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Gabriele

Slawischer Akzent - wie wird das klar?

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Hallo, ihr Sprach-Experten,

 

in meinem Jugendkrimi kommt als eine Hauptfigur ein Russe vor, der zwar perfekt deutsch spricht, aber dennoch diesen typischen slawischen Akzent hat. Das ist sehr wichtig, den irgendwie "lesbar" zu machen, weil er in einigen Szenen genau daran erkannt wird.

Ich habe das so gelöst, dass ich vor die stimmlichen "h" ein "c" gesetzt hatte, also z.B. "Ich chabe cheute gechört ....".

Nun hat meine Lektorin gemeint, sie würde das wie einen Tippfehler lesen und so könne ich das nicht lassen. :-/

Was gibt es für andere Möglichkeiten, einen Akzent schriftlich klar zu machen?

Es wird ja nun einmal kein Hörbuch ...

 

Ich bin ein bisschen ratlos, denn alles, was man lesen könnte, ist in irgend einer Form "lautschriftlich" und daher offenbar nicht gestattet. Habt ihr so ein Problem schon einmal gehabt oder irgendwo gut gelöst gelesen?

Vielleicht in einem typisch slawisch verdrehten Satzbau? Aber wie mach ich das richtig, dass es nicht wieder nach einem Fehler klingt?

Für jedwede Tipps bin ich euch total dankbar, denn ich muss bis zum 10. meine Überabeitung zur Druckreife gebracht haben ...

 

Herzlichen Dank und liebe Grüße

Gabi

Schachzüge, Störfaktor, Grenzenlos nah, Infinity/ alle bei Thienemann, &&http://www.gabriele-gfrerer.at&&http://teamor61.blogspot.com/

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Ich würde nur ab und zu mal erwähnen, dass er den Akzent hat. Am besten, wenn Du nicht in seiner Perspektive bist. Denn wenn man eine Sprache mit Akzent spricht, denkt man ja so auch nicht ständig daran (nur, wenn man irgendwas vortragen soll oder eine Besprechung hat und sich dann Gedanken darum macht, wie das wohl mit dem Akzent klappt).

 

Von Wortkonstruktionen rate ich ab, als Leserin stolpere ich darüber, genauso bei Stottern oder Lispeln.

 

Liebe Grüße

Maren

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hallo,

 

in meinen Geschichten kommen häufiger Leute mit Akzent vor, Russen, Polen, Italiener oder Franzosen.

Und ich habe keine Scheu, diesen Akzent auch zu (be)schreiben.

 

Also das Rrrrrrollende Rrrrrr bei Slawen (und Franken), das weiche singende Weanerisch und der berühmte französische Akzang, die Unfähigkeit, das "H" also das "'asch" auszusprechen.

 

Ab und zu flechte ich auch mal Dialekt ein, in meinem vorvorvorigen Leben habe ich, weil mich der juristische Jargon so nervte, sogar mal eine Klausur "uff hessisch" geschrieben.

(Gab ne dicke Sechs :.)

 

Das schönste Kompliment hat mir mal eine blinde Kollegin gemacht, die mir schrieb, meine Dialoge hörten sich für sie absolut authentisch an.

 

Mein Ratschlag :s20lautet:

Keine Scheu, einen Protagonisten durch eine eigene Sprache erkennbar zu machen, um in von den anderen abzuheben.

Nur nicht übertreiben! Die Protagonisten sollen damit charakterisiert, aber nicht lächerlich gemacht, also parodiert werden.

 

Gruß

 

Birgid

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Ich finde Akzente generell problematisch, weil sie den Lesefluß bremsen und mich als Leser, der abends im Bett müde vom Tage ein Buch genießen will, manchmal überfordern. Die Entzifferung stark ausgebauter Akzente ist anstrengend und macht keinen Spaß. (nur meine persönliche Meinung!)

 

Ich finde es geschickter, wenn der Autor die Satzstellung etwas verstellt, was den Ausländer erkennen läßt, und ab und zu erwähnt, dass der Akzent grade sehr stark durchkam. Das ist einfacher zu lesen und regt meine Fantasie mehr an, als wenn ich mich durch unlesbare Wortgebilde kämpfen muss.

