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AndreasE

Gute Literatur: Welche Bedingungen braucht sie?

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In einem Nachbarthread (Link ungültig) (Link ungültig) schält sich als Erkenntnis heraus, dass es allein damit, Schriftsteller schlechter zu bezahlen und mehr hungern zu lassen, wohl nicht getan sein wird.

 

Deswegen nun einmal andersherum gefragt: Welche Bedingungen braucht es denn, damit gute Literatur entsteht? Oder einfacher gesagt, gute Bücher? Bücher, die zu lesen lohnt?

 

Mehr Förderung? Weniger? Anders?

Mehr Leser? Kritischere Leser? Kaufkräftigere Leser?

Mehr Verlage? Weniger Verlage? Mehr Lektoren?

Fall der Buchpreisbindung? Streichung der Mehrwertsteuer? Steuersenkungen für Verlage, damit die wagemutiger werden?

Mehr Buchhandlungen? Subventionen?

Mehr Deutschunterricht? Mehr Schreibseminare?

Mehr Buch im Fernsehen? Wäre es hilfreich, die Bundeskanzlerin würde regelmäßig bei Elke Heidenreich über ihre Lieblingsbücher sprechen?

Oder brächte ein Verbot von Filmindustrie und Computerspielen etwas?

Brauchen wir höhere Tantiemen? Niedrigere Tantiemen?

Mehr Literaturwettbewerbe?

 

Oder... bessere Schriftsteller?  :-X

 

(Bitte keine Diskussionen darüber, was denn nun gute und nicht so gute Literatur überhaupt ist, wie man sie definiert, eingrenzt, ausgrenzt, ob man den Begriff überhaupt verwenden darf/soll/kann/muss, auch nicht über Sinn und Unsinn der E/U-Unterscheidung und was der unergiebigen und längst bis zur Erschöpfung aller Beteiligten durchgehechelten Fragen mehr sind.  ;D )

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Mal ganz provokant: Die Bedingungen, dass Literatur (gute wie schlechte) überhaupt entstehen kann, sind in unserer Zeit und in unserem Kulturkreis so gut wie nie.

 

Die Rate an Analphabeten ist gering, Dank der Arbeitszeitgesetze gibt es so etwas wie Freizeit - was sowohl die Möglichkeit zum Lesen lässt als auch zum Schreiben.

 

Dadurch haben auch Menschen die Möglichkeit, Bücher zu lesen (oder gar zu schreiben), die vor zweihundert Jahren als Analphabet auf dem Feld geackert hätten. Und wer weiß, wie viel gute Literatur uns dadurch über die Jahrhunderte verloren gegangen ist. Wer sich heute durchsetzen will, in der ganzen, bunten Masse, muss schon auffallen und sein Handwerk beherrschen. Das schafft gute Literatur.

 

Gruß, Melanie

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Nunja, so ganz zielgenau steuern wird man das wohl nicht können, aber an einigen Punkten, die Du nennst, ist sicher was dran (selbst wenn natürlich auch unter widrigsten Umständen immer mal jemand ein gutes Buch schreiben wird.) Man könnte es ganz grob unterteilen in

 

1. Kreativität begünstigen

 

Da hilft sicherlich Förderung (die auch gar nicht autorenspezifisch zu sein braucht, "Bürgergeld" o.ä. wäre ja auch eine feine Sache), und natürlich (auch autorenseitige) Bildung (Deutschunterricht ;), Buchläden, Bibliotheken, Unis...)

 

2. Absatzmöglichkeiten

 

Da wären mehr und wagemutigere Verlage und Buchhandlungen sicher gut, vorausgesetzt natürlich, es stimmt auch mit dem

 

3. Interesse des Publikums

 

... und wie man die Leute dazu bringt, sich mehr für Literatur zu interessieren, das weiß vermutlich niemand... wobei man auch hier wiederum auf Punkt 1 verweisen könnte.

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Ein großes Thema (oder eher ein Themenkomplex), im Eingangsbeitrag prägnant & provokant formuliert.

Dazu nur ein paar Gedankenbrosamen:

 

Die Wettbewerbs- und Preishierarchie sollte sicher überdacht werden. Da werden gut verkaufenden Literaten hochdotierte Preise verliehen, die sich vermutlich über die Ehrung an sich am meisten freuen.  Auch die spärlichen Stipendien gehen nicht immer an solche, die sie wirklich für ein längeres Projekt brauchen. Wer einen anderen Brotberuf hat, wäre u.U. davon auszuschließen.

