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(ChristophL)

Warum sind anglo-amerikanische Autoren so gut?

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Auch wenn viele Geschichten nach ähnlichem Muster aufgebaut werden - und das werden sie schon seit vielen hundert Jahren - so behalten sie ihren eigenen Charakter' date=' sofern der Autor eine eigene Stimme hat. [/quote']

Auch wenn ich dem eigentlich zustimme - mein Eindruck ist, dass anglo-amerikanische (und nach deren Muster geschriebene) Bücher sich seeehr ähnlich sind. Viel ähnlicher als Geschichten aus den letzten paar hundert Jahren in einem Kulturkreis, geschweige denn in mehreren. Egal, ob der Autor happy oder unhappy ends bevorzugt, die Handlung in der Bronzezeit oder im Weltall spielt - die Zutaten der meisten Geschichten und die überwiegende Zahl der Bücher gleichen Genres ähneln sich in der Tat wie ein Hamburger dem anderen. Ich sehe da (leider) den gleichen Trend zum amerikanisch gefärbten Einheitsbrei wie bei Musik, Filmen, Mode, Essen usw.

 

Aber ich komme sowieso schon mit dem Thread-Titel nicht mit, bin also sicher kein Maßstab. Warum sind anglo-amerikanische Autoren so gut? - ich finde das nicht. Es gibt amerikanische und britische und irische Autoren, die ich gut finde, ja. Aber es gibt auch russische, französische, kanadische, tschechische, ungarische, chinesische, indische usw. usf. Autoren, die ich gern lese - und deren Bücher ähneln sich sehr viel weniger, weshalb ich sie viel spannender finde. (Deutsche Autoren sowieso, die mag ich am liebsten, weil es die einzigen sind, die ich im Original gut lesen kann. DDR-Autoren bewundere ich übrigens auch eine ganze Reihe.) Ich kann das nicht an der Herkunft festmachen, nicht mal an einer Art zu schreiben, die sich verallgemeinern ließe, nur am einzelnen Autor. Oft sogar nur am einzelnen Buch.

 

Nur werden eben viel weniger indische oder tschechische oder chinesische Romane übersetzt als amerikanische, und noch viel weniger findet man als Mitnehm-Ware im Buchladen oder im Bahnhofskiosk. Klar wirkt das auch geschmacksbildend, und trägt zur Vereinheitlichung bei.

 

Liebe Grüße

Beate

Man gräbt keine goldenen Halsbänder aus dem Boden. (John Vorhaus "Handwerk Humor")

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... Den meisten Lesern ist es egal' date=' woher der Autor kommt ...[/quote']

Ich fürchte, das ist nicht so. Gerade im Thriller-/Krimi-Bereich habe ich schon oft von Leser-Seite gehört: 'Die Amerikaner können das besser.' Abwechselnd mit: 'Die Briten, die Schweden, die Isländer ... können das besser.'

Deshalb verschenke ich seit Jahren fast ausschließlich Bücher deutschsprachiger Autoren, um diesem "Vorurteil" entgegenzuarbeiten.

Denn ich finde nun mal, dass deutschsprachige Autoren "es" ebenfalls können. Und tun. "Wir" holen auf, denke ich.

 

Was mir allgemein auffällt (sowohl bei den auswärtigen wie bei den einheimischen Autoren): Viele haben ein zweites Standbein neben der Literatur. Nicht (nur) als Notnagel, sondern auch (teilweise explizit), um unabhängiger schreiben zu können. Dabei schöpfen sie (stark verallgemeinernd gesagt) mehr oder weniger deutlich aus dem Erfahrungsschatz vorher oder parallel ausgeübter Berufe.

Ich habe den Eindruck, dass diese "Doppelleben" im außerdeutschsprachigen Raum verbreiteter sind als bei uns.

Hier im Forum z.B. lese ich immer wieder von Brotberufen, die leider ausgeübt werden müssten, da man vom Schreiben allein schlecht leben könne.

