Unterschied liegt also weder in der Intention (bewusst Fragen und Antworten hineinpacken wollen beide) noch im Unterhaltungswert (beide bezeichnest Du als unterhaltend), sondern lediglich im Erkennbarbleiben der Intention. Das heißt für mich eigentlich nur, dass der eine seine Intention handwerklich gut umgesetzt hat, der andere nicht.

 

Bis auf in wenigen Texten stehen bestimmte Fragen bei Shakespeare im Vordergrund, und neben diesem Vordergrund gibt es dann noch jede Menge weitere Dinge. Es gibt Klamauk, es gibt Wortverdrehungen, es gibt Verwechselungen und jede Menge mehr. Aber in den Dramen ist es die Frage, die Personen, und nicht die Unterhaltung, die im Vordergrund steht- und auch bei den meisten Komödien ist es ähnlich.

 

Die Frage ist: Hat Shakespeare nicht einfach beides gewollt? Unterhalten und seine Fragen durchspielen? Was unterscheidet ihn dann von einem Unterhaltungsautor, der ein paar solcher Fragen einstreut? Der Unterschied ist nur graduell, aber nicht fundamental. Es leuchtet mir einfach nicht ein, das für zwei klar trennbare Schubladen zu halten.

 

wenn Leid alleine ein Kriterium für gute Literatur wäre, würden die vielen Lebensberichte von Leidenden viel erfolgreicher sein und Literatur wäre nicht notwendig. Die Verwandlung des Schreibens ist einmal die Selbstbeobachtung, die Fremdbeobachtung,  die erst das Leid einordnet, das Leid hinterfragt und hinsieht, was es wirklich ist.

 

Das versteht sich von selbst. Aber hier wurde ja diskutiert, ob Leid eine zwingende Voraussetzung für Literatur ist. Wir scheinen uns weitgehend einig zu sein, dass dem so ist. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass Leid nicht zwangsläufig mit Armut, Hunger, Verfolgung oder Terrorregimen gleichgesetzt werden muss. Leid hat viele Gesichter und kann deshalb auch bei uns entstehen und gute Literatur hervorbringen.

 

Die Umwandlung in Literatur gibt diesem Leid erst eine Sprache, und über die Sprache entsteht auch die Möglichkeit für den Leser mitzuempfinden. Und daraus entsteht aus dem Einzelfall eine gewisse Allgemeingültigkeit. Das macht die Bedeutung von Literatur aus.

 

Die Möglichkeit, Leid mitzuempfinden, reicht mir als alleiniges Merkmal für Literatur nicht aus. Schon gar nicht für sogenannte Hochliteratur, die Du vermutlich meinst. Ich lese gerade ein Buch über eine tragische Everest-Besteigung (also ein literarisch eher anspruchsloser Tatsachenbericht), und das nimmt mich stellenweise sehr viel mehr mit als jedes Shakespeare-Drama, weil ich den Leuten viel näher bin als einem in Metaphern und Versen sprechenden Hamlet  ;)

 

Liebe Grüße,

Daniela

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Ketzerisch gefragt: Braucht es angesichts der Tatsache' date=' dass ungefähr tausend Mal mehr Autoren auf den Markt drängen, als für die Befriedigung der Nachfrage erforderlich ist, überhaupt Literaturförderung, "ideale Bedingungen" und ähnliches?[/quote']

Braucht es eine Musikförderung in Zeiten, in denen sowieso mehr Leute ein Instrument spielen, als Konzerthallen Termine frei haben?

Braucht es eine Leseförderungen in Zeiten, in denen es sowieso viel zu viele Leser gibt?

Braucht es Sportvereine, in Zeiten, in denen sowieso viel mehr Leute Fußball spielen, als die Bundesliga je gebrauchen könnte?

 

Seltsame Frage. Auf sowas können auch nur Literaten kommen.

 

Hans Peter

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Hallo, Hans Peter.

 

Das geht einher mit der Diskussion, die wir jüngst hatten oder noch haben: Text -> Buch. Der Ritterschlag in der Literatur besteht einzig aus der Veröffentlichung. In fast allen von Dir als Vergleich herangezogenen Bereichen sieht das anders aus.

 

Ansonsten stimme ich Ulf zu:

 

Viele Leser mit hohen Ansprüchen ... das bringt gute Literaten hervor. Und um das zu bewerkstelligen, fängt man am Besten in der Schule an.

 

Mal davon abgesehen, dass viele Autoren m.E. zu wenig lesen.

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Aber hier wurde ja diskutiert, ob Leid eine zwingende Voraussetzung für Literatur ist. Wir scheinen uns weitgehend einig zu sein, dass dem so ist.

