Andrea S. Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Es wurde hier in den letzten Tagen wieder einmal sehr ausgiebig über Kriterien diskutiert, die einen Roman zum Erfolg führen: Recherchetiefe, Umfang, Spannung, Plot, Heldenrollen usw. Eines wird m. E. bisher nicht beachtet, und das ist ein Kriterium, das über alle Genres gleich wichtig ist, nämlich die Stilsicherheit des Autors. Genau daran übrigens scheitern viele Manuskripte, denn gleichgültig wie originell der Stoff ist, den der Autor verarbeitet, wenn die Holprigkeiten überhand nehmen, wird das Ms abgelehnt. Was ist Stilsicherheit? Wie kann man sich darin verbessern? Hier ein Beispiel aus der eigenen Werkstatt, bei dem mir meine (im Übrigen sehr stilsichere) Lektorin ein Wort bemängelt hat. Welches? Alyss rang einen Augenblick mit sich, denn die Gelegenheit war günstig, ihrem Vater zumindest einen Teil ihrer Sorgen anzuvertrauen. Doch dann entschied sie sich dagegen. Ivo vom Spiegel war ein Mann von Macht, Einfluss, Reichtum und Charisma. Würde sie von Arndts krummen Geschäften sprechen, wäre ihr Gatte schon bald nichts weiter als eine Schliere Hühnerkacke im lehmigen Boden ihres Hofes. Grundlegend hatte sie gegen diese Vorstellung nichts einzuwenden, aber sie wollte diesen Zustand aus eigener Kraft herbeiführen. Daher lehnte sie sich nur stumm an ihren Vater und genoss das Gefühl der Geborgenheit, als er sie fest mit den Armen umschloss. Stilvoll grüßt Anna Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Christine Spindler Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Hühnerkacke? Ratende Grüße Christine Hört mal rein in meinen Podcast: https://anchor.fm/tinazang Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Susanne Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Och, warum nicht, im Schlamm. Mir kommt "grundlegend" zu sachbuchtextig vor. Und bei Charisma frage ich mich, in welcher Zeit der Roman spielt, ob es da gebräuchlich war. Nettes Ratespiel, jedenfalls. Danke, Anna. Liebe Grüße, Susanne "Books! The best weapons in the world!" (The Doctor) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
MelanieM Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Ich bin bei "Schliere" hängengeblieben, war aber rein subjektiv. Gruß, Melanie Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
SabineW Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Charisma. Nen Fuffi drauf! Sabine Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
MelanieM Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Aber Charisma ist ein altes Wort aus dem Griechischen. Gruß, Melanie Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Helene Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Ein Mann "von Charisma" ? Eher ein Mann "mit Charisma" - oder? Liebe Grüße Helene Helene Luise Köppel: Romanreihe "Töchter des Teufels" (6 Historische Romane über den Albigenserkreuzzug); sowie Romanreihe "Untiefen des Lebens" (6 SÜDFRANKREICH-thriller), Neu in 2022: "Abkehr". Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Andrea S. Geschrieben 23. Juli 2008 Autor Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Eins war richtig - aber ich sach noch nicht welches! Ach so - die Szene spielt 1402 Und was versteht Ihr nun unter Stilsicherheit? (Wenn ich eine einprägsame Definition hätte, würde ich sie hier hinschreiben.) Anna Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Juliane Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Mein Tipp: Grundlegend. Da hake ich einfach im Text. Da stand bestimmt früher "grundsätzlich" und "grundsätzlich" steht auf der internen Blacklist (tut's zumindest bei mir, ich benutze es ständig da, wo's nicht hingehört und versuche, es irgendwie zu umgehen ...) LG, Juliane P.S.: Stilsicherheit? Hmmm ... Es hat viel damit zu tun, dass man sich (a) des eigenen Stils sicher ist, (b) korrektes Deutsch schreibt und © seine Lieblingswörter nicht zu breit streut. Siehe persönliche Blacklist Julie Peters Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
