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Quidam

Brutalität

Empfohlene Beiträge

[quote author=Peter D. link=1174292749/15#18 date=1174301337Gelächter ???

 

Okay, ich löse auf: Es ist die quietschende Kreide. Die ergänzt das Bild vor Augen um eine ganz miese Audiokomponente.

Ich meinte, dass der Täter lacht.

An die Kreide habe ich zuerst gedacht, aber das fand ich zu naheliegend und du hast ja geschrieben, es sei nicht das, was jeder denkt.

Aber - und das ist eine Erweiterung der Diskussion. Was schockiert mehr, die Tatsache an sich - Spritze im Schädel quietscht wie Kreide - oder - derjenige, der das macht, ist so abgestumpft und kalt, dass er danach darüber lacht. Mich schockiert das letztere - deshalb habe ich darauf getippt. Aber vielleicht bin ich auch da "falsch gestrickt"

Rabe

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In American Psycho gibt es solche Grausamkeiten am laufenden Band, sie werden bis ins letzte Detail beschrieben und sie liegen sehr schwer im Magen. Ja, ich meine das Buch und nicht den Film. Der Film ist ein Kindergeburtstag gegen die literarische Vorlage.

 

Peter

Und das erstaunlicherweise, obwohl einem die Figuren egal sind. Bateman macht es ja vor allem mit Prostituierten, die sich sogar, nachdem er sie misshandelt hat, wieder zu ihm begeben. Die Opfer Batemans (männlich wie weiblich) sind ja keine Sympathie-Träger, er nimmt sie gar nicht "tief" genug wahr, damit beim Leser Verständnis für sie auftaucht. Die sind genauso eindimensional wie der Held selbst.

Warum wirkt dann die Brutalität dennoch? Weil Form und Inhalt im größtmöglichem Kontrast stehen. Im selben Ton wie er eine Zahnpastatube ausdrückt, schläft er mit einer Frau (zwei Frauen) oder bringt sie um. Das ist das erschreckende, nicht die Brutalität, glaube ich.

Also warum dir ausgerechnet das so nahe geht, wo ich dich für einen abgebrühten Gore-Spezialisten gehalten hab, kann ich bis heute nicht nachvollziehen. Ist aber auch schon ne ganze Weile her, dass ich das Buch gelesen habe und vielleicht hatte ich ne zensierte Fassung, oder so. Anders kann ich mir das kaum erklären. :)

 

Gruß

Peter

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Hey Quidam!

 

Für mich ist Brutalität, egal ob in Buch oder Film, immer ein sehr "starker", mächtiger Aspekt mit starker Präsenz. Wie manche Gewürze und manche Kräuter im Essen manchmal eine starke Note haben, die schnell alle anderen Aromen überdeckt.

 

"American Psycho" ist ein gutes Beispiel: Die Gewalt in dem Buch ist so deutlich, weil das Buch sich sehr stark darauf konzentriert. Es ist nicht der einzige Aspekt des Buches, aber eben ein sehr mächtiger, der alles andere zur Seite drängen und überdecken würde - wenn Ellis es nicht schaffen würde, die wenigen anderen Aspekte der Geschichte (vor allem die Oberflächlichkeit von Batemans Lebenswelt) so kräftig zu zeichnen, dass sie sich behaupten können.

 

Brutalität ist damit eine Genrezutat. Wie Maggi-Würze. Sehr eigen. Entweder man mag sie so gut wie gar nicht, oder nur ganz dezent, oder man findet den Geschmack so toll, dass man am liebsten gleich an der Flasche nuckelt.

Brutalität hat ein eigenes Genre geschaffen, den Splatter, der recht stumpfes aus der Flasche nuckeln ist, aber manchen Leuten gefällt.

 

Die Frage, wieviel Brutalität du einsetzen kannst, hängt daher von dem Gericht ab, das du kochen willst.

Brutalität sollte sich nicht in den Vordergrund setzen, weil sie dann die Geschichte, das Aroma der Geschichte, an sich reißt und bestimmt. Darum solltest du aufpassen, dass du nur soviel davon einsetzt, dass die Geschichte nicht kippt.

