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(KlausB)

Anthologien und Wettbewerbe ohne Honorar?

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Natürlich sind Leute durch Praktika an tolle Jobs gekommen, natürlich sind große Verlage durch unbezahlte Veröffentlichungen auf neue Autoren aufmerksam geworden. Aber wieviele? Alles läuft immer auf den kleinsten gemeinsamen Nenner hinaus - und der lautet in diesem Fall: umsonst arbeiten. Deshalb wird das ganze System nach unten streben, immer mehr Richtung wenig bis gar kein Lohn.

 

Genau so ist es. Dem ist im Grunde nichts mehr hinzuzufügen.

Die Betrachtung des Themas hängt im wahrsten Sinne des Wortes vom Stand-Punkt ab. Wer (noch) auf der untersten Sprosse der Autorenleiter steht, wird auch in Zukunft so lange kostenlos veröffentlichen, bis er weiter oben angelangt ist. Amen. Da helfen alle Diskussionen nichts.

 

Frohes Schaffen wünscht

Klaus

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Wer (noch) auf der untersten Sprosse der Autorenleiter steht' date=' wird auch in Zukunft so lange kostenlos veröffentlichen, bis er weiter oben angelangt ist.[/quote']

 

Ich stoße gerade auf diese Diskussion, und ich entsinne mich, dass ich oben zitierten Satz in leichter Variation selber schon öfter gebraucht habe, um das Prinzip darzulegen, nachdem eine künstlerische Karriere funktioniert: [blue]Tu es so lange umsonst, bis jemand bereit ist, Geld dafür zu zahlen.[/blue] Unterschreibe ich. So funktioniert es. So habe ich es auch gemacht, und ich sehe nicht, wie es anders gehen sollte.

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Es kann auch anders funktionieren (siehe meine Antwort #10), erfordert aber Vorkenntnisse und berufliche Erfahrungen im Bereich Werbung/Verkauf/Marketing. Mir wäre es nie in den Sinn gekommen, kostenlos zu veröffentlichen (mit Ausnahme ganz wenigen Benefizveröffentlichungen), ja ich habe sogar einigen Presseorganen ausdrücklich verbieten müssen, mich kostenlos zu drucken. Ich sehe aber ein, dass verkäuferisch Ungeübte Probleme haben, Ihre Texte zu verkaufen und deshalb lieber den Weg kostenloser Veröffentlichungen gehen.

 

Gruß Klaus

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Tu es so lange umsonst, bis jemand bereit ist, Geld dafür zu zahlen.

Unterschreibe ich. So funktioniert es. So habe ich es auch gemacht, und ich sehe nicht, wie es anders gehen sollte.

Tut mir leid, das sehe ich ganz anders (ist das nicht schön, so kann man von beiden Seiten etwas lernen):

 

Warum sollte jemand Geld für eine Geschichte zahlen, die man ganz offenbar auch kostenlos haben kann?

 

Wie sollte sich aus diesem Weg jemals etwas entwickeln, wenn nicht durch eine Publikation, die - wenn denn schon honorarlos so dann doch wenigstens hoch renommiert wäre?

 

Das heißt für Verleger doch nichts anderes als: Einfach mal ohne Honorar anfragen, vielleicht klappt's ja.

 

Ich halte es für eine grundsätzliche Unart, die Eitelkeit und den Veröffentlichungsdrang der Menschen in dieser Form auszunutzen und dabei implizit junge Autoren (und junge Verleger) die falschen Grundlagen zu lehren.

 

Nicht wir müssen stolz sein, dass jemand uns veröffentlichen will. Anders herum wird ein Schuh daraus: Wir sind es, die etwas zu bieten haben, wer es haben möchte, muss sich darum bemühen, im Zweifelsfall ganz einfach dafür zahlen.

 

Wie das funktioniert? Ganz einfach: Solange keiner bereit ist, dafür etwas zu zahlen, wird es eben auch nicht veröffentlicht. Es hat ja vermutlich einen guten Grund, wenn keiner bereit, dafür Geld zu zahlen. Es ist schlecht oder niemand interessiert sich dafür, vielleicht beides. In jedem Fall ist diese Veröffenlichung dann keine, die in irgendeiner Form weiterhilft.

 

Also: Weitersuchen, oder schlicht besser werden, bis jemand dafür bezahlt. So habe ich es gemacht.

