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AndreasE

Gute Literatur: Welche Bedingungen braucht sie?

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Ich bin der Meinung das es eher helfen würde, wenn man Schriftstellerei als ernsthaften Beruf ansehen würde und dafür entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten schafft.

 

Interessante Idee. Wie stellst du dir die Umsetzung vor? Schriftstellerschulen im Sinne von Schauspielschulen? Ein Studium?

 

Was würde dadurch besser werden? Wirklich die Literatur? Oder nur das Handwerk?

 

Gruß, Melanie

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Ich hoffe INSTÄNDIG, dass man bald auch hierzulande das Schreiben an künstlerischen Hochschulen studieren kann.

 

Wieso ist es völlig normal, als zukünftiger Instrumentalist, Komponist, Maler, Bildhauer, Videokünstler etc. sein Fach an Hochschulen zu belegen?

Weshalb soll man also nicht das Schreiben studieren können?

 

Und ein gutes Handwerk ist nun mal in allen Fächern unbedingt notwendig, um überzeugend seine Kunst entwickeln zu können, ob nun als Komponist, als Maler, als Autor.

Malerei, Komposition, Schreiben können NUR wachsen, wenn sie mit gutem Handwerk verbunden sind. An den Kunsthochschulen - gleich, in welchem Bereich - stehen deshalb erst einmal das Lernen der Techniken, das jeweilige Handwerk im Vordergrund.

 

Es sollte vollkommen normal sein können, mit dem Berufswunsch "Autor" an eine Hochschule zu gehen.

Das ist eine der Bedingungen, die es braucht, um gute Literatur entstehen zu lassen.

 

Schöne Grüße - Elisabeth

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Ich meine' date=' das Schreiben an sich sollte in der Schule praktiziert werden, wobei Rechtschreibung und Grammatik dazugehören, aber nur ein Teil des Ganzen sind. Dazu gehört eben auch, welche Fragen stelle ich, wie recherchiere ich ein Thema, wie baue ich meinen Text auf, usw, alles was effektives Schreiben ausmacht.[/quote']

 

Na ja. So war der Deutschunterricht in seinen guten Momenten bei uns durchaus. Das Schreiben eines Besinnungsaufsatzes. Gliederung. Einleitung, Hauptteil, Schluss. Und Diskussionen, wie man etwas noch sagen kann, wie man es besser ausdrücken könnte und dergleichen.

 

Ich vermute mal, das steht heute alles auch noch so im Lehrplan. Bloß habe ich den Eindruck, es kommt nicht mehr rüber. Warum auch immer (wäre eine andere Diskussion).

 

Nur hat das alles noch nichts mit Literatur zu tun. Einer, der faszinierende Geschichten zu erzählen hat, muss nicht mal schreiben können!

 

Ich glaube, in Richtung Schule zu suchen ist ein Holzweg.

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Ich hoffe INSTÄNDIG, dass man bald auch hierzulande das Schreiben an künstlerischen Hochschulen studieren kann.

 

Wieso ist es völlig normal, als zukünftiger Instrumentalist, Komponist, Maler, Bildhauer, Videokünstler etc. sein Fach an Hochschulen zu belegen?

Weshalb soll man also nicht das Schreiben studieren können?

 

Kann man doch inzwischen, oder? Leipzig.

 

Fragt sich nur, ob das was bringt.

 

Es sollte vollkommen normal sein können, mit dem Berufswunsch "Autor" an eine Hochschule zu gehen.

Das ist eine der Bedingungen, die es braucht, um gute Literatur entstehen zu lassen.

 

Irgendwie kann ich das nämlich nicht so richtig glauben.

 

Hat Shakespeare das Schreiben studiert? Goethe? Thomas Mann? Tolstoi? Hemingway?

 

Fehlanzeige.

 

--- Ich habe gerade sicherheitshalber noch ein bisschen in der Wikipedia gesucht. So auf die Schnelle finde ich gar keinen großen Namen, von dem man sagen könnte, "da, guck her, der/die hat was studiert, was in die Richtung 'wie schreibe ich' geht".

 

Manche hatten schwere Zeiten. Manche aber auch nicht. Also, wieder mal: Mit Hunger allein schafft man auch wiederum keine gute Literatur.

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Zitat von Thomas Bluomo am 02.05.08 um 10:59:

Denn wir haben in Deutschland eine stark ausgeprägte "Mittelschichtliteratur", was ein deutlicher Verlust für die Literaturlandschaft ist.

