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(KlausB)

Anthologien und Wettbewerbe ohne Honorar?

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Mal ehrlich: diese Art von Ausschreibung ist eigentlich eine Unverschämtheit. Da soll sich nun ein Autor hinsetzen, in vielen Stunden Gedanken- und Schreibarbeit eine Geschichte verfassen, dann warten, ob sie überhaupt genommen wird - und sich irgendwann mit einem Freiexemplar abspeisen lassen. Einfach toll!

 

Und was bringt das dem Autor neben der wahnsinnigen Freude, sich gedruckt zu sehen? Nichts, absolut nichts! Von einem Verlag, der seine Autoren dermaßen behandelt, darf nämlich auch nicht erwartet werden, dass er viel fürs Buch tut. Er hofft vermutlich darauf, dass jeder Autor im Lauf der Zeit so um die zehn Exemplare kauft. Bei ca. vierzig Autoren macht das vierhundert. Vielleicht kommen ja noch hundert aus anderen Quellen dazu. Wenn man den Ladenpreis großzügig ansetzt, zahlen einem die Autoren nicht nur die komplette Herstellung, sondern lassen noch einen kleinen Gewinn übrig.

 

Tut mir leid, aber darauf sollte sich kein Autor, der etwas auf sich hält, einlassen. Nicht einmal ein Anfänger, es sei denn, er hat den Text schon in der Schublade.

 

Verlagen, die Autoren ohne Honorar abspeisen, sollte man grundsätzlich die kalte Schulter zeigen. Wenn dieses Beispiel nämlich Schule macht, braucht niemand von uns weiter zu schreiben. Es sei denn, er möchte seine Familie literarisch unterhalten...

 

Freundliche Grüße an alle

Klaus

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Ich bin voellig Deiner Meinung, Klaus, auch wenn ich mich nicht getraut haette, das so deutlich zu sagen - denn es kann ja auch voellig falsch verstanden werden.

 

Es tut mir weh um die verschenkten Texte.

 

Allen Montsegur-Autoren wuensche ich von Herzen, dass sie fuer ihre Arbeit einen Verlag finden, der diese Arbeit honoriert.

 

Herzliche Gruesse von Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Mal ehrlich: diese Art von Ausschreibung ist eigentlich eine Unverschämtheit. Da soll sich nun ein Autor hinsetzen' date=' in vielen Stunden Gedanken- und Schreibarbeit eine Geschichte verfassen, dann warten, ob sie überhaupt genommen wird - und sich irgendwann mit einem Freiexemplar abspeisen lassen. Einfach toll![/quote']

 

Das ist aber bei den meisten Ausschreibungen normal. ;)

Klar winkt da nicht der große Ruhm - aber ich denke, das erwartet auch niemand.

 

Ich mache gern bei Ausschreibungen mit, auch wenn ich inzwischen meinen Romanen den Vorzug gebe. Gefällt mir aber eine Ausschreibung und habe ich eine Idee dazu, dann versuche ich mein Glück.

 

Aber immerhin: Ich bin dadurch, dass ich inzwischen gemerkt habe, dass ich mit meinen Texten auch ein bisschen Geld verdienen kann, nicht mehr so veröffentlichungsgeil, dass ich überall mitmache. Und ich habe bis vor kurzem wirklich bei sämtlichen Ausschreibungen mitgemacht, auch bei denen mit Startgebühr und Mindestabnahme ...

 

LG

Maren

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Hm, ganz so feindselig würde ich das aber nicht sehen. Der Wurdack-Verlag war in meiner Perspektive immer eine der ganz engagierten Anlaufstellen, denn wo sonst hat man schon die Chance, als Unveröffentlichter etwas hinsenden zu können, mit der Aussicht, gedruckt zu werden, ohne daß man hinterher die Rechnung präsentiert kriegt? Einrichtungen wie die Storyolympiade und Wettbewerbe wie diesen finde ich unheimlich wichtig, viel wichtiger als irgendwelche Preise, von denen noch nie ein Mensch gehört hat und die vielleicht 1-200 Euro einbringen. Als aktiver Schriftsteller hat man doch meistens ohnehin immer ein paar Geschichten in petto, die für solche Gelegenheiten in Betracht kommen, und die Umarbeitungszeit, die ich für den Wurdackverlag investiert habe, war nie vergeudete Zeit, sondern eine gute Motivation und Übung. Außerdem halte ich Ernst Wurdack für jemanden, der das, was er tut, auch aus Überzeugung tut, und nicht, um sich an armen Autoren zu bereichern. Ohne den Wurdackverlag wäre die deutsche Phantastiklandschaft um eine sehr wichtige Institution ärmer.

 

Mal ganz ehrlich, dieses Beispiel, von dem Du sagst, es dürfe keine Schule machen, hat doch schon vor zehn oder zwanzig Jahren Schule gemacht. Der Markt für Kurzgeschichten ist komplett am Boden; du hast sogar als Bestsellerautor Probleme, sie an den Mann zu bringen. Und bevor sie auf  irgendwelchen USB-Sticks vor sich hinmuffeln, gebe ich sie doch lieber jemandem wie Wurdack, der sie unters Volk bringt.

 

Klar wünsche ich jedem, daß er gleich einen Roman verkauft und ordentlich Geld dafür kriegt. Aber solche Wettbewerbe sind ja auch kein Markt, sondern eine Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen (und hinterher vielleicht sogar einen Roman angeboten zu kriegen.)

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Ich moecht' mich nicht streiten.

Vor allem moechte ich nicht wirken, als zoege ich gegen Kollegen zu Felde, denn stattdessen geht es mir ums Gegenteil. Es tut mir weh, wenn Autoren ihre Arbeit so gering schaetzen, dass sie es fuer eine Gnade oder ein Privileg halten, sie verschenken zu duerfen.

Und die Strategie des Verlags verstehe ich nicht.

Ich habe auch zwei Anthologien bei einem kleinen Verlag herausgegeben - wir haben selbstverstaendlich (abgesehen von drei Preisgeldern) den Autoren Tantiemen gezahlt.

Warum soll das der Wurdack-Verlag nicht koennen?

