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(ChristophL)

Warum sind anglo-amerikanische Autoren so gut?

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Hallo AndreasE,

 

Hat vielleicht etwas mit diesen gebrochenen Traditionslinien zu tun, weiß ich nicht. Denn andere versuchen ja, wie Thomas Mann zu schreiben, was genauso regelmäßig peinlich misslingt.

 

Die Idee mit den Traditionslinien ist es ja nicht so zu schreiben, wie jemand anderes: Das funktioniert ja meistens auch eher nicht. Denn die meisten Autoren, die wie Thomas Mann schreiben wollen, schreiben nicht so wie Thomas Mann geschrieben hätte- sondern eher wie Thomas Mann, wenn er einen Text in der Sand gesetzt hat oder wie sie sich vorstellen, dass Thomas Mann geschrieben hat- was aber mit der Realität nichts zu tun hat.

Die Idee ist sich an Thomas Manns Stärken zu orientieren, sich anzusehen, wie und was er gemacht hat und durchaus auch im Gespräch mit ihm daraus zu lernen, was seinen Stil ausmacht, um einen eigenen Stil zu finden. Und einen eigenen Stil haben nur sehr wenige deutsche Autoren.

Denn hier müsste man auch kritisch hinterfragen, experimentieren und daraus lernen- statt nur experimentell zu schreiben. Sozusagen am Vorbild lernen, um es dann zu überwinden, und selber auf einem eigenen Weg weiterzugehen. Und genau das fehlt meiner Meinung nach.

 

Denn wenn man seine Texte zum Beispiel in Amerika ansiedelt, weil das Vorbild das gemacht hat und es so üblich ist- dann kann man recherchieren, man kann lesen und diesen Ort besuchen. Aber es ist trotzdem kein Amerika, sondern nur ein Amerikabild. Und das trägt oft einen Text nicht, wobei es rühmliche Ausnahmen gibt, wo gerade der fremde Blick sehr fruchtbar war.

Und auch ein Problem: Wer nur amerikanische Vorbilder verwendet, der wird, wenn er einen Text wie ein amerikanischer Autor schreibt, große Problem bekommen, weil die Sprachen im Bereich Erzählung weit unterschiedlicher sind, als man das allgemeinhin so annimmt.

Das ist beides eine gute Übung fürs Schreiben, aber wie gesagt, man muss Vorbilder überwinden, um wirklich seinen eigenen Weg zu finden. Nur ist das wieder mal risikoreicher und schwieriger.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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da fällt mir noch etwas zu "wohlwollend mit den eigenen Figuren umgehen" ein.

 

Der Leser möchte sich ja mit gewissen Figuren (besonders natürlich dem Protagonisten) identifizieren können. Da hilft es, wenn sie sympathisch sind, etwas "larger than life" sind, vielleicht nicht gerade aus dem untersten Milieu stammen, sogar in gehobener gesellschaftlicher Stellung sind. Hört sich blöd an, aber für den Leser ist es einfacher, sich mit positiv verstandenen Figuren zu identifizieren. Das ist ja schon in den klassischen Sagen oder Dramen so. Der Held als Königssohn. Das Drama ist nicht, dass er ein Arschlosch ist, sondern dass er bei bester Intention mit Umständen in Konflikt gerät, die jeden Normalen in die Knie zwingen würden. Man versteht ihn, trauert um ihn wenn er untergeht, aber man belächelt ihn nicht.

 

@Andreas ... ich habe kürzlich dein "Der Nobelpreis" gelesen und das ungewöhnliche Plot hat mir gut gefallen. Aber der Protagonist ist nicht wirklich jemand, den man persönlich kennenlernen möchte, um ein Bier zu trinken. Er kritisiert sich selbst auch am laufenden Band. Und der Antagonist wird besonders verächtlich dargestellt. Ich hätte mir diese Figuren positiver gewünscht.

