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(BettinavC)

Apostroph

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Da ich seit fast zwanzig Jahren im Ausland lebe, komme ich mit der deutschen Rechtschreibung ein wenig durcheinander. Besonders die Apostrophe sind ein staendiger Stolperstein.

 

Dass man im Deutschen zusammen mit dem Genitiv kein Apostroph verwendet, ist mir klar. Aber wie ist es ueberall sonst? Wann benutzt man das Apostroph und wann nicht?

 

Hat's oder hats, durch's oder durchs, geht's oder gehts? - ich bin total verwirrt. Oder kann man es machen wie's beliebt?

 

Alles Liebe,  :)

 

Bettina

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Die Experten sitzen ja alle in Oberursel (und lachen vermutlich über uns Daheimgebliebene :( ), also versuche ich es mal:

 

Das Apostroph ist ein Auslassungszeichen und taucht überall dort auf (und - man korrigiere mich - sonst nirgends), wo ein Teil eines Wortes weggelassen wird.

 

Also z.B.:

Wie geht es? - Wie geht's?

Hat es geregnet? - Hat's geregnet?

Durch das wilde Kurdistan - Durch's wilde Kurdistan

 

In Verbindung mit einem Genitiv (wo das beliebte Deppenapostroph ja "gern" gesehen ist), wird ein Apostroph dort benutzt, wo die Stammform des Wortes bereits auf einem s-Laut (also nicht nur dem Buchstaben S allein) endet. Also statt "Andreass Forum" heißt es "Andreas' Forum". Ist auch logisch, denn auch hier findet effektiv eine Auslassung statt.

 

Gruß

Matt

 

[EDIT]

Oho, und jetzt, wo ich den zitierten Karl-May-Titel nachgeschlagen habe, sehe ich, dass dieser überall ohne Apostroph geschrieben wird. Jetzt brauche ich auch Hilfe  :s09

 

[EDIT 2]

Und bei dem Beispiel mit Andreasens (auch erlaubt ...) Forum ist der Deppenapostroph laut Neuer Rechtschreibung erlaubt, um den Eigennamen zu verdeutlichen. Lieber Himmel ... ich melde mich nie wieder zu grammatikalischen Fragen. Wobei ich auch die Antworten gar nicht mehr lesen mag, bei solchen Murksregeln. Meine Version war doch viel leichter und logischer  :

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Zum Apostroph:

 

a) Wenn das Pronomen "es" zu einem "s" verkürzt wird, kann man (muss man aber nicht) ein Apostroph schreiben:

Beispiel:

Ich mach's auch.

Wenn's weiter nichts ist.

 

Aber mittlerweile kann und darf man auch schreiben:

Ich machs auch.

Wenns weiter nichts ist.

 

b) Der Apostroph KANN geschrieben werden, wenn "ein/eine" zum "n" schrumpft (häufig in Dialogen):

Beispiel:

Haste mal 'ne Zigarette?

Was'n Quatsch.

 

c) KEIN Apostroph schreibt man bei bestimmten Artikeln, die mit der vorausgegangenen Präposition zusammengezogen werden.

Beispiel:

aufs Buch

hinterm Schrank

fürs Baden

übers Kästchen

unterm Teppich

durchs wilde Kurdistan

 

d) Es wird IMMER ein Apostroph benutzt, wenn es um Auslassungen mitten im Wort geht.

Beispiel:

Unser Berliner Ku'damm.

 

e) Ein Apostroph MUSS verwendet werden bei Namen, die auf "s – ss – ß – z – tz – x" enden, um damit den Genitiv klarzumachen.

Beispiel:

Andreas' Profil.

Grass' Bücher.

 

Wenn vor dem Namen jedoch ein bestimmer Artikel mit Attribut steht, gibt es kein Apostroph.

Beispiel:

Das Profil des wilden Andreas.

Die Bücher des jungen Grass.

 

Durchs Forum winkend und sich dann aufs Sofa setzend – Elisabeth

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Meine Empfehlung lautet wie immer in solchen Fällen, einfach den Duden zu befragen.

