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(Petra)

Netze knüpfen im Plot

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Liebe Leute,

wie die meisten von euch inzwischen wissen, bestehen meine Plots aus pseudobanalen, linearen Handlungen, die man in drei Sätzen zusammen fassen kann ;-) Ich schreibe also nicht diese vielschichtigen Thriller, in denen Handlung A und B mit Cliffhanger abwechseln und Nebenhandlung C und D verwoben werden. Aber die, die vielschichtiger schreiben, haben vielleicht am ehesten einen Tipp für mich.

 

Da meine Plots nur pseudobanal sind, flechte ich natürlich - vor allem die Psychologie betreffend - immer wieder Hinweise ein, die sich am Schluss zu einem Ganzen verdichten sollen.

Wem das zu theoretisch ist: Ich habe im jetzigen Opus eine Figur, die zu Beginn durch eine Art Kinderphobie auffällt... eine Sache, die zuerst im Rückblick erzählt wird. Sie ist nicht nur wichtig für das Verständnis der Handlungen dieser Frau, sondern spielt in einer kleinen Nebenhandlung eine Rolle... die das wiederum spiegelt.

 

In meinem Plot vermerke ich zwar die Grundstruktur, z.B. Kinderphobie Rückblick, Spiegelhandlung etc. Das klappt.

Jetzt ertappe ich mich aber dabei, dass ich immer dann, wenn es um Feinheiten geht, darum, so einen Strang mit dem restlichen Plot zu einem festen Netz zu verweben.. tja, dann arbeite ich nachträglich ein. Sagen wir mal, mir fällt dann im Nachhinein auf, aha, Szene 4 ist ja eigentlich ideal, um da noch mal einen Hinweis zu legen, wenn ich das und das noch einbaue. Also wird Szene 4 verhäckselt und neu geschrieben. Zum Glück schadet es dem Plot nicht, weil die Grundstruktur ja steht.

 

Mir gefällt das aber nicht. Weil ich dabei zu viel Arbeit habe und faul bin. Mein Ideal wäre, dass mir das gleich zu Anfang einfallen würde, so dass ich es in den Plot schreiben kann.

 

Lange Rede... endlich die Frage:

Diejenigen von euch, die sowas voll durchplanen, bevor sie schreiben: Habt ihr irgendwelche Techniken, schon so früh auf diese Erleuchtungen zu kommen? Wo liegt da noch Lernbedarf für mich? Kann man so ein Netz nicht gleich ausdenken und dann schreiben?

 

Oder bin ich vielleicht gar nicht so alleine mit meinem Problem? Wie geht ihr damit um, wenn es gilt, Fährten zu legen, Hinweise zu verstecken?

 

Neugierige Grüße,

Petra

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Liebe Petra,

 

nein, Du bist gar nicht allein  http://www.kiki-net.de/smilies/liebe/streicheln.gif.

 

Einen ganzen Roman gleich derart durchplanen, daß sämtliche Erleuchtungen bereits miteingeplant sind - das halte ich für unmöglich.

 

Du kannst die Personen und die Handlung und sämtliche Nebenstränge vorher noch so gut kennen, beim Schreiben (oder spätestens beim ersten Korrekturlesen) wird Dir immer noch  :s20 ein Blitzeinfall kommen oder eine Erleuchtung, eine Winzigkeit, die bislang fehlte, ein Nebensatz, der schon ein paar Seiten vorher seinen Platz gehabt hätte... und so weiter.

 

Aber ich bin jetzt auch mal neugierig, was andere sagen. Andreas z. B. hat ja ein höchst ausgetüfteltes Planungssystem - und vielleicht einen Tip.

 

Gruß

Jan

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Liebe Petra,

eigentlich darf ich dir gar nicht antworten, denn Gheron und ich planen nicht fest durch. Das würde der Geschcihte die Luft abschnüren. Natürlich müssen Fäden, die sich ergeben, vorne wieder verknüpft werden. Das ist einer der Gründe, aus denen wir überarbeiten und immer wieder überarbeiten. Wenn du den Roman in eine Klammer zwängst, weil von Anfang an alles stimmen muß, würgst du ihn ab.

