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(alex)

Erfahrungsbericht aus der Beobachterperspektive?

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Hallo erstmal, ich bin durch Zufall auf dieses Forum aufmerksam geworden und lese nun schon seit einigen Tagen begeistert die Beiträge. Nun habe auch ich eine Frage, weiß aber nicht, ob diese hier rein paßt.

 

Ich habe vor einigen Monaten begonnen, meine Erfahrungen aus einer Brustkrebserkrankung zu Papier zu bringen. Erst sollte das ganze nur für mich sein, zur besseren Verarbeitung, aber in der Zwischenzeit habe ich den Spaß am schreiben entdeckt und das ganze entwickelt sich zusehends zu einem echten Buchmanuskript. Außerdem haben mich viele sogenannte Selbshilfebücher zu diesem Thema, die ich selber auch in den vergangenen Monaten gelesen habe, eher gelangweilt, wenn nicht sogar verärgert. Entweder wurden die Erfahrungsberichte von gut situierten Frauen geschrieben, so dass es sich las, wie "Brustkrebs für Reiche" oder die Ratgeber waren einfach nur langweilig und trocken. Ich denke, dass ich hier vielleicht mit Erfahrungen aus "dem wirklichen Leben" auch anderen Betroffenen weiterhelfen könnte.

 

Nun zu meiner eigentlichen Frage: Ich habe bisher alles aus der Beobachter-Perspektive geschrieben, da es mir so leichter fiel, die Emotionen meines Umfeldes oder auch äußere Umstände zu beschreiben. Dadurch liest sich das ganze aber eher wie eine fiktive Geschichte und nicht wie ein Tatsachenbericht. Müssen Erfahrungsberichte immer aus der Ich-Perspektive geschrieben sein oder kann man auch durch ein Vor- und Schlußwort darauf hinweisen?

 

Jeder Kommentar und Anmerkung ist herzlich willkommen und erwünscht!

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Keine Frage: die Ich-Perspektive ist die üblichere und sicher auch die intensivste für dieses Vorhaben.

 

Es steht dir aber frei, neben erzählenden Ich-Perspektiven-Passagen auch einzelne Passagen oder Kapitel aus auktorialer Sicht einzuflechten. Schön abgesetzt natürlich, so wie kleine Exkurse. Das könnte eine interessante Mischung sein.

 

Andreas

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Diese Variante, aus zwei verschiedenen Perspektiven habe ich auch schon einmal gesehen und fand es eigentlich etwas verwirrend.

 

Mein Problem ist, dass ich in erster Linie natürlich meine Erfahrungen weitergeben möchte, aber das ganze auch ansprechend verpacken will. Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, einen Erfahrungsbericht in eine gut leserliche Story zu packen. Genug hergeben würden meine Erlebnisse alle Male. Mich hat beim lesen der Selbsthilfebücher immer ein bißchen gestört, dass sie rein auf das Erleben der Krankheit konzentriert waren und nicht die Probleme behandelt haben, die nebenher auftreten. Aber das macht das ganze für mich erst komplett und ergibt mitunter eine wirklich interessante Lebensgeschichte. Und um alles wirklich beleuchten zu können, ist es natürlich einfacher, als Beobachter zu schreiben.

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Hallo Alex,

 

ich würde die Ich-Variante bevorzugen. natürlich musst du dann aufpassen, nicht in die Betroffenheitsliteratur abzugleiten, aber einen Versuch wäre es wert.

Und als Ich-Erzähler kannst du ja auch die Probleme schildern, die nebenher auftreten.

 

Grüße

Quidam

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Keine Frage: die Ich-Perspektive ist die üblichere und sicher auch die intensivste für dieses Vorhaben.

 

Hm. Das ist doch ne Frage. Denn die intensivste Erzählperspektive ist, keine Frage, die personale. Außerdem hat man die Möglichkeit, gelegentlich in die auktoriale zu wechseln. (Was man aber meiner Meinung nach nur sehr gut überlegt tun sollte.)

 

Dadurch liest sich das ganze aber eher wie eine fiktive Geschichte und nicht wie ein Tatsachenbericht.

 

Alex, ich sag's nicht gern: Für dich mögen deine Erfahrungen sehr intensiv gewesen sein, für andere sind sie vermutlich eher langweilig. Deshalb musst du vermutlich (glaubwürdig) dramatisieren.

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Hallo Alex,

 

du musst dir im Klaren sein, ob du einen ErfahrungsBERICHT (also eher sachlich und fundiert) oder eine LeidensGESCHICHTE (d.h. erzählerisch, spannend, mitreißend) schreiben willst.

 

Ich kann mir vorstellen, in beiden die Er-Form zu wählen. Gerade als Anfänger wird man mit der Ich-Form zu einer zu großen Betroffenheit verleitet (ich kenne es aus eigener Erfahrung  ;) ).

 

Grüßle

Christine

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Vielen Dank schon mal für die Beiträge, ich bin schon einen Schritt weiter.

 

Zum Thema "glaubwürdig dramatisieren" von Klaus: Das habe ich bereits getan, war mir aber an einigen Stellen nicht sicher, ob es nicht zuviel des Guten ist. Aber Du hast recht, ich kann mir das Erlebte immer noch bildlich vorstellen ohne große Erklärungen, das kann ein neutraler Leser natürlich nicht.

