Akif Pirinçci - Die Konsequenz

[JulianeB]

Im Idealfall ist das Werk eines Autors klüger als er selber …

 

Das gefällt mir.

[Thomas R.]

Hallo MelanieL,

 

steige dann auch mal aus der Diskussion aus.

 

Gruss

 

Thomas

[Ulf Schiewe]

Buchreport berichtet:

 

"Mit deutlichen Worten kritisiert der Publizist David Berger, dass sich Buchgroßhändler (wie Libri, KNV und Umbreit), Filialketten (wie Mayersche und Thalia) und inhabergeführte Buchhandlungen weigern, das neue Buch „Die große Verschwulung“ von Akif Pirinçci zu verkaufen."

 

Also das finde ich jetzt doch auch übertrieben. Wenn ein Verlag sagt, mit dem nicht, okay. Es gibt ja noch andere Verlage. Aber dass der ganze Handel ihn jetzt boykottiert, das geht zu weit.

[(Olga)]

 

Also das finde ich jetzt doch auch übertrieben. Wenn ein Verlag sagt, mit dem nicht, okay. Es gibt ja noch andere Verlage. Aber dass der ganze Handel ihn jetzt boykottiert, das geht zu weit.

 

Das ist doch nichts Ungewöhnliches. Der Buchhandel boykottiert oft auch Amazon Publishing, Self-Publisher etc. epp.

 

Außerdem: Wenn mir als Inhaber einer Buchhandlung ein Buch sauer aufstößt, dann ist es doch mein gutes Recht, es nicht zu verkaufen. Würde mir eine Buchhandlung gehören, würde ich dieses Buch auch nicht verkaufen wollen. Ob man das jetzt an die große Glocke hängen soll, sei dahingestellt.

 

Liebe Grüße,

Olga

[Siegfried]

Buchreport berichtet:

 

"Mit deutlichen Worten kritisiert der Publizist David Berger, dass sich Buchgroßhändler (wie Libri, KNV und Umbreit), Filialketten (wie Mayersche und Thalia) und inhabergeführte Buchhandlungen weigern, das neue Buch „Die große Verschwulung“ von Akif Pirinçci zu verkaufen."

 

Also das finde ich jetzt doch auch übertrieben. Wenn ein Verlag sagt, mit dem nicht, okay. Es gibt ja noch andere Verlage. Aber dass der ganze Handel ihn jetzt boykottiert, das geht zu weit.

David Berger war bis Anfang des Jahres Chefredakteur im Berliner Verlag Bruno Gmünder.

U. a. wegen islamophober und holocaustverharmlosender Äußerungen wurde er dort entlassen.

Quellen:

http://www.tagesspiegel.de/medien/nach-umstrittenen-blog-beitrag-schwulenmagazin-maenner-entlaesst-chefredakteur-david-berger/11316528.html

http://www.siegessaeule.de/no_cache/newscomments/article/1737-david-berger-als-chefredakteur-der-maenner-gefeuert.html

Wenig verwunderlich, dass er sich mit Akif Pirincci solidarisiert.

[AngelikaD]

Ich bin über die Auschnitte der Rede beim ARD Morgenmagazin gestolpert und nach Melanies Hinweis nochmal auf die Suche nach dem tatsächlichen Wortlaut gegangen. Hier ist genau das Stück zu finden, um das es geht.

http://www.focus.de/politik/videos/ausfaelle-von-akif-pirincci-diese-rechte-hetz-rede-wurde-sogar-den-pegida-anhaengern-zu-viel_id_5025466.html

Erst sagt er das mt der Macht und der Ausreise.... dann dumpfgröhlen die Rechten das Wort "Widerstand" und dann fällt der Satz "Es gäbe natürlich auch andere Alternativen. Aber die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb."

 

Was offen bleibt und weshalb man ihm vielleicht nicht ans Leder flicken wird können, ist die Frage "Alternativen wozu?".