 

Bücher müssen noch mehr zum Thema werden, über das man spricht. Da schadet auch ein wenig Lokalpatriotismus nicht. Natürlich gibt es viele Genres, die sich auch ohne großes Medien-Tamtam verkaufen, aber speziell im literarischen Bereich bedarf es oft des medialen Anschiebens, damit eine kritische Masse erreicht wird, die das Risiko des Verlegers rechtfertigt.  

 

Anstelle öder Aufsätze sollte auch in die Schulen mehr kreatives Schreiben Einzug halten (OK, Aufsätze können auch kreativ sein, ;) aber ihr wisst schon, was ich meine: nicht nur die kommenden Kolumnisten und Leserbriefschreiber fördern, sondern auch die künftigen Romanautoren). Auch damit angehende Schreiberlinge lernen, thematisch über den Tellerrand zu gucken und nicht jahrelang im eigenen Saft zu dunsten. Dann blieben uns vielleicht ein paar tausend Selbstfindungsberichte erspart.

 

Ja, wenn ich was zu sagen hätte, wäre das Fernsehen sofort abgeschafft :D Dummerweise könnte ich mir dann die Büchersendungen auch nicht mehr ansehen, ganz zu schweigen von Dr. House &  Monk ...

Übrigens fand ich die Doku „Houwelandt - Ein Roman entsteht“ sehr spannend und empfehlenswert, wenn man einen Einblick in den Schaffens- und Vermarktungsprozess gewinnen will.

 

Spannende Frage, aber schwer einzugrenzen, wie ich feststelle. Auf den schnöden Mammon bin ich jetzt gar nicht eingegangen.

 

Saludos aus Kolumbien, wo auch nicht jeder ein García Márquez ist ...

Wolfgang

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Gute Frage.

 

Ich wage folgende einfache Formel:

 

1) Eine genügende Masse von interessierten Abnehmern

 

Literatur wird nicht entstehen, wenn im Markt kein Interesse ist. Deutschland ist Gottseidank mit Menschen gesegnet, die gern lesen. Ich habe in Brasilien gelebt. Da ist Fernsehen beliebt, aber Lesen ... mein Gott, ist das ansteckend?

 

Gut sind auch Buchbesprechungen im Fernsehen. Ich glaube, das stimuliert. Vielleicht kann man da mehr tun, um das Interesse für Literatur zu fördern.

 

2) Konkurrenz

 

Je mehr gute Autoren es schon gibt, je mehr muss sich jeder anstrengen. Das ist wie in allen anderen Bereichen menschlicher Aktivität. Konkurrenz belebt das Geschäft.

 

3) Stimulus für die eigene Kreativität

 

Schreiben ist eine einsame Beschäftigung per se. Aber wie in anderen künstlerischen Bereichen sollte man von anderen Gleichgesinnten profitieren können. Man lernt voneinander. Das ist, was wir hier auch im Forum tun. Wie ist der Impressionismus entstanden? Die Leute haben gegenseitig ihre Bilder besprochen, im Café diskutiert, Richtungen proklamiert oder verworfen. so ein Austausch hilft sicherlich.

 

Aber das Ziel ist nur eines: Bessere Autoren.

 

Gruß

 

Ulf

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Weniger abschreckenden Deutschunterricht. Mal ehrlich, wer hat noch Spaß an einem Werk, wenn man es zu Tode interpretieren und analysieren musste, weil der Lehrer/die Lehrerin da Dinge herauslesen zu müssen glaubte, von der sicher manche Autoren nicht wussten, dass sie sie hineingeschrieben hatten. ;)

 

Im Englischunterricht haben wir das Thema Kurzgeschichte gehabt, und uns erstens mit moderneren (damals) Geschichten befasst, zweitens auch welche geschrieben. Warum nicht diesen Ansatz auch im Deutschunterricht?

Liebe Grüße, Susanne

 

"Books! The best weapons in the world!" (The Doctor)

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Was ich in den letzten Jahren festgestellt habe, ist ein Schwund von Phantasie.

