Zum Inhalt springen
(Olga)

Artikel bei ausländischen Wörtern

Empfohlene Beiträge

Hallo, ihr Lieben,

 

Jetzt mal eine Grammatikfrage, die mich zur Verzweiflung bringt. Mein Protagonist ist Russe und ab und zu benutzt er russische Wörter in deutschen Sätzen.

zB:

" ... mit [dem? der?] ersten Elektritschka raus aufs Land."

"Elektritschka" ist ein Elektrozug. Zug ist im Deutschen "der", also müsste es wohl "Der Elektritschka" heißen. Andererseits: im Russischen ist das Wort weiblich (Weil a-Endung), also "die".

Was nun?

Die? Der? Das? :-?

Andererseits ist natürlich ein Zug auch eine Bahn. Wäre dann wiederum weiblich.

 

Ein Vergleich: Es ist immerhin "der Wodka", weil "der Alkohol", obwohl "Wodka" aus dem Russischen kommt und dort ebenfalls weiblich ist.

 

Verwirrte Grüße,

Olga

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Also mit "dem" Elektritschka (die merke ich mir :)) hört sich komisch an.

Aber dass ich mir "eine" Wodka hinter die Binde gieße, geht auch nicht.

 

Ich würde so verfahren, wie Christa es vorschlägt, außer bei eingedeutschten russischen Begriffen, die hier ein anderes Geschlecht angenommen haben als in der Ursprungssprache.

Obwohl man es einem russischen Muttersprachler nicht übel nehmen würde, wenn er in der wörtlichen Rede großzügig mit den Artikeln umgeht. Ich habe gerade eben einer Französin ein sehr charmantes Kauderwelsch in die Zeilen gelegt.

 

Ach ja, und "die Elektrische" gibts auch in Deutsch.

 

Gruß

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Nach meinem Empfinden eindeutig DIE Elektritschka, erstens, weil das sein Idiom ist, zweitens, weil das Wort auf A endet und das auch nach meinem deutschen Sprachgefühl Weiblichkeit impliziert.

 

Viel Erfolg

 

Eva

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Eine interessante Frage, auf die ich beim Übersetzen auch immer wieder stoße. Meist mache ich es nach Gefühl. So käme mir "der" Place Vendôme" z.B. seltsam vor, obwohl Platz im Deutschen maskulin ist. Und ich tendiere ich auch zu "der" Elektritschka, weils einfach weiblich klingt. Was dem Sprachgefühl völlig entgegensteht, kann nicht gut sein.

 

Viele Grüße,

Susanne :)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Auch ich würde hier zu "die Elektrischka" tendieren, da die Wahl der Artikel im Deutschen auch nicht unbedingt immer logischen Gesichtspunkten folgt (wie du schon schreibst: der Zug, aber die Bahn). Deshalb finde auch ich, dass dein Protagonist seinem muttersprachlichen Grammatikempfinden folgen sollte.

 

Viele Grüße

Corinna

Website: corinna-wieja.de, Instagram: @corinnawieja

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ja, Olga, die anderen haben bis jetzt alles richtig gesagt. Nimm DIE Elektritschka.

 

Die Endung -a macht auch im Deutschen sogleich eine weibliche Assoziation auf (schon über die vielen weiblichen Vornamen, die darauf enden: Maria, Paula, Petra, Anna, Eva, Corinna, Angelika und Olga...), dann wird unbewusst auch wohl noch in manchem Ohr die Babuschka nachklingen und die Taiga und die Balalaika.

 

Dein Einwand mit dem Wodka gehört in ein anderes Kapitel: Im Deutschen haben alle harten Alkoholika ein maskulines Genus angehängt bekommen: Der Whisky, Wodka, Grappa, Ouzo, Raki, Sake. Bei italophilen Leuten ist es - mindestens in München - üblich geworden, "einE Grappa" zu bestellen, weil dieses Getränk im Italienischen geradeso feminin ist wie der Wodka bei euch. Allerdings schaut dann meist sogar der italienische Kellner etwas seltsam und hat den Gast als Snob bei sich vermerkt - von dem man aber möglicherweise ein gutes Trinkeld erwarten kann, wenn man ihn mit viel lautstarkem "subito, signore - kommte soforte Ihre Grappa" im ganzen Lokal als sprachkundigen Italienkenner bekannt macht.

