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(Petra)

Recherche: pingelig oder nachlässig?

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Liebe Leute,

ich ziehe mal den Jan an den Haaren in diesen Bereich:

der sich grade etwas zweifelnd fragt, ob bei der Entscheidung eines Verlags für oder gegen ein Manuskript die "Faktenpingeligkeit" wohl eine Rolle spielt....

Andreas hat ihm schon unter "Recherche" eine gute Antwort gegeben, mich interessiert der handwerkliche Aspekt allgemein und nicht nur beim Historischen Roman.

 

Wie viel Recherche muss sein? Sind wir in der Fiktion nicht so frei, dass ein paar Anhaltspunkte reichen? Oder darf / muss man auch mal ganz pingelig und genau recherchieren, wenn man dann die Kunst beherrscht, auch auf 90% dieser Ergebnisse verzichten zu können... so dass sie im Hinterkopf für Echtheit sorgen?

 

Ein Beispiel außerhalb der Historie... mein Roman spielt unter anderem in Baden-Baden. Ich recherchiere genau und kenne die Stadt. Wenn ich über die reale Stadt schreibe, wird man die Straßen nachfahren können, wenn auch eine darin fiktiv sein wird. In meinen fiktiven Orten existiert zwar auch ein genauer Plan, aber da ist alles erlaubt. Ich bin der Typ "pingelige Rechercheuse".

 

Ein finnischer Bestsellerautor hat auch über diese Gegend geschrieben. Er hat aber offensichtlich aus einem amerikanischen Fremdenverkehrsprospekt recherchiert und so liegt in seinem Buch jetzt der Schwarzwald im Elsass und auch sonst ist einiges unsäglich. Als dann auch noch Polizisten in einem Dorf auftauchen, wie es sie nicht mal in Paris gibt, hab ich den Bestseller in den Müll befördert. Es war mir unerträglich, diesen Stuss zu lesen, Fiktion hin oder her. Ich nahm es dem Autoren übel, dass er schlampig recherchiert. Auch wenn das seine finnischen Landsleute und Griechen und Polen und Isländer vielleicht nicht merken.

 

Was antworten wir jetzt dem Jan? ;-)

 

Schöne Grüße,

Petra

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(Peter_Dobrovka)

Jeder bekommt die Bücher, die er verdient. ;D

 

Peter

(der in erster Linie deswegen recherchiert, weil er nicht will, daß ihn Leute auf falsche Fakten ansprechen und es ihm dann peinlich ist)

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Die Recherche und die Richtigkeit von Fakten sind den Verlagen gelinde gesagt wenig wichtig - Hauptsache, der Roman verspricht, sich gut zu verkaufen. Wenn die Recherche o.k. ist, wird vielleicht damit geworben.

 

Aber: Belletristik ist in erster Linie Unterhaltung / Romane sind per se fiktiv.

 

Damit ist alles erlaubt, wenn genügend Leser darauf anspringen.

 

Als Autor sollte man aber ein Eigeninteresse an guter Recherche haben - oder ein sehr dickes Fell.

 

 

Gheron und ich haben früh die Vorteile guter Recherche entdeckt: Tolle Infos, mit denen man seine Geschichte mit Hilfe realer Vorkommnisse viel bunter und lebendiger machen kann.

 

In'Die Wanderhure' ist vom Aufstand der Hübschlerinnen die Rede. Den haben wir wie einiges andere der Stadtchronik von Konstanz entnommen und damit eine bessere Auflösung als wir sie selbst geplant hatten.

 

Fazit: wer schlampig recherchiert, bringt sich selbst um Informationen, die sich wunderbar ausschlachten lassen.

