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Dagmar

Werden gründliche Recherchen anerkannt?

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Hi,

ich glaube, dass es vollkommen ausreicht, Lektoren und Leser glaube zu lassen, dass man gründlich recherchiert hat.

Wir haben doch alle nur Infos über die Vergangenheit aus zweiter oder dritter Hand. Ich behaupte einmal ganz ketzerhaft, dass gerade die historischen Romane dabei sind ihre eigene Wirklichkeit zu erzeugen, die einen Erwartungsdruck erzeugt, den sich die Autoren unterordnen (müssen). Kaum eine Leser möchte von König Artus lesen, dass die damals noch mehr oder weniger auf dem Ziviliationsstand von Erdhöhlenbewohnern waren. Wer da richtig recherchiert und das gelernte wiedergibt, wird kaum gedruckt werden.

Bei dem Robin Hood Kinderbuch stand ich auch vor dem Problem, dass das übliche Robin Hood Bild, wenn es ihn überhaupt gegeben hat, ebenso falsch ist, wie das Bild von Richard Löwenherz. In einem gründlich recherchierten Buch, wäre Löwenherz genauso ein intrigantes über Leichen gehende A...loch gewesen, wie sein Johann Ohneland. Würde diese gründliche Recherche, die ein falsches Geschichtsbild zurechtrückt, von Lektoren oder Lesern honoriert werden?

Ich habe da, ehrlich gesagt, meine Zweifel.

 

Rabe

- auf der Suche nach einem Genre, bei dem man nach Herzenslust lügen darf...

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Hallo Rabe!

 

Für mich ist es allerdings ein Unterschied, ob Tatsachen schriftstellerisch verschönt, oder ob Wissenslücken vertuscht werden sollen. Wenn ich bemerke, dass ein Autor nur über Halbwissen verfügt, ärgert das mich schon und es nimmt ihm und seiner Geschichte die Glaubwürdigkeit.

 

Liebe Grüße

Claudia

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Ach je, wer hat schon "Ganz-Wissen", Claudia? ;)

 

Es geht um Stimmigkeit.

 

Welchen Charakter Robin Hood nun wirklich hatte, werden wir nie wissen. Wer über ihn und seine Zeit schreibt, sollte ihn glaubhaft neu schaffen und sich bemühen, auf dem heutigen Stand des Wissens keine groben Anachronismen einzubringen.

 

Die Gefahr ist im Übrigen bei der Belletristik, dass alle die, die sich viel zu tief in die Materie einarbeiten, recherchieren bis zum letzten verfügbaren Pergament, häufig ihre Romane mit Detailwissen überfrachten, die den Zauber der Geschichte erdrücken.

Gelegentlich ersetzt auch gesunder Menschenverstand allzu tiefschürfende Recherche. Wenn man weiß, was es noch nicht geben konnte, überlegt man sich eben, wie man sich selbst damals beholfen hätte.

 

Ich war ehrlich gesagt, früher auch viel strenger mit mir und anderen Autoren. Inzwischen sage ich mir, solange es stimmig und glaubhaft ist, frage ich nicht zu genau nach. Iggelig werde ich nur, wenn es um handlungsrelevante Tatbestände geht. So beispielsweise konkrete Zeitangaben in historischen Krimis (hat mich bei Bruder Cadfael tierisch geärgert). Wer keine Armbanduhr hatte, konnte eben keine genaue Tatzeit bestimmen, darüber Alibis aufbauen oder brechen, Spuren vertuschen oder finden und den Täter dingfest machen.

Hier jault der besagte gesunde Menschenverstand.

 

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Ein zu bemühtes Altertümeln kann dem zeitgenössischen Leser schon wieder mehr schaden als nützen ...

 

Gerade neulich hatte ein Freund das Problem, ob er "sadistisch" in einem prä-de Sade Kontext verwenden solle. Meiner Ansicht nach auf jeden Fall, wenn das Adjektiv genau diese Verquickung von Grausamkeit und persönlichem Lustgewinn bezeichen soll: es gibt einfach nichts treffenderes, auch wenn das Gefühl des Sadismus sicher schon zuvor existiert hat.

Lieber Oliver,

 

während ich mit dem ersten Satz sehr einverstanden bin, hätte ich in diesem Zusammenhang mit sadistisch ein echtes Problem. Die deutsche Sprache enthält auch andere treffende Worte, die beschreiben können, was hier gemeint ist. Da sollte man doch nicht so schlampig sein und lieber ein bisschen nachdenken oder das Synonym-Wörterbuch benutzen.

