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Quidam

Wie beschreibe ich Träume?

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Hallo Leute,

 

ich arbeite gerne mit Träumen, kann man doch da den Leser schön in die Irre führen. ;D

Doch wie beschreibe ich sie?

Bei den Textkritiken habe ich einen Traum eingestellt und er scheint für einen Traum zu geordnet.

Daher frage ich mich:

1. Ist das nicht legitim? Schließlich will ich den Leser nicht verwirren - und wenn dann der Traum verwirrend ist, was ihn ja auszeichnet, kann es sein, dass der Leser den Faden verliert und ich ihn dann verliere, bzw. er das nicht aufnimmt, wovon ich denke, dass er das aufnehmen soll.

 

2. Was sind wichtige Merkmale eines Traums? Was sollte man unbedingt vermeiden?

 

Hey.. wäre vielleicht eine Idee, dass ihr in einem Kommentar selbst kurz einen Traum beschreibt.

 

Ich würde ja gleich mit gutem Beispiel vorangehen, aber heute Nacht träumte ich Dinge, die sind erst frei ab 18. :-[;D

 

Grüße

Quidam

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Hallo Quid, guten Morgen!

 

Du hast geträumt von Dingen, die erst frei sind ab 18? Sososo! :s21

 

Ich hab noch keinen Traum in einem Roman untergebracht, aber geordnet und strukturiert würde ich das auch nicht machen, weil das nicht dem Charakter eines Traums entspricht. Außerdem würde ich Träume nur sehr selten einsetzen und kurz halten.

 

Der Leser wird den Faden nicht verlieren, solange Du ihn nicht verlierst :-)

 

Aber sicher haben unsere Romanprofis hier mehr Tipps für Dich.

 

Toitoitoi!

 

Ellen :-)

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Liebe Ellen,

 

das Problem ist, dass sich doch dann die Schreibe eines Autors womöglich komplett verändern, nicht zu ihm passen könnte.

 

Übertriebenes Beispiel:

Da ist die Saskia Dumdidu berühmt geworden für ihre ellenlangen ;D Schachtelsätze und dann schreibt sie einen Traum in kurzen, prägnanten Sätzen.

 

Ich hab das Gefühl, dass sich das spießt - daher hadere ich noch, einen Traum schreibtechnisch so dazustellen, mit Sätzen, die ich normal eben nicht schreiben würde.

 

Grüße

Quidam

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Nein, Du sollst Deine Schreibe nicht verändern, die ist doch gut, Du sollst nur kürzen.

Die Gefahr, die in Deiner Traumszene lauert, Alenas Beklemmung - all das kommt viel besser rüber, wenn Du kürzt. Nimm Deine eigenen Sätze (nicht meine *g*) und mach aus dem largo ein staccato. :-)

 

LG

Ellen

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Liebe Ellen,

 

das Problem ist, dass sich doch dann die Schreibe eines Autors womöglich komplett verändern, nicht zu ihm passen könnte.

 

Übertriebenes Beispiel:

Da ist die Saskia Dumdidu berühmt geworden für ihre ellenlangen ;D Schachtelsätze und dann schreibt sie einen Traum in kurzen, prägnanten Sätzen.

 

Ich hab das Gefühl, dass sich das spießt - daher hadere ich noch, einen Traum schreibtechnisch so dazustellen, mit Sätzen, die ich normal eben nicht schreiben würde.

 

Grüße

Quidam

 

Kommt drauf an.

Wenn ich in der ersten Person erzähle, würde ich während des Traums sprachlich variieren; in der dritten Person würde ich wie gewohnt weiter formulieren.

Ist aber sicher auch kein Dogma.

 

Roy

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Hallo Quidam,

ohne deinen Text gelesen zu haben, allgemein...

Ich arbeite nicht gerne mit Träumen, weil es oft ein billiger Trick ist und als solcher auch durchschaut werden kann. Ich versuche, Träume nur dann zu verwenden, wenn sie etwas Wichtiges transportieren oder auch die Verwirrung Realität - Traum eine Rolle spielt. Also verwende ich Träume zum Transport von Emotionen oder Irritationen.

 

Wie man sie schreibt, das hängt vom Kontext ab. Ob man sie sofort kenntlich macht oder nicht. Träume dürfen etwas Surrealistisches haben, sich verwirren. Ich käme aber nie auf die Idee, einen 1:1-Traum aufzuschreiben - auch da "komponiere" ich.