Meint er die KZs als Alternative zur Ausreise, also ein Mittel, mit dem die Mächtigen das unbequeme Volk loswerden können?

Meint er die KZs als Alternative zum "Widerstand!", also eine Möglichkeit die Mächtigen loszuwerden?

Oder sagt er den Spruch einfach nur im generellen Zusammenhang mit dem "Flüchtlinge weg!"-Denken der Zuschauer, damit die rechten Dumpfdenker was zu beklatschen haben? (was sie auch begeistert taten).

Auf jeden Fall war die Tatsache, dass er bedauert, dass es diese nicht mehr gibt, mehr als nur ein gedankenloses Plappern. Es war ein Aufhetzen einer Meute, die sich derart angestachelt nur noch hätte betrinken müssen, um mit Fackeln vor das nächste Flüchtlingsheim zu ziehen.

 

Werk und Autor getrennt betrachten?

Die Feder ist mächtiger als das Schwert, sagt man doch. Somit sind jene, welche die Worte schwingen mehr zu fürchten, als jene, die zwei Fäuste schwingen, denn die Wortschwinger sind die Lenker vieler Fäuste.

 

Jetzt Bücher von ihm zu kaufen, gibt ihm finanzielle Mittel in die Hand, sein Spiel weiter zu treiben und bestätigt und moralisch unterstützt kann er sich von den Käufern auch noch fühlen.

Dass gewisse Ketten da nicht zum Handlanger werden wollen, würde ich nicht verurteilen.

[MartinC]

Also ich würde ein Buch mit diesem diesem Titel und diesem Klappentext nicht einmal mit der Kneifzange anfassen. Und wenn es erlaubt ist, solchen Scheiß zu drucken (und das muss erlaubt bleiben), dann ist es nur recht und billig, sich zu weigern, es unter die Leute zu bringen. Aber wir wissen ja, dass es eine große Verschwörung der Gutmenschen und Verschwulten gegen den Retter des Abendlandes Akif Pirincci und seine Fußsoldaten gibt.

 

LG

Martin

[Gundula]

Der homosexuelle Publizist David Berger kritisiert den Umgang des deutschen Buchhandles mit dem Buch von Pirinçci.

Der Fall Pirinçci

David Berger 26.10.2015

Rückfall des deutschen Buchhandels in die Barbarei

 

http://www.heise.de/tp/artikel/46/46385/1.html

 

Hier noch ein Artikel dazu:

 

http://www.buchreport.de/nachrichten/handel/handel_nachricht/datum/2015/10/27/schaemt-euch-buchhaendler.htm

[BirgitJ]

Moin,

Also das finde ich jetzt doch auch übertrieben. Wenn ein Verlag sagt, mit dem nicht, okay. Es gibt ja noch andere Verlage. Aber dass der ganze Handel ihn jetzt boykottiert, das geht zu weit.

Das meinst du ironisch?

 

Besten Gruß von BirgitJ

[Ulf Schiewe]

Moin,

Also das finde ich jetzt doch auch übertrieben. Wenn ein Verlag sagt, mit dem nicht, okay. Es gibt ja noch andere Verlage. Aber dass der ganze Handel ihn jetzt boykottiert, das geht zu weit.

Das meinst du ironisch?

 

Besten Gruß von BirgitJ

 

Nein, eigentlich nicht. Ich muss ja mit seinen Ideen nicht übereinstimmen, aber wir haben immer noch Meinungsfreiheit, solange die sich innerhalb der Gesetze äußert. Wenn der Handel ihn jetzt komplett boykottiert, dann ist das schon so eine Art von Mundtotmachen, die zu weit geht, finde ich.

[BirgitJ]

 

Moin,

Also das finde ich jetzt doch auch übertrieben. Wenn ein Verlag sagt, mit dem nicht, okay. Es gibt ja noch andere Verlage. Aber dass der ganze Handel ihn jetzt boykottiert, das geht zu weit.

