Zum Inhalt springen
AndreasE

Gute Literatur: Welche Bedingungen braucht sie?

Empfohlene Beiträge

Vielleicht ist Entbehrungen das falsche Wort. Aber es fällt schon auf, dass viele der großen Autoren sich irgendwie Druck geschaffen haben.

 

Hemingway riet, man solle so schreiben, als müsse man alles telegrafieren, zu 1$ pro Wort (und damals war der Dollar richtig was wert). Schrieb im Stehen.

 

Simenon packte die gesamte Rohfassung in elf Tage, in denen er bis zum Umfallen auf die Schreibmaschine eindrosch.

 

Jack Kerouac mit seiner Manuskriptwalze.

 

Dostojewski verspielte sein Geld in Baden-Baden, statt zu schreiben, und musste dann innerhalb eines Monats einen Roman fertigstellen ("Der Spieler").

 

So Beispiele findet man viele. Autoren dagegen, die zwischen zwei Parties oder am Pool lümmelnd ab und zu ein paar Zeilen schreiben und auf diese Weise was Bedeutendes vollbringen, fallen mir jetzt zumindest spontan keine ein.

 

Braucht es Druck? Immerhin ist der Druck bei der Entstehung der einzige Unterschied zwischen Kohle und Diamant...  :s22

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Autoren dagegen' date=' die zwischen zwei Parties oder am Pool lümmelnd ab und zu ein paar Zeilen schreiben und auf diese Weise was Bedeutendes vollbringen, fallen mir jetzt zumindest spontan keine ein.[/quote']

 

Hm, so habe ich mir eigentlich immer dein Leben in der Bretagne vorgestellt. (Bitte nimm mir nicht diese Illusion! :D)

 

Sind die Autoren, die du nennst, nicht allesamt Getriebene? Kommt der Druck, dem sie ausgesetzt sind, nicht aus ihrem Inneren? Wenn ja: Äußerer Druck, wie in dem Ausgangs-Essay beschrieben, wäre dann gar nicht nötig. Der Druck ist sowieso da. (Ob er absolut nötig ist, ist die andere Frage - es gibt auch herausragende Schauspieler, die nicht ganz so jenseits von Gut und Böse wie Kinski sind ...)

 

Hans Peter, ich kann dir zustimmen, was den Widerspruch angeht. Und frage mich jetzt, ob gerade schlechte Lehrer Autoren heranbilden, indem ein Schüler aus einer Art Trotzhaltung heraus selbst beweisen will, was er kann und was er für Literatur hält. Hm.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

So Beispiele findet man viele. Autoren dagegen, die zwischen zwei Parties oder am Pool lümmelnd ab und zu ein paar Zeilen schreiben und auf diese Weise was Bedeutendes vollbringen, fallen mir jetzt zumindest spontan keine ein.

 

Goethe;-). Jedenfalls nach den Leiden des jungen Werthers?

 

Wenn deine Vermutung stimmt, sieht es im Land der Dichter und Denker ziemlich mau aus.

 

Und wenn ich mir "Buick Rivera" und "das dunkle Schiff" anschaue, könntest du vielleicht recht haben.

 

Wobei mir einfällt - Huhu Lionne! Was hatte ich dir letzte Woche in deinem Telefon-Interview gesagt? Deutete jedenfalls, wenn ich es mir heute überlege, auch darauf hin.

 

Vielleicht genug Druck, dass du dein Thema finden und ausgraben kannst?

 

Hans Peter

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hans Peter' date=' ich kann dir zustimmen, was den Widerspruch angeht. Und frage mich jetzt, ob gerade [i']schlechte[/i] Lehrer Autoren heranbilden, indem ein Schüler aus einer Art Trotzhaltung heraus selbst beweisen will, was er kann und was er für Literatur hält. Hm.

 

Also meine Deutschlehrerin war ziemlich schlecht. Im Nachhinein betrachte ich das wirklich als Vorteil - in manchen Punkten stimme ich ihr heute sogar zu.