 

P.S. Mein Kommentar kommt etwas spät und ich sehe, dass Anna, Charlie und Tom schon Ähnliches ausgedrückt haben. Seit ich mir geschworen hatte, die Modernismen (nervös, irritiert, interessiert) auszulassen, habe ich erst richtig die Schönheit meiner eigenen Muttersprache entdeckt und das Schreiben begann mehr Freude zu machen. Es wirkt echter und ist zugleich ein Gewinn für mich gewesen. Auch der Text liest sich besser, harmonischer, abgerundeter.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Nee, "Ganz-Wissen" hab ich natürlich auch nicht. Wär ja noch schöner. Aber wenn mir der Autor vormachen will, er hätte es, und dann aber doch an vielen Ecken schludert, macht es mir einfach keinen Spaß mehr.

 

Auch mir geht es um die Glaubhaftigkeit. Ich will einfach überzeugt sein und gar nicht erst auf die Idee kommen, mal "nachzugooglen". Und wenn ich als Leser dann vielleicht sogar an andere Information herankomme, frage ich mich, warum der Autor das nicht auch konnte.

Eine trockene Abhandlung der Lebensumstände ist natürlich auch nicht in meinem Interesse. Aber zum Glück gelingt es vielen Autoren, ihre Geschichten so zu erzählen, dass man sie ihnen ganz und gar abnimmt.

 

Liebe unwissende Grüße

Claudia

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In einem gründlich recherchierten Buch, wäre Löwenherz genauso ein intrigantes über Leichen gehende A...loch gewesen, wie sein Johann Ohneland. Würde diese gründliche Recherche, die ein falsches Geschichtsbild zurechtrückt, von Lektoren oder Lesern honoriert werden?

Ich habe da, ehrlich gesagt, meine Zweifel.

Ich eigentlich nicht. Es gibt genug erfolgreiche historische Romane, in denen historische Gestalten von einer anderen Seite beleuchtet werden (wie Charlie das in der "Zwölften Nacht" beispielsweise mit Heinrich VIII. tut).

Ich möchte historische Romane von Autoren lesen, die gerade das Detektivspiel der Recherche lieben, und deren Romanen ich das auch anmerke. Es mag Leser geben, die historische Romane als eine Art Märchen für Erwachsene ansehen, was sie ja (auch) sind. Mir sind bisher allerdings nur die Leser begegnet, die den Wunsch hatten, noch etwas dazu zu lernen. Und das fand ich äußerst erfreulich.

 

Liebe Grüße

Uschi

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Seit ich mir geschworen hatte' date=' die Modernismen (nervös, irritiert, interessiert) auszulassen[/quote']

 

Bei "nervös" stimme ich dir zu. Aber wie kommt es, dass du "irritriert" oder "interessiert" für Modernismen hältst?

"Irritation" ist bereits im 16. Jahrhundert aufgekommen, das Wort "Interesse" ist bereits seit dem 15. Jahrhundert in der deutschen Sprache vermerkt (wenn damals auch mit leicht anderem Bedeutungsschwerpunkt). Ich finde, da sollte man wirklich ein Auge zudrücken, weil ich das für eine überflüssige Beschneidung unseres Arbeitswerkzeugs halte.

Ich halte es so, dass in entsprechenden Texten möglichst keine Begrifflichkeiten auftreten sollten, die bereits auf den ersten Blick eine Lesernachfrage provozieren. Denn ab wann Tomaten oder Mais in Europa aufgekommen sind, wissen eben doch viele. Und wenn in einem Adjektiv wie "nervös" "Nerven" auftauchen, die man sicher wohl erst mit Erfindung des Mikroskops entdeckt hat, dann reagiere ich da ebenfalls mit der bereits oben angesprochenen Sensibilität. Alles was darüber hinaus geht, ist mir jedenfalls sowas von Latte...  :D

 

Liebe Grüße Tom

www.thomas-finn.de

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Wenn mir allerdings eine Lektorin ein Wort ohne Synonyme, das seit dem 15. Jahrhundert im Deutschen belegt ist, aus einem Roman, der im 14. Jahrhundert spielt, streicht, liegt mir die Frage, ob ich den Roman auf Mittelhochdeutsch schreiben soll, auf der Zunge.

 

Sehr schön auf den Punkt gebracht, liebe Charlie.

 

Wir schreiben für gegenwärtige Leser.

Besonders aufpassen muss man natürlich bei der direkten Rede.

Wenn z. B. ein Autor von einem sadistischen römischen Kaiser erzählt, kann man es eher durchgehen lassen, hingegen gar nicht, wenn er jemanden ausrufen lassen würde: "Der Imperator ist ein Sadist!"

