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(ChristophL)

Warum sind anglo-amerikanische Autoren so gut?

Empfohlene Beiträge

Nach meinem Eindruck sind die anglo-amerikanische Autoren v.a. hervorragend vermarktet. ;)

 

Aber sie werden von deutschen Verlagen vermarktet. Wer hindert die daran, deutsche Autoren genauso gut zu vermarkten?

 

Niemand.

 

Also - vielleicht liegt's nicht nur am Marketing... :-*

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Also - vielleicht liegt's nicht nur am Marketing... :-*

Es liegt überhaupt nicht am Marketing.

 

Dass Unix sich nicht gegen Microsofts windows durchsetzen konnte, lag auch nicht am Marketing. Auch wenn diese Sage immer wieder neu aufgewärmt wird.

 

Unix war Lichtjahre besser als Windows. Alle Informatiker haben es geliebt. Es hat alle Informatik-Regeln erfüllt.

 

Nur musste man Informatik studiert haben, um es benutzen zu können.

 

Ich habe mich oft mit den Unix-freunden gestritten vor so ca 30 Jahren. Und denen immer prophezeit: Wenn ihr kein brauchbares Benutzerinterface entwerft, wird sich das Ding nicht durchsetzen, egal wie gut es ist. Aber was ein echter Informatiker ist, der bastelt lieber an den Innereien, bei denen er zeigen kann, wie die Bytes auf Trab bringt. Benutzerfreundlich, bäh, unser Programm ist selbsterklärend. Was glaubt ihr, wie oft ich diesen Satz gehört habe, von den gleichen Leuten, die später erklärten, Microsoft hätte sich wegen PR durchgesetzt. Manche Leute lernens nie.

 

Und ich denke, bei den Autoren ist es nicht anders. Wobei ich durchaus sehe, dass sich das ändert. Es gibt immer mehr deutsche Autoren, die spannend erzählen können und ich denke, das wird sich noch verstärken. Dazu kommt, dass die Amis immer höhere Vorschüsse verlangen.

 

Nur ändern sich die Dinge langsam. "Neue Theorien in der Physik setzen sich durch, in dem dass die Anhänger der alten aussterben", hat glaub ich Heisenberg gesagt.

 

Hans Peter

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dass deine Leser verstehen' date=' was du ihnen erzählen willst und Spaß daran haben. Dass du dich in die Leser versetzt, nicht in dem Sinne: Schreiben, was die lesen wollen. Sondern in dem Sinne: Dass du verstehst, wie die die Geschichte aufnehmen. Wie du sie erzählen musst, dass in deren Köpfen der Film abläuft, den du drehst.[/quote']

 

Das bringt es auf den Punkt. Es geht um Kommunikation, und dazu gehört es, so zu formulieren, dass man verstanden wird - das ist, insbesondere bei Autoren, eine Bringschuld!

 

Das, und dann hätte ich noch zwei Dinge hinzuzufügen:

 

1. Doch nochmal Marketing - aber anders. Ich war letztes Wochenende auf das Literaturfestival "Etonnants Voyageurs" nach Saint-Malo eingeladen und saß u.a. in einem Diskussionspanel zusammen mit einigen französischen Autoren und einem englischen Autor, Charlie Fletcher. Dabei ist mir - nicht zuletzt, weil ich durch diese Diskussion hier "angespitzt" war - aufgefallen, dass sich anglo-amerikanische Autoren auch ganz anders präsentieren als eurokontinentale. Lockerer. Raumgreifender. Nicht so "verdruckt", wie wir Schwaben sagen. Selbstverständlicher. Nicht alle, aber in dem Moment fielen mir ganz viele Gelegenheiten ein, wo es auf internationalen Festivals (Utopiales usw.) ganz genauso war: Deutsche, französische, italienische, xyz-Autoren, die so aussehen, als würden sie am liebsten die Flucht ergreifen - und amerikanische oder englische Autoren, die die Gelegenheit nutzen, um ihr Licht erstrahlen zu lassen. Nicht bewusst, sondern mit einer gewissen instinktiven Selbstverständlichkeit.