 

Hallo Daniela,

 

damit bin ich nicht unbedingt einverstanden. Wenn jemand etwas Traumatisches erlebt hat, hilft es ihm vielleicht, den Horror lebensechter zu beschreiben, als jemand, der versucht, so etwas nachzuempfinden, ohne es erlebt zu haben.

 

Aber wie du selbst schon sagst, das ist wie die Mount Everest Tour. Der Zeitzeugenbericht erschüttert vielleicht mehr, als der Roman. Solche Erlebnisse können Literatur eindringlicher, echter machen, aber es ist keine Voraussetzung für gutes Schreiben. Papillon berichtet über sein Leben in beeindruckender Weise, aber ist es große Literatur? Und was schreibt er, wenn er nicht mehr über seine Gefangenenzeit berichtet?

 

Nein. Literatur ist noch etwas ganz Anderes.

 

Im Gegenteil ... mich beindruckt mehr der Autor, der Abstand hat, der eine gewisse Objektivität mitbringt, um Erkenntnisse und Wahrheiten zu beschreiben. Wer zu nahe am Thema ist, hat es oft schwer. Der gute Autor muss seine Leute einmal aus zehntausend Fuß betrachten können, und dann wieder so nahe, dass man die Poren sieht. Dazu braucht er Distanz, aber auch Empathie und Vorstellungskraft, um sich in seine Figuren heineinzuversetzen in einer Weise, die für den Leser glaubwürdig, interessant und attraktiv ist. Leid hat damit nichts zu tun.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Hallo Daniela,

 

Du sagst also: Der eine Autor packt zusätzlich Fragen und Antworten hinein, aber die gehen in der Unterhaltung unter. Der andere schreibt seine Fragen und Antworten so, dass es enorm unterhaltend ist, aber bei dem gehen sie nicht unter. Der Unterschied liegt also weder in der Intention (bewusst Fragen und Antworten hineinpacken wollen beide) noch im Unterhaltungswert (beide bezeichnest Du als unterhaltend), sondern lediglich im Erkennbarbleiben der Intention. Das heißt für mich eigentlich nur, dass der eine seine Intention handwerklich gut umgesetzt hat, der andere nicht.

 

Meiner Meinung nach gibt es deutliche Unterschiede: Wenn ich ein Thema bearbeite, dann kann ich dieses aus Unterhaltungsgründen klar durchstrukturieren oder überlegen, welche Fragen in dem Thema drinstecken, und das dann anhand der Figuren und ihrer Entwicklung, sowie an den Fragen strukturieren- das macht in der Ausführung je nach Autor keinen oder einen sehr großen Unterschied.

Um es konkreter zu machen: Bei U.Eco steht bei "Im Namen der Rose" eben die Krimihandlung nicht im Mittelpunkt- sondern bildet einen dramaturgischen Rahmen. Erörtert werden verschiedene andere Fragen: Die Zensur des Mittelalters, antikes Wissen, Bücherwissen, Klösterleben, erwachende Sexualität, Umgang mit Behinderten.... Dazu werden neben Ecos Text ungefähr 1000 Verweise verwendet, von der Rosenornamentik in mittelalterlichen Räumen (für das Schweigen), verschiedene Mönchsorden, bis hin zu verschiedenen philosophischen, weltanschaulichen, religiösen Texten der Zeit, aus der Zeit davor, sowie Ideen über Semiotik und vieles mehr.

Bei K.Follet "Die Säulen der Erde" geht es um eine Familie von Steinmetzen und ihr Leben mit dem Kathedralenbau- weswegen natürlich nebenbei sehr viel über den Kathedralenbau kommt- aber eben nur nebenbei. Im Zentrum der Handlung stehen die Steinmetze und ihre Familie und ihr Schicksal- und auch die Verweise sind deutlich reduziert.

Ich habe beide Texte gelesen, und mich bei beiden Texten sehr gut unterhalten- und ich schätze beide Autoren sehr und beide Bücher sind handwerklich gut gemacht. Aber Eco bringt mich dazu sehr lange über manche Dinge nachzudenken, während ich bei Follet das Buch meistens lächelnd weglege, mich freue gelesen zu habe, und dann etwas anderes mache.

 

Die Frage ist: Hat Shakespeare nicht einfach beides gewollt? Unterhalten und seine Fragen durchspielen? Was unterscheidet ihn dann von einem Unterhaltungsautor, der ein paar solcher Fragen einstreut? Der Unterschied ist nur graduell, aber nicht fundamental. Es leuchtet mir einfach nicht ein, das für zwei klar trennbare Schubladen zu halten.

 

Vielleicht stehen wir an zu unterschiedlichen Positionen, um da zu einer Einigung zu kommen.