Und weil Brutalität eben ein sehr mächtiges Gewürz ist, bestimmt sie sehr schnell das Aroma einer Geschichte. Wenn es also keine "Brutale" Geschichte werden soll, in der die "Brutalität" vorherrschendes Thema ist, musst du entweder behutsam würzen oder, wie Brett Easton Ellis, andere Gewürze so stark dazuschütten, dass man sie noch wahrnimmt.

 

Toll, jetzt knurrt mir der Magen...

 

Hungrig,

Marco! :s17

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Hallo zusammen,

 

das Problem mit Brutalität ist oft die Darstellung, die auf bestimmte Muster zurückgreift, und bestimmte Muster bedient. Wenn also die Täter entmenschlicht werden, und ihre Brutalität an der exzessiven Ausübung von Gewalt demonstriert werden, bzw. im Gegenpunkt ihre Taten ebenfalls entmenschlicht werden, und die massive Gewalteinwirkung mit irgendwelchen Idealen oder Zielen entschuldigt wird.

Dabei wird oft übersehen, dass die Entmenschlichung eine viel größere Gewalteinwirkung benötigt, um Wirkung auf den Leser zu machen, und diese Wirkung nur über Provokation oder Schock funktioniert, was nicht nur abstößt, sondern auch abstumpft.

 

Deshalb ist es viel einfacher Brutalität zu zeigen, wenn die Figur nicht entmenschlicht wird, und man z.B. psychologische Verhaltensmuster einbezieht. Wenn der Täter sich scheinbar für das Schicksal des Opfers interessiert, und das Opfer deshalb nach und nach mit dem Täter identifiziert. Oder indem der Täter fast widerwillig handelt, oder das Leid, die Hilflosigkeit und Angst des Opfers im Mittelpunkt steht- und häufig die Angst größer ist als die eigentliche Bedrohung.

Dann reicht wesentlich weniger Gewalt, der Täter wird nicht dämonsiert, und die Wirkung ist trotz geringerer Mittel wesentlich stärker.

 

Bei einer Folterszene auf die Folter zu verzichten, und mit den Ängsten des Opfers zu arbeiten, die durch den Täter angereicht werden, verstärkt werden, ist wesentlich wirkungsvoller (und verträglicher für die Leser).

 

Oder anders gesagt: Brutalität auf Gewalt zu reduzieren, führt einfach dazu, dass exzessiv Gewalt dargestellt werden muss. Der andere Weg ist schwieriger, wenn auch meist stärker.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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(Steffi (Ronya))

Na was für ein Zufall. Da hab ich heut in der Uni beschlossen einen Thread über Gewalt zu eröffnen, komm heim und sehe: er ist schon da.

 

Wie der Zufall so will, habe ich gerade selbst ein Problem mit einem gewalttätigen Textabschnitt, eine Menschenopfer Szene. Wie gewalttätig sie ist, wurde mir erst nach den ersten Kritiken klar. Ich habe nämlich seit ich mein Studium angefangen habe den Bezug zu Blut, zerstückelten Körpern und Gedärmen verloren.

Ich habe darüber nachgedacht die Szene zu streichen und nur das Ergebnis zu präsentieren, das empfände ich jedoch als Tell.

Während der Szene gibt es eine Entwicklung meiner Protagonistin, die zugleich auch für die Charakterisierung der Sekte, welches das Opfer durchführt, wichtig ist. Und die Sekte ist wiederrum für die Gesamthandlung äußerst wichtig. Wie ich das wiederrum ohne die direkte Opferung darstellen könnte, weiß ich nicht. :-/

 

Nach dem Lesen dieses Threads komme ich jedoch sehr ins grübeln, ob ich die Szene so wie sie ist stehen lassen kann. Allmählich glaube ich auch, dass mir hier 80% der Leser abspringen würden.

 

Gruß Ronya

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Apropos angedeutete Folter, Psychologie und Spiel mit Ängsten.... Sorry für das Filmbeispiel, aber hat jemand "Hard Candy" gesehen? :o

 

Ansonsten ist für mich Irvine Welsh ein Vertreter verstörendster, ultraheftiger aber auch legitimer Brutalität. Warum legitim? Weil er damit tatsächlich einen Kosmos vollkommen kaputter Kreaturen erschafft, denen man im Leben niemals begegnen möchte und die genau damit den Handlungsmotor für die anderen Figuren anwerfen. Beispiel Francis Begbie. Scheiße, wie kommt man nur auf solche Figuren :s10

 

Ciao!

