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Ramona

Verlagsautor in der Belletristik - lohnt sich das?

Empfohlene Beiträge

Ich denke, es wäre schon hilfreich, wenn die Kluft zwischen "bettelarm" und "superreich" ein wenig geringer wäre und der sogenannte "Mittelstand", der ja in Hinblick auf Autoren stetig zu verschwinden scheint, gestärkt wird, sprich: Verlage jene Autoren, die über Jahre verlässliche und solide Zahlen einfahren, nicht verhungern lassen, während sie die nächste große "Hoffnung", die noch kein Buch verkauft hat, mit Gold überschütten. (Es ist auch nicht so, dass es solche Verlage nicht auch gibt.)

 

Weißt du, welche Verlage das sind, Julia? Meine Agentin erzählte mir neulich, dass diogenes seine Autoren für sich schreiben lässt, solange sie wollen – was ich großartig finde. Man sollte einen Preis ausloben für solche Häuser!

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Dieser Zahlenjonglage kann ich auch an einigen Punkten nicht zustimmen, vor allem bei den Ausgaben.

 

Man muss das Ganze aber auch vor dem Hintergrund lesen, dass Timo Leibig zu den Amazon-Selfpublishern der ersten Stunden gehört und deshalb vermutlich ganz anderes Einkommen kennt.

Dann kann die Enttäuschung bei einem nicht allzu hohen Vorschuss schon groß sein (und der Lebensstandard als Autor auch).

 

Danke für den Hinweis, ich wollte auch schon nachgucken, aus welcher Autorenecke Timo Leibig kommt. Ich glaube, ich habe sogar schon mal was von ihm gelesen. Die Enttäuschung erfolgreicher SP-Autoren in den Verlagen ist vorprogrammiert.

 

Angelika: Der Diogenes Verlag war mir schon immer sympathisch. Ich kenne Bücher von Donna Leon, Ingrid Noll und Martin Suter.

Die schreiben ja und schreiben und schreiben unbehelligt vom Marktgeschrei. ;)

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Es stimmt, dass es anderen Künstlern nicht besser geht. Einige wenige scheffeln Millionen, die anderen kommen kaum über die Runden oder geben auf.

 

Das hat aber auch mit dem Ungleichgewicht zwischen Vertragspartnern zu tun. Auf der einen Seite der Einzelne, höchstens unterstützt von seinem Agenten - auf der anderen Seite gewaltige Konzerninteressen. Angefangen von so Buchriesen wie Random House über Zwischenhändler bis hin zu Buchmarktketten oder Verkaufsplattformen wie Amazon. Die alle bestimmen den Buchmarkt und auch Kleinverlage können sich dem nicht ausschließen. Kein Wunder, dass die meisten Autoren dabei den Kürzeren ziehen.

 

Bevor Arbeiter und Angestellte sich zu Gewerkschaften zusammenschlossen, ging es auch ihnen schlecht. In den USA versuchen progressive Kräfte die Gewerkschaften, die immer noch bekämpft werden, wieder zu beleben, weil die Gehälter dort seit 40 Jahren stagnieren. Hatten sich dort nicht auch die Drehbuchautoren vor einiger Zeit zusammengeschlossen, um für bessere Konditionen zu kämpfen?

 

Als Einzelkämpfer haben wir wenig Macht. Wir haben nur die Leser auf unserer Seite. Und manchmal funktioniert ja auch das Graswurzelmarketing. Aber oft wird es geradezu verhindert. Wenn ein Buch nach drei Monaten im Laden ausgemustert wird, wie kann sich da ein breites Publikum dafür entwickeln? Wie können wir die Spielregeln ändern, wenn wir nur Einzelkämpfer sind?

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Als Einzelkämpfer haben wir wenig Macht. Wir haben nur die Leser auf unserer Seite. Und manchmal funktioniert ja auch das Graswurzelmarketing. Aber oft wird es geradezu verhindert. Wenn ein Buch nach drei Monaten im Laden ausgemustert wird, wie kann sich da ein breites Publikum dafür entwickeln? Wie können wir die Spielregeln ändern, wenn wir nur Einzelkämpfer sind?