 

Gruß Sysai

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Recherche dient in erster Linie dem Autor, nicht dem Leser! ;-)

 

Jetzt prunke ich doch mal mit meinem Artikel aus dem Autoren-Kalender 2004 (Verlag Die Werkstatt): Wer will das wissen? - Gute Gründe für eine gute Recherche

 

Zitat: »Der bedeutsamste Grund für eifriges Recherchieren bei der Planung und Entwicklung einer Erzählung bzw. eines Romans ohne Rücksicht auf das Genre lautet: Wer sich mit schlafwandlerischer Sicherheit in der Welt bewegen kann, die er schildert und in der er seine Charaktere agieren läßt, macht weniger Fehler.«

 

Außerdem macht es obendrein großen Spaß! Man interessiert sich doch hoffentlich für das, worüber man schreibt, oder? ;)

 

Fröhliche Grüße,

Iris :s17

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Merci, Madame, für diesen Service :D

 

So, wie Du das mit Baden-Baden hälst (gut recherchiert, die Fakten stimmen, aber eine Straße hinzugedichtet), finde ich das am besten.

 

Bei einem literarischen Roman wäre es mir völlig schnuppe, ob es irgendwo tatsächlich einen See gibt oder nicht; ob der Zebrastreifen an dieser Kreuzung wirklich existiert oder nicht - bei Deiner Belladonna hat mich nicht die Bohne gekümmert, ob die Weinstube existiert oder ein Cronenburg-Bauwerk ist; ob der unsägliche Fleck im Pariser Keller wirklich so entstanden ist, oder ob Du das frei erfunden hast.

Weil's paßte und "stimmte".

 

In einem Medizin-Thriller, einem High-tech-Thriller usw erwarte ich allerdings, daß die Fakten korrekt sind - sonst bin ich vergrätzt.

 

Bei einem historischen Roman dagegen gehe ich zwar davon aus, daß der Autor gut recherchiert hat und die Fakten/ der Hintergrund weitgehend stimmen - aber daß auch eine gehörige Portion "erfunden" ist, weil manche Geschichte sonst schon von Anfang an überhaupt nicht funktionieren würde  (und wenn's stilvoll erfunden ist, macht das überhaupt nichts.)

 

Bei Deinem finnischen Beispiel, Petra, mußte ich lachen - kam mir nämlich sehr bekannt vor ;D

 

Ich hab mir beim Übersetzen angewöhnt, grundsätzlich Fakten nachzuprüfen - und amerikanische Verlage sind immer sehr dankbar, wenn man sie auf Fehler hinweist, denn was man da an Klöpsen findet, glaubt man oft nicht.

 

Hitlers Sekretärin, die den Vornamen Sarah trug, war einer der absurdesten ;D

 

Letztes Jahr hab ich einen Thriller übersetzt, der in Amerika bereits als Hardcover und als Taschenbuch erschienen war.

Trotzdem erhielt ich eine 4 Seiten lange Mail des Autors, in dem er sämtliche sachlichen und fachlichen Fehler auflistete mit der Bitte, sie in der deutschen Ausgabe zu korrigieren.

Offenbar waren die weder ihm (trotz aller Recherche) noch dem Originalverlag bisher aufgefallen.

Der Gute ist allerdings die absolute Ausnahme - und deshalb bin ich hochgradig mißtrauisch, wenn sich Autoren damit brüsten, wieviel und wie sorgfältig sie recherchiert haben (hatten wir das nicht auch im Dan-Brown-thread?).

 

Unter anderem war das ein Grund für meine Frage, ob so was tatsächlich bei der Annahme eines Manuskripts eine Rolle spielt.

In anderen Ländern offenbar nicht so sehr... aber gut, reden wir hier allein über deutsche Autoren.

 

Gruß

Jan

 

PS: hab nach dem Abschicken Deinen Beitrag gefunden, Sysai.

Du bestätigst meine Vermutung - und nennst gleichzeitig den besten Grund für ausführliche Recherchen. So isses :)

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Hallo Jan und ihr anderen!

 

Die Handlung bei meinem Ago ist ziemlich frei erfunden, gebe ich ja zu!