 

Also DIE Elektritschka und darauf gleich einEN Wodka!

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wahrscheinlich macht es wirklich die Nachbarschaft zu den "männlichen" Alkoholika. Bei Fahrzeugen ist es wirklich seltsam; Schiffe sind natürlich weiblich, aber Autos sind fast immer männlich ("Corvette" ist die einzige weibliche Automarke, die mir mal einfiel, wahrscheinlich auch hier wegen der Endung.)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Okay, überredet, also "die" :)

Danke für eure Meinungen!

 

Bei Fahrzeugen ist alles noch seltsamer: Ein Auto ist "der" - Der Mercedes. Aber ein Motorrad ist "die" - Die Honda.

 

Liebe Grüße,

Olga

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ist doch sehr praktisch:

 

Fährst du den Honda oder den BMW bist du ganz offensichtlich Autofahrer.

Motorradfahrer steigen dagegen auf die Honda oder die BMW.

 

Erstaunlicher dagegen, dass man bei BMW arbeitet und nicht bei den BMW, wo das doch die Bairischen Motorenwerke sind.

 

Motorische Grüße

Philipp

 

Twitter: @autorlekt

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Abgesehen von obiger wörtlicher Rede, sollte man in Zweifelsfällen den im Deutschen üblichen Artikel verwenden.

Man kann von niemandem verlangen, dass er die sprachlichen Ursprünge aller Fremdwörter kennt, geschweige denn den korrekten Artikel in der ursprünglichen Sprache (es gibt ja schließlich auch noch exotischeres als Englisch oder Französisch).

Zu diesem Thema gab es auch ein interessantes Kapitel in einem der Bastian Sick-Bücher, habe gegoogelt, aber leider keinen entsprechenden Link gefunden.

 

S.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die 'falschen' Artikel würde ich auf jeden Fall auf die direkte Rede beschränken.

 

In einem Buch, das in Frankreich spielt, treffen sich die Protagonisten nicht auf eine Platz, setzen sich in eine Mercedes oder himmeln die Mond an - selbst wenn der Autor weiß, dass im Französischen alle drei Worte weiblich sind. In der direkten Rede ist das etwas Anderes und kann entzückend Französisch/Russisch/... klingen.

 

Liebe Grüße,

 

Bettina

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

;) die Motorrad heißt es, weil eine Motorrad immer in erster Linie eine Maschine (w) ist und kein Fahrzeug (n) oder Menschenbeschleuniger (m).

 

Elektrischka ist ein ganz wunderhübsches Wort :)

Und genauso wie Babuschka natürlich weiblich.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

die Motorrad heißt es, weil eine Motorrad immer in erster Linie eine Maschine (w) ist und kein Fahrzeug (n) oder  Menschenbeschleuniger (m).

 

Ouhh, Dagmar - das ist ja eine herrliche, neue Theorie. Wenn die stimmen würde - was für ein Glück wäre das für alle Lerner dieser Sprache. Dann müsste man nur noch den Oberbegriff finden und sein grammatikalisches Genus - und alles wäre klar:

 

DAS Möbel - also das Tisch

DIE Pflanze - also die Radieschen

DER Planet - also der Erde

 

Dankbar und erlöst,

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bei diesem Deutschtest von Herrn Sick bin ich neulich über einen Python gestolpert. Ich dachte wirklich, es sei DIE Python, weil's doch eine Schlange ist.  :-[

 

Beschämt,

 

Bettina

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bitte melde Dich an, um einen Kommentar abzugeben

Du kannst nach der Anmeldung einen Kommentar hinterlassen



Jetzt anmelden


×
×
  • Neu erstellen...