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(MarenF)

Obsession (Hitomi Kanehara)

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Bücher, bei denen sich Leser ekeln, schütteln oder fragen, was das Werk ihnen eigentlich sagen soll, sprechen wahrscheinlich nur eine ganz bestimmte Zielgruppe an. Ich gehöre dieser Zielgruppe nicht an, die meisten anderen Leser dieses Werkes wohl auch nicht, wie ein Blick auf die amazon-Rezensionen zeigt. ;)

 

Aber zum Inhalt:

Das Buch beginnt als Rin zusammen mit ihrem Mann im Flugzeug sitzt. Rin ist 22 Jahre alt, frisch verheiratet und Autorin. Eigentlich könnte sie glücklich sein, wenn ... Ja, wenn nicht die Stewardess ihren Mann anschauen würde, dort eine Frau gucken würde und da, denn Rin ist krankhaft eifersüchtig. Und das geht soweit, dass man da wirklich von einer gewaltigen Störung sprechen kann.

Die Protagonistin reagiert völlig über, keine ihrer Handlungen oder Gedankengänge sind nachvollziehbar oder wenigstens logisch begründet. Ein Versuch, das zu begründen, besteht darin, dass Rins Teenagerzeit in Rückblicken erzählt wird; immer einige wenige Jahre zurück bis dort, wo sie 15 ist.

Sympathischer macht es sie keineswegs. Es erschließt sich dadurch auch nichts, da das Buch ja damit endet, wie Rin als frühreife Fünfzehnjährige (natürlich mit der ganzen Palette an Sex, Gewalt, ungewollt schwanger werden, Abtreibung, usw.) war.

Es gibt hier also weder einen Anfang, noch ein Ende, auch einen roten Faden sucht man vergebens. Dafür bekommt man viel Gossensprache, seitenlang unterhält die Protagonistin sich mit ihrer Vagina, es gibt viele Szenen, die keinen Sinn ergeben, da sie einfach nur aneinandergereiht sind, meist irgendwas sexuelles enthalten (das aber nicht als erotischer Roman, den schön sind diese Szenen keineswegs).

 

Der Schreibstil ist einigermaßen flüssig und das Buch ist erfreulicherweise recht kurz. Da ein aktueller Bestseller zeigt, wie toll man mit Gossensprache Bücher verkaufen kann, wurde auch hier ordentlich davon verwendet.

Mich würde ernsthaft interessieren, welche Zielgruppe der Verlag da im Sinn hatte. Ich finde das Buch unglaublich mies und wundere mich, das solch ein Werk in einem großen, bekannten Verlag (dessen Bücher ich sonst sehr gern lese) erschienen ist. Meine Theorie dazu ist, dass hier mal wieder bewusst mit menschlichen Abgründen Leser gelockt werden sollen.

 

Wer mal reinlesen möchte, hier kann man es anlesen, wobei das noch eine wirklich harmlose Stelle ist, das wird später im Buch weitaus heftiger:

(Link ungültig)

 

Auf Leseprobe klicken, weitere Rezensionen stehen auf der Seite zum Buch auch; die sind im Gegensatz zum Buch überwiegend unterhaltsam.

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Mich würde ernsthaft interessieren, welche Zielgruppe der Verlag da im Sinn hatte. .

 

Die Zielgruppe, die gerade die "Feuchtgebiete" erforscht?  ;D

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Mich würde ernsthaft interessieren, welche Zielgruppe der Verlag da im Sinn hatte. .

 

Die Zielgruppe, die gerade die "Feuchtgebiete" erforscht?  ;D

 

Ja, das kam mir auch schon in den Sinn. ;)

Allerdings hat das Buch ja auch überwiegend sehr schlechte Rezensionen. Gelesen hab ich es nicht (mir reichte schon das hier, mehr von der Sorte brauch ich wirklich nicht), aber da gab es ja auch Leser, die es ganz toll fanden. Warum auch immer. ;D

 

Liebe Grüße

Maren

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Danke für die ausführliche Kritik, Maren!

 

Ich hatte damals das Debüt dieser Autorin gelesen, nachdem eine bekannte deutsche Frauenzeitschrift die "mutige Jungautorin" in einem doppelseitigen Interview über den grünen Klee gelobt hatte (meines Wissens sogar noch VOR den Feuchtgebieten). Sprache und Themen der jungen Dame sind in der Tat heftig, so dass es mir nach "Tokyo Love" gereicht hatte [ch8211] obwohl ich an sich für provokative Bücher aufgeschlossen bin (warum auch nicht?).