Das meinst du ironisch?

 

Besten Gruß von BirgitJ

 

Nein, eigentlich nicht. Ich muss ja mit seinen Ideen nicht übereinstimmen, aber wir haben immer noch Meinungsfreiheit, solange die sich innerhalb der Gesetze äußert. Wenn der Handel ihn jetzt komplett boykottiert, dann ist das schon so eine Art von Mundtotmachen, die zu weit geht, finde ich.

 

Na ja, aber auch der Handel hat Freiheiten und kann sich auswählen, welche Produkte er verkaufen will. Meinungsfreiheit beinhaltet ja nur, dass man seine Meinung äußern darf, sie garantiert einem nicht eine entsprechende Plattform, auf der man gehört wird. Die muss man sich selbst schaffen, manchmal verliert man sie auch wieder. Und Meinungsfreiheit hat zwei Seiten, nämlich dass man einerseits eine Meinung äußern darf, andererseit aber nicht zuhören muss. Mundtot wäre man erst, wenn der Staat/die Verwaltung Medien aus dem Verkehr zieht und es ihrem Urheber undmöglich macht, sich weiterhin zu äußern. All das trifft aber auf Herrn Pirincci nicht zu.

 

Besten Gruß von BirgitJ

[MartinC]

Na ja, aber auch der Handel hat Freiheiten und kann sich auswählen, welche Produkte er verkaufen will. Meinungsfreiheit beinhaltet ja nur, dass man seine Meinung äußern darf, sie garantiert einem nicht eine entsprechende Plattform, auf der man gehört wird. Die muss man sich selbst schaffen, manchmal verliert man sie auch wieder. Und Meinungsfreiheit hat zwei Seiten, nämlich dass man einerseits eine Meinung äußern darf, andererseit aber nicht zuhören muss. Mundtot wäre man erst, wenn der Staat/die Verwaltung Medien aus dem Verkehr zieht und es ihrem Urheber undmöglich macht, sich weiterhin zu äußern. All das trifft aber auf Herrn Pirincci nicht zu.

 

 

Besten Gruß von BirgitJ

 

 

Auf den Punkt gebracht!

 

LG

Martin

[Ulf Schiewe]

Mundtot wäre man erst, wenn der Staat/die Verwaltung Medien aus dem Verkehr zieht und es ihrem Urheber undmöglich macht, sich weiterhin zu äußern. All das trifft aber auf Herrn Pirincci nicht zu.

 

Besten Gruß von BirgitJ

 

 

 

Im Prinzip hast du recht, Birgit. Aber sollte man deshalb alle Bücher dieses Autors boykottieren oder nur die anstößigen?

[(MelanieL)]

Den Handel im Sinne einer durchstrukturierten Organisation gibt es ja gar nicht. Der Handel besteht aus mehr oder weniger gut organisierten Individuen, und einige davon boykottieren Pirincci, einige vielleicht nur seine politisch motivierten Bücher, andere vielleicht gar keine.

Manche reden nicht über ihr Handeln, andere posaunen es in die Welt hinaus.

Die Auslistung oder Nichtaufnahme von Büchern aus unterschiedlichen Gründen ist völlig normal und kommt ständig vor, deshalb verstehe ich gar nicht, warum so ein Gewese darum gemacht wird - zumal Pirinccis letzter Unterhaltungsroman schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat und vermutlich ohnehin nicht mehr im Buchhandel ausliegen würde oder lag (von den noch älteren Büchern gar nicht zu reden).

 

Dass Amazon sämtliche Titel des Autors aus dem Angebot gestrichen hat, erstaunt mich tatsächlich auch.

Aber Amazon ist nicht der Handel, sondern nur ein Teil davon (ich weiß allerdings nicht, wie groß dieser Teil in Wirklichkeit ist).

