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Andreas

Was sind Rhetorische Figuren?

Empfohlene Beiträge

Rhetorische Figuren sind besondere Formen des Ausdrucks. Dies ist eine Zusammenstellung der gängigen Figuren. Einen ausführlichen Artikel und weiterführende Informationen findet sich zum Beispiel in der Wikipedia – Rhetorische Figuren. Von dort stammt auch diese Liste.

 

Adynaton

Betonung durch Vergleich mit Unmöglichem

Eher geht die Welt unter, als dass ...

 

Akkumulation

Anhäufung

Feld, Wald und Wiesen

 

Allegorie

Verbildlichung, ausgeführte Metapher

Auf dem Theater der Welt sind alle Menschen Spieler: mancher bekommt die Rolle eines Königs, mancher die eines Bettlers ... usw.

 

Alliteration

Stabreim (Anfangsbuchstabe wiederholt)

Kind und Kegel

 

Allusion

Anspielung

Sie wissen, was ich meine.

 

Anadiplose

Wiederholung eines satz/versschließenden Wortes am Beginn des nächsten Satzes/Verses (Schema: ... x / x ...)

Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen, Wind und Wellen spielen nicht mit seinem Herzen. (Johann Wolfgang von Goethe)

 

Anakoluth

Satzbruch, Herausfallen aus der Bauart des Satzes

Er sagte, dass das so ...

 

Anapher

Wiederholung am Satz/Versanfang (Schema: x ... / x ...)

Ich fordere Moral. Ich fordere Verständnis.

 

Anastrophe

Umkehrung der geläufigen syntaktischen Wortstellung

des Glaubens wegen

 

Annominatio

auf Ähnlichkeit zweier Wörter beruhendes Wortspiel

Rheinstrom - Peinstrom

 

Antithese

Polarität (Gedanklicher Gegensatz)

Er konnte alles, aber er konnte dies nicht

 

Antonomasie

Eigenname als Gattungsbegriff (oder umgekehrt)

Herkules als Bezeichnung für einen starken Menschen, Kritikerpapst für Marcel Reich-Ranicki

 

Aposiopese

Gedankenabbruch, Verschweigen des Wichtigen

Er kam, sah und ...

 

Apostrophe

Abwendung vom anwesenden Publikum, Anruf von visionären Gestalten

Alter Freund! Immer getreuer Schlaf, fliehst du mich?

 

Archaismus

Veralteter sprachlicher Ausdruck

Wams für Jacke; gülden für golden

 

Assonanz

Gleichlautung, Gleichklang

Ottos mops trotzt (Ernst Jandl)

 

Asyndeton

Unverbundene Reihung gleichwertiger Elemente.

Wasser, Feuer, Erde, Luft – ewig werden sie bestehen.

 

Bathos

Gegenüberstellung eines höheren Wertes mit einem niedrigeren

Die Explosion zerstörte alle Häuser auf der anderen Straßenseite und meinen Briefkasten

 

Brachylogie

(griech.: Schnelle) Kürze

 

Chiasmus

Überkreuzstellung

Ich bin groß, klein bist du

 

Chiffre

Zeichen, dessen Inhalt rätselhaft und letztlich nicht zu erfassen ist

Erkanntes Leben

 

Contradictio in adjecto (Spezialfall des Oxymoron)

lat. Widerspruch in sich selbst

fünfeckiger Kreis, unbefleckte Empfängnis, Ferienlektüre, geschliffener Rohdiamant, gerade Kurve

 

Correctio

(lat.) Verbesserung

Es war ein Erfolg, was sage ich, ein Triumph.

 

Ellipse

Auslassung (von Satzteilen)

Na und? / Wer? Ich! Aber auch: Ich kann dies, du nicht

 

Emphase

Nachdrückliche Hervorhebung eines Wortes zur Gefühlsverstärkung

Menschen! Menschen! Falsche heuchlerische Krokodilsbrut!

 

Enallage

Verwechslung, Vertauschung

Dunkel gingen sie durch die schweigende Nacht (Vergil)

 

Enjambement

Satzumbruch am Versende

Die Wellen schaukeln

Den lustigen Kahn (Heinrich Heine)

 

Epanalepse

Wiederholung eines Wortes/einer Wortgruppe

Lass sausen durch den Hagedorn, lass sausen, Kind, lass sausen

 

Epanodos

Wiederholung von Worten in umgekehrter Reihenfolge

Wer nicht kann, was er will, der wolle, was er kann.

 

Epipher

Wiederholung am Satz/Versende (Schema: ...x/ ...x)

Ich fordere Moral, ich lebe Moral.