Alf.

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Hallo Ronya!

 

Nach dem Lesen dieses Threads komme ich jedoch sehr ins grübeln, ob ich die Szene so wie sie ist stehen lassen kann. Allmählich glaube ich auch, dass mir hier 80% der Leser abspringen würden.

 

Ich würde mich echt nicht so verunsichern lassen! Wie gesagt, ich finde, es kommt aufs "wie" an. Pack den Textausschnitt doch mal in die Textkritiken!

 

Was mich wieder zu dem "Szenen-Thread" bringt. Hat da echt niemand Lust drauf? Ich würde auch einen eigenen Auszug reinstellen, zum zerstückeln sozusagen :s22

 

Ciao!

Alf.

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Sorry für das Filmbeispiel' date=' aber hat jemand "Hard Candy" gesehen? :o[/quote']

Schönes Beispiel, hatte auch schon nachgedacht, das einzubringen. Gemein, brutal, unblutig, und wahnsinnig direkt indirekt. Bestätigt irgendwie alle Theorien, die in diesem Thread aufgebracht wurden. Auch sehr literarisch, weil die "Brutalität" ja nicht in den Bildern steckt, sondern in den Dialogen, also den Kommentaren des Mädchens.

 

Obwohl mich die Meinung einer Frau zu der Szene interessieren würde, oder ob die nur von Männern als so gemein empfunden wird. :-/

 

Gruß,

Marco!

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Hallo,

 

das brutalste Literaturgenre, was es für mich gibt, sind die Märchen. Da werden Menschen verbrannt (Hänsel und Gretel), Zehen abgehackt (Aschenputtel), Tiere reihenweise und im Stück gefressen (Wolf und die 7 Geißlein), schlafende Tiere aufgeschlitzt und Pflastersteine in den Bauch gesteckt (nochmal Wolf und ...), Menschen in Kuchenteig verpackt, gebacken und anschließend durch den Schredder gejagt und zu Entenfutter verarbeitet (Max und Moritz), Menschen mit Pech übergossen (Frau Holle), Kindern die Daumen abgeschnitten (Struwwelpeter) usw.

 

Erstaunlich, dass man dieses Genre Kindern zumutet und diese dann auch noch ganz ruhig schlafen können; die Erwachsenen Vorleser übrigens auch ;). Die Ursache sehe ich in der extremen Gut-Böse-Konstellation in einem Märchen; es gibt da keine Zwischentöne. Je klarer die Zuordnung der Brutalität zum Bösen und dessen Vernichtung wird, um so eher wird Brutalität akzeptiert. Das, glaube ich, ist unabhängig vom Genre. Das Problem im Erwachsenenbereich liegt nur darin, dass man als Autor mit der simplen Gut-Böse-Zuordnung eines Märchens keinen erwachsenen Leser hinter den Ofen hervorlockt. Aus diesem Grund betrachte ich Brutalität immer als recht zweischneidiges Schwert - es muss klar sein warum und darf nicht nur Mittel zum Zweck sein.

 

Viele Grüße Dietmar

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(Steffi (Ronya))

Hallo Dietmar

 

in der Schule hatte ich einmal einen Aufsatz über Gewalt in Büchern und Filmen geschrieben und bin da unter anderem auch auf die Märchen eingegangen. Ich sehe da jedoch noch einen viel entscheidenderen Grund als das deutliche Schwarz/Weiß der Märchen für die Akzeptierung der Gewalt, nämlich die Art der Brutalität.

In Hänsel und Gretel wird die Hexe "nur" in den Ofen geschoben. Das ist nicht drastisch geschrieben. Das Verständnis von Kindern für Gewalt reicht jedoch nicht aus, um diese Szene in ihrer gesamten Brutalität zu verstehen. Erst als Erwachsene bemerken wir, was da eigentlich steht und sind entsetzt, aber nur, weil wir inzwischen gelernt haben, was es eigentlich damit auf sich hat.

