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(Gertraude)

Was ist eigentlich romantisch?

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Hallo zusammen,

 

Grundlage der Romantik ist es in eine Situation etwas hineinzulegen, was in der Situation so nicht oder nur teilweise vorhanden ist- bzw. alles wegzudenken, was nicht zur eigenen Wunschvorstellung/ Sehnsucht passt.

So wird z.B. in die Betrachtung des Sonnenuntergangs die Schönheit des Augenblicks wahrgenommen, während alles andere weggeblendet wird- und die Betrachtung des Sonnenuntergangs folgt bestimmten Topoi und Allgemeinplätzen, was als schön betrachtet wird. Wie wenig Romantik und Sehnsucht miteinander zu tun haben, wird übrigens deutlich, wenn bei vielen Hochzeiten solche Momente künstlich in Reihe und Masse fabriziert werden sollen: Romantische Brautkleider (die sich meist an verdrehten Prinzessinnendarstellungen anlehnen), romantische Fotos im Klostergarten (in klaren Posen), der geplante Heiratsantrag (mal öffentlich, mal an besonderen Orten), die Wahl der Blumen, die verkitschten Liebeserklärungen vor allen (die meist für Hunderte Personen passen und wenig indiviudell sind), ...

Und genau das ist Romantik: Wenn die "Sehnsucht" sich nicht auf die Person neben einem richtet, sondern bestimmte allgemeinen Wunschvorstellungen an Ort und Ereignis sich von der realen Situation lösen und zu Allgemeinplätzen von Sehnsucht werden.

 

Deshalb unterscheidet sich romantische Situationen auch von ergreifenden Momenten, weil das eine sich auf allgemeine Sehnsüchte bezieht, die nicht an Personen gebunden ist, und das andere auf die Situation zwischen zwei sehr realen Menschen.

Mal ein Beispiel: Eine Liebeserklärung, die sich auf Allgemeinplätze richtet finde ich völlig belanglos. Eine Liebeserklärung, die sich auf ein gemeinsames Erlebnis wie eine Krise bezieht, auf besondere Eigenschaften des anderen Menschen und vor allem auf seine Eigenheiten, seine Besonderheiten und auch auf seine Fehler, dann finde ich das ergreifend- und das kann auf einem Klo stattfinden, in schmutzigen Kanälen oder sonst wo. Ergreifend bedeutet, dass ich mit einem anderen Menschen eine Erfahrung mache, die mich über alle Maßen berührt und damit mein Leben, meine Haltung zum anderen langfristig verändert. Und dazu gehört eben nicht die Perfektion, sondern die Besonderheiten voller Eigenheiten und Fehler.

 

Dementsprechend halte ich nur sehr wenig von romantischen Situationen, weil die für mich bedeutungslos sind und mich beim Lesen oft sehr verärgern, weil sie eben nur Allgemeinplätze mit dekorativer Kulisse sind, die keinen Mehrwert für den Text bieten. Sie haben halt nichts mit den Personen zu tun.

Berühren kann man mich, wenn zwei Personen über die Fehler und Eigenheiten des anderen sich entdecken, entdecken, dass sie das beides zusammenbringt und etwas besonderes daraus entstanden ist, trotz Makel, Probleme und Krisen.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Die Sicht auf Romantik ist so unterschiedlich wie die Personen, die darüber schreiben. Jeder hat eine andere Vorstellung davon, man ist in seiner Meinung geprägt von seinem Umfeld. Die Grenze zu Kitsch ist fließend und eine Frage des Zeitgeists, denke ich. Was im Sturm und Drang romantisch war, erscheint uns heute unglaublich kitschig. Und in der Renaissance waren Mittelalterromane samt Rittergeschichten schwer in Mode, was uns wahrscheinlich heute sogar näher ist ;D

 

Ich denke, Romantik hat etwas mit Sinnlichkeit zu tun - man kann es fühlen, riechen, tasten. Romantik sollte zart sein, wie ein Duft oder ein im lauen Sommerwind flatternder Schleier, der sich über eine Szene legt. In der Wirklichkeit ist das, was wir als romantisch in unseren Büchern beschreiben, meistens viel kitschiger. Ein echter Sonnenuntergang kann tausendmal rosaroter sein.