 

Liebe Grüße

Imre

Gib, gib auch nach, aber gib nicht auf.&&www.imre-toeroek.de

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Und manchmal ist das auch einfach Geschmackssache. "Nervös" würde mich gar nicht stören, "vage" aber schon, obwohl ich nicht mal weiß, ob es anachronistisch ist.

 

Sabine

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Seit ich mir geschworen hatte' date=' die Modernismen (nervös, irritiert, interessiert) auszulassen[/quote']

 

Bei "nervös" stimme ich dir zu. Aber wie kommt es, dass du "irritriert" oder "interessiert" für Modernismen hältst?

"Irritation" ist bereits im 16. Jahrhundert aufgekommen, das Wort "Interesse" ist bereits seit dem 15. Jahrhundert in der deutschen Sprache vermerkt (wenn damals auch mit leicht anderem Bedeutungsschwerpunkt).

Jeder hält es gern so, wie er möchte, Tom. Für mich ist es eine Sache der Empfindung, was zu meinem Text passt oder nicht.

 

Zunächst spielt meine Geschichte im ausgehenden 11. und beginnenden 12. Jahrhundert. Da hilft mir dein Verweis auf das 16. Jh nicht. Aber das ist auch egal, ich bin da kein Fanatiker. Aber es gibt genug deutsche Worte, die ich verwenden kann, ohne mich, wie du meinst, einschränken zu müssen. Statt nervös - aufgeregt oder angespannt, statt irritiert - gereizt, statt interessiert - gefesselt, gefangen oder auch andere Ausdrücke, je nach Zusammenhang.

 

Gerade das Wort interessiert ist heutzutage so ein Allerweltswort geworden, das schlecht wie recht für alles benutzt wird, sodass ich es meinem Kreuzritter nicht in den Mund legen möchte, sonst klingt er wie mein Gegenüber in der U-Bahn und sagt vielleicht auch gleich noch "cool". Oder mein Ritter wendet sich an seinen Grafen und meint: "Diese neuen Steinschleudern sind echt interessant, Herr!" Kling blöd, oder?

 

Ich empfinde es nicht als Beschränkung, sondern gerade als Befreiung aus der nervigen Klammer dieser Allerweltswörter zu entfliehen, die alles und nichts bedeuten und einfach zu sehr nach 21 Jh klingen.

 

Aber das ist Geschmackssache, wie so oft.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Ich war ehrlich gesagt, früher auch viel strenger mit mir und anderen Autoren. Inzwischen sage ich mir, solange es stimmig und glaubhaft ist, frage ich nicht zu genau nach. Iggelig werde ich nur, wenn es um handlungsrelevante Tatbestände geht. So beispielsweise konkrete Zeitangaben in historischen Krimis (hat mich bei Bruder Cadfael tierisch geärgert). Wer keine Armbanduhr hatte, konnte eben keine genaue Tatzeit bestimmen, darüber Alibis aufbauen oder brechen, Spuren vertuschen oder finden und den Täter dingfest machen.

Hier jault der besagte gesunde Menschenverstand.

*staun* Gerade bei Cadfael ist mir so etwas nie aufgefallen. Nach meinem Eindruck wird es dort beispielhaft gut erklärt, wie "es muss zur Zeit der Komplet gewesen sein, als ich an der Kirche vorbeikam, der Gottesdienst hatte gerade angefangen".

 

Muss ich gleich mal nachlesen, ob ich so etwas finde.

 

Cadfael-liebende Grüße

Beate

Man gräbt keine goldenen Halsbänder aus dem Boden. (John Vorhaus "Handwerk Humor")

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Worte wie "nervoes" sind besonders stoerend' date=' weil, wie Tom richtig erklaert, hat, auch die Grundlage fehlt.[/quote']Aber holla! Den "nervus" gab's schon im Lateinischen ... und da das "nervös" ja einfach vom "angespannten" Zustand besagten "nervus" abgeleitet ist, braucht man keine Nerven, um diesen Begriff glaubwürdig zu bringen. Und tatsächlich ist "nervös" auch schon in der deutschen Sprache belegt, bevor man viel mit dem biologischen "Nerv" anfangen konnte ... wenn auch, zugegeben, nicht im Mittelalter.

 Aber da möchte ich dann doch Ulf widersprechen: Wenn man sich tatsächlich auf "echt mittelalterliche" Begriffe beschränken möchte, bleibt nicht mehr viel übrig, was man für den modernen Leser noch schreiben könnte. Letztendlich tifft man bei der Wortwahl doch immer eine sehr willkürliche Auswahl, die - wie Ulf dann wieder sehr richtig festgestellt hat - in erster Linie vom "Empfinden" abhängt.