 

Lesefaule Grüße

Joy

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Ich misch mich mal kurz zwischen: In Gabis Text "braucht" sie den Akzent aber auch, um den Sprecher zu identifizieren. Sie will nicht schreiben, dass er es ist, er soll sich quasi durch seinen Akzent selber verraten.

 

Das geht - in meinen Augen - nur unmittelbar, also wenn ich als Leser tatsächlich eine Sprachprobe bekomme, die die entsprechenden "verzerrten" Laute enthält.

 

undschonwiederweg

 

die Ruth

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Dann möchte ich einschränkend sagen, wenn es sich nicht um die Hauptfigur handelt und man sich nicht akzentmäßig durch den ganzen Roman quälen muss :s22, dass ich das dann schon ertragen kann. ;)

Die einzige Möglichkeit ist aber tatsächlich es so zu machen wie du es getan hast, Gabi. Und so wie du das Beispiel gegeben hast, sieht das nicht nach Tippfehler aus, finde ich.

Es kommen vielleicht noch mehr Meinungen dazu - also ich finde, man kann das durchaus als Absicht erkennen. Vielleicht ist es schlecht, wenn es sich nur um ein einziges auf diese Art verfremdetes Wort im Satz handelt. Dann könnte es tatsächlich wie ein Fehler aussehen.

Hm... schwieriges Problem, in der Tat.

 

LG

Joy

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Ich misch mich mal kurz zwischen: In Gabis Text "braucht" sie den Akzent aber auch, um den Sprecher zu identifizieren. Sie will nicht schreiben, dass er es ist, er soll sich quasi durch seinen Akzent selber verraten.

 

Das geht - in meinen Augen - nur unmittelbar, also wenn ich als Leser tatsächlich eine Sprachprobe bekomme, die die entsprechenden "verzerrten" Laute enthält.

 

Okay, das ist was anderes.

Wie wäre es mit einem Lieblingswort, das er immer benutzt? So wie Mr. Spock immer "faszinierend" sagt oder Karla Kolumna "sensationell".

 

Oder er hat immer eine besondere Satzendung, wie "nicht" oder "nicht wahr" oder "ist es nicht so".

 

Liebe Grüße

Maren

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Ich setze immer auf hemmungslose Nachahmung durch grammatische Fehlstellungen und Lautmalerei. Da ich der Arbeit viele ausländische Kollegen aus allen möglichen Ländern habe und hatte, findet sich eigentlich immer jemand, dem ich den entsprechenden Akzent und die Eigenheiten ablauschen kann.

 

Sollte sich jemand daran stoßen werde ich auf die elegante Methode Thomas Manns ausweichen. Der lässt in "Lotte in Weimar" die junge Adele Schopenhauer auftreten um die arme Lotte ausgiebigst in den Kleinstadt-Klatsch einzuweihen. Um dem Leser klar zu machen, dass Adele das im schönsten Sächsisch tut, genügt Thomas Mann ein einziges Wort. Adele bringt Lotte nämlich zur Begrüßung einen Strauß "Bedunien"  ;D

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Es gibt mehrere lautliche Merkmale, die bei einem Sprecher mit russischer Muttersprache auffallen. Die, die mir gleich einfallen, sind wahrscheinlich die extremsten:

 

1. Anlautendes H - wie du schon schreibst, Gabi - existiert nicht, also behelfen sie sich wahlweise mit dem bei uns durch CH wiedergegebenen Laut oder durch G. Die "Heike" wird von einem Russen als "Cheike" oder "Geike" angesprochen.

 

2. Im Russischen gibt es keinen Unterschied zwischen langen und kurzen Vokalen wie bei uns. Sie sprechen ungefähr jede Silbe gleich lang aus. In unseren Ohren klingt das dann so, als würden sie etwas Kurzes dehnen. "Ich fiinde dich!", sagt mein russischer Freund.

 

3. Bei uns bestimmen die nachfolgenden Laute, wie der davor ausgesprochen wird, bei den Russen genau umgekehrt. Wie sagt Klitschko das in der Werbung? "Gannsduwas, dann bisduwas." Das weiche D von "du" macht das harte T von kannsT so weich, dass es mit dem D verschmilzt und nicht mehr zu hören ist.