Natuerlich geht es dabei um sehr kleine Summen - aber es geht auch ums Prinzip und um das Gefuehl: ich muss mich nicht noch bedanken, wenn einer von mir meine Arbeit bekommt.

 

Ich bin nicht Hans Allwissend und kann mich selbstredend irren (was mich in diesem Fall freuen wuerde) - aber ich habe Angst, dass Autoren in solchen Anthologien eine Chance sehen und genau das Entgegengesetzte erreichen: dass naemlich andere Verleger und Agenten abwinken, weil sie denken: Wenn der's noetig hat, sich zu verschenken ...

 

Ich bitte noch einmal, diesen Beitrag nicht falsch zu verstehen.

Es sind die Verleger, die auf diese Art ausschreiben, mit denen ich Schwierigkeiten habe - nicht die Kollegen, die fuer diese Verleger gute Arbeit leisten.

 

Alles Liebe von Charlie

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Ich finde, dieses Thema ist einen eigenen Thread wert.

 

Als Anfänger habe ich auch 2 Stories ohne Honorar veröffentlicht. Ich war unheimlich froh und stolz, dass meine Geschichte irgendwo gedruckt wurde. Das war ich, weil ich noch nichts vom richtigen Literaturbetrieb wusste. Ich nahm es als Privileg an, ausgewählt zu werden.

Zum Glück habe ich sehr schnell erkannt: Das bringt nichts. Bei der Fülle an Ausschreibungen ist es schon fast die Kunst, NICHT irgendwo gedruckt zu werden. Und mit einer Antho-Veröffentlichung gewinnt man auch nicht an Ansehen und es ist auch kaum eine Referenz.

Dabei gehen so manche Herausgeber/Verlage Schrittchen für Schrittchen weiter: Startgebühr, Abnahmepflicht, ...

Denn die Autoren machen ja mit.

Und es ist schon eine "Norm", wenn man für eine Antho nicht bezahlt wird. Man "soll" ja schon froh sein, wenn man einen Freiexemplar bekommt.

 

Das alles stimmt mich traurig, denn die unerfahrenen Autoren werden da einfach an der Nase herumgeführt, ihnen werden Tatsachen vorgegaukelt, die so nicht stimmen und nicht stimmen sollen!

 

Dabei geht es mir nicht darum, wie viel man für eine Antho bekommt. Klar, ein Kleinverlag kann da nicht viel zahlen. Es geht ums Prinzip.

 

Letztlich hat mich diese Ausschreibung sehr aufgeregt: (Link ungültig)

Ich habe dann den "Streit" sein gelassen, weil ich da irgendwie ziemlich allein stehe. Hoffe jedoch, dass einer oder anderer Autor sich darüber doch Gedanken gemacht hat.

 

Liebe Grüße,

Olga

 

P.S. Bei der Anthologie "Wolfszauber" werden alle Tantiemen einem Wildpark gespendet. Das ist so zu sagen ein "Helfer"-Buch. Darüber haben wir die Autoren vorher informiert und auch ausdrücklich gesagt, dass es um eine Wohltätigkeitsaktion handelt.

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Um es noch mal deutlich zu machen:

Ein Freiexemplar ist durchaus ein Honorar und gerade der Wurdack Verlag ist ein Verlag, der sich sehr für seine Autoren engagiert, ein sehr gutes Lektorat anbietet und eben nicht !!! verlangt, dass man irgendwelche Mengen an Exemplaren abnimmt. Es ist auch nicht wie bei einigen anderen Kleinstverlagen üblich, dass die Autorenexemplare von gestaffeltem Preis sind, je mehr man nimmt, um so billiger, sondern sie sind von anfang an so preiswert wie bei manch anderem erst, wenn man 20 Stück abnimmt.

 

Was man gerade als Anfänger lernen kann: Es wird sehr aufs Handwerk geachtet, es gibt ein vernünftiges Lektorat, man sammelt viele Erfahrungen.

Erfahrungen sammeln, Ratschläge bekommen, Handwerk etc. beachten - das sind auch Leistungen und manch einer, der schon Schreibseminare besucht hat, wird es zu schätzen wissen, wenn sich derart Mühe mit einem jungen Autor und seiner Geschichte gegeben wird. Das sind auch Werte, die hinter etwas stecken, die man nicht nur in Euro umrechnen muss.

 

Der Wurdack Verlag speist sich aus viel ehrenamtlicher Tätigkeit und sehr viel Idealismus. Wer nicht an der Ausschreibung teilnehmen will, weil er der Meinung ist, er könne seine Geschichten anderweitig lukrativer verkaufen, soll es gerne tun.

 

Ich finde es ziemlich heftig, eine derartige Ausschreibung als unverschämt zu bezeichnen, nur weil die Bedingungen sehr deutlich dargestellt werden. Man kann es auch anders umrechnen: Was ist eine Kurzgeschichte wert? Der Preis, den es hier gibt: 1 Freiexemplar, Autorenexemplare, die erworben werden können, ein gutes Lektorat und eine gute Betreuung. Für maximal 7000 Zeichen.

 

Klar, wer schon groß veröffentlicht hat, den interessiert das nicht, aber wer dabei ist, Erfahrungen zu sammeln, der kann profitieren.

 

Gruß, Melanie

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Ich habe nichts gegen den Wurdack-Verlag gesagt. Den kenne ich nicht. Deshalb meine ich, man sollte dieses Thema trennen, denn sonst entsteht wirklich der Eindruck, man prügelt auf einen Verlag ein.

 

Nur dazu kurz:

Der Wurdack Verlag speist sich aus viel ehrenamtlicher Tätigkeit und sehr viel Idealismus.

Das trifft auch auf den Schreiblust-Verlag zu. Und der zahlt sehr wohl Tantiemen für Anthos, macht ein gutes Lektorat, gibt hilfreiche Tipps, kümmert sich um seine Autoren und hält sie immer auf dem Laufenden. Von daher: Man kann also, wenn man will.

Und ich würde mir wünschen, dass so etwas zu einer Norm wird: gute Betreueung und Tantiemen (sehr wenige, aber es geht, wie gesagt, ums Prinzip.)