 

Bei mir war die Ladenverweildauer meiner Bücher von 9 Monaten auf 1-2 Monate am Schluss gesunken. An diesem Ex- und Hopp-Denken sind natürlich nicht die Verlage schuld. Und die Masse der Autoren stand schon immer am Schluss der Kette. Viele haben die Spielregeln für sich geändert, indem sie ins SP gegangen sind. Aber grundsätzlich hat das nichts geändert.

Als Einzelkämpferin fühle ich mich eigentlich gar nicht. Hier im Forum gibt es viele solidarische KollegInnen, die mir schon so oft die Augen geöffnet haben. :D

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Ich denke, es wäre schon hilfreich, wenn die Kluft zwischen "bettelarm" und "superreich" ein wenig geringer wäre und der sogenannte "Mittelstand", der ja in Hinblick auf Autoren stetig zu verschwinden scheint, gestärkt wird, sprich: Verlage jene Autoren, die über Jahre verlässliche und solide Zahlen einfahren, nicht verhungern lassen, während sie die nächste große "Hoffnung", die noch kein Buch verkauft hat, mit Gold überschütten. (Es ist auch nicht so, dass es solche Verlage nicht auch gibt.)

 

Weißt du, welche Verlage das sind, Julia? Meine Agentin erzählte mir neulich, dass diogenes seine Autoren für sich schreiben lässt, solange sie wollen – was ich großartig finde. Man sollte einen Preis ausloben für solche Häuser!

 

 

Ich möchte hier öffentlich keine Verlage nennen, weil meine Erfahrungen und die befreundeterer Kollegen wahrscheinlich nicht repräsentativ sind. Generell ist es so, dass es Verlage gibt, die als eher geizig bekannt sind, sprich: die bei Garantiehonoraren drücken, wo sie nur können und bei denen man um EUR 1000,- mehr feilschen muss, als würde sie das in den Ruin treiben, und andere, die ungleich mehr Respekt für die Autorenarbeit zeigen, indem sie von vornherein höhere Angebote machen, bei einem Misserfolg nicht gleich so tief runter gehen, wie nur möglich, auch nach mehreren mäßig laufenden Büchern eine gewisse Treue erkennen lassen und am Autor festhalten (wenn man vom Schreiben leben will, ist das ja unabhängig von der Höhe des Vorschusses auch ein wesentliches Kriterium - die Verlässlichkeit eines Verlags, die Möglichkeit über das nächste Buch hinaus weiterzudenken und den neuen Vertrag nicht erst abzuschließen, wenn die Vormerker des aktuellen bekannt sind). 

Ich habe, was all das anbelangt, sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht (zugegeben: manchmal auch bei ein und demselben Haus konträre zu Kollegen) und würde mich gegen die Annahme aussprechen, dass Verlage den Autor grundsätzlich und immerzu als schwächstes Glied am Ende der Nahrungskette behandeln. Ich habe durchaus auch schon ein hohes Maß an Wertschätzung für meine Arbeit und Großzügigkeit erlebt, wenngleich ich weit davon entfernt bin, das als eine Selbstverständlichkeit zu bezeichnen.

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Es stimmt, dass es anderen Künstlern nicht besser geht. Einige wenige scheffeln Millionen, die anderen kommen kaum über die Runden oder geben auf.

Aber das ist doch überall so. Es kann nur einen CEO geben. Daran scheitert doch der Kommunismus, dass es immer welche gibt, die profitieren und mehr absahnen als andere. Es liegt auch an unserer Primaten Natur. 

 

Kreativ sein, nur um der Kunst willen - dann würde ich nicht veröffentlichen. Ich will schon Lohn für meine Arbeit sehen, wenn es andere gibt, die an meinem Werk verdienen. Wäre ich ein Maler nur um des Malens willen, hinge ich meine Bilder zu Hause auf, gebe ich sie in eine Galerie, will ich sie verkaufen. Das gibt nicht jeder zu, aber ich denke doch, dass die Idee, Geld für die Arbeit zu bekommen, die Motivation fast aller veröffentlichenden Künstler ist. 