 

Unabhängig von dieser Grundlagendiskussion, die in Teilen auch eine Sache der persönlichen Einstellung ist, verstehe ich natürlich den Sonderfall "Hobbyautor":

Dass solche Gedanken nicht auf die Situation von Leuten zutreffen, denen es auch gar nicht ums große Schreiben geht, die keine Karriere anstreben, die einfach nur mal aus Jux was Kleines schreiben wollen und es einfach dufte finden, wenn es überhaupt mal in irgendeinem Heft abgedruckt wird ... ja, das kann ich nachvollziehen, aber ganz ehlich, das sind für mich keine professionellen Autoren, sondern eben Hobbyautoren, und die sind, auch ganz ehrlich, hinsichtlich ihres Anspruches und ihrer Ambition hier im Forum im Grunde an der falschen Adresse.

 

Gruß,

 

Andreas

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Ich gehöre grundsätzlich auch zur Fraktion, die dringend davon abrät, sich unter Wert zu verkaufen. Anthologien würde ich von diesem Grundsatz allerdings ausklammern. Ich habe Anthologien immer als ein Betätigungsfeld von vornehmlich unerfahrenen Autoren angesehen (natürlich gibt es Ausnahmen), weshalb man an eine Anthologie nicht die gleichen Maßstäbe wie an eine eigenständige Veröffentlichung eines einzelnen Autors anlegen sollte. Lehrjahre sind keine Herrenjahre, wie es so treffend heißt. Wer dabei ist, das Schreibhandwerk zu erlernen und hierzu KG's in Anthologien publiziert, kann nicht das gleiche Honorar wie ein "ausgelernter" Schriftsteller erwarten. Es ist wie in anderen Berufen auch.

 

Christoph

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Warum sollte jemand Geld für eine Geschichte zahlen' date=' die man ganz offenbar auch kostenlos haben kann?[/quote']

 

Nicht für diese natürlich. Für eine künftige.

 

Wie sollte sich aus diesem Weg jemals etwas entwickeln, wenn nicht durch eine Publikation, die - wenn denn schon honorarlos so dann doch wenigstens hoch renommiert wäre?

 

Ah! Sehr gut. Damit sind wir nämlich bei dem Punkt, auf den es ankommt: [blue]Was bringt mir die Veröffentlichung?[/blue] Wenn sie schon kein Geld bringt - bringt sie dann was anderes? Und sie sollte etwas anderes bringen. Renommée. Wirkung. Erinnerung. Sie sollte dazu beitragen, dem Autor einen Namen zu verschaffen. Eigentlich ist es das, von dem ein Autor, der Geld verdient, lebt - von seinem Namen.

 

Daraus lassen sich nun durchaus ein paar Daumenregeln ableiten. So sollte man eine eventuelle Veröffentlichung, wenn es schon kein oder wenig Geld gibt, unter diesem Gesichtspunkt betrachten, ob man damit etwas für seinen Namen tut. Zum Beispiel, weil man mit "großen Namen" in einer Umgebung steht. Weil die Anthologiereihe oder der Verlag einen guten Ruf haben. Solche Dinge. (Umgekehrt kann man sich mit gut bezahlten Veröffentlichungen durchaus auch schaden, wenn man in der falschen Umgebung stattfindet. Zu sehr aufs Geld zu schauen ist nämlich zu kurz geschaut; man kann sich buchstäblich "arm verdienen"!) Und die Frage, ob einen jemand an so etwas wie "Veröffentlichungsgeilheit" packt und für eigene Zwecke ausnutzt, darf man sich auch stellen.

 

Neulich ging durch die Presse, dass Paul Coelho einen seiner Romane in Russland per Internet zum kostenlosen Download bereitgestellt hat und dass sich seither seine (anderen!) Romane wesentlich besser verkaufen. Warum hat er das gemacht? Nun, dasselbe Prinzip: Mach es kostenlos, bis jemand dir Geld dafür bezahlt. Bei jedem, der den kostenlosen Roman heruntergeladen und gelesen hat, bestand die Chance, dass er ihn so gut fand, dass er mehr von diesem Autor lesen wollte. Voilà.

 

Jede Veröffentlichung schafft Leserkontakte. Jeder Leserkontakt schafft die Chance, jemanden zu gewinnen, der sich den Namen des Autors merkt und mehr lesen will. Das ist das Grundprinzip.

