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MelanieM

Abwechselnde Erzählperspektive in einem Roman

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Über die "richtige" Erzählperspektive gibt es ja viele Meinungen, auch über die Frage nach dem Wechsel zwischen zwei verschiedenen Perspektiven. Im Moment fasziniert mich gerade die Idee, einen Roman im Wechsel Ich-Perspektive und Personale-Perspektive zu schreiben.

Ich weiß, dass es mehrere gute Beispiele gibt für gelungene Perspektivwechsel, auch von Montsegur-Autoren.

 

Mich würde interessieren, wie die Erfahrungen sind - wie wird es von Lektoren/Lesern angenommen? Würdet ihr es wieder machen oder auf jeden Fall die Finger davon lassen?

 

Gruß, Melanie

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Ich habe gerade eine Leserunde zum Goldbrokat laufen, in dem ich mit allen denkbaren Erzählperspektiven gearbeitet habe, fast jeder Handlungsstrang hat seine eigene, der der Heldin ist in der Ich-Form erzählt.

 

Es wird von den Lesern begrüßt und bewundert.

 

Auch in anderen Romanen habe ich das schon praktiziert, von meiner Lektorin gab es nie eine Bemerkung dazu.

 

Also nur zu!

 

Nur solltest Du darauf achten, die Perspektive nicht zu abrupt zu wechseln, sprich, den Lesern Zeit lassen, sich darin zurecht zu finden, und erst mit Kapitelwechsel eine neue Erzählperspektive zu wählen.

Schnelle Wechsel irritieren die Leser, habe ich festgestellt, vor allem, wenn es mehr als zwei Personen sind. Das klappt nur in diesen Männlein/Weiblein-Geschichten, wo sie fühlt und dann er fühlt und dann sie ...

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Diese Rückmeldung freut mich und bestärkt mich in dem Versuch, es auszuprobieren, zumal es ja eine sehr schöne Art ist, Figuren unterschiedlich zu beleuchten.

 

Was meinst du mit dem schnellen Wechsel? Ich dachte beim Wechsel daran, jeweils ein Kapitel in einer Perspektive zu schreiben, ggf. auch mal zwei hintereinander in derselben Perspektive. Auf keinen Fall wollte ich mitten im Kapitel wechseln, das würde mich selbst als Leser irritieren.

 

Gruß, Melanie

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Hallo Melanie,

 

meine „irische Rebellin“ wird zum größten Teil aus der Ich-Perspektive der jungen Protagonistin erzählt, hat aber auch noch zwei andere, männliche Perspektiven. Diese sind allerdings kürzer – und in den einzelnen Kapiteln verstreut.

 

Was das Lektorat betrifft: Da gab es anfangs durchaus Überlegungen. Zuerst  hatte ich nämlich (außer der Ich-Form) nur noch eine männliche Perspektive geplant, die dann auch noch später einsetzte. Geht so nicht, sagte meine Lektorin. Also entweder die männliche Perspektive ganz weg – was dem Buch sehr geschadet hätte – oder früher anfangen und noch eine weitere dazunehmen. Habe ich dann getan, und das hat, wie ich finde, den Roman noch mal sehr verbessert.

 

Und Leserrückmeldungen hatte ich, was die Perspektivverteilung betrifft, nur positive.

 

Liebe Grüße

 

Inez

Rebel Sisters 1: Die Pilotin (Lübbe, Juli 2024)

www.inez-corbi.de

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Ja, meine Idee liegt auch darin, die Ich-Erzählerin als Hauptstrang zu nehmen, aber zwischendurch immer ein Kapitel aus einer anderen, wichtigen Perspektive, damit Dinge für den Leser erkennbar werden, die die Ich-Erzählerin nicht wissen kann, die aber für die Entwicklung und das Verständnis der Geschichte wichtig sind.

Freut mich, wenn du auch nur positive Rückmeldungen von den Lesern hattest.

 

Gruß, Melanie

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Hallo Inez,

 

das finde ich sehr interessant!

Hat deine Lektorin gesagt, bzw. genau begründet, warum ein spät einsetzender männlicher Erzählstrang nicht so glücklich gewählt ist?