Wenn ein Autor Erfahrung sammeln und an seinem Text arbeiten möchte, dann sollte er in Foren gehen. Es gibt sehr gute KG-Foren, wo nahezu prof. Textarbeit angeboten wird. Aber dann ist er wohl noch nicht soweit, seinen Text gedruckt zu sehen.

Und genauso viel Erfahrung sammelt man ja auch mit dem ersten veröffentlichten Roman. Viele Montségurler haben es geschafft, ohne vorher etwas veröffentlicht zu haben. Für den Roman werden sie dennoch bezahlt, bekommen aber auch die angesprochene Erfahrung dazu. Ich denke, ein Angebot, einen Roman für ein Freiexemplar zu veröffentlichen - und dazu eben die Betreueung und Erfahrung zu bekommen, wird hier auf viel Bestürzung stoßen.

Sind denn die Kurzgeschichten so wenig wert?

 

Viele Grüße,

Olga

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Danke fuer die Information, Melanie.

Mir geht es auch nicht um einen Angriff gegen einen einzelnen Verlag, den ich nicht kenne und der sich - gerade was das Lektorat betrifft - wie Du sagst, erfreulich hervortut.

Ich bleibe trotzdem bei meiner Ansicht, dass Verleger Autoren Tantiemen zahlen sollten. Immer. Auch fuer 7000 Zeichen. Ein Freiexemplar ist ein Beleg und kein Honorar. Tantiemen, die fuer Anthologiebeitraege anfallen, sind Pfennigbetraege, aber sie sind die Anerkennung der Wertigkeit der Arbeit, die der Autor leistet.

Ich finde, diese Anerkennung hat ein Autor, der fuer eine Veroeffentlichung gut genug ist, verdient.

 

Alles Liebe von Charlie

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Es gibt auch Verlage, die nur Tantiemen bieten, aber erst, wenn 20 Euro zusammen sind, dafür gibt es kein Freiexemplar, sondern nur Autorenexemplare.

Da aber bei so kleinen Auflagen nie 20 Euro pro Autor zusammenkommen können, halte ich das für unseriös.

 

Das Prinzip der Storyolympiade lag darin begründet, Talente zu fördern, gerade im Bereich der Fantasy/Phantastik. Daraus hat sich aus Idealismus der Verlag gegründet. Wer die Kleinstverlagszene kennt, weiß wie schwierig es ist, Fuß zu fassen und dass es noch schwieriger ist, in die Gewinnzone zu kommen, wenn man seine Autoren fördert und nicht ausbeutet. Wie gesagt, es gibt Kleinverlage, die nutzen die Anthologien so, dass sie nur von den Autoren verdienen. Das ist bei Wurdack anders. Bei der letzten Märchensammlung wurden Pressemitteilungen an die Heimatzeitungen der Autoren versendet etc., es wurde sich engagiert gekümmert. Und im Gegensatz zu etlichen anderen Verlagen habe ich bisher noch von keinem Autor bei Wurdack gehört, dass er es bedauere, dort veröffentlicht zu haben. Im Gegenteil, alle sind hochzufrieden. Aus den Kurzgeschichtenveröffentlichungen ergab sich schon für etliche die Möglichkeit, das Können zu zeigen und mit einem Roman (mit ganz normalen Autorenverträgen - ist eine Selbstverständlichkeit, aber ich erwähne es trotzdem) veröffentlicht zu werden. Der Verlag ist an die Barsortimente angeschlossen und wird auch in einigen Buchhandlungen geführt.

 

Ich kann gut nachvollziehen, warum der Wunsch nach Honorar da ist, aber eines müssen wir bedenken: Es lässt sich nicht immer alles in Euro umrechnen. Ich lehne es prinzipiell ab, an irgendeiner Ausschreibung teilzunehmen, die Startgelder verlangt oder kein Freiexemplar stellt. Würde ich nie machen. Ich nehme auch nicht an jeder Ausschreibung teil, die mir irgendwie vor die Finger kommt, sondern sehr ausgewählt, wenn ich weiß, welche Idee dahinter steckt und ob ich diese Ideale teilen kann. Insofern muss man sehr genau gucken, was man erwarten kann. Wir können gern einen anderen Thread eröffnen, in dem über die Vor- und Nachteile von Ausschreibungen und der Teilnahme daran diskutiert wird. Ich würde es allerdings begrüßen, wenn das ausgegliedert wird, denn der Wurdack Verlag ist seriös und ich möchte nicht, dass er, wenn das in diesem Thread bleibt, in ein falsches Licht gestellt wird.

 

Gruß, Melanie

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Hallo Melanie,

 

mit meinem Beitrag wollte ich durchaus provozieren, aber nicht beleidigen. Solltest du das so aufgefasst haben, bitte ich um Verzeihung. Es geht auch nicht um den Wurdack Verlag, er ist nur ein Synonym für jene Verlage, die Autoren zu kostenlosen Veröffentlichungen einladen. Ich kannte auch Wurdacks Verdienste um junge Autoren nicht, was allerdings nichts an meiner grundsätzlichen Einstellung ändert.

 

Das Thema "Honorarlose Veröffentlichung" ist für einen Autor so elementar, dass man es nicht diplomatisch-elegant abhandeln kann. Ich schon gar nicht, weil ich ja tiefere Einblicke ins Verlagswesen habe. Das Ansinnen, einem Autor eine Veröffentlichung kostenlos "anzubieten", hat für mich etwas von Schamlosigkeit an sich, für die ich - der klaren Sprache wegen - keine diplomatische Umschreibung finde.

 

Stell dir bitte mal vor, ich gehe zu meinem Autohändler und sage ihm, dass er mir nichts zahlen muss, wenn ich mit seinem neuesten Modell aus dem Hof fahre. Schließlich geht es der Autobranche in Deutschland nicht gut. Dafür erzähle ich jedem, wie fein der Wagen fährt! Oder, um in deiner Branche zu bleiben, ich begebe mich ins Krankenhaus, um mich kostenlos untersuchen oder gar operieren zu lassen - mit dem Hinweis, dass die Klinik mich dafür nicht bezahlen muss. (Dafür erzähl ich dann auch nicht, was ich alles erlebt habe, haha.) Schlichter Irrsinn, oder nicht? Diese Absurdität scheinen manche Autoren jedoch für den Normalfall zu halten, und dagegen möchte ich doch angehen.