An einer stelle steht er auf einem Hügel und blickt auf Jerusalem. Ich habe mir zwar vorstellen können, was da so alles zu sehen ist, trotzdem habe ich mir einen Bildband ( vom Trödelmarkt, ist günstiger ) besorgt, so brauchte ich nur noch zu beschreiben. Dabei habe ich dann realität und Fantasie gemischt, was aber überhaupt nicht auffällt. In dem Bildband war auch das Foto einer jungen Berberin in ihrer Tracht. Die wurde gleich mit hinein genommen. Sebst die Bidunterschrift konnte ich verwenden: Am unteren Rand ihres Kopfputzes waren Silbermünzen befestigt, das war ihre Aussteuer! So konnte jeder Mann, der auf Brautschau war, gleich sehen, was die Braut wert war.  Meine zwei Bildbände haben mir bei der Beschreibung eines Landes geholfen, in dem ich nie war! Ganz stimmt das nicht: In der Nähe meines Wohnortes gibt es ein Freilichtmuseum, das Heilige Land!Da sind zum Beispiel Dörfer aus jener Zeit nach gebaut. Das innere einer Hütte habe ich mir besonders gut angesehen, denn der Held meines Romans verbringt einige Wochen in so einer Bau. Ob ein Leser irgendwann darauf achten wird, weiß ich nicht. Das ist mir auch garnicht so wichtig. Hauptsache, es stimmt einigermaßen. Es macht viel Freude, solche Dinge heraus zu finden. Und ich lerne sehr viel dabei. Was mir auch sehr geholfen hat, sind meine Bildbände mit historischen Gewändern.

 

Liebe Grüße

                       Peter

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Ich hab mir beim Übersetzen angewöhnt' date=' grundsätzlich Fakten nachzuprüfen - und amerikanische Verlage sind immer sehr dankbar, wenn man sie auf Fehler hinweist, denn was man da an Klöpsen findet, glaubt man oft nicht.[/quote']

Doch, das glaube ich dir aufs Wort -- sofort! Mir ist es schon öfters aufgefallen, daß in der US-Originalausgabe totaler Quatsch über irgendwelche nicht-US-Verhältnisse stand, und in der deutschen Ausgabe war das richtiggestellt.

 

Fröhliche Grüße,

Iris :s17

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Hi Peter,

 

 

Am unteren Rand ihres Kopfputzes waren Silbermünzen befestigt, das war ihre Aussteuer! So konnte jeder Mann, der auf Brautschau war, gleich sehen, was die Braut wert war.

 

 

Ich frage mich, wieso nur so sinnlose Dinge wie das Händeschütteln sich durch die Zeit retten.

 

Gruß

 

HW

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...mich interessiert der handwerkliche Aspekt allgemein und nicht nur beim Historischen Roman.

 

Wie viel Recherche muss sein?...

 

Hallo an alle,

 

ich bin der Meinung und verfahre auch so - alles, was der Leser überprüfen kann, muss stimmen. Egal, ob Örtlichkeiten, zeitliche Zusammenhänge oder die Handlung.

Die Heransgehensweise an die Recherche mag da bei historischen Romanen sicher anders sein, als bei Gegenwartsliteratur.

 

Viele Grüße Dietmar

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Stefan Mühlfried

Moin zusammen!

 

Ich persönlich bin der Meinung, Recherche muß so gut sein, daß

- ich mich nicht an falschen Ergebnissen störe und

- der Leser nicht durch gesträubte Nackenhaare vom Lesen abgelenkt wird.  :)

 

Ein Teil meines MS spielt bei DESY, einem physikalischen Forschungsinstitut in Hamburg. Und ich könnte mich die Krätze ärgern:

Beim munter-drauflos-schreiben bin ich davon ausgegangen, daß die Detektorsignale als Bilder dargestellt werden. (In die sich bei meiner Story dann Bilder einschleichen, die da gar nicht reingehören... Aber das ist eine andere Geschichte.)

Entsetzt habe ich dann aber bei einem Besuch bei DESY festgestellt, daß dem gar nicht (mehr) so ist: Die Detektor-"Bilder" sind gar keine richtigen Graphiken mehr.

So geschätzte 90%-98% der potentiellen Leserschaft würden das nie merken. Ich aber! Also werd' ich mich demnächst mal hinsetzen und die ersten 30 Seiten komplett umstricken. Es gibt nämlich andere Forschungsgruppen dort, die tatsächlich bunte Bilder produzieren.

