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Martina

Abgedroschen!

Empfohlene Beiträge

Stefan Mühlfried

"Er kaute genüsslich ..."

 

Fragt mich nicht warum - ich kann das Wort "genüsslich" nicht leiden. :-/

 

Gruß,

Stefan

"Schriftsteller sollten gar keine Adjektive haben. Sie sind keine französischen oder australischen Schriftsteller, sondern einfach Schriftsteller. Am Ende sind sie ohnehin nicht mal ein Substantiv, sondern ein Verb: Sie schreiben." - Richard Flanagan

Blaulichtmilieu   -   Zur Hölle mit der Kohle   -   Der steinerne Zeuge

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Mein Beispiel hatte wir neulich schon mal am Wickel: "Plötzlich" und "in diesem Moment/Augenblick" sind ziemlich überstrapazierte Phrasen. Mangels besserer Alternative bekenne ich mich schuldig und ordne mich reumütig in die Reihe der Sünder ein. :s03

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Ohne Regeln aufstellen zu wollen:

 

- die Bäume dröhnten

- ein kalter Schauer überlief sie

- mit einem markerschütternden Schrei

- Er küsste sie leidenschaftlich (mit Leidenschaft - da muß ich immer an "in Mitleidenschaft ziehen" denken)

- Es regnete in Strömen

- Die Sonne tauchte den Horizont in (Farben wahlweise)

- magentarot (furchtbar!!!)

 

Bis dann

 

Anja

 

@ Stefan: Das verstehe ich wirklich nicht ;-) *duckflitzwech

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Stefan Mühlfried
@ Stefan: Das verstehe ich wirklich nicht ;-) *duckflitzwech

WELCHER? ? ? :s02

 

Stefan

(Der eine...)

"Schriftsteller sollten gar keine Adjektive haben. Sie sind keine französischen oder australischen Schriftsteller, sondern einfach Schriftsteller. Am Ende sind sie ohnehin nicht mal ein Substantiv, sondern ein Verb: Sie schreiben." - Richard Flanagan

Blaulichtmilieu   -   Zur Hölle mit der Kohle   -   Der steinerne Zeuge

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Dieses Thema hatten wir ja schon ein paar Mal. Ich plädiere für das fröhliche Weglassen jeglicher Phrasen, Vergleiche und Metaphern, die jeder täglich benutzt.

 

Ich mach das immer so: Ich schreibe die alte Metapher auf, als Platzhalter sozusagen, und ersetze sie später durch was originelleres. Es sei denn, mir fällt auf Anhieb was gutes ein.  :s21

 

Bei Beschreibungen ist das nicht ganz so leicht. Besonders wenn es um Blicke geht, Augen und Gesichtsausdrücke. Die Möglichkeiten sind begrenzt und Wiederholungen unvermeidlich.

 

Oder? Frische Beispiele werden gern genommen.  :s21

 

Auch wird es da leicht lächerlich, wenn Augen wandern, Blicke sich in andere verhaken, oder man das ewige "sie sah ihn an, sieh sah zu ihm auf, sie schaute ihn an" satt hat und irgendwie neu ersetzen möchte. "Ihre Blicke trafen sich" ist ja nun auch nicht grade genial, aber sagt wenigstens etwas aus.

Also ich finde es immer bewundernswert wenn Autoren für diese banalen Dinge neue Wege des Ausdrucks finden.

 

LG

Joy

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Bei "namenlosem Grauen" muss ich immer an "unaussprechliche Kulte"und Lovecraft denken. Ein wahrer Meister im Nichtbeschreiben des Nichtbeschreiblichen, Namenlosen, Unaussprechlichen ... GRAUENS :s12

Irgendwie auf naive Weise herzerfrischend ;D

 

Andreas

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Hallo PeterN,

 

ja, seltsam, nicht? Unter namenlosem Grauen kann ich mir auch nichts vorstellen. Aber wenn es jemandem kalt den Rücken runter läuft, dann "spürt" man das richtig.

 

Ich denke so manche Phrase lässt sich nicht ersetzen, weil sie zum festen Sprachgebrauch geworden ist und einfach am besten das Gewünschte ausdrückt. Wenn solche Stellen sich in einem Buch mit etwas frischeren Ideen abwechseln, fallen sie mir auch nicht unangenehm auf.

