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Stephanie Schuster

Sorry von Zoran Drvenkar

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Stephanie Schuster

Vier junge Leute gründen eine Agentur für Entschuldigungen und werden reich damit. Eines Tages beauftragt ein Mörder sie, sich bei seinem Opfer zu entschuldigen.

 

Bis sich diese Handlung für den Leser zusammenfassen lässt, werden wir vom Autor durch viele Perspektiven geführt. Wir lernen die Hintergrundgeschichten der Agenturgründer kennen. Dann gibt es einen Ich-Erzähler und der Autor spricht den Leser auch mit Du an. Anfangs schlich sich bei mir der Verdacht ein, Zoran Drvenkar, der bisher als herausragender Kinder- und Jugendbuchautor bekannt ist, nimmt mich hier als "kindlichen" Leser an der Hand und führt mich mit einem "väterlichen" Du durch den Roman. Sätze, wie z. B: Wir  nähern uns dem Anfang. Du bist jetzt bereit für die Gegenwart und weißt, wer deine Wege kreuzen wird...

Nach wenigen Kapitel bin ich auf das Spiel, diese Erzählweise eingestiegen, war neugierig und vor allem vor Spannung gezwungen, weiterzulesen. In der Mitte des Buches habe ich gedacht, nun müsste es zu Ende sein, doch eine entscheidende Wende trieb die Handlung in eine andere Richtung.

Also Thriller-Hochspannung pur.  

 

Ich stellte mir die Frage: Gibt es Menschen, die es verdient haben, so grausam ermordet zu werden, weil sie anderen, in dem Fall Kindern Unvorstellbares angetan haben?

 

Leider eskaliert gegen Ende alles in einem Horrorszenario und leider war es dann für mich unglaubwürdig und etwas konfus geraten. Vermutlich wollte der Autor verstören, Gewalt zerstört eben auch die Leserharmonie. Nichts sollte rund sein, der Leser sollte aus diesen Grausamkeiten nicht gesättigt das Buch zuklappen.

 

Mich würde es sehr reizen, mit jemanden von Euch darüber zu diskutieren, der es auch gelesen hat.

 

LG Rebecca

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Hallo Rebecca,

 

ich habe nur den Anfang gelesen, da mir die Schreibweise in der 2. Person ganz gewaltig auf den Nerv ging. Romane in der 1. Person lese ich ja schon nur in Ausnahmefällen, aber dieses ständige "Du" war furchtbar zu lesen.

 

Liebe Grüße

Maren

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Guten Morgen!

 

Dieses Buch verdient es aus der Senke des Vergessens nochmals ins Bewusstseins dieses threads gezogen zu werden. Ich habe es mit Atemlosigkeit gelesen, so spannend fand ich es, und gut geschrieben zudem.

 

Ein nervenaufreibender Thriller mit vielen unerwarteten Wendungen und der in seiner Aufsplitterung in mehrere wechselnde Erzählperspektiven auch originell konstruiert ist.

Am Ende übertreibt der Roman etwas, weil er - was Überraschungseffekte betrifft - unbedingt noch eins draufsetzen will und einige logische Ungereimtheiten sind nicht ganz von der Hand zu weisen.

 

Warum aber dennoch meine Begeisterung?

 

Weil es hier nicht allein nur darum geht, Leser mit Herzklopfengefühl zu unterhalten, sondern weil der Thriller eben auch interessante Aussagen über die zeitgenössische Gesellschaft macht. Etwa darüber wie Opfer, denen Gewalt angetan wird, selbst zu Tätern werden. Und das wird in der vordergründigen Thrillerhandlung so schlüssig  und beklemmend vorgeführt, dass es mich mehr überzeugt als eine wissenschaftliche Gesellschaftsanalyse. Eine ziemlich pessimistische Diagnose über "eine Welt, in der wir der Gewalt nicht mehr ausweichen können". Dieses Zitat stammt aus dem Klappentext - und es ist einer der wenigen Fällen, in denen der Klappentext auch zutrifft meiner Meinung nach.

 

Einfach schön, ein Buch zu lesen, das auf der einen Ebene unterhält, spannend ist und Spaß macht, auf der anderen Seite aber etwas Gewichtiges zu sagen hat.  

 

Und was kann ich daraus lernen? Es ermutigt mich in meinem Bestreben, nicht nur ein Buch zu schreiben, was unterhält und ein paar schöne Stunden fern des Alltagstrotts schenkt, sondern eben auch zu einer weitergehenden Auseinandersetzung mit dem Thema "zwingt".

 

Selbstverständlich sei es völlig dahingestellt, ob mir das mit meinem Schreiben auch gelingt!

 

Herzlichst

jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Stephanie Schuster

Lieber Jürgen,

 

ich habe jetzt nochmal die letzten 50 Seiten des Romans gelesen, denn mein Posting war doch schon eine Weileher, bzw. viele Bücher waren dazwischen.

 

Beim zweiten Leser fand ich es sogar glaubwürdiger, ich las ja jetzt nicht mehr, weil ich wissen wollte wer hinter der ganze Sachen steckt, sondern aus dem Gefühl heraus, das ich nach dem ersten Lesen hatte: Hundertprozent begeistert war ich nicht.

 

Es stimmt, wie Du schreibst: Der Schluss ist etwas überkonstruiert und die gutgemachten Perspektiven, mit den jeweiligen Namen als Kapiteln, und als "Neuerung" (jedenfalls kannte ich das bisher nicht) das Du-Kapitel. Am Ende ist alles zerstört, nichts bleibt übrig, so als hätte der Autor am Schluß sein Manuskript zerknüllt. Aber beim zweiten Lesen war es etwas geglätteter und damit glaubwürdiger. Ich nehme an, Z. Drvenkar wollte unbedingt keinen normalen Krimi schreiben.

Die erste Hälfte, ja fast zwei Drittel, hätten ihn fast zu einem meiner neuen Lieblingsautoren gemacht. Der Schluß, lässt mich zumindest erst mal vorsichtig hineinlesen in seine zukünftigen Bücher.

 

Liebe Grüße

Rebecca

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