Einen Irish Pub in Hamburg, den ich beschrieben habe, gibt es nicht. (Oder kennt jemand ein "Mahoney's" in Hamburg?) Das war Absicht, ich wollte keinen hamburger Lokalkolorit-Roman. Da wird sich (hoffentlich) keiner dran stören.

Aber wenn ich jetzt in besagter Kneipe von einem Guiness mit hoher, leuchtend weißer Schaumkrone schreiben würde - ich als Leser bräuchte mindestens 20 Seiten, um mich von dem Ärger zu erholen und mich wieder auf den Text zu konzentrieren.  ;)

 

Kommentar eines - öhm - führenden SF-Autors dazu, den ich ganz frech per Mail gefragt habe und der mir auch ganz lieb geantwortet hat:

 

Wohlgemerkt: Ich würde »lügen«, wenn mir der Plot wichtig ist und er sich auf andere Weise nicht plausibel machen ließe. Das finde ich legitim. Aber ansonsten schadet es nichts, sich so weit als möglich an die Wirklichkeit zu halten.

Dem ist nichts hinzuzufügen!  ;D (Außer vielleicht, daß ich mich bei ihm für das unautorisierte Zitat entschuldige.)

 

Just my 2 Cents...

 

Stefan

 

P.S.: Jetzt habe ich ja euch zum Fragen und muß keine Koryphäen mehr nerven!  ::)

"Schriftsteller sollten gar keine Adjektive haben. Sie sind keine französischen oder australischen Schriftsteller, sondern einfach Schriftsteller. Am Ende sind sie ohnehin nicht mal ein Substantiv, sondern ein Verb: Sie schreiben." - Richard Flanagan

Blaulichtmilieu   -   Zur Hölle mit der Kohle   -   Der steinerne Zeuge

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Hallo alle,

 

ausgiebige Recherche ist ein zweischneidiges Schwert. Sobald man einen gewissen Level an "Realismus" überschritten hat, werden auch die Ansprüche an den Rest steigen. Wer von Anfang an klarstellt, daß in seiner Geschichte eigene Gesetze gelten, hat es auf eine Art sicher leichter als jemand, der zwar recherchiert hat, dabei aber trotzdem zwei, drei kritische Elemente am Ende falsch dargestellt hat. Zu guter Letzt aber entscheidet natürlich der Leser, wieviel Recherche er wirklich erkennen möchte. Mir ist da nämlich gerade etwas aufgefallen:

 

ich wollte keinen hamburger Lokalkolorit-Roman.

Zu spät :D

Wenn ich nun einen Roman lese, der explizit in Hamburg spielt, mit DESY eine Hamburger Traditionsinstitution nutzt und noch dazu einen Irish Pub erwähnt (was für mich sehr wohl direkt zur Kneipentradition Hamburgs gehört, egal, ob er nun fiktiv Mahoney's oder real Finnegan's Wake heißt), dann werde ich diesen Roman als Hamburger lesen und genauestens darauf achten, ob ich Dinge wiedererkenne. Und wenn die Stadt dabei anders wirkt, als ich sie kenne, werde ich enttäuscht sein. Kenne ich die erwähnte Stadt selbst nicht, würde ich es natürlich anders wahrnehmen - dann hab ich ja keinen Vergleich. Aber ich denke, das ist der Anspruch, den doch viele Leser haben werden - das, was ich kenne, möchte ich auch zu 100% wiedererkennen. Bei solchen "offensichtlichen" Dingen, die jeder aus dem Alltag kennt, wie Städten, dem öffentlichen Nahverkehr, dem Fernsehen, (aktueller) Politik etc. würde ich persönlich dann schon genauer recherchieren.