Ich gebe dir unten ein Beispiel aus "Stechapfel und Belladonna", wo ich den Traum benutze, um die innere Verfassung der Protagonistin zu beschreiben, die zum ersten Mal seit ihrer Trennung den Exmann Jean treffen wird, um mit ihm die Scheidungspapiere klar zu machen. Und das, nachdem sie auf einer Nachtfahrt aus Paris von ihrem nicht begeisternden Liebhaber zurückkehrt...

Es ist übrigens eine der am meisten bemäkelten Stellen von Testlesern, dir mir übel nahmen, ich führe sie mit dem Traum an der Nase herum, sei hätten zweimal hinlesen müssen.

Schöne Grüße,

Petra

--------------------

aus "Stechapfel und Belladonna":

 

Ich vertrage den Herzschrittmacher nicht, den mir Jean durch einen befreundeten Arzt verschafft hat. Hinter meinem Brustbein krampft sich mein Lebenswillen zu einem Klumpen Schlachtfleisch. Und trotzdem genieße ich es, die langen Bahnen von Spitzenstoffen über meinen Körper und mein Gesicht gleiten zu lassen, die in der Boutique auf Wäscheleinen in engen Reihen hängen, Lamellen in einer rosa getünchten Zelle. Die Schmerzen hinter den Rippen werden so unerträglich, dass ich mir in die Brust greife und das Malheur zutage fördere. Diesen Herzschrittmacher werde ich nie wieder einsetzen können. Ich halte ein altes Moulinex-Püriergerät in Händen und erkenne, nachdem das Blut abgewischt ist, den Rost auf der Reibefläche.

 

Ich taumle, schreie nach dem Notarzt, verfluche Jean, der mir den falschen Herzschrittmacher besorgt hat. Im Fallen höre ich ein Paar vor mir. Sie rümpfen gemeinschaftlich die Nase und krähen: „Lass die liegen, die ist sicher bloß besoffen!“

 

Das Handy, auf dem ich mit letzter Kraft die Notruftaste drücke, klingelt. Klingelt so durchdringend, wie mein wundes Herz pocht. Beim Ausschalten liebkose ich meinen Wecker wie nie zuvor. Spontan küsse ich den Schalter. Denn das Gefühl, ein angerostetes Püriergerät würde einen am Leben halten, wünsche ich nicht einmal Jean an meinen schlechtesten Tagen. Auch das noch! In zwei Stunden habe ich einen Termin mit ihm wegen der Scheidungspapiere. Völlig benommen taumle ich aus dem Bett. Nach der nächtlichen Fahrt aus Paris und diesem schrecklichen Alptraum kann ich mich kaum erinnern, wie man eine Espressomaschine bedient. In zwei Stunden muss ich schön sein und hellwach. Er soll sehen, was er weggeworfen hat.

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Hallo Petra,

 

bald halte ich dein Buch in Händen, also verrate nicht zuviel. ;D

 

Ein schöner Traum - der auch als solches rüber kommt. NUR! Du darfst dir sicher das gleiche anhören, wie ich bei meinem Traum. Deiner ist nicht viel anders geschrieben, als meine alte Fassung. Und mittlerweile muss ich sagen, dass die Kritiken berechtigt waren. Das fällt mir gerade auch bei deinem Traum auf. Es ist irgendwie zu geordnet - obwohl sehr schön beschrieben!

 

Grüße

Quidam

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(Siberianchan)

Kopmmt darauf an, wie die Figur den Traum empfinden soll... weiß sie, dass sie träumt? Ist der Traum zu real, um herauszubekommen, dass es nur ein Traum ist(gutes Beispiel könnte Hoffmanns "Sandmann" sein. Wir haben ewig diskutiert, ob das mit der Olimpia nur ein Traum war... eben typisch romatischer Realitätsverlust).

Ist der Traum beängstigend oder schön? Verführt er den Träumenden(eventuell, sein vorhaben zu lassen, statt weiterzumache - einfach zu träumen ist doch sooo viel angenehmer...)?

Oder ist es ein Fiebertraum?(die sind immer ziemlich wirr, jedenfall der Kram, den ich träume, wenn ich mal wieder mit Fieber im Bett liege)

 

Wobei mir wieder dieser furchtbare Aufsatz einfällt, der in der Grundschule geschrieben wurde und den ich mt dem Satz zu beenden hatte: "Dann wachte ich auf und merkte, dass alles nur ein Traum war."