 

Aber bei uns wird das vielleicht als ernsthaftere Kunst verstanden, wenn man die Leute mit allen Warzen zeigt und wenigen Vorzügen. Auch in den Buddenbrooks lässt sich wenig Positives in seinen Figuren finden. Sie werden alle ein wenig von oben herab betrachtet. Keine Hoffnung für solche Typen. Das mag ja in der Realität hier und da so sein, aber allgemein ergibt es ein düsteres Bild der Welt.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Aber bei uns wird das vielleicht als ernsthaftere Kunst verstanden' date=' wenn man die Leute mit allen Warzen zeigt und wenigen Vorzügen. ... Keine Hoffnung für solche Typen. Das mag ja in der Realität hier und da so sein, aber allgemein ergibt es ein düsteres Bild der Welt.[/quote']

 

Huch, einer der das so sieht wie ich?

 

Positive Identifikationsfiguren - das predigen Agenten und Verlage. Kriegen sie aber selten.

 

Manchmal beswchleicht mich das Gefühl, man traut sich hierzulande nicht, dieses "larger than life", das ein bisschen Überzeichnete im Guten wie im Bösen zu verwenden, weil es dann doch nicht "realistisch" ist.

Dabei entstehen die besten Geschichten, wenn man auf die Archtypen zurückgreift, und nicht krampfhaft versucht, seine Helden so klein und schmuddelig, so gestört und pyschisch angeschlagen wie möglich zu machen.

 

Klar können dabei platte Figuren und platte Geschichten herauskommen, aber das ist keine zwingende Folge.

Dies Angst scheinen unsere anglo-amerikanischen KollegInnen viel weniger zu haben als wir.

 

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Hallo Anna,

 

ich sehe das ähnlich. Überhaupt finde ich das Thema "Positive Identifikationsfiguren" von Belang. Mich würde deine Meinung dazu interessieren. Aber vielleicht besser in einem anderen Thread. Was meinst du?

 

Ulf

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Hier wurde sehr viel Interessantes gesagt.

Einige angerissene Gedanken zu den Vorschreibern:

 

Ich kann die amerikanische Gegenwartsliteratur nicht beurteilen, liebe zwar Roth, Auster und Updike, bin ansonsten aber eine wandelnde Bildungsluecke und beziehe mich daher auf Grossbritannien und Irland.

 

Zunaechst einmal finde ich den Ansatz von Thomas und jueb ganz wichtig und bin auch der Meinung, mit diesem Bruch haben wir uns zu wenig beschaeftigt. Persoenlich finde ich: Der unermessliche Verlust der juedischen Erzaehler und ihrer Erzaehlkunst ist nicht genug thematisiert (und betrauert) worden. Wenn Anna den deutschen Erzaehlern z.B. Humor/Selbstironie und Leichtfuessigkeit abspricht (etwas, das ihnen auch in England grundsaetzlich abgesprochen wird), fallen mir sofort Rheinsberg und Schloss Gripsholm ein (auch wenn ihr Verfasser konvertiert war).

Ich glaube, es tut uns sehr gut, diese Traditionen aufzusuchen, Erzaehler fuer uns wiederzuentdecken, an ihnen unsere Freude zu haben und von ihnen zu lernen (ich hatte gerade ein sehr komisches Erlebnis. Im Frankfurter Hugendubel sah ich zu meiner Freude einen mit einer Skulptur ausgestatteten Verkaufstisch, der an den Jahrestag der Buecherverbrennung erinnerte. Um die Skulptur und das Schild herum gruppierten sich einige huebsche Baende von Kaestner und Tucholsky, die man sowieso kennt sowie Anne Franks Tagebuch. Der Rest des Tisches, der in der Abteilung "Klassiker" stand, gehoerte verdienten Herren wie Homer, Sophokles und auch Shakespeare, gegen die ja nuescht zu sagen ist. Aber eine Renaissance von verbrannten Buechern leitet man damit natuerlich eher nicht ein).

