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AngelikaD

Fragen zu historischen Romanen

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Da ich historische Romane nur als Leserin kenne und hier offenbar viele Autoren anwesend sind, die Erfahrung im Schreiben von historischen Romanen haben, hätte ich ein paar Fragen bezüglich dieses offenbar sehr beliebten Genres:

 

- ich habe die Bücher von Judith Merkle Riley ("Die Suche nach dem Regenbogen", "Die Stimme", "Die Vision") mit Begeisterung verschlungen, mir gefällt die Beimischung von übernatürlichen Elementen und Rätseln. Gibt es noch andere Autoren, die das machen und finden solche Ideen/Versuche bei Verlagen eher Anklang oder Ablehung?

 

- ich kann mich an keinen Roman in meiner Sammlung erinnern, der einen männlichen Protagonisten gehabt hätte, Nebenfiguren ja, aber die Hauptfiguren meines Lesefutters und das was ich gestern so in der Buchhandlung durchstöbert habe, waren immer Frauen. Lesen Männer keine historischen Romane? Ist es deshalb fast zwingend weibliche Figuren zu wählen?

 

- was macht man als Autor wenn man trotz aller Recherchenbemühungen gewisse historische Fakten nicht herausfindet? Über die Reichen und Herrschenden ist ja meist viel geschrieben worden, doch wie das einfache Volk lebte, dachte, sprach und seinen Alltag bewältigte sind je nach Kulturkreis und Zeit nicht so viele Informationen in Geschichtswerken vorhanden. Wendet man sich da an Historiker, an Universitäten mit Fragen oder mischt man dichterische Freiheit bei?

 

- die meisten meiner Lesefutterromane spielten in Europa, historische Romane, die in Afrika oder Asien spielen habe ich eher weniger gefunden. Wird Europa als Wahl des Settings von Verlagen lieber gesehen als der Rest der Welt?

Derzeit in Schreibpause... mit immer wieder Versuchen, dieses Sumpfloch zu verlassen

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Liebe Angelika,

 

in meinem ersten Historischen Roman (2002) gab es einen männlichen Protagonisten, einen Tempelritter. Das Buch lief sehr gut, allerdings bestand der Verlag auf einem "weiblichen" Titel: "Die Ketzerin vom Montségur".

Die Erfahrung, dass Männer keine HR mögen, habe ich nicht gemacht. Ich bekam und bekomme gerade von Männern viele Rückmeldungen.

 

Übernatürliche Elemente habe ich nur einmal verwendet - in Form eines kurzen Traumes - und zwar im "Das Gold von Carcassonne". Ganz glücklich war ich nicht damit. Das liegt mir wohl nicht so.

 

Was bestimmte Fakten angeht, die man nicht herausfindet, frage ich schon mal bei Historikern und Universitäten nach, man hilft gerne. Aber es gibt natürlich immer auch offene Fragen. Ich habe erst vor kurzem einen Roman, der in meinem Kopf bereits stand, verworfen, weil ich keinerlei weiterführende Informationen über meine Protagonistin herausfand, nicht einmal woher sie stammte. Ich hatte nur ihren Vornamen und die Namen der beiden Kinder, die sie geboren hatte. Die Angst, dass nach dem Druck des Buches jemand kommt und mir ihre Herkunft präsentiert, war zu groß. Da habe ich mir lieber einen anderen Stoff gesucht.

 

Zur Frage nach der Wahl des Settings: Ein Setting, das in Europa spielt, ist wohl einfacher zu handhaben. Meine Historischen Romane spielen überwiegend in Frankreich, weil ich dort ein bisschen zuhause bin.

 

Liebe Grüße

 

Helene

Helene Luise Köppel:  Romanreihe "Töchter des Teufels" (6 Historische Romane über den Albigenserkreuzzug); sowie Romanreihe "Untiefen des Lebens"  (6 SÜDFRANKREICH-thriller), Neu in 2022: "Abkehr".

                                         

                                 

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Romane mit übernatürlichen Elementen: da muss ich natüüüürlich Uschis "Kosakenbraut" nennen.

 

Romane mit Held (statt Heldin): ChristophLs "Der Gesandte des Papstes", "Das Mysterium" von Titus Müller, die Bücher von Rebecca Gablé, Noah Gordon (naja.), ...