 

Gruß Ronya

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Hallo Leute,

 

jetzt lese ich tausend Beiträge zu diesem Thema und bin so schlau wie vorher. :-/

Es muss zu der Geschichte passen? Und wie finde ich heraus, dass es zu der Geschichte passt? :s01

 

Ich für mich denke, dass es ein reizvolles Hintergrundbild zu den nachfolgenden Szenen sein könnte: Szenen, in denen man die Verstoßenen kennen und auch hoffentlich lieben lernt. Dass man mit ihnen weint und lacht und skurrilles erlebt und man eben doch weiß, dass sie dieser Brutalo Hornissengeneral schlußendlich mit seiner Armee vernichten soll.

Es wird nicht viele brutale Szenen geben - eigentlich nur im ersten Drittel. Und sie dienen dazu, den Antagonisten als wenig zimperlich zu charakterisieren. Und das will ich nicht nur behaupten, sondern auch dem Leser spüren lassen.

 

Ich kann ja gerne mal einen Ausschnitt einstellen, vielleicht kann man dann eher sagen, ob das passt. Gebe aber zu bedenken, dass die Szene erst zwei Tage alt ist und natürlich noch überarbeitet wird.

 

Uldin musste zwinkern, weil Sonnenlicht in seinen Komplexaugen brannte. Das Schweineleder hing in Fetzen am Fenster. Der General zog sich etwas in den Schatten, stieß dabei gegen das Gestell, auf der das Glas mit den Orden stand. Es wackelte, dann fiel es herunter und klackerte so laut auf dem Boden auf, dass Bonosus (das ist ein Einäugiger) davon eigentlich hätte hochschrecken müssen. Das Glas brach nicht, aber die Orden kullerten heraus. Uldin sammelte sie ein, und da fielen ihm die Schuppen zwischen die Beine. Sie stammten von der Flosse einer Meerjungfrau, seiner großen Liebe. Er sammelte sie ein und schnüffelte daran. Trotz des angestaubten Geruchs, der sich über die Jahre angehaftet hatte, konnte er ihren Duft noch wahrnehmen. Ein bisschen. Unweigerlich sackte er zusammen und musste an den Sommertag denken, wo er ihr zum letzten Mal begegnet war.

Er hatte schon etwa eine Stunde über dem See geflattert, doch die Meerjungfrau ließ sich nicht blicken. Die Flügel taten ihm weh, aber die Sehnsucht hielt ihn in der Luft. Da endlich sah er einen dunklen Fleck aus den Tiefen empor tauchen. Das Wasser perlte über ihr makelloses Gesicht, als sie auftauchte. Sein Körper, den er mit seinen zahllosen Verdienstmedaillen geschmückt hatte, spiegelte sich in ihren Augen aus Opal. Das Herz pochte so stark, dass man das an seiner Hornissenbrust sehen konnte. Sein Lächeln wurde von ihr nicht erwidert. Sie grüßte freundlich, aber da war ihre Seele nicht in den Worten zu spüren. Keine Freude. Nur Distanz. Kalte, elende Distanz. Und das, obwohl er sie schon so reich beschenkt hatte. Sie schwamm auf die Felswand zu, dort, wo sich knapp über der Wasseroberfläche ihre Höhle befand. Sie zog ihren zierlichen Körper aus dem Wasser und dort hinein, zappelte ein wenig mit ihrer Flosse, wobei sie einige Schuppen verlor. Uldin folgte ihr und landete am Höhlenrand. Sie kroch einige Meter von ihm weg, dann warf sie einen Blick über ihre Schulter zu ihm. Sie wirkte angespannt, verkrampft.

„Aber was ist, meine Schöne?“, fragte er und sammelte ihre Schuppen ein, klemmte sie hinter die Orden. Erinnerungsstücke, die ihm helfen würden, die Sehnsucht zu überbrücken, wenn er alleine war.