 

Zu den weiteren Kommentaren hier möchte ich aber noch etwas loswerden:

 

Mich würde ernsthaft interessieren' date=' welche Zielgruppe der Verlag da im Sinn hatte. .[/quote']

 

Die Zielgruppe, die gerade die "Feuchtgebiete" erforscht?  ;D

 

Ja, das kam mir auch schon in den Sinn. ;)

Nicht, dass ich für eines der genannten Bücher oder deren Verfasserinnen die Lanze brechen möchte (s.o.), aber ich finde, dass man trotzdem den Respekt vor den Lesern wahren sollte. Auch dann, wenn man den Geschmack einer Zielgruppe nicht teilt. Und erst recht sollte man keine Urteile fällen, ohne das betreffende "Werk" überhaupt ganz gelesen zu haben.

 

Für mich ist das etwas Grundsätzliches: Als Autor (ganz gleich welcher Literatursparte) würde es mich sehr ärgern, wenn man sich über meine Leser lustig macht, nur weil man meine Bücher (oder Auszüge daraus) für minderwertig, unnötig oder was auch immer hält. Noch dazu im öffentlichen Teil eines stark frequentierten Forums. Kritik am Buch selbst ist für mich in Ordnung, aber nicht Kritik an dessen Lesern.

 

Just my 2 Cents.

 

Wulf

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Hallo Wulf,

 

ich habe es nicht abwertend gemeint, daher auch der augenzwinkernde Smilie.

Ich habe mich nur gefragt, warum ein solches Werk auf den Markt kommt, wer es lesen soll, angesprochen werden soll. Es zielt ganz eindeutig nicht auf Unterhaltung ab, sondern darauf, den Leser zu schockieren. Oder überhaupt zu provozieren.

Und das wirft bei mir nunmal Fragen auf, wie: Warum wird es gedruckt, gehypt, hochgelobt ("mutig"). Wer soll Gefallen daran finden?

Denn wirklich vielen Lesern scheint ja weder dieses Buch noch "Feuchtgebiete" zu gefallen, wenn ich auf die Rezensionen davon schaue.

 

Klar sprechen die unterschiedlichen Genre ganz verschiedene Zielgruppen an. Nur sehe ich hier keine klar definierte Zielgruppe. Und daher interessiert mich, wem es gefällt und noch mehr warum es demjenigen dann gefällt.

Jetzt deutlich geworden, was ich gemeint hab? :)

 

Liebe Grüße

Maren

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Hallo Maren,

 

.. passt hierher und ich würde es gern los werden :-)

 

"Feuchtgebiete" (habe ich mittlerweile gelesen) halte ich literarisch für ziemlich flach, aber dennoch in gewisser Weise für ein interessantes Buch, weil es nämlich Diskussionen und Debatten ausgelöst hat über ein Thema, das viele Menschen beschäftigt und immer noch gern als "Tabu" vermieden wird. Körperschweiß und Nicht-Hygiene gelten besonders bei Frauen für ganz und gar unmöglich und u.a. deshalb müssen sie ja auch so viel Geld für Kosmetik ausgeben :-) (während hingegen ein Mann, der schwitzt, vermutlich als "erotisch" gilt). Dieses Thema in solcher Drastik aufzugreifen und in unser durchparfümierten Gesellschaft zur Diskussion zu stellen, finde ich prinzipiell gut. Und ich halte es auch für eine Aufgabe von Literatur solche "anstössigen" Themen aufzugreifen und zu bearbeiten.

 

Herzlichst

jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Jetzt deutlich geworden' date=' was ich gemeint hab? :)[/quote']

Jetzt ja ;)

 

Dass es eine Zielgruppe geben muss und diese sicherlich nicht gerade klein ist, belegen die Verkaufszahlen und die vielen Rezensionen. (Allein über 1.000 bei Frau Roches Buch [ch8211] davon kann man als Autor doch nur träumen, auch wenn ein hoher Prozentsatz Verrisse darunter ist ;))

 

Vielleicht ist die Zielgruppe sogar breiter gestreut, als man auf den ersten Blick glauben mag. Und sei es nur, dass man sich das Buch besorgt, um zu sehen, ob es denn wirklich sooo schlimm ist, wie all die entrüsteten Rezensionen behaupten. Denn in dem Fall ist auch (oder vor allem) die negative Kritik verkaufsfördernd [ch8211] wage ich mal zu behaupten.

