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(writingwoman)

Lücken füllen

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(writingwoman)

Hallo zusammen, zum Thema Konzeption hatten wir ja schon mal was, und ich habe heute wieder gemerkt, dass ich da echt was tun muss. Das hab ich heute vor der Arbeit geschrieben (ich bemühe mich, ja nicht mehr vorher online zu gehen):

 

Lücken füllen

 

Hmpf, wenn ich lese, dass Kai Meyer mit seinem neuen Roman schon wieder auf Seite 700 ist, obwohl er an dem erst seit ein paar Wochen schreibt, dann denke ich, ich muss wirklich dringend was an meiner Arbeitsweise ändern :(

Mein aktuelles Jugendbuch habe ich nämlich erst mit einer Art Plan belegt, als ich schon auf Seite 70 oder so war. Da hatte ich aber schon Fragmente produziert, z.B. den Schluss. Wenn ich während des Schreibens bei irgendetwas nicht sicher war, habe ich es markiert, um noch mal zu recherchieren – das sollte ich wohl nächstens auch VORHER tun...

Und es gilt immer noch eine Lücke zu füllen. Wie es ungefähr aussehen soll, weiß ich, aber bislang drücke ich mich noch immer davor. Zumal ich leider aus verschiedenen Gründen längere Pausen habe, und mich immer wieder neu einarbeiten muss. Ich schreibe Übergänge zwischen Fragmenten, stoße dabei immer wieder auf Notizen, die ich in den Text gequetscht habe, um mir klar zumachen, wie es in etwa weitergeht, und muss nun suchen, ob ich das tatsächlich schon vernünftig umgesetzt habe. Ich will jetzt aber endlich fertig werden! Ich habe andere Projekte, die immer noch warten, und ich will nichts Größeres anfangen, bis ich hiermit durch bin, sonst wird das nie was.

Merke: Beim nächsten Mal erst Plot grob skizzieren, Charaktere entwickeln. Dann einzelne Szenen stichwortartig beschreiben – also so eine Art Storyboard. Settings und Sachverhalte, die ich nicht selbst kenne, möglichst genau recherchieren.

Fehlt noch was?

Anschließend die Rohfassung in einem Rutsch durchschreiben, auch die Stellen, die zunächst ein wenig zickig sind, sonst hab ich wieder eine Lücke. Egal ob es doof formuliert ist, nur da stehen muss es erst mal. Danach überarbeite ich es dann von vorne nach hinten durch. Dann muss ich nicht zum 1000. Mal im Manuskript herumwühlen ob ich hier und da und dort was vergessen habe. Da MS Word (im Gegensatz zu Apple, wie ich gelernt habe), ja die Dokumente immer am Anfang öffnet und nicht da, wo man zuletzt gearbeitet hat, kann ich den Anfang auch langsam nicht mehr sehen. Ehrlich.

Kommen euch diese Dinge bekannt vor? Wie schreibt Ihr? Detaillierter Plan? Lasst Ihr es laufen? Welchen Umfang haben Eure Bücher? Ich hatte so zwischen 150 und 180 Seiten angepeilt.

 

---

So. Das war Motivation genug. Ich habe eben ca. 5 Seiten geschrieben und die große Lücke etwa zu drei Vierteln gefüllt. Dabei noch ein paar Kleinigkeiten recherchiert, einiges Aufgeschrieben, was ich unbedingt noch vor Ort verifizieren muss, etc. Ich habe den Eindruck, dass es nun nicht mehr lange dauert :s01

 

Liebe Grüße

Petra

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Liebe Namensvetterin,

wenn ich Sachen lese wie von Kai Meyers Arbeitstempo, dann frage ich mich immer:

1. Hat derjenige noch einen Beruf "nebenbei"?

2. Hat derjenige Familie und wird er sie auf die Art behalten? ;-)

Spaß beiseite: man sollte sich nicht zu sehr an Kollegen orientieren, die vielleicht ein ganz anderes Leben leben.

 

Meine Romane haben so um die 250 Seiten (womit mal wieder das Klischee gebrochen wäre, es sollten über 300 sein). Trotzdem könnte ich nicht so arbeiten wie du. Denn bei mir läuft es erst, wenn die Charaktere wirklich leben. Vorher kommt nur Stuss heraus. Da leiste ich mir dann auch den Luxus, hemmungslos zu entwickeln ohn zu schreiben. Sitze also in der Sonne...

 

Mein Tipp zur Kontinuität, weil ich auch das Problem habe, andere Arbeiten erledigen zu müssen:

Lieber regelmäßig und diszipliniert jeden Tag ganz wenig arbeiten als aussetzen. Das Reinfinden nimmt dir Zeit, die du sonst verschreiben könntest. Also lieber täglich nur eine Seite, dann hast du in einem Jahr auch einen Roman von 365 Seiten! Zwischenrecherchen schiebe ich gerne auf die Tage, an denen textlich nichts laufen mag. Recherche und Text an einem Tag läuft bei mir nur im Journalismus ;-)

 

Auch beim Schreiben: Laufen lassen. Mut zum Versagen. Ich schalte beim ersten Durchlauf auch die Rechtschreibkontrolle aus, weil mich die roten Schlangen nerven. Auf die Art komme ich in eine Art Trance und es fließt. Dann gehe ich portionsweise wieder über den Text, manchmal pro Szene, manchmal pro Kapitel. Feinschliff, auch Rechtschreibung mach ich immer erst nach einem fertigen Kapitel. Und das Storyboard hilft viel, wenn du unterbrechen musst und erst nach Tagen weitermachst.