 

 

Wieso? Schreibst du nur fuer Leser mit Abi und Hochschulstudium? Mir ist wichtig, dass Buecher unterhaltsam und allgemein verstaendlich sind. Dass sie auch gelesen werden. Nicht, dass sie so vor Bildung und fabelhaft originellen Adjektiven strotzen, dass sie Pflichtlektuere fuer den Deutschunterricht werden.

 

Literatur ist immer innerhalb ihres Genres gut oder schlecht. So gibt es sehr gute Heftchenromane und solche, die es eben nicht sind. Es ist keine Bereicherung der Literaturlandschaft, Texte, die manche als minderwertig oder ueberfluessig betrachten, auszumerzen oder nicht als gute Literatur anzuerkennen. Die Genrevielfalt bringt ebenso vielfaeltige Moeglichkeiten des Ausdrucks mit sich.

 

Mittlerweile gibt es sehr viele Ratgeber zum Thema schreiben. Die meisten Volkshochschulen bieten Kreatives Schreiben an, es gibt Schreibgruppen, Fernschulen, Foren zu dem Thema etc. Wer sich dafuer interessiert, hat es nicht schwer, sich weiterzubilden.

 

Es gibt eine ganze Reihe von guten Manuskripten - aber zu wenig Verlage, die mehr als eine bestimmte Anzahl von Buechern pro Jahr veroeffentlichen koennen. Das Ganze ist ein Kostenfaktor. Papier und Druck verschlingen eine Menge Geld, dazu die Vertreter - und der Verlag traegt erst mal das finanzielle Risiko. Die Loesung liegt wahrscheinlich in Texten zum Downloaden. Der teure Druck entfaellt, ebenso Papier, Vertreter etc. Dafuer koennte man mehr Lektoren einstellen und entsprechend mehr gute Texte verlegen. Hervorragende Lektoren sind das A und O fuer einen Text; wichtig wie der Dirigent fuers Orchester.

 

Die jetzigen Lesegeraete fuer solche Texte lassen ziemlich zu Wuenschen uebrig. Aber wenn jemand mit dem richtigen Lesegeraet daherkaeme - federleicht, im Buchfomat und sowohl fuer Filme als auch Texte geeignet - haette die Sache Zukunft. In einer Hand das Geraet, in der anderen ein Glas Wein. Ein gut lektorierter Text, keine Eselsohren, verstellbare Schriftgroesse - was will man mehr?  

 

Liebe Gruesse,    :)

 

Bettina

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Für vergriffene Bücher, die kein Mensch mehr auflegen will, wäre das genial.

Liebe Grüße, Susanne

 

"Books! The best weapons in the world!" (The Doctor)

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Hallo BettinavC,

 

der Begriff "Mittelschichtliteratur" bezieht sich auf die soziale Herkunft der meisten Autoren (und ist nicht von mir). Er bedeutet nur, dass die meisten Autoren aus verschiedenen Gründen aus dieser Schicht kommen und sagt eigentlich wenig über die Texte aus- außer das der Erfahrungshorizont der Autoren sich deshalb oft auf die Erfahrungen der Mittelschicht bezieht.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Hallo Thomas,

 

danke fuer die Erklaerung - das wusste ich nicht. Allerdings ist es kein Wunder, dass die meisten Autoren aus der Mittelschicht stammen - das ist schliesslich die groesste Gruppe im Land.

 

Frueher, als es noch keine allgemeine Schulpflicht gab, moegen Autoren eher der Oberschicht entsprungen sein, aber heutzutage ist das doch laengst nicht mehr so. Die Grenzen sind fliessender geworden. Wo hoert die Mittelschicht auf, wo faengt die Oberschicht an? Frueher hat man das am Studium  oder einem Adelstitel ausgemacht. Heute gibt es Akademiker aus allen Schichten, und der Adel ist abgeschafft. Hinzu kommt, dass nicht jeder Oberschichtler, der ein Buch schreibt, etwas literarisch Wunderbares zustande bringt. Klar, er kann die Tischsitten besser beschreiben, die in vornehmen Haeusern ueblich sind, und sitzt nicht im Jogginganzug vor der Glotze, aber das ist es dann schon. Er hat den selben Unterricht genossen wie seine Mitschueler aus der Mittel- und Unterschicht und guckt abends Tatort wie jeder andere auch. Auch finanziell duerfte der Grossteil von Mittel- und Oberschicht aehnlich dastehen, d.h. ihren Kindern aehnliche Erfahrungen bieten koennen. Dass nur Muetter aus der Oberschicht ihren Kindern Gutenachtgeschichten vorlesen, halte ich fuer ein Maerchen.

