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Dagmar

Werden gründliche Recherchen anerkannt?

Empfohlene Beiträge

Liebe Dagmar,

 

ja, solch lebensumspannende Generationenromane sind herrlich. Ich rechne da allerdings auch immer mit, ob es sein kann, dass vor 25 Jahren A ein Kind von B bekommen hat, wenn A jetzt erst 32 ist etc. Solche Kleinigkeiten können den Zauber des Ganzen zerstören. Schade. Aber insgesamt ist schon viel gewonnen, wenn alles andere stimmt, dann kann ich mit solchen winzigen Fehlern gut leben. Nervig ist nur, wenn es sich häuft. Dann geht einfach zu viel Atmosphäre beim Lesefluss kaputt.

 

Einen sonnigen Tag

 

Heidi

"Das Haus der schönen Dinge" - Knaur TB Mai 2017 - Die Geschichte einer (fiktiven) jüdischen Kaufhausdynastie in München zwischen Prinzregentenzeit und 1938

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Hallo -

150% recherchieren - 50 % verwenden ! Dies kann ich nur unterstreichen, spricht mir aus der Seele. Ich sage immer: ich als Autor muss wissen auf welchem Boden ich mich bewege - der Leser kommt dann mit in die andere Zeit.

Zu viel Detailverliebtheit am falschen Platz kann die Besten Szenen, die besten Sätze kaputmachen, platt treten. Ich muss als Autor die Farbe hereinbringen, und dies ist ja vieles, nicht nur das recherchierbare Drumherum.

Wichtige Fakten, relevante Umstände und Details müssen natürlich stimmen.

Die Frage - wie bereits von Spinner geschrieben - Was ist relevant, was dient der Figurencharakterisierung? u.s.w. halte ich für das A und O.

 

Ich bin immer "sparsamer" geworden und habe gemerkt, wie gut das gehen kann.

 

Ich denke, man kann ein Buch nicht besser machen, wenn man mit hundert Kleinigkeiten oder Erklärungen und Erwähnungen der und der Dinge und Umstände - und wenn sie noch so nett und interessant sein, unter Beweis stellen möchte was man weiß. Natürlich gibt es Romane, deren Thema erst mit Details lebt, diese sind ja dann wichtig.

Also - Wissen ist wichtig - aber nur das Wichtigste ist für den Leser relevant.

 

(In welche Konflikte man dabei kommen kann, weiß ich nur zu gut - man liiiiiebt ja soooo vieles - gerade im historischen Bereich - was man sich zusammenrecherchiert hat.)

 

Grüße

Bea

"Wer nicht weiß, in welchen Hafen er will, für den ist kein Wind der richtige." Seneca

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Bea,

an "sparsamer" arbeite ich auch, ;)

nachdem ich mich dabei ertappte, mein recherchiertes Empirekleid bis zur letzten Schleife beschreiben zu wollen. Der Leser braucht nicht meinen Blick auf die Kleidung. Ich muss spüren lassen, wie sich die Heldin darin fühlt, gell?

Danke an alle für eure Beiträge.

LG

Dagmar

Das Beste beim Diktieren ist, dass man Worte verwenden kann, von denen man keine Ahnung hat, wie sie geschrieben werden.

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Liebe Bea,

 

das mit den 150 % Recherche und 50 % verwenden ist eine hervorragende Formel. So lange ich mich im 19. Jahrhundert bewegt habe, hat es mir auch immer sehr geholfen, Romane oder Reiseberichte aus der Zeit zu lesen. Ich habe mich dann immer gefragt: Wie viel erzählen/ beschreiben die von dem Hintergrund, in dem ich mich bewege? Da die Autoren in der Zeit leben, brauchen sie nicht viel dazu. Dennoch lesen wir es heute auch als Zeugnisse aus der jeweiligen Zeit. Deren sparsame Verwendung von Beschreibungen hilft enorm. Vieles ist in einer Zeit einfach selbstverständlich und klingt zu aufgesetzt, wenn man es durch Beschreibung/ Erwähnung zu sehr in den Mittelpunkt rückt.

 

Frohes Schaffen

 

Heidi

"Das Haus der schönen Dinge" - Knaur TB Mai 2017 - Die Geschichte einer (fiktiven) jüdischen Kaufhausdynastie in München zwischen Prinzregentenzeit und 1938

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Hallo,

ja, das ist schon eine zweischneidige Sache - die Protas leben in Selbstverständlichkeiten (von denen wir uns bemühen sie zu erkennen) - der Leser weiß aber nicht alles und braucht für die eine oder andere "Selbstverständlichkeit" vielleicht doch eine Erklärung.

 

Aber: ich hatte mal gelesen, man brauche in Reisebeschreibungen heutzutage eben keine detailgenaue Beschreibung wie z.B. der Eifelturm aussieht, weil so gut wie jeder den Eifenfurm kenn.

Und wir müssen den Lesern evtl. auch ein Minimum an Wissen zutrauen, sonst kann's lächerlich werden. (auch Kleidung des 18. u. 19.Jhd. sind nun mal heute weitgehend durch Film u. Fernsehen bekannt.) Manchmal ist es schwer die Grenze zu finden, allein wenn man eine Szene bildlich und heimelig machen will.

 

Dagmar, das Empire empfinde ich als für viele Leute undefinierbare "Zwischenzeit", zu der - so habe ich den Eindruck - vielen Menschen konkrete Bilder fehlen. In sofern kann ich mir eine etwas genauere Beschreibung der Kleidung schon sinnvoll vorstellen - wenns auch nicht bis zur letzten Schleife sein sollte.

Grüße

Bea

"Wer nicht weiß, in welchen Hafen er will, für den ist kein Wind der richtige." Seneca

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