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Ich gehöre grundsätzlich auch zur Fraktion' date=' die dringend davon abrät, sich unter Wert zu verkaufen.[/quote']

 

Davon rate ich, wie man aus meinen anderen Postings in diesem Forum leicht ersieht, ebenfalls dringend ab. Aber - der Gegenwert, den man erhält, muss nicht immer Geld sein. Am Anfang einer Laufbahn sind "Bekanntheitspunkte" viel lohnender.

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(Umgekehrt kann man sich mit gut bezahlten Veröffentlichungen durchaus auch schaden' date=' wenn man in der falschen Umgebung stattfindet. Zu sehr aufs Geld zu schauen ist nämlich zu kurz geschaut; man kann sich buchstäblich "arm verdienen"!)[/quote']

 

Wie meinst du das?

 

Fragt: Christoph

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Ich glaube, hier machen sich einige zu viele Hoffnungen auf die Auswirkungen von "Bekannheitspunkten". Von Veröffentlichungen in Kleinverlags-Anthologien bekommt man sie nun einmal nicht. Darüber sollten wir uns langsam einig werden. Sollte mir aber Diogenes oder Hanser oder ein anderer renommierter Verlag ein Angebot für eine Anthologie machen, wäre ich sofort dabei. DAS ist der Unterschied!

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Sollte mir aber Diogenes oder Hanser oder ein anderer renommierter Verlag ein Angebot für eine Anthologie machen' date=' wäre ich sofort dabei. DAS ist der Unterschied![/quote']

 

Für ein Belegexemplar ;D?

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Klaus, ich glaube, das hängt sehr davon ab, in welchen Bereich man gehen will. Wer an Hochliteratur denkt, für den ist es durchaus erstrebenswert, in bella triste oder EDIT zu veröffentlichen oder in einigen namhaften Zeitschriften. die bella veranstaltet ein Literaturfestival prosa nova, die leute, die die Zeitschrift machen, gehen nach dem Studium oft in Lektorate, schreiben Kritiken etc. Wer da veröffentlicht hat, freut sich schon, zu prosanova eingeladen zu werden. Übrigens ist beim Bachmannpreis die Empfehlung einer Literaturzeitschrift gefragt.

 

Wer allerdings Krimis veröffentlichen will, historische Romane oder sonstiges, für den sehe ich nicht viele Vorteile, in einer KLeinverlagsantho gewesen zu sein, die sowieso keiner liest. Meistens. Wie auch immer

 

Gruß

annette

http://annette-amrhein.de/

Ein Beitrag in "Zeit zum Genießen",  Insel Verlag 2021 

ebook für Kinder: 24 Geschichten für Weihnachten und Advent, amazon

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zum einen muss ich natürlich erstmal ein bisschen gruffen

Kein Problem, meine persönliche Einschätzung liegt oft daneben :)

Mit "Phantastik" dachte ich jetzt auch an den allgemeinen Bereich, inklusive Sci-Fi und ähnlichem. Dass die "klassische" Fantasy derzeit noch fröhlich boomt, weiß ich ja. Aber das hilft den Sci-Fi-Schreibern auch nicht.

 

Und wegen des Vorwurfs, Verlagsmenschen würden nur auf's Geld gucken: das habe ich natürlich unfair verallgemeinert. Natürlich haben viele Lektoren persönliches Interesse an der Arbeit ihrer Autoren und wollen diese auch in jeder Hinsicht fördern und nicht über den Tisch ziehen. Ich dachte dabei auch weniger an gestandene Autoren, sondern an Einsteiger. Deshalb gleich weiter zu AndreasE:

 

Tu es so lange umsonst, bis jemand bereit ist, Geld dafür zu zahlen.

Dem mag ich mein Amen nämlich nicht geben. Zumindest bin ich nicht (mehr?) bereit, Dinge zu verschenken. Wenn ich es mir leisten kann, gern. Aber solange ich von meiner Arbeit leben muss, habe ich einfach nichts zu verschenken. Mir schenkt ja auch niemand etwas :)

 

Gruß

Matt

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Ich finde den Ansatz

 

Tu es so lange umsonst, bis jemand bereit ist, Geld dafür zu zahlen

 

spannend, denn so funktioniert die Wirtschaft. Es werden Bedürfnisse geweckt, indem jemand etwas kostenlos bekommt. Irgendwann ist er ganz wild auf dieses Produkt, will mehr, aber dann gibt es neues nur noch für Geld. So funktionieren Probepackungen, kostenlose Exemplare von neuen Zeitschriften, auch die Autoindustrie - Mercedes hat auch Konrad Adenauer einen Luxuswagen geschenkt, Opel hielt sich vermehrt an bekannte Tennisspieler. ;)

 

Natürlich ist nicht jede Antho dafür geeignet und es gibt Verlage, die wie Thomas Bluomo aufrechnte, so kalkulieren und aus den Anthos Kapital schlagen. Aber das sind nicht alle.