 

Anders sieht es aus, wenn man das Ganze am Reichtum verankert. Siehe Gossip Girl. Das Buch haette ich nicht schreiben koennen, weil ich in einem solchen Umfeld nicht aufgewachsen bin, in dem nur Gucci und schicke Leute eine Rollen spielen. So was kann ich nicht beschreiben. Aber ist das die Oberschichtsliteratur, die es zu foerdern gilt?

 

Tennessee Williams kam aus aermlichen Verhaeltnissen, der Vater war Schuhverkaeufer. Die Familie der Mutter war frueher mal wohlhabend gewesen. Er hatte also Einblick in beide Welten - die arme, proletarische und die 'feine Gesellschaft'. So konnte er dann auch "Endstation Sehnsucht" schreiben, in dem der Pole Kowalski und Blanche DuBois aufeinander prallen. Ich nehme an, dass dieser Text nach o.g. Definition "Unterschichtsliteratur" heisst. Dennoch bekam Tennessee Williams dafuer den Pulitzerpreis und ich halte das Stueck fuer literarisch absolut hochwertig.

 

Fazit: Diese ganze Einteilung in Unter-, Mittel- und Oberschichtsliteratur kann man in der Pfeife rauchen,  http://smilies.montsegur.de/51.gif

 

denkt

 

Bettina

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Ich bin der Meinung das es eher helfen würde, wenn man Schriftstellerei als ernsthaften Beruf ansehen würde und dafür entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten schafft.

 

Interessante Idee. Wie stellst du dir die Umsetzung vor? Schriftstellerschulen im Sinne von Schauspielschulen? Ein Studium?

 

Was würde dadurch besser werden? Wirklich die Literatur? Oder nur das Handwerk?

 

Gruß, Melanie

 

Hallo Melanie,

 

was würdest du zu einer Autorenschule sagen, bei der man sich wie z.B. einer Kunstschule mit einer Mappe bewerben kann, bei der es Stipendien gibt und auch Einzelkurse, je nach Bedarf des Lernenden. Und bei der es anerkannte Abschlüsse gibt. Studium halte ich für ungünstig, da das wieder eine Ausgrenzung für Begabte ist, die kein Abitur haben.

 

Was es besser machen würde? Das man sich seine Schreibtipps nicht von diversen HPs zusammen sammeln muss, daß man sich besser auf eine Autorenkarriere vorbereiten kann, ohne das man sich jahrelang alles selbst beibringen muss? Das man das Handwerk lernt, seine Begabung entwickeln kann.

 

LG Irena

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Hallo zusammen,

 

es gibt am Deutschen Literaturinstitut Leipzig (Link ungültig) (Link ungültig) den Bachelor und Master Studiengang "Literarisches Schreiben", sowie an der Uni Hildesheim ein Studium "Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus" (Link ungültig) (Link ungültig). Das Studium an der DLL ist unabhängig von einem erreichten Schulabschluss, entscheidend ist eine Arbeitsprobe, während in Heidelberg neben der wichtigeren Arbeitsprobe auch ein Abitur oder einen gleichwertigen Abschluss voraussetzt.

Es gibt dann noch vereinzelte Seminare und Seminarreihen an anderen Unis und dann die Schule für Dichtung Wien (Link ungültig) (Link ungültig)

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Fazit: Diese ganze Einteilung in Unter-' date=' Mittel- und Oberschichtsliteratur kann man in der Pfeife rauchen,  [img']http://smilies.montsegur.de/51.gif[/img]

 

Raucht da eine® wirklich Pfeife und sieht fliegende Elefanten?  :)

Aber im Ernst, dieses Thema über Bedingungen guter Literatur finde ich sehr anregend. Ich möchte kurz auf kreatives Schreiben in Schulen eingehen, weil ich das schon öfter praktiziert habe. Nicht unterrichtet, nicht gelehrt. Das ist bereits ein wichtiger Punkt, dass kreatives Schreiben nicht mit Unterricht gleichgesetzt werden darf. Die Schüler erfahren, dass andere Regel gelten. Wenn ich von Schulen angefragt werde, lege ich großen Wert darauf, dass die Schüler freiwilllig an diesem Kurs, an dieser AG teilnehmen. Natürlich arbeite ich mit Anleitung, führe Übungen durch, bringe ich von meiner eigenen Erfahrung (Handwerk ebenso wie Ideenfindung usw.) vieles ein. Aber mein Ziel ist stets, die Schüler dazu anzuregen, ihre eigenen Wege zur Kreativität zu finden, ihrer eigenen Phantasie zu vertrauen. Es geht gewiss nicht darum, Schüler für die Laufbahn des Schriftstellers zu begeistern. Aber Begeisterung für eigene Phantasiewelten zu wecken. In gewisser Weise begreife ich mich als "Geburtshelfer".