 

Gruß

Matt

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Stefan Mühlfried
Oha' date=' wie das wohl zu verstehen ist ... ?:s23[/quote']

Naja - hier kann ich mit einem Posting gleich -zig Koryphäen auf einmal nerven ;D

 

(Puh - das war auf der Linie gerettet! ::) )

 

Wenn ich nun einen Roman lese' date=' der explizit in Hamburg spielt, mit DESY eine Hamburger Traditionsinstitution nutzt und noch dazu einen Irish Pub erwähnt (was für mich sehr wohl direkt zur Kneipentradition Hamburgs gehört, egal, ob er nun fiktiv Mahoney's oder real Finnegan's Wake heißt), dann werde ich diesen Roman als Hamburger lesen und genauestens darauf achten, ob ich Dinge wiedererkenne. Und wenn die Stadt dabei anders wirkt, als ich sie kenne, werde ich enttäuscht sein.[/quote']

Hmmm... meinst Du, ich sollte um des Realismus willen lieber gleich vom Finnegan's Wake schreiben? Da würde mir das Recherchieren noch richtig Spaß machen! :s02

 

Prost,

Stefan

"Schriftsteller sollten gar keine Adjektive haben. Sie sind keine französischen oder australischen Schriftsteller, sondern einfach Schriftsteller. Am Ende sind sie ohnehin nicht mal ein Substantiv, sondern ein Verb: Sie schreiben." - Richard Flanagan

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Guten Morgen!

 

Ich bin im Moment ganz eifrig am recherchieren. Ich schreibe eine Geschichte über einen Stalker, um wieder Übung im Schreiben zu bekommen und weil mich das Thema sehr interessiert. Darum habe ich schon viele Betroffene befragt. Über den Rechtsweg muss ich mich auch noch sehr genau informieren.

Wenn die Grundgeschichte steht, möchte ich noch Szenen aus der Sicht des Stalkers einfügen. Dazu werde ich wohl noch Interviews mit solchen führen müssen, um deren Denkweise zu verstehen.

 

Die Personen, die Städte und die Handlungsorte sind aber frei erfunden.

So schaffe ich mir eine Wissensbasis, auf der ich frei improvisieren kann.

 

Bei Fantasygeschichten finde ich es sogar schöner, wenn nicht so viel aus der Realität übernommen worden ist. Wenn die Menschen ganz anders leben und denken als wir.

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Hallo,

 

@Lena,ich will dir nicht den Mut nehmen, aber ein Interview mit einem Stalker zu führen, ist vielleicht nicht so einfach.die Leute warten nicht darauf, über ihre Taten zu plaudern.

 

Gerade in Fantasyromen finde ich es beklagenswert, dass viele Autoren offenbar eine Haltung einnehmen, dass dies ihre eigene erfundene Welt sei und sie dafür nicht recherchieren müssten. Wie da häufig mit den Pferden umgegangen wird :s10. In vorindustriellen archaisch-agrarisch stukturierten Gesellschaften wird ein Feuer angezündet, als hätte man ein Feuerzeug ind er Tasche gehabt, oder sie wechseln die in den poppigsten Farben schillernden Klamotten so häufig, als hätten sie Kleiderschränke heutiger dimension und würden die auf ihren Reisen auch mitschleppen. Da geht viel Glaubwürdigkeit der Texte verloren.

 

Grüße

Aneirin

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Hi Anerin,

 

...

In vorindustriellen archaisch-agrarisch stukturierten Gesellschaften wird ein Feuer angezündet, als hätte man ein Feuerzeug ind er Tasche gehabt, oder sie wechseln die in den poppigsten Farben schillernden Klamotten so häufig, als hätten sie Kleiderschränke heutiger dimension und würden die auf ihren Reisen auch mitschleppen. Da geht viel Glaubwürdigkeit der Texte verloren.

 

 

Verstehe ich das richtig: Elfen, Vögel, die man reiten kann, Zauberer und solche Dinge sind in Ordnung, aber die von dir beschriebenen Dinge machen so ein Buch unglaubwürdig?

 

Fragende Grüße

 

HW

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Hi!

 

Es gibt im Internet diverse Outcomings von Stalkern, die auch schildern warum sie es tun. Die TU Darmstadt beschäftigt sich auch sehr mit dem Thema. An Stoff heran zu kommen ist ja nicht das schwierige. Sich dann in den Stalker hinein zu denken und es authentisch herüber zu bringen ist das komplizierte.