Sie schüttelte nur den Kopf und robbte weiter in die Höhle. „Ich hab doch gesagt, dass ich meine Ruhe vor dir haben will.“

Er folgte ihr. „Mazelina“, rief er. „Warte doch.“ Als sie nicht reagierte und er sie endlich erreicht hatte, packte er sie an ihrer Flosse. Er wollte doch nur etwas mit ihr reden, die Zeit vergolden, die er so lange auf sie gewartet hatte. Sie drehte sich um, hielt plötzlich ein Messer in der Hand, und wischte nach ihm. Erschrocken wich er zurück, irritiert über ihre Tat und sah an sich herab, ob sie ihn erwischt hatte, und Blut aus dem schwarzgelben Bauch quoll. Ein Orden rutschte von einem durchtrennten Riemen aus Gras und drehte auf dem Steinboden aus. Er war nicht verletzt, trotzdem sieg in Uldin eine Wut hoch, die seine Vorderbeine zittern ließ. „Wie du meinst“, murmelte er und drehte ihr den Rücken zu. „Dann lass ich dich eben in Ruhe.“

Dass er sie mit diesem simplen Trick überlisten konnte, war ihm klar. Meerjungfrauen verfügten über keinerlei Kriegserfahrung. Als er herumwirbelte und sich auf sie stürzte, war sie anscheinend in Melancholie versunken, das Messer glitt gerade aus ihrer Hand. Er stach mit dem Stachel in ihren Bauch und lähmte sie mit dem Gift. Und dann lag sie da, wehrlos und ihm ausgeliefert. Nur schade, dass ihr kein Wort entwich und nur Bläschen aus ihrem rotlippigen Mund blubberten. Der Hunger war groß. Er war immer groß, wenn Uldin wütend war. Es wäre ihm ein leichtes gewesen, sie mit Genuss zu fressen, aber dann hätte er sein lebenlang ihre Schönheit nicht aus den Kopf bekommen. Also begann er damit, ihren Körper zu zerkratzen, um das Bild zu verändern, das er von ihr hatte, ihn so sehr fesselte. Ihm sollte es schließlich zukünftig egal sein, wenn sie ihn erneut abweisen würde, sollten sich jemals wieder ihre Wege kreuzen. Er ritzte Haken in ihren Bauch, ritzte ihren Busen, teilte eine Brustwarze, Blut trat aus den Strichen. Das machte ihm Spaß, sie zu verunstalten und an ihrem Blut zu schlurfen brachte Genuss. Aber es würde nicht reichen. Also setzte er seine Arbeit an ihrem Gesicht fort. Ihre Tränen füllten die blutigen Gräben, die er ihren Wangen zufügte. Sie wirkte bald wie ein zerkratzter Klumpen Fleisch. Aber auch das würde nicht reichen. Diese Augen hatten immer noch diese magische Anziehungskraft, egal, wie sehr er auch ihren Körper verunstaltete. Zumindest einen Opal wollte er zerstören, sie sollte ja noch sehen, wie es ist, abgewiesen zu werden. Und die Wesen des Landes werden sich in Zukunft alle von ihr abwenden, bei diesem Anblick.

Noch einmal blickte er in beide Augen. Wie sie plötzlich flehentlich schauen und ihre Seele zeigen konnte. Es berührte ihn so sehr, dass er für einen Moment überlegte, ihr das nicht anzutun. Dann strich er mit seinem Stachel von der Wange, tief ins linke Auge, bis hinauf zur Stirn. Unter- und Oberlid hatten sich daraufhin zusammen gezogen, die zerfetzte Pupille verschlossen. Große Blubberblasen entwichen ihrem Mund.

 

Die Erinnerung wühlte den Hornissengeneral auf und in Uldin machte sich eine unbändige Lust auf Fleisch breit. Bonosus!

 

Dank allen, für die Kommentare und besonders Manuel für die Buchtips.

 

Grüße

Quidam

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Stefan Mühlfried

Hi Quiddy!

 

Klar, das ist brutal, aber es erfüllt IMHO voll und ganz den Zweck, den du geschildert hast: Mit dem Brummer ist nicht gut Kirschen essen.

Nein, ich find's nicht übertrieben. Ich würde es definitiv nicht im Film sehen wollen, aber lesen ist schon OK.