Und ich glaube, dass Schriftsteller, die tagtäglich den Umgang, den berauschenden wie den verzweifelten Umgang mit Kreativität beim Schreiben selber erfahren, diesen Prozess anders als es im Deutschunterricht möglich ist vermitteln können.

Meine schönste Erfahrung war, als ich eine volle Woche, sozusagen in Klausur in einem Ferienheim, mit einer Schülergruppe (16 - 18jährige) arbeiten durfte. Dabei sind dann auch Texte entstanden, die der Ravensburger Buchverlag veröffentlicht hat ("zugetextet" - Ein Schreibprojekt).

Trotzdem, das Ziel sollte und kann beim kreativen Schreiben mit Schülern nicht sein, dass dadurch "gute Literatur" (siehe Thema) entsteht. Doch ich bin ebenso überzeugt, dass kreatives Schreiben in Schulen, durchgeführt von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, viel zu besseren Bedingungen für gute Literatur beiträgt. Diese höchst eigene schreibende Erfahrung mit Kreativität fördert die Begabung und die Lust, beim Lesen an der Phantasiewelt eines Buches mit größerer Intensität beteiligt zu sein. In diesem Sinne verbessert kreatives Schreiben in Schulen die Bedingungen für gute Literatur.

 

Liebe Grüße

Imre

Gib, gib auch nach, aber gib nicht auf.&&www.imre-toeroek.de

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Hallo Pia,

 

schon geändert... hüstl... kleiner Fehler... hüstl.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Es gibt eine ganze Reihe von guten Manuskripten - aber zu wenig Verlage' date=' die mehr als eine bestimmte Anzahl von Buechern pro Jahr veroeffentlichen koennen. [/quote']

 

Es gibt genug Verlage, um fast 100.000 Neuerscheinungen pro Jahr auf den Markt zu bringen. Ich bezweifle sehr, dass der Weg zu besserer Literatur darin besteht, noch mehr Bücher zu produzieren.

 

http://smilies.montsegur.de/05.gif

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Diese höchst eigene schreibende Erfahrung mit Kreativität fördert die Begabung und die Lust' date=' beim Lesen an der Phantasiewelt eines Buches mit größerer Intensität beteiligt zu sein. In diesem Sinne verbessert kreatives Schreiben in Schulen die Bedingungen für gute Literatur.[/quote']

 

Das ist jetzt ein Ansatz, bei dem ich sagen muss, ja, das hat was. So herum gesehen könnte das tatsächlich sinnvoll sein. Und zwar in demselben Sinn, wie man ein Fußballspiel mit anderen - besseren - Blicken verfolgt, wenn man selber mal gespielt hat, weiß, wie der Ball sich anfühlt und was es heißt, neunzig Minuten über diesen riesigen Platz zu rennen: Man wird einerseits weniger schnell mit Pauschalierungen bei der Hand sein (im Stil von "achtundneunsigse Minude un der Kerl macht schlabb, ja lüg ich denn?"), andererseits aber auch Feinheiten erkennen, die einem sonst entgangen wären.

 

Ich würde das jetzt mal griffig so zusammenfassen: Gute Literatur braucht zuerst einmal gute Leser. Das ist der Humus, aus dem dann auch der eine oder andere gute Schreiber hervorgehen wird.

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Mir ist ganz zu Anfang dieses Threads die Antwort aufgestoßen, dass die Bedingungen für "gute" Literatur noch nie so gut waren wie heute, weil ja Arbeitszeitregelungen, Kinderbetreuung, finanzielle Sicherheit usw. gegeben seien. Ich stelle die böse These auf, dass gerade diese "Hintergrundsicherheiten" wirklich guter Literatur abträglich sind.

Ich meine, gute Literatur kann nur da entstehen, wo ein sehr intensiver Wille zum Schreiben vorhanden ist. Wer diesen Willen verspürt, weiß, was ich meine. Jemand der schreiben "muss" aus einem inneren Drang heraus, der wird schreiben.. egal wie beschissen die Situation um ihn herum ist.

