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(Claudia)

Groß- und Kleinschreibung

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Hallo zusammen!

Da ich das hier für Basiswissen halte, poste ich mal hier - bitte gegebenenfalls verschieben.

Vielleicht existiert auch schon ein Thread dazu, obwohl ich nichts finden konnte.

 

Es geht um Groß- und Kleinschreibung. Wie ist es nun, nach der neusten Reform, korrekt?

 

Laut Duden, 24. Auflage heißt es: der Einzige, und das Beispiel dort auch: Peter ist unser Einziger.

 

Nun hält sich in meinem Kopf aber hartnäckig das Gerücht, wenn sich so ein Einziger auf einen Peter bezieht, müsse der klein sein.

Das selbe Problem habe ich mit der Letzte, der Erste, Einzelne (etwa: viele Menschen standen vor der Tür, Einzelne kamen herein) und all diesen Wörtchen.

 

Und dann noch eine Frage:

Er ging, ohne zu frühstücken, zur Schule. Sind die Kommas richtig? Müssen oder können sie sein? Ich bin da immer noch unsicher, wenn solche Ohneteile so knapp in Sätze eingefügt werden.

 

selbstlektorierende Grüße

Claudia

 

[Edit - Habe den Titel dem Thema angepasst - Thot]

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1. Substantivierung

 

a) "Peter ist unser Einziger."

"Einziger" bezieht sich nicht auf Peter, sondern auf "Sohn". Folglich wird "Einziger" in obigem Satz großgeschrieben, da es kein Substantiv gibt, auf das sich "Einziger" bezieht.

Dasselbe gilt für:

b) "Wir zerstören unsere Umwelt. Jeder Einzelne ist für einen verantwortungsvollen Umgang ... "

Regel: § 57 (1): Substantivierte Adjektive und adjektivisch gebrauchte Partizipien werden großgeschrieben.

 

Anders in folgendem Zusammenhang:

a) "Wir hatten drei Söhne. Zwei starben, jetzt ist Peter unser einziger."

Hier bezieht sich "einziger" auf "Söhne" und wird kleingeschrieben.

b) "Viele Menschen standen vor der Tür, einzelne kamen herein."

Hier bezieht sich "einzelne" auf "Menschen" und wird kleingeschrieben.

Regel: § 58 (1):Adjektive, Partizipien und Pronomen, die sich auf ein vorhergehendes oder oder nachstehendes Substantiv beziehen, schreibt man klein.

 

2. Kommasetzung

 

"Er ging, ohne zu frühstücken, zur Schule".

Regel: § 75 (1): Infinitivgruppen werden durch Komma abgetrennt, wenn sie mit [red]um, ohne, statt, anstatt, außer, als[/red] eingeleitet werden.

 

Anm.: Die Paragraphen finden sich im amtlichen Regeltext (vollständiger Abdruck im Duden-Anhang). Ich habe nur auszugsweise zitiert und mich dabei nur auf die von Claudia genannten Fragen/Satzbeispiele bezogen. Die Paragraphen sind wesentlich länger und umfangreicher als zitiert, im Einzelfall können u.U. auch andere als die genannten Regeln angewendet werden.

Das kann man dann jeweils nur am konkreten Satzbeispiel zeigen.

 

LG - Barbara

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Danke, Barbara.

Aber ab wann bezieht sich ein Einziger noch auf die Söhne aus deinem Beispiel? Ist das bloß innerhalb eines Satzes so, bzw. dann, wenn der nächste Satz direkt folgt? Oder darf sich der einzige Sohn (der Einzige) auch noch etwas weiter entfernt aufhalten, sofern der Bezug auf die Söhne klar ist?

 

LG

Claudia

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Hallo Claudia, der Bezug muss klar erkennbar sein, die Entfernung der kleingeschriebenen Substantivierung vom Bezugswort spielt dabei eine untergeordnete Rolle:

 

Beispiel:

Auf der Stange hingen viele hübsche Kleider. Ich konnte mich kaum entscheiden, welches ich nehmen sollte - das gelbe, das grüne? Ich zog alle nacheinander an, wobei ich feststellte, dass mir das blaue eigentlich am besten gefiel. Gekauft habe ich dann das schwarze, weil ich mich für keine Farbe entscheiden konnte.

