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(Maaja)

Wie erschaffe ich eine geheimnisvolle Person?

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Wenn eine Person in einer Geschichte geheimnissvoll wirken lassen möchte, kann man ihn schlecht einführen mit Worten "Herr Prinz wirkte geheimnisvoll".

 

Ich habe teils bewusst, teils unbewusst mit folgenden Mitteln versucht den Eindruck zu vermitteln, dass ein junger Mann (den ich durchaus gern habe und der eine positive Rolle für die Geschichte hat) geheimnisvoll und etwas zwiespältig herüber kommt.

 

- Die Geschichte wird nie aus seiner Perspektive erzählt, man weiß nicht, was in seinem Kopf los ist.

- Was er macht, wenn keine andere Hauptperson dabei ist, erfährt man nur, wenn er selbst darüber erzählt oder wenn ein Gerücht entsteht.

- er zieht es vor, die Wahrheit scheibenweise preis zu geben (was ab und an rauskommt).

- andere Personen berichten Wiedersprüchliches über ihn.

 

Das Problem in dem Fall ist, dass diese Person selbst keinen Wert darauf legt, geheimnisvoll zu sein. Natürlich hat er Geheimnisse, aber diese sollen gefälligst auch geheim bleiben. Er macht nicht ständig Andeutungen und die geheimnisvolle Aura um ihn ist aus seiner Sicht nicht beabsichtigt.

 

Mit welchen Mitteln würdet ihr diese Aufgabe lösen?

 

Maaja

 

[red]Titel korrigiert - THOT[/red]

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Hallo Maja!

 

Zu dem Thema fällt mir sofort die Serie 'Lost' ein. (Ich bin ja so ein Serien-Junkie! ;))

 

Jedenfalls, da wirken ALLE Personen Geheimnisvoll, einfach dadurch, dass sie ALLE ein Geheimnis haben. Die rasten z.B. bei bestimmten Ausdrücken plötzlich aus, und erst später erfährt man, dass genau dieser Ausdruck eine schlimme Bedeutung für sie hat etc.

 

Ich denke, du kannst eine Person tatsächlich einfach Geheimnisvoll wirken lassen, indem sie etwas bedeutendes weiß und sich dementsprechend verhält.

 

Als Beispiele:

Der Cowboy, der weiß, dass er gesucht wird, wird sich von Städten fernhalten wollen.

 

Der Mensch, der jemandem das Leben gerettet hat, und nicht will, dass es jemand weiß, wird ohnehin sehr bescheiden sein, und alles, was er Gutes tut, herunterspielen.

 

Die Frau, die ihren Mann betrügt, wird vor Betreten der Wohnung noch einmal sehen, ob ihr Kleid richtig sitzt.

 

Ein Mann, der ein geheimes Schriftstück in der Tasche trägt, wird immer wieder mit der Hand nachfassen wollen, ob es noch da ist.

 

Soll heissen: Was auch immer das Geheimnis deines Charakters ist, lasse ihn so handeln, dass es auf keinen Fall jemandem auffällt. So merkt der Leser: Oh, da ist was im Argen - ich bin gespannt, was das ist...

 

Jedenfalls würde ich es so tun.  ;D

 

Geheimen Gruß,

Marco!

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(Steffi (Ronya))

Verstehe ich das richtig, dass die Person ein Geheimnis hat, das für die Handlung wichtig ist? Oder geht es nur um eine etwas merkwürdige Nebenperson?

Gruß Ronya

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Das Thema "Geheimnis" taucht auch in meinem Schreiben immer wieder auf, ebenso wie das Thema "Wissen".

 

Ein Geheimnis erkennt man nicht beim ersten Sehen als solches. Ebensowenig ist eine geheimnisvolle Person auf den ersten Blick geheimnisvoll. Das Geheimnis ergibt sich durch das Fehlen von konkreten Informationen und zugleich dem Aufwerfen von Fragen. Also, wie oben schon so schön beschrieben: ein auffälliges Verhalten, das nicht erklärt wird, oder nicht verstanden wird, auch Dinge, die gesagt werden, die Andeutungen (bewusst oder unbewusst) beinhalten und die dem Leser aber keine konkreten Informationen gaben.

Diese Elemente in Summe und im Laufe der Zeit schaffen ein Geheimnis. Das Geheimnis muss sich von alleine im Kopf des Lesers bilden, und das geschieht nicht bei der ersten Begegnung.

 

Um die Geheimnisbildung zu beschleunigen kannst du das merkwürdige, "geheimnisvolle" Verhalten verstärken, also immer wieder betonen - allerdings auf die Gefahr hin, dass es aufgesetzt und klischeehaft wirkt - ebenso wie jeder Böse im Film immer schwarz gekleidet ist, damit man ihn sofort als späteren Fiesling auf dem Kieker hat. Dem kann man mitunter entgehen, in dem man den Menschen zum Beispiel im Gespräch mit einer anderen Person zeigt. Der Leser steht daneben, beobachtet die beiden, einerseits ist dem Leser dann klar, dass er nicht alles wissen kann, was die beiden bereden, es wirkt also nicht "verkrampft" mysteriös - denn die beiden scheinen sich ja ganz normal zu unterhalten und sich zu verstehen - zugleich denkt sich der Leser aber "verflixt, um was geht es da?"