 

Arbeite lieber etwas chaotisch auf das Ende zu, welches du dir vorstellst. Das ist das einzig Wichtige. Der Anfang und das Ende müssen stehen, alles andere ergibt sich daraus

 

Gruß

Sysai

 

 

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Liebe Petra,

 

ich weiß gar nicht, wie das anders funktionieren soll.

Ich versuche auch, möglichst alles im Vorfeld zu Planen, setze schön brav meine Plot Points, habe für diese Figur das und für jene Figur jenes im Sinn, so dass ich eigentlich nur drauf los schreiben müsste ... und kaum fange ich an, machen diese dämlichen Charaktere etwas, das eine Verbesserung hier und ein Verschieben da nötig macht. Natürlich ist das nervig, aber auch ungemein spannend, oder? ;-)

 

Trotzdem bin ich natürlich gespannt auf das von Jan angesprochene Planungssystem. Denn wenn´s einfacher ginge... hach, das wäre auch was :-)

 

Viele Grüße,

Heiko

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Falcon Peak - Wächter der Lüfte. Ein spannendes Fantasy-Abenteuer für Jungen und Mädchen ab 10 Jahren und jung gebliebene Erwachsene. ArsEdition, 01.03.2021

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Ich? ... Also ... äh .... ich habe die Frage nicht verstanden :s09

 

Nein, im Ernst, was könnte ich da für einen Tipp geben ... hm ...

 

Mein Dokument, in dem ich das Buch plane, ist ein lebendes Dokument. Das bedeutet, dass ich zwar, wie schon beschrieben, alle Stränge und einige ihrer Eigenschaften oder Funktionen auf diese Weise vorher plane und verflechte, aber diese Planung wird nach hinten hin immer unschärfer. Während ich dann schreibe, und dieses Konzept von vorne nach hinten abarbeite, dann passe ich z.T. auch jenen Teil des Konzeptes an, der in der Zukunft liegt, wenn ich z.B. gerade etwas ungeplant in bestimmter Weise geschrieben habe, und dies zu einer anderen Konseqeunz in der Zukunft führen wird/soll.

Wenn ich eh' noch darin herummfummle, warum dann planen, fragt man sich jetzt vielleicht. Nun, der Vorteil liegt darin, dass man sich zwingt, von Anfang an, eine vollständige Konzeption aller Stränge und ihrer Interdependenzen zu entwickeln. Wenn man dann später daran justiert, hat man alle Bausteine vor sich und vergisst nichts davon.

Also, Petra, auch bei mir entwicklen sich viele Ideen ad hoc, und ich flechte plötzlich etwas ein, weil's gerade passt oder weil ich an der Stelle eine bessere Idee habe. Das Konzept ist nicht so präzise, dass es sämtliche Ideen und Kleinigkeiten bereits enthielte.

Der Unterschied zu deinem Vorgehen ist: ist passe immer nur das Jetzige und das Künftige an, nie das bisher geschriebene. Das, was geschrieben ist, ist quasi passiert, unumstößlich, und es ist das, von dem aus ich weiter arbeiten muss.

Nachträgliche Einfügungen oder Umbauten geschehen am liebsten gar nicht oder erst, wenn alles Andere fertig ist. Und auch dann nur ungerne, weil die Konsequenzen für den Rest des Buches mitunter sehr komplex sein können. Personen würden andere Dinge wissen, sich anders verhalten, andere Dinge sagen, Dinge würden anders ablaufen, andere Folgen haben, etc.

Wie im wahren Leben auch: nicht die Vergangenheit ändern wollen (was wäre gewesen, wenn ...), sondern stets das Beste draus machen und das Ziel immer wieder neu justieren. Mithin entstehen bei diesem Vorgehen auch gar nicht erst so viele Änderungswünsche.

 

Andreas

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Liebe Petra,

 

wie gut, dass Du diese Frage stellst, die geht mir nämlich auch im Kopf rum :-)

 

Also, eigentlich habe ich für ein Romanmanuskript so gut wie alles geplant, bevor ich anfange zu schreiben.

"So gut wie" heißt, ich lasse schon noch Raum für Unvorhergesehenes, aber das muss sich dann in meinen Plan einfügen.

