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Imre

Macht das Internet doof?

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So fragt DER SPIEGEL heute (Nr. 33 / 11.8.2008) auf der Titelseite. Der Artikel tangiert uns als Internetbenutzer und als Autoren.

 

Eine Kostprobe (der Artikel ist nicht im Internet  :s22 nachzulesen, aber - wenn man das Heft nicht hat - z. B. in jeder guten Bibliothek ...):

 

 "Früher war ich ein Taucher im Ozean der Worte", schreibt der amerikanische Autor Nicholas Carr, "nun surfe ich wie ein Typ auf Wasserskiern über die Oberfläche." Stundenlanges Lesen, komplizierte Gedankengänge verfolgen, all das bereite ihm mittlerweile Schwierigkeiten. Und anderen Intellektuellen gehe es ebenso. Die Lektüre von Tolstoís "Krieg und Frieden" sei ihm unmöglich geworden, erzählte ihm einer, mehr als drei, vier Absätze am Stück lesen sei nicht mehr drin, nicht mal bei Blogs.

 "Macht Google uns dumm? - unter dieser Titelzeile hat Carr seine Abrechnung im US-Magazin "Atlantic" zusammengefasst. Das Stück hat offensichtlich einen Nerv getroffen. Die "New York Times" startete promt eine ganze Serie über die "Zukunft des Lesens". Vom britischen "Guardian" bis zur "Zeit" und "FAZ" wird über die angebliche oder tatsächliche Verblödung durchs Internet diskutiert.

 

(Zitat Ende)

 

Nun, wir haben hier zuvor bereits in einigen Threads über die Zukunft des Lesens diskutiert. Interessant erscheint es mir, das Thema unter diesem  Aspekt aufzugreifen.

Dazu noch folgende Zahlen von der US-"RescueTime" aus dem obigen Artikel:

Etwas 50-mal pro Tag öffent ein typischer "Informationsanbieter" sein Email-Fenster, 77-mal wendet er sich dem Instant-Messaging-Programm zu, nebenbei werden noch etwa 40 Webseiten besucht.

 

LG

Imre

Gib, gib auch nach, aber gib nicht auf.&&www.imre-toeroek.de

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"Früher war ich ein Taucher im Ozean der Worte", schreibt der amerikanische Autor Nicholas Carr, "nun surfe ich wie ein Typ auf Wasserskiern über die Oberfläche."

Das hat der Spiegel aus dem Atlantic geklaut. Ich würde es genau umgekehrt sagen: Heute ertrinke ich in den Informationen. Das ist Fluch und segen des Internets. Du hast nicht ein oder drei Bücher ausgeliehen oder gekauft und jetzt liest du die, weil es aufwändig war, sie zu besorgen.

Stattdessen habe ich im Internet jederzeit tausende zur Verfügung und die Versuchung ist groß, hin- und her zuspringen. Wenn der Text langweilt, oder unlogisch wird oder salbadert oder auch nur den Verdacht davon erregt: Zum Nächsten. Ich will ja alles wissen. Warum mich mit langweiligen Texte plagen, wenn es soviele andere interessante gibt?

 

Ich denke schon, dass das Internet die Gedankenwelt seiner Nutzer beeinflusst. Im Atlantic-Artikel wird ja selbst erzählt, wie Sokrates skeptisch gegen das Schreiben war, wie viele Leute skeptisch gegen die Druckerpresse waren. Weil das die Leute vom richtigen Nachdenken abhielte.

 

Das Internet wird die Leute nicht dümmer machen - aber die Art und Weise des Lesens und dessen, wie ich arbeite wird sich ändern.

 

Früher haben die Leute stundenlangen PRedigten zugehört. Castro war einer der Letzten, der sich in dieser Kunst geübt hat. Das kann sich heute keiner mehr erlauben.

 

Daran ist nicht nur das NEtz schuld. Schon vor dem Internet gab es den Effekt, dass junge Leute immer schnellere Schnitte in Filmen verarbeiten konnten - und diese auch forderten.