 

Ich wehre mich auch gegen Olivers Meinung, es würden heute keine Kurzgeschichten mehr veröffentlicht. Es sind weniger geworden, das stimmt, sogar viel weniger. Im Jahr 2002 schaffte ich noch 295 Veröffentlichungen, im vergangenen Jahr waren es nur noch 115. Das liegt daran, dass die Anzeigenaufkommen der meisten Zeitungen und Zeitschriften seit 2002 teilweise drastisch gesunken sind, was zu Sparmaßnahmen führte. So soll es vor zwei Jahren über 10.000 arbeitslose Journalisten gegeben haben. Dazu kommen viele Mitarbeiter, die man "outgesourct" hat oder als feste freie Mitarbeiter oder ähnlich behandelt. Diese "Ehemaligen" bekommen nun erst einmal Aufträge, wenn etwas von außen kommen muss, weil die immer kleiner gewordene Redaktion keine Zeit mehr hat, alles selbst zu schreiben. Außerdem haben viele Blätter Kurzgeschichten ganz einfach gestrichen. Muss nicht sein, sagt der Verleger.

 

Aber: wenn man der Meinung ist, man schreibt gut, muss man aktiv werden. Es sind durchaus nicht die großen Blätter, die interessant sind. Sie wollen Exklusivität und zahlen dafür viel zu wenig, interessieren mich also überhaupt nicht. Doch bei den vielen tausend Zeitschriften quer durch alle Fachgebiete kann man fündig werden - mit entsprechendem Aufwand natürlich. Der Aufwand amortisiert sich allerdings, wenn man den Kunden lange Jahre behält.

 

Es geht mir darum, unveröffentlichten Autoren zu sagen, dass Autorentätigkeit einen Wert hat, sofern man gut schreibt. Man wird auch nicht bekannter durch die Veröffentlichung einzelner Kurzgeschichten in Anthologien, die nur auf unwesentliche Verkaufszahlen kommen. Statt sich dort zu tummeln, sollte man besser den Zeitschriftenmarkt durchforsten (immer noch am besten: STAMM, Presse- und Medienhandbuch, jährlich neu, aber mit ca. 150 Euro teuer) und seine Texte zielgruppengerecht anbieten. Einmal sieht man dadurch, ob und wie Texte "ankommen", zum anderen gibts bei Veröffentlichung Geld. So habe ich eine Erben-Satire in der "Deutschen Erbrechtszeitschrift" veröffentlicht, einem rein juristischen Blatt. Das gab es vorher noch nie. Oder meine Satire "Hallo, hier spielt Ihr Callcenter" in der bedeutenden und äußerst seriösen Zeitschrift "Das Orchester" Das heißt: man muss als Autor auch schauen, wo mögliche Zielgruppen für eine bestimmte Geschichte zu finden sein könnten.

 

Man kann sich auch vorher Zielgruppen ansehen und dann überlegen, ob man dafür etwas schreiben könnte. Wenn man sich ernsthaft der Schreiberei widmen will und nicht glaubt, mit einem einzigen Roman den großen Coup zu landen, sollte man m. E. mit Kurzgeschichten beginnen, diese dann aber nicht kostenlos anbieten. Im Gegensatz zu einer kostenlosen Autorenlesung in Verbindung mit einer Buchhandlung und der örtlichen Presse fehlt bei der kostenlosen Veröffentlichung in einer Anthologie m. E. die Gegenleistung in Form von Werbung/PR für den Autor.

 

Nachdem du dich, verehrte Melanie, so engagiert für die Ausschreibung des Wurdack Verlags eingesetzt hast, bitte ich dich um Verständnis, wenn ich mich mit demselben Engagement dagegen ausspreche.

 

Friedvolleund liebe Grüße

Klaus

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Hallo Klaus,

ich kann das gut verstehen und man muss zwei Dinge unterscheiden: Natürlich ist es wichtig, für Leistung bezahlt zu werden und ein professioneller Autor braucht Bezahlung.  An die ist diese Ausschreibung auch nicht gerichtet. Sie richtet sich an jene, die noch ganz am Anfang stehen, womöglich noch nichts veröffentlicht haben und u. U. an jene Haie geraten könnten, die ihnen auch noch Geld aus der Tasche ziehen.

Ich selbst habe von der Zusammenarbeit mit dem Wurdack Verlag als Autorin viel profitiert. Ich habe vieles an handwerklichen Dingen gelernt, habe, da ich mich auch an Lektoratsarbeiten und Redaktionen beteiligte, was ich freiwillig tat, weil es auch ein Hobby ist, sehr viel für mich mitgenommen. Mein Schreibstil hat sich verbessert und ich habe das Glück, dass mein erster Roman dort (unter ganz regulären Bedingungen, aber mit einer sehr kleinen Auflage) im März erscheinen wird (bezahlt selbstverständlich). Ein weiteres Projekt ist in Vorbereitung.

 

Es ist schwer als Anfänger Fuß zu fassen, von glücklichen Ausnahmen, die sofort ihr allererstes Manuskript irgendwo hinschickten und den tollen Vertrag bekamen, einmal abgesehen.

Insofern bin ich mit dem Weg, den ich gegangen bin, zufrieden und fühle mich auch nicht durch die "unbezahlten" Veröffentlichungen, die ich bei Wurdack habe, ausgebeutet, im Gegenteil, allein die Tatsache, wie ein Text bis zu sieben oder achtmal hin- und hergeht, bis das Lektorat passt, fand ich immer sehr erfreulich.

 

Natürlich sehe ich die andere Seite: Diverse Ausschreibungen sprießen wie Pilze aus dem Boden und Tausende schicken was hin, davon kann man Hunderte in die Tonne treten, aber es erweckt den Eindruck, schriftstellerische Arbeit sei nichts mehr wert.

Ich kann das gut nachvollziehen und möchte natürlich niemandem "die Butter vom Brot" nehmen, indem ich hier eine Ausschreibung des Verlags, bei dem ich mich sehr wohl fühle, gepostet habe. Für mich - und für etliche andere - war das der Weg zum Roman und keine sinnlose Sammlung wertlosen Veröffentlichungen.