 

Wetten, dass sich so eine Haltung auch in der Schreibe wiederspiegelt?

 

2. Wir hatten es hier von der Erzähltradition. Besagter Charlie Fletcher hat gerade Erfolg mit einer Romanserie namens "Stoneheart", phantastischen Romanen, in denen die steinernen Skulpturen Londons zum Leben erwachen. Hinter jeder dieser Statuen, Skulpturen und sonstigen Steinmonumente stehen Geschichten, Legenden, Sagen, Fabeln - und die verarbeitet er wohl alle.

 

Als ich das hörte, musste ich diesen Thread hier denken. Ich formulierte gerade in Gedanken einen entsprechenden Beitrag, dass wir die Bedeutung der eigenen Erzähltraditionen wohl tatsächlich unterschätzen, als sich der Moderator jäh an mich wandte und wissen wollte, wie das denn in "Allemagne" sei, ob es da auch so legendeumrankte Gegenden, Städte, was auch immer gebe (gibt es hier in der Bretagne in Massen; zu jedem schiefen Stein eine Sage, mindestens). Erwischt!, dachte ich, grübelte, brummelte was vom Blocksberg und dem Hexensabbat, aber so richtig was einfallen wollte mir nicht. Aber ich bin sicher, dass es da jede Menge Stoff gäbe: Humus für Autoren!

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Erwischt!, dachte ich, grübelte, brummelte was vom Blocksberg und dem Hexensabbat, aber so richtig was einfallen wollte mir nicht. Aber ich bin sicher, dass es da jede Menge Stoff gäbe: Humus für Autoren!

 

Natürlich gibt es das auch in Deutschland. Das ist doch nichts Neues, oder? Es gibt massig Reiseführer, die sich genau darauf spezialisiert haben, solche Sagen und Legenden aufzugreifen. Ich habe eine CD-Rom mit Hunderten solcher Geschichten und Sagenschnipsel. Fand und finde ich für meine Arbeit sehr inspirierend, in der Tat. Wie bin ich darauf gekommen, das zu benutzen? Hihi, ertappt. Weil's schon Tolkien so gemacht hat  ;)

 

Lieben Gruß,

Daniela

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Besagter Charlie Fletcher hat gerade Erfolg mit einer Romanserie namens "Stoneheart"' date=' phantastischen Romanen, in denen die steinernen Skulpturen Londons zum Leben erwachen. Hinter jeder dieser Statuen, Skulpturen und sonstigen Steinmonumente stehen [i']Geschichten[/i], Legenden, Sagen, Fabeln - und die verarbeitet er wohl alle.

Du hast Fletcher getroffen? Wow! Der ist allerdings auch im Angloamerikanischen was besonderes. Der hat nämlich nicht die alten, bekannten Sagen verarbeitet, die, die man in den Reiseführern findet.

 

Der hat Londons zahlreiche Wasserspeier, Denkmäler, Drachen etc. lebendig werden lassen. Nein, nicht die alten. All die aus dem 19. / 20. Jahrhundert, an denen man achtlos vorbeigeht. Die etwas martialischen Denkmäler des ersten Weltkriegs.

 

Und das lebendig werden zu lassen. Das war auch für england neu. Leider ist der Roman in Deutschland nicht so der Erfolg geworden. Und wie viele gute Bücher gilt er als "Kinderbuch". Aber ich finde ihn genial.

 

Und deshalb möchte ich nochmal Werbung dafür machen. Hier findet ihr meine Rezi:

(Link ungültig)

 

Hans PEter

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Der hat Londons zahlreiche Wasserspeier' date=' Denkmäler, Drachen etc. lebendig werden lassen. Nein, nicht die alten. All die aus dem 19. / 20. Jahrhundert, an denen man achtlos vorbeigeht. Die etwas martialischen Denkmäler des ersten Weltkriegs.[/quote']

 

Zu diesen neuen Denkmälern haben dann aber wohl kaum schon Sagen und Legenden existiert  :-? Wir haben ja hier davon gesprochen, an alte Erzähltraditionen anzuknüpfen, und sie als Humus für neue Geschichten zu benutzen. Wo siehst Du da den Zusammenhang?