MelanieM Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Wobei es natürlich eine interessante Frage wäre, ob Stilsicherheit bedeutet, dass man nur Worte benutzen darf, die um 1400 schon in Gebrauch waren. Grundlegend ist ja laut Wörterbruch der Gebrüder Grimm tatsächlich erst seit dem 19. Jahrhundert in dieser Endung in Gebrauch. Aber das sind viele andere Worte, die wir in unserer heutigen Sprache verwenden, u.a. auch in historischen Kontexten, auch. Gruß, Melanie Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
SabineW Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Charisma fällt nach meiner Empfindung als einziges aus dem Rahmen. Die meisten als zu modern empfundenen Wörter kommen ja aus dem Lateinischen oder Griechischen. Äh, glaub ich jetzt, ich habs nicht nachgeprüft. "Grundlegend" stört mich dagegen gar nicht, auch über ein "Grundsätzlich" würde ich nicht stolpern, obwohl das schon einen Tacken auffälliger ist - das käme auf den Satz an. Ansonsten stimm ich aber Juliane zu. Sabine Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
MelanieM Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Ich bin beispielsweise über "Schliere" gestolpert, weil ich einerseits den Vergleich sehr schön fand, aber andererseits habe ich dabei immer das moderne Bild der Schliere vor Augen, das in Physik, Chemie und Medizin verwendet wird, obgleich ich weiß, dass es ein alter Begriff ist. Deshalb habe ich ja auch von meiner Subjektivität gesprochen, die mich beim Lesefluss bremste. Grundlegend oder Charisma waren für mich gewöhliche Worte, die zeitlos sind. Vielleicht bedeutet Stilsicherheit auch, den Leser im Fluss zu lassen und gar nicht mehr wahrnehmen zu lassen, dass es sich um aneinandergereihte Buchstaben statt Kopfkino handelt. Gruß, Melanie Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
ClaudiaSG Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Das ist ja interessant. Wie Christine hätte ich zuerst "Hühnerkacke" vermutet. Aber die Ausführungen zu "Grundlegend" wirken überzeugend. Liebe Grüße Claudia Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
AstridV Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Ich schwanke noch zwischen "Grundlegend" (warum nicht ganz einfach "Eigentlich"?) und der Hühnerkacke. Meine Homepage Rabenzeit 1 gibt's als E-book und gedruckt bei Amazon. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Juliane Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 "Eigentlich" ist ein ganz böses Wort, finde ich. Ich benutze es ständig, aber ich mag es nicht. (Blacklist, Blacklist!) Statt "grundlegend" würde sich hier "im Grunde" anbieten, aber das ist ja mal sehr subjektiv Liebe Grüße Juliane Julie Peters Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
SabineW Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 "Eigentlich" nutzen viele Autoren spärlich, manche benutzen es gar nicht. Ich glaube, das liegt daran, weil es eigentlich nichts aussagt. Ich nehms schon, aber selten eigentlich. Sabine Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
eva v. Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Ich würde sagen: grundlegend. Aber nicht, weil es anachronistisch wäre, sondern weil es eine andere Bedeutung hat als das, was gemeint ist: grundsätzlich. LG, eva v. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
MelanieM Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Tatsächlich sagt eigentlich aber eine Menge aus, sonst würde es nicht so oft in der Umgangssprache verwendet. Man will sich nicht festlegen - "eigentlich" lässt dir immer das Hintertürchen offen. Darf der Prota sich das Hintertürchen nicht offen lassen ? Gruß, Melanie Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Andrea S. Geschrieben 23. Juli 2008 Autor Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Stilsicherheit ist ein wichtiges Beurteilungskriterium für Texte aller Art, aber – soweit ich es erkennen kann – ein ausgesucht schwammiger Begriff. Ich habe mal gegoogelt und dieses hier wenigstens zu Stil gefunden: Ein Stil bildet