 

Recherchebemühungen fangen für mich eigentlich erst in der Unibibliothek an; tatsächlich hab ich mir angewöhnt, historisch schwierige Passagen direkt vor Ort zu schreiben und bei Bedarf kann man immer auch bei Experten anfragen. Da bekommt man schon sehr viel raus. Sicher, alles wird man nie herausfinden, aber: "Ein Roman ist ein Roman ist ein Roman." (und kein historischer Fachaufsatz) Das ist keine Einladung, schlampig zu recherchieren (oder gar nicht zu recherchieren), sondern eher, sich mit den Fakten, die bekannt sind, auseinander zu setzen und die eventuell entstehenden Lücken mit Phantasie zu füllen; dies kann man für den Leser dann in einer historischen Notiz eventuell aufschlüsseln (muss man aber nicht zwingend, es sei denn, man verdreht bewusst historische Ereignisse und zwängt sie in das Korsett der Geschichte.).

 

Zur Wahl des Settings: Europa ist vermutlich - so denken die Verlage - einfacher zu vermarkten. Es ist zwar eine fremde Zeit, zumindest jedoch keine fremde Welt, in die sich der Leser einfühlen muss. Aber natürlich darf es von mir aus gerne mal Autoren geben, die neue Wege gehen - wobei vermutlich die Vermittlung von Agenten als schwieriger eingeschätzt wird, da die ja immer auf die Marktgängigkeit schauen.

 

Herzliche Grüße

Juliane

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Liebe Angelika,

 

nur ganz kurz (ich muss gleich weg):

 

- was macht man als Autor wenn man trotz aller Recherchenbemühungen gewisse historische Fakten nicht herausfindet? Über die Reichen und Herrschenden ist ja meist viel geschrieben worden' date=' doch wie das einfache Volk lebte, dachte, sprach und seinen Alltag bewältigte sind je nach Kulturkreis und Zeit nicht so viele Informationen in Geschichtswerken vorhanden. Wendet man sich da an Historiker, an Universitäten mit Fragen oder mischt man dichterische Freiheit bei?[/quote']

Es gibt mittlerweile eine Fülle von Büchern oder auch Artikeln zur Alltagskultur in verschiedenen Epochen. Vor dichterischer Freiheit möchte ich in diesem Zusammenhang warnen. Historische Romane zu schreiben funktioniert m.E. nur, wenn man den gigantischen Rechercheaufwand spannend findet und ihn als Detektivarbeit erlebt.

Ich wende mich sowohl als an Experten an den entsprechenden Handlungsplätzen als auch an Spezialisten für ein besonderes Thema. Dichterische Freiheit erlaube ich mir allenfalls dann, wenn die mir bestätigt haben: So genau wissen wir das auch nicht.

 

die meisten meiner Lesefutterromane spielten in Europa, historische Romane, die in Afrika oder Asien spielen habe ich eher weniger gefunden. Wird Europa als Wahl des Settings von Verlagen lieber gesehen als der Rest der Welt?

Wenn sie auf Nummer Sicher gehen wollen, ja. Zum Glück gibt es immer Ausnahmen.

 

LG

Uschi

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Um Dir einen Überblick zu verschaffen, was an historischen Romanen gängig ist, empfehle ich bei den Amazonen mal die Historischen auszuwählen.

 

Ja, die sogenannten "-innen" Romane sind die marktgängisten, die Pelzhändlerinnen und Silberschmidinnen u.v.m. Ursache ist der Wunsch der Leserinnen nach soganannten "starken Frauen". So sagen die Verlage.

Aber es gibt auch solche mit männlichen Protagoisten, ganz obenan Rebecca Gablé, inzwischen auch Derek Meister mit seinem Rungholt und andere.

 

Bevorzugte Zeit ist das Mittelalter, da aber eher das spätere. Europa ist beinahe ein Muss, hier vorallem Deutschland und England.

 

Phantasische Elemente werden nur in homöopatischen Dosen toleriert

 

Und nein - Männer sind nicht das erste Zielpublikum historischer Romane.

 

Das sind die gängigen Aussagen von Verlagen und Agenturen.