 

Hans PEter

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Das Internet wird die Leute nicht dümmer machen - aber die Art und Weise des Lesens und dessen, wie ich arbeite wird sich ändern.

 

Nein, dümmer glaube ich auch nicht, nur wenn sie es vorher schon waren ;)

Die Art und Weise des Lesens, sogar des Lebens und wie wir arbeiten, hat sich geändert. Ich merke das zum Beispiel an den Emails. Wie schön, dass Briefe jetzt so schnell befördert werden können, innerhalb von Stunden, Minuten, Sekunden ist die Antwort da. Aber hat uns das mehr Zeit eingebracht? Im Gegenteil! Vor lauter Emailslesen und -schreiben kommt man manchmal kaum noch zu etwas anderem.

Das Internet kann auf der einen Seite bereichern und Kommunikation erleichtern, auf der anderen Seite verschnellert es die Zeit, macht ungeduldiger -und vielleicht auch einseitiger. Aufgrund dieses Thredas habe ich heute abend meinen PC mal nicht hochgefahren, sondern mich mit einem dicken Buch aufs Sofa gelegt.

Die Fähigkeiten sterben also nicht vollkommen ab :D

 

Grüße

Christa

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Heute ertrinke ich in den Informationen. Das ist Fluch und Segen des Internets.

 

Ob ich den Sahnefluten von Schlaraffenland, in den Informationsfluten des Internets oder in welchen Fluten auch immer ertrinke, das wäre mir – zumindest vom Ergebnis her – ziemlich egal.  :s22

 

Aber ernsthaft, lieber Hans Peter und Mitleser:

Ich sehe wie Du Segen und Fluch des Internets.

Hier wollte ich mal eher Nachteile zur Diskussion stellen.

Vor allem die Nachteile, die sich u.U. auf uns Autoren auswirken.

Zu der Frage, ob das Internet verblödet, eine kleine Episode.

Ich werde im Internet als Depp hingestellt. Warum? Weil ich es gewagt habe, öffentlich die Urheberrechte im Internet anzumahnen. (Zusammen mit Grönemeyer, Tokio Hotel, Udo Lindenberg etc., also ich sitze gern in diesem Boot.)

Was ist das aber für eine Informationsflut, die es erlaubt, dass User mir Kommentare schicken: "Fuck the rights, we are internet". Die kapieren nicht einmal, dass sie an dem Ast sägen, auf dem sie sitzen. Ohne Beachtung des Urheberrechts würden auch all die schönen Programme irgendwann zusammenkrachen, die sie benutzen.

OK, ich greife ins Extreme, wirklich nicht alle werden durchs Internet doof.

 

Mir geht es auch mehr darum, wie das Internet unser aller Denken verändert.

Fluch der Flut.

Nach wie vor bleibt es uns nicht erspart, eine Entscheidung zu treffen. Welche Informationen treffen zu, welche sind falsch? Das heißt, das Internet enthebt mich keineswegs, eine eigene Entscheidung zu treffen. Und da finde ich schon, dass bei der Informationsflut gern übersehen wird, dass die Informationsflut einem Müllberg gleicht, wenn ich unfähig bin oder bleibe, mir eine eigene Meinung zu bilden. Allzu groß ist die Versuchung, das "BILD dir deine Meinung" ganz dem Internet, dem Mainstream zu überlassen.

Und ein weiterer Fluch der Flut.

Ich beschäftige mich nur noch mit dem Konsumieren, mit der Bewältigung der Informationsflut. Ich komme gar nicht mehr dazu, es fällt mir kaum noch ein, mich mit einem Text, mit einem Buch in eine stille Ecke zurückzuziehen, um meine eigene Phantasie spielen zu lassen, selber nachzudenken. Beim Blättern eines Buches innezuhalten, eigene Gedanken zu entwickeln.

Das Internet jagt mich, nach weiteren und noch weiteren "Informationen" zu suchen. Statt mal innezuhalten und mir (mit Andre Heller) zu sagen: Die wahren Abenteuer sind im Kopf und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo.