 

In meiner "Seidenhändlerin" ist mir, glaube ich, eine sehr romantische Szene gelungen, die auf einem staubigen Dachboden spielt und meine Protagonistin ist übersät von Spinnennetzen, die ihr der Mann ihres Herzens dann aus den Haaren zieht. Alle Attribute sprechen gemeinhin gegen Romantik, aber das Ergebnis ist ok.

 

Und zu Charlies Tower Bridge-Geschichte: Ich fand es einmal ungeheuer romantisch, mit meinem Göttergatten im strömenden Regen auf der Rialto-Brücke in Venedig zu knutschen. Andere mögen dabei an die Erkältung denken, die wir übrigens tatsächlich später bekommen haben, aber wenn wir heute daran zurück denken, wird uns extrem warm um's Herz :D

 

Viele Grüße

 

Micaela

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Interessante Anworten zu meiner Zwischenfrage, danke schön!

Eine möchte ich aufgreifen:

 

Dementsprechend halte ich nur sehr wenig von romantischen Situationen, weil die für mich bedeutungslos sind und mich beim Lesen oft sehr verärgern, weil sie eben nur Allgemeinplätze mit dekorativer Kulisse sind, die keinen Mehrwert für den Text bieten. Sie haben halt nichts mit den Personen zu tun.

Berühren kann man mich, wenn zwei Personen über die Fehler und Eigenheiten des anderen sich entdecken, entdecken, dass sie das beides zusammenbringt und etwas besonderes daraus entstanden ist, trotz Makel, Probleme und Krisen.

 

Thomas, damit hast du es für mich genau getroffen. Deshalb also hielt ich mich schon selbst für unromantisch, denn es geht mir ganz genauso. Aus irgendeinem Grund konnte ich da den Finger nicht selbst drauflegen. Die Allgemeinplätze! Das war der Knackpunkt.

Und es stimmt, wenn ich an romantische Szenen in Romanen denke, die ich gut fand, so hatten die immer einen ganz "privaten Bezug" zu den Figuren.

 

LG

Martina

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Mir gefallen romantische Szenen, die sich von anderen ihrer Art abheben. In Marion Zimmer Bradleys "Das Licht von Atlantis" bin ich geradezu dahingeschmolzen, als der blinde Held seine große Liebe "Herz der Flamme" nannte, aber halt nur in sehr wenigen Situationen, das kam selten vor, es war kein Kosename, sondern in den jeweiligen Momenten für ihn seine Art sich auszudrücken. Das war toll rübergebracht. Und für mich romantisch, obwohl das Buch an sich gar nicht romantisch ist. Aber umso romantischer wirkten diese Szenen dann halt, eben weil die Handlung ansonsten weitab von Liebe und Romantik war.

 

Liebe Grüße

Maren

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Mir ist vor allem der Begriff "Mehrwert fuer den Text" wichtig.

Genau dasselbe hatte ich mit meinem Hinweis auf Funktion und Subtext sagen wollen.

Romantische Szenen, die da sind, um romantische Szenen zu sein ("Bau'n se da doch mal'n bisschen Romantik ein"), finde ich nicht nur per se unertraeglich, sondern sie verleiden mir das ganze Buch.

 

Das gilt aber ebenso fuer Gewaltszenen, Actionszenen, Spaziergangszenen, Spaghettimitauberginensauceessszenen.

 

Genau das verleidet mir die meisten Buecher der modernen Unterhaltungsliteratur: Diese Szenen, die mir vermitteln, sie haetten innerhalb der Dramaturgie der Geschichte, innerhalb des poetischen Konzepts keinerlei Funktion, sondern seien da reingepflanzt, um bei mir auf irgendwelche Knoepfe (Jetzt lachen! Jetzt gruseln! Jetzt Hunger auf Spaghetti kriegen! Jetzt Taschentuch rausholen! Jetzt schmelzen!) zu druecken. Diese Knoepfe sind bei mir alle eingerostet. Stattdessen geht bei einer einzigen solchen Szene mein Systemalarm los.

 

Besonders haeufig findet man so etwas uebrigens bei Nachahmerbuechern oder -filmen. Nach der Methode: "Sehnse mal, alle Leute gruseln sich in Gaslight, also beleuchtense jetzt mal die ganze Szene mit Gaslaternen."