 

Ich habe einmal bei einem anderen Kleinstverlag ambitioniert in der Redaktion einer Anthologie mitgearbeitet, da ist ein Projekt bei herausgekommen, zu dem ich stehen kann. Zu den Gebaren jenes Verlags im Anthologiebereich nicht mehr, deshalb mache ich da nicht mehr mit, denn da fühlte ich mich nachher wirklich wie das "Zahlvieh", da die Autorenrabattpreise auch noch nach Abnahmemenge gestaffelt waren. Ich war halt schon von Wurdack verwöhnt  ;D.

 

Ich persönlich kann nichts Schlimmes dabei finden, über Kurzgeschichten an eine Romanveröffentlichung zu kommen, aber ich sehe die grundsätzlichen Bedenken der Profis.

 

Gruß, Melanie

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Oder, um in deiner Branche zu bleiben, ich begebe mich ins Krankenhaus, um mich kostenlos untersuchen oder gar operieren zu lassen - mit dem Hinweis, dass die Klinik mich dafür nicht bezahlen muss. (Dafür erzähl ich dann auch nicht, was ich alles erlebt habe, haha.)

 

;D Zu dem Beispiel fällt mir eine traurige Realität ein, vielleicht habe ich deshalb einen anderen Blickwinkel entwickelt: Zu Zeiten, als es noch zuviele Ärzte gab, da gab es tatsächlich welche, die als sogenannte Gastärzte arbeiteten. Dafür bescheinigten ihnen die Chefärzte, sie hätte die Zeit in der Klinik gearbeitet, um an die Weiterbildungszeiten zum Facharzt zu kommen. Dafür gab es aber kein (!) Geld, fü reine 40 - 80 Stundenwoche. Bei Psychologen läuft das heute noch so ähnlich. Die machen den "Psychologen im Praktikum" um approbiert zu werden und kriegen dafür nix!!! Vollzeit Arbeiten für nix!

Ich habe das nie gemacht, denn so etwas finde ich eine Unverschämtheit. Und noch etwas: Ich glaube, wer Phantastik oder Fantasy schreibt, wird größere Schwierigkeiten haben, in Zeitschriften zu veröffentlichen als ein Satiren- und Krimischreiber, weil der Markt einfach größer ist.

 

Gruß, Melanie

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Nachdem ich den Diskussions-Teil nun hierher verschoben hatte, um die Diskussion nicht am einzelnen Fall fest zu machen, möchte ich zu ein paar der hier gesagten Dinge auch gerne etwas sagen, denn das ist wichtig:

 

OliverP schreibt:

wo sonst hat man schon die Chance, als Unveröffentlichter etwas hinsenden zu können, mit der Aussicht, gedruckt zu werden, ohne daß man hinterher die Rechnung präsentiert kriegt?

Ist es etwa schon soweit gekommen, dass Autoren sich freuen dürfen, kein Geld bezahlen zu müssen? Das ist absurd. Wir leisten Arbeit mit dem Schreiben, und diese muss selbstverständlich bezahlt werden. Voraussetzung ist natürlich, dass die Qualität stimmt. Ein Schreiner wird auch keinen Tisch mit vier verschieden langen Beinen verkaufen können. Also: Überall hat man die Aussicht, etwas hinzusenden, mit der Aussicht, gedruckt zu werden. Und vor allen Dingen immer ohne Rechnung.

 

Charlie schreibt:

Es tut mir weh, wenn Autoren ihre Arbeit so gering schaetzen, dass sie es fuer eine Gnade oder ein Privileg halten, sie verschenken zu duerfen.

Ja, dem stimme ich absolut zu. Wenn ihr als Autoren nicht glaubt, dass eure Leistung Geld wert ist, wie sollen es dann Andere jemals glauben?

 

Elfirina schreibt:

Bei der Fülle an Ausschreibungen ist es schon fast die Kunst, NICHT irgendwo gedruckt zu werden. Und mit einer Antho-Veröffentlichung gewinnt man auch nicht an Ansehen und es ist auch kaum eine Referenz.

Mit beidem hat sie vollkommen Recht.

 

MelanieM schreibt:

Ein Freiexemplar ist durchaus ein Honorar

Nein, tut mir Leid. Ein Freiexemplar ist eine Selbstverständlichkeit, ein Beleg. Das hat mit Honorar (oder auch Honorierung im weitesten Sinne) nichts zu tun.

 

KlausB schreibt:

Stell dir bitte mal vor, ich gehe zu meinem Autohändler und sage ihm, dass er mir nichts zahlen muss, wenn ich mit seinem neuesten Modell aus dem Hof fahre. Schließlich geht es der Autobranche in Deutschland nicht gut. Dafür erzähle ich jedem, wie fein der Wagen fährt! Oder, um in deiner Branche zu bleiben, ich begebe mich ins Krankenhaus, um mich kostenlos untersuchen oder gar operieren zu lassen - mit dem Hinweis, dass die Klinik mich dafür nicht bezahlen muss. (Dafür erzähl ich dann auch nicht, was ich alles erlebt habe, haha.) Schlichter Irrsinn, oder nicht? Diese Absurdität scheinen manche Autoren jedoch für den Normalfall zu halten, und dagegen möchte ich doch angehen.

( ... )

Es geht mir darum, unveröffentlichten Autoren zu sagen, dass Autorentätigkeit einen Wert hat, sofern man gut schreibt. Man wird auch nicht bekannter durch die Veröffentlichung einzelner Kurzgeschichten in Anthologien, die nur auf unwesentliche Verkaufszahlen kommen.

Wunderbar! Das bringt es sehr schön auf den Punkt.

 

Auch ich möchte betonen, dass es mir nicht darum geht, einzelne Kleinverlage oder engagierte Herausgeber kategorisch an den Pranger zu stellen.

 

Aber es geht um das Prinzip. Etwas, das in die Köpfe von Autoren notfalls hineingeprügelt werden muss - jedenfalls in die, die irgendwann einmal professionell werden möchten:

 

Leistung muss bezahlt werden. Wir leisten, Andere bezahlen uns dafür, dass sie unsere Leistung verwenden, drucken, vertreiben und verkaufen dürfen. Außer in Benefizfällen arbeiten wir nicht kostenlos. Denn was nichts kostet, ist auch nichts wert. Dass wir darüber hinaus auch niemals etwas zahlen, versteht sich von selbst.