 

4. Ein unbetontes O wird automatisch als A aufgefasst und auch so ausgesprochen. Wenn ein Russe über die Hauptstadt seines Landes spricht, sagt er "MaskwA". Und so wieder mein Freund: "Aber wazu?"

 

Vielleicht noch ein kleiner Tipp, wie sich das in der Verschriftlichung und in einem Text mit all den schon angesprochenen Misslichkeiten für den Leser verwirklichen ließe (ich machs jedenfalls öfters so): Du suchst dir ein markantes Wort aus, das er konsequent immer wieder mit seinem Akzent spricht und markierst das auch durch die Schrift. Am besten eins, das noch zu einem Missverständnis führt und darüber explizit wird. Das kann den Leser unter Umständen sogar erfreuen, wenn er selber mitgehen kann, was da los ist. "Ich bin in Galle!" - Da muss auch erst mal mit dem Antagonisten geklärt werden, dass Halle gemeint war. Ab da kann er dann auch "Gitler" sagen oder "Gerz". Und bei drei solchen Fällen würde ich es dann belassen.

 

Kenn ich deinen Russkiy nicht von irgendwoher?  :s02

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

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Ach so, Satzbau gabs auch noch.

 

Das geht nicht nur Russen - aber auch ihnen - so:

 

- Draußen ist kalt. - Ein für uns erforderliches ES kennt man nicht.

 

- Heute ich habe dir schon angerufen - die für uns typische Inversion (Subjekt und Verb tauschen den Platz) gibts nicht.

 

Dies hier ist sehr Russisch:

 

- Ihm ist traurig (manche Adjektive und Adverben wollen den Dativ, wo bei uns ein Subjekt im Nominativ residiert)

 

- Bei mir ist keine Zeit (bedeutet: "Ich habe keine Zeit" - Im Russischen gibt es kein Wort für HABEN)

 

- Russisch ist voller romanischer und deutscher Lehnworte. "Interessieren" klingt ganz ähnlich auch im Russischen, also gebrauchen sie es gleich richtig. Aber für unser "tanzen" haben sie auch so ein Lehnwort mit "-ieren" am Ende, also hört man "Möchten Sie mit mir tanzieren?"

 

- Und ungemein Russisch: "Wir treffen dich morgen Abend." Und dann kommt nur einer. So war es auch geplant, aber weil der Russe schon an mich gedacht hat, hat er den dann entstehenden Plural (ihn und mich) vorweggenommen und spricht also von "wir".

 

 

Angelika

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Liebe Angelika,

 

Ich musste gerade heftig grinsen und nicken. Du hast meinen Abend versüßt.

 

Wenn ein Russe über die Hauptstadt seines Landes spricht, sagt er "MaskwA".

Du meintest sicherlich MAskwa, denn das "A" am Ende ist schon ein A.

Dazu noch ein kleiner Einwand, wenn derjenige aus Wologda kommt, bzw. noch aus einer ländlichen Gägend, dann spricht er unbetonte "O's" trotzdem als "o", was aber trotzdem seltsam klingt

 

Aber für unser "tanzen" haben sie auch so ein Lehnwort mit "-ieren" am Ende

Hm, welches meinst du?

"Tanzen" bedeutet auf russisch "tanzevat' " und da gibt es kein "-ieren". Oder stehe ich auf dem Schlauch?

 

 

 

Liebe Gabi, hier noch ein paar Eigenart:

- Ein Russe kennt keinen Unterschied zwischen "Sie" (höflich) (Wissen Sie ...?) und "Ihr" (Wisst ihr ...?) Das bedeutet, man nimmt fast immer ein "Sie". Was schon seltsam klingt, wenn ein Jugendlicher eine Gruppe von Jugendlichen "Siezt".

 

- Man sagt oft "ich gratuliere dich" statt "ich gratuliere dir"

 

- Man benutzt oft falsche Präpositionen und nimmt statt deutsche die russischen.