 

Bei romantischen Szenen ist das m.E. nicht schlimmer als bei gruseligen, lustigen o.ae. Nur auffaelliger, weil die Requisiten noch abgegrabschter sind.

 

Zu Uschis Foto, das aussieht, als habe man den Golf von Neapel noch nie gesehen, wollte ich noch sagen: Der Ansicht bin ich nicht. Ein ganz grosser Trumpf bei der Wirkung von romantischen Szenen/Fotos/Blabla ist m.E. der Wiedererkennungsfaktor. Der Kontext, in den das Element gesetzt wird, muss m.E. wie "nie gesehen" sein, aber das Element selbst im Idealfall "so alt wie die Welt".

 

Herzliche Gruesse von Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Charlie, nix anderes sagen die meisten hier - bei dem, was so allgemein als "romantisch" gilt, werden fürchterlich abgenutzte Bilder verwendet. Kerzenlicht als solches ist NICHT romantisch, sondern einfach nur ein Leuchtmittel.

 

Allerdings gibt es Genres, in denen dieser "romantische Wiedererkennungseffekt" gewünscht wird, und das sollte man akzeptieren, selbst wenn man es nicht mag.

Es gibt eben einfach Versatzstücke, aus denen manche Geschichten zusammengebaut werden, und die werden auch von einer sehr großen Anzahl Lesern verschlungen. Nämlich genau denen, die keine Männeken Piss neben dem Schaumbad mit den Rosenblättern zu sehen wünschen. (Sonst würden nicht so viele "Hochzeiten in Weiß" stattfinden!)

 

Schreibt man in einem anderen Genre, in dem diese Art von Romantik nicht ausdrücklich gewünscht wird, darf man sich subtilere Formen überlegen, wie man die Sehnsucht des Lesers weckt, auch einmal in eine solch schwerelose Situation zu kommen, wie Held oder Heldin. Dazu ist es sicher gut, wenn man sich mit den Protagonisten angefreundet hat und sie als eigenständige Persönlichkeiten empfindet, damit man mitfühlen kann, wie ergriffen sie nun den Sonnenuntergang, die Spinnweben auf dem Dachboden, die spielenden Kätzchen, die brennende Mülltonne oder das Licht aus gothischen Kirchenfenstern betrachten.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Ich weiß nicht, warum bei solchen Worten wie "Romantik" immer gleich die Keule rauskommt, "ach, bloss keine abgedroschenen Klischees!"

 

Natürlich will keiner mit solchen Klischees hausieren gehen, das versteht sich von selbst. Aber übertriebene Angst davor behindert auch, nämlich die glaubwürdige Vermittlung von Gefühlen. Diese kann man natürlich nicht in einer Szene mit ein paar netten Requisiten anknipsen. Die ergreifende Szene baut sich langsam im ganzen Roman auf, mit vielen kleinen Dingen. Sie braucht auch keinen Sonnenuntergang, kann überall stattfinden, sogar auf dem Dachboden mit Spinnenweben im Haar. Aber sie braucht kein Männeken Piss, um verschämt wieder einen Rückzieher zu machen.

 

Also bitte keine Angst vor Gefühlen. Am besten echte, nicht Silikon! :s22

 

Ulf

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Allerdings gibt es Genres, in denen dieser "romantische Wiedererkennungseffekt" gewünscht wird, und das sollte man akzeptieren, selbst wenn man es nicht mag.

 

Natuerlich akzeptiere ich das.

Aber ich kann ja - wie ihr alle - nur ueber das reden, was mich als Leser wie als Autor insofern betrifft, als ich es zumindest kenne. Ueber die Genres, auf die Du anspielst, erlaube ich mir kein Urteil, weil ich mich da absolut nicht auskenne. (Dass diese Genres funktionslose Romantikszenen und ausserdem Versatzstuecke fordern, habe ich selbstredend schon mal gehoert, aber am praktischen Beispiel kann ich da nix anfuehren.)

In einen Roman der so genannten gehobenen Unterhaltung gehoert meiner Ueberzeugung nach auch weiterhin keine funktionslose Szene. Weder romantisch noch gewalttaetig, noch in die Ecke puschend noch Spaghetti essend.