 

Davon abgesehen würde ich - wenn ich eine Buchhandlung führen würde - tatsächlich sämtliche Titel boykottieren. Bei der Überfülle an Büchern kann man es sich normalerweise leisten, Haltung zu zeigen und jemanden, der Tausende von Menschen mit Hetzreden aufstachelt, eben nicht ins Programm zu nehmen bzw. daraus wieder zu entfernen.

Genau so würde ich auch mit Produkten von Musikern oder Schauspielern oder Privatpersonen umgehen.

(Und damit spreche ich mich definitiv nicht dafür aus, die Meinungsfreiheit in irgendeiner Weise einzuschränken. Ich bin aber auch nicht gezwungen, anderen eine Plattform für ihre Meinungen zu bieten und muss mir auch nicht alles anhören, was andere zu sagen haben).

 

Wie sagte Marc Uwe Kling so schön:

 

"Ihr habt da was falsch verstanden,

zu meinem Verdruss.
Meinungsfreiheit heißt,
dass man seine Meinung kundtun darf.
Nicht, dass man es muss."

 

Viele Grüße,

Melle

[BirgitJ]

 

Mundtot wäre man erst, wenn der Staat/die Verwaltung Medien aus dem Verkehr zieht und es ihrem Urheber undmöglich macht, sich weiterhin zu äußern. All das trifft aber auf Herrn Pirincci nicht zu.

 

Besten Gruß von BirgitJ

 

 

 

Im Prinzip hast du recht, Birgit. Aber sollte man deshalb alle Bücher dieses Autors boykottieren oder nur die anstößigen?

 

M. E, gilt auch in diesem Punkt: Jeder hat die Freiheit, es nach seinem Gusto zu entscheiden. Jede Privatperson und jeder Buchhändler.

[Thomas R.]

Hallo zusammen,

 

ich muss mich noch einmal melden, weil gerade Amazon angekündigt hat, die Bücher von A. Pirincci nicht mehr zu verkaufen. Ich habe also (auch nach Lektüre eines kritischen Artikels dazu) nachgeschaut, ob Amazon seine Politik zu bestimmten Themen geändert hat. Hier aus dem Jahr 2009 ein Artikel dazu, als das Berliner Büro des American Jewish Committee (AJC) Amazon angezeigt hat, weil es u.a indizierte Bücher verkauft hat, in denen gegen Juden gehetzt oder der Holocaust geleugnet wurde. "Amazon" erklärte damals: "Eine inhaltliche Bewertung von Medien könne und dürfe nicht von privatwirtschaftlichen Unternehmen getroffen werden, die keinerlei Expertise und Kompetenz in diesem Bereich hätten." Offensichtlich gilt dieses Prinzip immer noch, außer bei Pirincci:

 

Für Kinder: SS Infanterie

 

Für Erwachsene: Reichskriegfahnen

 

Für Fans der WaffenSS und deren Anführer

 

Besondere Literatur:

Ein Buch Alfred Rosenbergs von 1935

Und direkt noch eins

 

Hans Grimm: "Volk ohne Raum"

 

Horst Mahler und Franz Schönhuber"Schluss mit deutschem Selbsthaß"

 

Ganz ehrlich:

"Felidae" kann man nicht verkaufen, genau wie andere Bücher von A. Pirincci?? WTF

 

Gruss

 

Thomas

[Annette]

Haha, Thomas, du wolltest doch nicht mehr... Ich kann es mir auch nicht verkneifen obwohl ich doch aufhören wollte,

 

Man kann die Katzenbücher bei Amazon doch nicht mal mehr gebraucht verkaufen. Weil es den Autor da nicht mehr gibt.

jetzt werden die Relativierer wieder antworten: Ja, Du kannst sie doch auf ebay verkaufen.

Wer weiß, wie lange noch? Normal find ich das nicht, sorry.

Da muss man ja hoffen, dass man auf dem Flohmarkt dann nicht angepöbelt wird...