 

Ich verdamme gewiss nicht einseitig das Internet. Benutze es ja selber ständig und auch gerade.   :)  

Doch ich sehe die Gefahr, dass – im Gegensatz zur Lektüre eines Buches – es allzu leicht dazu verführt, sich keine eigene markante Meinung mehr bilden zu wollen oder zu können, weil die nächste Webseite wartet schon, wie auf den Junkie der nächste Schuss.

 

So, mal schön provokant: Internet eine Droge?

Ich habe mir auch schon mit Büchern die Nacht um die Ohren geschlagen. Und bin am nächsten Tag in die Buchhandlung gerannt, um von dem Autor ein weiteres Buch zu kaufen. Aber während des Lesens kam irgendwann immer mal diese Pause, wo ich anfing, meine eigenen Gedanken zum Gelesenen zu machen.

Wie jetzt beim Schreiben zum Beispiel. Ich bin nicht im Netz. Denke, schreibe so vor mich hin. Habe mir fürs Nachdenken etwas Zeit genommen. Später kopiere ich das Gedachte in den Thread.

Das ist, worüber ich mir Gedanken mache. Verleitet die Informationsflut des Internet dazu, jetzt und sofort zu reagieren? Ohne beim Lesen, gar beim Schreiben sich die Ruhe zu gönnen und sich zu befragen: Was will, was meine ich selber eigentlich.

Also die Eigenschaft, die uns Autoren beim Schreiben bewegt und wozu wir Leser anregen wollen – geht die durchs Internet flöten?

 

Wir hier im Forum führen z.T. sehr ausgiebige Diskussionen. Ich fürchte, das ist nicht die typische Kommunikation im Internet.

 

Es stimmt, was Hans Peter geschrieben hat, dass viele heutige Filme vom Schnitt her eine andere Rasanz haben als in früheren Zeiten.

Und wir kommen mit.

Aber ob wir das Gesehene (die Information) tief speichern und verarbeiten können? Ich weiß es nicht.

Bei Büchern ist es egal. Ich kann sofort oder später zurück blättern.

Bei Filmen kann ich sie mir per Video / DVD wieder anschauen. Ich mache es ziemlich oft, wenn mir ein Film gut gefallen hat.

Wie oft mache ich das im Internet? Manchmal kopiere ich mir etwas. Aber sonst? Meist Schall und Rauch. Ex und hopp.

 

Autorenforen wie Montségur können dem entgegen wirken. Auch durch eine gewisse Homogenität der Schreibenden und Lesenden. Und wie oft wird ein alter Thread "ausgegraben".

 

Ich glaube, Flut braucht Schleusen, Dämme, braucht zwischendurch ruhiges Fahrwasser. Wenn Informationsangebot fruchten soll.

Information braucht die Zeit des Verarbeitens, wie beim Lesen eines Buches, wenn sie wirklich zur In-Formation werden soll.

 

Liebe Grüße

Imre

 

PS: Besondere Grüße an Christa mit einem Buch auf dem Sofa.  :s13

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Vielleicht verhält es so, dass, weil im Internet jeder "senden" kann, der will, man erst mal so richtig merkt, wie doof unsere Spezies eigentlich ist... :s22

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Das Problem sind zu viele Impulse, die man in der Masse kaum noch verarbeiten kann und man sich deshalb gern auf möglichst "kurz" beschränkt. Verstärkt wird das durch die eigene Neugierde, da man so schnell und leicht an Informationen kommt.

 

Das ist schon ein Problem in der Arbeitswelt. In gewissen Positionen ist es nicht ungewöhnlich 50-100 Mails am Tag zu erhalten. Es nimmt enorm Zeit in Anspruch und man muss rigeros aussortieren, sonst wird man verrückt. Besonders nach einem Urlaub läuft die Mailbox über. Oft ist nur 10% von irgendeiner Bedeutung.

 

Das Internet ist so greifbar, schnell in Spiegel-Online schauen oder NY-Times oder im Montségur, usw. Man verzettelt sich so leicht und hetzt sich von einer Info zur anderen. Man könnte ja was verpassen. Das ist die neue "Blib-Kultur". Viel Stimulus, wenig Inhalt. :s22

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Das Problem sind zu viele Impulse, die man in der Masse kaum noch verarbeiten kann und man sich deshalb gern auf möglichst "kurz" beschränkt.