 

Im übrigen bin ich auch nicht die Einzige, die das nutzt  ;) Als Beispiel fällt mir da Tom Finn ein, denn wenn man seine Nebelkriege liest, fällt sofort auf, dass er sich reichlich am deutschen Sagenschatz bedient hat.

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dass deine Leser verstehen' date=' was du ihnen erzählen willst und Spaß daran haben. Dass du dich in die Leser versetzt, nicht in dem Sinne: Schreiben, was die lesen wollen. Sondern in dem Sinne: Dass du verstehst, wie die die Geschichte aufnehmen. Wie du sie erzählen musst, dass in deren Köpfen der Film abläuft, den du drehst.[/quote']

 

Das bringt es auf den Punkt. Es geht um Kommunikation, und dazu gehört es, so zu formulieren, dass man verstanden wird - das ist, insbesondere bei Autoren, eine Bringschuld!

 

Hans Peter und Andreas ... das fasst es auch für mich am Besten zusammen. Das ist, was die Angelsachsen sehr gut können ... gut kommunizieren. Und davon kann man wirklich lernen.

 

Was die beiden anderen Punkte betrifft. Dieses sich selbstbewusster geben, das kenne ich auch aus der Geschäftswelt. Da stellen sich Manager vor 1000 Leute und reden sympathisch und frei von der Leber weg, ohne Hemmungen.

 

Was die Erzähltradition betrifft, ich bin da kein Experte, aber haben die Kelten nicht eine uralte Erzähltradition (die Barden)? Und haben wir nicht viele ihre Legenden übernommen (Arthursage, Tristan und Isolde, Parzival, und vieles mehr). Ich glaube das Erzählen und Schwadronieren (auch im Pub beim Bier) ist ihnen in der Wiege gegeben.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Erwischt!, dachte ich, grübelte, brummelte was vom Blocksberg und dem Hexensabbat, aber so richtig was einfallen wollte mir nicht. Aber ich bin sicher, dass es da jede Menge Stoff gäbe: Humus für Autoren!

 

Natürlich gibt es das auch in Deutschland. Das ist doch nichts Neues, oder?

 

Im Grunde nicht. Was für mich neu ist: Meine Sichtweise auf derlei Geschichten. Bisher war das für mich, naja, altes Zeugs eben. (Als SF-Autor ist man eher zukunftsgewandt... :-[ ) Nun beginne ich, das anders zu bewerten.

 

Was ist das nochmal für eine CD-ROM...? :s18

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Was ist das nochmal für eine CD-ROM...?  :s18

 

Stammt aus der "Digitale Bibliothek": Deutsche Märchen und Sagen, herausgegeben von Hans-Jörg Uther. Keine Ahnung, ob die noch erhältlich ist. Ich hab sie über die Wissenschaftliche Buchgesellschaft (WBG) in Darmstadt bezogen.

 

Oh, ich lese gerade auf der Rückseite, dass sie nicht Hunderte, sondern 24.000 Märchen, Sagen, Bräuche und Legenden aus dem deutschen Sprachraum enthält. Und jetzt glaubt bitte keiner, ich hätte die schon alle gelesen :s02

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Der bekannteste deutsche Mythenverwurster ist ohne Zweifel Kai Mayer, gebe ich zu bedenken.

 

Komischerweise ist auch bei uns im Jugendbuch kein Mangel an solchen Geschischten.

 

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Hinter jeder dieser Statuen' date=' Skulpturen und sonstigen Steinmonumente stehen [i']Geschichten[/i], Legenden, Sagen, Fabeln

 

Ja, jetzt kommen wir der Sache näher. Das beschreibt das Gefühl, das ich hatte, als ich durch London ging. Dieses Geschichtenhaltige überall. Bei uns gibt's das auch, aber leider fällt einem dazu wirklich immer nur der Blocksberg ein, was so angestaubt und miefig wirkt, dass man keine Lust hat, darüber zu schreiben. Dabei gibt's da noch so viel mehr. Man müsste nur suchen - und die eigene Tradition vielleicht ernster nehmen, als wir das tun, und sie zu schätzen lernen.