 

Gruß,

 

Andreas

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Um es noch mal an dem Fall deutlich zu machen: Ernst Wurdack zahlt Honorare für Novellen und Romane. Er würde es auch für Kurzgeschichten tun, wenn er es sich leisten könnte. Man kann sich mal ausrechnen, wie viel Geld zum Ausschütten übrig bleibt, wenn, wie in der letzten Märchensammlung, 51 Autoren vertreten sind, durch die die Autorenprozente geteilt wird.

Prinzipiell ist es aber richtig, dass Honorare gezahlt werden müssen, dagegen stelle ich mich auch gar nicht. Mir behagte es nur nicht, dass es in diesem Thread so eine Wendung bekam, die einen Verlag, der sehr um Autoren und Seriosität bemüht ist, mit Halsabschneidern in einen Topf geworfen wird.

 

Gruß, Melanie

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Es geht nach wie vor um das Prinzip.

 

Wenn man sich die Kosten für ein Produkt (Honorarzahlungen an die Autoren für die Herausgabe einer Anthologie) nicht leisten kann, dann kann man das Produkt eben auch nicht produzieren. Ganz einfach.

 

Andreas

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Schön, dass die Diskussion getrennt wurde.

 

Mir geht es darum, dass besonders unerfahrene Autoren erfahren, was eine Norm ist. Und die ist, für die Leistung (egal ob Roman, Novelle oder Kurzgeschichte) bezahlt zu werden. Wie ich schon sagte, als ich noch gaaaanz am Anfang stand, dachte ich, dass ohne Honorar zu veröffentlichen ein Privileg sei. Denn das wird viel zu oft "eingetrichtet", mit den Aussagen wie "Kleinverlage zahlen in der Regel nichts für Kurzgeschichten; Wegen der Art der Anthologie - mehrere Autoren - ist es unmöglich, ein Honorar zu zahlen; Kleine Auflagen ..." bis zu "Schaut doch mal, bei XY müsst ihr noch dazu zahlen, Mindestanzahl von Büchern abnehmen oder könnt nur bei dem Guthaben von 1000 Euro was an Geld sehen."

Und da entsteht eben der Eindruck: Ach, wie schön, wenn ich mal kostenlos veröffentlichen darf. Das ist ja klasse, dass der Verlag mir so gutmütig diese Chance gibt.

 

Das Lektorat und die Betreuung der Autoren sehe ich bei einer Veröffentlichung als genauso selbstverständlich an, wie ein Belegexemplar. Das sind Leistungen, die einfach dazu gehören. Die bezahlt der Autor nicht und somit kann man nicht von einem Honorar sprechen, wenn das für einen Autor kostenlos im Angebot dasteht.

Und wenn eine KG nicht qualitativ genug ist, dass der Verleger nicht einsieht, dafür Geld auszugeben, dann muss der Autor weiter üben.

Das Beispiel mit dem Tisch trifft das sehr genau.

 

Und auf den Einwand, dass ein Verleger sich nicht leisten kann, für KGs zu bezahlen, kann ich erwidern: Wenn ich mir ein Auto nicht leisten kann, dann muss ich mich wohl darauf verzichten.

Es ist schön, wenn neue Telente entdeckt werden, wenn junge Autoren gefördert werden. Aber ich denke, wenn schon - dann bitte richtig. Es ist einfach traurig, dass diese "kostenlose" Veröffentlichung langsam zu einer Norm wird und der Autor sich noch darauf freuen soll.

 

Liebe Melanie, ich möchte noch einmal betonen, ich gehe dabei weder gegen dich, noch gegen den Verlag vor! Und es ist mir, wie gesagt, nciht wichtig, wie viel man für eine Veröffentlichung bekommt. Es geht ums Prinzip: Man soll dabei was bekommen.

 

Liebe Grüße,

Olga

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Prinzipiell ist es aber richtig' date=' dass Honorare gezahlt werden müssen, dagegen stelle ich mich auch gar nicht. Mir behagte es nur nicht, dass es in diesem Thread so eine Wendung bekam, die einen Verlag, der sehr um Autoren und Seriosität bemüht ist, mit Halsabschneidern in einen Topf geworfen wird.[/quote']

 

Liebe Melanie,

 

zu deiner Beruhigung: das Buch zweier früherer Kolleginnen, das im Wurdack Verlag erschienen ist, fand ich auf der Stuttgarter Buchmesse wieder- er ist also bestimmt ein angesehener Verlag.

Dass kein Verlag Anthologien herausgeben sollte, ohne die Autoren für ihre Leistung zu bezahlen, ist mir schon seit längerem klar. An solchen Ausschreibungen nehme ich auch nicht mehr teil.

 

LG

Christa

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Das Thema ist schon ein wenig komplexer als diese einfachen Generalisierungen und Pauschalisierungen hier. Wer, wie KlausB, hunderte von Geschichten im Jahr verkauft, agiert auf einer ganz anderen Ebene, als diejenigen, die hobbymäßig schreiben. Es gibt eben nicht nur Profis, und nicht jeder, der eine Kurzgeschichte schreibt, ist professioneller Autor.

 

Der Vergleich mit dem Autohändler hinkt übrigens nicht nur, der fährt Rollstuhl. Wie wäre es mit folgender Analogie: wenn ich in der 3. Mannschaft des TUS Eickenschwick in der Regionalliga Westphalen-Süd Sitztennis spiele, werde ich nicht bezahlt, während die Profis in der Bundesliga Millionengehälter bekommen. Trotz zweimal Training pro Woche und Spielen am Wochenende; trotz Leistung also.

 

Ebenso gibt es genug Autoren, die das Ganze als Hobby betreiben. Tatsächlich dürfte der Anteil der Vollprofis, sprich derjenigen, die rein vom Schreiben leben, eher gering sein. Für diejenigen sind derartige Anthologieprojekte ihre Regionalliga. Vielleicht klappt ja irgendwann sogar der Aufstieg - wenn er denn überhaupt erwünscht ist. Wobei Charlie da sicherlich recht hat: besonders hilfreich oder aussagekräftig werden solche Veröffentlichungen im Regelfall nicht sein.