 

Wobei ich das Problem nicht auf das Internet beschränken möchte. Das ganze Leben wird hektischer, informationsgeladener, rasanter ...

 

Inni

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Was ist das aber für eine Informationsflut, die es erlaubt, dass User mir Kommentare schicken: "Fuck the rights, we are internet".

Ich bin jetzt 58, aber eigentlich fallen mir zu jeder Lebensphase Leute ein, die es intellektuell durchaus mit deinem Kommentator aufnehmen können ;-). Da hat AndreasE einfach recht.

 

Heute kannst du deine nichtvorhandenen Ideen viel schneller verbreiten. In den Siebzigern, als man erstmals "relativ" schnell drucken konnte, gab es Massen von Flugblättern maoistischer Gruppen, die auch nicht viel intelligenter argumentierten. Aber du musstest es auf Matrize tippen, abziehen, dich an die Ecke stellen und es den Leuten in die Hand drücken. War immens aufwändiger die eigene Dummheit öffentlich zu machen und verlangte ein hohes Maß an Idealismus ;D

 

Heute geht das alles viel einfacher.

 

Auch das Gegenteil geht viel schneller. Als der britische Premier im Golfkrieg verkündete, ein Offizier sei von Hussein-Truppen hingerichtet worden, stand eine halbe stunde später der Kommentar der Witwe im Netz. Früher wäre das erst nach Tagen aufgeflogen, wenn überhaupt.

 

Die Praktiken mancher Verlage, die man nicht nennen darf, waren früher völlig unbeachtet über die Bühne gegangen, Leute, die das kritisierten, wurden von Gerichten zum Schweigen gebracht. Heute geht das nicht mehr so leicht.

 

Rockstars lieben keine Groupies mehr, habe ich in einem Artikel gelesen. Früher konnten die Groupies nach der Nacht ein oder zwei Freundinnen von ihrer Eroberung berichten. Heute steht es am nächsten Morgen im Netz.

 

Nach wie vor bleibt es uns nicht erspart, eine Entscheidung zu treffen. Welche Informationen treffen zu, welche sind falsch? Das heißt, das Internet enthebt mich keineswegs, eine eigene Entscheidung zu treffen.

 

Ganz im Gegenteil. Die Möglichkeiten sind immens größer geworden. Früher konnte ich mich am Wochenende zwischen drei Büchern entscheiden, wenn ich Glück hatte. Heute ...

 

Allzu groß ist die Versuchung, das "BILD dir deine Meinung" ganz dem Internet, dem Mainstream zu überlassen.

Aber du findest zu allem unzählige Meinungen im Internet. Zu den aberwitzigsten Meinungen gibt es Foren. Internet bietet eine Unzahl von Meinungen an.

 

Doch ich sehe die Gefahr, dass – im Gegensatz zur Lektüre eines Buches – es allzu leicht dazu verführt, sich keine eigene markante Meinung mehr bilden zu wollen oder zu können, weil die nächste Webseite wartet schon, wie auf den Junkie der nächste Schuss.

Das ist aber auch bei Büchern so. Dass du einfach übernimmst, was da steht, weil es Mainstream ist. Schau dir an, was in den letzten vierzig Jahren im Feuilleton als "wichtige" Themen von allen diskutiert wurde. Und was davon heute wirklich Bestand hat. Wieviele da immer die gleichen Klischees widergekäut haben.

 

Aber während des Lesens kam irgendwann immer mal diese Pause, wo ich anfing, meine eigenen Gedanken zum Gelesenen zu machen.

Also ich mache mir schon Gedanken zu dem, was ich im Internet lese. Das ist nicht das Problem.

 

Eher, dass du so schnell reagieren kannst. Da schreibt man dann auch schnell was, ohne noch drüber zu schlafen.

 

Bei Büchern ist es egal. Ich kann sofort oder später zurück blättern.

Bei Filmen kann ich sie mir per Video / DVD wieder anschauen. Ich mache es ziemlich oft, wenn mir ein Film gut gefallen hat.