 

Das, was Tom angesprochen hat, finde ich auch sehr wichtig. Mir faellt hier auf, dass E und U keine (oder weniger) Beruehrungsaengste kennen. Man kann auch mit einem Krimi oder einem historischen Roman fuer den Booker Prize nominiert werden, und im Feuilleton muessen sich Heaney, McEwan und Banville den Platz mit Ruth Rendell teilen. Ich habe den Eindruck, dass dadurch beide Seiten staerker sichtbar miteinander konkurrieren und staerker sichtbar voneinander lernen (nur hier sehe ich uebrigens literarisch hochwertige Romane auf Riesen-U-Bahn-Plakaten beworben, das kenne ich zumindest aus keinem anderen Land). Ich lese lieber Ruth Rendell als einen deutschen Krimi, weil er sprachlich sorgfaeltiger und origineller ist und mehrdimensionale, gebrochene, interessante Figuren enthaelt. Ich lese auch McEwan und Banville viel lieber als entsprechende Vertreter in Deutschland, weil ihre Romane klar Geschichten erzaehlen, weniger Nabelschau betreiben, dramaturgisch straffer sind.

 

Dass unsere Kinder in der Schule bestaendig Geschichten schreiben, wo wir Essays schrieben (zumindest in meiner Schule war "Mein schoenstes Ferienerlebnis" das hoechste, was an erzaehlerischem Schreiben verlangt wurde), stimmt auch. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich das so sehr hoch nicht bewerte. Auch hier sind Lehrplaene und Ressourcen nicht dazu geeignet, Erzaehlen zu lehren (komplexes Thema!).

 

Viele Gruesse von Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Zunaechst einmal finde ich den Ansatz von Thomas und jueb ganz wichtig und bin auch der Meinung' date=' mit diesem Bruch haben wir uns zu wenig beschaeftigt.[/quote']

Das halte ich auch für ganz, ganz wichtig. Du kannst nicht die hälfte aller Erzähler umbringen oder vertreiben und dann glauben, dass das keine Auswirkungen hat.

 

Vor allem die leichtfüßigen, ironischen wurden ja vertrieben. Ironie und selbstironie war den Nazis nicht so lieb. Stattdessen siegte dann die "Genietheorie" und wurde lange, lange bis in die Achtziger, Neunziger hochgehalten, auch von Leuten, die überhaupt keine Nazis waren.

 

Wenn man die Leichtfüßigkeit mancher Texte aus den Zwanziger Jahren ansieht, kann man sich nur wundern.

 

Perutz wurde erst Ende der Neunziger wiederentdeckt, volle 50 Jahre nach dem Untergang des dritten Reiches.

 

Hans Peter

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Ich würde die ursprüngliche Frage dieses Threads - "Warum sind die anglo-amerikanischen Autoren so gut?" - gern erweitern um die Zusatzfrage "Und was können wir daraus lernen?".

 

Es ist jetzt mehrmals beklagt worden, dass deutsche Autoren schwerblütig, grüblerisch, unzugänglich usw. und jedenfalls nicht so unterhaltsam schreiben, wie es möglich wäre. Das unterschreibe ich ohne Zögern, aber ich gehe gleichzeitig davon aus, dass jeder Autor so gut schreibt, wie er kann. Mit anderen Worten, die Bücher sind so, wie sie sind, weil die Autoren es eben nicht besser konnten.

 

Wie lernen wir, es besser zu machen?

