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(Sven)

Heftromane – inhaltliche Vorgaben und Umfang

Empfohlene Beiträge

Hallo,

 

ich lese jetzt seit ca. sechs Wochen euer Forum und bin schlicht weg begeistert. Natürlich möchte ich auch meinen Beitrag zum Erfolg des Forums beitragen und mein Wissen mit euch teilen.

Als Einstieg habe ich zwei Fragen zum Thema Heftroman.

 

Ich schreibe seit zwei Jahren im Rahmen einer Ausbildung bei der Schule des Schreibens kleinere Geschichten.

Jetzt möchte ich versuchen, längere Texte zu verfassen. Es scheint mir eine gute Übung zu sein, ein gewisses Format einzuhalten. Ich wollte daher versuchen, den Heftroman in Art und Umfang zu „kopieren“. Dazu ein paar Fragen:

 

1. Heftromane zeichnen sich vor allem durch ihren einheitlichen Umfang aus. Gibt es hier festgelegte Grenzen für Wörter oder Zeichen? Die meisten Heftromane sind auf 65 Seiten begrenzt. Wie viele Normseiten sind das?

 

2. Werden von den Verlagen auch besondere Inhalte vorgegeben? Beispielsweise könnte ich mir vorstellen, dass eine typische Gaslicht-Story immer gewisse Strukturen voraussetzt. Frau wird durch Schicksalsschlag oder ähnlichem in Gefahr gebracht, trifft nebenbei gut aussehenden Mann, verliebt sich, trotzt der Gefahr und wird mit Hilfe des Mannes aus der Notsituation befreit.

 

Mir ist klar, dass wenn es inhaltliche Vorgaben gibt, diese speziell für die jeweilige Romanheftserie existieren. Mir geht es hier nur um allgemeine Aussagen von Autoren, die schon in den verschiedenen Serien vertreten sind und ihre Erfahrungen mit mir teilen möchten. :)

 

Vielen Dank und schöne Grüße aus Berlin,

Sven

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Hallo und Willkommen Sven!

 

Oh je, also, ich bin kein Experte, hab nur mal ein einziges Seminar über Heftromane gemacht, jedoch gibt es da eine ziemliche Anzahl an 'ungeschriebenen' Regeln.

 

Meine Lieblingsregel ist immer noch, dass die 'bösen' Frauen in den Liebesromanen (Also die Diven, die Schwiegermütter, die Ehebrecherinnen) immer rothaarig sind.

 

Das sind natürlich literaturanalytische Herangehensweisen - man untersucht die bestehende Literatur. Das heisst nicht zwangsläufig, dass es sich dabei um Verlagsvorgaben handelt. Trotzdem sind diese Erkenntnisse ein guter Indikator auf das, was in diesen Heften gefordert wird.

 

Auch schön sind die moralischen Stufen von 'Liebe' in Heftchenromanen. Küssen ist oft gleichzusetzen mit Liebe. Wer sich küsst, gilt als verliebt. Heiraten ist oft gleichzusetzen mit Sex. Meist wird nach dem dritten Date geheiratet. Sex hingegen wird entweder ausgespart, oder aber nur angedeutet, ist dann jedoch als Bruch der Liebe konnotiert - Der Wunsch nach Sex also ist oft böse oder gleichzusetzen mit Ehebruch.

 

Wie gesagt, das sind literaturwissenschaftliche Erkenntnisse, aber da etwa 90 bis 95 Prozent der Heftchenromane diesen Schemata folgen, kann man diese Erkenntisse ruhig haben.

 

Also, ich halte Heftchenromane für äußerst schwer zu schreiben, weil sie kaum noch Freiraum für eigenes lassen und totales Schemaschreiben sind.

 

Nur mal meine 2 Cent!

 

Gruß, Marco! :s17

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Hi Sven,

 

 

1. Heftromane zeichnen sich vor allem durch ihren einheitlichen Umfang aus. Gibt es hier festgelegte Grenzen für Wörter oder Zeichen? Die meisten Heftromane sind auf 65 Seiten begrenzt. Wie viele Normseiten sind das?

 

 

Der 'normale' Heftroman hat 65 Seiten à 2 Spalten. Die Spalten sind meist 45 Zeichen mal 40 Zeilen (1800 Zeichen). Eine Normseite hat 30 Zeilen à 60 Zeichen (1800 Zeichen). Also kannst du für einen Heftroman etwa 130 Normseiten veranschlagen.

 

2. Werden von den Verlagen auch besondere Inhalte vorgegeben?

 

 

Oh ja. Und zwar, wie du schon vermutest, für jede Reihe. Mal weniger streng, mal strenger. Serien wie Dr.Norden haben i.d.R. ein Serienexposee, an das die Autoren sich zu halten haben. Serienungebundene Arztromane sind da nicht ganz so streng, aber auch hier gibt es 'dos' und 'dont's'.

 

Ein Weg, um einzusteigen wäre IMO folgender:

 

Informiere dich, welche Hefte dich inhaltlich so ansprechen, dass du dir vorstellen könntest, dafür zu schreiben.

 

Ruf die zuständige Lektorin an, ob Bedarf an Stoffen besteht. Sie wird dir nett Auskunft geben, und auch ein paar grundlegende Prämissen sagen.