 

- Man hat Probleme mit Endungen bei Adjektiven - man dekliniert oft falsch; man nimmt falsche Artikel (im Russischen gibt es keine. Es kann passieren, dass ein Russe "Das Sonne" sagt, weil "Sonne" im russischen Neutrum ist)

 

Liebe Grüße,

Olga (die keinen Unterschied zwischen kurzen und langen Vokalen hört. >:( )

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Du meintest sicherlich MAskwa, denn das "A" am Ende ist schon ein A.

 

Ja, das meinte ich, Olga (ich komme hier immer noch nicht mit allem zurecht und kann keine diakritischen Zeichen setzen. Das große A sollte nur andeuten, dass hier die Betonung sitzt)

 

Hm, welches meinst du?

"Tanzen" bedeutet auf russisch "tanzevat' " und da gibt es kein "-ieren". Oder stehe ich auf dem Schlauch?

Nein, überhaupt nicht, du hast völlig recht (wie könntest du auch nicht?!  :s18)

 

Ich hatte es falsch erklärt, der eigentliche Gedanke geht so: Wer gelernt hat, "interesovat" mit "-ieren" zu konjugieren, der macht das dann auch mit "tanzen/tanzevat" so. Eine klassische (kluge, wenn auch falsche) Analogiebildung.

 

Und jetzt sprich nach: A-NA-LO-GIIIIIIIE

 

Siehst du? Du kannst es!! (Auch hören).

 

Herzlich,

Angelika

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Ihr Lieben,

 

vielen Dank für euren Input! Wie Ruth mir bestätigte, brauche ich den "verräterischen" Akzent, damit die Geschichte funktioniert. Und Joy, keine Angst, er kommt nicht sehr oft zum Reden :-)

Am liebsten würde ich ja diesen kleinen schriftlichen Akzent beibehalten - das würde ich am Unaufdringlichsten finden - aber nachdem die Lektorin das so dezitiert abgelehnt hat, muss ich wohl mit einem Alternativ-Vorschlag kommen.

Eva hat mir ein wunderbares Textbeispiel aus ihrem Roman geschickt, mit dem sie meine angedachte Variante untermauert hat, meinen Russen zwar richtige Vokabel, aber in verdrehter Reihenfolge sprechen zu lassen.

Angelikas und Olgas Beispiele wären dafür natürlich perfekt! Gibt es denn irgendeine Regel, die auch jemand wie ich anwenden kann, der von slawischer Grammatik null Ahnung hat? Also, ich meine, irgendeine Faustregel à la Angelikas "-ieren"-Konjugation - damit ich das in meinem Text dann einfach einbauen könnte. Oder klappt das auch, wenn ich IMMER den vierten Fall statt dem Dritten verwende, wie bei Olgas Beispiel. Ginge das durch?

 

Ich bin ein wenig unsicher, ob ich nicht noch viel mehr Fehler einbaue, als mir jetzt schon mit dem angelauteten "h" angekreidet wird ...

Aber ich werde die Sätze meines Russen einmal genauer unter die Lupe nehmen. Vielleicht ist es weniger schwer, seine Femdsprachigkeit zu verdeutlichen, als ich es mir gerade vorstelle.

 

Wenn ich darf, könnte ich ja ein paar Sätze exemplarisch reinstellen und ihr sagt mir, ob das so rüberkommt, wie es sollte ...

 

Vielen Dank auf jeden Fall für eure Hilfe.

Herzliche Grüße

Gabi

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Also, ich meine, irgendeine Faustregel à la Angelikas "-ieren"-Konjugation - damit ich das in meinem Text dann einfach einbauen könnte. Oder klappt das auch, wenn ich IMMER den vierten Fall statt dem Dritten verwende, wie bei Olgas Beispiel. Ginge das durch?

 

Nee, ich glaube nicht. Die Russen haben ein wirklich ausgeklügeltes Formensystem - insgesamt größer als das unsere. In vielem gleicht es dem unserem, man kann nur von Ausnahmen sprechen und eben Fällen, die man hier gar nicht kennt.

 

Olga, was sagst du?

Vielleicht fallen dir ja auch noch mehr solche Verben auf -evat/ovat ein, die einen mit dem Deutschen gemeinsamen Stamm haben?

 

Wenn ich darf, könnte ich ja ein paar Sätze exemplarisch reinstellen und ihr sagt mir, ob das so rüberkommt, wie es sollte ...