 

Die Verlage sind nicht an allem schuld, es sind die Konsumenten, die digital verwöhnt, nach allem greifen, womit sie überflutet werden. Wie beim Fernsehen, die privaten würden den Schrott nicht senden, fänden sich keine Zuschauer. Es gibt sie noch, die Wählerischen und Anspruchsvollen, die sich freuen, wenn sie ein ansprechendes Buch finden, aber eben auch diejenigen, die sich an einem Abend durch ein Buch mampfen und es in zwei Tagen wieder vergessen haben. 

 

Ich bleibe bei meiner Theorie, dass die Eröffnung des SP Marktes, für die Mehrheit der Autoren keine gute Idee war. Für ein paar Wenige sicher, aber die anderen versuchen in wachsendem Maß sich einen Kuchen zu teilen, der nicht im gleichen Maß größer geworden ist. 

It's as simple as that. 

Krimis, Liebe und Mehr.

www.ilonaschmidt.com

Translations, Lektorat & Exposé Coaching

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Als Einzelkämpfer haben wir wenig Macht. Wir haben nur die Leser auf unserer Seite. Und manchmal funktioniert ja auch das Graswurzelmarketing. Aber oft wird es geradezu verhindert. Wenn ein Buch nach drei Monaten im Laden ausgemustert wird, wie kann sich da ein breites Publikum dafür entwickeln? Wie können wir die Spielregeln ändern, wenn wir nur Einzelkämpfer sind?

 

Ich halte die Idee von einer Autorengewerkschaft für illusorisch, leider. Ich glaube aber auch nicht, dass man gar nichts machen kann. Ganz wichtig ist m.E. Informations- und Aufklärungsarbeit, wie es auch hier im Forum geschieht. M.E.n. treffen viele Autoren oft falsche taktische Entscheidungen, weil sie gar nicht wissen, wie die Branche tickt und was alles möglich ist. In diesem Kontext finde ich auch Artikel wie diese, die den "Hungerleidermythos" verfestigen, problematisch, weil dann die Erwartungen entsprechend niedrig sind und Aussagen, dass man als Belletristikautor ja eh nicht vom Schreiben leben kann, schnell zur self-fulfilling prophecy werden. Sprich: Was man ständig als "normal" eingetrichtert bekommt, hat irgendwann die Selbstverständlichkeit eines Naturgesetzes. Und so kommt es dann, dass Autoren über Jahre bei schlechten Agenten bleiben, die bei Verlagen als demütige Bittsteller auftreten und kritiklos akzeptieren, was ihnen hingeworfen wird, oder zu lange bei einem Verlag bleiben, wo sie mit Mini-Vorschüssen und Tapetentitel-Platzierungen abgefertigt werden, weil sie denken: Mehr ist da eh nicht rauszuholen. 

Ich glaube, dass man mit einer gesunden Anspruchshaltung nach dem Motto "Es ist zwar schwer, aber nicht unmöglich, als Autor für seine Arbeit anständig bezahlt werden" weiter kommt als mit einem ständigen Runterschrauben der eigenen Erwartungen bzw. dem Vorrechnen fiktiver Stundenlöhne, für den keine Putzfrau den Staubsauger auch nur in die Hand nähme. Aber ich gebe zu, dass es oft schwer ist, an dieser Einstellung festzuhalten.

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Ilona:

 

 

 

Die Verlage sind nicht an allem schuld, es sind die Konsumenten, die digital verwöhnt, nach allem greifen, womit sie überflutet werden. Wie beim Fernsehen, die privaten würden den Schrott nicht senden, fänden sich keine Zuschauer. Es gibt sie noch, die Wählerischen und Anspruchsvollen, die sich freuen, wenn sie ein ansprechendes Buch finden, aber eben auch diejenigen, die sich an einem Abend durch ein Buch mampfen und es in zwei Tagen wieder vergessen haben. 