 

Bei meinem Krimi-Projekt ist das, wie schon erwähnt , ganz anders. Nachdem ich stundenlang versucht habe, alles festzuzurren, lasse ich jetzt die Leinen los. Den Anfang habe ich, das Ende habe ich, und der Rest muss sich jetzt beim Schreiben entwickeln. Sonst werde ich ja nie fertig ;)

 

Dankeschön an Sysai, für diesen Tip!

 

Stressbefreite Grüße

Ellen

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Liebe Leute,

das ist ja hochinteressant!

Ellen, an deinen Romananfang und was du vor dir hast, musste ich bei meiner Frage auch denken - ich bewundere Leute mit vielsträngig verwobenen Superplots maßlos. Krimi ist für mich das höchste in der Hinsicht...

 

Andreas, dafür, dass du meine Frage nicht verstanden hast, hast du mir doch die richtige Antwort gegeben. Denn deine Ausführungen in den Plot-Threads (hatte wohl Jan gemeint) hatten mich zutiefst verunsichert und ich hab mich gefragt: Wie macht der Mann das bloß, jedes Detail im Voraus zu wissen? :o Jetzt nach deiner Beschreibung, sehe ich, dass wir sehr ähnlich arbeiten. Nur nehme ich mir auch heraus, mal zwei Seiten vorher Vergangenheit zu ändern ;-)

 

Also... ich hab das jetzt so gemacht... im Kapitel vorher eine unwichtige Figur auftauchen und verschwinden lassen, die genau transportierte, was ich immer wieder verdeutlichen will bei einer Figur. Es waren erstaunliche zwei Sätze nötig, die Vergangenheit blieb trotz des Eingriffs in diesselbe ungestört, aber die Zukunft hat mehr Stringenz.

 

Kurzum.. an alle: ich bin heilfroh, dass ihr alle so offen arbeitet und ich weiter bei meiner Methode bleiben kann, ohne Komplexe zu bekommen ;-) Denn die hatte ich massiv nach unseren Plot-Technik-Diskussionen.

sysai, du hast das gut auf den Punkt gebracht.

 

Schöne Grüße,

Petra, nach glücklich verlaufenem nachträglichen Eingriff...

 

PS: Jan, du bist süüüß. :o Du hast das gleiche Patschehändchen wie Donald Duck. :s06

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Hallo zusammen,

 

ich bin in der Hinsicht ein Idiot. Bei meinem ersten Roman habe ich mich verlaufen, weil ich nichts wirklich geplant habe, und mich von den Figuren (an der Nase) habe führen lassen.

Beim nächsten Versuch habe ich dann jedes Detail festgeschrieben, hatte 35 Seiten Planung, nur keine Lust den Roman zu schreiben. Zu verplant halt.

 

Seitdem reduziere ich die Planung auf den ersten Satz, Und beginne dann mit der ersten Szene und den Figuren. Meist entwickelt sich dann ein ziemlich grobes Konzept von ca. 1 Din4 Seite.

Und während ich schreibe, entwickelt sich aus dem Bestehenden der Rest, wobei ich dann immer wieder an bestimmten Stelle hake- bis ich die "richtige" Lösung gefunden habe. Und irgendwann, nach vielleicht 30 Seiten, weiß ich: es paßt oder es paßt nicht. Und die Story steht als Grundgerüst.

 

Gut, daß Petra gefragt hat- so halte ich mich wenigstens für nicht ganz so bescheuert...

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Hallo!

 

Also ich kann Sysai nur beipflichten. Anfang und Schluss müssen stehen, alles andere ergibt sich.

 

Ich mache aber noch etwas. Vorab schreibe ich einen "Klappentext" für mich selbst. Das ist die grobe Richtschnur. Und für jedes Kapitel mache ich mir dann ein Mini-Exposé, eigentlich nur eine Stichwortsammlung, chronologisch geordnet, in der steht, was alles in dem Kapitel vorkommen soll. Eine Art Checkliste. Und dann lege ich los, und da meine Figuren eh selbst am besten wissen, was sie tun, lasse ich ihnen eine Menge Spielraum. Glücklicherweise ist dann am Ende das Kapitels alles drin, was drin sein muss. Und manchmal sind auch ein paar Punkte auf meiner Checkliste weggefallen oder ganz anders als erwartet. Aber das Ergebnis stimmt doch.