 

Etwas das unabdingbar mit guter Literatur verbunden ist, weniger auf Seiten der Autoren, als auf der der Leser. Ein Autor kann sich noch soviel Mühe mit einem Buch geben, wenn auf der anderen Seite die Imaginationskraft fehlt, Bilder im Kopf entstehen zu lassen, dann zündet auch die orginellste Geschichte nicht.

 

Ebenso ist Bildung wichtig. Auf Montsegur haben viele eine wunderbare Sprache zu bieten, aber was nützt das wenn niemand diese Sprache zu würdigen weiss.

 

Und Zeit ist auch so ein Punkt, wie oft höre ich "Ich würde ja gerne mehr lesen, aber ich habe keine Zeit" oder " Ich kann keine gehaltvollen Sachen lesen, wenn ich kaputt bin brauch ich leichte Kost zur Entspannung.

 

Phantasie

Bildung

und Zeit, das alles braucht, meiner Meinung nach, gute Literatur.

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- besserer Deutschunterricht. Viel, viel mehr selbst schreiben.

Und wenn es das ist, was Petra (Huhu, wo ist sie??) aus ihrem berichtet hat: Mal die besprochene Geschichte aus einer anderen Perspektive selbst schreiben. Mal ... Da liesse sich viel finden.

- viel mehr Unterbau (warum wundert sich jetzt keiner, dass ich das sage ;-).

 

Aber andererseits wurde hier schon gesagt: Wir haben in mancher Hinsicht ideale Bedingungen. Viel Freizeit. Viel Geld. Viele Leute, die Schreiben nebenher als Hobby betreiben können. Viele, die lesen können und wollen.

 

Hans Peter

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Was ich in den letzten Jahren festgestellt habe' date=' ist ein Schwund von Phantasie. [/quote']

 

Ist das tatsächlich so? Oder sind wir durch die anderen Medien wie Film/Fernsehen zu übersättigt?

 

Wie oben schon angeführt wurde, u. U. würde weniger Fernsehen vielleicht zu besserer Literatur führen.

 

Gruß, Melanie

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Bessere Autoren. :-X

Mehr Schreibkurse für kreatives Schreiben.

Tod der schnodderigen Umgangssprache in Manuskripten!

Lektoren, die Kreatives auch stehen lassen. Lektoren, die nicht noch mehr Fehler einbauen.

Kreativer und guter Ausdruck wird zu wenig gelehrt. Millionen Bücher auf dem deutschen Markt klingen völlig gleich, die wenigsten Autoren haben ihren eigenen, literarisch wertvollen Stil gefunden. Diese stechen dann auch heraus, verkaufen sich gut. Der Rest ist Einheitsbrei, Eintagsfliegen, Fast-Food-Literatur.

 

LG

Joy

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Hallo zusammen,

 

als angehender Deutschlehrer kann ich ebenfalls nur bestätigen, dass dort mehr produktiv selber kreativ geschrieben werden müsste- und das man über die Zahl der Klassiker nachdenken müsste. Denn hier werden viele Menschen von Klassikern abgeschreckt, weil sie eben nicht produktiv erarbeiten, wie ein solcher Text funktioniert- und nur Theorie über Bedeutung und rh. Figuren ist halt oft langweilig. Zudem müssten allgemein mehr Kreativität unterrichtet werden, also kreatives Schreiben, Kunst und Musik, am besten noch mit Film, Theater und weiteren Medien.

Die kreativen Schreibkurse sollten aber am Besten von Deutschlehrern und Schriftstellern abgehalten werden, wobei in späteren Klassen nur noch Schriftsteller unterrichten sollten.

 

Und ja, auch breitere Angebote für Schreibkurse an Unis, durchaus auch durch Schriftsteller.

(Wäre ja auch für die Finanzierung der Autoren nicht schlecht, böte aber vor allem den Vorteil, dass Deutschlehrer viel über Texte lernen, aber sicherlich die meisten nicht Kurzgeschichten schreiben können)

 

Wichtiger wäre jedoch die Pisadelle zu beseitigen, die dafür sorgt, dass die meisten Schriftsteller eben aus "bildungsnahen Schichten" kommen, weil sie als Kind vorgelesen bekommen haben und danach Zugang zu Büchern hatten. Hier geht viel verloren, weshalb im Kindergarten deutlich mehr Leseförderung kommen müsste, sowie deutlich mehr Unterricht in Deutsch um Sprachdefizite zu beseitigen. Denn wir haben in Deutschland eine stark ausgeprägte "Mittelschichtliteratur", was ein deutlicher Verlust für die Literaturlandschaft ist.