 Was dann richtig "klingt", ist vermutlich für jeden einzelnen Leser und Autor ein wenig verschieden. Aber wenn man einen "Durchschnittston" treffen will, der für möglichst viele Leser noch "authentisch wirkt", dann sind gewisse Manierismen und logisch nicht nachvollziehbare Bedenken für einen Autor vermutlich leichter zu verkraften als völlige Gleichgültigkeit dem Thema gegenüber.

 

Mich persönlich stören übrigens von historischen Personen abgeleitete Begriffe wie "Sadismus" deutlich mehr als allgemeine Worte zweifelhafter Etymologie. Wie hier schon an vielen Beispielen gezeigt wurde, schätzt man letztere ohnehin oft falsch ein, und diese Einschätzung hängt oft mehr vom heutigen Alltagsgebrauch als vom tatsächlichen "Alter" eines Begriffs ab - sprich: Ein Begriff, der erst vor 50 Jahren geprägt wurde und schon wieder außer Mode ist, wird möglicherweise als "älter" empfunden als einer, der schon vor 500 Jahren im Umlauf war, aber heute noch tausendfach als (womöglich wiederentdecktes) Modewort abgenudelt wird.

 Was mich aber viel mehr stört als solche sprachlichen "Wortklaubereien", sind immer noch Protagonisten, die in einem materiell penibel recherchiertem mittelalterlichen Kontext völlig unbeeinflusst von der Erziehung und den gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit bleiben und in ihrer mitteltalterlichen Person (beispielsweise) mal eben Renaissance, Aufklärung und Humanismus vorweggenommen haben. Was seltsamerweise dann wiederum viele Leser, die sich ansonsten schon über vermeintlich falsch datierte Gewandspangen und Küchenkräuter aufregen können, gar nicht zu stören scheint ;)

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Was mich aber viel mehr stört als solche sprachlichen "Wortklaubereien", sind immer noch Protagonisten, die in einem materiell penibel recherchiertem mittelalterlichen Kontext völlig unbeeinflusst von der Erziehung und den gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit bleiben und in ihrer mitteltalterlichen Person (beispielsweise) mal eben Renaissance, Aufklärung und Humanismus vorweggenommen haben. Was seltsamerweise dann wiederum viele Leser, die sich ansonsten schon über vermeintlich falsch datierte Gewandspangen und Küchenkräuter aufregen können, gar nicht zu stören scheint ;)

Naja, aber Gewandspangen und Küchenkräuter kann man ja auch recherchieren. Aber wie die Menschen damals gedacht haben, können wir heute auch bei bester Recherche nicht genau wissen, sondern immer nur nachzuvollziehen versuchen.

 

Mir ist das aufgefallen, als ich an RZ schon ungefähr zwei oder drei Jahre herumschrieb. Meine Protagonistin redete völlig problemlos von den "41 Außenländern" - dabei lebte sie als arme Fischersfrau auf einer abgelegenen Insel und kannte noch nicht mal den nächstgelegenen Hafen auf dem Festland. Außerdem ging sie auch trotz Ausgehsperre ganz locker auf die Straße, weil ich das für irgendeine Szene brauchte, und ich habe sogar noch versucht, es so hinzubiegen, dass sie irgendeine Ausnahmegenehmigung hatte. Sie lief einfach mit einem modernen "Mir wird schon nichts passieren"-Gefühl rum, das in ihre Zeit absolut nicht passt. Wie eine Touristin halt. (Ihr wisst schon: wenn ein normaler Mensch in einen Sumpf fällt, schlägt er um sich und schreit um Hilfe. Ein Tourist guckt sich empört um und sagt: "Was bildet dieser Sumpf sich eigentlich ein? Ich mache hier URLAUB!")

 

Nachdem mir das aufgefallen ist, habe ich lange Zeit damit zugebracht, mich aus dem "globalen Denken" herauszuholen und meinen Horizont ganz buchstäblich auf ein Inseldorf oder ein abgelegenes Tal zu verkleinern, um mir vorstellen zu können, wie man dort denken könnte. Und dazu kommt dann noch das religiöse Denken, die Angst vor bewaffneter Gewalt und Herrscherwillkür, vor dem Unbekannten, den Mächten der Natur und vor all dem, was man als einzelner Mensch ohne Bildung und Internet einfach nicht wissen KANN. Das finde ich elendig schwer, und es ist mir bisher auch noch nicht gelungen, das richtig darzustellen.

 

Liebe Grüße

 

Astrid

Meine Homepage

 

Rabenzeit 1 gibt's als E-book und gedruckt bei Amazon. :)

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Umberto Eco hat in seiner "Nachschrift zum Namen der Rose" etwas dazu geschrieben, was (ich kann es gerade nicht suchen) sinngemäß lautet, dass die Gedanken, die später ganze Zeitalter bestimmten, bei einzelnen Menschen schon viel früher vorhanden gewesen sein müssen. Wenn ich mich einigermaßen richtig erinnere.