Natürlich ist es wenig spannend, beim Finanzamt hinterm Tresen zu sitzen. Aber auch dort ließen sich doch bestimmt Stoffe (aus allen Bereichen) finden, die spannend, amüsant etc. erzählt werden könnten (was auch den Vorteil hätte, dass der Autor sich auskennt). Thea Dorn sitzt in der Uni und lehrt Philosophie - trotzdem oder vielleicht gerade deshalb schreibt sie gute Sachen. Nur wahllos als Beispiel.

Bei den Amerikanern sind es dann die Gerichtsmediziner (da finden sich die Inhalte für Krimis natürlich leichter ...) ebenfalls wahllos herausgegriffen.

 

Was ich damit sagen will: Ich glaube, dass sich dieses teilweise verkrampfte "Ich will am liebsten nur noch schreiben, leider kann man heute immer weniger davon leben" oder "Ich hasse meinen Brotjob" (so wirkt es auf mich) eher einen frustrierten Autor hervorbringt als gute Literatur.

Genauso, wie das verkrampfte "ich will das Schreiben richtig gut lernen, also feile ich wochenlang an einem Satz" den Autor (und mit ihm den Leser) krampfen lässt.

Nobody is perfect

Ich habe den Eindruck, die Amerikaner (stellvertretend und stark verallgemeinernd) sehen das teilweise etwas lockerer (womit ich nicht meine, dass sie weniger an sich arbeiten).

Und fühlen sich, vielleicht, auch etwas unabhängiger. Auch vom Lob anderer (sie loben sich bedeutend hemmungsloser selbst, als es hierzulande üblich ist, habe ich den Eindruck und finde diese Einstellung gut - bedeutend besser jedenfalls als das leidige Understatement in unseren Breitengraden).

Wer lamentiert, vergeudet Energie. Wenn ich etwas nicht ändern kann, versuche ich, das Beste für mich rauszuziehen. Wenn ich mich abhängig fühle, muss ich versuchen, mich unabhängig machen (und darf nicht erwarten, irgendwer sonst würde mir die Freiheit hinterherwerfen).

Kraftvolle, überzeugende Literatur wird, glaube ich, nicht von kraftlosen Autoren geschrieben.

 

LG - Barbara

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Zitat Julia:

Den meisten Lesern ist es egal, woher der Autor kommt ...

Zitat Barbara:

Ich fürchte, das ist nicht so. Gerade im Thriller-/Krimi-Bereich habe ich schon oft von Leser-Seite gehört: 'Die Amerikaner können das besser.' Abwechselnd mit: 'Die Briten, die Schweden, die Isländer ... können das besser.'

 

Und woher kommt es, dass eine deutsche Autorin (Charlotte Link) mit einem Thriller/Krimi schon seit Wochen in den Top 10 von Spiegel und Amazon steht?

Oder dass es einen Andreas Franz und Sebastian Fitzek gibt?

Ich glaube, auch deutsche Autoren haben das Zeug und Handwerk zum Bestseller, wenn man sie nur läßt (Gruß an alle Verlage und Agenten).  ;)

 

LG

Alfred

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[Kraftvolle, überzeugende Literatur wird, glaube ich, nicht von kraftlosen Autoren geschrieben.

 

Das gefaellt mir so gut, Barbara.

Vermutlich kennen die meisten von uns das aus eigener Erfahrung, das kraftlose, mutlose Zeug, das man sich abringt, wenn man entkraeftet und entmutigt ist.

Weshalb Lernen, Lesen, Analysieren wichtig sind, aber der Tenor: Du hast etwas in dir, das zu entwickeln sich lohnt, vermutlich sehr viel produktiver wirkt als: Du koenntest es, wenn Du wolltest schaffen, dieses oder jenes nachzumachen.

 

Ich glaube, dass Du Recht hast: Die britischen und irischen Autoren, die ich so mag, lassen sich erzaehlen. Machen sich nicht vor lauter Bedenken mundtot.