Eine weitere Methode, die Geheimnisbildung zu verstärken ist, die Reaktion des Umfeldes auf diese Person zu zeigen. Betritt ein dem Leser unbekannter Mann einen Saal, und weichen alle Gäste diesem Mann schweigend aus, dann muss man als Erzähler nicht mehr schreiben "er wirkte ehrfurchtgebietend" oder dergleichen. Durch die Reaktion, das Getuschel oder die Gespräche des Umfeldes kann also eine indirekte Charakterisierung stattfinden, denn das Umfeld "weiß" um die geheimnisvolle Aura ja schon länger, als der Leser, der die Person nun zum ersten Mal sieht.

 

Ich hoffe, diese paar Tipps konnten dir auch etwas weiterhelfen?

 

Gruß,

 

Andreas-Hüter-der-Geheimnisse ;)

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(Siberianchan)

Falls es sich zufällig um Fantasy handelt: mach die Person unnatürlich als(und lasse sie dann vergelcihsweise jung aussehen - also so... 45?). Schon allein das lässt di Figur ein wenig anders agieren udn das trägt zum geheimnisvollen Flähr *sächselt* bei.

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Wie Andreas schon schreibt, wird eine Figur geheimnisvoll, wenn sie sich in Alltagssituationen "anders" oder eben auffällig verhält. Eine Frau, die beim Überqueren der Straße auf einem Bein hüpft wirkt .... gut, okay, eher lächerlich als geheimnisvoll ... :-), aber Du verstehst sicher, was ich meine. Man fragt sich einfach, warum sich eine Person so sonderbar aufführt, und wenn Du oder die Figur nicht erklärt, warum, schwupps, schon hast Du Deinen geheimnisvollen Charakter.

 

Grüße,

Heiko

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Falcon Peak - Wächter der Lüfte. Ein spannendes Fantasy-Abenteuer für Jungen und Mädchen ab 10 Jahren und jung gebliebene Erwachsene. ArsEdition, 01.03.2021

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Danke für die Tipps!

 

Ganz nebenbei verstehe ich meinen Helden jetzt ein Stück besser. Ich habe in der Eingangsfrage geschrieben, er soll geheimnisvoll und zwiespältig wirken. Soll er aber gar nicht! Seine Zerrissenheit ist kein Selbstzweck, sondern resultiert aus seinen Geheimnissen, aus seinem Wissen, und ist seine Art zu sagen „Hallo, hallo, ich habe ein Geheimnis!“

 

Maaja, erleuchtet  :s20

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Hallo, Maaja!

 

Was Andreas geschrieben hat, kann ich nur unterstreichen, besonders einen Satz:

Eine weitere Methode, die Geheimnisbildung zu verstärken ist, die Reaktion des Umfeldes auf diese Person zu zeigen.

 

Im Theater gibt es den Spruch: "Den König spielen die anderen". Soll heißen: Steck einen Schauspieler in einen Hermelinmantel, setz ihm eine Krone auf, drück ihm ein Zepter in die Hand und lass ihn über die Bühne schreiten - alles für die Katz, wenn nicht der Rest des Ensembles auf ihn reagiert wie auf einen König. Damit lassen sich - bei gleichbleibendem Verhalten der zu beschreibenden Person - ganz unterschiedliche Effekte erzielen.

Bleiben wir beim König und lassen ihn ein paar Mal das Gleiche tun: durch die Menge schreiten, rechts und links befindet sich "Volk".

 

1) König schreitet. Volk bricht in Jubel aus, winkt, ein paar fallen auf die Knie = allseits beliebter, gütiger König.

 

2) König schreitet. Volk ist stumm, schaut zu Boden, weicht seinem Blick aus, duckt sich = böser. grausamer König.

 

3) König schreitet. Volk steht nicht Spalier, sondern läuft normal durch die Straßen, rempelt ihn an, lacht ihn aus = gar kein König? Verrückter, der sich für einen König hält?

 

In allen drei Fällen handelt der König exakt gleich, die Wahrnehmung des Lesers ist allein von der Reaktion des Volkes bestimmt.

Kurz gesagt: Um eine Person geheimnisvoll erscheinen zu lassen, würde ich das Umfeld entsprechend agieren lassen. Ein paar Leute wissen um das Besondere der Person und verhalten sich entsprechend; die Perspektivfigur und damit der Leser teilen dieses Wissen nicht, sondern sehen nur den Effekt - voilà.

 

Liebe Grüße

Ursula

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(Siberianchan)

Mir tut momentan mein armer Uan leid... so viele Geheimnisse, die ihn erdrücken... demnächst wird das ein oder andere gelüftet.

Es ist vielleicht auch schon interessant, dass eine figur sich nicht in die Karten schauen lässt - sprich, eine muntere Maske, dahinter... naja, jeder hat die ein oder andere Leiche im Keller.

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