Wie oft mache ich das im Internet? Manchmal kopiere ich mir etwas. Aber sonst? Meist Schall und Rauch. Ex und hopp.

Das Internet vergißt nichts. Du kannst alles jederzeit nochmal lesen. Selbst wenn der Autor es gelöscht hat, gibt es Wege, es nochmals zu lesen.

 

Die Frage ist, ob du das tust. Die Konkurrenz ist einfach größer. Es gibt eben Millionen von Texten.

 

Hans Peter

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Ob das Internet doof macht, kann ich nicht beurteilen; ich stelle nur immer wieder fest, dass es blind macht.

 

Beispiel aus diesem Thread:

 

Im ersten Posting wird aus dem SPIEGEL zitiert. Innerhalb des Spiegel-Zitats steht deutlich: "hat Carr seine Abrechnung im US-Magazin "Atlantic" zusammengefasst." (Zitat aus SPIEGEL).

Zwei Postings später lese ich: "Das hat der Spiegel aus dem Atlantic geklaut."

 

Na ja, der Spiegel hat wohl nicht geklaut (schließlich gibt er die Quelle seiner Information an). Da wurde einfach nicht genau gelesen, und schwupps haben wir eine Fehlinformation mehr im großen weiten WWW.

 

Was mich im Internet die meiste Zeit kostet, ist nicht die Bewältigung der Informationsflut, sondern das Verifizieren von Informationen.

 

LG - Barbara

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Im ersten Posting wird aus dem SPIEGEL zitiert. Innerhalb des Spiegel-Zitats steht deutlich: "unter dieser Titelzeile hat Carr seine Abrechnung im US-Magazin "Atlantic" zusammengefasst." (Zitat aus SPIEGEL).

Zwei Postings später lese ich: "Das hat der Spiegel aus dem Atlantic geklaut."

 

Na ja, der Spiegel hat wohl nicht geklaut (schließlich gibt er die Quelle seiner Information an). Da wurde einfach nicht genau gelesen, und schwupps haben wir eine Fehlinformation mehr im großen weiten WWW.

Richtig, bei dem Zitat haben sie die Quelle angegeben. Allerdings stammt alles, was Imre aus dem Spiegel zitiert, aus dem Atlantic-Artikel. Dass der Spiegel-Artikel sich weitgehend auf den Atlantic Artikel zu stützen scheint (jedenfalls alles das, was ich darüber kenne), das ist auch anderen aufgefallen.

 

Scheint jedenfalls wenig eigenes Hirnschmalz darin zu stecken. Sind Artikel, die andere Artikel leicht verändert abschreiben, keine "klauen", wenn die Quelle angegeben wird?

 

Im kriminalistischen Sinne ist es sicher nicht geklaut, im umgangssprachlichen schon eher.

 

Hans Peter

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Ich gebe dir Recht, Hans Peter.

 

Das Problem ist nicht die Einheitsmeinung, à la "BILD dir deine Meinung", wie Imre sagt. Einheitsmeinungen hatten wir eher zu anderen Zeiten mit teilweise verheerenden Folgen, wie wir alle wissen. In meiner Jugend gab es zwei TV-Kanäle, Bildzeitung, Stern und später Bravo, das war's in etwa (ich übertreibe natürlich). Da wurde die Masse mental eher im Einheitsdenken geformt. Gottseidank haben wir heute eine Vielform von Meinungen, die es erlaubt, sich vielfältig zu informieren und eine eigene Beurteilung zu entwickeln.

 

Aber gerade dieser Vorteil ist auch der Fluch ----> die Über-Fragmentierung und schiere Reizüberflutung durch häufig dummes Zeug. Wenn man sich mit einem einzigen Gedanken beschäftig, kann man in die Tiefe gehen. Wenn tausend auf mich einstürmen, kann ich nur noch filtern oder zum Denken bleibt überhaupt keine Zeit mehr.

 

Andererseits ist es auch nicht so schwer, wenn sich der ewige Reiz des Neuen ein wenig abgekühlt hat, seine Prioritäten zu setzen.