 

Ja, klaro!

 

Angelika

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Nee, ich glaube nicht. Die Russen haben ein wirklich ausgeklügeltes Formensystem - insgesamt größer als das unsere. In vielem gleicht es dem unserem, man kann nur von Ausnahmen sprechen und eben Fällen, die man hier gar nicht kennt.

Das stimmt. Wir haben insgesamt 6 Fälle, vieles stimmt überein, aber die Formen, die anders sind, könnten uU Probleme bereiten.

Alles hängt natürlich davon ab, wie lange derjenige in Dt. ist und wie gut er die Sprache beherrscht.

 

Was mir noch einfällt: Viele haben Probleme mit der Satzstellung in einem Nebensatz, wo das Verb nach hinten geht. Ein Russe würde sagen:

"Ich bin nicht da, weil ich gehe mit meinem Hund Gassi."

Weil wir eben zuerst gelernt haben: Nomen, Verb, Objekt. Punkt. Und dann kommt die Lehrerin und quasselt was von den Nebensätzen ;)

 

Und die Satzstellung mit einem Adjektiv/Objekt könnte holpern:

"Er spricht mit ihr herablassend" - "Er spricht herablassend mit ihr"

Damit habe ich übrigens immer noch zu kämpfen, meine armen Testleser müssen das immer wieder gerade rücken.

 

Auch das Wörtchen "nicht" ist oft problematisch, wodurch nicht immer klar ist, was denn verneint wird: "Ich will dich nicht sehen" - "Ich will nicht dich sehen"

Übrigens, im Russischen gibt es die doppelte Verneinung, was von den Russen gern ins Deutsche übernommen wird:

"Er hat mir nichts nicht mitgebracht."

Zu erklären ist es damit: Wenn ich im Russischen sage, er hätte mir nichts mitgebracht, dann hat derjenige doch etwas mitgebracht, nämlich dieses nichts. Deshalb muss ich betonen, dass er "das Objekt" nicht mitgebracht hat, also nicht einmal das nichts ;)

 

Was Artikel betrifft: Es gibt einige Wörter, bei denen es immer zu Problemen führt. Ich muss zB. STÄNDIG nachschauen, welche Artikel haben die Wörter: Ort, Karton, Hut, Packet und ein paar Andere. KA, warum ich es mir nicht merken kann.

 

Die Russen (und ich vermute, überhaupt Ausländer) haben allerdings KEIN Problem mit seit/seid, das/dass, als/wie usw. Damit haben zB. die Deutschen arg zu kämpfen ;)

 

Gabi, ich kann dir anbieten, die Stellen einfach testzulesen, wo dein Russe vorkommt. Dann kann ich dir sagen, ob das authentisch ist.

Übrigens, dieses a-o ist das beste Merkmal für deinen Russen. Im Satz "aber wazu" kann ich den Akzent praktisch hören, viel besser, als "ch".

 

Liebe Grüße,

Olga

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Die Russen (und ich vermute, überhaupt Ausländer) haben allerdings KEIN Problem mit seit/seid, das/dass, als/wie usw. Damit haben zB. die Deutschen arg zu kämpfen ;)

 

Da kann ich dir nur zustimmen, Olga. Ich habe das schon sehr häufig erlebt, nicht nur in der Familie (russische Schwägerin, afrikanischer Schwager), sondern auch unter den türkischen Kollegen im Kino und vor allen bei den Kunden an der Kinokasse. Was man da alles zu hören bekommt, das glaubst du nicht ... oder doch?  ::)

 

Ganz besonders als/wie, das hier in Krefeld ein besonderes Übel zu sein scheint. Aufgrund des hiesigen Platts ist nämlich alles WIE oder alswie. Ich habe auch noch nie einen Ausländer das Wort "einzigste" benutzen hören. Ich kenne Leute, die sogar abstreiten, dass es "einzige" heißt. Unfassbar. Mag vielleicht daran liegen, dass ich kein Freund von Plattdeutsch oder Mundart bin.  

Doch kommt es oft vor, dass ich mit genau deinem Argument Leute zurecht weise, die sich das Recht nehmen über Ausländer zu urteilen.  