 

Alles Liebe von Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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@ Alfred: Ich habe nicht gesagt, dass niemand die deutschen Triller/Krimis kauft. Ich selbst z.B. kaufe und verschenke sie fleißig. Es könnten nur wesentlich mehr Käufe sein, wenn das mir sehr bekannte Vorurteil, Amerikaner & Co. könnten es besser, unter vielen Lesern nicht immer noch so weit verbreitet wäre.

Lies mein Posting doch einfach komplett. Da sagte ich "Ich finde, dass deutschsprachige Autoren "es" ebenfalls können. Und tun."

 

Du schreibst: "... haben das Zeug und Handwerk zum Bestseller, wenn man sie nur läßt (Gruß an alle Verlage und Agenten)."

Genau diese Einstellung 'wenn man sie nur lässt' hindert, finde ich. Wenn ich keinen Verlag finde, muss ich eben weitersuchen und nicht aufgeben. Beste Beispiele dafür sind doch Bestseller, die, was weiß ich, hundertmal abgelehnt wurden, bevor sie eine Chance bekamen. Und die bekamen sie nicht, weil irgendein Lektor mal in seiner Schublade gekramt und beim Aufräumen das supertolle, leider verstaubte Manuskript wiedergefunden hat, sondern weil der betreffende Autor am Ball geblieben ist. Oder sein Agent.

 

@ Charlie: Genau. Betonung auf: "selbst machen" und nicht "nachmachen" oder "gemacht bekommen". Ich glaube, dass ein Gros der nicht-deutschsprachigen Autoren schlicht eine etwas andere Lebenseinstellung hat als "wir". Nicht so, wie soll ich sagen, verkomplizierend.

Was nicht bedeutet, dass sie keine komplexe Literatur schrieben. Ich habe nur den Eindruck, dass sie auch die schwierigen Dinge des Lebens anders bedenken als "wir" - sich nicht so schnell unterkriegen lassen u.ä.

Und auch nicht so schnell zerstörerische oder am Schreiben hindernde Selbstzweifel entwickeln. Ich glaube, sie können mit Fehlern besser leben als wir nach Perfektion strebenden Deutschen. (Bewusst plakativ formuliert, mir ist schon klar, dass es eine Verallgemeinerung ist; ich habe nur den Eindruck, dass es tendenziell so ist).

Sie machen ihre Erfahrungen und schreiben weiter, lassen ihren Stil sich entwickeln und verlangen nicht gleich von Anfang an zuviel von sich selbst.

Und gerade das wird im deutschsprachigen Raum langsam aber sicher ebenfalls zunehmend praktiziert.

Z.B. von Fitzek. Der hat sich in seinen Büchern bereits entwickelt. Was in "Die Therapie" noch etwas ungeschickt war, läuft in "Das Kind" schon leichter aus der Feder - mein Eindruck. (Aus diesem Forum gibt es ebenfalls einige Beispiele dafür.)

 

Es gibt schon eine Menge deutschsprachiger Autoren, die sich was von "den" Amerikanern & Co. abgucken. Nicht die Schreibe, sondern die Einstellung, meine ich.

Wenn ich als Autor pessimistisch in die Welt gucke, kommen meine "positiven" Helden nicht besonders glaubhaft, sondern eher hölzern rüber.

Die "negativen" Figuren, oder die traurigen, verzweifelten, naiven usw. lassen sich mit einer positiven Einstellung (des Autors zu sich und seiner Schreib-Welt) ebenfalls besser (be)schreiben, glaube ich.

 

LG - Barbara

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Hallo Tom,

 

ich streite mich gern mit jemandem, der mir sympathisch ist. :)

 

Zunächst mal hast du natürlich recht. Ich möchte keine berechenbaren Romane schreiben, und ich möchte auch nicht auf schöne Nebenschauplätze verzichten, bloß weil sie die Handlung nicht vorantreiben. Das ist, glaube ich, mein schwächster Punkt, vielleicht sollte ich mir hier nicht zuviel von Ken Follett abgucken.