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Stefan Mühlfried
Verstehe ich das richtig: Elfen' date=' Vögel, die man reiten kann, Zauberer und solche Dinge sind in Ordnung, aber die von dir beschriebenen Dinge machen so ein Buch unglaubwürdig?[/quote']

 

Ja, das geht mir genauso wie Aneirin. Wer etwas komplett eigenes erfindet, der kann damit machen, was er will.

Wer beispielsweise seine Helden auf einem südlemurischen Gnulpf reiten läßt, der kann dem auch Eigenschaften verpassen, wie er lustig ist: Siebzehn Stunden Jagdgalopp ohne Pinkelpause, beste Segelflugeigenschaften und kann nachts zu einer Daunendecke umgekrempelt werden.

Wer aber mit Tieren oder Gegenständen aus unserer Welt hantiert, der muß mit diesen auch so umgehen, wie es bei uns der Fall wäre. Ein Pferd ist ein Pferd ist kein Gnulpf... ;)

 

Liebe Grüße,

Stefan

"Schriftsteller sollten gar keine Adjektive haben. Sie sind keine französischen oder australischen Schriftsteller, sondern einfach Schriftsteller. Am Ende sind sie ohnehin nicht mal ein Substantiv, sondern ein Verb: Sie schreiben." - Richard Flanagan

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Eine längere Recherchephase gehört bei mir immer dazu, bevor ich einen Roman schreibe - viele Nebenhandlungen der Geschichte entstehen durch interessante Erkenntnisse bei dieser Recherche.

 

Allerdings, man muss auch aufpassen: Manchmal neigt man dazu, alles, was man weiß und erfahren hat, auch dem Leser aufzwingen zu wollen (weil es ja sonst schade um die wertvollen Infos wäre ...). Die Spannung eines Romans kann ganz schön darunter leiden, wenn jeder Straßenname eins zu eins wiedergegeben wird.

 

Ab einem gewissen Punkt stelle ich darum die Recherche wieder ein und lasse die Phantasie spielen. Auf diese Weise habe ich eine ordentliche Basis, aber eben auch einen Freiraum bei der dramaturgischen Gestaltung der Geschichte.

 

Sorgfältigkeit zahlt sich immer aus - aber eben auch der Mut, mal das ein oder andere zu ändern und der Geschichte anzupassen (auch wenn es dann nicht der Realität entspricht). Immerhin schreibe ich keine Sachbücher oder Biografien, sondern Romane!!!

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Ein Pferd ist ein Pferd ist kein Gnulpf... ;)

 

Liebe Grüße,

Stefan

 

Hallo Stefan,

 

ein wunderbares Beispiel ;D

Ich war ein pferdevernarrter Teenager und fünf Tage die Woche auf dem Reithof. Da habe ich mir mehr Wissen angeeignet, als es für den Lesespaß bei einigen Romanen gut ist :-/

Mit Hunden das gleiche. Bei Tieren von dieser Welt sowieso (ich liebe Dokumentarfilme).

Es gibt z. B. keinen Beweis, dass Wölfe jemals einen gesunden Menschen angefallen haben (an toten Menschen knabbern sie natürlich schon ;) )

In Spanien gibt es noch Wölfe, die den Schafen dort nicht ganz abgeneigt sind. Und was macht der Hirte? Er wedelt mit der Jacke, das reicht.

Wenn es in einem Fantasy-Roman also einen Wolfsangriff gibt, dann gerne mit den Finsterwölfen von Oberdunkelland. Bei normalen Wölfen ärgere ich mich.

 

Viele Grüße

Andrea

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Stefan Mühlfried
Ich war ein pferdevernarrter Teenager und fünf Tage die Woche auf dem Reithof. Da habe ich mir mehr Wissen angeeignet' date=' als es für für den Lesespaß bei einigen Romanen gut ist :-/[/quote']

Ja, das ist auch einer der Gründe, warum ich mich an Fantasy nicht herantraue. Es gibt zu viele Leute, die mehr über Pferde und Reiten wissen als ich je recherchieren könnte.