Schon damals hatte ich eine düstere Ader, was Träume betrifft... aber nein, ich musste auf Verlangen der Lehrerin diesen Satz schreiben... und mit 10 hatt ich noch nicht genug Traute, mich zu weigern. Heute bereue ich's. Dieser letzte Satz hat den ganzen Aufsatz ruiniert.

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(Peter_Dobrovka)
Hallo Leute,

 

ich arbeite gerne mit Träumen, kann man doch da den Leser schön in die Irre führen.  ;D

Erwähnte ich schon, daß ich es als Leser gar nicht mag, durch Träume in die Irre geführt zu werden?

Bin da wahrscheinlich noch durch Bobby Ewings Tod träumatisiert.

 

Peter

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Hallo Quidam,

 

die besten Träume sind nicht geschriebene Träume- meiner Meinung nach.

Meist dient das Traumelement nämlich dazu etwas zu vermitteln, was aus dem Text nicht hervorgeht.

 

1. Statt Handlung: Da setzt der Schreiber einen Traum rein, weil er eine bestimmte Wandlung der Figur anders nicht erklärt kriegt.

 

2. Explodierte Logik: Eine Szene oder ein Teil einer Geschichte wird nachträglich zum Traum umgedeutet- und damit die Geschichte praktisch rückwirkend zersetzt. Die Dallas/- Denverlösung

 

3. Statt Rückblende: Der Traum ersetzt eine Rückblende. Geht, ist aber häufig schwer symbolüberladen und schwierig.

 

Aus diesem Grund verzichte ich auf Träume- weil sie für einen Text meist nicht nötig sind, und äußerst selten einen Text verbessern.

Doch es gibt auch die Träume, die einen Text stark verbessern- weil sie die Geschichte erweitern. Ist aber selten, meiner Meinung nach.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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(Peter_Dobrovka)
Hallo Quidam,

 

die besten Träume sind nicht geschriebene Träume- meiner Meinung nach.

Meist dient das Traumelement nämlich dazu etwas zu vermitteln, was aus dem Text nicht hervorgeht.

 

1. Statt Handlung: Da setzt der Schreiber einen Traum rein, weil er eine bestimmte Wandlung der Figur anders nicht erklärt kriegt.

 

2. Explodierte Logik: Eine Szene oder ein Teil einer Geschichte wird nachträglich zum Traum umgedeutet- und damit die Geschichte praktisch rückwirkend zersetzt. Die Dallas/- Denverlösung

 

3. Onanierprosa: Ein Traum dient dazu die Schreibkunst des Autors zu zeigen.

 

4. Statt Rückblende: Der Traum ersetzt eine Rückblende. Geht, ist aber häufig schwer symbolüberladen und schwierig.

 

Aus diesem Grund verzichte ich auf Träume- weil sie für einen Text meist nicht nötig sind, und äußerst selten einen Text verbessern.

Doch es gibt auch die Träume, die einen Text stark verbessern- weil sie die Geschichte erweitern. Ist aber selten

 

Gruss

 

Thomas

 

http://www.kurzgeschichten.de/vb/images/smilies/thumbsup.gif

 

Peter

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Und Thomas, verbessern meine Träume die Geschichte? Schließlich kennst du sie ja. Fühle mich doch etwas bitter jetzt.

 

Danke Siberianchen, für deinen Komm. Meiner meinung nach ist er meiner Geschichte SEHR dienlich, da er das gefühlsleben des Prots widerspiegelt, er dient auch dazu, dass man besser mit dem prot fühlen kann, ihn versteht, und noch so einige Dinge. Z.b. dass der Handlungsfaden nicht alzu dünn verläuft. usw.

 

Grüße

Quidam

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Hallo Quidam,

 

hüstl... ich habe geschrieben, warum ich Träume in Geschichten nicht benutzte. Bitte die Punkte nicht auf deinen Text anwenden... Ja? Das sage ich dir persönlich.

 

Wie würde ich Träume beschreiben, wenn ich müsste:

 

1. Extrem Wirr- eine Logik, die sich erst später ergibt:

 

Ich stehe mit einem Einkaufswagen in der Uni. Überall um mich herum Professoren. Sie haben Bücher in den Händen. Ich sammele die Bücher ein. An der Kasse bezahle ich.