 

Ich bleibe bei meiner Theorie, dass die Eröffnung des SP Marktes, für die Mehrheit der Autoren keine gute Idee war. Für ein paar Wenige sicher, aber die anderen versuchen in wachsendem Maß sich einen Kuchen zu teilen, der nicht im gleichen Maß größer geworden ist. 

It's as simple as that.

 

 

Sehe ich auch so. Dabei glaube ich nicht, dass die SPler den Verlagsautoren etwas weggenommen haben. Sie bedienen nur die Konsumwünsche von Lesern, die zu den anderen Büchern gar nicht erst gegriffen hätten. Und vor allem billiger Jakob. Geiz ist geil wie bei den Piraten. Die gibt es ja auch noch. Meine letzten beiden Bücher stehen schon wieder auf unzähligen Plattformen.

 

Julia: "Ich glaube, dass man mit einer gesunden Anspruchshaltung nach dem Motto "Es ist zwar schwer, aber nicht unmöglich, als Autor für seine Arbeit anständig bezahlt werden" weiter kommt als mit einem ständigen Runterschrauben der eigenen Erwartungen bzw. dem Vorrechnen fiktiver Stundenlöhne, für den keine Putzfrau den Staubsauger auch nur in die Hand nähme. Aber ich gebe zu, dass es oft schwer ist, an dieser Einstellung festzuhalten."

 

Ja, das finde ich auch. Jammern ändert nichts, nur die Haltung gegenüber den Verlagen kann man als Autor ändern. Sich zum Beispiel überlegen, zu welchen Bedingungen man arbeiten will.

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Ich bleibe bei meiner Theorie, dass die Eröffnung des SP Marktes, für die Mehrheit der Autoren keine gute Idee war. Für ein paar Wenige sicher, aber die anderen versuchen in wachsendem Maß sich einen Kuchen zu teilen, der nicht im gleichen Maß größer geworden ist. 

SP bringt uns aber in eine andere Verhandlungsposition. Wenn ein Verlag jetzt nicht will, kann man immer noch sagen: Mach ich es halt selbst. Wir sind nicht mehr so abhängig und müssen uns nicht alles bieten lassen. 

Und im SP verdiene ich inzwischen deutlich besser. 

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Ich bleibe bei meiner Theorie, dass die Eröffnung des SP Marktes, für die Mehrheit der Autoren keine gute Idee war. Für ein paar Wenige sicher, aber die anderen versuchen in wachsendem Maß sich einen Kuchen zu teilen, der nicht im gleichen Maß größer geworden ist.

 

SP bringt uns aber in eine andere Verhandlungsposition. Wenn ein Verlag jetzt nicht will, kann man immer noch sagen: Mach ich es halt selbst. Wir sind nicht mehr so abhängig und müssen uns nicht alles bieten lassen. 

Und im SP verdiene ich inzwischen deutlich besser.

Das sehe ich auch so. Wir sind frei, unsere Bücher selber zu machen und mūssen sie nicht in die Schublade stecken und bitterlich weinen, weil niemand sie je lesen wird.

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Ich bleibe bei meiner Theorie, dass die Eröffnung des SP Marktes, für die Mehrheit der Autoren keine gute Idee war. Für ein paar Wenige sicher, aber die anderen versuchen in wachsendem Maß sich einen Kuchen zu teilen, der nicht im gleichen Maß größer geworden ist. 

It's as simple as that. 

 

Auf dem Indie-Buchmarkt gelten letztendlich die gleichen Marktgesetze wie im Traditionsbuchmarkt (trotz Preisbindung). Das hat uns doch der schiere Preiskampf um die Spitzenplätze in den Amazon-Charts vor wenigen Jahren gut gezeigt. Am Ende musste Amazon regulierend eingreifen, bevor der SP-Markt sich noch selbst ruinierte.