M.E. sind das die Romane, ueber die die Leser nachher sagen: "Ich weiss auch nicht ... da waren mir irgendwie zu viele Liebesszenen drinne, obwohl ich sowas sonst gern lese ..."

 

Funktionslose Romantik gehoert fuer mich genauso unter den Rotstift wie funktionslose Gewalt. Und nur davon rede ich.

 

Selbstverstaendlich sind funktionslose Maenneken Piss genauso ein Quark. Und Rustikalkitsch ist nicht besser als Romanti-Kitsch.

Kitsch ist Kitsch (Und die Kitschvermeidungsdebatte finde ich zumindest auch dann noch eine nuetzliche, wenn die Kitschangst selbstredend - wie Ulf anfuehrt - auch nach hinten losgehen kann. Da ich persoenlich aber immer in Gefahr bin, mit dem Kitscheimer zu schwappern, nicht in der, zu wenig Gefuehl im Text zu gestatten, red' ich - ganz selbstsuechtig - mehr ueber die eine Seite als ueber die andere. Was nicht heisst, dass ich diese Gefahr leugne.)

 

Herzliche Gruesse von Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Liebe Charlie,

 

in einem Punkt stimme ich Dir absolut zu: In keinen Roman (und auch keinen Film) gehört eine funktionslose Szene, egal, worum es dabei geht !

 

Doch auch Romantik kann gelegentlich Sinn machen :s04

 

Viele Grüße

 

Micaela

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Sortieren wir doch gerade mal die zwei unterschiedlichen Paar Schuhe auseinander:

 

Romantik ja oder nein?

 

Und:

 

Romantik, wenn benötigt, dann wie?

 

Zum ersten: Ja, immer dann, wenn sie sich organisch aus der Handlung ergibt, nein, wenn sie nur aufgepfropft wird. Das versteht sich doch wohl von selbst.

 

Zum zweiten: da gibt es eben viele Möglichkeiten. Vom Kitsch bist zur romantischen Ironie, vom Versatzstück bis zur einmaligen, berührenden, ergreifenden Szene.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Doch auch Romantik kann gelegentlich Sinn machen  

 

Wer hat denn das bestritten?

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Irgendwie klang das so durch, Charlie. Sorry, wenn ich da was mißverstanden habe.

 

Übrigens ist das Problem mit den vielen Liebesszenen oder überhöhter Romantik ja ein Genre-Problem.

 

Ein sehr lieber und sehr erfolgreicher Kollege von uns sagte mir einmal, in einen historischen Roman gehöre alle zwanzig Seiten eine deftige Liebesszene. Das mag richtig sein, ich kann das nicht beurteilen, aber ich finde es ätzend, wenn ich nun einen historischen Roman aufschlage (nicht von diesem Kollegen!) und prompt auf S. 20 eine Szene finde, wo die beiden Protagonisten mit einander schlafen. Diese Szene an sich würde mich ja nicht wirklich stören, wenn sie nicht vollkommen unwichtig und sinnlos wäre, es spielt für den Fortlauf der Handlung überhaupt keine Rolle, ob die Leute nun poppen oder nicht. Aber offensichtlich ist so etwas gefragt, denn das betreffende Buch hat sich mehrere 100.000mal mehr verkauft als meines (und ich achte doch so darauf, dass alles seinen Sinn hat, was ich schreibe :s18 ).

 

Liebe Grüße

 

Micaela

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Ich wuesste sehr gern, was da so durchklang und was Du missverstanden hast.

Mich nervt es, um ehrlich zu sein, gewaltig, wenn wir uns gegenseitig nicht lesen sondern deuten.

Ich habe an keiner Stelle gesagt oder impliziert, ich hielte romantisch gestaltete Szenen per se fuer ueberfluessig.

Fuer ueberfluessig halte ich meine Teilnahme an der Diskussion, wenn mir Dinge in den Mund gelegt werden, die ich nicht gesagt habe.

 

Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Ein sehr lieber und sehr erfolgreicher Kollege von uns sagte mir einmal' date=' in einen historischen Roman gehöre alle zwanzig Seiten eine deftige Liebesszene. [/quote']

Dann hätte ich ja 40 Liebesszenen erfinden müssen. (Stöhn!) :

Warum dann nicht gleich einen erotischen Roman? Ritter Kunibert mit seiner Lanze, Haahh! ;D

 

Ulf

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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@Micaele: Meinst Du Ken Folletts "Die Tore der Welt"? Wirkliche Romantik hat das aber nicht (Sexszenen dagegen schon, wobei es auch nicht sooo sehr viele sind), sieht man mal von der wunderbaren Schlußszene ab, als Caris und Merthin hoch oben stehen.