Den Kauf bereute ich aber schon auf dem Nachhauseweg, denn eigentlich hatte mir ja doch das blaue am besten gefallen.

 

Anm.: Möglich ist das, rein grammatisch betrachtet. Schöner fände ich es, im letzten Satz das Bezugswort zu wiederholen und zu schreiben: "... denn eigentlich hatte mir ja doch das blaue Kleid am besten gefallen."

Doch keinesfalls darf man im letzten Satz "das Blaue" schreiben, denn es bezieht sich nach wie vor und trotz größerer Entfernung auf die Kleider im ersten Satz und bleibt "das blaue", kleingeschrieben.

 

LG - Barbara

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Noch mal zur Klarstellung: Klein geschrieben wird so ein >Bezugswort< wie das blaue oder der einzige, wenn zuvor ein Wort genannt worden ist, auf das sich das Wörtchen bezieht. Also Kleid oder Söhne.

Groß geschrieben wird das Wort, wenn dieses Bezugswort ersatzlos weggefallen ist.

Wie: Peter ist unser Einziger. (Da ergänzt man gedanklich ja unser einziger Sohn, Sohn taucht aber im Satz - Absatz - nicht auf.)

Richtig?

 

Und ab einer gewissen Entfernung zum Ursprungswort (Söhne/Kleid) empfielt es sich wie beim Kleid das Wort zu wiederholen.

 

Langsam steig ich da durch, obwohl ich im konkreten Fall immer wieder schwimme.

LG

Claudia

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Und hier bin ich schon wieder aufgeschmissen:

Sie sahen sich an. Er sah als e(E)rster weg.

 

Was gilt nun hier?

Bezug wäre doch >sie< = die zwei, die sich anschauen. Also klein?

 

Fragende Grüße

Claudia

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Richtig ist:

Sie sahen sich an. Er sah als Erster weg.

 

Es handelt sich nicht um ein substantiviertes Adjektiv mit Bezugswort, sondern um das Thema "Ordnungs- oder Ordinalzahlen" ...

Die dazugehörige Regel lautet: Ordnungszahlen sind großzuschreiben.

Klein werden sie nur dann geschrieben, wenn sie als attributiv gebrauchte Adjektive verwendet werden, d. h. als Beifügungen vor einem Substantiv stehen: der erste Mensch, die zweite Heimat ...

In diesem Fall gilt wieder:

Der erste Tag brachte Sonnenschein, der zweite Nebel, der dritte Schnee.

 

Substantivierungen, bzw. Groß- und Kleinschreibung sind ein weites Feld. Man kann oft nur am konkreten Beispiel sagen, welche Regel Anwendung findet.

 

Noch mal zur Klarstellung: Klein geschrieben wird so ein >Bezugswort< wie das blaue oder der einzige, wenn zuvor ein Wort genannt worden ist, auf das sich das Wörtchen bezieht. Also Kleid oder Söhne.

Im Prinzip ja, nur etwas unklar formuliert.

Das Bezugswort ist das Substantiv, auf das sich z.B. das substantivierte Adjektiv bezieht (Bezugswort=Substantiv), es kann vor- oder nachstehen:

Bezugswort (Kleider) steht vor: Alle Kleider gefielen mir, vor allem das gelbe.

Bezugswort (Kleider) steht nach: Das gelbe gefiel mir von allen Kleidern am besten.

 

Groß geschrieben wird das Wort, wenn dieses Bezugswort ersatzlos weggefallen ist.

Ja. Oder wenn kein Bezugswort existiert.

 

Und ab einer gewissen Entfernung zum Ursprungswort (Söhne/Kleid) empfielt es sich wie beim Kleid das Wort zu wiederholen.

Das war nur ein Tipp, rein grammatisch musst du nichts wiederholen, solange der Bezug besteht.

 

LG - Barbara

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Hallo Barbara!

Du bist genial! Vielen Dank für diese Erklärungen!

Wenn du wüsstest, wie sehr ich mich mit dieser leidigen Groß- und Kleinschreibung abquäle. Ansonsten bin ich wirklich nicht doof  ;), aber das ...? Das war schon während der Schulzeit ein rotes Tuch für mich!

 

Ich hab mal in dein Profil geschaut und nun ist mir klar, warum du so firm bist.