 

Inzwischen hat sich der SP-Markt erholt, professionalisiert und dem Traditionsmarkt sicher ein paar Prozent abgerungen. Was den Verlagen aber auch zu schaffen machen dürfte, ist der in den letzten Jahren zunehmend gewachsene und professionalisierte  Second-Hand-Buchmarkt, dann die Tauschbörsen etc. Ein echtes Eldorado für Buchfans. Wer kauft da noch im Laden einen Titel aus der Verlags-Backlist, wenn er ältere wie aktuellere Titel kistenweise beim Gebrauchtbuchhändler bestellen kann? (10 zum Preis von 1 mal etwas überspitzt ausgedrückt) Dummerweise lebten bis vor einem oder eineinhalb Jahrzehnten aber die Verlage hauptsächlich von dieser Backlist, und die wesentlich breitere Mittelschicht der Autorenschaft auch.

 

 

 

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Ich bleibe bei meiner Theorie, dass die Eröffnung des SP Marktes, für die Mehrheit der Autoren keine gute Idee war. Für ein paar Wenige sicher, aber die anderen versuchen in wachsendem Maß sich einen Kuchen zu teilen, der nicht im gleichen Maß größer geworden ist. 

It's as simple as that. 

 

Auf dem Indie-Buchmarkt gelten letztendlich die gleichen Marktgesetze wie im Traditionsbuchmarkt (trotz Preisbindung). Das hat uns doch der schiere Preiskampf um die Spitzenplätze in den Amazon-Charts vor wenigen Jahren gut gezeigt. Am Ende musste Amazon regulierend eingreifen, bevor der SP-Markt sich noch selbst ruinierte.

 

 

 

Wie hat Amazon denn - deiner Meinung nach - regulierend eingegriffen?

Spielst du auf die 35% Tantiemen auf 99 Cent-Titel an? Das war meines Wissens schon immer so und ist ganz sicher kein Instrument, um in den Markt einzugreifen. An höherpreisigen Titeln verdient Amazon doch auch mehr als an einem 99 Cent-Titel (bei einem E-Book für 2,99 € grob das Doppelte).

Nein, unterm Strich geht es nur darum, den Kindle zu etablieren und damit langfristig den E-Book-Markt in der Hand zu haben.

Die 99 Cent-E-Books der Selfpublisher sind wichtig, um die Leserinnen und Leser langfristig an Amazon und den Kindle zu binden.

Auf lange Sicht lohnt es sich natürlich für Amazon, erstmal Geld zu investieren, um die aufkommende Konkurrenz so klein wie möglich zu halten.

 

Wie es den Autoren dabei geht, die diesen Markt bedienen, ist Amazon doch egal.

Noch kann man viel Geld mit den Boni verdienen, aber das wird auch nicht bis in alle Ewigkeit so bleiben.

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Wie hat Amazon denn - deiner Meinung nach - regulierend eingegriffen?

Spielst du auf die 35% Tantiemen auf 99 Cent-Titel an? Das war meines Wissens schon immer so und ist ganz sicher kein Instrument, um in den Markt einzugreifen. An höherpreisigen Titeln verdient Amazon doch auch mehr als an einem 99 Cent-Titel (bei einem E-Book für 2,99 € grob das Doppelte).

Nein, unterm Strich geht es nur darum, den Kindle zu etablieren und damit langfristig den E-Book-Markt in der Hand zu haben.

Die 99 Cent-E-Books der Selfpublisher sind wichtig, um die Leserinnen und Leser langfristig an Amazon und den Kindle zu binden.

Auf lange Sicht lohnt es sich natürlich für Amazon, erstmal Geld zu investieren, um die aufkommende Konkurrenz so klein wie möglich zu halten.

 

Wie es den Autoren dabei geht, die diesen Markt bedienen, ist Amazon doch egal.

Noch kann man viel Geld mit den Boni verdienen, aber das wird auch nicht bis in alle Ewigkeit so bleiben.