 

Zudem ist es ja immer eine Entscheidung: schreibe ich über den Mainstream-Menschen, der gar nicht weiß, wie ihm geschieht, als er in den Strudel der geschichtlichen Ereignisse gerät (etwas, das ich z.Zt. versuche), oder schreibe ich über einen historisch verbürgten oder fiktiven Menschen, der seinerseits Entwicklungen anstößt?

 

Ich weiß, wie schwer es mir schon fällt, mit Menschen aus anderen Kulturen psychotherapeutisch zu arbeiten. (Mittlerweile habe ich das ganz aufgegeben.) Ich halte es auch für schwer bis unmöglich, mich wirklich in das Denken unserer Vorfahren hineinzuversetzen. Ich halte es von daher auch für legitim, Personen zu kreieren, die unserem Denken zumindest partiell etwas näher stehen.

Ich gehe auch davon aus, dass in einem Stamm, der völlig von der Außenwelt abgeschnitten lebte, einige imstande wären, sich in unser Leben einzufügen, während es für andere den Tod bedeuten würde. Ich schreibe sozusagen über Erstere.

 

Liebe Grüße

Uschi

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"Die ist zu modern", klagen manche Leser über meine mittelalterliche Heldin. Das kenn ich auch schon. Nur weil sie vorlaut ist.

 

Ich glaube, der Durchschnittsleser hat sich auf Grund der vorhandenen und konsumierten Lektüre und Filme ein ganz eigenes Bild vergangener Zeiten gemacht (genau wie die Historiker übrigens auch, sie bilden nur wortreiche Theorien darüber :)), das gewiss ziemlich an der damaligen Realität vorbeigeht.

 

Warum sollte es im MA keine vorlauten Frauen gegeben haben? Nur weil das dem Klischee des unterdrückten Heimchen am Hern nicht entspricht?

 

Astrid hat schon recht - wir wissen nicht, in welchen Grenzen die Menschen damals gedacht haben.

Andererseits baue ich darauf, dass gewisse menschlichen Eigenschaften seit Anbeginn der Zeit gleichgeblieben sind. Es hat immer Liebe und Hass, Neid und Mitleid, Schadenfreude und Aufmüpfigkeit gegeben - man muss diese Regungen nur stimmig in den Kontext seiner Erzählwelt bringen. Weshalb sich das Gefühl "Liebe" im Biedermeier eben anders äußerte und andere Folgen hatte als bei den Römern, Im MA oder in der Gegenwart.

 

"Lieben" Gruß

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Ich bin auch der Meinung, dass man zu jeder Zeit alle Charakterformen gefunden hätte, wenn man danach gesucht hätte, die schüchternen ebenso wie die vorlauten. Interessant ist eben, wie man diese Ausformungen in den zeitlichen Kontext setzt, d.h. welche Normen dürfen die Protas auf keinen Fall verletzen, um glaubhaft zu bleiben?

Wenn die Sprache etwas "moderner" ist, ohne jedoch auf unpassende, neumodische Redewendungen zurückzugreifen, finde ich das nicht störend, denn letztendlich lesen wir ja die "Übersetzung" aus der damaligen Zeit. Und was uns heute als altertümlich vorkommt, mag damals so modern gewesen sein, wie heutige Modeausdrücke, die natürlich nichts in einem HR verloren haben. Ich denke auch, dass es eiin Unterschied ist, ob man bestimmte Worte in der wörtlichen Rede oder aber im gesamten Kontext eines Erzählstils verwendet.

Ich erinnere mich an eine Diskussion in einer Leserunde, wo es um den Begriff "Baby" in einem MA-Roman ging. Mich würde dieser Ausdruck nicht stören, wenn er im Erzählfluss auftaucht, in der wörtlichen Rede, oder aber falls es in Ich-Form geschildert wird, würde es mich irriteren, aber bei einer personalen oder auktorialen Beschreibung nicht.