 

Ein anderer Punkt wurde noch gar nicht angesprochen: Etwas veröffentlichen, weil man etwas zu sagen hat, nicht weil man Geld verdienen will. Weil man gelesen werden will. Patientenratgeber etc. sind auf diese Weise entstanden.

Gibt es die eigentlich auch noch, die Autoren, die etwas zu sagen haben und denen das, was sie zu sagen haben, wichtiger ist als der Lohn? Kommt es nicht auch auf das Thema an?

 

Gruß, Melanie

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Ich glaube' date=' hier machen sich einige zu viele Hoffnungen auf die Auswirkungen von "Bekannheitspunkten". Von Veröffentlichungen in Kleinverlags-Anthologien bekommt man sie nun einmal nicht. Darüber sollten wir uns langsam einig werden. Sollte mir aber Diogenes oder Hanser oder ein anderer renommierter Verlag ein Angebot für eine Anthologie machen, wäre ich sofort dabei. DAS ist der Unterschied![/quote']

 

Das ist ebenfalls ein bedenkenswertes Argument, das allerdings nur bestätigt, dass es um "Bekanntheitspunkte" geht. Man ist als Autor eben gefordert, sich den Markt genau anzuschauen und zu eigenen Urteilen zu gelangen: Bringt mir die Veröffentlichung was? Oder handelt es sich um ein absolutes Insiderprojekt, bei dem grob gesagt nur so viele Exemplare wie Autoren in Umlauf kommen und jeder nur seinen eigenen Text anguckt? Das kann man sich klar schenken.

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(Umgekehrt kann man sich mit gut bezahlten Veröffentlichungen durchaus auch schaden' date=' wenn man in der falschen Umgebung stattfindet. Zu sehr aufs Geld zu schauen ist  nämlich zu kurz geschaut; man kann sich buchstäblich "arm verdienen"!)[/quote']

 

Wie meinst du das?

 

Fragt: Christoph

 

Das ist eine Richtschnur, die ich in meiner Zeit als Unternehmer für mich entwickelt habe: Mich bei Projekten zu fragen, was bringt es mir außer Geld? Da gibt es nämlich ein weitaus breiteres Spektrum an Gegenwerten, die man außer Acht lässt, wenn man immer nur nach Geld bewertet: Man kann mit einem Projekt Zugang zu einem neuen, interessanten Kundenkreis gewinnen. Man kann Erfahrung mit einem neuen Computersystem gewinnen, an das man sonst nicht rankäme - oder die zu machen man sich nicht leisten kann, doch in dem Projekt wird die dafür aufgewandte Zeit bezahlt. Man kann einen Ruf festigen...

 

...oder eben verlieren. Manche Projekte beinhalten zu viele Imponderabilien, so dass die Gefahr des Scheiterns zu hoch ist im Vergleich zum zu erwartenden Gewinn. Ein scheiterndes Projekt kann den Rest der Firma in Mitleidenschaft ziehen, zu Verspätungen in anderen Vorhaben führen, gute Mitarbeiter verscheuchen usw.

 

Übertragen wir das auf die Schriftstellerei, die, wie wir festgestellt haben, insoweit sie professionell betrieben wird ebenfalls nach wirtschaftlichen Spielregeln abläuft (nicht nur, aber auch). Ich habe beispielsweise schon relativ früh Anfragen bekommen, Texte zu schreiben - Kurzgeschichten, aber auch Kolumnen oder Essays - für Publikationen, in denen zu erscheinen meines Erachtens meinem Ruf geschadet hätte, und trotz teilweise interessanten Honorarangeboten abgelehnt. Ich bin überzeugt, dass das sinnvoll war - dass mich das, was ich dort hätte verdienen können, auf lange Sicht weitaus mehr gekostet hätte.