 

Im Moment recherchiere ich gerade über paranormale Experimente bei der US-Army seit den Siebzigern. ("Remote Viewing" = Telepathische Fernaufklärung. Ja, so was gab's! Gibt's vielleicht auch immer noch.) Auch da wird es immer einige Leute geben, die mich locker auszählen, aber es gibt diese Grauzone, die von einem Autoren so wunderbar gefüllt werden kann. ;D

 

Was ich aber demnächst mal machen werde ist, einige Ausschnitte Fachleuten vorzulegen, die mir dann sagen sollen, ob es passt - oder warum nicht. Ein Kollege ist Privatpilot, der darf was zu einer kurzen Szene in einem Flugzeug sagen. Ein anderer hat tatsächlich bei DESY in Physik promoviert, der kann mir Auskunft darüber geben, ob ich die Arbeit dort richtig beschrieben habe. Peter D. habe ich schon gefragt, was für eine Art Schußwunde nur ambulant behandelt werden muß, und so weiter.

Aber dazu muß ich erst mal das "Coming Out" als Möchtegern-Schriftsteller hinter mich bringen, davor habe ich schon ein wenig Muffen... :s03

 

Schöne Grüße,

Stefan

"Schriftsteller sollten gar keine Adjektive haben. Sie sind keine französischen oder australischen Schriftsteller, sondern einfach Schriftsteller. Am Ende sind sie ohnehin nicht mal ein Substantiv, sondern ein Verb: Sie schreiben." - Richard Flanagan

Blaulichtmilieu   -   Zur Hölle mit der Kohle   -   Der steinerne Zeuge

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Wenn es in einem Fantasy-Roman also einen Wolfsangriff gibt, dann gerne mit den Finsterwölfen von Oberdunkelland. Bei normalen Wölfen ärgere ich mich.

 

Na toll!!! Du hast mir gerade mindestens ein ganzes Kapitel zerstört :s03:s07:s05

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Hallo Ihr,

 

Ich muss mich hier auch einmal einklinken.

 

Mir persoenlich ist es auch sehr wichtig, wenn ein Roman gut recherchiert ist. Natuerlich hat jeder von uns andere Ansprueche. Ich wuerde natuerlich in einer Geschichte, die in Hamburg spielt, auch genauer lesen, ob ich etwas wieder erkenne, weil ich die Stadt kenne. Ganz anders, wenn sie in Nuernberg spielen wuerde, wo ich erst einmal in meinem Leben gewesen bin. Andere Leser, die jedoch diese Stadt eher kennen, werden dabei vermehrt auf Wiedererkennung achten.

Fuer mich sind die kleinen Dinge wichtig. Um bei dem Thema Feuer zu bleiben...kann die Person einfach ein Feuerzeug aus der Tasche ziehen und eines anzuenden oder gehoert dazu mehr, weil es in einer anderen Zeit spielt oder in einer anderen Welt? Meiner Meinung nach beinhalten Fantasyromane oft mittelalterliche Gesellschaftsstrukturen...was natuerlich nicht sein muss, aber wenn man es so darstellt, dann sollten auch die "Erfindungen" wenigstens einigermassen uebereinstimmen. Denn wenn eine Gesellschaft imstande ist ein Feuerzeug herzustellen, wird sie mit einem gewissen Wissensstand einhergehen und dann doch nicht mehr im "Mittelalterstand" leben. Dann sind sie doch auch faehig andere Techniken zu haben. Oder wie seht ihr das?

 

Was ich nur so furchtbar finde, ist die Tatsache, dass gerade das Recherchieren des frueheren Alltags so schwierig ist....vielleicht stelle ich mich ja auch nur so bloed dabei an und ihr habt einen Tip fuer mich.....