 

Schöne Grüße,

Stefan

 

P.S.: Eine Hornisse, die ZWINKERT?

"Schriftsteller sollten gar keine Adjektive haben. Sie sind keine französischen oder australischen Schriftsteller, sondern einfach Schriftsteller. Am Ende sind sie ohnehin nicht mal ein Substantiv, sondern ein Verb: Sie schreiben." - Richard Flanagan

Blaulichtmilieu   -   Zur Hölle mit der Kohle   -   Der steinerne Zeuge

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Hi Quid,

 

finde es erträglich, sobald nicht "in echt" existierende Wesen im Spiel sind, dann kannst Du sonstwas anstellen (hier die Textstelle fand ich i.O.) Eine drastisch geschilderte brutale Schlägerei mit Einzelheiten würde ich überblättern. (Komischerweise habe ich American Psycho problemlos gelesen, auch Hannibal Lecter, obwohl das ja ganz drastisch ist z.T., anscheinend bin ich so fasziniert von Serienkillern ...)

Liebe Grüße, Susanne

 

"Books! The best weapons in the world!" (The Doctor)

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Sowas wie Hannibal Lector lese ich nicht; das ist mir echt zu heftig, auch den Film dazu habe ich noch nie gesehen; da würde ich nachts das Licht brennen lassen, wenn ich so etwas lese ;)

 

Zu brutale oder gewaltige Szenen kann ich nicht lesen, auch zu spannend teilweise nicht. Dagegen machen mir die teilweise sehr detaillierten Beschreibungen in den Kay Scarpetta-Romanen oder auch in den Werken von Tess Gerritsen gar nichts aus.

Aber wenn da der Bösewicht mit dem Messer hinter der Tür lauert oder schlimmer noch die Prota irgendwo im Keller einsperrt, steige ich meistens aus, das kann ich nicht ab.

Wenn sich dann noch Sex mit in die Brutalität mischt, sowieso.

 

Ein gutes Beispiel für sinnvoll eingesetzte Brutalität, die nicht schlimm zu lesen ist, ist bei "Feuer und Stein", als Jamie gefangen genommen wird. Da wird auch ausgeblendet, aber es bleibt genug für die Phantasie des Lesers.

 

LG

Maren

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Hallo SMü,

 

ähm.. wo zwinkert die Hornisse?

Freut mich, dass ich nicht ganz falsch liege...

 

Ansonsten: Ist es bei der Brutalität denn nicht genauso wie beim Sex? Je mehr Bezug ich zu den Figuren hab, desto intensiver ist das Leseerlebnis.

Was ich damit meine?

 

Peter D. hat hier ja eine brutale Szene eingestellt. Losgelöst wirkt die garnicht. Aber wenn man zu der Figur, die da niedergestochen wird, Sympathie und dergleichen empfindet, leidet man mehr mit.

 

Oder bei meinem Beispiel:

Die gleiche Szene wird verschieden empfunden, wenn man

- die Meerjungfrau ins Herz geschlossen hat.

- die Meerjungfrau hasst, weil sie extrem arrogant ist,

- die Meerjungfrau nur eine Meerjungfrau unter vielen ist, die man individuell garnicht wahrgenommen hat.

 

Daher ist das brutale oft garnicht die Szene an sich, sondern, dass jemand brutal angegangen wird, den man leiden kann.

 

Welche Parallele ich da zum Sex ziehe?

 

Nimm eine Frau. Drei Männer berühren sie auf die selbe Art und Weise und auf der gleichen Stelle. Ein Mann ist der totale Ekeltyp. Der zweite ihr absoluter Traumtyp und der dritte ein guter Kumpel. Wie sie bei den jeweiligen Typen empfindet, kann sich jeder selbst beantworten.

 

Daher: Es kommt zwar auf das WIE der Darstellung an, aber vielleicht mehr noch auf die Figuren.

 

Oder anders: Eine ausladend und gut geschilderte Szene, in der eine Figur gefoltert wird, zu der wir keinen Bezug haben, geht uns wohl nicht so nahe, wie eine in wenigen Sätzen narrativ dargestellte Szene, in der unsere Lieblingsfigur niedergeschlagen wird.