 

 

Vor wenigen Jahren gab es für die SP-Autoren generell 70%, egal ob sie ihre E-Books zu 0,99 oder mehr verkauften. Die Flut an (vor allem wirklich schlechten) E-Books, hat die Buchpreise und den Ruf des SP schließlich ganz schön in den Keller fallen lassen. Und das war natürlich auch für's Kindle-Geschäft nicht gut. Also hat Amazon da einiges getan.

 

Zum einen erhalten Titel zwischen 0,99 und 2,99 € nur noch 35 % vom Umsatz anstelle von 70 %. Amazon verdient also weiterhin gut mit, aber für die SP-Autorinnen und Autoren ist eine 0,99 Cent-Aktion nun nicht mehr so attraktiv, auch wenn sie oft der einzige Weg für mehr Sichtbarkeit ist.

 

Dann wurden die ganzen Geschenk-Aktionen, die flutartig losgingen, als die Dumpingpreis-Schiene nicht mehr zog, in einen separaten Bereich des Amazon-Buchmarktes verlegt. So weit ich gelesen habe, haben die Geschenkaktionen nun keinen direkten Einfluss mehr auf die regulären Charts.

 

Ebenso wurden von Amazon mehr Unter-Rubriken und -Bestenlisten geschaffen, um den einzelnen Genres zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen, da der Anteil der Romance-/Erotik-Literatur kaum noch Raum für andere Genres an der Spitze der Charts ließ. (Hier wird mit Abstand am meisten geschrieben und publiziert.)

 

Die Amazon-Experten hier im Forum wissen vermutlich von noch weiteren Maßnahmen zu berichten. U. a. von der neuen Sternebewertungsmöglichkeit oder irgendwelchen dubiosen Algorithmen …)

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Wie es den Autoren dabei geht, die diesen Markt bedienen, ist Amazon doch egal.

 

Da sehe ich eine Parallele zu Julias Blumenwiese, die nur an bestimmten Stellen gedüngt wird. :)  In der Zeit, als ich aktiv dabei war, konnte ich es direkt mitverfolgen. Nur die richtig Erfolgreichen kriegten Boni. Die große Masse zog eine lange Nase. Der stärkste Eingriff war in meinen Augen damals Kindle Unlimited, das war ein Leckerli für die LeserInnen. Für unter 10 Euro konnten sie sich ziemlich unbegrenzt Bücher runterladen, die Verkäufe brachen ein und die Autoren wurden für KU nur noch nach gelesenen Seiten bezahlt. Wie das heute ist, kann ich natürlich nicht sagen.

 

Aber ihr habt auf jeden Fall recht: An die Autoren wird zuletzt gedacht, zumindest nicht an die "Midlist". Alles für die Etablierung des Kindle, Leserbindung und Amazons Stellung auf dem Buchmarkt. Das mit der Sternebewertung und dem "verifizierten Kauf" war die Bemühung Amazons, unlautere Praktiken und Gefälligkeitsbewertungen abzuschaffen. Ihr könnt das gern noch ergänzen.

Bearbeitet von Christa
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Ramona,

würdest du mal bitte verlinken, woher du diese Informationen hast?

 

Da ich Amazon schon seit mehreren Jahren für meine Veröffentlichungen nutze, beobachte ich natürlich ziemlich genau, was da passiert und worauf es letztlich hinausläuft.

Das ist aber nicht deckungsgleich mit dem, was du schreibst.

 

Man sollte sich einfach grundsätzlich von der Vorstellung verabschieden, dass Amazon ein regulärer Markt wäre oder kdp ein Verlag, der sich für Kultur oder Kulturschaffende interessiert.

Es geht um Marktmacht, und Amazon zieht die Daumenschrauben schon seit längerer Zeit immer fester zu.

Aber nicht wegen des guten Rufs (wann hatte Selbstveröffentlichen - außer in den letzten vier oder fünf Jahren - jemals einen guten Ruf?) oder weil sie Interesse an Qualität oder Vielfalt haben.

Das ist alles wurscht.