 

Christoph

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Hinter jeder dieser Statuen' date=' Skulpturen und sonstigen Steinmonumente stehen [i']Geschichten[/i], Legenden, Sagen, Fabeln

 

Ja, jetzt kommen wir der Sache näher. Das beschreibt das Gefühl, das ich hatte, als ich durch London ging. Dieses Geschichtenhaltige überall. /quote]

 

Dazu kann ich endlich mal was beitragen: Das geht mir hundertprozentig genauso, Christoph. Das gebe ich auch immer zur Antwort, wenn ich gefragt werde, warum ich so gern hier wohne.

Das ist fuer mich ein Anhaltspunkt, den ihr mir da gebt.

Meine Kinder sind alle unheimlich gern von kleinstem Alter an in Museen und Baudenkmaeler gegangen, mein Fuenfjaehriger fuehlt sich im Tower wie im Wohnzimmer. In Deutschland sind sie auf solche Ausfluege deutlich weniger scharf. Weil's da um Geschichte geht, nicht um Geschichten. Ganz eindeutig. Wenn man z.B. nach Sutton Hoo faehrt (eine Offenbarung!), hat man hinterher acht Romane im Kopf, die sich nicht ordentlich aufrollen, sondern die da brodeln! Weil die Englaender ihre Geschichte erzaehlen, zum fliegenden Teppich machen, sie dir in Hand und Ohren und Nase und Augen druecken. Die Loreley muss man ehrfuerchtig bestaunen. Sutton Hoo darf man begrabschen und weiterspinnen.

 

Ich recherchiere in diesem Jahr nach zwei englischen Jahren wieder im (wunderschoenen, von Sagen und Maerchen berstenden) deutschsprachigen Raum. Aber das ist nur halb so befeuernd. Weil man die Geschichten erst suchen muss, sie springen einen nicht an, sind nicht fuer jedes Kind zum Aufheben und dran Lecken da, wie Portsmouth Rock.

 

England macht mir Heimweh. Geschichtenheimweh. Neapel kann da uebrigens auch nicht mit, und das herrliche Pompeji ist dagegen voellig uninspiriert aufbereitet.

Die Geschichten muessen verdient werden.

Hier schenken sie sich.

 

Alles Liebe von Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Ich weiß nicht, vielleicht wohne ich in einer geschichtenreicheren Gegend als Ihr - wenn ich aus der Haustür trete, schnaubt mich der Drache vom Drachenfels an, da blinkt das Nibelungengold im Rhein, und die Heinzelmännchen stolpern über die ausgelegten Erbsen. Für mich waren und sind das immer Geschichten, nicht Geschichte.

 

Es ist weniger eine Frage ob es sie gibt, sondern ob man bereit ist, auf die einen umgebenden Mythen zu hören. Ich liebe ebenfalls die Bretagne mit ihren Menhiren und Dolmen, aber genau dieselben Hünengräber findet man auch bei uns. Ich habe als Kind mit Begeisterung Burgen und Schlösser besucht und nie den Eindruck gehabt, dass man mir Geschichte vermitteln wollte, sondern meine Phantasie hat sich an den Ruinen entzündet, ich sah die Burgfräulein und Ritter darin leben und handeln.

Und wenn ich durch den von Geschichten durchwobenen Wald vor meiner Haustür gehe, wehen diese Mythen, Märchen und Sagen mich ebenfalls an. Ich nehme sie mit an meinen Schreibtsich und verwende sie einfach weiter, die keltischen Natur-Tempel, die Matronensteine, die römischen Wasserleitungen mit ihren teuflischen Bewohnern ...

 

Man muss doch nur die Sinne dafür öffnen.

