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Die Angst vor dem Kitsch und die Mauer im Kopf

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Da fand ich "Vom Winde verweht" wiederum sehr stimmig - die Gefühle passten, sie liebten und sie kratzten sich, aber immer zur passenden Zeit. Wenn Kitsch definiert wird: Handwerklich schlecht gemachte, unpassende Gefühle zur falschen Zeit, dann finde ich davon nichts in "Vom Winde verweht". Über das Kinoplakat kann man streiten, aber das fand ich auch nicht kitschig, sondern zeigte einen Ausschnitt der Beziehung.

 

Gruß, Melanie

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@Andrea, das ist wohl wahr. In solchen Momente verdreht man nur noch die Augen und verliert das Interesse an der Geschichte.

 

Herzlichst

Silvia

Die Trevelyan Schwestern - Jetzt geht es um Liebe

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Über das Kinoplakat kann man streiten, aber das fand ich auch nicht kitschig, sondern zeigte einen Ausschnitt der Beziehung.

Gruß, Melanie

 

Ich fand das Kinoplakat auch nicht kitschig, sondern sogar aussagekräftig. Da gibt es ganz andere ...

 

LG Silvia

Die Trevelyan Schwestern - Jetzt geht es um Liebe

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Und doch ist mir das alles zu intellektuell. Ein junger Schreiber' date=' wenn er das alles verinnerlichen und berücksichtigen soll ... kein Wunder der Arme kriegt Halsstarre - sorry, Kitschstarre.[/quote']Das meinte ich mit meiner Angst vor dem Kitsch.

 

Ich würde nie einem unfertigen Text "Kitsch" vorwerfen. Erstens ist es, wie Spinner auch schon sagte, viel zu allgemein, wenn es nicht auf bestimmte Elemente der Geschichte bezogen ist. Zweitens ist "Kitscht" für viele so ein Schimpfwort, so eine Abqualifizierung, dass sie sofort entweder in schreckliche Verzweiflung fallen und gar nix mehr schreiben oder so wütend, dass sie jede Kritik ablehnen. Weder das eine noch das andere hilft weiter.

 

Sondern fragen: Deine Figur reagiert nie wütend, immer nur edel. Dabei gibt es in Szene XX wirklich allen Grund dazu, mal aus der Haut zu fahren.

 

Wann würde deinem Held der Kragen platzen? Was würde er tun? etc. pp.

 

Hans Peter

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Viele finden das Plakat kitschig. Vielleicht ist das ja so ein Fall von unfreiwilligem Kitsch.

 

Ich bin auch vorsichtig mit dem Kitsch-Vorwurf, es sei denn, es springt mir aus den Seiten direkt ins Gesicht.

Meistens sind es die Autoren, die sich selbst den Kitschvorwurf machen! Das ist etwas, das ich als recht störend empfinde, als Lektorin. Denn so mancher guter Story muss ich erst Leben einhauchen, indem ich der Autorin (meist sind das Frauen, die Männer haben seltsamerweise da weniger Berührungsängste) sage, sie soll diverse Szenen mit mehr Gefühl beschreiben. Die Antwort ist dann regelmäßig: Okay, gern, ich hatte nur Angst kitschig zu werden.

Ich sag dann immer, streichen und ändern kann man immernoch! Schreib das bitte wenigstens erstmal. ;)

 

LG

Martina

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Gibt es keine einfacheren' date=' handfesteren Empfehlungen, wie man mit Kitsch oder der Kitschgefahr umgeht?[/quote']Hm, was ich ausgeführt hatte, war für mich eigentlich die Antwort bei der Suche nach einfachen und handfesten Empfehlungen gewesen ... und was Thomas sagt, finde ich auch sofort nachvollziehbar. Vermutlich ist es einfach wie mit den Lernstrategien - das eine, was für alle am besten funktioniert, gibt es wohl nicht. Jeder hat seinen bevorzugten Ansatz, bei dem es gleich "Klick" macht. ;)

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Denn so mancher guter Story muss ich erst Leben einhauchen, indem ich der Autorin (meist sind das Frauen, die Männer haben seltsamerweise da weniger Berührungsängste) sage, sie soll diverse Szenen mit mehr Gefühl beschreiben. Die Antwort ist dann regelmäßig: Okay, gern, ich hatte nur Angst kitschig zu werden.