 

Versuchen kann man es sehr wohl in anderen Zeiten, mit anderen Ländern und auch mit männlichen Helden und mit phantastischen Einschüben, aber leichter Fuß zu fassen ist es noch immer, wenn man sich an dem mainstream orientiert

 

Über das Alltagsleben gibt es, wie Uschi schon sagt, unzählige sehr gute und allgemein verständliche Publikationen und auch gut aufbereitete Quellen aus Archiven und Museen.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Vielen Dank für die Antworten.

Der Hintergrund meiner Fragen:

Ich beschäftige mich derzeit (vorläufig nebenbei) mit Lektüre rund um Japan in der Heian-Ära, also die Zeit, wo das höfische Leben in Heian (Kyoto) seinen Höhepunkt hatte, Intriegen, Romanzen, Verrat usw. an der Tagesordnung waren.

Leider ist die Zahl der historischen Lehrwerke in deutscher und englischer Sprache dazu sehr begrenzt. Diese Zeit war auch geprägt von starkem Glaube an Dämonen, Wahrsagerei und andere übernatürliche Elemente. Es ist sehr spannend sich da einzulesen.

Derzeit in Schreibpause... mit immer wieder Versuchen, dieses Sumpfloch zu verlassen

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"Palast der Winde" war ja auch ziemlich erfolgreich und spielt in Indien und Afghanistan um 1880. Wie leicht man so ein nicht-mainstream-Buch heute unterbekäme, weiß ich aber nicht.

 

Dein Thema klingt jedenfalls sehr spannend.

 

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag

Beate

Man gräbt keine goldenen Halsbänder aus dem Boden. (John Vorhaus "Handwerk Humor")

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"Palast der Winde" war ja auch ziemlich erfolgreich und spielt in Indien und Afghanistan um 1880.

Wobei man bedenken muss, dass es von einer britischen Autorin stammt, die in Indien geboren wurde und dass die englische und die indische Geschichte eng verzahnt sind. Ich gehe davon aus, dass die Engländer Indien (zumal damals, als das Buch geschrieben wurde) als vertrauteres Terrain erleben als wir.

 

LG

Uschi

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Du kennst sicher die Romane von Laura Joh Rowland oder Ingrid Parker, die im historischen Japan spielen. Rowland ist recht erfolgreich damit.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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"Palast der Winde" war ja auch ziemlich erfolgreich und spielt in Indien und Afghanistan um 1880.

Wobei man bedenken muss, dass es von einer britischen Autorin stammt, die in Indien geboren wurde und dass die englische und die indische Geschichte eng verzahnt sind. Ich gehe davon aus, dass die Engländer Indien (zumal damals, als das Buch geschrieben wurde) als vertrauteres Terrain erleben als wir.

Themen wie englische Kolonialreiche, sind aber nach wie vor beliebt, generell alles, was exotisch ist, und Indien-Romane laufen immer noch ziemlich gut. Wenn man sich die aktuellen Neuerscheinungen ansieht, findet man immer wieder neue Autoren, die sich in diesen Bereich vorwagen.

 

Liebe Grüße

Laila

Pseudonyme: Anna Jonas, Nora Elias

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Themen wie englische Kolonialreiche' date=' sind aber nach wie vor beliebt, generell alles, was exotisch ist, und Indien-Romane laufen immer noch ziemlich gut. Wenn man sich die aktuellen Neuerscheinungen ansieht, findet man immer wieder neue Autoren, die sich in diesen Bereich vorwagen.[/quote']

Stimmt. Du bist schließlich der beste Beweis dafür, dass man sich aus Europa hinauswagen darf! :)

 

LG

Uschi

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Hallo,

 

also ich finde es total spannend, einen Roman zu lesen, der in einer anderen Kultur spielt - und möchte mich demnächst selbst an so ein Thema heranwagen. ::)

Ich glaube, dass es dabei aber vielleicht besser ist, wie Laila vor allem aus der Perspektive von Europäern zu schreiben, die es in dieses Land verschlägt. So ist der Text dem Leser vielleicht zugänglicher - meine ich mal.

