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(Huutini)

Was ist mit Säen und ernten gemeint?

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In einer Romanszene lasse ich den Prot einen Schnürsenkel aus der Tasche ziehen, den er aus einem ausgetretenen Schuh gezogen hat.

Damit charakterisiere ich ihn als jemand, der eben arm ist und die Dinge ausschlachtet, so gut es eben geht. Später erhängt er mit dem Schnürsenkel einen Teddybären. ;D

 

Aber ich weiß, dass das ein Säen und Ernten von Nebensächlichkeiten sind - für mich aber genau so wichtig ...

 

Grüße

Quidam

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(Peter_Dobrovka)

Was hältst du eigentlich von "gelogenen" Vorausdeutungen?

Das ist die Strafe dafür, dass ich weggelaufen bin, dachte sie plötzlich und wusste, dass sie sterben würde.

Sie überlebt.

 

Ich glaub, ich habe sowas auch irgendwo bei mir drin.

 

Und beim Medicus ist es mir auch mal aufgefallen, und zwar, als der Prot. begreift, daß er nie das Jonglieren mit 5 Bällen lernen würde, aber ein paar Seiten später lernt er es dann doch.

 

Peter

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Was hältst du eigentlich von "gelogenen" Vorausdeutungen?

Sie überlebt.

 

Gute Frage. In den meisten Fällen würde es mich ärgern. Wenn ich angelogen werden WILL, wie oben erläutert, wäre ich zwiegespalten: Froh, dass es nicht stimmte, und verärgert, vom Autoren belogen worden zu sein.

 

Deine Beispiele sehe ich aber unter einem anderen Gesichtspunkt, und nicht unbedingt als Vorausdeutung, da sie nicht vom Erzähler, sondern vom Charakter kommt.

 

Ein Charakter kann soviel wissen wie er will, ich weiß schließlich auch, dass ich von einem meiner Romane mal mehr Exemplare verkaufen werde, als die Bibel. Wenn's dann nicht hinhaut, hab ich mich halt getäuscht. Spannender machts mein Leben aber auch nicht.

 

Kommt die Vorausdeutung aber vom ERZÄHLER, der einfach WEISS, was noch passiert, ist das etwas anderes.

 

Das ist die Strafe dafür, dass ich weggelaufen bin, dachte sie plötzlich und wusste, dass sie sterben würde.

So ist es das 'Wissen' des Charakters, das aber nicht unbedingt stimmen muss, und ich deshalb nicht so ernst nehme.

 

Hiesse es hingegen:

 

Das ist die Strafe dafür, dass ich weggelaufen bin, dachte sie plötzlich. Sie ahnte noch nicht, dass sie sterben würde.

 

wäre das etwas anderes. Wenn sie JETZT nicht stirbt, wäre das ein echt grober Fehler, weil der Erzähler dann tatsächlich gelogen hätte.

 

Das 'Wissen' von Charakteren nehme ich nie so ernst, denn es ist nicht verbindlich, mit so einer Vorausdeutung kommt bei mir daher auch keine Spannung auf.

 

Liebe Grüße,

Marco! :s17

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Hi,

 

der Satz war von mir auch nicht als Vorrausdeutung gemeint, sondern, wie Marco ja auch schön herausgestellt hat, er zeigt die Empfindung des Charakters zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte. In dem Fall gibt Lore sich an der Stelle gerade auf und geht unter. Spannung soll der Satz also nur insofern erzeugen, als dass er den Leser näher an Lores Blickwinkel heranzieht.

 

Wirklich "gelogene" Vorrausdeutungen halte ich aber auch für möglich, wenn der Erzähler tatsächlich als Person in Erscheinung tritt. Es muss nur später klar werden, warum er gelogen hat. Es darf aber nicht so aussehen, als habe der Autor gelogen (obwohl wird das natürlich alle und immer tun, sobald wir zu schreiben beginnen).

 

Gruß,

Capella

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Wirklich "gelogene" Vorrausdeutungen halte ich aber auch für möglich' date=' wenn der Erzähler tatsächlich als Person in Erscheinung tritt.[/quote']

 

Gelogene Vorausdeutungen halte ich nicht für möglich, weil ich einem Autor oder Erzähler nicht verzeihe, wenn er lügt. Wenn ich dem Autoren nicht trauen kann, weshalb sollte ich ihn dann noch lesen?

 

Was ich hingegen sehr mag, ist die 'täuschende' Vorausdeutung. Den Film Dämon hatte ich weiter oben ja schon empfohlen.

 

Ich mag es, wenn eine Vorausdeutung gemacht wird, die im Leser ein bestimmtest Bild, eine bestimmte Erwartung weckt, und dann, wenn es zur Auflösung dieser Vorausdeutung kommt, klar wird, dass die damals angenommene Interpretation nicht stimmt.