Um den Apostroph geht es in den Regeln K 13 bis K 16 (vorn im Duden). (Amtl Regelwerk: § 96 und 97 - hinten im Duden).

 

Um Elisabeths Liste zu verlängern:

 

Man setzt einen Apostroph auch bei Wörtern mit Auslassungen, wenn die verkürzten Wörter sonst schwer lesbar oder missverständlich wären:

's ist schon spät, ein einz'ger Augenblick .... (vorw. dichterische Texte).

Als gut lesbar gelten aber folgende Fälle, man setzt keinen Apostroph wenn man die verkürzte Form benutzt:

- unbetontes -e- im Wortinneren: ich wechsle den Mantel (neben: wechsele)

- es entfällt ein Schluss-e bei Verben (diese Regelung ist neu): das hör ich gern (neben: höre)

- häufig gebrauchte Nebenform von Substantiv oder Adjektiv: Bursch, öd, heut (neben öde und heute) ...

- Fügungen, in denen Adjektiv oder Pronomen ungebeugt verwendet werden: ein einzig Volk ...

 

Neben den Verschmelzungen von Präpositionen und Artikel (ans, durchs, aufs ...) setzt man auch bei mit -r beginnenden Kürzungen meist keinen Apostroph:

bitte reich mir mal das Buch rüber, sie warf ihn raus (...)

 

Ergänzung zu Eigennamen:

Wie Matt bereits schrieb, kann der Apostroph heute zur Verdeutlichung der Grundform eines Personennamens verwendet werden (das ist neu), also nicht als Auslassungszeichen:

- vor der Adjektivendung -sch: die Grim'schen Märchen

- vor dem Genitiv-s: Andrea's Imbiss

 

Bei den Apostrop-Regeln gibt es kaum Änderungen zur alten Rechtschreibung. Und vor allem: Die neuen Apostroph-Regeln sind Kann-Regeln; man macht nichts falsch, wenn man sich nach den alten Regeln richtet (die man natürlich kennen muss, um zu wissen, dass es alte Regeln sind).

 

LG - Barbara

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Wie Matt bereits schrieb, kann der Apostroph heute zur Verdeutlichung der Grundform eines Personennamens verwendet werden (das ist neu)

...

- vor dem Genitiv-s: Andrea's Imbiss

Wobei die Fälle, in denen man das durch eine Verwechslungsgefahr wie bei Andrea/Andreas rechtfertigen kann, wohl selten sein dürften. Und wo im Duden auch nur ein ganz neutrales "wird gelegentlich verwendet" steht, was dann noch eine Stufe unter "kann verwendet werden" rangiert - also eher die Dokumentierung einer umgangsprachlichen Gewohnheit darstellt, nicht die gleichwertige Zulassung als hochsprachlich korrekte Schreibweise.

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Na ja, im Rechtschreib-Duden steht Willi's Würstchenbude völlig gleichwertig neben den Grimm'schen Märchen und dem Ohm'schen Widerstand.

Dass das, was die Grammatik erlaubt (wenn auch nur gelegentlich), nicht unbedingt etwas mit gutem Deutsch zu tun hat, sollte man sowieso verinnerlichen.

 

Wenn man tatsächlich im Duden "Richtiges und gutes Deutsch" nachschlägt, stellt man fest, dass dort nichts von der Möglichkeit "Verdeutlichung der Grundform" steht, sondern es dort heißt:

"Ein Apostroph kann bei Ableitungen aus Eigennamen stehen, der Eigenname wird dann großgeschrieben: mozartsche/Mozart'sche Sonate, heusssche/Heuss'sche Schriften, grimmsche/Grimm'sche Märchen ..." - mehr nicht.

Bei den Ausführungen zur Genitivbildung von Namen , die auf -s, -z etc. enden, steht (glücklicherweise, wie ich finde) ebenfalls KEINE Variante analog zu Willi's Würstchenbude.

 

Ich glaube, diesen Kompromiss hat man wirklich nur gemacht, um die vielen Werbeschilder zu legitimieren ;D

 

LG - Barbara

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