Und so bin ich bisher immer gut zurecht gekommen.

 

Halt, eines plane ich doch sehr detailreich und benötige auch eine Menge Zeit dafür:

Den Schauplatz und, vor allem bei historischen Romanen, die Epoche. Aber das wäre ein anderer Thread ...

 

Liebe Grüße

Petra Schier

Petra Schier / Mila Roth: Zwei Namen, eine Autorin - Lesefutter für (fast) jeden Geschmack

 

www.petra-schier.de +++++++ www.mila-roth.de

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Hallo Namensvetterin ;-)

Ich vermute ganz frech, dass Sysai schon ein wenig mehr im Kopf hat als Anfang und Ende, schließlich verkauft sie ja ganze Geschichten ;-)

 

Und so ist es auch bei mir: Mein Exposé ist mir das verlässlichste Grundgerüst, weil ich erst nach Vertrag schreibe. Blöde wird es nämlich, wenn die Werbeabteilung noch die alte Datei herumschwirren hat und den Klappentext bastelt, sich aber das Expo grundlegend verändert... Ist mir zwar noch nicht passiert *toitoitoi*, aber ebenfalls aus Faulheit will ich es nachher nicht so sehr umschreiben müssen ;-)

 

Thomas, wenn du ein Idiot bist, bin ich es erst recht. Ihr müsstet mal all die Textleichen auf meiner Festplatte sehen, heute teilweise nicht mal mehr im neuen System konfigurierbar... ich wusste früher nicht mal, dass es einen Plot gibt...

 

Schöne Grüße,

Petra

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Hallo Namensvetterin ;-)

Ich vermute ganz frech, dass Sysai schon ein wenig mehr im Kopf hat als Anfang und Ende, schließlich verkauft sie ja ganze Geschichten ;-)

 

Liebe Petra,

das stimmt mal und stimmt mal nicht. Inzwischen verkaufen Gheron und  ich auch drei-Zeilen-Ideen, wie bei unseren letzten Verträgen. Aber demnächst wird wieder ein fertig geschriebener Roman verlangt, bevor wir den Vertrag dazu bekommen. Das kommt bei uns auf Genre, Thema und Verlag an.

 

Natürlich müssen wir mehr über einen Roman wissen, wenn wir ihn beginnen, als Anfang und Ende - nämlich die Zeit und die politischen und sozialen Verhältnisse, also den historischen Hintergrund und die wichtigsten Orte. Einiges wird auch während des Schreibens noch recherchiert.

 

Liebe Grüße

Sysai  

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Hallo Petra,

 

nach überstandenem Urlaub melde ich mich hiermit zurück. ;-)

 

Ich bin auch eine von denen die nicht die ganze Geschichte vorher durchplanen. Natürlich habe ich schon einige Ideen, meist zum Anfang, zum Höhepunkt, den Charakteren, der Landschaft, etc., aber alles andere kommt beim Schreiben. Und da kann es durchaus vorkommen, dass plötzlich Personen auftauchen, die gar nicht eingeplant waren oder etwas Unerwartetes geschieht, das die Zukunft verändert (obwohl meine Idee für den Höhepunkt meist unumstößlich ist). Diese Sachen flechte ich dann mit in die Handlung ein, allerdings ist es nur selten nötig dazu noch was in der Vergangenheit zu ändern. (Glücklicherweise, denn ich ändere nicht wirklich gern.)

 

Ich sehe es einfach so: der Leser muss nicht alles von Anfang an wissen, sondern die Informationen zu den Personen und zur Handlung werden ihm erst nach und nach zugefüttert. Also kann man auch gut zwischendurch unerwartet die Richtung wechseln, dann wird es dem Leser wenigstens nicht langweilig. (Was natürlich nicht für Dinge gilt, die nun überhaupt nicht in die Geschichte hineinpassen, da müsste man sich dann überlegen, ob man nicht noch einmal ganz von vorne anfängt, oder die Idee verwirft).

 

Viele Grüße,

 

Kokopelli

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