 

Viele Grüße

 

Tereza

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Ich glaube' date=' dass es dabei aber vielleicht besser ist, wie Laila vor allem aus der Perspektive von Europäern zu schreiben, die es in dieses Land verschlägt. So ist der Text dem Leser vielleicht zugänglicher - meine ich mal.[/quote']

Ja, es könnte sein, dass es dem Leser die Reise erleichtert, wenn er einen vertrauten Begleiter hat, sozusagen.

 

LG

Uschi

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Um Dir einen Überblick zu verschaffen, was an historischen Romanen gängig ist, empfehle ich bei den Amazonen mal die Historischen auszuwählen.

 

Ja, die sogenannten "-innen" Romane sind die marktgängisten, die Pelzhändlerinnen und Silberschmidinnen u.v.m. Ursache ist der Wunsch der Leserinnen nach soganannten "starken Frauen". So sagen die Verlage.

Aber es gibt auch solche mit männlichen Protagoisten, ganz obenan Rebecca Gablé, inzwischen auch Derek Meister mit seinem Rungholt und andere.

 

Bevorzugte Zeit ist das Mittelalter, da aber eher das spätere. Europa ist beinahe ein Muss, hier vorallem Deutschland und England.

 

Phantasische Elemente werden nur in homöopatischen Dosen toleriert

 

Und nein - Männer sind nicht das erste Zielpublikum historischer Romane.

 

Das sind die gängigen Aussagen von Verlagen und Agenturen.

 

Versuchen kann man es sehr wohl in anderen Zeiten, mit anderen Ländern und auch mit männlichen Helden und mit phantastischen Einschüben, aber leichter Fuß zu fassen ist es noch immer, wenn man sich an dem mainstream orientiert

 

Über das Alltagsleben gibt es, wie Uschi schon sagt, unzählige sehr gute und allgemein verständliche Publikationen und auch gut aufbereitete Quellen aus Archiven und Museen.

 

Andrea

leider habe ich bei meinen Besuchen in den Buchläden und bei Amazon einen ähnlichen Eindruck gewonnen. Obwohl ich sehr gern Historische Romane lese, gehen mir die "starken" Frauen, Mönche, Nonnen und verworrene Glaubensgeschichten etwas auf die Nerven. Ich weiß nicht, ob Männer weniger HRs lesen. Vielleicht ist das eine Fehleinschätzung? Könnte mir nur vorstellen, dass Science Fiction für den "Normalo" etwas interessanter ist. Wahrscheinlich lesen die Männer in der Summe weniger.

 

Meiner Meinung gehören phantastische Einschübe im Prinzip nicht in HRs. Natürlich gibt es allerlei Götterglaube und Wunderdinge, die einbezogen werden können, aber für mich sollte alles natürlich nachvollziehbar sein, sonst fühle ich mich verschaukelt-ich will ja etwas historisches und nichts phantastisches lesen.

 

Mfg Steffen

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leider habe ich bei meinen Besuchen in den Buchläden und bei Amazon einen ähnlichen Eindruck gewonnen. Obwohl ich sehr gern Historische Romane lese, gehen mir die "starken" Frauen, Mönche, Nonnen und verworrene Glaubensgeschichten etwas auf die Nerven. Ich weiß nicht, ob Männer weniger HRs lesen. Vielleicht ist das eine Fehleinschätzung? Könnte mir nur vorstellen, dass Science Fiction für den "Normalo" etwas interessanter ist. Wahrscheinlich lesen die Männer in der Summe weniger.

 

Meiner Meinung gehören phantastische Einschübe im Prinzip nicht in HRs. Natürlich gibt es allerlei Götterglaube und Wunderdinge, die einbezogen werden können, aber für mich sollte alles natürlich nachvollziehbar sein, sonst fühle ich mich verschaukelt-ich will ja etwas historisches und nichts phantastisches lesen.

Heißt das, Du bist der Meinung, man sollte Autoren verbieten, solche Romane zu schreiben oder Verlagen, sie zu publizieren? ;) Oder könnten wir uns darauf einigen, dass die Leser es danken, wenn sie durch aussagekräftige Klappentexte erfahren, worauf sie sich einlassen? Ich z.B. habe überhaupt nichts gegen den HR-Fantasy-Zwischenbereich. Ich möchte mich nur vorher darauf einstellen können.