 

Damals aber motivierte sie mich vor allem dahingehend, mir meine eigenen Idole zu suchen. Was ein guter Antrieb sein kann, aber nicht muß.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Autoren dagegen' date=' die zwischen zwei Parties oder am Pool lümmelnd ab und zu ein paar Zeilen schreiben und auf diese Weise was Bedeutendes vollbringen, fallen mir jetzt zumindest spontan keine ein.[/quote']

 

Hm, so habe ich mir eigentlich immer dein Leben in der Bretagne vorgestellt. (Bitte nimm mir nicht diese Illusion! :D)

 

Also - ich mag gar keine Parties... ;)

 

Sind die Autoren, die du nennst, nicht allesamt Getriebene? Kommt der Druck, dem sie ausgesetzt sind, nicht aus ihrem Inneren? Wenn ja: Äußerer Druck, wie in dem Ausgangs-Essay beschrieben, wäre dann gar nicht nötig.

 

Ja, stimmt, das ist ein Unterschied. Es ist immer Druck, den sich der Betreffende selber erzeugt.

 

Allerdings kennt man das nicht nur aus den oberen Etagen der Literatur; es gibt genauso den Heftromanschreiber, der von den 6 Wochen, die er bis zur Abgabe hat, grundsätzlich 5 verbummelt und in der letzten Woche dann bis an den Rand des Herzinfarkts schuftet.

 

Obwohl es mir fern liegt, Heftromanschreiber pauschal abzuqualifizieren http://smilies.montsegur.de/02.gif, sollte sich doch einigermaßen leicht ein Konsens finden lassen, dass der Heftroman jedenfalls nicht die Krone des Möglichen darstellt.

 

Insofern ist das mit dem Druck allein schon wieder nicht hinreichend... :s03

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Was ist das denn überhaupt für eine Frage - welche "Bedingungen" braucht gute Literatur? Dazu müsste man erstmal wissen, was gute Literatur überhaupt ist, was sie ausmacht. Man müsste von denjenigen, die Patentrezepte liefern oder als Vorlage dienen, wissen, was sie geschrieben hätten, wären die Bedingungen andere gewesen (Hemingway im Sitzen). Fraglos sollten Autoren über sehr viel Empathie verfügen (ersatzweise - oder eigentlich besser - sehr viel selbst erlebt haben), um glaubwürdig erzählen zu können. Sie sollten sich freimachen von allen Kopfbremsen und -schranken. Aber da endet es auch schon. Der eine kann nur im lärmenden Lokal schreiben, zwischen Schweißgeruch und lauter Musik, und der andere braucht kontemplative Stille und "open skies". Weiß der Geier. Seltsame Ausgangsfrage, mit Verlaub. Kommt dieser hier gleich: "Kann mir bitte jemand den Stein der Weisen ausleihen?" ;)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Autoren dagegen' date=' die zwischen zwei Parties oder am Pool lümmelnd ab und zu ein paar Zeilen schreiben und auf diese Weise was Bedeutendes vollbringen, fallen mir jetzt zumindest spontan keine ein.[/quote']

 

Hm, so habe ich mir eigentlich immer dein Leben in der Bretagne vorgestellt. (Bitte nimm mir nicht diese Illusion! :D)

 

Also - ich mag gar keine Parties... ;)

Aha. Und jetzt veranstaltest du ständig welche am Pool (den du auch nicht magst), um dich unter Druck zu setzen ;-)?

 

Hans Peter

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hm, Deutschlehrer hatte ich gute und schlechte. Auf meinen Drang zu schreiben, hatten die aber eher keinen Einfluss. Der war schon in der Grundschule da.

Von den Schullektüren habe ich durchaus profitiert, weil sie mein Handwerkszeug erweitert haben! Von selbst hätte ich das meiste davon in diesem Alter nicht gelesen. Da hat der Zwang also nicht geschadet  ;)

 

Was den Druck angeht: Ohne inneren Druck könnte ich niemals ein Buch schreiben, das ich am Ende auch selbst für richtig gut halte. Äußerer Druck ist manchmal hilfreich, um zügiger fertig zu werden, aber wenn er zu groß wird, leidet (zumindest bei mir) auch wieder die Qualität darunter.

 

Liebe Grüße,

Daniela

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Mit dem Druck bin ich nicht so pauschal einverstanden.

 

Drang und Motivation, etwas zu schaffen, ja! Aber Druck im Sinne von Zeitdruck, das funktioniert nicht für jeden.

 

Manche bringen das Beste unter Druck zustande, andere nicht. In der Werbebranche geht es ständig auf dem letzten Drücker und was so ein rechter Chaot ist, der liebt das.