 

Epiphrase

syntaktisch scheinbar beendeter Satz erhält Nachtrag zur Abrundung

Mein Retter seid ihr und mein Engel.

 

Epitheton (ornans)

stehendes Beiwort

der listenreiche Odysseus

 

Euphemismus

beschönigende Umschreibung

kräftig (anstelle von dick)

 

Etymologische Figur (figura etymologica)

Verb verbunden mit einem stammverwandten Substantiv

einen Kampf kämpfen; eine Schlacht schlagen

 

Exclamatio

Ausruf

Stirb!

 

Geminatio

Verdoppelung (Schema: ...x(,) x...)

Diese, diese Unverschämtheit!

 

Gleichnis (auch: Vergleich)

Veranschaulichung

Schlau wie ein Fuchs

 

Hendiadyoin

Verdopplung: zwei Wörter für eine Bedeutung

nett und freundlich

 

Homoioteleuton

Endungsgleichheit, (End-)Reim

Viel Rabatz in diesem Satz!

 

Hypallage

Verwechslung, Vertauschung

Das blaue Lächeln seiner Augen

 

Hyperbaton

Abweichung, Sperrung, Umstellung

"Hier", rief er, "bin ich".

 

Hyperbel

Übertreibung

todmüde, fuchsteufelswild

 

Hysteron-Proteron

Nachholtechnik

Pompeji ging unter, der Vesuv brach aus.

 

Inversion

Umkehrung der normalen Wortstellung im Satz

"Ein Dieb ist er!" (anstelle von "Er ist ein Dieb!")

 

Ironie

Umkehrung

Schöne Bescherung!

 

Isolog

Gedankenparallelität

 

Katachrese (1.)

Metapher/Metonymie als Ersatz für fehlendes Wort

der Arm eines Flusses, eines Gerätes usw.

Katachrese (2.)

Bildbruch, Bildmissbrauch,

Das schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht

 

Klimax

Stufenweise Steigerung

Sie arbeiten zehn, zwölf, ja vierzehn Stunden täglich am Erfolg...

 

Konzinnität

Klanglich-rythmische Ebenmäßigkeit, syntaktische Eleganz

 

Kyklos

Wiederholung des Satz/Versanfangs am Ende (Schema: x ... x)

Entbehren sollst du, sollst entbehren. (Friedrich Schiller)

 

Lithismus

á la Gertrude Stein

A rose is a rose is a rose.

 

Litotes

doppelte Verneinung

nicht falsch für richtig

 

Metapher

Ersatz durch bildlichen Ausdruck

Löwe für tapfere Kämpfer

 

Metonymie

übertragener Ersatz, eingebürgerte Wortersetzung

Leder für Ball, Zaster für Geld

 

Neologismus

Wortneuschöpfung

Riester-Rente

 

Onomatopoesie

Lautmalerei

Quak! Kuckuck! Muh! Bumm! Peng! Zisch! Auch: Es knistert und knastert

 

Oxymoron

Innerer Widerspruch

alter Knabe, weißer Rabe, schwarze Milch der Frühe (Paul Celan)

 

Parabel

Beispiel

Ringparabel: Nathan der Weise (von Lessing)

 

Paradoxon

scheinbare Widersprüchlichkeit

Geiz ist geil

 

Parallelismus

Gleichlauf

Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft. (Emil Zátopek)

 

Paraphrase

erklärende Umschreibung (als Zusatz)

Fische, die stummen Meeresbewohner

 

Parenthese

Einschub

Das ist - wie gesagt - unwichtig.

 

Paronomasie (1.)

Gleichgestaltigkeit

Wer rastet, der rostet

Paronomasie (2.)

Spiel mit gleichlautenden Wörtern

Lärche - Lerche

 

Pars pro toto

Spezialfall der Synekdoche: etwas wird durch einen Teil benannt

Köpfe für Personen

 

Personifikation

Vermenschlichung eines Gegenstandes

Der Krieg ist der Vater aller Dinge, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste

 

Periphrase

Umschreibung eines Begriffs durch Einzelmerkmale

Der den Tod auf Hiroschima warf

 

Pleonasmus

Hinzufügen eines Wortes, das schon im Substantiv enthalten ist, Sinnhäufung, doppelt gemoppelt

weißer Schimmel, großer Riese, kleiner Zwerg

 

Pointe

Zuspitzung

 

Polyptoton

Wiederholung eines Wortes in verschiedenen Beugungsformen

Aug um Auge

 

Polysyndeton

Mehrfach verbundene Reihung.