Wobei ich das Buch absolut stimmig finde, gut, die Liebesszenen hätte man vielleicht ein wenig romantischer gestalten können, die wirken halt sehr technisch, aber mich hat es als Leserin nicht gestört, ich hab das Buch von der ersten bis zur letzten Seite genossen.

 

Liebe Grüße

Maren

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die Liebesszenen hätte man vielleicht ein wenig romantischer gestalten können ...

Das Buch ist gut, aber Liebesszenen sind nicht Ken Folletts Forte. Mehr als Vergewaltigungen, die irgendwie wie pennälerhafte Fantasien daherkommen, oder unerotische Gymnastik hat er nicht drauf.  ;D Gescheige denn romantisch.

 

Ulf

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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die Liebesszenen hätte man vielleicht ein wenig romantischer gestalten können ...

Das Buch ist gut, aber Liebesszenen sind nicht Ken Folletts Forte. Mehr als Vergewaltigungen, die irgendwie wie pennälerhafte Fantasien daherkommen, oder unerotische Gymnastik hat er nicht drauf.  ;D Gescheige denn romantisch.

 

Ja, das war aber schon bei Die Säulen der Erde so. ;)

Und ist in "Eisfieber" (was ich gerade beendet habe) auch nicht anders.

Ich halte Follett für einen genialen Autor, aber es ist wirklich so, dass er Liebesszenen nicht gut schreiben kann und er von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen keine Romantik rüberbringen kann. Nur sind seine Werke halt so gut, dass man da problemlos drüber hinweg sehen kann.

Es ist nicht so, dass seinen Büchern dadurch etwas fehlen würde; die Geschichten funktionieren auch so sehr gut. Aber mit so einer kleinen Prise mehr Romantik an den richtigen Stellen wären sie noch besser.

 

Liebe Grüße

Maren

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Es wurden schon sehr kluge Antworten zum Thema entkitschte Romantik gegeben, deswegen beschränke ich mich mal auf die Frage:

1. Sollte man/frau romantische Szenen lieber meiden, um nicht kitschig zu wirken oder Klischees zu bedienen??

Nein. Wieso sollte man das tun? Jede Szene, egal ob sie nun Liebe, Angst, Verzweiflung, was-auch-immer darstellt, birgt die Gefahr, Klischees zu bedienen, wenn sie nur an der Oberfläche kratzt.

 

2.

Was gehört für euch zu einer romantischen Szene, wenn ihr die üblichen Klischees vermeiden wollt?

Oft kommen romantische Szenen völlig unspektakulär daher. Sie brauchen kein Dekor, keine Theaterkulisse. Sie müssen nur eins können: dem Leser die Gefühlstiefe der Figuren vermitteln.

Die tollste Kulisse der Welt kann keine Gefühle hervorrufen, wenn die Menschen, die davor agieren, mich nicht berühren. Eine Szene als romantisch zu empfinden, setzt also innere Beteiligung des Lesers voraus. Es steht und fällt wieder einmal mit der Gabe des Autors, authentische, berührende Figuren zu entwickeln, deren Beziehung und Schicksal den Leser brennend interessiert. Dann dürfen sie gefühlig sein, wo immer sie wollen, auf einer Brücke oder einem Klo, mit oder ohne Kerze.

 

LG

Bettina

" Winterschwestern" (AT)
Figuren- und Storypsychologie

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Ein sehr lieber und sehr erfolgreicher Kollege von uns sagte mir einmal, in einen historischen Roman gehöre alle zwanzig Seiten eine deftige Liebesszene.

 

Huch - und warum schaffe ich das ohne diesen Quatsch, (und im Prinzip sogar sexszenenfrei) erfolgreiche historische Romane zu schreiben?

 

Musste ich jetzt mal loswerden.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Also hierzu würde ich ja auch gerne mal etwas sagen.

 

Auch wenn es mir keiner glauben mag, halte ich mich im Kern durchaus ebenfalls für einen Romantiker, oder für empfänglich für romantische Betrachtungen, vielleicht ist das sorgfälltiger ausgedrückt.