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Nach meinem Eindruck sind die anglo-amerikanische Autoren v.a. hervorragend vermarktet. ;) Ich habe jahrelang meine Bücher ausgesucht, indem ich durch Buchhandlungen gestriffen bin und danach gekauft habe, welche Bücher mich nach Titel, Cover, Klappentext und Leseprobe ansprechen - und habe zu 90 % anglo-amerikanische Autoren erwischt. Die sind überall präsent und decken fast jede Nische ab. Seit ich hier und im Texttreff bin, lese ich fast nur noch empfohlene Bücher, die mir größtenteils viel besser gefallen - aber im Buchhandel begegnet ist mir kaum eins davon, ohne dass ich speziell DIESES Buch von DIESEM Autor gesucht hätte. Die anglo-amerikanischen Bücher lasse ich seitdem links liegen, und wenn ich mal reinlese, gefallen sie mir nicht mehr (Ausnahmen wie Harry Potter VII bestätigen die Regel), meist sind sie mir zu oberflächlich und "mainstreamig".

 

Liebe Grüße

Beate

Man gräbt keine goldenen Halsbänder aus dem Boden. (John Vorhaus "Handwerk Humor")

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Wie lernen wir es besser zu machen, ist eine gute Frage. Das "leichtfüßige" flüssige Schreiben der Amerikaner kommt hier gut an, aber die Deutschen haben es schwer, sage ich jetzt einfach mal so dahin, aufgrund ihrer allgemein ernsteren Mentalität das Schwermütige, Tragende, gewollt Literarische abzulegen.

Selbst unsere Sitkoms im TV sind nicht wirklich lustig, im Vergleich zum lockeren, einfallsreichen, wortwitzreichen amerikanischen Humor. Die Amerikaner schrecken nicht davor zurück über alles blöde Witze zu machen. Je abwegiger und übertriebener desto besser. Da kommen wir mit unserer Art einfach nicht mit.

Das sieht man auch beim Schreiben. Nur wenigen gelingt es "amerikanisch" zu schreiben. Wir nehmen die Dinge einfach zu ernst, denke ich mal. Achten zu sehr auf Grammatik und "gibt es dieses Wort wirklich"? Das bremst uns aus. Gerade beim lustigen Schreiben wurden mir schon Sachen rausgestrichen vom Lektorat, weil es kein korrektes Deutsch war sondern einfach nur amüsant. Dat geht nich bei uns. ;)

Und auch beim ernsten Schreiben bleiben die Amis Mensch, versuchen nicht krampfhaft eine literarische Hochleistung zu liefern.

Ich denke daran haperts bei uns. Autoren wollen "ernst" genommen werden. Zu ernst vielleicht?

 

LG

Joy

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Das "leichtfüßige" flüssige Schreiben der Amerikaner kommt hier gut an' date=' aber die Deutschen haben es schwer, sage ich jetzt einfach mal so dahin, aufgrund ihrer allgemein ernsteren Mentalität das Schwermütige, Tragende, gewollt Literarische abzulegen. [/quote']

 

Ja, wir Deutschen sind vielleicht etwas schwermütiger, aber es ist nicht nur das „leichtfüßige“ Schreiben. Es ist oft einfach ein Qualitätsunterschied. Wobei die Amis auch eine Menge Schrott produzieren, da ist nicht alles Sahne.

 

Aber zur Illustration. Ich lese gerade aus Neugierde einen deutschen, mittelalterlichen Krimi. Natürlich weit davon entfernt, ein historischer Roman zu sein. Über Geschichte oder die Epoche erfährt man Null. Es ist einfach ein Tatort-Kommissar, den man in „Beinlinge“ gesteckt hat, und der jetzt im 14. Jh herumschnüffelt. Völlig absurd, wenn man bedenkt, wie Verbrechen im Mittelalter behandelt wurden. Eher Gottesurteil als logische Analyse der Beweislage. Der Mann ist total unsympathisch (keine Identifikationsfigur – siehe anderer Thread) und seine privaten Probleme (mal wieder) haben wenig mit der Story zu tun, die stören eher. Die anderen Figuren sind völlig flach, ohne Tiefe, uninteressant. Garantiert keine Archetypen. Das Buch, als „page turner“ angepriesen ist alles andere. Man muss sich am teilweise schwer verständlichen Plot entlangrangeln. Die Sprache ist auch nicht überzeugend, da sind Sätze … Junge, Junge. Ich hätte das Buch längst entsorgt, wenn ich es nicht aus „professioneller“ Neugierde begutachten wollte.