 

Vorhin fiel das Stichwort Hochliteratur: In dem Bereich muss man ja noch vorsichtiger sein. Stellen wir uns einen Absolventen der Leipziger Uni vor, gerade den zweiten Roman bei, sagen wir, Reclam veröffentlicht - dürfte der sich als Perry Rhodan-Fan outen und einen Heftroman für die Serie schreiben? Was, wohlgemerkt, anständig bezahlt wird. Ich würde ihm abraten, denn das würden ihm viele im Feuilleton nicht verzeihen (in einem anderen Thread haben wir erst gesehen, wie wenig Ahnung von der Lebenswirklichkeit dort herrscht). Wenn er aber auf das Feuilleton angewiesen ist, wäre das ein Beispiel für "sich arm verdienen".

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Ich dachte dabei auch weniger an gestandene Autoren, sondern an Einsteiger. Deshalb gleich weiter zu AndreasE:

 

Tu es so lange umsonst, bis jemand bereit ist, Geld dafür zu zahlen.

Dem mag ich mein Amen nämlich nicht geben. Zumindest bin ich nicht (mehr?) bereit, Dinge zu verschenken. Wenn ich es mir leisten kann, gern. Aber solange ich von meiner Arbeit leben muss, habe ich einfach nichts zu verschenken. Mir schenkt ja auch niemand etwas :)

 

Du musst das nicht so machen. Ich erzähle nur, dass ich es so gemacht habe. Ich habe eine Menge Stories veröffentlicht, ohne an so etwas wie Honorar auch nur zu denken. Ich habe Lesungen gemacht, ohne etwas dafür zu bekommen. Die ganze Palette. Ich mag mich irren, aber ich bin überzeugt, dass ich anders nie auf einen grünen Zweig gekommen wäre. Die erste Veröffentlichung der Story "Die Haarteppichknüpfer" (nicht das Buch - erst existierte nur das erste Kapitel, geschrieben 1986) zum Beispiel brachte mich in Kontakt mit Leuten, die mir später auf Umwegen geholfen haben. Die Lesungen brachten mir eine Resonanz, die mir Mut gemacht hat, weiterzumachen, und mir das Gefühl gab, dass ich möglicherweise doch ein wenig schreiben kann... Und so weiter.

 

Ich gebe allerdings zu, dass es eine schwierige Situation ist, wenn man vom Schreiben leben muss, ohne schon das Stadium erreicht zu haben, in dem man anständig dafür bezahlt wird. Das musste ich nicht; ich habe vor dem Schreiben von einem anderen Job gelebt. Ich rate auch immer, sich wenn irgend möglich so lange wie möglich anderweitig zu finanzieren und das Schreiben vom finanziellen Druck freizuhalten.

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Ich erzähle nur' date=' dass [i']ich[/i] es so gemacht habe. Ich habe eine Menge Stories veröffentlicht, ohne an so etwas wie Honorar auch nur zu denken. Ich habe Lesungen gemacht, ohne etwas dafür zu bekommen. Die ganze Palette. Ich mag mich irren, aber ich bin überzeugt, dass ich anders nie auf einen grünen Zweig gekommen wäre.

 

Und das ist genau der Weg, den ich von allen künstlerisch erfolgreichen Freunden kenne und den ich auch für mich gewählt habe - bisher mit Erfolg. Danke!

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Du sprichst ein paar Punkte an, die mich sehr zum Nachdenken bringen, Andreas. Denn Du warst immerhin in derselben Branche (mehr oder weniger) tätig wie ich es jetzt bin und ich mache dieselben Erfahrungen wie Du. Wenn ich mir einen Kunden warmhalten will, muss ich ihm auch entgegenkommen. Und dazu gehört es öfter mal, etwas auch nach Feierabend zu tun oder einen Punkt auf der Rechnung unter den Tisch fallen zu lassen. Dennoch finde ich den Vergleich zum Schreiben nicht ganz passend, auch wenn es bei Dir natürlich erfolgreich war. Ich mache mir bei meiner Arbeit dadurch einen Namen, indem ich so gut wie möglich arbeite, möglichst auch günstig, aber letztlich muss einfach das Preis/Leistungsverhältnis insgesamt stimmen. Auch das persönliche Verhältnis zum Kunden muss stimmen. Das sind aber Dinge, die beim Schreiben so nicht wirklich gegeben sind. Sicher hilft es, sich einen Lektor zum Freund zu machen. Aber ob das dadurch zu erreichen ist, erstmal umsonst zu arbeiten?