Ich sag dann immer, streichen und ändern kann man immernoch! Schreib das bitte wenigstens erstmal. ;)

 

LG

Martina

 

Haargenau so ging es mir mit meiner Lektorin! ;D Das ist ja das eigentliche Thema dieses Threads.

 

Mich wundert nur, dass Männer da nicht solche Probleme haben - ich hätte es eher umgekehrt vermutet. Liegt es vielleicht daran, dass von Frauen geschriebene Texte schneller in die Schublade "Schmonzette" gesteckt werden und frau daher große Angst hat, ihr Werk könnte in eben dieser landen? Nur mal als Idee, anders kann ich es mir nicht erklären.

 

Viele Grüße

 

Tereza

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Ich glaube, Männer haben tatsächlich weniger Probleme mit dem Kitsch, weil sie weit mehr (nicht alle jedoch) handlungsorientiert schreiben und weniger auf die Gefühle der Figuren eingehen.

Und in denen liegt ja die vermeindliche Gefahr, Kitsch zu produzieren.

 

Aber jetzt bloß keine Diskussion über die Unterschiede zwischen Männer- und Frauenschreibe anfangen.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Ich glaube, Männer haben tatsächlich weniger Probleme mit dem Kitsch, weil sie weit mehr (nicht alle jedoch) handlungsorientiert schreiben und weniger auf die Gefühle der Figuren eingehen.

Und in denen liegt ja die vermeindliche Gefahr, Kitsch zu produzieren.

 

Andrea

 

Kann endlos andauernde, unglaubwürdige Action nicht auch eine Art von Kitsch sein? Oder der edle Held, der niemals vom rechten Pfad abweicht und keinen Moment der Schwäche kennt? (Womit ich jetzt um Gottes Willen nicht sagen will, dass alle Männer so schreiben.)

 

Aber stimmt, ich würde das eher als Klischee bezeichnen. Womit wir wieder bei der Definition wären. Kitsch findet sich wohl tatsächlich nur in Szenen, wo Gefühle beschrieben werden.

 

 

Tereza

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Von der Definition her, unechte oder keine Gefühle zu erzeugen, kann handlungsorientiertes Schreiben kein Kitsch sein. Aber es kann natürlich auch lächerlich, albern oder langweilig sein. Oder man muss Kitsch anders definieren.

 

Gruß, Melanie

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Mich wundert nur' date=' dass Männer da nicht solche Probleme haben [/quote']

Das überrascht mich auch, denn ich glaube nicht, dass Kitsch unbedingt geschlechterspezifisch ist. Und es ist auch nicht wahr, dass Männer nur endlose Action-Szenen schreiben.

 

Tatsächlich glaube ich, dass Männer durchaus sehr schöne und gefühlvolle Geschichten zustande bringen. Habe gerade Lion Feuchtwangers "Die Jüdin von Toledo" zu Ende gelesen, eine wundervolle Liebesgeschichte. Ein wenig Klischee ist schon drin, aber kein Kitsch.

 

LG

Ulf

 

P.S. Auch handlungsintensive Szenen können gleichzeitig sehr gefühlsintensiv sein. Ich habe einige intensive Szenen dieser Art geschrieben. Allerdings keine Sonnenuntergangsszenen, das ist wahr, eher Gewitterentladungen.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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[ Und es ist auch nicht wahr, dass Männer nur endlose Action-Szenen schreiben.

 

LG

Ulf

Aber Ulf, das wollte doch keiner sagen. :D

 

Von der allgemeinen Tendenz her würde ich Anna allerdings recht geben. Beim Schreiben (und auch beim Lesen) von Unterhaltungsliteratur tendieren Männer mehr zu Action und Frauen mehr zu Beziehungskiste. Aber natürlich gibt es auf beiden Seiten Ausnahmen und man kann auch Action und Gefühl verbinden.