 

Herzlichst

jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Hallo, Melanie

 

Thomas Thiemeyer hatte in seinem "Reptilia" wechselnde Perspektiven, wenn ich mich richtig erinnere. Es gab auch eine Leserunde (Link ungültig) (Link ungültig), vielleicht findest Du da etwas zum Thema.

Lenz macht es meiner Meinung nach sehr gut vor in "Arnes Nachlaß" sowie der "Schweigeminute". (Immer wieder wird die Du-Perspektive eingestreut.) Ich glaube, dass es sehr gut funktionieren kann, deshalb experimentiere ich auch in meinem neuen Projekt mit verschiedenen Perspektiven.

 

Liebe Grüße,

Heiko

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Falcon Peak - Wächter der Lüfte. Ein spannendes Fantasy-Abenteuer für Jungen und Mädchen ab 10 Jahren und jung gebliebene Erwachsene. ArsEdition, 01.03.2021

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Hallo jueb,

 

was den spät einsetzenden männlichen Erzählstrang betrifft: Bis dahin kannte der Leser bei mir nur die Ich-Perspektive der Hauptfigur. Die erste männliche Perspektive setzte bei mir anfangs ca. nach dem ersten Drittel ein – und meine Lektorin meinte, sie hätte da gestutzt. Der Leser sei da schon so an die Ich-Perspektive gewöhnt, dass ihn da ein so spät einsetzender anderer Erzähler aus dem Roman rausreißen würde, a la „Hab ich vorher was übersehen?“ bzw. „Wer ist das denn jetzt?“

 

Habe ich ja eingesehen (und meinem Liebling gleich noch ein wenig mehr Platz verschaffen dürfen  ;))

 

Liebe Grüße

 

Inez

Rebel Sisters 1: Die Pilotin (Lübbe, Juli 2024)

www.inez-corbi.de

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Also wäre u.U. eine passende Möglichkeit, dieses Problem - zu später Einsatz der anderen Perspektive - zu lösen, dass man entweder einen Prolog in der personalen Perspektive einbringt und dann mit Ich-Perspektive beginnt, dann vielleicht zwei Kapitel später wieder personale Ebene einbaut etc. ?

 

Gruß, Melanie

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Kann man machen, Melanie. Nur ein Drittel des Romans später hilft auch nicht, wenn der Prolog in der zweiten Erzählperspektive gehalten wird. Inez hat es da wohl schon richtig gemacht.

 

Um die Leser an wechselnde Pespektiven zu gewöhnen, kann man den Prolog auch auktorial halten. Dann mit der Hauptperson im Ich beginnen und dann die zweite Person in der personalen Form einführen.

 

Ich gebe aber eine ziemlich kniffelige Schwierigkeit zu bedenken - wenn Ich-Figur und personaler Erzähler zusammentreffen, wird es delikat. Dann muss man entscheiden, aus welcher Sicht was berichtet wird, und das kann leicht daneben gehen.

 

Harmlos ist es, wenn Ich-Erzähler und personaler Erzähler zwei unterschiedliche Handlungstränge haben und erst zum Finale zusammenkommen. Dann haben sich die Leser an beide gewöhnt.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Ich habe mich jetzt für abwechselnde Kapitel entschieden. Wenn personaler und Ich-Erzähler zusammentreffen, zählt nur die Sicht des Ich-Erzählers in der Ich-Erzählung, aber die Sicht des personalen Erzählers, wenn es gerade in dessen Part passiert. Das wiederum finde ich auch spannend, weil man dadurch andere Facetten seiner Figuren kennenlernt.

 

Gruß, Melanie

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Danke fürs Posting, Inez, da lerne ich auch..

 

Herzlichst

jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Ich habe zwei meiner Kriminalromane aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt (sechs bis acht).

 

Bei meinem ersten Roman hat das die Leser am Anfang des Buches verwirrt. Nicht wegen der häufigen Perspektivwechsel, sondern weil sie sich die Namen anfänglich nicht merken konnten.

 

Beim zweiten Roman habe ich dann vorne ins Buch ein Personenverzeichnis gestellt, und seitdem kommen keine Klagen zum Thema "häufiger Perspektivwechsel".

 

Liebe Grüße,  :)

 

Bettina

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