 

Dein anderes Beispiel mit den kostenlosen Lesungen ist ein ganz anderes Thema - das ist Werbung/PR. Für sich selbst zu werben, hat nichts damit zu tun, sein komplettes Werk zu "verschenken". Ich denke, hier würde eher der Vergleich passen, dass man Leseproben kostenlos herausgibt - und das sollte wohl eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.

 

Ich glaube Dir andererseits natürlich, dass Dir dieser Weg geholfen hat. Aber vielleicht hast Du auch schlicht Glück gehabt (und natürlich das notwendige Talent). Vielleicht hängt es auch einfach davon ab, an wen man auf diesem Weg gerät. Der eine Verlag läßt sich mehr durch selbstbewußtes Auftreten nach dem Motto "ich weiß genau, was ich wert bin" beeindrucken, der andere würde so etwas vielleicht für arrogant halten und bevorzugt den bescheideneren Autor, der auch mal etwas verschenkt. Ich für meinen Teil möchte halt ein faires Geben und Nehmen. Aber was genau fair ist, muss wahrscheinlich jeder für sich ausmachen.

 

Gruß

Matt

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Du sprichst ein paar Punkte an' date=' die mich sehr zum Nachdenken bringen, Andreas. Denn Du warst immerhin in derselben Branche (mehr oder weniger) tätig wie ich es jetzt bin und ich mache dieselben Erfahrungen wie Du. Wenn ich mir einen Kunden warmhalten will, muss ich ihm auch entgegenkommen. Und dazu gehört es öfter mal, etwas auch nach Feierabend zu tun oder einen Punkt auf der Rechnung unter den Tisch fallen zu lassen. Dennoch finde ich den Vergleich zum Schreiben nicht ganz passend, auch wenn es bei Dir natürlich erfolgreich war. Ich mache mir bei meiner Arbeit dadurch einen Namen, indem ich so gut wie möglich arbeite, möglichst auch günstig, aber letztlich muss einfach das Preis/Leistungsverhältnis insgesamt stimmen.[/quote']

 

Man könnte vielleicht den Begriff "Investition in die Zukunft" verwenden. Natürlich tätigt man alle Investitionen mit dem Ziel, unterm Strich etwas herauszubekommen. Und natürlich irrt man sich manchmal. Aber ganz ohne Investition, das weißt du, wenn du selbstständig tätig bist, geht's nun mal nicht.

 

Auch das persönliche Verhältnis zum Kunden muss stimmen. Das sind aber Dinge, die beim Schreiben so nicht wirklich gegeben sind. Sicher hilft es, sich einen Lektor zum Freund zu machen. Aber ob das dadurch zu erreichen ist, erstmal umsonst zu arbeiten?

 

Als Schriftsteller brauchst Du in erster Linie Leser. Wenn Du die hast, folgt alles andere nach.

 

Dein anderes Beispiel mit den kostenlosen Lesungen ist ein ganz anderes Thema - das ist Werbung/PR. Für sich selbst zu werben, hat nichts damit zu tun, sein komplettes Werk zu "verschenken".

 

Da hast Du irgendwas falsch verstanden. Ich sage nirgendwo, dass man sein komplettes Werk verschenken soll.

 

Ich glaube Dir andererseits natürlich, dass Dir dieser Weg geholfen hat. Aber vielleicht hast Du auch schlicht Glück gehabt (und natürlich das notwendige Talent).

 

So ganz ohne Glück geht's natürlich nicht. (Letzten Endes ist ja auch Talent zu haben eine Art Glück.) Aber Glück allein genügt nicht.

 

Ich für meinen Teil möchte halt ein faires Geben und Nehmen. Aber was genau fair ist, muss wahrscheinlich jeder für sich ausmachen.

 

Genau.

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Da gibt es aber noch einen anderen Punkt, vielleicht empfinde nur ich ihn so, vielleicht kennen aber auch andere das:

Als ich das erste, richtig große Honorar für einen Text bekam, hatte ich ein schlechtes Gewissen. Was, wenn mein Text doch nicht so gut ist und oder sich nicht verkauft, so dass der Verlag damit Gewinn macht - schließlich hatten sie in mich investiert und das nicht zu wenig.

Das war für mich ein ganz komisches Gefühl, plötzlich so viel Geld zu bekommen.

