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(MarenF)

Das Haus in den Wolken (Judith Lennox)

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Für Richard Finborough ist es Liebe auf den ersten Blick, als er die aus einfachen Verhältnissen stammende Isabel kennen lernt. Hartnäckig umwirbt er die junge Frau, die zuerst kein bisschen auf seine Avancen eingeht, da ihr der Standesunterschied zu groß ist. Richard allerdings stört sich nicht daran und schließlich kann er sie doch überzeugen und sie heiraten. Ziemlich bald werden sie Eltern, dem ersten Sohn folgt rasch ein zweiter und schließlich eine Tochter, Sara.

Doch dann muss Richard in den ausgebrochenen ersten Weltkrieg. Er wird verwundet, glaubt zu sterben, doch sein Kamerad Nicholas Chance findet ihn und trägt ihn aus der Gefahrenzone. Richard kommt in ein Feldlazarett. Seine Genesung dauert lange, doch er erholt sich und später nimmt seine Familie dann Ruby, die Tochter seines inzwischen verschwundenen Freundes Nicholas Chance bei sich auf.

Obwohl sie herzlich empfangen wird und die Familie sich um sie bemüht, hat Ruby doch zuerst Probleme und fühlt sich nicht wirklich zu ihnen gehörig. Ihre Mutter ist geisteskrank, ihr Vater immer noch verschwunden. In Theo, Richards zweitem Sohn, findet sie schließlich einen Freund, verliebt ist sie aber zuerst in Philip, Theos älteren Bruder.

Die Kinder werden groß und leben ihr eigenes Leben. So verliebt Sara sich in den Österreicher Anton. Richard ist gegen sie Beziehung, bringt die beiden auseinander, Sara heiratet einen anderen Mann, bekommt einen Sohn, ist in der Ehe unglücklich und verlässt Mann und Kind.

Auch Philipp verliebt sich in eine Frau, die seinem Vater nicht recht ist, so dass der den Kontakt zu seinem Sohn komplett abbricht.

Dann kommt Richard hinter Isabels großes Geheimnis, kann nicht damit umgehen, dass sie vor ihm schon einen Liebhaber hatte und sie trennen sich. Der zweite Weltkrieg bricht aus, Sara sieht Anton wieder, stellt fest, dass sie ihn immer noch liebt, doch er ist aufgrund der politischen Situation in großer Gefahr.

 

Der Roman erzählt eine Familiengeschichte von 1909 bis 1942, leider aber ohne dabei wirklich in die Tiefe zu gehen. Es wird meist rein nur erzählt. Überhaupt ist das Buch, trotz des wirklich flüssig zu lesenden Schreibstils, ein Paradebeispiel für tell don´t show. Das ist schade, denn so wirken viele Szenen, die hätten spannend sein können, ziemlich lahm und langweilig.

Das ganze Buch liest sich wie eine Aneinanderreihung von einzelnen Erzählungen, die so vor sich hinplätschern. Wirkliche Spannungs-Highlights gibt es darin nicht, obwohl etliche Szenen dafür genügend Potential hätten. Einige Wendungen in der Geschichte fand ich ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Auch Richard, der seine Frau verlässt, als er erfährt, dass sie, lange bevor sie sich kennen lernten, einen Liebhaber hatte (der sie und das gemeinsame Kind, das sie zur Adoption freigab, dann sitzen ließ), fand ich recht unglaubwürdig. Vorher wurde immer wieder beteuert, dass Isabel seine ganz große Liebe ist, er hat sich über alle Hindernisse hinweggesetzt, um sie heiraten zu können und dann, nach fast dreißig Jahren Ehe, verlässt er sie und sagt, dass er sie nicht mehr liebt, weil sie ihm nichts von ihrer Vergangenheit erzählt hat.

Wer auf eher ruhige Familien-Sagas steht, kann hier bedenkenlos zugreifen.

Mir ist allerdings nicht ganz klar, in welches Genre sich dieser Roman einsortieren lässt. Es kommen zwar Liebesgeschichten vor, aber es ist definitiv kein Liebesroman. Wirklich historisch ist er halt auch nicht, da die Erzählzeit ja bis 1942 geht. Zeitgenössisch passt daher ebenso wenig.

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Auch Richard' date=' der seine Frau verlässt, als er erfährt, dass sie, lange bevor sie sich kennen lernten, einen Liebhaber hatte (der sie und das gemeinsame Kind, das sie zur Adoption freigab, dann sitzen ließ), fand ich recht unglaubwürdig.[/quote']

Ich habe das Buch nicht gelesen, aber dieser Punkt hat mich natürlich sofort unsere Diskussion "Personen Wärem und Tiefe verleihen" erinnert.