Wenn erstmal jeder Haushalt (oder fast) einen Kindle hat, kann Amazon mit allen Beteiligten am Markt machen, was es will.

Und nur darum geht es.

 

Zitat Ramona:

Am Ende musste Amazon regulierend eingreifen, bevor der SP-Markt sich noch selbst ruinierte.

Das ist eine Wunschvorstellung, denn sowohl der Kindle als auch ein Großteil der kdp-E-Books sind unschlagbar günstig und deshalb für Kunden attraktiv (Primärziel).

Und es wird immer jemanden geben, der es für diesen Preis macht.

 

Ich kenne keine Nutzerzahlen, weder absolut noch relativ, aber wenn Kindle irgendwann synonym für E-Reader genutzt wird, hat Amazon sein Ziel erreicht.

Bearbeitet von MelanieL
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Ich kam das erste Mal 2013 mit SP in Berührung und da gab es schon bei unter 2,99 nur 35%. Ich wüsste auch nicht, dass das vorher mal anders war. Lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen.

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Um 2011/2012 hatte das Selfpublishing ja seinen ganz großen Boom erlebt (mit all den weniger schönen Nebenwirkungen; Stichwort: Goldgräberstimmung). Ich erinnere mich, dass vielleicht ein, zwei Jahre später von Selfpublishern über Amazons Honoraränderung zum Nachteil der Autoren debattiert wurde (also die Einführung der 35 %) und man sogar noch Schlimmeres befürchtete.

 

Ich habe mal gegoogelt und diesen Link hier aus April 2011 gefunden, in dem Amazon gerade die 70 %-Tantiemenoption nun auch für den deutschen KDP-Markt verkündet: https://amzn.to/2OjFavq 

 

Edit: Und hier mal noch ein Beitrag zum Genre Erotik aus 2013, von wegen der Amazon Top 100: https://bit.ly/2S4iDE4

Wir hatten diese Themen teils auch hier bei Montsegur diskutiert. Ist halt schon ein paar Jährchen her.

Bearbeitet von Ramona

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Amazon hat die 35% aber sicher nicht deshalb festgelegt, um den Preiskampf zu regulieren. Denn dass die 99 Cent zum Trend wurden, liegt erst ein paar Jahre zurück. Bis etwa 2015 kostete kaum ein E-Book weniger als 2,99 Euro. Wenn dann höchstens Mal Kurzgeschichten. Ich weiß das deshalb, weil ich 2015 meinen ersten SP-Kurzroman herausbrachte und zwar für 2,99, weil das damals ein marktüblicher Preis war. Und ich beobachte den Markt ausgiebig, bevor ich mein Marketing festlege.

Übrigens geht der Preistrend inzwischen wieder etwas nach oben, nachdem die erfolgreichen SPler gemerkt haben, dass ihre Leser auch für 2,99 kaufen.

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Hm, war das das gleiche 2015, in dem ich aktiv war? Das soll jetzt nicht blöd klingen, aber ich erinnere mich an Berge von billigen E-Books und ich habe es damals auch verdammt oft mit 99 Cent-Aktionen versucht, weil es anders irgendwie nicht ging. Damals war 2,99 schon quasi das Höchste der Gefühle. Erst mit der MWST-Änderung und einem allgemeinen Umdenken etablierten sich ganz allmählich vor allem im Krimi/Thriller-Genre die 3,99 als marktüblicher Preis. Das war damals noch echt teuer und ich hab mich auch nur schrittweise getraut, teurer zu werden. Ich frag mich grad bloß, warum wir das so unterschiedlich wahrnehmen. 

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Hm, war das das gleiche 2015, in dem ich aktiv war? Das soll jetzt nicht blöd klingen, aber ich erinnere mich an Berge von billigen E-Books und ich habe es damals auch verdammt oft mit 99 Cent-Aktionen versucht, weil es anders irgendwie nicht ging. Damals war 2,99 schon quasi das Höchste der Gefühle. Erst mit der MWST-Änderung und einem allgemeinen Umdenken etablierten sich ganz allmählich vor allem im Krimi/Thriller-Genre die 3,99 als marktüblicher Preis. Das war damals noch echt teuer und ich hab mich auch nur schrittweise getraut, teurer zu werden. Ich frag mich grad bloß, warum wir das so unterschiedlich wahrnehmen.