 

Ich ziehe regelmäßiges, systematisches Arbeiten vor. Ich versuche mich zur Disziplin zu motivieren. Das hilft mir, Texte 15x anzufassen und zu verbessern, bis ich zufrieden bin. Unter Zeitdruck könnte ich zwar hundert Seiten in einem runterschreiben. Ob die aber wirklich gut sind ....

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Es war nur die Beobachtung, dass sich viele Autoren selber (!) Druck schaffen.

 

Und die Frage, warum das wohl so ist.

 

Und ob es was mit dem Entstehen guter Bücher zu tun hat oder nicht. (Sprich, ob die guten Bücher guter Autoren, die sich selber unter Druck gesetzt haben, noch besser geworden wären, hätten sie sich weniger Stress gemacht. Natürlich kann man so etwas nie wirklich wissen, auf der anderen Seite; es hat so etwas von "wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich damals...". Allenfalls kann man sich sein eigenes Schreiben unter diesem Blickwinkel angucken - wo habe ich mir Druck gemacht, wo nicht, mit welchem Ergebnis?)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Was ist das denn überhaupt für eine Frage - welche "Bedingungen" braucht gute Literatur? Dazu müsste man erstmal wissen' date=' was gute Literatur überhaupt [i']ist[/i], was sie ausmacht.

 

Genau diese Diskussion würde ich - siehe Eingangsfrage - hier gerne vermeiden. Wir wissen alle, dass man darüber endlos diskutieren kann und nie zu einem Ergebnis kommen wird.

 

Man kann aber die ursprüngliche Frage dahingehend erweitern - danke für die Anregung! -, dass man fragt, ob äußere Bedingungen überhaupt etwas mit der Qualität von Literatur zu tun haben? Wenn nein, hieße das, dass gute Bücher ganz unabhängig von äußeren Umständen entstehen oder nicht entstehen, ihr Entstehen mithin also einzig davon abhängt, ob entsprechende schreiberische Talente - warum auch immer, vielleicht genetisch bedingt, auf alle Fälle aber unvorhersehbar und nicht beabsichtigbar - vorhanden sind und tätig werden oder nicht. Auch das wäre eine denkbare Antwort.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

1) Motivation muss einfach da sein. Sonst hält man es nicht durch, Tag für Tag am PC zu sitzen. Man muss ES wollen .... was auch immer ES für den einen oder anderen ist (Ruhm, Geld, peer recognition oder groupies, wie Tom mal gesagt hat).

 

2) Talent muss vorhanden sein. Der beste Kurs ersetzt kein magelndes Talent.

 

3) Wie man es zustande bringt, da gibt es kein Patentrezept. Der eine unter Druck, der andere im Café, der dritte auf der Alm. Da gibt es sicher so viele Mehoden wie Autoren.

 

4) Elementares erlernbares Handwerkszeug. Manche sind Natur-Genies. Die haben das schon in den Genen und brauchen es nicht. Wir anderen können sicher ein paar Einsichten vertragen, wie man Struktur reinbringt, Personen entwicklet, Drama aufbaut, etc.

 

5) Sprache. Hat der Autor eine gute Sprache, lesen die Sätze sich gut, findet er die richtigen Worte. Kann er Bilder evokieren, Gefühle erzeugen.

 

6) Ideenvermittlung. Empathie wurde genannt. Verbindung zum Leser herstellen, findet der sich wieder. Werden interessante Ideen vermittelt, Lebenserfahrungen, Einsichten.

 

7) Verpacken und Verkaufen sollte man auch können. Was nützt der beste Text, wenn man ihn nicht an den Mann bringen kann. Oder wenn der Leser nach 3 Seiten das Ding weglegt.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

 

 

Dostojewski verspielte sein Geld in Baden-Baden, statt zu schreiben, und musste dann innerhalb eines Monats einen Roman fertigstellen ("Der Spieler").

 

Spielt aber in Wiesbaden (alias Roulettenburg). Ich weiß das. Bin da geboren ;). Da hat er auch Geld verloren, allerdings.

Liebe Grüße, Susanne

 

"Books! The best weapons in the world!" (The Doctor)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo, Andreas.