 

Fernsehen ist bei mir tief runtergestuft. Ich sehe nur Vorselektiertes und das auch nur ein paarmal pro Woche. Das wilde Internet-Surfen hat sich auf einige wenige Online News reduziert, YouTube nur wenn es etwas Besonderes gibt (eine BBC Docu, z.B.), Blogs lese ich gar nicht, diese Selbstergüsse sind meist völlig uninteressant.

 

Trotzdem finde ich das Internet spannend, besonders der sofortige Zugriff auf Informationen, wenn man sie braucht. Google-Books hat mir schon manches Buch für meine Recherchen entdeckt, das ich sonst nie im Leben gefunden hätte. Und über Amazon war es in 2 Tagen da. Wahnsinn!

 

Das Internet ist ein Werkzeug. Nutzen wir es vernünftig!

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Was mich im Internet die meiste Zeit kostet, ist nicht die Bewältigung der Informationsflut, sondern das Verifizieren von Informationen.

 

LG - Barbara

 

Das trifft es genau. Es ist halt oft verführerisch, rasch mal zu "googeln".

Zurück bleibt die Unsicherheit. Und dann macht man doch noch das, was man auch gleich hätte tun können: Man zieht das gute alte Sachbuch zu Rate.

 

Mich macht das Internet nicht doof, aber oft unsicher.

 

Liebe Grüße

 

Helene

Helene Luise Köppel:  Romanreihe "Töchter des Teufels" (6 Historische Romane über den Albigenserkreuzzug); sowie Romanreihe "Untiefen des Lebens"  (6 SÜDFRANKREICH-thriller), Neu in 2022: "Abkehr".

                                         

                                 

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Allerdings stammt alles' date=' was Imre aus dem Spiegel zitiert, aus dem Atlantic-Artikel ... [/quote']

Nein. Ab "... unter dieser Titelzeile hat Carr" ist es nicht aus dem Atlantic.

 

Du hast dich explizit auf "Früher war ich ein Taucher im Ozean der Worte", schreibt der amerikanische Autor Nicholas Carr, "nun surfe ich wie ein Typ auf Wasserskiern über die Oberfläche." bezogen. Und das ist im Artikel als Zitat aus Atlantic gekennzeichnet.

 

Wenn du meinst, der SPIEGEL-Artikel als Ganzes sei abgekupfert, solltest du das deutlich sagen und nicht als Beispiel einen Satz zitieren, der innerhalb des SPIEGEL-Artikels deutlich als Zitat gekennzeichnet ist.

Ein Leser, der sich nicht weiter drum kümmert, gewinnt aus deiner verkürzten Äußerung "Das hat der Spiegel ... geklaut" den Eindruck, der SPIEGEL habe das Zitat abgeschrieben ohne es zu kennzeichnen.

Und das entspricht nicht den Tatsachen, gleichgültig, was man von Artikeln hält, die sich in weiten Teilen auf andere Artikel beziehen.

Es ist in meinen Augen ein Unterschied, ob man in einer Offline-Unterhaltung eine umgangssrachliche Bemerkung in den Raum wirft oder es im WWW tut, wo es lesbar für alle Welt stehen bleibt.

 

LG - Barbara

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Ich schätz mal, das gilt sogar für Bücher :o

 

herzlichst

jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Auch wenn's manche doof macht, ich möcht's trotzdem nicht missen. ;D

Ich finde es spannend. Und die ganze wirre Kommunikation der Kids in ihren Netzwerken ist auch nicht viel anders als der Dorftratsch am Brunnen. Nur auf breiterer Basis. Der Mensch bleibt der Mensch. Überbewerten, weder positiv noch negativ, sollte man die neuen Medien nicht, das zeigt sich immer wieder.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Und das entspricht nicht den Tatsachen' date=' gleichgültig, was man von Artikeln hält, die sich in weiten Teilen auf andere Artikel beziehen.[/quote']

 

Hallo,

 

;) es wollte eigentlich zwar nicht mein Thema werden, ob DER SPIEGEL abgeschrieben hat, aber weil mein Zitat die Diskussion in die Richtung geführt hat, zwei Anmerkungen:

Das Thema wird auf 12 Seiten abgehandelt, zitiert habe ich zwei kleine Abschnitte.