 

Zum Theme "zu große Betroffenheit" von Christine: Das ist genau das, was ich vermeiden will. Ich möchte nicht, dass der Leser oder vermutlich eher die Leserin auf den Gedanken kommt, sich von der Brücke stürzen zu müssen.

 

Ich glaube, ich werde den Weg "Leidens-GESCHICHTE" einschlagen. Für mich als Anfänger ist es wohl doch wesentlich leichter, so alle Perspektiven zu beschreiben.

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Erstmal: "Brustkrebs für Reiche" - LOLOLOL!

 

Hallo Alex, das halte ich auch für das beste. In eine Geschichte kannst du auch fiktionales einfließen lassen, was sicherlich hilfreich sein kann. Du kannst ja erwähnen, dass die Story auf deinen eigenen Erfahrungen beruht. Das wird bestimmt interessant für Betroffene. Ich könnte mir vorstellen lieber eine Geschichte zu lesen als einen zu Tränen rührenden Erfahrungsbericht, falls ich selbst betroffen wäre. Aber das ist nur meine persönliche Einstellung. Ich lese eben lieber Geschichten.

 

Ich hoffe du hast die Krankheit nun im Griff! Alles Gute für dich!

 

Liebe Grüße

Joy

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Hallo Alex,

 

mit der "Betroffenheit" habe ich nicht gemeint, dass die Leser(innen) nicht zu Tränen gerührt sein sollten. Im Gegenteil - sie sollen richtig mitfühlen.

 

Mit der Betroffenheit habe ich eher an "Eigenleiden" gedacht. Ein Schreibstil/Geschichte, die zwar den Autor selbst zu Tränen rühren, jedoch nicht den Leser. Es darf gerne persönlich werden, aber nicht selbstverliebt oder ich-fixiert. Ein gewisser Abstand ist notwendig, und da ist (glaube ich) für einen Anfänger die Er-Form besser.

 

Grüßle

Christine

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Ich sehe das eigentlich auch so, dass die reine Aneinandereihung von Tatsachen, in diesem Fall der Entdeckung einer Krankheit, über den Weg der Therapie bis zur Genesung etwas dröge zu lesen ist, besonders, da es bei jedem Betroffenen anders verläuft. Mich haben in den Erfahrungsberichten meistens noch die kleinen "Geschichten am Rande" interessiert, wie Partnerschafts- oder Finanzprobleme. Das kam aber meistens zu kurz, weil die Autoren sich durch die Ich-Perspektive meistens ausschließlich auf die Krankheit und ihr eigenes Gefühlsleben konzentriert haben.

 

Die Sache mit dem "Eigenleiden" habe ich (hoffentlich) vermieden, zumal es auch absolut nicht meinem Typ entspricht ;D

 

Aber ich glaube,das führt jetzt zu weit, dafür müßte man an neues Thema anschneiden nach dem Motto: Wie ausführlich und spannend darf ein Erfahrungsbericht über eine Krankheit sein?

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Hallo Alex,

 

das entscheidende (meiner Meinung nach) in einem Roman über Krankheit ist, daß die Krankheit nicht im Mittelpunkt steht- ein wenig paradox.

Wichtiger als die Krankheit sind ihre Auswirkungen auf die Person, ihre Umgebung, auf das was geschieht und wie sich alles verändert. Das interessiert mich bei einer solchen Geschichte.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Hey Thomas!

 

Da kann ich Dir nur zustimmen!

Einer meiner Lieblingsfilme zum Thema Krankheit ist Lorenzo's Öl. (War das vorher ein Buch?) Dabei spielt der Kranke Junge selber allenfalls eine Nebenrolle, gezeigt wird vornehmlich der Kampf und die Verzweiflung der Eltern.

 

Die Frage ist, wie das in diesem Falle funktionieren würde, weil ja die Betroffene selber schreibt... :-/

 

Gruß, Marco! :s17

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Das ist eigentlich genau das, was mir die ganze Zeit im Kopf rumspinnt. Auslöser für die Probleme ist zwar die Krankheit, aber für ein Buch wirklich spannend, sind die Ereignisse, die dann drum herum passieren.

 

Ich habe mal vor einigen Jahren einen Roman einer englischen Autorin gelesen (Name ist mir entfallen). Es ging um einen jungen Modedesigner, der an Krebs erkrankt ist. Die Autorin hat es geschafft, dass die Krankheit zwar allgegenwärtig war, aber die Hauptfiguren waren der Freundes- und Familienkreis. Deren Handeln wurde durch den kranken Freund bzw. durch das Bewußtsein um seine Krankheit, stark beeinflußt.

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Zum Thema "glaubwürdig dramatisieren" von Klaus: Das habe ich bereits getan' date=' war mir aber an einigen Stellen nicht sicher, ob es nicht zuviel des Guten ist.[/quote']

 

Und da kann dir nur ein brutal ehrlicher Erstleser weiterhelfen. Etwas, was jeder Anfänger haben sollte.

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