 

Gruß, Melanie

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Umberto Eco hat in seiner "Nachschrift zum Namen der Rose" etwas dazu geschrieben' date=' was (ich kann es gerade nicht suchen) sinngemäß lautet, dass die Gedanken, die später ganze Zeitalter bestimmten, bei einzelnen Menschen schon viel früher vorhanden gewesen sein müssen. ... Ich halte es von daher auch für legitim, Personen zu kreieren, die unserem Denken zumindest partiell etwas näher stehen.[/quote']Ehrlich gesagt - nein. Im Grunde verhält es sich mit diesen Dingen genau wie mit der "materiellen" Recherche. Natürlich müssen "Gedanken" schon früher dagewesen sein, ehe sie sich zu einer neuen gesellschaftlichen Entwicklung zusammenfügten - genau wie man davon ausgehen kann, dass z.B. möglicherweise auch schon eine neuartige Gewandfibel schon mal von irgendwem verwendet wurde, bevor sie viel später so beliebt wurde, dass man ihre Verbreitung heute noch nachweisen kann. Und natürlich kann man nicht mit letzter Sicherheit genau wissen, wie ein Zeitgenosse zu bestimmten Dingen gedacht haben kann und wie nicht - genau wie man niemals sicher sein kann, ob gewisse Küchenkräuter nicht doch schon in irgendeinem Garten gezogen wurden, als sie eigentlich noch nur weiter südlich üblich waren.

 

Aber: Das Gesamtbild entsteht in der Summe. Während man in Einzelheiten immer mit Lücke schreiben muss und auch Fehler unvermeidlich sind, gibt es in dieser Hinsicht nicht mehr nachvollziehbare Ausreden für die Figurengestaltung wie für historische Ereignisse und ihre materielle Umgebung.

 Einzelne Gedanken mögen dagewesen sein. Aber es wird sich nicht eine Vielzahl ungewöhnlicher Gedanken bei irgendwelchen Personen zu einem neuen Weltbild gefügt haben, lange bevor dasselbe Weltbild sich in langem Diskurs unter den Gelehrten einer späteren Zeit herausgebildet hat. Irgendwo dazwischen gibt es eine Grenze, ab der man einfach einen unglaubwürdigen Zeitreisenden in seinem Buch hat. Und diese Art von Fehler ist durchaus verbreitet.

 Wo genau die Grenze liegt, ab wann eine Figur kein Kind ihrer Zeit mehr ist und nicht mal als "Außenseiterkind" bzw. "besonders fortschrittliches Kind" ihrer Zeit glaubwürdig ist, das ist natürlich oft eine Ermessensfrage. Wie ich oben gesagt habe: Es ist oft eher eine Frage des "Empfindens" und des "richtig Klingens"; es wird unterschiedlich wahrgenommen und unterschiedlich wichtig genommen. Aber grundsätzlich verschieden von allen anderen hier angesprochenen "Recherchefragen" ist der geistige Horizont der Figuren auch nicht, und es ist eben der Punkt, über den ich am leichtesten stolpere. Weil die Beschaffenheit der Figuren für mich eben genau der Aspekt ist, der am ehesten die Atmosphäre einer Zeit (oder Kultur) fühlbar werden lässt - sehr viel stärker als die "Kulisse", die aus historischen Ereignissen, dem Auftritt historischer Persönlichkeiten oder dem Vorzeigen zeitgenössischer Werkstücke aufgebaut wird, oder auch durch penible Wortwahl.

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Warum sollte es im MA keine vorlauten Frauen gegeben haben?
Dazu ein kleines P.S.: Mir ging es nicht um Charaktereigenschaften, sondern um komplette Denkmodelle. "Freche Frauen" sind auch schon in zeitgenössischen Texten dargestellt ... "sî sprach 'hâst du rede in dir? mich müet dîn klaffen sêre.'" ;)

 

Reflektieren allerdings konnten sie ihr Verhalten auch nur an den Maßstäben ihrer Zeit, und das sollte auch in der Ausgestaltung der Figuren zum Ausdruck kommen. So mag ein jugendlicher "Waldmensch" aus dem Urwald womöglich schlau und nachdenklich sein, und ein scharfer Beobachter. Wenn er dann allerdings anfängt, wie ein Student über die ökonomischen Grundlagen seines Volkes zu schwadronieren und diese mit dem Wirtschaften einer archaischen Stadtkultur zu vergleichen, die er kurz kennen lernen konnte, und wenn ich in seinen Gedankengängen dann auch noch einige moderne wirtschaftswissenschaftliche Ansätze unserer Zeit wiedererkenne, dann fühle ich mich aus dem Setting gerissen - so glaubwürdig das tägliche materielle Leben in Urwald und Stadtkultur sonst dargestellt sein mag.

Figuren mögen also jedes beliebige "Wesen" haben, aber für ihr "Denken" gibt es doch "authentische" und "anachronistische" Ansätze, die sich durchaus deutlich voneinander abgrenzen und, im selben Umfang wie alles andere recherchierbare Historienwissen, auch vermeiden lassen.