sich durch die - nicht immer bewusste, aber stets kohärente - Auswahl, Bewertung und Anwendung bestimmter Ausführungsmerkmale. … In der Sprache handelt es sich bei Stil um diejenigen Merkmale einer Äußerung oder eines Textes, die nicht die Bedeutung betreffen, sondern nur die Art und Weise, wie diese Bedeutung versprachlicht wird. Die gleiche Bedeutung kann auf unterschiedliche Art und Weise, also mit unterschiedlichem Stil versprachlicht sein. … Der Stil wird von dem Genre maßgeblich bestimmt, in dem geschrieben wird, so kann etwa der Stil im Genre des Zeitungsartikels beispielsweise wissenschaftlich oder politisch motiviert sein. Stil sollte man ja uch in anderen Lebensbereichen beweisen, und so ist es beispielsweise schlechter Stil, zu einem Bewerbungsgespräch für eine Führungsposition und Jeans und T-Shirt zu erscheinen oder im Restaurant dem Nachbarn auf den Teller zu grapschen. (Stilsicher ist man da nur, wenn man es mit Stäbchen macht.) Ach ja, die Hühnerkacke natürlich. Ein Lapsus, den ich schnellstmöglich korrigiert habe. Christine und Claudia haben den Blumentopf gewonnen!http://smilies.montsegur.de/29.gif Glückwunsch Anna Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
SabineW Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Mist, Maria! 50 Euro verloren. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
SabineW Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Darf der Prota sich das Hintertürchen nicht offen lassen ? Meistens kann man es streichen, und es macht die Aussage nur klarer. Kommt auch drauf an, wo es sitzt, in der direkten Rede störts weniger. Sabine Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Ulf Schiewe Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Mich stört "grundlegend". Es bedeutet ja so etwas wie schwerwiegend, von fundamentaler Bedeutung. Ich würde "im Grunde" bevorzugen. Eher im Sinne von in Wirklichkeit, in Wahrheit, oder wenn man es genau betrachtete, im tiefen Grunde der Seele , eigentlich. Im Grunde wäre mir lieber. LG Ulf Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
(9Rabem) Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Jetzt ist das Ratespiel schon vorbei. Ich hätte auch auf "Grundlegend" getippt, danach auf Charisma. Hühnekacke finde ich absolut in Ordnung. Schließlich haben die anscheinend einen Hof, da wird die Protagonistin doch an Hühnerkacke denken dürfen (halte ich für wahrscheinlicher als an Charisma). Ohne Hühnerkacke kommt mir der Text "weichgespült" vor. Und ich fange jetzt nicht wieder damit an, dass auch in solchen Details zielgruppengerecht lektoriert wird und die Angst besteht, dass Hühnerkacke, die vorgestellte HR-Leserin erschrecken könnte. Nein ich bin ganz still ...zumindest fast Rabe Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
MelanieM Geschrieben 23. Juli 2008 Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Warum ist Hühnerkacke der Lapsus? Weil das umgangssprachliche "Kacke" vorwiegend nördlich der Mainlinie verwendet wird ? Hast du es dann in "Hühnerkot" umgemodelt? Ansonsten fand ich Evas Begründung zum grundlegend am nachvollziehbarsten, denn es stimmt - grundlegend ist etwas anderes als "Im Grunde" oder "grundsätzlich" oder "eigentlich". Gruß, Melanie Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Andrea S. Geschrieben 23. Juli 2008 Autor Teilen Geschrieben 23. Juli 2008 Woran man mal wieder sieht, was Stilsicherheit bedeutet - sowohl mir, der Verusacherin - als auch der Lektorin - ist die Hühnerkacke aufgestoßen. Ist jetzt Hühnermist. Und jetzt fragt mich nicht, warum. Weil es nicht zu meinem Stil gehört, nehme ich an. Weil im ganzen Text solche Derbheiten allenfalls in der wörtlich Rede bestimmter derber Personen vorkommen. Haarspaltereien um im Grunde, grundlegend, eigentlich etc. haben damit wenig zu tun, die säubert später der Redakteur. Aber nun helft mir doch mal, den Begriff Stilsicherheit treffend zu beschreiben. Ich halte das nämlich für wichtig. Aufmunternd Anna Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...