 

Gruß

A:

Bearbeitet 30. Oktober 2015 von Annette

[DirkH]

Man wird die Bücher auch weiter auf E-Bay kaufen können, weil sich dort niemand mit einer Verweigerungshaltung profilieren kann. Denn darum geht es doch in diesem Fall. amazon und Konsorten springen auf den Gutmenschen-Zug auf, der durchs Land fährt und alle Verlage, Händler und Autoren, die gerade ein wenig Popularität gebrauchen können (und wer kann das nicht?), sitzen schon drauf, winken und zeigen auf sich selbst. Und ob das jetzt um den zu schmähenden Autor A.P. oder um etwas anderes geht, ist dabei ziemlich egal – glaube ich jedenfalls. 

 

Die Diskussion muss beim Fall von P. bleiben, denn da gehört sie hin. 

Bearbeitet 30. Oktober 2015 von DirkH

[Annette]

Dirk, das hast Du schön formuliert. Ich sehe den Zug richtig vor mir.

Hier gibt es Neuigkeiten in der Angelegenheit:

http://www.welt.de/politik/deutschland/article148286602/Pirincci-geht-wegen-Rufschaedigung-gegen-Medien-vor.html

 

Prinicci hat sich den Anwalt Steinhöfel genommen (Media-Markt_Werbung) und hat einige Widerrufe erreicht.

 

Gruß

A.

Bearbeitet 31. Oktober 2015 von Annette

[hpr]

Pirincci macht jetzt natürlich mit seinen Abmahnungen und Widerrufen WErbung. Und erst recht damit, dass er aus allen deutschen Vertriebskanälen ausgeschlossen wurde (Amazon, Libri, andere Buchgroßhändler). Die Vertriebskanäle in Deutschland sind nun mal (anders als die Zahl der Buchhandlungen) sehr konzentriert.

 

Insofern sichern ihm diese ganzen Ausschlussaktionen auf Jahre hinaus Aufmerksamkeit. Und die Prozesse, ob Random House ihm einfach kündigen durfte, werden vermutlich auch zahlreiche Anwälte und Gerichte beschäftigen mit ungewissem Ausgang.

 

Ich bin da alles andere als glücklich drüber. Und wenn man bedenkt, was so alles von den Buchgroßhändlern vertrieben wird, was keinen Deut besser als Pirinccis Bücher sind, da frage ich mich schon, was das alles soll. Will ich, dass in Zukunft die Konzernspitze eines Beinahe-Monopolisten in Seattle festlegt, welche Bücher vertrieben werden dürfen, welche nicht?

 

Herzliche Grüße, Hans Peter

 

PS: Wer meine Meinung ausführlicher lesen will: https://hproentgen.wordpress.com/2015/10/31/literaten-und-die-lust-an-der-inquisition/

[Daniela]

Vielen Dank für den Link zu Deinem ausführlichen Kommentar, Hans Peter! Den kann ich nur unterschreiben.

 

Liebe Grüße

Daniela

[Ulf Schiewe]

Ganz deiner Meinung, Hans Peter.

[(Tom Liehr)]

Bin da anderer Meinung. Krasse Termini wie "Zensur", "Berufsverbot" oder "Inquisition" verzerren, worum es bei dieser Sache geht, und es geht nicht darum, beispielsweise eine Firmenethik zu formulieren. Moralisches Handeln ist in aller Konsequenz ohnehin unmöglich, und einem Unternehmen wie Amazon oder Random House dürfte die Idee, diesen Versuch auch nur ansatzweise zu unternehmen, äußerst fern liegen (nicht einmal Weltbild hat das je ernsthaft versucht). Da gilt eher die Maxime: Wenn's gekauft wird, verkaufen wir's auch. Amazon hat sehr seltsame Dinge im Sortiment, und wer durch alle Imprints von RH stöbert, wird hier und da auch ziemlichen Kokolores finden, um es noch nett auszudrücken.