 

Aber das Ding verkauft sich. Sehr gutes Amazon.de Ranking.

Wenn wir den Amis nicht mehr entgegenzusetzen haben, wen wundert es?

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Es kommt ja jetzt nicht auf die Qualität an, sondern es geht um den Schreibstil. Dass der mal gut, mal schlecht als Story verarbeitet ist, ist ja klar. Aber es ist immer derselbe Stil, der hier gut ankommt.

 

LG

Joy

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Was ist denn der Stil, der hier gut ankommt? Im obigen Beispiel habe ich nichts Herausragendes erkennen können, außer Absätze, die man dreimal lesen muss, um sie zu verstehen, und an Haaren herbeigezogene Beschreibungen, die wohl kreativ sein sollen, aber beim Leser außer Kopfschütteln nichts auslösen.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Jammern über die Zustände im eigenen Land soll ja auch typisch deutsch sein  ;)

 

Aber mal im Ernst: Ich finde die Diskussion etwas seltsam. Es gibt deutsche Autoren, die sich ganz ausgezeichnet verkaufen, deren Stil also auch ankommt (einige davon in diesem Forum vertreten). Schreiben die nun ihren eigenen, also einen deutschen Stil oder auch "anglo-amerikanisch"? Und wenn sie es mit ihrem eigenen Stil schaffen, die Leser zu begeistern, warum dann eine (vermeintliche?) Überlegenheit der Anglo-Amerikaner postulieren? Wenn Ihr lockere Schreibe lesen wollt, dann schreibt doch einfach, was Euch gefällt! Oder streicht Ihr den Witz beim Überarbeiten wirklich raus, weil Ihr Angst habt, nicht ernst genommen zu werden???

 

Kopfschüttelnden Gruß

Daniela

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Daniela, darum geht es doch gar nicht. ;) Sondern darum, herauszufinden wieso die ganzen übersetzten Amerikaner bei uns so gut laufen. Dieser Sache mal auf den Grund zu gehen ist doch legitim.

Das heißt doch nicht im Gegenzug, dass alle Deutschen dröge und langweilig schreiben! :o

 

Ebenfalls kopfschüttelnde Grüße

Joy

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Ulf,

da hast du halt ein schlechtes Beispiel erwischt. ;)

Was diesen anderen Stil ausmacht versuchen wir ja grade in diesem Thread zu ergründen.

 

LG

Joy

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Ich glaube, dass die Frage "Warum anglo-amerikanische Autoren so gut laufen" leider weit komplexer ist, als wir Autoren das sehen oder beeinflussen können.

 

Es geht um eine ganze Prozesskette, die beim Autor beginnt und über Lektor und Verlag bis zu den Buchhändlern reicht. Wenn mir der Lektor saloppe Formulierungen streicht, mag es manchmal zur Verbesserung dienen, aber manchmal auch zur Versteifung. Es ist dann alles korrektes Deutsch. Aber korrekt bedeutet nicht unbedingt spannend.

 

Dann sind da die Verlage. Wenn es um Autoren geht, die "gut laufen", meint man ja wohl hohe Auflagen. Das heißt, es geht um Publikumsverlage. Auf diesem Level geht es ums knallharte Geschäft. Das heißt: Risiko reduzieren und Gewinn steigern.

Ein bewährter amerikanischer Autor bedeutet geringes Risiko. Der Gewinn ist wegen Lizenzgebühr zwar auch nicht hoch, das muss dann durch mehr verkaufte Auflage hereingeholt werden, für die ein höheres Werbebudget angesetzt wird. Damit steht fast schon fest, wer von den großen Publikumszeitschriften rezensiert wird und dann in den Buchläden gut sichtbar herumliegt.