Wenn ich "Romeo und Julia" lese, dann geht es um die Frage der Unmöglichkeit der Liebe zwischen zwei Kindern aus verfeindeten Geschlechtern. Die meisten Liebesromane gestalten nur überwindbare Hindernisse für eine Liebe, die letztendlich erfüllt werden, während moderne Romane über die Liebe zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen- während sie diese Frage bearbeiten. Romane wie Sagan "Kennen sie Brahms" oder Siri Husvedt "Was ich liebte" verwenden die Liebesgeschichte als Rahmen, während sie eigentlich über etwas anderes schreiben, über das Leben in einer Zeit, über persönliche Schwierigkeiten, Niederlagen, Glück, Erfüllung- was alles dann nicht immer mit der Liebe zu tun hat.

 

Zum Thema Leid: Ich habe nur etwas über Leid und Literatur geschrieben- und wollte dabei weder etwas über E- noch U- sagen, weil beide das können. Ich bin nur bei reinen Lebensberichten skeptisch, weil dort die genannte "Verwandlung" fehlt.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Es gibt gute Unterhaltungsliteratur und gute Hochliteratur. Den Unterschied zu negieren ist aber weder realistisch noch sinnvoll. Dass wie bei allen Einteilungen auch hier die Grenzen fließend sind, muss jedem klar sein, der solche oder ähnliche Begriffe verwendet. Genreliteratur scheint mir ein Begriff zu sein, der vielleicht besser die Markierung zieht. Günter Grass ist nicht Genre, T.C.Boyle ist nicht Genre etc etc. Dass beide unterhaltend schreiben können, ist dennoch unbestritten, aber ihr Werk ist meiner Ansicht nach eben universeller als jenes der von mir ebenfalls verehrten Herren Stephen King und Georges Simenon, bzw. der Damen Rendell/Vine, Highsmith & Co. Dass gerade die hier namentlich genannten „Genreautor/inn/en“ so populär und gleichzeitig hochgeachtet sind, liegt vermutlich daran, dass sie die Grenzen des Erwartbaren sprengen, bzw. ständig erweitern und so ihr Genre, ohne es je zu verlassen, bereichern und auch für Leser attraktiv machen, die sonst eher der Hochliteratur frönen.

 

Daher scheint es mir wichtig, dass auch Unterhaltungsliteratur ihre Förderung genießt, da kurzsichtige Marktpolitik meistens eher das Schreiben nach Schema F unterstützt. Einrichtungen wie der Glauser-Preis für Krimis bilden hier ein gewisses Gegengewicht. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass auch öffentliche Förderung sich nicht auf Hochliteratur beschränkt. Angesichts eines immer kleineren Förderkuchens, ist dieser Wunsch allerdings etwas unrealistisch.

Dem Argument, dass kommerzielle Literatur eben über den Kommerz zu überleben hat, ist zwar schwer zu widersprechen, aber der Markt ist auch nicht immer das ideale Regulativ. Oder?

 

Grüße

Wolfgang

 

P.S. dass der Dichter leiden oder gar hungern muss, scheint mir ein Überbleibsel aus der Romantik zu sein.

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Leute,

 

das Thema E- oder U-Literatur hatten wir ja schon. Es ist zweifelsohne interessant. Vielleicht verdient es einen eigenen Thread.

 

Hier wollten wir allerdings darüber reden, welche Bedingen gute (egal ob E/U) Literatur hervorbringen. Dabei waren wir dabei stehengeblieben, das Leser mit Anspruch dazu beitragen und dass ein Kultusminister hier etwas tun könnte.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Ich bin auch der Meinung' date=' dass die Leseförderung absolut wichtig ist. Und zwar vom Kindergarten an (der ohnehin Pflicht werden sollte).[/quote']

 

Zur frühkindlichen Förderung im künstlerischen Bereich, also auch Leseförderung,

der aktuelle Newsletter des Deutschen Kulturrats.

 

LG Imre

 

 

Newsletter

 

Frühkindliche kulturelle Bildung

kultur · kompetenz · bildung Nr. 16 ist erschienen

 

Kulturelle Bildung von Anfang an ist das Thema dieser Ausgabe von kultur · kompetenz · bildung, die sich mit der frühkindlichen Bildung befasst. Dabei wird zum einen auf die frühkindliche kulturelle Bildung in Kindertagesstätten eingegangen und zum anderen auf die Angebote freier Träger der kulturellen Bildung.

 

Rückenwind oder Stolpersteine?

Von Max Fuchs 1

 

Kindertagesbetreuung als frühkindliche Bildung?