Und nun habe ich den Artikel von Nicholas Carr in "Atlantic" überflogen und kann zwischen beiden Artikeln keine nennenswerte Überschneidung feststellen.

 

Mich beschäftigt die Frage, wie weit es stimmt, dass der "Kommunikationswahn im Netz" hochnervöse Individuen hervorgebracht habe, die immer mehr erfahren und immer weniger wissen. Ähnliche Fragen wirft nicht nur DER SPIEGEL auf.

Ansonsten mit dem SPIEGEL nicht verwandt oder verschwägert  ;D

 

Wenn bei jüngeren Menschen Lesegewohnheiten drastische Veränderungen erfahren, hat das Auswirkungen auf uns Schreibende. Oder?

 

LG

Imre

Gib, gib auch nach, aber gib nicht auf.&&www.imre-toeroek.de

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Das Internet ist ein Instrument, mehr nicht. Wie jedes Instrument, ob Auto, Fernsehen oder ein Gewehr - wenn man die Distanz verliert, den Nutzen, die Wichtigkeit des Instruments nicht mehr relativiert, wird man abhängig. Ob man doof wird oder bereits ist, nun ja, schwer zu sagen. Wer abhängig wird, der (ist) wird schwach und damit immer abhängiger. Klüger macht das dann sicher nicht.

Das neue Jugendbuch: "Der Reiter des Königs"&&Homepage Burkhard P. Bierschenck

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[blue]Internet

macht Hirnzell'n weg

aba Bücher

machen klücher[/blue]

 

http://wuerziworld.de/Smilies/lol/lol27.gif  Und das gilt sogar für Bücher, die man über das Internet bestellt!

 

Ich denke nicht, dass das Internet uns dümmer macht. Ganz sicher aber verändert es unsere Gewohnheiten - was ja auch schon in anderen Postings angeklungen ist. Die Informations- und Kommunikationswege sind kürzer geworden. Man schafft mehr in weniger Zeit, baut sich dadurch viele Kontakte auf, deren Pflege allerdings dann immer mehr Zeit in Anspruch nimmt. Auf Grund der vielen Möglichkeiten, die uns das Internet bietet, und die wir unmöglich alle ausschöpfen können, wird die Aufmerksamkeit vielleicht tatsächlich geringer. Allerdings glaube ich nicht, dass es etwas damit zu tun hat, dass man sich nicht mehr lange auf etwas konzentrieren kann, sondern vielmehr damit, dass man angeklickte Seiten rasch überfliegt und alles, was unübersichtlich oder zu ausschweifend wirkt, gerne mal wegklickt.

 

Keine Dummheit - nur Zeitmangel.

 

 

Kein bisschen verdoofte Grüße

Brigitte

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Ich denke, wie beim Fernsehen gilt:

Internet macht die Doofen doofer und die Klugen klüger.

 

Ja, Rabe, so weit kein Einwand.

 

Nur dass im Fernsehen hauptsächlich geguckt (+ gehört) wird.

(Die Diskussion über segensreiche Möglichkeiten des Fernsehens und zu welchem Verblödungsmedium die Glotze hauptsächlich geworden ist - wenn man nicht sehr gezielt auswählt - können wir uns hier glaube ich sparen.)

 

Internet, Emails, Chatten, in Foren diskutieren etc. ist hauptsächlich Kommunikation mittels geschriebener Sprache. Ist Schreiben und Lesen. Und das wirft für die schreibende Zunft besondere Fragen auf.

 

Stimmt es, dass es durch den schnellen Informationsfluss im Internet die Lesegewohnheit und Konzentrationsfähigkeit sich stark verändert oder schon verändert hat? Verändert auch hin zur Oberflächlichkeit. Und zollen wir beim literarischen Schreiben dem Tribut?

Kann man einen im guten Sinne langatmigen Roman bald nicht mehr schreiben, weil das allgemeine Leseverhalten nur noch nach schnell wechselnden "kleinen Häppchen" verlangt?