 

Offenbar wird diese Entscheidung, seine Frau zu verlassen, im Text nicht fundiert? Ich weiß von einem Mann, hoher Manager, Jahrgang so etwa 1920, der zu trinken angefangen hatte. Und natürlich behauptete er, dass läge nur daran, dass seine Frau vor ihm jemand anderes gehabt hatte. Das wusste er allerdings nicht gerade seit gestern ...

 

Gibt ja auch Leute, die so in Konventionen oder Moral erstarrt sind, dass nach einer solchen Eröffnung - in Zeiten, in denen Jungfräulichkeit ein Moralfaktor 1a war - sie einfach ihrer rigiden Moral folgen müssen. Aber auch das scheint hier nicht fundiert zu sein?

 

Hans Peter

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Für mich kam es jedenfalls nicht überzeugend rüber. Am Anfang des Buches bemüht sich Richard extrem um Isabel. Es wird mehrfach betont, dass er sich über alle gesellschaftlichen Vorschriften und den Standesunterschied hinwegsetzt, er wirbt auch ziemlich lange um sie, bis sie endlich nachgibt und sie heiraten können. Auch da verteidigt er seine Frau immer wieder.

Und dann plötzlich, nach gemeinsamen Kindern, Trennung durch den Krieg (er wurde einberufen), sagt er, dass er sie nicht mehr liebt, weil sie ihm verschwiegen hat, dass sie einen anderen vor ihm hatte. Das kam für mich nicht glaubwürdig rüber, da er vorher eben als ein ganz anderer Charakter aufgebaut wurde.

 

Von der Zeit her spielt der Roman ja von 1909 bis 1942 in England, da bin ich eigentlich der Meinung, dass die Frauen schon etwas freier waren und es keine so große Schande für sie war, wenn sie halt nicht als Jungfrau in die Ehe gingen. Zumal Richard ja vorher auch egal war, aus welchen Verhältnissen Isabel kam.

Isabel dagegen fand ich weitaus besser durchdacht, ihre Handlungen sind durchgehend in sich logisch, sie kam für mich glaubwürdig rüber.

 

ich bin bei dem Buch auch etwas zwiegespalten in meiner Meinung. Auf der einen Seite fand ich es nicht schlecht, es wird ein wirklich ausführliches Bild einer Familie über Jahrzehnte hinweg geschildert und die Beschreibungen wirkten auf mich auch so, dass die Autorin da ordentlich recherchiert hat. Aber mich hat der Roman trotzdem nicht berührt.

Weil einfach meist alles nur erzählt wurde (das las sich dann so: Kurz vor Weihnachten entdeckte Isabel, dass sie wieder schwanger war. Im Spätsommer kam ihr Sohn zur Welt, doch es gab Komplikationen. Als Richard davon hörte, fuhr er direkt zu ihr ins Krankenhaus. Dann gibt es ein kurzes Gespräch zwischen den beiden und im nächsten Abschnitt sind schon wieder mehrere Wochen vergangen und Isabel quietschvergnügt zu hause.), dadurch blieben mir die Figuren ziemlich fern, ich hatte immer das Gefühl, alles nur aus der Distanz zu beztrachten, nicht wirklich mitfiebern zu können.

Wobei die Geschichte wirklich Potential hat und einige Szenen bei waren, die ich ganz toll fandund z. B. der Handlungsstrang um Sara absolut spitze war.

 

Liebe Grüße

Maren

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Da sieht man mal wieder, wie verschieden die Geschmäcker sind.

Das Haus in den Wolken kenne ich noch nicht, aber ich kenne einige andere Bücher von Judith Lennox, und sie haben mir, bis auf eines, sehr gefallen. Auch und besonders wegen ihrer Schreibweise. Ich wollte gar nicht, dass sie anders schreibt. Schon gar nicht ein ständiges "show don't tell".

Allerdings liest es sich nicht so trocken, wie du, Maren, das jetzt beispielhaft wiedergegeben hast. Judith Lennox hat eine sehr schöne, fast poetische Sprache.

 

LG Luise

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Judith Lennox hat eine sehr schöne' date=' fast poetische Sprache.[/quote']

 

Es waren auch hier schöne Formulierungen drin. Z. B. schreibt sie einmal, dass die Häuser so dicht gedrängt wie Bücher in einem Regal standen. Das war ein schönes Bild, nur leider gab es von solchen Bildern für meinen Geschmack zu wenige. Ich mag lieber Bücher, in denen mehr Leben ist, wo nicht nur erzählt wird, sondern ich direkt miterleben kann.

Andere hab ich von ihr noch nicht gelesen.

 

Liebe Grüße

Maren

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