 

Ernst gemeint? Ich bin da nicht so sicher. ;)

 

Alles ist m.M.n. davon beeinflusst, unter welchen Umständen es entsteht, inhaltlich wie qualitativ. Marginale Änderungen an den äußeren Parametern können dazu führen, dass jemand (vergleichsweise) scheitert, der kurz zuvor noch brilliert hat. Dabei spielen viele Aspekte eine Rolle, auch gesundheitlicher und emotionaler Zustand. Wer eine Sportart (insbesondere eine, die hohe feinmotorische Fähigkeiten verlangt, z.B. Billard) gut beherrscht, wird wissen, dass zuweilen überhaupt nicht feststellbar ist, warum die Form an einem Tag weniger gut ist als an anderen. Obwohl alles perfekt zu sein scheint. Schreiben ist eine Tätigkeit, die bei vielen ein hohes Maß an Konzentration erfordert (bei mir allerdings nicht, aber das spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle). Fehlt diese, wird das Ergebnis weniger gut ausfallen. Aber zur Konzentration kommt jeder auf einem anderen Weg.

 

Druck ist okay. Kein Druck ist auch okay. Kann ich jedenfalls für mich sagen. Aber ich kann nicht entscheiden, ob das, was unter Druck entstanden ist, anders aussähe, wäre es nicht unter Druck entstanden. Und umgekehrt.

 

Kleine Ergänzung: Joey Goebel hat in seinem bemerkenswerten Roman "Vincent" versucht, die Maxime vom Künstler, der leiden muss, um schöpferisch tätig werden zu können, auf die Spitze getrieben.

 

[isbn]3257236476[/isbn]

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

Man kann aber die ursprüngliche Frage dahingehend erweitern - danke für die Anregung! -, dass man fragt, ob äußere Bedingungen überhaupt etwas mit der Qualität von Literatur zu tun haben?

 

Ich denke schon. Gute Literatur entsteht doch häufig daraus, dass der Autor etwas zu erzählen hat, dass er etwas auf dem Herzen hat, was er seinen Mitmenschen mitteilen möchte. Ob das nun in Form eines Fantasie-Romans, oder anderen Genres ist, bleibt dann der jeweiligen Vorliebe des Autors überlassen. Thomas Mann hatte auf jeden Fall etwas zu erzählen, als er die Buddenbrocks schrieb, enbenso wie Tolkien bei Herr der Ringe.

 

Sicher kommen dann noch handwerkliche Fähigkeiten hinzu (oder bleiben weg, je nachdem) aber im Grunde ist meiner Meinung nach entscheidet, ob und was der Autor zu erzählen hat und dies setzt sich aus der Summe seiner Erfahrungen oder des Erlebten zusammen.

 

Liebe Grüße

 

Lothar

Es ist unsinnig die Geschwindigkeit zu erhöhen, wenn man in die falsche Richtung läuft

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich möchte noch einmal daran erinnern, wie diese Diskussion entstanden ist: Als Abspaltung aus einem Thread über einen Artikel in der FAZ, der gefordert hat, die Literaturförderung runterzufahren, weil die Autoren dadurch zu dick, zu satt und zu angepasst würden und nix G'scheites mehr zustandebrächten. "Hungert sie aus!", forderte der, ja, Autor des entsprechenden Essays.

 

Hier geht es also weniger um die Bedingungen im Inneren des Künstlers, sondern um die Bedingungen um ihn herum.

 

Muss man ihm die Peitsche geben, damit er was Gutes schafft? Oder ihn streicheln? Oder den einen so, den anderen so? Oder spielt das gar keine Rolle? Und so weiter, ich habe ja im ersten Posting einige Vorschläge gemacht, als Alternativentwürfe zum "Hungert sie aus", das, wie die meisten fanden, nicht so der Brüller als Lösungsansatz ist.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

Man kann aber die ursprüngliche Frage dahingehend erweitern - danke für die Anregung! -, dass man fragt, ob äußere Bedingungen überhaupt etwas mit der Qualität von Literatur zu tun haben?

 

Ich denke schon. Gute Literatur entsteht doch häufig daraus, dass der Autor etwas zu erzählen hat, dass er etwas auf dem Herzen hat, was er seinen Mitmenschen mitteilen möchte.

 

Ja, aber das ist doch gerade keine äußere Bedingung. Oder? :-?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich glaube, dass "gute Literatur" immer entsteht - die Frage ist nur, wieviel davon produziert wird. Und da ist mein Eindruck, dass es in "schlechten Zeiten" deutlich mehr ist. Also dann, wenn "große" Themen bewältigt werden müssen: Krieg, Nachkriegszeit, Schrei(b)en gegen Diktatur, Hungersnot, Ungerechtigkeit (lebensbedrohlich, nicht das, was wir hier an Luxus-Ungerechtuigkeit haben) ... was auch immer.