 

Meine Sprache möchte ich aber wirklich klarer und einfacher hinkriegen. Du schreibst:

 

So' date=' so, Du verwendest also keine "klare" und "einfache" Sprache. Damit verweigerst Du Dich automatisch solchen Lesern, die nur Klares und Einfaches verstehen. Auf diese Art kann man ja nicht erfolgreich werden. Purismus ist angesagt. Fünf-Worte-Sätze? Weg damit! Adverbien, Adjektive - in die Tonne! Fremdwörter? Absolutes No-Go. Am besten den Thesaurus des Textprogrammes so eindampfen, dass er bei jedem Wort, das nicht auch jeder Rütlischüler versteht, meckert, besser noch automatisch korrigiert.[/quote']

 

Mein Wunsch, klarer zu schreiben, hat nichts damit zu tun, daß ich die Rütlischüler erreichen will. Ich bin einfach fasziniert davon, wieviel intensiver ich die Geschichte erlebe, wenn mich die Sprache nicht daran erinnert, daß ich lese. Stell dir einen Film vor, bei dem du dauernd über die Filmmusik nachdenkst. Du wirst kaum in ihn hineingezogen. Tritt die Musik aber in den Hintergrund und umgarnt dich unbemerkt, dann wird der Film für dich ein starkes Erlebnis. Das möchte ich erreichen. Der Irrsinn ist ja: Es fällt mir leicht, umständlich zu schreiben. Es fällt mir schwer, klar zu schreiben. Für mich ist die klare Sprache eine Kunst.

 

So so' date=' Du beginnst also mit Landschaftsbeschreibungen. Das verblüfft mich (im letzten Roman, den ich von Dir gelesen habe, "Die Brillenmacherin", hast Du das nicht getan, aber meine Erinnerung kann trügen - Du weißt es vermutlich besser  ;D), ist es doch ein klassischer Anfängerfehler.[/quote']

 

"Die Brillenmacherin" beginnt so:

 

Jedes der vier Karpfenbecken am Flußufer war so groß wie ein See. Weißes Licht glitzerte auf dem Wasser. Der Wind wehte die Schirmchen der Kuhblumen hinein und trieb sie wie kleine Schiffe vor sich her. Von Zeit zu Zeit schnappte ein Karpfenmaul danach.

Hinter den Gehöften stakten Krähen über die Felder. Sie stocherten mit ihren dicken Schnäbeln im Stroh nach vergessenen Körnern. Schafe blökten.

Braybrooke schien ein idyllischer Ort zu sein, die Art, die der Wanderer in den Midlands für eine Mahlzeit und ein Bettlager auswählt, ein Dorf mit freundlichen Bewohnern.

 

Es ist auch völlig okay, zu Beginn Atmosphäre zu erzeugen. Aber ich will gerne mal ausprobieren, das große Problem schon auf den ersten Seiten anzusprechen, vielleicht gleich nach den ersten Naturbeschreibungen. ;) (Und nicht auktorial, wie ich es in der "Brillenmacherin" nach den obigen Absätzen tue, sondern in eine Szene integriert.)

 

Sorry für die Ironie und den Sarkasmus.

 

Neinnein, das hat mir Spaß gemacht! ;D

 

Ich bin in einer Phase, wo ich von den Amerikanern etwas lernen möchte. Das ist in Ordnung so, finde ich! Selbstverständlich bleibe ich eine deutscher Autor, und vielleicht schlägt bei mir das Pendel in ein paar Jahren wieder in die genau entgegengesetzte Richtung. Aber dann weiß ich wenigstens, was ich _nicht_ mache, und warum nicht. ;)

 

Herzlich,

 

Titus

Was hat Putin 1985-1990 in Dresden gemacht? Einige Einblicke und ein Trailer zum aktuellen Roman "Der letzte Auftrag", gedreht vor der ehemaligen KGB-Villa dort.

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Hallo, Titus.

 

:) (Der Eingangssatz gilt für mich auch.)