 

Ob der Plot stimmt - das merk ich z.B. daran, ob der Film im Kopf läuft, den ich drehe. Bei mir meckern mich dann die Schauspieler an, wenn Szenen unspielbar sind ;-)

 

Schöne Grüße,

Petra

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Bei mir gibt es jetzt zum ersten Mal auch Lücken.

Aber die sind durchaus beabsichtigt.

 

Wie ich ja schon einmal beschrieben habe, arbeite ich mit einem sehr präzisen Storyboard, das die gesamte Story inklusive aller parallelen Handlungsstränge in der geplanten Erzählreihenfolge beinhaltet. Auf diese Weise kann ich den Text wochenlang liegenlassen, und weiß trotzdem bei der Rückkehr genau, wo ich ihn verlassen habe, was als nächsten zu passieren hat, etc.

Der letzte und der aktuelle Roman haben je ca. 500 Seiten und sind recht komplex aufgebaut, da verliere sogar den Überblick, ohne, dass ich den Text verlasse. Ohne mein Storyboard müsste ich mich also immer wieder neu einarbeiten: wo ist gerade welche Person, was habe ich schon beschrieben oder angedeutet, was kommt noch, in welcher Reihgenfolge, etc.

 

Der andere praktische Vorteil des Storyboards: es erlaubt den Mut zur Lücke.

Ich bin schon oft an einer Szene unverhältnismäßig lange hängengeblieben, weil ich nicht wusste, wie ich das Szenario am besten aufbaue, oder das notwendige Gespräch am besten ablaufen lasse, etc.

Nun bin ich nicht einer der Autoren, die mit großer Geschwindigkeit eine erste Fassung schreiben können, und sie dann erst im nächsten ober übernächsten Durchlauf verfeinern. Ich schreibe sehr langsam, oft nur eine Seite pro halbe Stunde, oder nur drei Seiten an einem Abend. Aber mit dem, was dann steht, bin ich dann auch nahezu vollkommen zufrieden (jedenfalls bis auf die abschließende stilistische und orthografische Politur).

Das bedeutet: wenn ich hängenbleibe, dann kann ich nicht einfach schnell "drüber wegschreiben", um es später zu korrigieren. Ich bleibe richtig hängen. Und da hilft das Storyboard: Ich schreibe einfach die übernächste Szene. Da ich so genau plane, dass ich weiß, warum es diese Szene gibt und wie sie zustande kommen wird, kann ich darauf vertrauen, dass ich die Lücke erst einmal leer lassen und später mit dem fehlenden Baustein füllen kann.

 

Gerade geht mir das so, weil ich an mehreren Stellen gleichzeitig auf Rechercheergebnisse warte.

Da ich bestimmte Szenen also nicht schreiben kann, steht dort nur in eckigen Klammern sowas wie [Ankunft am Flughafen, Fahrt durch Kairo], und weiter geht's dann an anderer Stelle.

 

Andreas

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Ich glaube nicht, dass es DIE Methode gibt, seinen Roman zu einem Ende zu bringen und Lücken zu füllen. Das muss jeder für sich selbst herausfinden, und ich denke, dass das auch von der Persönlichkeit des Autors abhängt.

 

Ich arbeite mich auch eher in "Trance", wie Petra das beschrieben hat, und das sind die guten Zustände. Zwischendurch muss ich es ertragen, dass ich stil- und formlos die Handlung vorantreibe - in dem Wissen, dass ich daran hinterher noch zu arbeiten habe.

 

Was ich mir immer verkneife: zwischendurch zu lektorieren. Ich will meine ca. 300 Seiten voll haben, mit brillanten, guten, durchschnittlichen und grottenschlechten Absätzen. Erst dann wird geschliffen und gefeilt, verworfen und umgestellt. Dazu gehört die Erkenntnis: Nicht alles, was ich in kreativer "Trance" absondere, gehört vom Publikum gelesen.

 

LG

 

Tin

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Hallo zusammen,

 

ein wichtiges Thema. Nun, ich persönlich schreibe mal schneller, mal langsamer (einen meiner Romane schrieb ich innerhalb von weniger als 3 Monaten, an einem anderen arbeite ich - mehr oder weniger durchgängig - seit etwa 7 Jahren).

"Lücken" im Arbeitsfluß gab es bei mir, soll nicht wieder vorkommen. ::)

Lücken in der Story gab es auch mal, ich hatte an bestimmten Stellen vorgegriffen, um schonmal was auf dem Papier zu haben. Aber diese Lücken sind mittlerweile gefüllt, die vorab geschriebenen Stellen massivst überarbeitet (damit sie auch stilistisch und inhaltlich passen) - und der Vorsatz gefaßt, sowas nicht nochmal zu machen. :s21

 

PS: Ich arbeite mit OpenOffice. Da gelangt man beim Öffnen des Dokuments immer an die Stelle zurück, wo der Cursor beim Speichern stand. Sehr sympathisch. :s01

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