 

Weiterhin wäre wichtig, dass die Tantiemen steigen müssten, damit bei allen Autoren ein wenig mehr Geld ankommt- immer in der Hoffnung, dass dann die Umsätze steigen und nicht gleich bleiben, weil die Leute dann weniger Bücher kaufen.

Hier würde ich mir auch sehr wünschen, dass die Autoren da einen wichtigen Schritt nach vorne machen und sich besser organisieren- damit auch über Lobbyarbeit und mehr Druck gemacht werden kann.

 

Auch etwas mehr Geld für Lektorat und Korrektorat wären wunderbar, weil dann die Bücher etwas besser werden könnten.

 

Und ehrlich gesagt haben wir in Deutschland seit einigen Jahren ein Problem mit der Empathie. Die meisten Menschen können sich kaum noch in andere Menschen hineinversetzen- was aber eine Grundlage der Literatur ist, und was diese auch lehrt. Hier müsste man gezielt in der Schule und im Elternhaus dran arbeiten.

 

Und, was mich persönlich schon sehr lange ärgert:

Neben der bisherigen Autorenförderung müsste es unbedingt noch Stipendien oder ähnliches geben, die für alleinerziehende Autoren/ Autorinnen, für Autoren mit Kindern ein wenig Unterstützung anbieten. Da könnten zusätzliche Kinderbetreuung, Haushaltshilfen oder gezielte Stipendien viel bewirken.

Denn das Familie und Kinder bei Autoren ein besonderes Armutsrisiko sind, halte ich einfach für tragisch.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Bei uns in Deutschland sollte allgemein die Qualität der Kommunikation gefördert werden und der Umgang mit Sprache als ein wesentlicher Bestandteil davon.

 

Im Angesächsischen gibt es Debattierclubs, werden auf der Schule/Uni Diskussionswettbewerbe veranstaltet und geübt, wie man seine Ideen formuliert und dem Zuhörer näher bringt, überzeugt. Was gibt es Wichtigeres im Leben? Auf jeder Ebene muss ich in der Lage sein, andere von meinen Ideen zu überzeugen, auch als Maschinenbauingenieur. Natürlich gehört auch ernsthaftes Zuhören dazu und den anderen mit Respekt reden lassen.

 

Im Schriftlichen ist es ähnlich. Meine Kinder haben im Gymnasium vielleicht mal eine oder zwei Facharbeiten geschrieben. Sie haben das Schreiben nie gelernt. Jetzt, als Erwachsene brauchen sie das und ich habe Mühe, ihnen Grundbegriffe von Struktur, Organisatiojn und Wortwahl beibringen, um ihre Inhalte effektiv rüberzubringen.

 

Meine jüngeren Kollegen im Büro schreiben einen Murks zusammen, wenn es darum geht, ein vernünftiges Projektangebot für einen Kunden zu schreiben. Ich verbringe Stunden, daraus lesbare Texte zu machen, damit der Kunde kauft.

 

Da muss im Schulischen noch eine Menge geschehen.

 

Gruß

 

Ulf

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Ich weiß nicht, aber mir bereitet die Vorstellung, den Deutschunterricht auf kreatives Schreiben auszurichten, extremes Unbehagen. Das Pendant hatten wir im Kunstunterricht, und hat das das Malen gefördert? Ich glaube, wenn ich in der Schule hätte schreiben müssen, hätte es mir das verleidet. So war es ein subversiver Akt (meine Lehrer dachten, ich schreibe fleißig mit, dabei habe ich auf ins Heft eingelegten Zetteln meine Romankapitel vorskizziert, die ich dann nachmittags in die Schreibmaschine klopfte... :s22 ).

 

Vielleicht wäre es im Gegenteil gut, es gäbe an jeder Schule wieder einen Index verbotener Bücher? Harry Potter auf den Index! Und Dan Brown dazu! Und schwupps würden die Schüler wieder lesen...

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Dass allgemein die Phantasie schwindet, das Gefühl beschleicht mich in letzter Zeit auch zunehmend.