 

Ein, zugegebenermaßen, ziemlich konstruiertes und einfaches Beispiel:

 

"Dies ist die Geschichte, wie ich den Kampf gegen den Weltenverschlingenden Warlock verlor"

 

Als Anfang einer Geschichte finde ich das durchaus spannend, aber irgendwie auch wieder langweilig, weil man doch schon ahnt, wie es aus geht.

Wenn sich nun im Anschluss jedoch eine Science-Fiction Geschichte entblättert, die darlegt, dass der Erzähler der Kaiser eines bösen Planeten ist, der die ganze Galaxie vernichten will, und daraufhin von den bedrohten Planeten eben den weltenverschlingenden Warlock auf den Hals gehetzt bekommt, der am Ende den bösen Erzähler samt seines Planeten verschlingt und so die Galaxie rettet, bekommt das ganze eine neue Wendung. Und ich bin, was den Effekt betrifft, begeistert. :s13

 

Erzähler und Autor haben aber auch nicht gelogen, sie haben getäuscht. Und DAS wiederum, finde ich in Ordnung bis erstrebenswert.

 

getäuschte Grüße,

Marco! :s17

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Gelogene Vorausdeutungen halte ich nicht für möglich, weil ich einem Autor oder Erzähler nicht verzeihe, wenn er lügt. Wenn ich dem Autoren nicht trauen kann, weshalb sollte ich ihn dann noch lesen?

 

Zwischen Autor und Erzähler gibt es einen Riesenunterschied. Wie gesagt, der Autor lügt bei Fiktion immer :) Das ist schließlich sein Job. Aber er sollte innerhalb einer Geschichte schon konsequent lügen (womit wir wieder bei Logik wären, zu der wir ja schon einen Thread hatten).

 

Und der Erzähler ist meist ja auch ein Charakter, der in die Geschichte verwoben ist und kann durchaus in der Geschichte verankerte Gründe haben, zu lügen. Beispiel wäre, wenn man einen Krimi aus Sicht des Täters als Polizeivernehmungsprotokoll schreibt. Da ist es völlig legitim, wenn der Erzähler am Anfang lügt und ein andere Person (also ein Kommissar, der die Fragen stellt oder so etwas) die Wahrheit aus ihm herauskitzelt. Wenn das gut eingeführt ist, dann weiß der Leser, dass der Erzähler nicht notwendigerweise "ehrlich" zu ihm ist.

 

Gruß,

Capella

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Hey Capella!

 

Das Thema ist schon jetzt einen eigenen Thread wert.

 

Trotzdem unterscheide ich natürlich zwischen a) Erzähler und b) Autor, wenn es darum geht, wer lügt.

Wenn der Erzähler lügt, funktioniert das aber auch nur mit einem Ich-Erzähler, (in welcher Form auch immer) ein unsichtbarer Erzähler darf nicht lügen.

 

Ausserdem trenne ich, ob a) ein Charakter belogen wird (Im Falle eines Venehmungsprotokolls wird nicht der Leser belogen, sondern der Polizist, was der Leser später merkt) oder b) ob der Leser belogen wird. Das lehne ich nach wie vor kategorisch ab, obwohl ich im Moment noch nicht ganz festmachen kann, was genau es eigentlich heisst, dass der Leser belogen wird.

 

Und schließlich unterscheide ich sehr streng zwischen einer Lüge und einer Täuschung.

 

Ich als Leser will nicht belogen werden, lass mich aber gerne täuschen. Ein Charaker darf meinetwegen gerne belogen werden.

Wenn man weiß, es handelt sich um ein Protokoll, verzeiht man auch, wenn man später herausfindet, dass dort gelogen wurde, das ist nicht das Problem. Wenn der Erzähler aber MIR eine Geschichte erzählt, (also kein weiterer Charakter mehr zwischengeschaltet ist) und am Ende heisst es: "Ätschibätsch, stimmt alles nicht!" werd ich sauer.

Dafür mag ich es wiederum sehr, wenn der Erzähler es einem CHARAKTER erzählt, und am Ende herauskommt: "Ätschibätsch, alles gelogen". Da gibts ja auch einen sehr schönen Film, dessen Namen ich hier aber nicht nennen will, falls ihn jemand noch nicht kennt. Wer ihn kennt, wird vermutlich eh drauf kommen. :)

 

Auf jeden Fall ist das der Unterschied: Ob ich als Leser belogen werde, oder ein Charakter. In letzterem Falle sehe ich mich als getäuscht, das ist in Ordnung. Aber schlicht belogen werden will ich nicht. Ich kenne auch keine (gute?) Geschichte, die das tut.

 

Ehrliche Grüße,

Marco! :s17

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Hallo Marco,

 

eigentlich stimmte ich dir zu- es gibt nur eine vertretbare Ausnahme: die Münchhausengeschichten, bei denen die Lüge teil des Erzählers und zwingend für das Genre.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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