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Figuren mögen also jedes beliebige "Wesen" haben' date=' aber für ihr "Denken" gibt es doch "authentische" und "anachronistische" Ansätze, die sich durchaus deutlich voneinander abgrenzen und, im selben Umfang wie alles andere recherchierbare Historienwissen, auch vermeiden lassen.[/quote']

Da mach ich mal ein Beispiel.

Ich lese nicht gern Romane, in denen keine Liebesgeschichte vorkommt. Ich kann mir nicht vorstellen, einen Roman zu schreiben, in dem keine Liebesgeschichte vorkommt.

Meine Romane spielen in Zeiten, in denen das Konzept der Liebe ein völlig anderes war als heute. Verliebtsein wurde als eine Art Krankheit angesehen, die in der Regel zu keinem guten Ende führt, und wurde so auch in der zeitgenössischen Literatur dargestellt.

 

Es gibt durchaus viele potentielle Leser für Romane, in denen die Beziehung zwischen Mann und Frau so dargestellt wird, wie sie damals war. Ich bin dafür nicht die Zielgruppe. Allerdings würde es mir negativ aufstoßen, wenn eine Heldin (aus dieser Zeit) zu ihrem Vater ginge und meinte: "Warum darf ich nicht den Hugo heiraten? Ich liebe ihn doch so!" Es ist für mich aber völlig in Ordnung, wenn sie lieber den Hugo hätte, zum Vater geht und sagt: "Ich will den Alfons nicht heiraten, der ist hässlich."

 

Liebe Grüße

Uschi

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Ich erinnere mich an eine Diskussion in einer Leserunde' date=' wo es um den Begriff "Baby" in einem MA-Roman ging. [/quote']

Warum muss ein Autor in einem MA Roman "Baby" schreiben, wenn es doch den Säugling gibt? Das will mir nicht in den Kopf.

 

Ich vertrete nicht die Ansicht, mittelalterliche Worte zu benutzen, dann wird es unleserlich und auch lächerlich. Aber ich muss doch keine offensichtlichen modernen Lehnwörter benutzen, die den Leser sofort ins 21 Jh katapultieren.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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"Die ist zu modern"' date=' klagen manche Leser über meine mittelalterliche Heldin. Das kenn ich auch schon. Nur weil sie vorlaut ist.[/quote']

Liebe Anna,

 

ich glaube nicht, dass du deine vorlaute oder selbstbewusste Heldin verstecken solltest. Natürlich ist es nicht angebracht, feministisches Gedankengut ins Mittelalter zu verpflanzen, aber bei meinen Recherchen habe ich gefunden, dass Frauen, zumindest im Südfrankreich des 12. Jh einen höhere Stellenwert hatten, als man heute allgemein annimmt. Sie durften erben und sogar herrschen (wenn es keine Brüder gab), siehe Eleonore von Aquitanien, Ermengarde von Narbonne. Sie verwalteten Burg und Besitz, hielten Gericht, wenn die Herren auf ihren Kriegszügen waren. Man verehrte ihre Klugheit (nicht nur die Schönheit). In Süditalien gab es hochgeschätzte weibliche Ärzte. Töchter erbten wie ihre Brüder oder wurden ausgezahlt in Form einer Mitgift. Diese erhielten sie zurück, beim Tod des Gatten oder bei Aufhebung der Ehe. Frauen waren Unternehmer, besonders in Handwerksbetrieben, oder Kauffrauen, wenn die Männer verstarben. Nicht zuletzt die Bauersfrauen, die kräftig anpackten und auch kräftig was zu sagen hatten.

 

Also das Heimchen am Herd stammt nicht aus dem Mittelalter.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Figuren mögen also jedes beliebige "Wesen" haben' date=' aber für ihr "Denken" gibt es doch "authentische" und "anachronistische" Ansätze, die sich durchaus deutlich voneinander abgrenzen und, im selben Umfang wie alles andere recherchierbare Historienwissen, auch vermeiden lassen.[/quote']

Da mach ich mal ein Beispiel.

 

Ich finde die von Anna bereits erwaehnte vorlaute Almut ist ein hervorragendes Beispiel. Und meiner Meinung nach ist das ein Grund fuer ihre Beliebtheit. Sie ist vorlaut, sie ist gewitzt, sie schlaegt ueber die Straenge - sie ist so, dass der moderne Leser ab und an denken darf: "Klasse! Genau wie Tante Frieda", oder auch: "Mensch, so waer' ich auch ganz gern."

Aber sie ist auf dem Boden ihrer Epoche und ihrer Kultur so, es ist genau der Hintergrund, aus dem sie ihren fuerwitzigen Kopf reckt und in den sie ab und an mit dem Fuss stampft.

Wort gewordener Ausdruck dieses Zusammenspiels: "Mist, Maria."