Von Thomas Rauschenbach und Gerald Prein 2

 

Künste machen Kinder kompetent

Von Kristin Bäßler 3

 

Kunst und Kreativität von Anfang an

Von Gerd Taube 4

 

Aller Anfang ist leicht

Von Peter Kamp 5

 

Weg vielfältiger Selbstbildung

Von Monika Mayr 6

 

Mit Musik ins Leben

Von Matthias Pannes 7

 

Geknautscht und gelesen

Von Heinrich Kreibich 8

 

 

Download von kultur · kompetenz · bildung  (Ausgabe 16) als pdf-Datei unter (Link ungültig)

Gib, gib auch nach, aber gib nicht auf.&&www.imre-toeroek.de

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Daher scheint es mir wichtig, dass auch Unterhaltungsliteratur ihre Förderung genießt, da kurzsichtige Marktpolitik meistens eher das Schreiben nach Schema F unterstützt. Einrichtungen wie der Glauser-Preis für Krimis bilden hier ein gewisses Gegengewicht. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass auch öffentliche Förderung sich nicht auf Hochliteratur beschränkt. Angesichts eines immer kleineren Förderkuchens, ist dieser Wunsch allerdings etwas unrealistisch.

Dem Argument, dass kommerzielle Literatur eben über den Kommerz zu überleben hat,  ist zwar schwer zu widersprechen, aber der Markt ist auch nicht immer das ideale Regulativ. Oder?

 

Ich finde das Argument ausgezeichnet - mehr Diversität bei der Förderung, und eine Eindämmung der regulativen Macht des Marktes (und der Schema F-Reproduktion, die es nämlich auch innerhalb vermeintlicher Hochliteratur gibt, welche auch nicht vor Generik gefeit ist) wären sicherlich zuträglich für die Entstehung "guter" Literatur, gleich welchen Genres.

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Zur frühkindlichen Förderung im künstlerischen Bereich, also auch Leseförderung,

der aktuelle Newsletter des Deutschen Kulturrats.

(Link ungültig)

 

Genau, das muss "nur" umgesetzt werden, denn Erkenntnisse sind ja da.

 

Also würde ich, hätte ich Fördermittel, diese nicht nur in Büchereien und Schulen stecken, sondern auch Kindergärten und Horte aufrüsten.

Und zusätzlich ein bisschen Geld in die kulturelle Aus- und Weiterbildung des Kindergartenpersonals stecken.

 

Mal was anderes machen als ausmalen lassen, was ja leider immer noch oft praktiziert wird. Oder Ausschneiden von Vorgestanztem. Mit dem Argument: Die Kleinen machen das so gern! :s11

(Kein Wunder, wenn die Kleinen dann auch gern das Vorgestanzte aus dem Fernseher konsumieren ... und ganz später vorgestanzte Literatur verfassen ...)

 

Förderung der Fantasie von klein auf, weiterführen in der Schule - ein Traum ...

 

LG - Barbara

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@Thomas: Du überzeugst mich immer noch nicht, denn Effi Briest gilt auch als Hochliteratur und kann nicht mit 1000 Verweisen auf alle möglichen weiterführenden Themen aufwarten. Du kannst jetzt sagen, dass da aber das gesellschaftlich bedingte Leid der Hauptfigur im Mittelpunkt steht und die Liebesgeschichte nur Nebensache ist. Aber in meinen Geschichten ist die Handlung auch immer nur Nebensache, und die Entwicklung und Interaktion der Charaktere vor ihren kulturellen Hintergründen steht für mich klar im Vordergrund. Wenn ich jetzt deshalb behaupten würde, ich sei Hochliteratin ... DAS gäbe einen Aufschrei  ;) Also: Finde bessere Unterscheidungskriterien, um mich zu überzeugen!

 

P.S. Bitte jetzt keine Protestmails, denn ich erhebe keinen Anspruch auf irgendwelche Lorbeeren! Mir geht es nur um hieb- und stichfeste Unterscheidungsmerkmale für einen schwammigen wissenschaftlichen Begriff  :s01

 

@UlfSch: Das Thema U-/E-Literatur hat aber eigentlich Andreas hier wieder eingebracht  ;)

 

 

Nein, ich hör ja schon auf und komme zurück zum Thema:

 

 

Ich finde das Argument ausgezeichnet - mehr Diversität bei der Förderung, und eine Eindämmung der regulativen Macht des Marktes (und der Schema F-Reproduktion, die es nämlich auch innerhalb vermeintlicher Hochliteratur gibt, welche auch nicht vor Generik gefeit ist) wären sicherlich zuträglich für die Entstehung "guter" Literatur, gleich welchen Genres.

 

Klingt gut, aber die Eindämmung der regulativen Macht des Marktes hat sich die Förderung ja jetzt schon auf die Fahnen geschrieben. Die Schema F-Produktion wird trotzdem fröhlich weiter unterstützt. Womit wir wieder bei den Kriterien wären ...

 

Leseförderung in Kindergärten und Schulen ist wirklich die beste Grundlage von allen - gleich nach Leseförderung im Elternhaus, aber die kann man ja nicht staatlich verordnen. Obwohl ... in Deutschland ist da fast alles möglich  ;D

 

Lieben Gruß,

Daniela

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