In welchen Genre hast du veröffentlicht? Ich habe in Erotik veröffentlicht, da war 2,99 üblich.

 

Aber das ändert ja auch nichts an der These, dass amazon den Markt regulieren wollte, denn die 35% gibt es mindestens seit 2011 und nicht erst seit ein paar Jahren.

Bearbeitet von Sabine
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2011/12 markierten die Anfangsjahre von kdp in Deutschland, aber die richtige Goldgräberstimmung kam erst zwischen 2012 und 2015 auf, erst recht nach der Einführung von KindleUnlimited 2014.

Vorher bediente es eher eine Nische. Selfpublishing wurde mit gerümpfter Nase betrachtet und war nur was für Leute, die (angeblich) keinen Verlag gefunden haben. Von so etwas wie einem guten Ruf war SP in den Anfangsjahren sehr weit entfernt.

 

Die Emanzipation für Autorinnen und Autoren kam erst später und meine Beobachtung ist, dass es seit etwa 2017/2018 schwieriger wurde. Das hat auch mit der Professionalisierung zu tun, aber auch mit der schieren Fülle an Marktteilnehmern.

Und es wird nicht weniger.

 

Es hilft bei der Einschätzung von Selfpublishing sehr, sich mit anderen SPlern auszutauschen, um den Markt (und seine Akteure) im Blick zu behalten.

 

Edit:
Das bezieht sich auf Ramona und ist auch allgemein gemeint, Dania und Sabine waren aber schneller als ich ...
:)

 

Bearbeitet von MelanieL
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Ah, dann wird's das sein. Fantasy und Thriller bei mir – Fantasy ging einigermaßen, für mehr Text wurde damals auch schon mehr verlangt. Aber Thriller? Herrje. Ich hab ungefähr gleichzeitig mit Timo Leibig und Daniela Arnold angefangen, bei denen die 99 Cent-Einführungspreise bis heute gut funktionieren. Ich hab mich damals schon geweigert, meine Arbeit für 99 Cent quasi zu verschenken und mich deshalb nie getraut, sowas mal ernsthaft durchzuziehen, außer halt in gelegentlichen Aktionen. Aber ich hab damals 2,99 für einen gescheiten Preis gehalten und hatte immer das Gefühl, das sehen die Käufer anders. 

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Es hilft bei der Einschätzung von Selfpublishing sehr, sich mit anderen SPlern auszutauschen, um den Markt (und seine Akteure) im Blick zu behalten.

Ja, und wie! Das haben Heike und ich kürzlich auch schon festgestellt und ich finde es toll, dass wir hier zu einem Austausch kommen. 

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Den Thrillermarkt hatte ich damals noch nicht auf dem Schirm. Erotik war ohnehin eine eigene Kategorie, nachdem die ganzen SoG-Trittbrettfahrer die Charts übernommen hatten.

Gut möglich, dass andere Genres die Vorreiter mit den 99 Cents waren, denn irgendwann schwappte das auch in den Erotikbereich.

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Ich hätte eigentlich gedacht, dass gerade Erotik damals schon zum Preisdumping eingeladen hat. Bei Thrillern war es definitiv so, aber ich habe auch den Eindruck, damals wollten alle was vom Kuchen abhaben und das hat natürlich die Preise gedrückt. Bis heute haben sich aber bestimmte Namen etabliert und die wissen, was sie verlangen dürfen. 

Außerdem macht es einen auch unabhängiger, wenn man auch bei Tolino veröffentlicht, denn weil da längst nicht so viele SPler unterwegs sind, ist der Preiskampf da nicht so krass – und Tolino-Leser sind auch nicht solche Geizkrägen. 

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