Richtig gute Musik, richtig gute Gemälde sind in den allerseltensten Fällen da entstanden, wo finanzielle Sicherheit und viel Freizeit gegeben waren. Sondern sie entstanden "allem Unbill zum Trotz" und das macht sie so stark, so aussagekräftig.

 

Überhaupt ist für mich der Wille des Schreibenden von ganz grundsätzlicher Bedeutung. WAS will ich mit dem Buch? WARUM schreibe ich? Wenn ich schreibe, weil der VHS Kurs-Leiter so nett war und weil mir jemand erzählt hat, mit kurzen Romanen kann man sich ein nettes Nebeneinkommen sichern, werde ich mit Sicherheit keine gute Literatur schaffen. Sondern einem unbestritten wunderschönen Hobby frönen.

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Es gibt eine Bedingung, deren Fehlen (vielleicht fehlt es nicht überall und ganz, aber ich nehme es so wahr) mich sehr bedrückt. In anderen Künsten wird sie praktiziert, in der Musik z.B. ist sie eine wichtige Basis: die Förderung von Nachwuchskünstlern durch Meister und Mentoren.

 

Leider - so scheint es mir zumindest - wird diese, für meine Begriffe sehr, sehr förderliche Praxis, in der Literatur kaum angewandt, und falls doch, dann blüht sie im Verborgenen.

 

Es kann natürlich nicht für jeden Nachwuchsautoren ein hochkarätiger Meisterschreiber zur Verfügung stehen, aber wenn es bessere und mehr Plattformen gäbe, auf denen sich suchende junge Literaten und alte Hasen begegnen könnten, so wäre nach meinem Dafürhalten eine weitere Möglichkeit für Autoren gegeben, sich "zum Guten" hin zu entwickeln. Wobei es natürlich nicht darum geht, dem jungen Schriftsteller seine Sichtweisen und seinen Stil aufzuzdrücken. Aber mit Wohlwollen und einer gewissen Weisheit erkennt ein Meister die Stärken seines Schülers und kann ihn in seiner Weise fördern.

 

Ich sehe mir häufig die Meisterkurse der Cellisten an, die bei uns in Kronberg abgehalten werden und wo beinahe sämtliche "Stars" der Cellowelt als Meister auftreten und bin jedes Mal beeindruckt, WIE diese Meister ihre Wissensvermittlung betreiben.

 

Natürlich sind die Schüler ihrerseits hochbegabte Cellisten und haben einen ohnehin schon guten Weg vor sich, aber ihre Förderung hat ja schon früher, schon mit "kleineren" Meistern begonnen.

 

So etwas wünschte ich uns.

 

Eva

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Hat Shakespeare das Schreiben studiert? Goethe? Thomas Mann? Tolstoi? Hemingway?

Wer von den wirklich Großen der Computer hat Informatik studiert?

 

Bill Gates (microsoft) und steve jobs (apple) jedenfalls nicht. Die aller-, allermeisten ihrer Generation haben es auch nicht.

 

Keiner der Beatles hat ein Konservatorium besucht, angeblich konnten Lennon & McCarthy nicht mal Noten lesen (ob das Stimmt? die haben viel erzählt, wenn es eine gute Geschichte ergab).

 

Die alte FRrage: Was kann ich unterrichten, was kann ich nicht beibringen? Die alten Griechen haben die Bruchrechnung erfunden und keiner hat ihnen es beigebracht ;-).

 

Nur irgenwo muss der Unterricht dann doch was bewirken.

 

Hans Peter

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Hallo Jutta!

 

Damit unterstützt Du ja die "Hungert sie aus" Forderung. Und vielleicht stimmt es auch, dass Ideen einfach kraftvoller sind, wenn sie auch notwendig sind. Dennoch glaube ich nicht, dass ausschließlich aus der Entbehrung heraus gute Geschichten entstehen.

Ist es nicht manchmal auch die Lebensfreude, an der man andere teilhaben lassen möchte?

 

Und was die Förderung in der Schule betrifft, so befürchte ich beinahe, dass es dort schon für viele zu spät ist. Die Begeisterung für Geschichten, Märchen, Fabelwesen ist doch bereits viel früher in den Kleinen und wenn sie nicht gefüttert wird, schläft sie ein und ist nur sehr schwer wieder aufzuwecken. Zumindest gelingt es wohl nicht mit der Pflichtlektüre in der Schule.