 

Diese Diskussion über männliches und weibliches Schreiben sollten wir laut Anna ja vermeiden.....

 

Tereza

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Es geht bei meiner Anmerkung über die Männer tatsächlich nicht um Actionliteratur oder Inhalte, die man normalerweise mehr als Frauendomänen bezeichnet (Liebesromane), sondern um eine völlig wertfreie und allgemeine Beobachtung.

MIR persönlich ist aufgefallen (andere mögen andere Erfahrungen gemacht haben), dass gefühlvolle Szenen in mir eingereichten Manuskripten durchaus enthalten sind, und meist einfühlsam erzählt. Ob der Autor dabei zuhause 20 mal seine Frau um Rat gefragt hat, oder ob ihm das wie selbstverständlich und angstfrei aus den Fingern geflossen ist, weiß ich nicht.

Jedenfalls musste ich ganz einfach noch keinem Mann sagen, dass er doch bitte gefühlvoller schreiben soll, und er dann antwortet: Kann ich, ich hatte nur Angst vor Kitsch.

Das passiert mir regelmäßig bei weiblichen Autoren, bei den Männern nicht.

Ob das nun eine Gesetzmäßigkeit ist oder reiner Zufall weiß ich nicht. Es ist einfach meine Erfahrung.

 

Wahrscheinlich geht Melanies Vermutung in die richtige Richtung, dass Frauen von Anfang an mehr Kitschvorwürfe einheimsen und von daher immer in Alarmbereitschaft stehen, wenn es um "kitschige" Beschreibungen geht.

 

Zum eventuell doch noch aufflammenden Thema Männerschreibe/Frauenschreibe möchte ich gleich einwerfen, dass es viele Männer gibt, die unter Pseudonym wunderbare Liebesromane schreiben. Das ist also ein Klischee, das längst überholt ist. Genauso schreiben auch Frauen gute und brutale Actionthriller. Und beide Geschlechter sind in der Lage, sich den Wünschen eines Lektorats entsprechend anzupassen und aus bestimmten Szenen das Gewünschte rauszuholen.

 

LG

Martina

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Aber Ulf' date=' das wollte doch keiner sagen. :D[/quote']

Hatte ich auch gar nicht negativ aufgenommen, Tereza! :) Ich wollte nur die Flagge der Männer hochhalten und Martinas Beitrag hat mich ja schon völlig versöhnt.

 

Ulf

 

P.S. Was Martinas Erfahrungen betrifft ... schon erstaunlich.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Also ich finde es irgendwie lustig, dass sich jeder angegriffen fühlen kann. Frauen meinen, schnell in die Schmonzetten-Ecke geschoben zu werden (daher Angst vor Kitsch) und Männer wollen nicht als gefühllose Action-Schreiber dastehen. ;D

 

Zu Martina Beitrag: was die Frauen betrifft, muss ich ihr nach einiger Überlegung recht geben. Ich kenne einige knallharte Thriller-Autorinnen, die sogar auf ein bisschen tröstende Romantik verzichten, z.B. Mo Hayder. Komisch scheint mir nur, dass Männer Liebesromane unter weiblichem Pseudonym schreiben. Das muss an der Erwartung der Leserinnen liegen. Man assoziiert kitschverdächtige Lovestories also wirklich mit weiblicher Autorenschaft.

 

Liebe Grüße

 

Tereza

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Ich habe so allmählich den Eindruck, dass das Kitsch-Thema für diesmal ziemlich ausgelutscht ist und beginne mal einen neuen Thread zu der hier angerissenen, hochinteressanten Fragestellung, ob handlungsorientierte Szenen gefühlvoll sein können.

 

Was meint Ihr, wollen wir uns dahin verlagern und den Kitsch mal ein paar Wochen ruhen (oder sich ablagern) lassen?

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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