 

Schreib einen Heftroman, mach ein kurzes Exposee dazu, und schick beides an die Lektorin.

 

Wenn dein Text perfekt ist, wirst du kurz darauf einen Scheck bekommen :-) , wenn er nicht perfekt, aber gut ist, wird sie sich mit dir in Verbindung setzen und dir sagen, was ihm noch fehlt.

 

Ich denke, neben den handwerklichen Grundlagen ist die Aufgeschlossenheit dem Thema gegenüber sehr wichtig. Wenn du Arztromane nicht magst, lass es und nimm etwas, was dich anspricht. Und glaube nicht, du könntest die Reihe, für die du schreiben willst, irgendwohin verändern, anders schreiben als bisher.

 

Ich wünsch dir vioel Glück und viel Spaß dabei.

 

Gruß

 

HW

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Hallo, Sven,

 

noch eine Anmerkung dazu: Romane in "großer Schrift", wie es sie sehr häufig gibt und wie sie vor allem von älteren Leuten sehr geschätzt werden, haben 80 Normseiten; in regulärer Schrift: 120-130 Seiten.

 

Und, wie Heinz-Werner bereits sagte, solltest du dich nicht mit Änderungsvorschlägen zu profilieren versuchen ;) Die Heftromane erfüllen in ihrer unveränderten Grundstruktur seit Jahrzehnten die Erwartungen eines bestimmten Kundenkreises. Experimente werden nur dann und wann zögernd in neuen Reihen versucht, weil natürlich auch die Lektoren - meist Akademiker - dieser Heftromane irgendwann die Nase voll haben. Aber es ist schwer, sich mit Trivialliteratur in Heftform einen neuen jungen Kundenkreis zu erschließen, und meist versanden diese neuen Reihen.

 

Wenn du einmal den Dreh heraus hast, schreibst du die Klassiker Arzt-, Heimat- und Gaslichtroman locker runter. Das Honorar liegt nach meinem Wissen zwischen 600-800 Euro pro Heft - egal ob 80 oder 120 Seiten :s21 Als Anfänger kannst du von 600 Euro ausgehen.

 

Gruß,

 

Tin

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Hi Tin,

 

650 sind IMO Standard, wenn man nicht schon sehr lange dabei ist und einen guten Namen hat. Für Großdruck (wenn sie denn weniger Seiten haben, es gibt auch welche, die einfach dicker sind) wird auch weniger bezahlt.

 

Die 130 Seiten kann ein geübter Schreiber durchaus in einer Arbeitswoche runterschreiben, inklusive Korrekturen und Überarbeitungen. Wer also 4 davon im Monat schafft (und verkauft), hat ein ordentliches Einkommen, und sich meinen ehrlichen Respekt verdient.

 

Eine "Steigerungsmöglichkeit" wäre dann wohl noch Julia, Romana, Bianca, etc.

 

Ein paar interessante Adressen:

 

 

(Link ungültig)

(Link ungültig)

(Link ungültig)

 

Gruß

 

HW

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2. Werden von den Verlagen auch besondere Inhalte vorgegeben? Beispielsweise könnte ich mir vorstellen, dass eine typische Gaslicht-Story immer gewisse Strukturen voraussetzt. Frau wird durch Schicksalsschlag oder ähnlichem in Gefahr gebracht, trifft nebenbei gut aussehenden Mann, verliebt sich, trotzt der Gefahr und wird mit Hilfe des Mannes aus der Notsituation befreit.

 

Damit hast Du schon mal die Vorlage, wie Du einen Roman für "Gaslicht" bzw. "Irrlicht" zu schreiben hast. Das ganze sollte nach Möglichkeit nicht mehr als 95 - 100 Normseiten umfassen und in alter Rechtschreibung geschrieben sein.

 

Bei Bastei Fuß zu fassen wird sicher höllich schwer.  Im Bereich "Frauenroman" wurden/werden sechs Reihen/Serien eingestellt. Und damit sicher so einige Autoren freigestellt. Im Segment "Männer Classic" und "Männer Phantastik" gibt/gab es nur eine Plattform für Newcomer: die Reihe "Schattenreich". Aber auch die wird mit Band 26 eingestellt.

 

Bei Kelter unter zu kommen, dürfte sich auch nicht einfacher gestalten, da nur eine begrenzte Menge neuer Manuskripte angekauft werden. Stammautoren erhalten da natürlich den Vorzug.

 

:)

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Hallo Sven!

 

Also so wie ich das von Stefan weißt, musst du auch aufpassen was Serien angeht. Dr. Norden und alle anderen Serien von Kelter werden von ein bis zwei Autoren geschrieben, da kommt kein weiterer Autor rein. Serien sind dort also in festen Händen. Bei reihen sind sehr viele Nachdrucke dabei. Bei Bastei sieht es bei den Serien anders aus, aber ich denke, da kommt man gerade jetzt dennoch nicht rein.

Die Frauenromane haben überigens etwa 80 Seiten (große Schrift) bis 100 Seiten, Männerromane etwa 115.

Und ja, für Experimente ist bei Heftromanen kein Platz, allerdings wüsste ich auch nicht, warum man da überhaupt experimentieren sollte.

 

Grüße und viel, viel Glück

Dani

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