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Barbara Peters

Hans Herbst: Siesta, Gringo, Mendoza

Empfohlene Beiträge

Barbara Peters

Ich möchte euch einen Autor vorstellen, den ich erst im Laufe des letzten Jahres für  mich entdeckt habe: Hans Herbst.

 

Informationen über diesen Schriftsteller findet ihr unter (Link ungültig).

 

Zunächst habe ich seine, im Pendragon Verlag 2008 wieder erschienenen, Kurzgeschichten-Sammlungen „Siesta“ und „Gringo“ gelesen und war begeistert von Herbsts Sprache, die schnörkellos, schlicht und  musikalisch ist und immer wieder durch Bilder besticht, die in ihrer Einfachheit und Klarheit so treffend sind, dass ich beim Lesen den Atem anhalten musste.

 

Jetzt lese ich meinem Mann gerade den Roman „Mendoza“ vor, und wieder bin ich von der Sprachmelodie, den Personenschilderungen und dem Spannungsbogen begeistert.

 

„Mendoza“ erzählt von einem jungen Chilenen, der den Folterkammern Pinochets entkommen ist und als Flüchtling Frankreich erreicht hat. Ziemlich schnell wird deutlich, dass „entkommen“ die Situation von Carlos Mendoza überhaupt nicht korrekt beschreibt, denn den Erinnerungen und Verletzungen durch die Folter kann ein Mensch niemals entkommen. Er trägt sie mit sich, sie bleiben bei ihm und besuchen ihn allnächtlich in den Träumen und alltäglich in Äußerungen seiner Mitmenschen, die bei ihm Assoziationen wecken, die ihn augenblicklich in die qualvollen Situationen seiner Gefangenschaft zurückwerfen.

 

Von „Mendoza“ habe ich erst 60 Seiten gelesen, daher kann ich bisher nicht mehr zu dem Buch sagen, als dass es mich total fesselt.

 

Die Protagonisten der Kurzgeschichten von Hans Herbst sind durchweg Männer, häufig „Outlaws“, Verfolgte, Getriebene. Wir erleben sie in heruntergekommenen Bars in Lateinamerika, auf der Flucht vor Männern, mit denen sie in dunkle Geschäfte verwickelt waren, Pfeife rauchend und Jazzmusikern lauschend, auf gescheiterte Freundschaften und Beziehungen zurückblickend …

 

Faszinierend ist Herbsts Affinität zum Jazz. In manchen Geschichten schildert er die Musik, der sein Held gerade lauscht, so gekonnt und melodiös, dass ich sie beim Lesen höre …

 

Da seine Protagonisten alles andere als zartbesaitet sind, sind ihre Beziehungen zu Frauen sehr ruppig und ihre Äußerungen oft extrem frauenfeindlich. Das will ich hier nicht verschweigen. Es gibt zwei oder drei Geschichten, die mich regelrecht abstießen, weil mich die frauenverachtende Art, in der Herbst seine Protagonisten mit abgehalfterten Huren oder einsamen, verlassenen gealterten Frauen manchmal umgehen lässt, ekelte. Die meisten Geschichten aber rührten und berührten mich sehr – manchmal sogar zu Tränen …

 

Ich wüsste gerne, ob jemand von euch schon einmal etwas von Hans Herbst lesen hat und wie es euch gefiel.

 

Liebe Grüße

Barbara

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