Dort steht mein Onkel Heinrich. Er trägt einen Königsmantel. Die Kasse will mein Geld nicht.

Ich ziehe die beiden Schwerter von meinem Rücken. Und töte die Kasse. Sie explodiert in einem Rausch von Sternen. Sternen auf Euromünzen.

 

2. Keine starken Symboliken (Metaphern und Vergleiche). Die mag ich ja generell eher wenig.

 

3. Wenn ich keine andere Wahl habe- und nur ein Traum paßt.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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-)))

 

schon ok, mein lieber Bluomo, habs ja im ersten Moment in den falschen Hals bekommen und schon längst verdaut. ;)

 

Dein Beispiel ist ja mal wieder genial, kann ich mir gut vorstellen, dich mit Schwertern im Rücken. ;D Oder waren die da nur angebracht? -)

 

Dir einen schönen Abend.

 

Grüße

Quidam

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passt jetzt nicht direkt auf die Frage nach dem WIE, aber ich würd sagen, ein Traum kann auch - sofern er genügend symbolisch ist - schonmal dem Leser eine grobe Ahnung der "Zukunft" geben ... den Aspekt hab ich jetzt bzgl der Träume hier noch nicht entdeckt.

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ein Traum kann auch....schonmal dem Leser eine grobe Ahnung der "Zukunft" geben ...

 

Guter Punkt, Roman! Oder auch (in symbolischer Form) Vergangenes aufgreifen. Aber das wurde, glaube ich schon gesagt.

 

Ich möchte jedoch den vielen widersprechen, die behaupten, Träume müßten wirr oder gar möglichst chaotisch sein.

Nein! Überhaupt nicht. Die Leser sind doch nicht blöd und schalten dann nämlich sofort: aha, Traum.

 

Viel besser ist eine ganz ruhige Erzählweise - die Schwierigkeit liegt dann jedoch darin, daß man wirklich "elegant" die Kurve zur Realität wieder hinkriegen muß - sonst fühlen sich Leser zurecht veräppelt à la Dallas.

 

Gruß

Jan

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Einen letzten Punkt zum Thema Traum möchte ich noch nennen:

Im Endeffekt ist doch ein Traum das, was er ist ... eine Botschaft aus den versteckten Anteilen der Psyche eines Menschen an das Bewusstsein in einer eigenen, bildhaften Sprache.

Und als ebensolcher kann er (wie im vorigen Punkt schon genannt) eventuelle zukünftige Entwicklungen andeuten/vorwegnehmen oder aber - und ich denke das ist (zumindest nach meinem Weltbild) die Hauptfunktion eines wirklichen Traums (wenn es nicht grade lediglich eine weitere Verarbeitung des Alltäglichen ist) den Träumer mit Hinweisen auf versteckte Anteile seines eigenen Ich bedienen, mögen es Wünsche, Erwartungen, Zwiespälte, Verdrängtes oder Verschüttetes sein.

Amen ;)

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Kopmmt darauf an, wie die Figur den Traum empfinden soll... weiß sie, dass sie träumt? Ist der Traum zu real, um herauszubekommen, dass es nur ein Traum ist(gutes Beispiel könnte Hoffmanns "Sandmann" sein. Wir haben ewig diskutiert, ob das mit der Olimpia nur ein Traum war... eben typisch romatischer Realitätsverlust).

 

Darf ich da mal eine Frage einschieben, rein aus Interesse, Hoffmann ist nämlich mein absoluter Lieblingsautor. Meinst Du, daß die gesamte Olympiaepisode nur geträumt sein sollte? Auf die Idee bin ich noch nie gekommen. Soweit ich weiß, war Hoffmann fasziniert von den Automaten, die in seiner Zeit gerade erfunden wurden. Ich denke, die Puppe war ganz real gemeint, bietet aber einen Schlüssel zur Psyche der Hauptfigur: Ein Mensch, der Frauen nur als Projektion seiner eigenen Wunschvorstellungen lieben kann und für die reale Verlobte nur wenig Emotionen aufbringt.

 

Aber das führt natürlich von der Frage des "Traumes" weg, um die es hier grundsätzlich ging.

Und wer sind "wir", darf ich mal ganz neugierig fragen.

LG

Anna

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