 

Herzliche Grüße

Silvia

Die Trevelyan Schwestern - Jetzt geht es um Liebe

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Nochmal zurück zum Sprachproblem für Slawen/Russen:

 

Unter den Problemzonen, die Olga beschreibt, sind die meisten dazu geeignet, alle Nicht-Deutschen Sprecher leiden zu lassen:

 

- Satzstellung im Nebensatz, wie generell die deutsche Syntax, die einen Lerner erst mal in den Wahnsinn treiben kann. Darin enthalten auch die Stellungsproblematik von "nicht".

 

- Artikelproblematik inclusive (Genusbestimmung: der? die? das?)

 

- die doppelte Verneinung gibt es nicht so oft; immerhin die Griechen verwenden sie auch.

 

Aber in Sachen Verneinung gibt es ein typisch russisches Phänomen: Ich höre sehr oft "nie einmal" statt "niemals" und "nie einer" statt "niemand", glaube ich auch. Was da los ist, kann ich nur vermuten: Wahrscheinlich gibt es ein Präfix (ne ?), das positive Pronomina in negative umwandelt, anstatt dass ein stammverwandtes neues Lexem wie bei uns benützt wird.

Olga? Ist das so? Und gibts noch mehr davon?

 

Übrigens, meine Liebe, was muss ich hier lesen???

Und dann kommt die Lehrerin und quasselt was von den Nebensätzen

 

So also sprechen sie dann hinterher über den armen, geschundenen, sich aufopfernden Lehrkörper...!  ::)

 

@ Silvia: Wenn ich in einem Didaktikseminar, in dem auch deutsche Studenten sitzen, eingangs solch dumme Fragen stelle wie "Was ist der Unterschied von 'als' und 'wenn'?", heben immer die Nichtdeutschen die Hand. Die Muttersprachler wissen nicht mal, dass es einen Unterschied gibt. Woher auch.

 

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

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@ Silvia: Wenn ich in einem Didaktikseminar, in dem auch deutsche Studenten sitzen, eingangs solch dumme Fragen stelle wie "Was ist der Unterschied von 'als' und 'wenn'?", heben immer die Nichtdeutschen die Hand. Die Muttersprachler wissen nicht mal, dass es einen Unterschied gibt. Woher auch.

 

Als wenn das wichtig wäre. ;)

 

Ich habe dieses Problem vor kurzem umgangen, indem meine Russin einfach immer mal ein russisches Wort (kursiv) eingeflochten hat.

So mache ich es bei anderen Nationalitäten auch. Easy, ne?

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Genau, liebe Anna! Und so habe ich dieses Problem auch gelöst ;-)

Allerdings brauche ich ganz dringend jemanden, der das auf Richtigkeit überprüft, denn der automatischen Übersetzungs-Software aus dem Internet traue ich genauso wenig wie dem Programm, das mir dann angeblich die lautschriftliche Umsetzung des Cyrillischen versprochen hat  :s09

Liebe Olga? Darf ich dich eventuell damit belästigen, meine "eingeflochtenen" Russischvokabel zu kontrollieren???

Bitte!!!

Das wäre echt rettungsweisend  :s02

Vielen Dank euch allen für eure wertvollen Tipps. Es ist immer wieder genial, wieviel man hier in kürzester Zeit dazulernen kann!

Herzlich

Gabi

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Liebe Gabi,

 

Und so habe ich dieses Problem auch gelöst

Von allen Lösungen ist diese die unsauberste. Authentisch ist es nicht.

Mag sein, dass ein Engländer öfter mal ein englisches Wort benutzt, wenn er kein deutsches kennt, aber er kann annehmen, dass ein Deutscher dieses Wort verstehen würde.

Jedem Russen ist dagegen klar - ob er jetzt "samoljot" sagt oder "abrakadabrabudibibub", ist egal. Von einem "samoljot" würden nur die wenigen Deutschen auf ein Flugzeug schließen können.

Weder ich, noch meine Freunde/Bekannten, die Deutsch gelernt haben, haben russische Wörter benutzt, wenn wir kein deutsches kannten.