 

Eine verallgemeinernde Diskussion muss aber schon daran scheitern, dass Romantik sich für jeden Mensch anders definiert, und das Empfinden für Kitsch, das auf dem Empfinden des Abgegriffenen und des Übertreibens beruht, ebenso.

 

Für *mein* Empfinden kann ein Szenario an sich niemals romantisch sein, weswegen Bilder von Sonnenuntergängen für mich nicht funktionieren. Romantik ist nicht einem Szenario immanent, sondern entsteht erst dadurch, dass ein Szenario oder eine Situation Gefühle in einem auslöst. So könnte eine Kerze sowohl romantische als auch bedrohliche Gefühle auslösen oder auch einfach kitschig wirken, je nach persönlicher Empfindsamkeit, Verfassung oder Veranlagung.

 

Romantisch ist keine Eigenschaft von etwas sondern eine Empfindung. Ebenso wie lecker oder schön. Weswegen es keine Rezepte dafür gibt - außer für mittelmäßige Massenware auf kleinstem gemeinsamen Nenner und mit Geschmacksverstärker. So funktioniert Fast-Food und so funktionieren Modelagenturen.

 

Um zur Frage eingangs zurückzukommen: Romantische Szenen in einem Buch meiden sollte man dann, wenn man das Ergebnis selbst nicht romantisch findet. Ich finde, das ist beim Schreiben der einzig sinnvolle Maßstab. Authentisch sein.

 

Andreas

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Wow, was hier alles zusammen gekommen ist, seit ich meine Fragen gestellt habe.

Tut mir Leid, aber ich bin ein bisschen indisponiert, konnte mich deshalb bisher nicht einklinken. Habe eigentlich Bürostuhl-sitz-Verbot, fasse mich deshalb kurz:

 

Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich mich traute, die Fragen überhaupt einzustellen. Es scheint aber, dass das Empfinden von Romantik ein weites Feld mit vielen Furchen ist. Ich verstehe Uschis Fragen sehr gut, ich hatte nämlich selbst nur eine vage Vorstellung, was eine romantische Szene sein könnte: Gehört immer ein Liebespaar, egal ob miteinander oder in Gedanken, dazu?

Es scheint aufgrund der Mehrzahl der Antworten, dass zur Romantik ein Liebespaar oder umgekehrt zu einer (keimenden) Liebe Romantik gehört. Ich persönlich finde einen Sonnenuntergang, wenn es rundum still ist, vielleicht nur das Meer rauscht und ein leichter Wind fächelt, in natura sehr romantisch, mit oder ohne meinen Mann. Postkarten oder Beschreibungen darüber kommen bei mir trotzdem als Kitsch an. Dazu gehört auch mein eigener vorhergehender Satz.

Die Spinnweben finde ich sehr romantisch, nicht wegen dieser klebrigen Dinger selbst, sondern wegen der gezeigten Gestik. Ich sah förmlich, wie er ihr die Dinger aus den Haaren pflückt. Das kam bei mir an.

 

Danke Bettina, für die konkrete Beantwortung meiner Fragen. Trotz deiner bestimmt richtigen Antwort auf meine erste Frage bleibt mir die Befürchtung, einer entkitschten romantischen Szene nicht gerecht werden zu können, aber das ist eine Sache meines schreiberischen Könnens.

Deiner 2. Antwort stimme ich zu, s. Spinnweben.

 

Ich muss den Thread noch einmal in Ruhe lesen, es sind viele nachdenkenswerte Ideen und Kommentare drin, eine regelrechte Expertise zum Thema "Was ist romantisch?"

 

LG Gertraude

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Nur auf die Schnelle, weil ich überhaupt keine Zeit habe:

 

Nein, ich meinte nicht Ken Follett, sondern eine deutsche Original-Ausgabe. Nichts liegt mir aber ferner als Kollegen-Schelte, da ich so etwas absolut indiskutabel finde. Es ging mir nur darum, aufzuzeigen, dass es bestimmte Genre-Vorgaben gibt, die wohl erfolgversprechend sind. Ob man sich als Autor daran hält, muß man selbst entscheiden.

 

Liebe Grüße

 

Micaela

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