 

Aber vielleicht ist das die Krux der meisten deutschen Autoren, anglo-amerikanische haben sich vermutlich ihre Kindlichkeit und ihr Staunen besser erhalten,

 

vermutet Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Mir geht es ähnlich. Unsere Wälder sind voller Geschichten. Die alten Germanen kämpften hier gegen die Römer, der Limes zieht sich noch immer durch das Land, wir haben einen spukenden Ritter hoch zu Roß (Rodenstein, dreizehnhundertlangsam), Sigfried wurde hier erstochen (okay, das ist das Reich der Sagen, aber derer gibt es viele hier), usw. An jeder Ecke steht ein Gedenkstein, der an irgendeine alte Geschichte erinnert.

Jede Menge Material, wenn man nur genau hinsieht. Ganz abgesehen von hunderten von Burgen und Schlössern im Odenwald und entlang des Neckars, jedes mit seiner eigenen Geschichte, Familientragödien- und Verbindungen zu sämtlichen europäischen Adelshäusern.

Genaugenommen werd ich hier von Geschiche und Geschichten regelrecht erschlagen. Ganz anders als Amerika und Kanada, wo die Geschichte erst um die 400 Jahre alt ist. Der Ort in dem ich wohne ist 1000 Jahre alt.

 

LG

Joy

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Ich moechte nicht falsch verstanden werden: Ich finde Deutschland (und andere Laender) nicht grundsaetzlich weniger von Geschichten erfuellt als England. Sie sind in England nur sehr leicht und "respektlos" zugaenglich gemacht. Man darf sie anfassen, in den Mund nehmen, zum Comic verarbeiten, ueber sie lachen, sie als Henkeltasse oder Plastikmaennlein kaufen - sie sind so sehr fuer alle da.

Weshalb ich mir vorstellen kann, dass unsere Kinder mehr mit ihnen aufwachsen als Kinder in Deutschland. (Das ist aber auch nur meine persoenliche Beobachtung - subjektiv und spekulativ.)

Wenn hier die Vierjaehrigen im Kindergarten ueber das Neunzehnte Jahrhundert sprechen, wird eine Kiste bestellt, aus der es viktorianisch stinkt. Die schlimmste Beleidigung, die mein kleiner Sohn aussprechen kann, ist: "Der stinkt wie viktorianische Seife."

Die Kindergartengruppe wurde in ein viktorianisches Haus gefuehrt und spielte dort "Polly put the kettle on" nach. Die Kinder kommen nach Hause und erzaehlen Geschichten ohne Ende.

Aber vielleicht ist das ja in Deutschland laengst auch so, vielleicht hab ich schon zu lange kein Kind in Deutschland mehr, ich weiss nur, wie's vor zehn Jahren war und was meine Geschwister klagen.

Habe lediglich Christophs Beobachtung aufgenommen und fand: Ja, da koennte etwas dran sein.

 

Gruesse von Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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So gesehen hast du natürlich Recht, Charlie. All das findet meines Wissens nach hier nicht statt. Man kann den ollen Sigfried mit seinem Drachen nicht als Henkelbecher überall kaufen.

Schade, eigentlich.

Sicher, England berührte auch mich in dieser Weise: Ich hatte das Gefühl unpassend angezogen zu sein und jeden Moment müsste doch das mittelalterliche Volk aus seinen Häusern treten. Seltsam mutet es an stattdessen grünhaarige, gepiercte Punker zu sehen und Leute in Shorts. Das passt irgendwie so gar nicht ins Stadtbild. LOL!

 

LG

Joy

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Wann immer ich die Zeitung aufschlage, finde ich Angebote der Museen für Kinder. Die basteln römische Rüstungen, kochen mittelalterlich, restaurieren Knochenfunde oder bauen Trojanische Pferde.

 

Kann also so schlimm nicht sein, denn diese Angebote werden äußerst rege genutzt.

 

Man muss ja nicht Siegfrid auf der Henkeltasse haben, aber wenn jemand von Euch mal auf den Drachenfels klettert, wird er mich Drachen aller Art überhäuft.