Ich hatte Angst, das Geld nicht verdient zu haben und den Erwartungen nicht gerecht werden zu können.

Es war so seltsam, plötzlich mit einem Text Geld verdienen zu können, bzw. dass jemandem ein Text von mir so viel wert ist. Mag sein, dass das auch mit daran lag, dass ich eben von 15 an mich bei den Fanzines austobte (was gut war) und eben so sehr an die nicht bezahlten Sachen gewöhnt war.

 

LG

Maren

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Ach, ich glaube, das würde mir nicht passieren. Ich bin davon überzeugt, dass meine Geschichten gut sind und jeder Leser froh sein kann, sie zu bekommen ;).

 

Gruß, Melanie

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Aber ganz ohne Investition, das weißt du, wenn du selbstständig tätig bist, geht's nun mal nicht.

Absolut. Und daher rührt wohl auch meine Haltung, denn ich investiere derzeit viel mehr, als ich herausbekomme. Das sind diese Phasen, die immer wieder kommen und gehen. Das kenne ich zur Genüge, dafür mache ich den Job auch schon lange genug. Aber es führt mir halt vor Augen, dass hier ein Verhältnis gewahrt werden muss. Aber wenn ich ein Produkt auf den Markt bringen will, liegt es natürlich an mir, etwas dafür zu tun. Das ist selbstverständlich.

 

Als Schriftsteller brauchst Du in erster Linie Leser. Wenn Du die hast, folgt alles andere nach.

Das klingt ein bißchen sehr einfach. Aber ich nehme an, ab einer gewissen kritischen Masse trifft es zu. Nur will die erstmal erreicht werden. Geht das "für lau"?

 

Da hast Du irgendwas falsch verstanden. Ich sage nirgendwo, dass man sein komplettes Werk verschenken soll.

"Komplettes Werk" im Sinne von "komplette Geschichte/komplettes Buch". Nicht alles, was man je produziert hat. Also eben das ursprüngliche Thema, sich ohne finanzielle Gegenleistung veröffentlichen zu lassen.

 

So ganz ohne Glück geht's natürlich nicht. (Letzten Endes ist ja auch Talent zu haben eine Art Glück.) Aber Glück allein genügt nicht.

Gewiss nicht. Und Du hast den Erfolg auf Deiner Seite, also wird Dein Weg nicht der schlechteste gewesen sein. Ich für meinen Teil hätte auch kein Problem damit, meine Kurzgeschichten kostenlos ins Internet zu stellen und damit zu verschenken. Aber das ursprüngliche Thema war nicht, ob ich meine Arbeit verschenke und versuche, damit Werbung für mich zu machen, sondern ob es okay ist, sie ohne Honorar von jemand anderem veröffentlichen zu lassen. Nicht dass wir zu sehr davon abkommen. Mir einen Namen machen, indem ich meine Geschichten (irgendwie!) unters Volk bringe - gern, sehr gern. Jemand anderen meinen Namen nutzen lassen ohne ausgewogene Gegenleistung? Hmnein. Aber die Quintessenz ist ja offenbar, dass die Gegenleistung für jeden anders aussieht. Und ich schätze, dagegen spricht an sich auch nichts. Nur meine Sorge bleibt die schlechte Erfahrung aus der Wirtschaft: niemand bezahlt mehr für etwas, dass er auch umsonst bekommen kann. Und es gibt derzeit so viel umsonst. Vielleicht müssen wir halt doch einfach das Wirtschaftssystem ändern. Kann ja auch durchaus verlockend sein :)

 

Gruß

Matt

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Als Schriftsteller brauchst Du in erster Linie Leser. Wenn Du die hast, folgt alles andere nach.

 

Ich würde es auf "Leser, die bereit sind, für einen Text von Dir etwas zu bezahlen" ausweiten. Denn Leser als solche, die kann man auch so haben - in Schreibforen, in den ganzen Story-Archiven im Netz (e-stories oder den freien Prosa-Bereich von FanFiction.de z. B.).

 

@Melanie: Inzwischen bin ich da auch etwas sicherer geworden, zum einen, weil ich einige sehr schöne Leser-Feedbacks bekam und zum anderen, weil mir trotz ewiger 3 in Mathe irgendwann die Logik kam, dass ein Verlag wohl nur für das Geld ausgibt, womit sich Geld verdienen lässt. ;)

 

LG

Maren

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