 

Sie ist eine dreiste, freche, querdenkende und durch und durch fromme Frau aus Jahrhundert Vierzehn.

Deshalb fesselt sie (meiner Ansicht nach) die Leser: Weil sie uns zugleich zeigt, was sie mit uns gemeinsam hat UND was voellig anders ist.

 

Um eine solche Figur zu schaffen, muss man die Zeit, ueber die man schreibt, sich intensiv ertastet haben. Und in dem Fall stoert's mich dann weniger, wenn die mal "puterrot" anlaeuft. Es stoert mich so sehr wie ein Rechtschreibfehler: Passiert eben, wird in der naechsten Auflage ausgebessert, hat mit der Gewissenhaftigkeit und der sinnvollen Gewichtung (!) der Recherche nichts zu tun.

 

Wir sollten auch mal realistisch sein, finde ich. Ich hab, um mein Tudor-Buch zu schreiben, zwanzig Jahre recherchiert. Bin jetzt Anfang Vierzig, wenn ich das jetzt also wieder so machen, aber nicht nur Tudor-Romane schreiben will, schaff ich bis zum hundertsten Geburtstag noch drei Romane.

Das ist Quatsch. (Finde ich.)

Moeglich ist stattdessen, ein Thema zu waehlen, das fuer einen gut recherchierbar ist (d.h. z.B. Primaerquellen verfueg- und lesbar, Gegend erreichbar, Sekundaerliteratur uebersichtlich usw.) und sich genau zu fragen: Wie muss das Eis aussehen, das meine Geschichte traegt, was kann ich in einem halben Jahr leisten, und wie teile ich meine Ressourcen im Sinne der Geschichte am besten ein?

Da mir persoenlich am wichtigsten die Frage ist: Was fuer Leute waren das, wie haben die gedacht und gefuehlt, woher kamen die und wohin gingen die?, wuerde ich zur Not die Frage: Haben die Oliven mit Blaettern serviert ohne ohne? vernachlaessigen (wie gesagt: zur Not. Solche Recherchen machen ja auch viel Spass). Und genauso wuerde ich die blaettrige Olive einem Autor viel lieber verzeihen als das 17.-Jahrhundert-Maedchen, das dem Papi sagt: Den doofen Hugo nehm' ich nicht.

 

Alles Liebe von Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Und genauso wuerde ich die blaettrige Olive einem Autor viel lieber verzeihen als das 17.-Jahrhundert-Maedchen' date=' das dem Papi sagt: Den doofen Hugo nehm' ich nicht.[/quote']

Das versteh ich jetzt nicht ganz ... :-?

 

Liebe Grüße

Uschi

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Ich erinnere mich an eine Diskussion in einer Leserunde' date=' wo es um den Begriff "Baby" in einem MA-Roman ging. [/quote']

Warum muss ein Autor in einem MA Roman "Baby" schreiben, wenn es doch den Säugling gibt? Das will mir nicht in den Kopf.

 

Das ist schon richtig, man könnte auch Kind, Kindlein, Sohn oder Tochter, auch mit -chen am Ende schreiben. Was ich damit nur sagen wollte - das wäre, wenn es aus der auktorialen Ebene kommt, für mich nicht so ein großer Klopfer, als würde die mittelalterliche Hebamme direkt sagen: "Was für ein schönes Baby."

 

Gruß, Melanie

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Und genauso wuerde ich die blaettrige Olive einem Autor viel lieber verzeihen als das 17.-Jahrhundert-Maedchen' date=' das dem Papi sagt: Den doofen Hugo nehm' ich nicht.[/quote']

Das versteh ich jetzt nicht ganz ...  :-?

 

 

Das liegt zweifellos daran, dass ich einfach die Nulpe der Nation im Beispielmachen bin, meine Beispiele hinken immer.

 

Ich meinte damit: Ich kann ueber Puter und Kartoffeln im falschen Jahrhundert WESENTLICH leichter hinweglesen als ueber ganz offensichtliche grobe Nachlaessigkeiten im Umgang mit der Geisteshaltung einer Epoche.

 

Wenn ich das Gefuehl habe, da hat jemand seine Nachbarin und seinen Chef in eine 17.-Jahrhundert-Kulisse versetzt, interessiert mich das Buch nicht mehr.

Wenn's dagegen dem Autor gelingt, mich glauben zu machen, dass er mir 17.-Jahrhundert-Gedanken nahe bringt (das muss ja nicht stimmen - wenn ich mich taeuschen lasse, hat der Autor Glueck gehabt), ueberlese ich wahrscheinlich die falsch aufgeschnittene Olive.

 

Jetzt besser verstaendlich?

Wenn nicht, probier' ich's nochmal ...

 

Alles Liebe von Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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