 

Ich habe das natürlich überspitzt formuliert. Mir war klar, dass die Alternative zu überambitionierter Sprache nicht 200-Wörter-Gossenslang lautet. Und es ist tatsächlich hilfreich, auf sprachverliebte Experimente zu verzichten, die keinen Zweck haben außer den, das Ego des Autors (nach dem Motto: "Hach, was für ein goiler Satz! Wehe, mein Lektor streicht den!") zu befriedigen. Gerade bei solider Unterhaltungsliteratur gilt es, das richtige Maß zu finden. Dein Beispiel mit der Filmmusik ist treffend.

 

Vielleicht sollte mal jemand erklären, wer eigentlich mit dem Threadtitel genau gemeint ist. Dan Brown? John Grisham? Philip Roth? Dan Simmons? Iain Banks? Linwood Barclay? Peter James? Robert Charles Wilson? Matt Ruff? John Updike? John Irving? Thomas Pynchon? T.C. Boyle? Oder einer von den hunderttausend anderen? Die Thriller- und Krimiautoren, die international erfolgreich sind, mögen sich tatsächlich auf einen relativ kleinen gemeinsamen Nenner eindampfen lassen (McDonald's-Literatur), über den man streiten kann, aber (meinen eigenen Äußerungen in diesem Moment tendentiell widersprechend ;)) die anderen genannten Autoren verfügen durchaus über gewisse Eigenheiten, die sich nicht so einfach kategorisieren lassen. Da gelangt man schnell zu Marketingfragen, wenn man sich über deren Erfolg unterhält. Aber auch (gerade bei Roth, Boyle, Simmons, Updike, Banks) in Bereiche der sprachlichen, erzählerischen Qualität, bei denen es einerseits Alleinstellungsmerkmale und andererseits durchaus bemerkenswerte Pendants auf deutscher Seite gibt. Warum sind die so erfolgreich? Weil sie exzellent schreiben.

 

Einer meiner deutschsprachigen Hass-Autoren (ich glaube, ich hatte ihn bereits genannt), ist H.D. Klein, der Science Fiction schreibt ("Phainomenon", "Googol", "Googolplex"). Dieser Autor versucht exakt das, was ich als Motivation hinter einigen Postings hier vermutet habe: Er verortet seine (wirklich nicht guten) Plots international und bedient sich eines Erzählmusters, wie es die Schema-F-Schriftsteller aus Übersee vorgegeben haben. Dadurch entsteht verkrampfte, noch spürbar deutschtümelnde Nachahmerliteratur ohne jede Eigenständigkeit, die auch noch im Vergleich extrem schwach abschneidet. Verblüffenderweise erreicht dieser Autor dennoch einige Leser. Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht verstehe, warum. Meine Vermutung lautet: Science Fiction aus Deutschland ist (im internationalen Vergleich) so erbärmlich schlecht, dass sich sogar etwas weniger schlechte noch recht gut verkauft. Die zweite Möglichkeit: Der Bedarf an SF ist so groß, dass man sogar Quark aus Deutschland kauft, um das Lesebedürfnis zu befriedigen. Aus diesem Grund jedenfalls habe ich nach einem Buch von Klein gegriffen, aber es war mein erstes und letztes.

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Es gab und gibt exzellente Science Fiction aus deutschen Landen, allerdings hat gerade dieses Genre mit enorm vielen Vorurteilen im deutsch-literarischen Betrieb zu kämpfen, was einen natürlich geradezu in die Arme der angelsächsischen Vorbilder treibt, mit den zu erwartenden Risiken. Dann hat sich mit Wolfgang Jeschke einer der wichtigsten Figuren dieser Landschaft zurückgezogen, und seitdem mangelt es schlicht an Absatzmöglichkeiten. Es ist das Jahrzehnt der Fantasy, SF wollen die meisten Verlage nicht anfassen - ist zumindest mein persönlicher Eindruck. Wenn sich das mal wieder ändert, wird auch wieder mehr eigenständige Qualität produziert.  