 

Grüße

Quidam

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(Peter_Dobrovka)

Aber - und das ist eine Erweiterung der Diskussion. Was schockiert mehr, die Tatsache an sich - Spritze im Schädel quietscht wie Kreide - oder - derjenige, der das macht, ist so abgestumpft und kalt, dass er danach darüber lacht. Mich schockiert das letztere - deshalb habe ich darauf getippt. Aber vielleicht bin ich auch da "falsch gestrickt"

Nicht unbedingt, nur lacht in der Szene niemand.

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(Peter_Dobrovka)

Also warum dir ausgerechnet das so nahe geht, wo ich dich für einen abgebrühten Gore-Spezialisten gehalten hab, kann ich bis heute nicht nachvollziehen. Ist aber auch schon ne ganze Weile her, dass ich das Buch gelesen habe und vielleicht hatte ich ne zensierte Fassung, oder so. Anders kann ich mir das kaum erklären. :)

Mir geht auch das, was ich selber schreibe, nahe.

Darum schreibe ich es.

 

Peter

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(Peter_Dobrovka)

Wie der Zufall so will, habe ich gerade selbst ein Problem mit einem gewalttätigen Textabschnitt, eine Menschenopfer Szene. Wie gewalttätig sie ist, wurde mir erst nach den ersten Kritiken klar. Ich habe nämlich seit ich mein Studium angefangen habe den Bezug zu Blut, zerstückelten Körpern und Gedärmen verloren.

Ich habe darüber nachgedacht die Szene zu streichen und nur das Ergebnis zu präsentieren, das empfände ich jedoch als Tell.

Während der Szene gibt es eine Entwicklung meiner Protagonistin, die zugleich auch für die Charakterisierung der Sekte, welches das Opfer durchführt, wichtig ist. Und die Sekte ist wiederrum für die Gesamthandlung äußerst wichtig. Wie ich das wiederrum ohne die direkte Opferung darstellen könnte, weiß ich nicht.  :-/

Keine Ahnung. Möglicherweise mußt du diese Opferung darstellen, weil es für die Prota charakterisierend ist, daß sie das zu tun in der Lage ist. Weil es eine Entwicklung ist. Und weil sie und nicht das Opfer im Vordergrund stehen.

Fragt sich natürlich, wie tief man ins Detail gehen muß. Das ist ja wieder sehr stark Geschmackssache.

 

Peter

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(Peter_Dobrovka)

Er stach mit dem Stachel in ihren Bauch und lähmte sie mit dem Gift. Und dann lag sie da, wehrlos und ihm ausgeliefert. Nur schade, dass ihr kein Wort entwich und nur Bläschen aus ihrem rotlippigen Mund blubberten. Der Hunger war groß. Er war immer groß, wenn Uldin wütend war. Es wäre ihm ein leichtes gewesen, sie mit Genuss zu fressen, aber dann hätte er sein lebenlang ihre Schönheit nicht aus den Kopf bekommen. Also begann er damit, ihren Körper zu zerkratzen, um das Bild zu verändern, das er von ihr hatte, ihn so sehr fesselte. Ihm sollte es schließlich zukünftig egal sein, wenn sie ihn erneut abweisen würde, sollten sich jemals wieder ihre Wege kreuzen. Er ritzte Haken in ihren Bauch, ritzte ihren Busen, teilte eine Brustwarze, Blut trat aus den Strichen. Das machte ihm Spaß, sie zu verunstalten und an ihrem Blut zu schlurfen brachte Genuss. Aber es würde nicht reichen. Also setzte er seine Arbeit an ihrem Gesicht fort. Ihre Tränen füllten die blutigen Gräben, die er ihren Wangen zufügte. Sie wirkte bald wie ein zerkratzter Klumpen Fleisch. Aber auch das würde nicht reichen. Diese Augen hatten immer noch diese magische Anziehungskraft, egal, wie sehr er auch ihren Körper verunstaltete. Zumindest einen Opal wollte er zerstören, sie sollte ja noch sehen, wie es ist, abgewiesen zu werden. Und die Wesen des Landes werden sich in Zukunft alle von ihr abwenden, bei diesem Anblick.  