 

Michael Ende hat es kommen sehen... :-/

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Schüler zum "kreativen Schreiben" zu zwingen, die kein entsprechendes Talent dazu haben und noch weniger Lust darauf, halte ich auch nicht für ratsam.

Problematisch beim Deutschunterricht ist m.E. jedoch diesen alleinigen Fokus auf die Rechtschreibung. Zumindest bei mir war das so: Hattest du einen langweiligen Aufsatz geschrieben, aber die Groß- und Kleinschreibung drauf, warst du der Star. Bist du förmlich in der Geschichte aufgegangen, hast aber vergessen, ein Komma richtig zu setzen - dann gab's die schlechte Note.

Natürlich ist es wichtig, die Rechtschreibung zu beherrschen - aber "Sprachbeherrschung" ist noch mehr als das.

Auch bei Fremdsprachen ist es doch so, dass sie Lust am Parlieren nicht grade gesteigert wird, wenn man ständig auf der Grammatik rumreitet. Das muss man einfach mal laufen lassen - und das geschieht nicht, indem einem eingetrichtert wird, wie man komplizierte Sätze bildet à la: Wenn ich gestern meine Tante vom Bahnhof abgeholte hätte, wie ich es hätte tun sollen, weil es so vorgesehen war, würde sie den morgigen Tag mit mir verbringen wollen, weil sie mir dankbar gewesen wäre.

Das ist Schwachsinn und regt ganz sicher nicht die Lust an Sprache an!

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Vielleicht wäre es im Gegenteil gut, es gäbe an jeder Schule wieder einen Index verbotener Bücher? Harry Potter auf den Index! Und Dan Brown dazu! Und schwupps würden die Schüler wieder lesen...

 

I like it !!!

 

:s22

 

Ulf

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Schüler zum "kreativen Schreiben" zu zwingen' date=' die kein entsprechendes Talent dazu haben und noch weniger Lust darauf, halte ich auch nicht für ratsam.[/quote']

 

Ich meinte nicht unbedingt "kreatives" Schreiben im Sinne von Kurzgeschichten. Ich meinte, sich überhaupt verständlich schriftlich auszudrücken:

 

- Thema und Ziel, Was will ich überhaupt ausdrücken, Anfang, Mitte, Ende, wie führe ich den Leser an das Thema heran, unterschiedliche Sichtweisen zum Ausdruck bringen, die Argumentation aufbauen, Konklusion und Zusammenfassung und "last not least" effektive Wortwahl. Betonung auf "effektiv", die die den Sinn am besten vermitteln, keine Worthülsen.

 

Wenn man das als Rüstzeug besitzt, wird es im Wirtschaftsleben helfen, genauso wie dem angehen Autor. Dann kann er sich auf Inhalte konzentrieren und muss nicht über Verben stolpern.

 

Gruß

 

Ulf

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Vielleicht ist es von Schule zu Schule unterschiedlich. Das, was hier z. T. bemängelt wird, nämlich kein kreatives Schreiben in den Schulen, gab es zu meiner Zeit schon in der 8. Klasse (80er Jahre). Kurzgeschichten und Aufbau wurden zunächst an bekannten Beispielen analysiert und später versuchten wir Schüler uns selbst daran, wobei Idee, Ausführung und Rechtschreibung getrennte Bewertungen hatten. Und obwohl die Kurzgeschichte danach einen "Boom" bei uns hatte, flaute der innerhalb von wenigen Wochen wieder ab und nur diejenigen, die zuvor ohnehin schon Spaß am Schreiben hatten, haben weitergeschrieben. Deshalb ist es fraglich, ob die Schule allein diese Erwartungen an die "gute Literatur" erfüllen kann. Immerhin ist es ein interessanter Ansatzpunkt und macht zumindest mehr Spaß als die ewig gleichen Aufsatzthemen oder Interpretationen.

 

Gruß, Melanie

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Problematisch beim Deutschunterricht ist m.E. jedoch diesen alleinigen Fokus auf die Rechtschreibung. Zumindest bei mir war das so: Hattest du einen langweiligen Aufsatz geschrieben, aber die Groß- und Kleinschreibung drauf, warst du der Star.

Das ist nicht nur im Deutschunterricht so.