Einigkeit und Recht und Freiheit (Französische Revolution)

 

Praeteritio

Vorgebliche(!) Übergehung/Auslassung

Ganz zu schweigen davon, dass Caesar auch in Gallien ...

 

Prolepsis

Vorwegnahme

 

Repetitio

Wortwiederholung

Bald da, bald dort

 

Rhetorische Frage

Frage, die keine Antwort erwartet

Was ist schon normal?!, Seh ich so blöd aus?, Scheißt der Papst in den Wald?, Ist das Atomgewicht von Kobalt 58,9?

 

Sustentio

Überraschung

Selbsterkenntnis ist der beste Weg zur Verstellung

 

Symbol

Feststehendes Bild, dass auf eine abstrakte Vorsellung verweist

weiße Taube (Frieden)

 

Symploke

Verbindung von Anapher und Epipher

Was ist der Toren höchstes Gut? Geld! Was verlockt selbst die Weisen? Geld!

 

Synästhesie

Verbindung von verschiedenen Sinneindrücken

Das nasse Gras klang wie ein Liebeslied / süsser die Glocken nie klingen

 

Synekdoche

Ersetzung durch numerisch verwandten Begriff: Teil/Ganzes, Gattung/Art, Singular/Plural, früheres/späteres

Dach für Haus, Kopf für Mensch, die Deutschen für viele Deutsche, usw.

 

Synonym

sinnverwandtes Wort

leuchten für scheinen

 

Tautologie

Häufung, Wiederholung des Gesagten mit sinnverwandtem Wort

in Reih und Glied; nackt und bloß; voll und ganz; DIN-Norm; LCD-Display

 

Trikolon

dreigliedriger Ausdruck

veni, vidi, vici

 

Variation

Gleichklangs-/Wiederholungsvermeidung

 

Vergleich

Veranschaulichung

stark wie ein Löwe, Augen wie ein Adler

 

Wortspiel

vgl. Annominatio und Paronomasie

Jesuiter - Jesuwider

 

Zeugma

Verbindung nicht zusammengehöriger Satzglieder

Er hob den Blick und ein Bein gen Himmel.

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Hallo Andreas,

 

super Liste, danka dafür.

 

Manches liest sich als wäre es direkt dem medizinischen Wörterbuch entsprungen, statt was mit Literatur zu tun zu haben :)

 

Das Zeugma ist mir in humorvollen Texten besonders lieb.

 

Grüße

Aneirin

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Hallo, Aneirin!

 

Manches liest sich als wäre es direkt dem medizinischen Wörterbuch entsprungen' date=' statt was mit Literatur zu tun zu haben :)[/quote']

Was schlichtweg daran liegt, daß Rhetorik schon von den ollen Griechen und Römern sehr analytisch und beschreibend behandelt wurde. :)

 

Mir ist ja bewußt, daß heutzutage fast jeder denkt, der alte Krempel sei völlig überholt und wir wären heut viiiiiiiiiiiel klüger (har-har-har! ;D). Aber eine Auseinandersetzung mit antiker Rheotirik -- angefangen bei Aristoteles über Rhetorica ad Herennium und Cicero (de inventione, de oratore) bis hin zu Quintillian inkl. der Umsetzungen z.B. bei Isokrates, Demosthenes, Cicero (gibt 's alles auf Deutsch!) ist äußerst lehrreich darüber, wie man durch den bewußten Gebrauch von Sprache und Stil Emotionen manipulieren kann. Und was anderes machen wir Autoren auch nicht. ;)

 

Fröhliche Grüße,

Iris :s17

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Hallo Iris,

 

ich erinnere mich, dass wir einige dieser Figuren im Lateinunterricht gelernt haben.

 

Einige davon nutzt man sicherlich unbewusst und ohne Kenntnis des "medizinischen" Namens. Aber es schadet natürlich nie, sich bewusst zu machen, was das eigentlich ist, wo das herkommt.

 

Grüße

Aneirin

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Iris,

ich muss schon wieder eins deiner Postings unterschreiben! :s17

Ich hab mich immer gewundert, warum ich das oder das sprachlich anwende, ganz selbstverständlich, ohne nachzudenken. Durch Andreas' Posting wurde mir bewusst: Das waren 13 lange Jahre Drill in Latein und Altgriechisch... ich würde mal sagen, das baut einem wirklich die Sprache um, im positiven Sinne.

Wer die Möglichkeit hat, in der Schule Latein zu lernen, nur zu! Es erleichtert nicht nur das Sprachenlernen, sondern schult auch Logik und Analyse.