 

Wir erleben eine gesellschaftliche Krisensituation. Wir erleben Figuren, die sich diese Situation zueigen machen, die sie anfeuern und verstärken, die polarisieren und provozieren, auf Kosten der Schutzlosen. Wir erleben jemanden wie Akif P., der sich vor eine Versammlung stellt und grenzwertige Parolen absondert. Der, einfach gesagt, zum Hass anstachelt, der eine äußerst egoistische Sicht auf die Menschenrechte formuliert und eine menschenverachtende Gegengesellschaft entwirft. Dabei stellt sich nicht einmal die Frage, ob er jenen häufig zitierten Satz mit den "leider derzeit geschlossenen KZs" so oder doch anders gemeint hat. Hier ist ein Autor, der als Autor auftritt und dabei Nitroglycerin ins Feuer der rechtsextremistischen Demagogen gießt.

 

Wenn ein Buchhändler - im weitesten Sinn - oder ein Verlag diesem Vorgehen dadurch begegnet, die Bücher von Herrn P. auszulisten, dann teilen Buchhändler oder Verlage keineswegs mit, dass sie fortan nichts mehr - aktiv wie passiv - anfassen möchten, das in dieser Richtung zu bewerten wäre. Sie wären mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn sie das täten, und sie müssten wahrscheinlich mehrere hundert Planstellen schaffen, um das fragwürdige Sortiment auch nur zu sichten. Und das wäre dann auch etwas wie Zensur. Es geht um einen konkreten Fall und eine konkrete Situation. Es geht darum, ein Zeichen zu setzen. Das da lautet: Wir möchten (derzeit) kein Geld mit/an jemandem verdienen, der sich so verhält. Wir akzeptieren, dass wir eine Menge Mist verkaufen und produzieren, weil wir Geld verdienen wollen, aber an dieser Stelle ist Feierabend. Wir können keineswegs jeden Abend mit gutem Gewissen ins Bett gehen, weil wir Kindern gewaltverherrlichenden Dreck andrehen und Männern sexistischen Scheiß und, ja, Pantoffelnazis Bücher mit Hetzparolen für den abendlichen Stammtisch, aber hier ist Schluss. Dieses Verhalten können selbst wir nicht mehr dulden. Und, bitte, liebe Käufer, denkt doch mal darüber nach, warum wir das tun, obwohl uns sonst fast keine Scheiße zu schmutzig ist, um daraus noch Gold zu machen.

 

Die Vergleiche mit Gottfried Benn oder meinetwegen auch Wagner-Opern sind redlich neben der Spur. Eine Gesellschaft reagiert auf jemanden, der aktuell so agiert. Sie greift auf das Arsenal zurück, das ihr zur Verfügung steht, und ich begrüße es aufs Äußerste, dass und wie sie das tut.

 

Und außerdem würde die Diskussion wahrscheinlich exakt diametral verlaufen, hätten Amazon & RH & Co. nicht so reagiert, wie sie das getan haben. Irgendwas ist immer. Und irgendwer, der irgendwas nicht richtig findet, findet sich auch immer. Schön, dass wir darüber gesprochen haben.

 

Herzlich,

Tom

[Annette]

Hans-Peter, ich finde, Du hast Recht.

"Zeichen setzen", Tom, das kann ich echt nicht mehr hören. Mittlerweile müssten so viele Zeichen im Land gesetzt sein, dass man nicht mehr treten kann. All die "Zeichen" ändern gar nichts, es gibt deswegen nicht weniger Nazis. Merkwürdigerweise scheint es immer mehr davon zu geben

Ich denke auch, dass man so eher mehr Aufmerksamkeit und Werbung generiert.

 

Viele Grüße

A.

Bearbeitet 2. November 2015 von Annette

[Ulf Schiewe]

Interessant, wie unterschiedlich die Standpunkte sind.