 

Ein anderer Aspekt, der mich auch beschäftigt (aber ich bin nicht technisch versiert genug):

Was Hans Peter geschrieben hat, dass das Internet nichts vergessen würde. Da bin ich mir noch nicht so sicher. Was auf Papier festgehalten worden ist, das ist - von Katastrophen abgesehen - auch nach paar hundert Jahren noch lesebar. Welche Zukunft haben elektronisch gespeicherte Informationen? Klar, man kann kopieren und kopieren und immer wieder kopieren.

Aber schon aus eigener unbedeutender Erfahrung weiß ich: auf Papier getippte Manuskripte aus der Urzeit habe ich noch immer. Manches, was ich vor vielen Jahren auf Diskette gespeichert habe, und keine Zeit, keine Lust gehabt habe, zu kopieren, kann ich mit meinem heutigen PC gar nicht mehr sichern.

Aber auch bedeutendere Zeitgenossen und Einrichtungen machen sich darüber Gedanken, dass viel an schriftlicher Kommunikation einfach verloren gehen wird.

(Wahrscheinlich nicht immer schade drum. :s22)

 

Also die Frage, ob das Internet doof mache, ist in der Kürze sicherlich zu reißerisch und plakativ. (Und doof? :s22)

Aber betrachtet unter dem Aspekt, was eigentlich übrig bleibt, was von Informationen individuell im Kopf gespeichtert bleibt und was langfristig archiviert tatsächlich erhalten bleibt, in dem Sinne ist die Frage schon bedenkenswert.

 

LG

Imre

Gib, gib auch nach, aber gib nicht auf.&&www.imre-toeroek.de

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Hallo zusammen,

 

bei einer solchen Aussage muss ich immer an die Angst denken, die manche Menschen mit dem krankhaften Lesen von Bücher vor vielen Jahren hatten- die "Büchersucht". Da wurde auch das Medium für den Leser verantwortlich gemacht, und dem Leser wurde allerlei unterstellt.

Das Internet macht nicht dumm: Denn die Sache an sich ist erst einmal neutral. Entscheidend ist immer, ob man seine Nutzung aktiv gestaltet und was man konsumiert und wie man mit diesem Medium umgehen kann und welche Inhalte man auswählt.

 

Interessanterweise sind unheimlich viele Menschen im Netz unterwegs, ohne wirklich in der Lage zu sein gezielt Informationen aufzufinden und auszuwählen. Andere benutzten das Netz als Kontakt- und Konsummedium, und werden psychisch abhängig, weil sie im Netz scheinbar freier sind, als woanders. Wieder andere schauen nur Filme, laden Musik. Wieder andere beschäftigen sich mit obskuren Inhalten.

Oder anders gesagt: Letztlich macht das Internet nicht klug oder dumm. Es ist nur ein Medium.

Verändert es unsere Art Dinge wahrzunehmen, z.B. indem wir nicht mehr die Zeit haben, Bücher mit langen Sätzen zu lesen??? Nur, wenn wir das wollen. Denn man kann an der Auswahl genauso verdursten, wie am Mangel. Entscheidend ist die Fähigkeit auszuwählen, zu selektieren und eine Entscheidung zu treffen. Somit macht das Internet nicht doof, sondern die Herren schreiben das Medium aus Modegründen schlecht, indem sie es für Mängel und Fehler verantwortlichen machen, die nichts mit dem Medium zu tun haben.

Was übrigens nur eine andere Version für die Aussage ist: "Die nächste Generation ist" ungebildet, gewalttätig, schlecht erzogen... (Eine Tradition seit den alten Griechen, immer die nächste Generation schlecht zu machen). Deshalb stehen der Atlantik und der Spiegel in einer alten Tradition des selbstgefälligen Irrtums. Mein Glückwunsch.

Denn es sind die Inhalte, die wir, wenn wir sie konsumieren, uns verdummen können. Immerhin dafür haben sie ein Beispiel geliefert. Dazu nochmals meinen Glückwunsch.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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