 

Ave,

Petra

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angefangen bei Aristoteles über Rhetorica ad Herennium und Cicero (de inventione, de oratore) bis hin zu Quintillian inkl. der Umsetzungen z.B. bei Isokrates, Demosthenes, Cicero (gibt 's alles auf Deutsch!) ist äußerst lehrreich darüber, wie man durch den bewußten Gebrauch von Sprache und Stil Emotionen manipulieren kann.

 

Hallo Iris,

welcher Autor und welches der Bücher ist denn am ehesten zu empfehlen? Mir gehts um besagte Manipulation der Emotionen.

 

Wir haben damals nur antike Philosophie gelesen, dabei wäre die Rhetorik viel praxisnäher gewesen.

 

Humanistische Grüße

Anna

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Halo, Anna!

 

welcher Autor und welches der Bücher ist denn am ehesten zu empfehlen? Mir gehts um besagte Manipulation der Emotionen.

Da empfiehlt sich einerseits die Kombination aus Ethik, Rhetorik und Poetik bei Aristoteles (v.a. die Nikomachische Ethik wegen der Theorien zu Lust und Freundschaft); das baut aufeinander auf.

 

Wenn man die beiden großen rhetorischen Schriften von Cicero nimmt und als Beispiele dazu seine Reden anschaut (immer mit Rücksicht auf die jeweilige Vortrags- und Publikumssituation), hat man auch einen brauchbaren Überblick.

 

Bis in die Zeit des Barock galt Dichtung ja als eine rhetorische Kunstfertigkeit -- dann kam die Genieästhetik, an der wir heute noch knabbern. Natürlich braucht es Begabung, aber ebensowenig wie ein Künstler nur Handwerker ist, ist er niemals nur Instrument der Inspiration.

 

Wir haben damals nur antike Philosophie gelesen, dabei wäre die Rhetorik viel praxisnäher gewesen.

Allerdings bietet die Philosophie eine profunde Grundlage -- so hat alles sein Gutes. :)

 

Fröhliche Grüße,

Iris :s17

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Also doch wieder mal Cicero :)

 

Iris, weil Du gerade das Barock erwähnst: Ich habe vor einiger Zeit mal angefangen, Barocklyrik zu lesen (durch die Prosatexte kommt man ja umfangbedingt kaum durch, habe mich aber mal durch den Simplicissimus gearbeitet). Bei besagter Lyrik gibt es einige sehr schöne Werke.

 

Liebe Grüße

Anna

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Ja, ja, als Germanist finde ich die Liste natürlich auch äußerst praktisch!

 

Allerdings frage ich mich, ob sie in einem Autorenforum wirklich hilft?!

 

Mal im Ernst, wer von uns schreibt denn in Kapitel sechs, Absatz vier ganz bewusst eine Repetitio?

Sicher, manche der Dinge, wie pars pro toto, Oxymoron o.ä. sind Mittel, die mittlerweile in den Sprachgebrauch eingegangen sind, und bewusst oder halbbewusst angewandt werden. Auch sollte jeder Autor bewusst darauf achten, Tautologien zu vermeiden, und Metaphern bewusst und klug zu setzen und auch Neologismen über Bild-Niveau (Kennt jemand die neue Plakatkampagne des Blattes?) sind manchmal schön geplant! (Wer hatte hier was von Bergschrunden geschrieben? ;D)

Doch größtenteils sind das alles doch eher Werkzeuge des Literaturanalytikers, als des Autoren...

 

Ich sehe viel mehr die Gefahr, dass manch unerfahrener Autor jetzt vor seinem Text sitzt, und verzweifelt versucht, irgendwo noch eine Inversion einzubauen, weil die ihm noch fehlt und er doch literarisch wirken will!

 

Aber wie gesagt, für mein nächstes Analyseseminar ist die Liste Gold wert! ;)

 

Wobei ich das Paradoxon nicht als 'scheinbaren' Widerspruch einordnen möchte, und 'Geiz ist geil' hier denkbar ungünstig erscheint. Paradoxa sind tatsächliche Widersprüche, und die Übergänge zum Oxymoron fließend. Viel eher sehe ich den Widerspruch beim Oxymoron lediglich scheinbar, denn Milch zu schwärzen, oder einen Raben zu bleichen ist durchaus Denkbar.

Ein unendlich weit entferntes Gebäude ganz in der Nähe wäre hingegen ein waschechtes Paradoxon...

 

Naja, ist halt Diskussionssache! ;)

 

Übergeistigte Grüße,

Marco! :s17

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