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Es gab und gibt exzellente Science Fiction aus deutschen Landen

 

Da wäre ich an der Nennung einiger aktueller Titel (Romane!) interessiert. Und jetzt nicht mit Andreas E. kommen, den kenne ich natürlich. ;)

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Nun, bei den Zeitgenossen dachte ich natürlich schon an Andreas Eschbach. Etwas zurück zum Beispiel an Wolfgang Jeschkes "Der Letzte Tag der Schöpfung", der eine der intelligentesten Zeitreisegeschichten ist, die ich kenne. Und nochmal etwas zurück wäre ich auch bereit, die Leistungen der Autoren weitestgehend zu verteidigen, die sich im Umfeld von Perry Rhodan so finden (Ernsting... Voltz... Ewers...) ;-)  

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Hallo zusammen.

 

Vielleicht etwas spät, aber ich möchte zu diesem Thema auch etwas sagen, ohne vorher den gesamten Thread eingehend zu studieren.

 

Die grundlegende Frage war ja: Warum sind angelsächsische Autoren so gut?

 

Bei all den Antworten vermisse ich hier aber die zeitloseste aller Weisheiten, die es gibt.

 

Die Amerikaner kochen auch nur mit Wasser.

Und sie schreiben wie wir: Ein Wort nach dem anderen.

 

Sicher, wir können über den großen Teich schielen, um gewisse Rezepte oder grundlegende Dinge anzunehmen. Aber Wasser bleibt Wasser und Worte bleiben Worte.

 

Die anglo-amerikanischen Autoren mögen tolle „Universalrezepte“ in der Tasche haben, aber den Zugriff auf sämtliche Zutaten und Zubereitungsmöglichkeiten für spannende Literatur, die es in der Welt der Fantasie gibt, den haben sie auch nicht gepachtet. Kein Grund also, sich beim Schielen den Hals zu verrenken  ;)

 

Dieser Thread klingt für meine Ohren ein klein wenig wie das Jaulen eines geprügelten Hundes, der sich in der Ecke verkriecht, anstatt sich der Bulldogge von nebenan immer wieder zu stellen, bis eines Tages seine Zeit gekommen ist. Bei jedem Aufeinandertreffen wird die Bulldogge müder oder nachlässiger, der Herausforderer mit dem braun-weiß gestreiften Fell cleverer und stärker.

 

Ich weiß, ausgerechnet von einem Unveröffentlichten solche Worte ... Tod, Teufel und Blasphemie  :s22

Aber ich sehe bereits jetzt große Veränderungen in meinem eigenen Lese- und Schreibverhalten, in den Angeboten meiner Leib-und Magenbuchhandlung, sowie in der Art zu schreiben, die deutsche Autoren an den Tag legen.

 

Wir haben verdammt viele Stärken, und lernen gerade diese auszuspielen. Unsere differenzierte Art die Welt zu sehen, unser Hang die Dinge gerne von allen Seiten gründlichst auszuleuchten, eine gewisse bedeutungsschwangere Schwere, die unserer Sprache anhaftet, aber im selben Atemzug durch typisch deutsche Metaphern abgemildert oder sogar ins Gegenteil verkehrt wird ...

 

Frank Sinatra sang: „I did it my way.“

 

Warum singen wir: “I wanna sing like you“?

 

Ich finde, wir sollten die anglo-amerikanischen / angelsächsischen Autoren nicht aufgrund ihrer Honorare oder dem „gesteuerten“ Erscheinen auf den Bestsellerlisten in den Himmel heben, sondern uns auf unsere zahllosen Stärken besinnen, die sich eben nur in unserer Sprache und unserer Art die Welt zu sehen, widerspiegeln können.

 

Viele, wenn nicht sogar alle, der hier bereits genannten Autoren und Autorinnen, die der "anglo-amerikanischen Marktmacht" erfolgreich die Stirn geboten haben, machten es wie einst "the Voice".

 

Auf ihre Art.

 

Und die ist die für mich maßgebliche.

 

Revolutionäre Grüße  ;)

 

Dirk

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