 

LG

Uschi

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Hallo Uschi,

 

den Autoren verbieten etwas zu schreiben, was sie wollen? Nö, da bin ich tolerant, auch wenn meine bessere Hälfte mir das manchmal abspricht. Ich wünsche mir einen aussagekräftigen Klappentext, denn ich reagiere empfindlich, wenn mich jemand beschummelt. Zum Glück gibt es noch genügend Alternativen. Das ist wie mit den Arztserien im Fernsehen, irgendwann habe ich sie nicht mehr ansehen können.

Wenn Deine Aussage sich auf Fantasy in Historischen Romanen bezieht, da kann ich zwar auch nichts verbieten, finde das Etikett dann aber unpassend und fühle mich dann leicht versch... Das Buch habe ich dann zwar gekauft, aber ich kann manchmal auch nachtragend sein und verzichtete dann bestimmt großzügig auf weitere Bücher des Autors. Ich bin von der Ausbildung her Naturwissenschaftler, der noch lieber Geschichte studiert hätte, wenn das in der DDR nicht bedeutet hätte, fast ausschließlich über die Geschichte der Arbeiterklasse zu philosophieren. Ich möchte deshalb einen gut recherchierten HR lesen und kein Märchenbuch, zumindest, wenn Historischer Roman drauf steht. Sicher ist der auch nur ein Abbild, wie wir uns die vergangene Zeit vorstellen. Das hatten wir an anderer Stelle in diesem Forum bereits diskutiert.

 

Mfg Steffen

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Liebe Uschi, hallo allerseits,

 

nicht nur Erfolge wie etwa "Die Wanderhure" haben uns den Run auf starke Frauenfiguren und in- Titeln bei den historischen Romanen eingebracht - laut Statistik werden Romane insgesamt angeblich zu 90% von Frauen gelesen, Männer bevorzugen wohl eher Sachbücher, so wird von Agenturen und Verlagen jedenfalls berichtet.

 

Fantasy ist heute bei den historischen Romanen weit verbreitet, denn diese Geschichten spielen ja meist in der Vergangenheit. Dass diese Bücher dennoch häufig als "historische Romane" verkauft werden, ist m. E. Etikettenschwindel und davon können sehr liebe Kollegen aus diesem Kreis auch ein bitteres Lied singen.

 

Mittelalter ist in, Deutschland ist in - warum, weshalb? Keine Ahnung. Aber das Thema hatten wir hier schon mehrfach. Nur noch eine Bemerkung: Mein übernächster Roman spielt in Italien der Renaissance und ich hatte selbstverständlich italienische Protagonisten; auf Wunsch des Verlages wurde inzwischen eine deutsche Mutter dazu erfunden, so dass ein kleiner deutscher Bezug besteht.

 

Bei der Recherche muss man als Autor irgendwo eine Grenze einbauen, meine ich. Wir schreiben schließlich keine Forschungsarbeiten (obwohl ich mir bei jedem Roman wie bei einer kleinen Promotion vorkomme, nur dass Doktorarbeiten in der Regel weniger umfangreich als historische Romane sind). Meine Geschichten gelten allgemein als gut recherchiert, deshalb vermute ich mal, dass ich den richtigen Weg gehe: Wenn ich irgendwo nicht weiter komme oder Logikprobleme mit der Überlieferung habe (siehe Mittelalter-Bild in der Aufklärung und heute), nehme ich den Mittelweg an, der für mich am vernünftigsten und vertretbarsten ist. Ich muss meine Geschichte gegebenenfalls verteidigen oder zumindest erklären, so dass ich halt genau das machen muss, was für mich (als historisch gebildeten) Menschen Sinn ergibt.

 

Und nun begebe ich mich mal wieder ins 16. Jahrhundert ;)

 

Viele Grüße

Micaela

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Hallo Micaela,

 

Liebe Uschi, hallo allerseits,

 

nicht nur Erfolge wie etwa "Die Wanderhure" haben uns den Run auf starke Frauenfiguren und in- Titeln bei den historischen Romanen eingebracht - laut Statistik werden Romane insgesamt angeblich zu 90% von Frauen gelesen, Männer bevorzugen wohl eher Sachbücher, so wird von Agenturen und Verlagen jedenfalls berichtet.