So ist übrigens auch Microsoft groß geworden. Sie sind nie durch exzellente Entwicklungen und Qualität aufgefallen, hatten aber die beste Marketingstrategie und später dann die größte Marktmacht. Vieles wirklich gute ist daneben den Bach runter gegangen.

 

Ach ja. Dazwischen gibt es noch die Literaturagenten. In diesem Forum wurde schon häufiger eine bedeutende Literaturagentur zitiert, die deutschen Thrillerautoren wenig Chancen einräumt. Das heißt: Noch ein Filter mehr, denn auch hier geht es um die großen und ums Geschäft.

 

Ich will mit diesem Beitrag nicht jammern und auch nicht die Schuld nur auf die anderen schieben. Aber so scheint mir die Situation und der müssen wir ins Auge sehen. Als Autor ist man nur ein winziger Teil im Getriebe des Marktes. Nichtsdestotrotz sollten wir versuchen besser zu werden. Wir haben es nicht nötig uns zu verstecken. Wir sind zwar nur ein kleines Rad, aber auch kleine Räder können jede Menge bewegen. Es dauert halt nur etwas länger.

 

Viele Grüße

Klaus

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Erlaube mir, dich entscheidend zu korrigieren:

 

Wir sind nicht nur ein kleines Rad im Motor - Wir sind das Benzin.

 

Andreas

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Nur ein Einwurf:

Ich finde den Beitrag von Daniela berechtigt. Wir haben hier Leute wie Eva, Julia, Andreas, 2 x Christoph, Thomas T. etc., von Sysai ganz zu schweigen - Kollegen, die hoechst erfolgreiche, Leser begeisternde Buecher schreiben.

 

Duerfen wir uns die nicht zu Vorbildern nehmen?

Oder sind die immer noch nicht erfolgreich genug?

 

Wer Amerikaner lesen will, wird Amerikaner kaufen, denke ich.

Handwerkliches von erfolgreichen Autoren durch genaue Analyse lernen, wie Anna es beschrieben hat, finde ich sinnvoll, nuetzlich und selbstverstaendlich.

Aber es sollten die Autoren sein, die jedem einzelnen von uns etwas sagen, oder nicht? Die wir ein bisschen bewundern? Oder zumindest hingerissen lesen?

 

Herzliche Gruesse von Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Wir sind nicht nur ein kleines Rad im Motor - Wir sind das Benzin.

 

Andreas

 

Danke, Andreas, für diesen interessanten Gedanken, der sehr Phantasieanregend ist.  :s20

Nun ist es auch beim Benzin (Öl) so, dass der Markt entscheidet, welches Ölfeld angezapft wird. Dann gibt es da noch die OPEC, die als Kartell wesentlich mitbestimmt, was verkauft wird. Und die Amerikaner mit ihrem großen Markt - und ihren Benzinfressern (Ups!).

Und am Ende hoffen wir alle, dass es sich nicht "ausgebrannt" hat, wie es ein anderer Andreas so schön mitreißend beschrieben hat. Übrigens ein gutes, deutsches Vorbild und gleichzeitig ein Fanal, dass auch diesseits des Atlantik noch Autorenflammen leuchten.  :)

 

Viele Grüße

Klaus

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Wir reden immer von amerikanischen Autoren. Für mich gibt es ebenso viele Briten, die gute Unterhaltung schreiben. Ken Follet, Patrick O'Brian, John LeCarré, Bernard Cornwell, Robert Harris, Frederick Forsyth, Wilbur Smith, Tolkien wird häufig genannt, usw, usw.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Oder Martin Amis, Will Self, Matt Beaumont, Magnus Mills, Robert McLiam Wilson, Douglas Lindsey - um nur einige zu nennen. Die aber sind zwar international erfolgreich, aber (von Matt Beaumont und Douglas Lindsey mal abgesehen) in weitaus geringerem Umfang als Follet (stimmt das eigentlich mit den 49 Millionen Euro Vorschuss für den neuen Roman? :o) oder Harris. Aus meiner Sicht haben diese Leute jedoch eher Vorbildcharakter. Romane, die zwar spannend sind, aber konventionell und vorhersehbar strukturiert erzählt, interessieren mich wenig. Aber das ist meine sehr eigene Angelegenheit. Ich mag nicht immer dasselbe Buch mit wechselndem Personal lesen. Und auch nicht schreiben.