 

Sex sells, ist eine altbekannte Tatsache. Und die Zeiten ändern sich. Zu Großmutters Zeiten wurden noch die Altersgrenzen für Filme hochgesetzt, wenn die Kussszene zu lange gezeigt wurde. Oder man denke nur an den Skandal, den Hildegard Knefs nackter Rücken in "Die Sünderin" ausgelöst hatte. Heutzutage wird das allenfalls noch belächelt und die Grenzen in den (Print-)Medien haben sich ein gehöriges Stück verlagert. Jetzt wird man als mutig bezeichnet, wenn man Texte schreibt, die mit vulgären Begriffen gespickt sind, oder gesellschaftliche Tabuthemen aufgreift (vor allem als Frau). Ob man das gutheißen will oder nicht, es ist so.

 

Wir leben in einer Zeit der Superlative (nicht nur in den Bildmedien). Allein mit einem "gewagten" Liebesroman mache ich als Verleger keine gewaltigen Umsätze - sehr wohl aber, wenn ich ein Buch zum Skandalroman hochstilisiere, die Leser schockiere, und die Autorin vielleicht noch aussieht wie das "nette Mädchen von nebenan", dem man "so etwas" auf den ersten Blick niemals zugetraut hätte. Und genau in diese Kerbe schlägt seit einiger Zeit auch Ullstein (wie viele andere Verlage auch). Man denke nur an "Fucking Berlin", das sich ebenfalls recht gut verkauft.

 

Ich denke, bei diesen Büchern verhält es sich wie mit Pornos. Kein Mensch will sie gesehen (geschweige denn je Geld dafür ausgegeben) haben, und auf der Straße hört man in erster Linie Abfälliges darüber, aber dennoch schreibt diese Industrie nicht gerade rote Zahlen.

 

Deshalb glaube ich für meinen Teil nicht, dass man bei diesen Büchern tatsächlich von einer klar definierten Zielgruppe sprechen kann. Wer weiß, vielleicht gehörte ja auch schon die eine oder andere neugierige Leserin dazu, die sonst Rosamunde Pilcher den Vorzug gibt?

 

Denn im Grunde seines Herzens ist der Mensch nun einmal neugierig. Das sieht man doch schon bei Kindern. Je mehr Erwachsene "pfui" und "das darf man doch nicht" rufen, desto interessanter wird es. Ob man es dann selbst auch "pfui" findet, kann man schlussendlich doch nur sagen, wenn man sich SELBST ein Urteil darüber gebildet hat. Wie weit man dabei geht, liegt aus meiner Sicht im Ermessen des Einzelnen. Kurz gesagt: Manchen genügt die Rezension, andere lesen das Buch. Und von Letzteren scheint es nicht gerade wenige zu geben.

 

"Feuchtgebiete" (habe ich mittlerweile gelesen) halte ich literarisch für ziemlich flach' date=' aber dennoch in gewisser Weise für ein interessantes Buch, weil es nämlich Diskussionen und Debatten ausgelöst hat über ein Thema, das viele Menschen beschäftigt und immer noch gern als "Tabu" vermieden wird.[/quote']

Deshalb halte ich es ebenfalls für wichtig, dass es Autor(innen) gibt, die mit ihren Büchern provozieren. Wenn man so will, machen die meisten ohnehin nichts anderes, als der Gesellschaft, in der sie leben, den Spiegel vorzuhalten. "That[ch8217]s the aim of the game", wie der Engländer sagt.

 

Das Entscheidende dabei ist doch, wie wir darauf REAGIEREN. Fühlen wir uns ge- oder betroffen? Sind wir moralisch entrüstet? Oder erkennen wir vielleicht sogar einen Hintergedanken des Verfassers, über den es sich nachzudenken lohnt?

 

Denn je mehr aufschreien, desto eher kann ich als Autor davon ausgehen, einen Nerv getroffen zu haben. Wünschenswert wäre dann nur, dass der Autor (gleich welchen Geschlechts) auch gewusst hat, was er tat. Und das ist bei Frau Roche wie auch bei Frau Kanehara aus meiner Sicht sehr wohl der Fall. Auch wenn ich für meinen Teil zu dem Schluss gelangt bin, dass ich als Leser eher andere Themen bevorzuge.

 

Ich hoffe, ich habe mich mit meinen Kommentaren jetzt nicht allzu weit vom eigentlichen Thema "Buchkritik" entfernt, aber mir war es wichtig, das im Rahmen einer Rezension und den Reaktionen darauf zu erwähnt zu haben.

 

Grüße

Wulf

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