 

Liebe Grüße

Claudia

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Hallo Jutta!

 

Damit unterstützt Du ja die "Hungert sie aus" Forderung. Und vielleicht stimmt es auch, dass Ideen einfach kraftvoller sind, wenn sie auch notwendig sind. Dennoch glaube ich nicht, dass ausschließlich aus der Entbehrung heraus gute Geschichten entstehen.

Ist es nicht manchmal auch die Lebensfreude, an der man andere teilhaben lassen möchte?

Nein Claudia, diese Forderung will ich natürlich nicht unterstützt wissen. Meine These war aber schon bewusst recht provokant formuliert. Was ich damit sagen will: Es nützen uns die besten Voraussetzungen nichts, wenn nicht jemand wirklich das Zeug zum Schreiben hat, und das wiederum misst sich halt in meinen Augen schon auch daran, was bin ich bereit auf mich zu nehmen, um schreiben zu können?

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Vielleicht ist das wichtigste in der Schule der Widerspruch? Du musst davon überzeugt sein, dass der Lehrer nur Scheiße schwätzt, der Text, den ihr besprecht, gequirlte Kacke mit Literaturgesülze ist. DAS kannst du besser!! Und dann setzt du dich auf den Hintern um das zu beweisen.

 

Vermutlich gelingt das nicht und das fällt dir erst sehr viele Jahrzehnte später auf. Aber der Versuch ist ungeheuer motivierend und lehrreich.

 

Ich habe in meiner Diplomarbeit beweisen wollen, dass all die mathematischen Formeln nur Blödsinn sind, erdacht, um das gemeine Volk von der hohen Wissenschaft abzuhalten. Also habe ich sie prinzipiell nur in Deutsch verfasst. Der Prof war not amused. Also musste ich alles zurück ins Mathematische übersetzten. Als ich dann fünf Wochen mit der Arbeit gespickt mit formeln vor ihm stand, glaubte er, ich hätte abgeschrieben ...

 

Wenn ich einfach nur eine Diplomarbeit nach gängigem Muster verfertigt hätte, hätte ich mir viel Arbeit, Ärger erspart und nichts gelernt.

 

Und wenn ich zurückdenke, sind viele meine Schulerfahrungen - jedenfalls die, die bleibende Spuren hinterließen - so abgelaufen.

 

Hans Peter, der weiter grübelt, ob man in Deutsch vielleicht möglichst schlechte Texte besprechen sollte ...

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Was ich damit sagen will: Es nützen uns die besten Voraussetzungen nichts' date=' wenn nicht jemand wirklich das Zeug zum Schreiben hat, und das wiederum misst sich halt in meinen Augen schon auch daran, was bin ich bereit auf mich zu nehmen, um schreiben zu können?[/quote']

Das sind aber zwei verschiedene DInge: das eine ist Talent, das andere Motivation. Und die treten keineswegs notwendig miteinander auf.

 

Hans PEter

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Dass Entbehrung Meisterwerke produziert, glaube ich kaum. Entbehrung lenkt höchsten ab auf Selbsterhaltungstätigkeiten.

 

Mit Ausnahme von hochmotivierten Individuen. Die müssen aber nicht immer talentiert sein.

 

Man könnte ja ein Matrix erstellen :s22

 

I I

Viel Talent I B I A

__________________________________________

Wenig Talent I I

I - I DKZV

__________________________________________

I Geringer Drang I Hoher Drang

 

 

Die A-Leute setzen sich vermutlich ohnehin durch.

Die B-Leute könnten Förderung vertragen, bevor sie aufgeben.

Über die anderen brauchen wir nicht zu reden.

 

Gruß

 

Ulf

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Jutta, darin stimme ich Dir absolut zu! Ich wollte auch nicht unbedingt widersprechen, sonder ergänzen.

 

Ich sehe nur nicht, dass der Antrieb aus der Not heraus unbedingt wertvoller sein muss, als die reine Freude am Erzählen. Beides, Leid und Freud, kann kraftvoll sein, da liegt es wieder beim Autor, es umzusetzen.

 

Eine der besten Bedingungen für gute Literatur ist doch gerade die Genrevielfalt. Und wenn es der Schule gelingen soll, neue Leser und heranwachsende Autoren zu interessieren, dann sicher auch nur, indem diese Vielfalt vorgestellt wird. Da ist doch für jeden etwas dabei, man muss es ihm nur zeigen!

 

Liebe Grüße

Claudia

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