Zum Beispiel liest man ganz haeufig in Romanen, die in einer Zeit vor einigen Hundert Jahren spielen...."und dann machten sie ein Feuer im Wald".... Ich frage mich aber immer ernsthaft, wie das so vor sich gegangen ist. Hatten die immer einen Feuerstein bei sich oder eine Fackel, die immer brannte...oder wie muss ich mir das vorstellen....naja, nur so eine Frage am Rande, deren Antwort mich aber mal brennend interessieren wuerde. Vielleicht kann sie ja jemand beantworten.... :s17

 

LIebe Gruesse, Lizzy

"Die Kunstjägerin", Gmeiner 2013

"Die Tarotmeisterin", Gmeiner 2015

http://elisfischersrezepte.wordpress.com

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Hallo Elisabeth!

 

Wer in früheren Zeiten unterwegs war, hatte ein Feuerzeug dabei: Einen Feuerstein, Zunder und ein Schlageisen, um Funken zu schlagen. Das geht ganz gut, wenn man ein wenig Übung hat.

 

Peter

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Hallo, Elisabeth!

 

Meiner Meinung nach beinhalten Fantasyromane oft mittelalterliche Gesellschaftsstrukturen...was natuerlich nicht sein muss' date=' aber wenn man es so darstellt, dann sollten auch die "Erfindungen" wenigstens einigermassen uebereinstimmen.[/quote']

Fatalerweise gilt umgekehrt für die meisten historischen Romane, die im "Mittelalter" spielen, daß sie nicht im "realen" Mittelalter spielen, sondern in einem Fantasy-Mittelalter. Offenbar erwarten die meisten Leser das heutzutage. ;)

Insofern ist es eigentlich auch egal, ob Romanfiguren ihr Lagerfeuer mit zwei Feuersteinen, einem Feuerbohrer oder mit einem Gasfeuerzeug entzünden -- es ist sowieso Quatsch. ;)

 

Was ich nur so furchtbar finde, ist die Tatsache, dass gerade das Recherchieren des frueheren Alltags so schwierig ist....vielleicht stelle ich mich ja auch nur so bloed dabei an und ihr habt einen Tip fuer mich.....

Wenn man von einer Epoche wirklich fasziniert ist, dann ist das eigentlich kein Problem: Man fragt. :)

Es empfiehlt sich, die nächste Universität anzusteuern, die noch ein Institut für Vor- und Frühgeschichte bzw. mittelalterliche Archäologie pflegt, und den Präsenzbestand der Institutsbibliothek zu studieren.

Die Internetseiten dieser Institute und die der archäologischen Freilichtmuseen bzw. Parks wie z.B. das Museumsdorf Düppel (Link ungültig) (Link ungültig), den Archäologischen Park Oerlinghausen (Link ungültig) (Link ungültig), das Archäologische Zentrum HItzacker (Link ungültig) (Link ungültig) u.v.m. sind wahre Fundgruben; denn die grundlegenden Techniken haben sich bis zur industriellen Revolution nicht groß geändert. Birkenpech war noch im 19.Jh. ein bevorzugter Kleber und Schlagfeuerzeuge, wie sie in der Stein- und den frühen Metallzeiten verwendet wurden, gab es auch vor 150 Jahren noch.

 

Zum Beispiel liest man ganz haeufig in Romanen, die in einer Zeit vor einigen Hundert Jahren spielen...."und dann machten sie ein Feuer im Wald".... Ich frage mich aber immer ernsthaft, wie das so vor sich gegangen ist. Hatten die immer einen Feuerstein bei sich oder eine Fackel, die immer brannte...oder wie muss ich mir das vorstellen....naja, nur so eine Frage am Rande, deren Antwort mich aber mal brennend interessieren wuerde.

Glimmender Zunderschwamm ließ sich über einen begrenzten Zeitraum in einer Art Ampel transportieren (schau dir mal den Film Am Anfang war das Feuer an:)); ansonsten kann man mit Schlagfeuerzeug (Eisen und Stein/Mineral und Stein) und der entsprechenden Stapeltechnik von Reisig und schwererem Astwerk innerhalb von 60 sec. ein ordentliches Feuer entzünden, das nach 30 - 60 min ausreichende Glut (und das ohne viel Rauch) liefert.

 

Fröhliche Grüße

Iris :s17

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