 

Unsere großen Städte haben im zweiten Weltkrieg arg gelitten, und da ist sicher Geschichtsträchtiges verschwunden, aber es gibt auch hier noch Dörfchen - just neulich verfuhr ich mich in eines im Ahrtal - da denkt man auch, der Zeitsprung klappt doch.

 

Bin aber unversehrt zurückgekommen

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Also in Hameln kriegt man den Rattenfänger sehr wohl auf Tassen. Und Ratten in jeder Form, sogar als Gebäck.

Berlin: Da wirste erschlagen mit Souvenirs. Der Alte Fritz taucht sogar als Magnet auf.

Wenn das nichts zum Anfassen ist - muss man nur sehen.

Im Museumsdorf Düppel können sich die Kinder verkleiden und wie im Mittelalter rumlaufen - als Bauern natürlich, nicht als minderzähliger Adel.

Den Hermann (Hermannsdenkmal) gibt es in allen nur denkbaren Ausführungen (obwohl mittlerweile längst bewiesen ist, dass die berühmte Schlacht nicht im Teutoburger Wald stattfand) ...

Ich glaube, dass in GB schlicht und ergreifend mehr "Heimatkunde" stattfindet als in Deutschland und deswegen Sagenfiguren bekannter sind als bei uns.

 

LG - Barbara

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Irgendwie sind wir vom Thema abgekommen, was? :s21

Der Zeitsprung klappt bei uns in der Region wohl nur noch für Touristen. Die vermissen nichts! Sie kommen sich vor wie Zeitreisende. Vielleicht habe ich das Staunen verloren, weil ich damit aufgewachsen bin.

Als ich aus Kanada zurückkam, kam ein Teil meines Staunens jedenfalls zurück. Der Unterschied zwischen totaler Abwesenheit von Geschichte und 800 Jahre alten Gebäuden war krass genug, um mir die Augen zu öffnen. ;)

 

LG

Joy

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Irgendwie sind wir vom Thema abgekommen' date=' was? :s21[/quote']

 

Finde ich nicht. Dass es auch bei uns einen Schatz an Geschichten gibt, hat, denke ich, niemand bezweifelt. Die Frage ist doch, warum ist man anderswo mehr in der Lage, die Magie darin zu erkennen. Ich glaube manchmal, dass unserer Tradition etwas sehr Erhabenes, Ehrwürdiges anhaftet, sodass man sie bestenfalls in dunklen, pathosdurchtränkten Ölgemälden abbilden darf, vor denen der Autor vor Ehrfurcht erstarrt und gar nicht mehr auf die Idee kommt, aus Siegfried mal eine fetzige Pulpstory zu stricken. Was , so denke ich mittlerweile, dringend notwendig wäre.

 

Christoph

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... und gar nicht mehr auf die Idee kommt, aus Siegfried mal eine fetzige Pulpstory zu stricken. Was , so denke ich mittlerweile, dringend notwendig wäre.

 

Christoph

 

Zum Ersten:

Es ist nicht so, dass es bei uns nichts fetziges z. B. zu Siegfried gibt. Wer da mal etwas wirklich gutes erleben möchte, dem kann ich die Comedy Hall in Darmstadt empfehlen ((Link ungültig)). Das Stück "Siegfrieds Nibelungenentzündung" ist sensationell köstlich. Man muss aber schon ein Jahr vorher Karten bestellen, weil immer ausverkauft ist.

 

Zum Zweiten:

Wenn die Geschichtsträchtigkeit und die Magie von Orten ein wesentlicher Grund sind, weshalb anglo-amerikanische Autoren so gut sind (unser Thema hier), dann frage ich mich echt, wie die Amerikaner das machen.

Bei Engländern? Mag ja sein. Aber wo bleiben dann die Franzosen?

Ich glaube nicht, dass das der Grund ist.

 

lg

Klaus

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Wenn die Geschichtsträchtigkeit und die Magie von Orten ein wesentlicher Grund sind, weshalb anglo-amerikanische Autoren so gut sind (unser Thema hier), dann frage ich mich echt, wie die Amerikaner das machen.