Außergewöhnliche Literatur wird meiner Meinung nach zu mindestens 90% vom Talent geschrieben, je mehr Handwerk dazukommt, umso besser.

 

AGs in der Schule sind klasse (meine Töchter besuchen eine Schule, an der es mehrere Schreib-AGs gibt, und sie schreiben beide wie bescheuert, haben es allerdings auch schon ohne AGs getan), dazu das Unterrichtsfach "Darstellendes Spiel" - dort schreiben die Schüler ihre Stücke teilweise selbst und führen sie auf, es hat dafür auch schon Preise ( ;) ) gegeben, was eher Ansporn als Hinderungsgrund war, weiterzuschreiben.

 

Der eine schreibt mit Druck besser, der andere ohne, der eine schafft sich, wenn sonst kein Druck da ist, einen inneren (unerfüllte Liebe, Streben nach Vollkommenheit), der andere zieht es vor, 8 Stunden am Tag glücklich und leidfrei in seinem Kabuff zu sitzen und erfolgreich zu dichten. Welche schreiben am besten nachts, anderwelche tags.

 

Wer einmal in der Preisverleihungsmaschinerie gelandet ist, gewöhnt sich entweder daran (weil er/sie ja auch immer weitergereicht wird und preis- bzw. stipendienmäßig für die nächsten Jahre ausgesorgt hat) und guckt dann Mitte 50 dumm aus der Wäsche, weil er/sie es versäumt hat, darüber gute Literatur zu schreiben, oder aber übersteht diese Preisverleihungsindustrie unbeschadet und schreibt trotzdem gute Literatur.

 

Verallgemeinern kann man nichts, glaube ich.

Der eine schreibt geniale Literatur, wenn er hungert, der andere hört unter denselben Umständen nix außer Magenknurren. Dem einen hilft das Opiat, der andere muss am nächsten Morgen einige Seiten schreddern, weil er sein eigenes bekifftes Zeugs nicht mehr lesen kann.

 

Gute Literatur entsteht mit und ohne "Bildung", mit und ohne Geld, mit und ohne Druck. Preise und Stipendien sind gut, manchmal auch nicht.

 

Was ich allerdings glaube ist, dass diese satte Zufriedenheit, wie sie bei uns herrscht, den gemeinen Literaten um einige Themen ärmer macht.

Aber nicht um alle. Das zeigen u.a. Daniel Kehlmann, Clemens Meyer & Co.

 

LG - Barbara

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

 

Ja, aber das ist doch gerade keine äußere Bedingung. Oder? :-?

 

 

Doch, schon. Erfahrungen werden doch von außen an einen herangetragen - oder nicht? Kommt dann nur darauf an, wie man damit umgeht. Sicher gibt es auch innere Erfahrungen, z.B. unter Drogen, aber wie ich es sehe, hängt das schon mit dem Umfeld, dem eigenen Werdegang ab und entsteht nicht so mir nichts dir nichts von innen heraus - zuminsdest kann ich mir das nicht vorstellen.

Es ist unsinnig die Geschwindigkeit zu erhöhen, wenn man in die falsche Richtung läuft

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Großartige Erfahrungen sind nicht unbedingt Vorrausetzung.

Lebenserfahrung an sich ist sicher hilfreich.

 

Und Lesen. Wer nicht liest, hat wenig Anregung zum Schreiben.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Großartige Erfahrungen sind nicht unbedingt Vorrausetzung.

Lebenserfahrung an sich ist sicher hilfreich.

 

Genau das meine ich damit. Ich sollte vielleicht nicht arbeiten und gleichzeitig in Foren mitdiskutieren, dann würde ich mich prägnanter ausdrücken.

 

Es muss ja auch nicht unbedingt die eigene Lebenserfahrung sein, könnte sich ebensogut um die eines anderen handeln. Gutes Einfühlungsvermögen mag auch noch genauso wichtig sein und natürlich hast Du recht, wenn Du meinst, dass man ohne viel lesen eigentlich gar nicht zum schreiben angeregt wird.