Das könnte man nur dann machen, wenn man weiß, dass das russische Wort die Wurzeln woanders hat und ähnlich wie ein westliches Wort klingt. Zb. "Student" - im russichen dasselbe, nur ein wenig anders ausgesprochen.

Wenn man kein Wort kennt, dann stockt man und versucht es zu umschreiben oder Synonyme zu finden.

Nur wer so gut wie kein Deutsch kennt, versucht anhand von russischen Wörtern sich mit Händen und Füßen verständlich zu machen.

 

So sind meine Erfahrungen, mag sein, dass Angelika zB. da anderes gehört hat. Aber wie gesagt, meine Komilitonen und ich haben so etwas nie benutzt - und wir hatten oft Kontakt zu den Austasuchschülern aus Deutschland und natürlich sprachen wir nicht perfekt.

 

Deshalb, würde ich ein Buch mit so einer Lösung lesen, würde mir das arg künstlich vorkommen. Genauso unnatürlich ist es, wenn ich in den Filmen höre, wie ein russischer Bösewicht Deutsch mit einem ganz, ganz fiesen Akzent spricht (da kann man schon fast denken, er hätte niemals einen Deutschen sprechen hören), aber grammatikalisch perfekt. Da denke ich mir jedes Mal: Hallo? Wie geht das denn?

 

Liebe Olga? Darf ich dich eventuell damit belästigen, meine "eingeflochtenen" Russischvokabel zu kontrollieren???

Das kann ich natürlich trotzdem machen.

 

Liebe Grüße,

Olga

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Ja, Gabi, da muss ich Olga leider Recht geben.

 

Während die (wenigen) amerikanischen Deutschlerner, die mir begegnet sind, nichts dabei finden, immer mal ein "well" oder "great" ins Deutsche einzuflechten und die (ebenfalls spärlich vertretenen) Franzosen kalt lächelnd mit "mais oui" auf meine Frage antworten, halten sich alle anderen tunlichst zurück. Wie würdest du vorgehen, wenn du in Russland oder Vietnam leben solltest: Würdest du es da hie und da mit einem herzlichen "Servus" oder was auch immer probieren?

 

Im Falle der Russen (und Polen, Tschechen, Slowaken, Rumänen, Ungarn) kommt noch dazu, dass diese Leute mir alle als extrem höflich begegnen. Auch untereinander wird kein Wort in der Muttersprache ausgetauscht, wenn andere dabei sind, die das nicht verstehen (während die Lateinamerikaner ununterbrochen Spanisch quasseln).

*Unvergesslich, wie sich der polnische Pferdepfleger den Arbeitshandschuh auszieht, mir über eine Karre Mist hinweg die Hand gibt und "Sehr angenehm" sagt.*

 

Also, bedenkenswert ist es, was Olga sagt.

 

Tja, nicht leicht! Vielleicht versuchst du es ja wirklich mit dem A-O-Phänomen, wie Olga angeregt hat. Besonders bei Namen ist das eindrucksvoll:

Ich sehe auf meiner Liste den Namen "Oleg". Dann steht ein junger Mann da und sagt "Ich bin Aljeg".

Und umgekehrt: Eine meiner Katzen heißt Otto. Und mein russischer Freund nennt ihn Otta.

 

Angelika

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Ach na ja, ob das Einflechten von "Fremdwörtern" als elegant oder unelegant empfunden wird, ist Geschmackssache. Man kann es als Marotte definieren, wenn ein Engländer beispielsweise sein Gegenüber als "Darling" tituliert, ansonsten aber korrektes Schriftdeutsch verwendet.

 

Mir hat meine Lektorin dazu ein zufriedenes okay gegeben, dagegen die typisch englische Wortstellung als auf die Dauer nervend bezeichnet.

Dauerhafte Akzente werden in der Regel ebenso als störend empfunden.

 

Bisher hat das Einflechten kleiner typischer Vokabeln auch noch keinen Leser zu bissigen Kommentaren gereizt.

In den geschriebenen Texten geht man halt anders mit der Sprache um, als im realen Dialog - das haben wir hier ja in anderen Threads auch schon festgestellt.