 

Mal schauen, wann ich beim Durchackern meines Textes auf das nächste unverständliche Groß/Klein stoße...

 

Ganz liebe Grüße

Claudia

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Hallo Barbara, hallo Claudia,

 

ich habe mit großem Interesse euren Austausch verfolgt und danke dir, Barbara, für die Klärung der Fragen, die du, Claudia gestellt hast, als wären sie meine eigenen (klein geschrieben, da das Bezugswort "Fragen" schon da steht).

 

Liebe Grüße,

Heike

www.heike-schulz.com "Hexengesicht", Schwarzkopf & Schwarzkopf "Anpfiff dritte Halbzeit", Schwarzkopf & Schwarzkopf

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Mit Groß- und Kleinschreibung habe ich nicht solche Probleme wie mit Getrennt- und Zusammenschreibung. Da raufe ich mir ständig die Haare.

Die Unterscheidung "kleingeschrieben" (zusammengeschrieben = drückt aus, dass etwas mit kleinem Anfangsbuchstaben geschrieben wird) und "klein geschrieben" (getrennt geschrieben = drückt aus, dass etwas in kleiner Schrift geschrieben wird) ist mir mittlerweile klar.

Aber ansonsten ...

Ich muss da ständig im Duden blättern. Um nicht zu sagen: bestimmt zwanzigmal am Tag. Oder zwanzig Mal, je nach Betonung.

Und das finde ich manchmal (oder wahlweise manches Mal) zum In-die-Fingernägel-Beißen!

(Vor allem, wenn im Duden steht: "... wird in der Regel ..." Da weiß ich schon, dass das u. U. einige Blätterei bedeuten kann, mit offenem Ende manchmal.)

"Getrennt geschrieben" wird getrennt geschrieben, weil "getrennt" ein Partizip ist. Und "zusammengeschrieben" wird zusammengeschrieben. Außer ich bin z. B. in einer Schreibgruppe und wir haben noch nie zusammen geschrieben ...

Na ja - Hauptsache: Zusammenschreibung wird groß- und zusammengeschrieben.

 

LG - Barbara :

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ähm...vor allem, oder vor Allem?!

 

Es ist wirklich vertrackt. Aber im Zweifel findet man ja eine bewanderte Seele im Monti-Forum, die einem aus der Patsche hilft. ;)

 

Liebe Grüße,

Heike

www.heike-schulz.com "Hexengesicht", Schwarzkopf & Schwarzkopf "Anpfiff dritte Halbzeit", Schwarzkopf & Schwarzkopf

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§ 58 (2): Man kann feste adverbiale Wendungen mit aufs, die mit Wie? erfragt werden können, kleinschreiben (kleinschreiben, ein Wort; Zitat Ende):

Da danke ich aufs herzlichste - und raufe mir die Haare!

Denn nun bin ich wieder völllig durcheinander.

Heißt kann, ich darf auch aufs Herzlichste danken??

 

Da fehlt es mir einfach am Nötigsten, oder am nötigen Fingerspitzengefühl.

 

Das sind so komplizierte Fragen - wie oft wird sowas in Romanen eigentlich falsch gemacht?

Barbara, wie oft stolperst du beim Lesen in netten Unterhaltungsromanen über Fehler?

Gibt es typische Fehler für bestimmte Verlage?

Eine gewisse Ullstein-Reihe hat z.B. Probleme mit den lieben "".

 

LG

Claudia

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Da bin ich schon wieder, Pardon.

Jetzt wüsste ich gerne, wie das im Folgenden heißt:

 

Stets im Dienst Ihrer Majestät - oder wird ihrer klein geschrieben?

 

:-?

 

 

LG

Claudia

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Heike: vor allem. Kleingeschrieben.

Claudia: aufs herzlichste, aufs Herzlichste. Beides ist möglich.

 

Im Dienst Ihrer Majestät:

Die Pronomen in bestimmten älteren Anreden und Titeln schreibt man groß.

(s. Duden, K 85, auch § 65, E2; auf Filmtitel würde ich mich nicht verlassen, auch wenn es zufällig richtig ist, auch nicht auf ZEIT- oder Spiegel-Artikel - ich habe gerade mal nachgesehen, da gibt es ein wildes Durcheinander von ihrer Majestät und Ihrer Majestät ...)

 

LG - Barbara

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