 

Viele Grüße

 

Lothar

Es ist unsinnig die Geschwindigkeit zu erhöhen, wenn man in die falsche Richtung läuft

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

... und natürlich hast Du recht, wenn Du meinst, dass man ohne viel lesen eigentlich gar nicht zum schreiben angeregt wird.

 

Nicht nur das. Lesen (wie auch der Konsum anderer Medien) ist eine Form von geistiger Erfahrung, auf die man beim Schreiben zurückgreifen kann.

 

Denn was ist Kreativität? Im Grunde braucht es einen Stimulus, manchmal nur einen ganz kleinen, und der berührt durch Assoziation eine Erinnerung, die zur nächsten führt ... und plötzlich ist der Stimulus größer und über ein Detail verbindet er sich plötzlich mit etwas ganz Anderem und schon ist die Idee geboren. Je mehr man da drin hat und je mehr man diesem Prozess freien Lauf lässt, um so mehr sprudeln die Ideen.

 

Auch die Berurteilung auf Verwendbarkeit solcher Ideen nutzt Lebenserfahrung. Macht das Sinn? Wie ist die Qualität dieser Sache wirklich? Dann kommen Werte ins Spiel, die sicher auch wieder im Feuer der Erfahrung getestet wurden.

 

Erfahrung, wie du sagst, muss nicht nur die eigene sein. Kann zum Teil auch aus Büchern stammen. Ist zumindest hilfreich, meine ich.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Irgendwie wandert dieser Thread ins Unterholz.

 

Ich versuch's nochmal andersherum: Angenommen, Ihr selber könntet nicht schreiben (im Sinne von Romanen usw.), aber Ihr lest gerne. Und außerdem seid Ihr Bundeskulturminister oder sowas, habt ein Budget zu verteilen und sagt Euch, "Klasse, also, ich tu jetzt was, damit es mehr gute Bücher gibt".

 

Die Frage ist: Was tut Ihr dann?

 

Darum sollte es hier gehen. Um äußere Bedingungen. Dass Talent nicht schadet und auch nicht, wenn man was zu sagen hat, das setzen wir ausnahmsweise ;) mal als gegeben voraus.

 

Also, alle, die erst auf dieser Seite in den Thread einsteigen: Bitte auch das ERSTE Posting lesen! Danke.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ist es nicht eine Frage von Angebot und Nachfrage?

 

Nehmen wir an, wir hätten phantastische Autoren, aber niemand interessiert sich besonders dafür ... Perlen vor die Säue, oder? Ich habe in Brasilien gelebt, wo nur wenig Bücher gelsen werden. Zumindest im Vergleich zu Deutschland. Da besteht auch nicht der Anreiz zum Angebot.

 

Umgekehrt, wenn viele lesen, und vor allen Dingen wenn viele Leser einen gewissen Anspruch haben, dann entwickelt sich das Angebot in Form von guten Büchern. Also würde es Sinn machen, die Nachfrage zu stimulieren und zwar auf einem gehobenen Niveau.

 

Wie man das machen könnte, dazu bräuchte ich ein paar Ideen von euch. Erziehung, Bildung und Kaufkraft haben sicher etwas damit zu tun.

 

Da sind wir dann aber wieder in der Schule gelandet. Bücher subventionieren wird gar nichts bringen. Vielleicht könnte man mehr tun, um gute Literatur zu popularisieren. Als Kind habe ich klassische Dramen im Fernsehen gesehen und Spaß daran gehabt. Der Faust oder Shakespeare für Lieschen Müller. :s22

 

Ich glaube schon, das Publikum hat einen großen Einfluss.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich würde ganz schlicht den Etat der Büchereien erhöhen, damit die gute Literatur, die ständig hergestellt wird, dort angeschafft werden kann, und zwar in ausreichender Menge.

Und dann würde ich den Schulen ebenfalls Büchereien verpassen, die heute, wenn überhaupt noch vorhanden, von Fördervereinen (die vorwiegend aus Eltern bestehen) betrieben werden und mit Uralt-Literatur bestückt sind.

Ich würde damit nicht so sehr das Schreiben fördern, sondern mehr das Lesen.

Davon hätte der Autor langfristig doch wohl am meisten.

 

LG - Barbara

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bitte melde Dich an, um einen Kommentar abzugeben

Du kannst nach der Anmeldung einen Kommentar hinterlassen



Jetzt anmelden


×
×
  • Neu erstellen...