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Wir reden immer von amerikanischen Autoren. Für mich gibt es ebenso viele Briten' date=' die gute Unterhaltung schreiben. Ken Follet, Patrick O'Brian, John LeCarré, Bernard Cornwell, Robert Harris, Frederick Forsyth, Wilbur Smith, Tolkien wird häufig genannt, usw, usw.[/quote']

 

Wobei anzumerken ist, dass Ken Follett aber sagt, dass er genauso schreibt wie die Amis es wollen, das hat sein Agent ihm "beigebracht". Bevor er das tat, waren seine Bücher Flops (zehn Stück).

 

lg

Sandra

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Wobei anzumerken ist, dass Ken Follett aber sagt, dass er genauso schreibt wie die Amis es wollen, das hat sein Agent ihm "beigebracht". Bevor er das tat, waren seine Bücher Flops (zehn Stück).

 

lg

Sandra

 

Sowas nennt man Marktmacht.

Es zeigt aber auch, dass man sich verändern kann - wenn man denn will.

 

lg

Klaus

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So ist übrigens auch Microsoft groß geworden. Sie sind nie durch exzellente Entwicklungen und Qualität aufgefallen, hatten aber die beste Marketingstrategie und später dann die größte Marktmacht. Vieles wirklich gute ist daneben den Bach runter gegangen.

Klaus, das ist ein wichtiger Punkt. Informatiker sind wie Autoren Spezialisten. Sie lieben das Besondere, den tollen Kniff. Bewundern den, der jedes Byte persönlich kennt.

 

Den Anwender interessiert das nicht die Bohne. Der will sein Programm benutzen können. Deshalb sind amerikanische Unternehmen groß geworden und deutsche Softwareunternehmen oft nicht. Ich habe das bei Buchhaltungsprogrammen verfolgt. Die waren alle toll und aus dem Lehrbuch und all das, was Betriebswirte schätzen.

 

Nur die Handwerkersfrau, die am Abend, nachdem sie die Rechnungen geschrieben, die Kinder zu Bett gebracht hat, sich um dieses und jenes gekümmert hat und nun auch noch buchen muss, die kommt damit nicht zurecht. Deshalb haben sich Amis durchgesetzt.

 

Und das übersehen viele deutsche Autoren. Nicht, dass sie ihren Lesern nach dem Mund schreiben sollen, das "was diese Verlangen", sondern dass nicht handwerkliche Kniffe, tolle Formulierungen etc. wichtig sind. Sondern, dass deine Leser verstehen, was du ihnen erzählen willst und Spaß daran haben. Dass du dich in die Leser versetzt, nicht in dem Sinne: Schreiben, was die lesen wollen. Sondern in dem Sinne: Dass du verstehst, wie die die Geschichte aufnehmen. Wie du sie erzählen musst, dass in deren Köpfen der Film abläuft, den du drehst.

 

Dass du weißt, wann dein Witz wirklich zum lachen ist. Und dass es völlig unwichtig ist, ob du in der Erzähltradition von Joyce stehst oder in der von Hemingway. Und was man alles reininterpretieren kann in deine geschichte, wenn du sie nur gekonnt verdrehst und auch noch das letzte Byte ausnutzt (äh, ich meinte natürlich: das letzte Wort).

 

Das hat nichts mit Marketing zu tun. Das hat damit zu tun, dass du verstehst, was den 08/15 Benutzer umtreibt, der keine Literaturwissenschaft studiert hat und auch keine Informatik.

 

Hans Peter

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