 

Der "Gewinn" bei derartigen Anthologien dürfte minimal sein; im Normalfall vermutlich null. Vor allem, wenn man die Arbeitszeit hinein rechnet. Natürlich könnte man dennoch Tantiemen zahlen; das wären wohl minimale Cent-Beträge. Ich persönlich allerdings wäre lieber Amateur, als dass mir jemand den Bruchteil eines Mindestlohns als angemessene Vergütung verkaufen will.

 

Natürlich ist das nicht unproblematisch, denn es gibt keine vernünftige Grenze zwischen Hobby und professionellem Anspruch. So manch einer mag glauben, dass alles eins ist. Es gibt ja auch genug Leute, die für Veröffentlichungen bezahlen, und das für den Eintritt ins Starautorentum halten. Verlage, die damit spielen und darauf kalkulieren, empfinde ich als unseriös. Ebenso diejenigen, die a là "Sammelband deutscher Lyrik" versuchen, sich daran tatsächlich zu bereichern. Das zu erkennen mag nicht immer einfach sein, aber man kann schlecht anhand vorhandener Schwarzer Schafe alle in einen Sack stecken.

 

Lieben Gruß,

 

Christoph

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Hier werden (nicht zum ersten Mal) zwei sehr verschiedene Positionen deutlich. Zum einen sind das die wirtschaftlich denkenden Autoren, zum anderen diejenigen, die um "der Ehre" (oder Anerkennung (Link ungültig) (Link ungültig)) Willen schreiben. Natürlich ist da auch noch die große Schnittmenge derer, die Anerkennung UND Geld wollen (was wohl "Normalzustand" ist, denke ich).

 

Ich stelle mich hier auch deutlich auf die Seite derer, die erwarten, für ihre Leistung auch bezahlt zu werden. Mag daran liegen, dass ich selbständig bin und seitdem von der Hand in den Mund lebe, da ich wirklich nur für erbrachte Leistung entlohnt werde - und selbst das scheint nicht immer selbstverständlich zu sein. Die Debatte führe ich tatsächlich hin und wieder, ob es dann überhaupt sein müsse, dass ich eine Rechnung für geleistete Dienste stelle. Von Anerkennung und Ehre kann ich aber nicht leben. Und von einer unentgeldlichen Veröffentlichung und einem Freiexemplar auch nicht. Meine Chance, "richtig" veröffentlicht zu werden, erhöht so eine Veröffentlichung auch nicht, wie ja schon erwähnt wurde.

 

Dass es hier zu einer Grundlagendiskussion gekommen ist, die mit Wurdack an sich nichts mehr zu tun hat, finde ich nur richtig. Es kann doch nicht sein, dass der Autor als eigentlicher Urheber derjenige ist, der seine Arbeit verschenkt. Und wie Andreas sagt, wenn der Herausgeber sich die Anthologie eigentlich nicht leisten kann, dann kann er sie eben nicht veröffentlichen. Ich bräuchte dringend einen neuen Laptop für die Arbeit, aber ich bezweifle, dass Apple mir deshalb einen schenkt. Obwohl die doch auch davon profitieren würden, immerhin zeige ich ihn dann ständig meinen Kunden.

 

Oder um in der Branche zu bleiben - man kann umgekehrt doch auch nicht erwarten, dass der Herausgeber das gedruckte Buch später kostenlos verteilt. Wenn man die Logik "aber eine Veröffentlichung ist schon eine Entlohnung" benutzt, dann sollte es für den Herausgeber auch Entlohnung genug sein, in den Regalen der Buchhandlung zu stehen. Kostenlos.

 

Gruß

Matt

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Hallo miteinander,

 

ich schätze, ich bin der letzte Mensch, der sich wünscht, dass Autoren nicht für ihre Arbeit bezahlt werden - schließlich lebe ich davon, dass sie angemessen honoriert werden.

 

Trotzdem würde ich den mehreren hundert Autoren, die sich im letzten Jahr bei mir beworben haben, keinesfalls durch die Bank raten, darauf zu bauen, dass ihre Romane sie bald ernähren werden, auch wenn sie teilweise sehr viel Mühe und Arbeit hineingesteckt haben. Und Kurzgeschichten finde ich - von dem was der Markt bietet - noch deutlich schwieriger als Romane.

 

Ich vertrete beispielsweise keine Kurzgeschichten. Warum? Weil es sich nicht lohnt. Was aber nicht bedeutet, dass keiner meiner Autoren KGs schreibt. Einige bieten diese auf ihrer Homepage zum kostenlosen Download an, andere stecken sie in Charity-Projekte oder eben in Kleinverlagsanthologien.

 

Eine Welt, in der jede KG analog zum Roman bezahlt wird, wäre mir deutlich lieber. Aber realistisch sage ich meinen Autoren auch: Wenn ihr eine schöne Möglichkeit habt, die Geschichten unterzubringen, dann nur zu.

 

Ernst Wurdack kenne ich übrigens auch nur als engagierten Kleinverleger, der sich insbesondere um Phantastik und SF verdient gemacht hat, und keinesfalls als Halsabschneider.

 

Liebe Grüße,

Natalja

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Der Vergleich mit der Bundsliga und einer Regionalmannschaft ist mMn auch nicht ganz zutreffend.

Ich habe noch in keinem Verlag gesehen, dass dort gesagt wird: Wir veröffentlichen Romane und ... ach ja, hier sind auch Hobby-Anthologien mit Hobby-Autoren. Die Anthologien werden meistens durchaus ernst angeboten, als ein qualitatives Produkt, neben den erwähnten Romanen. Wie bei einem Großverlag, denn auch eine Anthologie bei Heyene kann wohl nicht als "Hobby" bezeichnet werden. Die Ambitionen sind also durchaus ernst.

Ich denke, wenn man nur ein Hobby betreiben möchte, kann man sicherlich eine "eigene" Anthologie herausgeben, für eine Schülerzeitung schreiben usw. Aber das sollte dann auch so präsentiert werden.