 

LG

Joy

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Hallo PeterN,

 

ja, seltsam, nicht? Unter namenlosem Grauen kann ich mir auch nichts vorstellen. Aber wenn es jemandem kalt den Rücken runter läuft, dann "spürt" man das richtig.

 

Ich denke so manche Phrase lässt sich nicht ersetzen, weil sie zum festen Sprachgebrauch geworden ist und einfach am besten das Gewünschte ausdrückt. Wenn solche Stellen sich in einem Buch mit etwas frischeren Ideen abwechseln, fallen sie mir auch nicht unangenehm auf.

 

LG

Joy

Genau so sehe ich es auch. Nackenhaare stellen sich, ein Schauer auf dem Rücken, die Beine werden weich. Tausendmal gelesen, aber jeder kann sich sowas wirklich vorstellen, weil er daran denkt wie ihm -in abgeschwächter Form sicherlich- wirklich die Beine weich wurden, sich die Nackenhaare aufstellten und ihm etwas eiskalt den Rücken runterlief.

Und gerade bei solchen starken Emotionsbeschreibungen ist ablenkende Orginalität -und vielleicht noch unfreiwillige Komik- nicht immer angebracht.

Ich hab in meinem Manuskript in so einer Situation "Sein Pulsschlag passte sich dem eines Kolibris an" geschrieben und kämpf noch mit mir, ob ich es drin lasse, oder einfach durch ein schlichtes "Sein Herz raste" ersetze - abgesehen davon, dass so eine Kolibriformulierung auch wissenschaftlich unsinnig sein könnte, reißt es eben an dieser Stelle ein wenig aus der Szene.

 

Bei ruhigeren Beschreibungen, mit niedrigem Emotionslevel sozusagen, kann die Sprache eher in den Vordergrund treten, den Leser durch kleine Glanzlichter bei der Stange halten, aber manch anderes ist ganz zu recht abgedroschen. Es ist einfach eine sehr treffende Formulierung.

 

Namenlose Grüße

Peter

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Sein Pulsschlag passte sich dem eines Kolibris an

Ich kenn ja den Textzusammenhang nicht und kann daher nicht sicher sein, aber ich vermute, wenn es nicht einen ironischen Zug haben soll, würde ich es ersetzen.

 

Gruß

Philipp

 

Twitter: @autorlekt

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Ich finde sämtliche Standartsätze abgedroschen und versuche auch meist, sie zu umgehen.

 

Der Puls raste,

das Herz schlug ihm bis zum Hals,

eiskalt lief es ihm den Rücken hinunter,

ihm stellt es die Nackenhaare auf,

usw.

 

ist einfach nur langweilig. Zumeist wird das auch noch geschrieben, wenn es ohnehin klar ist, dass das Herz rast, usw.

 

Grüße

Quidam

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Joy, ich weiß, dass wir ähnliche Themen schon hatten. Aber wenn auch nur ein neuer Autor aus diesem Thread etwas mitnimmt, ist dem Leser geholfen ;-) Deswegen habe ich ja auch geschrieben, was wir nicht mehr lesen wollen, und nicht, was wir nicht mehr schreiben sollten.

 

Ich sitz hier halt so rum und lese, was andere Leute schreiben und veröffentlichen dürfen, und manchmal komme ich dann mit einem solchen Thread aus mir heraus. Ich darf das doch, darf ich das? ;D Ich brauche das.

 

Ich möchte auch nicht mehr lesen müssen:

 

"etwas im Vorfeld klären".

 

Seufz,

 

Tin

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Klar darfst du Tin! Alles was du willst. Ich hatte nur laut nachgedacht, weil ich nix schreiben wollte, was ich schon mal dazu gelabert habe.

 

Ich mag nicht mehr lesen: Ach du liebe Güte! (Besonders nicht, wenn es eine Übersetzung ist aus dem Amerikanischen, wo ursprünglich: Fuck! stand)*stöhn*

 

LG

Joy

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"Natürlich fachte sein Verhalten das Feuer Ihres Verlangens nur noch mehr an, und inzwischen fühlte sie sich in seiner Gegenwart jedes Mal wie ein klägliches Häufchen elend."

 

Das ist heute mein Abgedroschenheits-Gewinner. Habe ich gerade gelesen. In einem Roman von Candace Bushnell...