 

Andrea

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Hallo, Andrea,

 

Dann frage ich mich, warum du in einem anderen Thread die Frage nach der Religiosität deiner Helden gestellt hast. Man hätte ihnen auch abgewandelte, aber recht moderne Ansichten auf den Weg geben können und fertig. Unsauber, aber für alle angenehm zu lesen.

(Den Thread habe ich angelesen, aber nicht weiter verfolgt, kA, welche Lösung dort gefunden wurde.)

 

So, wie ich Gabi verstanden habe, taucht der Russe nicht ständig auf und brabbelt etwas, sondern seine Auftritte sind sehr sparsam bemessen. In diesem Fall kann man einen Akzent ruhig aushalten. Udn wenn man den Akzent beim Lesen "hört" - wie ich es bei Angelikas Beispielen getan habe, dann ist es nur ein Plus für die Autorin und zeigt, dass sie sich mit der Problematik auseinandergesetzt hat.

 

Klar, viele Leser werden die Wort-Lösung "schlucken". Die anderen - im besten Fall müde lächeln, wie ich, wenn ich die fiesen Hollywood-Bösewichte mit dem fiesen Akzent treffe.

 

Letztendlich ist es Gabis Entscheidung, welche Lösung sie nimmt. Ich werde sie unterstützen, so oder so.

 

Mehr habe ich zu diesem Thread eigentlichauch auch nicht zu sagen, ich denke, alle Möglichkeiten wurden bereits genannt. Konkretisieren kann man das jetzt nur, wenn man den entsprechenden Text kennt.

 

Von daher verabschiede ich mich hier aus dem Thread und wünsche allen ein wunderschönes Wochenende.

 

Liebe Grüße,

Olga

 

@Gabi: Schick mir eine PN, wenn es losgeht, dann kommunizieren wir weiter per Mail.

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Liebe Olga und Angelika,

 

ich stimme euch voll und ganz zu und es ist eigentlich auch gar nicht mein ursprünglicher Ansatz gewesen, sein "Ausländersein" darzustellen. Deswegen hatte ich ja auch das "c" vor das anlautende "h" gesetzt - was mir die Lektorin leider als "Schreibfehler" bemängelt hat. Deswegen ist die andere "saubere" Lösung, nämlich ein "a" statt eines "o" einzuflechten, genauso "nono", wie meine ursprüngliche Idee. :s03

 

Aber ich sammle wirklich SEHR gerne eure Argumente. Möglicherweise lässt sie sich ja damit überzeugen und ich kann wieder zu meiner Lieblingsversion zurückkehren! Ds wäre mir die liebste Lösung!

 

Momentan habe ich nur äußerst sparsam ein paar Ausdrücke in Russisch eingesetzt - meist am Anfang, oder als eine Kosebezeichnung (Wie "Mädchen" oder "Liebling"). Da dachte ich am ehesten, dass man auch als sehr gut Deutsch sprechender Ausländer mal was aus der "Heimat" einflechten könnte. Es gibt nichts, was man als Leser wirklich verstehen müsste, um dem Sinn seiner Worte folgen zu können. Ich würde ihn auch gerne mal auf Russisch fluchen lassen (dsa kommt dann so richtig aus seinem Herzen :s21), aber ich hab keine Übersetzung gefunden" Fluchen gehört offenbar nicht zum Grundwortschatz eines lernwilligen Russischschülers 8-)

 

Ich werde also versuchen, eure Fachmeinung in die Waagschale zu werfen. Gleichzeitig danke ich dir, liebe Olga ganz herzlich für dein Angebot, mich trotzdem an dich wenden zu dürfen. Da die Zeit schon ziemlich eilt (bis zum 10. sollte sie meine Letztfassung bekommen, damit ich noch im Zeitplan bleibe), bereite ich sicherheitshalber auch die "neue" Lösung vor, dass alles da ist, wenn sie sich doch für die eingestreuten Russischbegriffe entscheiden sollte.

 

Noch einmal ganz herzlichen Dank für eure Beiträge. Sie helfen mir in jedem Fall sehr weiter.

 

Herzliche Grüße

Gabi

Schachzüge, Störfaktor, Grenzenlos nah, Infinity/ alle bei Thienemann, &&http://www.gabriele-gfrerer.at&&http://teamor61.blogspot.com/

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