 

Fantasy ist heute bei den historischen Romanen weit verbreitet, denn diese Geschichten spielen ja meist in der Vergangenheit. Dass diese Bücher dennoch häufig als "historische Romane" verkauft werden, ist m. E. Etikettenschwindel und davon können sehr liebe Kollegen aus diesem Kreis auch ein bitteres Lied singen.

 

Mittelalter ist in, Deutschland ist in - warum, weshalb? Keine Ahnung. Aber das Thema hatten wir hier schon mehrfach. Nur noch eine Bemerkung: Mein übernächster Roman spielt in Italien  der Renaissance und ich hatte selbstverständlich italienische Protagonisten; auf Wunsch des Verlages wurde inzwischen eine deutsche Mutter dazu erfunden, so dass ein kleiner deutscher Bezug besteht.

 

wenn ich meine Leseangewohnheiten analysiere, dann stehen sicher Sachbücher ganz vorn an (Computer- und Geschichtsbücher). Wenn ich jedoch einen Roman lesen, dann sind es mit Abstand historische Romane (meist Thematik Rom-Germanien, Wikinger, Napoleonische Kriege bestenfalls noch 2.Weltkrieg). Gegenwartsromane interessieren mich eigentlich wie die letzte Wasserstandsmeldung. Aber ich bin bestimmt nicht repräsentativ. Mein Kumpel liest Science Fiction. Insgesamt könnte ich mir vorstellen, dass Frauen sich eher einen Roman schnappen und lesen, aber wahrscheinlich eher Liebesromane ... 90 zu 10 diese Verteilung gibt mir zu denken ... aber als Frau fühle ich mich wirklich nicht  ;)

 

Komische finde ich auch, wenn dein Roman in Italien spielt und da plötzlich eine deutsche Mutter eingebaut wird. Das muss irgendwie plausibel geschehen.

 

Mfg Steffen

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Lieber Steffen,

 

mit Verlaub - ich bin kein Anfänger. Natürlich besitzt die deutsche Mutter Plausibilität. Keine Sorge, das wird schon ;)

 

Nur noch etwas: Wir sollten bei den Lesegewohnten von uns nicht unbedingt auf die Lesegewohnheiten des gemeinen Lesers schließen. Jemand, der beruflich lesen muss und Profi in dieser Branche ist, wird zwangsläufig andere Bücher kaufen als die normalen, in der Mehrzahl befindlichen Leute, die einfach nur spannend unterhalten werden wollen. Und nicht nur die meisten Leser insgesamt sollen Frauen sein, sondern die von historischen Romanen ganz besonders (obwohl ich zu meiner eigenen Verwunderung einige Männer kenne, die historische Romane lesen und keinen Branchenbezug besitzen, das sind übrigens in der Mehrzahl Ärzte).

 

Viele Grüße

Micaela

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Hallo Micaela und Steffen,

 

in diesem Thread bitte keine Diskussion über die Lesegewohnheiten von Männer und Frauen. Das ist ein anderes Thema, für das ihr einen neuen Thread aufmachen solltet, falls ihr es vertiefen wollt.

 

Christoph

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Hallo Steffen K,

 

ja, das mit den -innen-Titeln geht einem in der Tat schon ein bisschen auf den Geist. Aber bitte glaube nicht, dass die Autor(innen) da so ungemein viel Mitspracherecht haben. Das steht schon im Normvertrag, dass der Verlag den Titel unter - wie heißt es so schön? - werbe- und verkaufspolitischen Gesichtspunkten festlegt. Als mein 1. (historischer) Roman 1998 erschien, gab es dieses Phänomen schon! Ursprünglich als "Das Glashaus" vorgesehen (was eine Metapher für den Inhalt und zugleich auch ein Hinweis auf den Tatort war), wurde vom Verlag ohne Rücksprache "Die Detektivin" draus gemacht. Mir hat sich damals der Magen umgedreht. Inzwischen trage ich es mit Fassung.

Beim 2. Roman habe ich mich - aber erst nach einer ziemlich harten Diskussion, die ich keinem Autor wünsche! - mit meinem Titel "Die Farbe von Kristall" durchgesetzt.