 

Tin: Lass es raus. ;D

 

Liebe Grüße

Judith

"Felix", FVA 2015,  jetzt als Kindle eBook // Ab 12.7.2021: "Liebe braucht nur zwei Herzen", Penguin Verlag // Sommer 2022: "Wenn dein Herz woanders wohnt", Penguin Verlag

www.judithwilms.com

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ist einfach nur langweilig. Zumeist wird das auch noch geschrieben, wenn es ohnehin klar ist, dass das Herz rast, usw.

 

Grüße

Quidam

Wenn dem Leser an einer Stelle, an der dem Protagonist das Herz rast, durch diese Formulierung langweilig wird, dann passt etwas mit der Grundstimmung des Textes nicht. Wenn man es richtig macht an diesen Stellen und den Leser richtig packt, dann tritt die Sprache absolut hinter die Bilder zurück an dieser Stelle und sollte schlicht bleiben. Das Herz rast ist sozusagen die schlichteste aller Möglichkeiten - in vielen Fällen könnte man es weg lassen, aber solche Sachen führen manchmal noch eher dazu, den Leser in die Figur zu zerren.

Diese zwanhafte Sucht nach Orginalität führt in meinen Augen oft zu wirklich grausigen Texten. Das bemerke ich oft, wenn ich Texte von Jungliteraten, die bei irgendwelchen Wettbewerben gewinnen, lese. Krieg ich Zahnschmerzen von. Jetzt nicht gegen dich gerichtet, Quidam. Du weißt ich mag deinen Stil.

 

Ach ja, was ich nicht mehr lesen will: Der Angli(zi)smus "So gut wie jeder andere Mann" oder "So sehr wie jeder andere"; ist mir im letzten Roman zig Mal aufgefallen und ich könnte schwören, dass diese Phrase im Englischen im Sinne eines Superlativs gebraucht wird, aber keine Ahnung.

 

Gruß

Peter

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Hallo Peter,

 

natürlich gibt es Texte ohne Standartsätze, die so karieskünstlich sind, dass ich auch davon Zahnschmerzen bekomme.

Aber Texte mit vielen Standarts sind eben zum Gähnen. Und ein packender Text wird mir als Leser mit 'das Herz rast' Aussagen verwässert, weil das so abgedroschen ist, dass es einfach nicht mehr wirkt.

 

Die Sprache kann doch auch ohne Standarts einfach bleiben. Und das rasende Herz macht man an einem Detail fest: Er zitterte den Schlüssel ins Schloß. Hinter der Tür, da vermutete er eine menschenfressende Kaulquappe. :s05

 

Quiddy

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Vielleicht fehlt mir da echt das Sprachgefühl, weil ich mir diesen Aspekt in jungen Jahren mit Groschenromanen ruiniert habe. Aber wenn man mal schaut, so eine Formulierung wie "das Herz rast". An der ist ja an sich nichts schlechtes, die ist sogar ziemlich stark. Da habe ich gar nicht das Gefühl, dass das so übel ist. Mich würde es überhaupt nicht stören. Wenn ein Text von solchen stehenden Begriffen und Wortzwangsheiraten nur so wimmelt, ok, klar. Ich les sowas allerdings auch nicht so oft, vielleicht sollte ich mir mal nen Batzen richtig übler Romane holen und die durchackern und aufhören gute Romane zu lesen.

Der Trick mit den zittrigen Händen ist in meinen Augen auch ziemlich abgedroschen mittlerweile. Da seh ich so ein Problem bei diesen Emotionsbeschreibungen. Orginalität gibt`s da keine mehr, nur mehr oder weniger Abgedroschenes, darum drücken sich auch so viele davor. Ich les solche zittrigen Hände eigentlich öfter und sehe (jetzt nicht live) sie auch öfter als ein schönes, saftiges rasendes Herz.

 

Bei das Feuer der Leidenschaft ist es eben diese ganze unselige Feuer-Liebes-Geschichte. Da seh ich die Schmonzette, ok. Aber bei das Herz rast... nee, irgendwie nicht. ;)

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(Peter_Dobrovka)

Herzrasen, Herzklopfen hat auch von meiner Seite grünes Licht. Es sind ja reale Phänomene, da gilt das mit dem Abgedroschen nicht so.

Die ganze Feuersache ist dagegen eine metaphorische Pest.

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Eben, wenn meinem/r Prot das Herz rast / pocht / oder was auch immer, oder wenn ihr die Beine zittern oder einknicken ... Warum sollte ich das verschweigen?

 

Twitter: @autorlekt

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