Bei Engländern? Mag ja sein. Aber wo bleiben dann die Franzosen?

Ich glaube nicht, dass das der Grund ist.

 

Vielleicht hat es etwas mit Unbefangenheit zu tun?

Damit, dass nicht alles eine tiefere Bedeutung haben muss, oder wenigstens sachlich, geschichtlich und sonstwie vielfach abgesichert sein muss, um dem vernichtenden Urteil der Kritiker zu entgehen?

Das zieht sich durch Werbung, Film und Architektur. Eine National Library in L.A. Downtown darf aussehen wie ein Kulissenbild aus einem Cleopatra-Film, Typ ägytischer Tempel mit neoklassizistischen Elementen, und alle finden es toll. Ja, ich auch ;) ... nachdem ich meine Fassungslosigkeit überwunden hatte. Kein Mensch regt sich auf über Geschmacksfragen (oder jedenfalls nicht laut genug). Fröhlich-unangestrengt wird gemischt, und bunt getüncht, was das Zeug hält.

Warum dann nicht auch in der Literatur?

Erlaubt ist, was Spaß macht. Wenn's noch einen (bildungspolitischen) Mehrwert bringt - umso besser! Aber nicht zwingende Prämisse.

 

Im deutschen Sprachraum findet sich das auch. Es hat sich vielleicht nur noch nicht genügend rumgesprochen.

Und bei den Amerikanern findet sich ja immer noch ein Rest des Vorurteils, deutsche Schriftsteller würden zu trocken schreiben, zu 'verkopft'. Und deshalb nicht massentauglich sein.

 

Ich glaube, Unbefangenheit ist ein wichtiger Baustein im Ganzen.

 

LG, Andrea

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@Andrea

 

Gefällt mir gut. Fröhlich-unangestrengt. Unbefangenheit. Erlaubt ist, was Spaß macht.

 

Ich glaube , dass "Deutschland" in dieser Beziehung aufholt. Siehe Fußball WM mit Public Viewing. Siehe im Film "Der Schuh des Manitou" und andere. Im Literaturbetrieb dauert es (meistens?) etwas länger, bis es hier moderner wird.

 

Also: Fröhlich-unangestrengt weiter schreiben. Unbefangen freche und unkonventionelle Themen angehen. Und sich selbst alles erlauben, was den Lesern Spaß macht.

Und irgendwann wird das auch den Lektoren und Verlagen Spaß machen.

 

lg

Klaus

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OT: Ich sah letzte Woche das Musical "Der Ring", eine gigantisch aufgemachte, strunzdumme Geschichte über den Ring der Nibelungen, bei der das Haus tobte und stehend applaudierte.

 

Ich auch.

 

Deutsche Produktion, Siegfried im goldenen Minitanga frisch aus dem Fitnestudio. Erzähl mir da einer was von verkopft. ;D

 

Andererseits stehen "Historicals", Historienromane (NICHT historische Romane), bei uns in miesem Geruch, und ich muss auch gestehen, dass der leichtfertige Umgang mir geschichtlichen Fakten und Daten erstens schwerfällt und zweitens, es mich nervt, wenn Karl der Große bereits Kartoffel mampft.

 

Ich glaube nicht, dass der nachlässige Umgang mit Tatsachen der Schlüssel zum Erfolg ist, wohl aber der unbefangene Umgang mit den Figuren und den Themen.

 

Und wenn geschichtaträchtige Umgebung große Autoren gebiert, wo sind denn die Griechen und Italiener auf unseren Bestsellerlisten?

Na?

 

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Ich frage mich gerade, ob es deshalb so viele (und gute) Autoren von historischen Romanen es in Deutschland gibt, einfach weil wir so von Geschichte umgeben sind, und uns das normal vorkommt, wohingegen die Amerikaner eher in der Gegenwart leben und einfach ihre Energie mehr dort hinein stecken.

 

 

Viele Grüße,

 

Michelle

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