Noch einmal blickte er in beide Augen. Wie sie plötzlich flehentlich schauen und ihre Seele zeigen konnte. Es berührte ihn so sehr, dass er für einen Moment überlegte, ihr das nicht anzutun. Dann strich er mit seinem Stachel von der Wange, tief ins linke Auge, bis hinauf zur Stirn. Unter- und Oberlid hatten sich daraufhin zusammen gezogen, die zerfetzte Pupille verschlossen. Große Blubberblasen entwichen ihrem Mund.

Nun, ich störe mich an der Szene nicht. Das Drumherum stimmt auch, d.h. die Tat paßt in die Geschichte und ist kein Selbstzweck. Kann man also so lassen und drauf hoffen, daß sich davon keiner abschrecken läßt.

 

Peter

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(Peter_Dobrovka)

Was mich wieder zu dem "Szenen-Thread" bringt. Hat da echt niemand Lust drauf? Ich würde auch einen eigenen Auszug reinstellen, zum zerstückeln sozusagen  :s22

Was hast du denn vor? Was ist das Ziel des Threads? Warum machst du ihn nicht einfach auf?

 

Peter

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Stefan Mühlfried
Hallo SMü,

 

ähm.. wo zwinkert die Hornisse?

Na, hier, ganz am Anfang:

 

Uldin musste zwinkern' date=' weil Sonnenlicht in seinen Komplexaugen brannte.[/quote']

;)

Stefan

"Schriftsteller sollten gar keine Adjektive haben. Sie sind keine französischen oder australischen Schriftsteller, sondern einfach Schriftsteller. Am Ende sind sie ohnehin nicht mal ein Substantiv, sondern ein Verb: Sie schreiben." - Richard Flanagan

Blaulichtmilieu   -   Zur Hölle mit der Kohle   -   Der steinerne Zeuge

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(Steffi (Ronya))

@Quiddy: ich finde die Szene nicht zu drastisch. Natürlich kann es sein, dass sie im Gesamtkontext, wenn man alle Figuren kennt, anders rüberkommt.

Aber rein objektiv betrachtet, finde ich sie ok.

 

Gruß Ronya

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Hallo Quidam!

 

Ich finde die Szene auch kein bisschen zu drastisch, weil sie tatsächlich "nur" den Hornissengeneral als übel jähzornig sadistischen Zeitgenossen darstellt! Kein "sadistischer Kameramann" weit und breit ;)

 

Es wäre ihm ein leichtes gewesen, sie mit Genuss zu fressen, aber dann hätte er sein lebenlang ihre Schönheit nicht aus den Kopf bekommen.

 

Einer der entscheidenden Punkte. Uldin hat ein Motiv, warum er so langsam und grausam vorgeht, auch bei dem Auge. Ich finde es wirklich gut, es erzeugt, wie Du beabsichtigt hast, Stimmung, was den Hornissengeneral angeht und ist (nach meinem Empfinden) definitiv kein Gewaltporno.

 

Daher: Es kommt zwar auf das WIE der Darstellung an, aber vielleicht mehr noch auf die Figuren.

Das ist mir noch nie so deutlich geworden, wie bei Deinem Textausschnitt in Verbindung mit dieser Diskussion!

 

Ciao!

Alf.

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Hoi Peter!

 

Was mich wieder zu dem "Szenen-Thread" bringt. Hat da echt niemand Lust drauf? Ich würde auch einen eigenen Auszug reinstellen, zum zerstückeln sozusagen s22

 

Was hast du denn vor? Was ist das Ziel des Threads? Warum machst du ihn nicht einfach auf?

 

Hm, wollte ich nicht selbst aufmachen, weils damals ja ein bisschen zwiespältig war, ob diese "Szenenthreads" erwünscht sind, oder nicht. Wollte ich Euch Mods überlassen.

 

Rausfinden wollte ich damit, wie und wann man denn nun Brutalität sinnvoll einsetzen kann; die Grenzen abstecken zwischen Voyeurismus und legitimer Spannungserzeugung. Aber diese DIskussion gibt ja eigentlich schon genug SToff dafür her.

 

Ciao!

Alf.

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