 

Kaum postest du irgendwo was, weißt dir jemand nach, dass das dritte Komma in der vierten Zeile falsch gesetzt ist und schlussfolgert daraus, dass deine "Argumente" also nichts taugen können.

 

Meist sind es Studienräte für Deutsch, die so argumentieren ...

 

Hans Peter

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Aber es gibt auch schon ganz andere Lehrer!

Der von meinem Sohn z.b. hat ein ausgeklügeltes Prozentsystem, bei dem Inhalt und Formulierung immer über Rechtschreibung und Grammatik triumphieren.

Das fördert zwar nicht gerade die Rechtschreibung, aber die Freude am Schreiben ganz sicher. Außerdem wäre mein Sohn sonst längst durchgeflogen. Allein deshalb finde ich das System prima. ;D

 

Liebe Grüße,

Saskia

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Glaubt ihr im Ernst das ein besserer Deutschunterricht auch bessere Literatur hervorbringt?

 

Das ist, meiner Meinung nach, ein ziemlicher Irrtum. Selbst wenn unser antiquiertes Bildungssystem das wahr machen könnte, so würde das eventuell nur dazu führen, dass die Kinder besser in Deutsch wären.

 

Gute Literatur braucht neugierige Menschen, Menschen die Fragen stellen und Antworten in Büchern suchen, oder mit ihren Texten Fragen aufwerfen. Menschen, die sich für andere Sichtweisen interessieren und die sich, inspiriert durch Bücher, selbst anfangen Gedanken zu machen. Das sollte man fördern, die Neugier bei Kindern zu wecken und versuchen die Fragen die sie haben zu beantworten.

 

LG Irena

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Glaubt ihr im Ernst das ein besserer Deutschunterricht auch bessere Literatur hervorbringt?

 

Hallo Irena,

 

nein, Deutschunterricht ist kein Garant für gute Literatur. Aber es ist ein Rüstzeug. Wir müssen alle Mathematik in der Schule lernen, auch wenn nur wenige Mathematiker werden.

 

Ich meine, das Schreiben an sich sollte in der Schule praktiziert werden, wobei Rechtschreibung und Grammatik dazugehören, aber nur ein Teil des Ganzen sind. Dazu gehört eben auch, welche Fragen stelle ich, wie recherchiere ich ein Thema, wie baue ich meinen Text auf, usw, alles was effektives Schreiben ausmacht.

 

Auch das ist noch keine Literatur, aber ein grundsätzlicher Baustein. Und es würde vielleicht bei dem einen und anderen Freude am Schöpferischen Schreiben auslösen.

 

Gruß

 

Ulf

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Glaubt ihr im Ernst das ein besserer Deutschunterricht auch bessere Literatur hervorbringt?

nein, Deutschunterricht ist kein Garant für gute Literatur. Aber es ist ein Rüstzeug. Wir müssen alle Mathematik in der Schule lernen, auch wenn nur wenige Mathematiker werden.

Also ich denke das auch, trotz aller Bedenken über Deutschunterricht, obwohl ich mich

so oft darüber lustig mache. Er legt die Grundlagen und prägt. Und da würde mehr Gewicht auf selbst schreiben, wie schreibt man überhaupt Geschichten, etc. sehr, sehr helfen. Und vielleicht auch manches Vorurteil und manche abstruse Vorstellung bekämpfen.

 

Obwohl Andreas Idee auch was für sich hat: Verbietet einfach die Bücher, die Jugendliche unbedingt lesen sollten. Wie wäre es, "Faust" wegen der Gretchen Geschichte auf den Index zu setzen? Vermutlich würden ihn dann viel mehr kennen ...

 

Hans Peter, dem mit dreizehn tatsächlich die hinteren drei Schallplatten des "Faust" verboten waren (Anfang sechziger Jahre). Ratet mal, was ich gemacht habe, sobald meine Eltern aus dem Haus waren?

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Hallo Ulf,

 

gutes Deutsch ist Rüstzeug für jeden Erfolg im Leben, ohne gutes Deutsch ist man in fast jedem Lebensbereich aufgeschmissen. Gutes Deutsch kann nur die Basis sein, die eigentlich selbstverständlich sein sollte.

 

Ich bin der Meinung das es eher helfen würde, wenn man Schriftstellerei als ernsthaften Beruf ansehen würde und dafür entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten schafft.

 

LG Irena

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