Ich verstehe nichts vom Fussball, glaube aber, dass eine Regionalmannschaft sich nicht wie "fast Bundesliga" bezeichnet (oder ein sicherer Weg dorthin). Erwartungen - von allen Seiten - bleiben also auf dem Boden der Tatsachen. Das ist aber nicht der Fall im Schreibgeschäft. Meistens wird erzählt, wie toll es ist, wenn man in einer Antho veröffentlichen kann, dass das eine Referenz sei und dass man sich so einen Namen machen kann. Wirb eine Regionalmannschaft ihre Fussballer auch so?

 

Liebe Grüße,

Olga

 

P.S. Dass man mit einem Roman vom Schreiben nicht leben kann, ist mir klar. Und dass KGs noch schlechter bezahlt werden, auch. Und auch ist es für mich nicht die Frage, dass ein Kleinverlag für eine KG genauso viel zahlen soll, wie ein Großverlag.

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Lieber Christoph,

dein Posting spricht mir aus der Seele.

 

 

Für mich ist das Schreiben - obgleich ich mich bemühe, mehr daraus zu machen - bislang nicht mehr als ein Hobby. Es macht mir Spaß. Ich habe das Glück, einen Beruf zu haben, der mich ausreichend ernährt und wenn ich durch Schreiben unbedingt Geld verdienen müsste, könnte ich mit Gerichtsgutachten vermutlich mehr verdienen als mit Kurzgeschichten und Romanen. Es ist auch die Frage, was man erreichen möchte. Die Aussage: Wenn keine ausreichenden Gewinne kommen, so dass die Teilnehmer bezahlt werden können, dann sollte man das Projekt gar nicht erst starten, finde ich bemerkenswert. Wie viele Dinge wurden aus Idealismus gestartet, ohne Geld und Hoffnung auf Gewinn, einfach aus Spaß an der Sache, und brachten letztendlich Erfolge? Später auch finanzieller Art.

 

Viele neue Zeitschriften werden, um auf den Markt zu kommen, an den ersten Tagen verschenkt oder unter Wert verkauft.

Ist es so verkehrt, wenn man sich an einem Anthologieprojekt, von dem man überzeugt ist (und das aufgrund seiner KLeinheit keinem renomierten Profi die Butter vom Brot nimmt), beteiligt, seinen Spaß dabei hat, Erfahrungen sammelt, neue Mitautoren kennenlernt, feststellt, wie die eigenen Geschichten bei anderen ankommen und akzeptiert, dass der Gewinn zu geringt ist, um ausgeschüttet zu werden, aber dazu beitragen kann, einen Verlag, der jungen Autoren eine Chance gibt, am Leben zu erhalten? Um - auf lange Sicht - womöglich alle Autoren bezahlen zu können, wenn er sich ausreichend etabliert hat?

 

Wenn man es so betrachtet, hat man nicht ohne Lohn gearbeitet. Aber man muss sich sicher sein, beim richtigen Verlag zu sein, hinter einer Idee zu stehen. Vielleicht bin ich einfach zu idealistisch, aber das ist meine persönliche Meinung - auf die Amateur-Liga bezogen.

 

Tatsächlich scheint es doch so, dass sich Kurzgeschichten gar nicht mehr so gut verkaufen, weshalb sie nur noch in ausgewählten Fällen von den etablierten Publikumsverlagen geführt werden. Ich habe schon einige Sammlungen, in denen namenhafte Autoren vertreten waren, für 1,95 auf dem Grabbeltisch gefunden. Vielleicht wird der Markt deshalb auch enger. Korrigiert mich, wenn ich mich da irren sollte (ich meine jetzt ausdrücklich nicht die Zeitungen und Zeitschriften, sondern nur die Bücher).

 

Gruß, Melanie

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Lieber Christoph,

 

das ist nun aber eine Argumentation, die ich für ebenso lückenhaft halte. Denn genau dort liegt doch das Problem, dass Hobbyautoren und professionelle Autoren in einen Topf geworfen werden. Ein gedrucktes Buch ist nun mal ein Produkt, dass von dem Leser so oder so als "professionell" wahrgenommen wird. Der Leser trennt nicht zwischen Hobbyautoren und Profis (er wird es beim Lesen vielleicht feststellen).

 

Also sage ich jetzt etwas, mit dem ich mir ganz gewiss viele Feine machen werde: Hobbyautoren gehören nicht in die Buchhandlungen. Wer den Job nicht professionell machen möchte, kann seine Geschichten heute doch problemlos im Internet veröffentlichen. Ohne Entlohnung, aber mit viel Anerkennung (eventuell). Oder er veröffentlich per BOD - kostet zwar Geld, aber das tut jedes Hobby. Wenn Hobbyautoren dieselbe Infrastruktur wie Profis nutzen dürfen, dann kann ja auch jeder Hobbybastler in den Gelben Seiten inserieren und sich Handwerker nennen. Dann könnte ich im Prinzip mit Bohrmaschine und Vorschlaghammer Leute in meiner "Zahnarztpraxis" behandeln. Ja, der Vergleich ist extrem, unrealistisch und dumm, aber warum soll es bei Autoren keine Trennung zwischen Hobby und Beruf geben, überall sonst aber ist es selbstverständlich? Jeder kann versuchen, aus seinem Hobby einen Beruf zu machen, aber zu erwarten, als Hobbyist wie ein Profi behandelt zu werden und dadurch den Profis im schlimmsten Fall die Existenzgrundlage zu entziehen (durch die Bereitwilligkeit, kostenlos zu arbeiten, weil es ja "nur ein Hobby" ist), finde ich schon erstaunlich.

 

So, bevor jetzt die anonymen Morddrohungen kommen, ich will damit ja niemandem das Schreiben verbieten. Im Gegenteil. Aber die professionelle Infrastruktur sollte auch Leuten mit professionellen Absichten vorbehalten sein. Aber Hobbyschreiber, die ohnehin kein Geld damit verdienen wollen, haben da eigentlich nichts verloren. Für sie gibt es genug andere Wege, ihre Geschichten unters Volk zu bringen. Und als Unveröffentlichter sollte ich so etwas wohl sagen dürfen, ohne elitär rüberzukommen.

 

Gruß

Matt

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