Übrigens ist der Titel ja nicht das Einzige, was bei dieser Art Roman die Männer ausschließt: die Cover ähneln sich ja inzwischen auch verlagsübergreifend ... Wahrscheinlich überflüssig zu erwähnen, dass auch mein Buch in diesem Gewand schon erschienen ist. Es gab mal eine Sonderausgabe mit einem "Frauenbild", für die ich dann von Lesern kritisiert worden bin, weil es suggeriere, dass das Buch nur für Frauen geschrieben sei. Aber dafür können wir Autoren nun mal (in den allermeisten Fällen) nichts.

Das Problem ist auch, dass Bücher, die nicht so ganz in das Genre "historischer Roman" passen wollen (mein zweites, "Die Farbe ..." spielt 1904) dann mit einem Cover versehen werden, die für die Handlung "zu alt" sind. Aber auch dafür können die Autoren in den wenigsten Fällen etwas.

Den ernüchterndsten Brief, den ich (aus dem Verlag) zu diesem Thema mal bekommen habe, war die Bemerkung, der Verkaufsleiter von Hugendubel Belletristik sei der Meinung, mein Titelvorschlag sei unpassend, weil er damit nicht wisse, auf welchen Stapel er das Buch legen solle. Zu dieserm Zeitpunkt war das Buch noch gar nicht fertig! Er konnte also unmöglich den Inhalt kennen.

Es wirft ein Schlaglicht auf die Branche, finde ich. Aber ich habe aufgehört, mich darüber zu ärgern. Für die Leser bleibt da einfach nur, vielleicht die Rezis in den einschlägigen Foren oder bei amazon aufmerksam zu lesen. Man kann daraus, glaube ich, in der Gesamtheit ganz gut ablesen, wo das Buch anzusiedeln ist, insbesondere, wenn man sich die Mühe macht, die übrigen Besprechungen der Rezensenten anzuschauen. Dann kann sowohl eine negative alsauch eine positive Rezension hilfreich sein.

 

Liebe Angelika,

 

zu Deinen Fragen ist ja schon viel geschrieben worden, aber ich möchte noch eine Bemerkung zum Thema Recherche machen. In der Tat ist die Recherche beim historischen Roman ein ganz großer "Brocken" - wer dafür keine Zeit und Geduld aufbringen will, sollte vielleicht besser in anderen Genres schreiben. Allerdings wäre es falsch zu glauben, dass man für zeitgenössische Bücher KEINE Recherche betreiben müsste. Ich bin zum Beispiel immer wieder überrascht, wie wenige Autoren sich einfach mal für wenige Euro ein Strafgesetzbuch oder eine Strafprozessordnung anschaffen, um die wichtigsten Vorschriften zu kennen, mit denen die Polizei zu tun hat. Oder online danach sucht - es gibt entsprechende Portale. Bei der Historie ist das nicht so einfach, und ich habe mir - weil ich in meinem Brotberuf ganztags arbeite und nicht zu den allgemeinen Öffnungszeiten in Bibliotheken/Archive gehen kann - viele Bücher einfach angeschafft. Ich liebe es, in Originalen zu lesen. Allerdings gebe ich zu, dass mir meine Zeit, in der ich schreibe (spätes 19. Jh, Anfang 20. Jh) entgegenkommt, da es Originalliteratur in großer Menge und nicht allzu teuer gibt. Ich nutze sehr viel das Internet, um mir einen Überblick zu verschaffen und (antiquarische) Bücher zu suchen. Insbesondere die Plattform eurobuch.com ist sehr hilfreich beim Erstöbern von alten Büchern. Ich habe mir Entsprechendes auch schon mal aus den USA oder Israel schicken lassen.

Was mir auch super geholfen hat (da musste ich dann aber Urlaub nehmen), war das Lesen der damals erschienenen Zeitungen. In meinem zweiten historischen Roman geht es um einen tatsächlichen Mordfall, der 1904 in Frankfurt geschah, und es war einfach unglaublich, wie viel Material ich in den Zeitungen aus dieser Zeit fand! Auch schön, aber nur im Einzelfall machbar, sind Recherchereisen. Ich habe für meinen neuen Roman, der noch in Arbeit ist, eine mehrtägige Recherchereise nach Flandern gemacht.

 

Herzliche Grüße

Nikola

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