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Uschi

Was ist ein Handlungsstrang?

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Ein gesundes, erfolgreiches Neues Jahr erstmal Euch allen

 

an diesem schönen' date=' frischen ersten Tag des Jahres, die ihr schon wieder schreibt und lest und plottet und grübelt! :s17[/quote']

(Entschuldige Dorit, das musste ich einfach zitieren, weil ich es so wunderschön fand!)

 

So, nun zu meiner Frage: Was ist eigentlich ein Handlungsstrang? Ich hab nämlich keine Ahnung, was das ist. Und ich finde, so langsam sollte ich es wissen. Mir ist das klar, wenn ich es von der Perspektive her definiere. Da kann ich etwas aus As Perspektive beschreiben, im nächsten Kapitel zu B hüpfen, man hat keine Ahnung, was die beiden miteinander zu tun haben, dann kommt vielleicht noch Cs und Ds Perspektive. Und man ahnt: irgendwann treffen die sich, die Handlungsstränge werden sich zu einem verweben.

So weit, so gut. Aber wie definiere ich "Handlungsstrang" unabhängig von der Perspektive? Wenn ich beispielsweise ein Buch mit nur einer Perspektive hätte - dann kann das doch trotzdem mehrere Handlungsstränge haben? Wie also definiere ich die?

Danke schonmal!

 

Liebe Grüße

Uschi

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Hallo Uschi,

 

auch dir ein gesundes Neues Jahr!

 

Handlungsstränge haben für mich nichts mit der Perspektive zu tun. In vielen Geschichten gibt es eine Haupthandlung und eine oder mehrere Nebenhandlungen - jede davon ist ein mehr oder weniger umfangreicher Handlungsstrang.

 

Nimm z.B. einen Krimi, in dem ein Kommissar den Mörder sucht. Das ist die Haupthandlung und ein Handlungsstrang. Nebenbei hat er Beziehungsprobleme, hat mit der Mördersuche nichts zu tun, ist ein weiterer Handlungsstrang. Außerdem wird er von einem Kollegen gemobbt - noch ein Handlungsstrang.

Handlungsstränge können sich untereinander verknüpfen, müssen sie aber nicht zwangsläufig - seine Eheprobleme werden relativ wenig mit dem Mordfall zu tun haben ( es sei denn, sie fußen darauf, dass seine Frau sich beklagt, dass er wegen der verdammten Mördersuche keine Zeit mehr für sie hat). Vielleicht hat aber der neidische Kollege was damit zu tun... usw.

 

Liebe Grüße

Brigitte

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Hallo, Uschi,

 

Ein Handlungsstrang ist für mich der Verlauf einer Handlung. Es kann die Haupthandlung sein, die sich im gesamten Roman aufbaut, eine Nebenhandlung, die parallel zu der Haupthandlung läuft, oder ein ganz kleiner Handlungsverlauf über 1-2 Kapitel

zB. Die Protagonistin muss zu einem Termin, das Auto geht auf der Hälfte der Strecke kaputt, sie wartet auf die Reparatur- Abschleppservice und der Leser bangt: Schafft sie nun zu ihrem Termin oder nicht? Im nächsten Kapitel kann diese Frage sich auch schon klären, aber dieser kleine Verlauf ist trotzdem ein kleiner Handlungsstrang.

Und ein Handlungsstrang kann mehrere Perspektiven betreffen, zB. einmal aus der Sicht der Protagonistin, dann aus der Sicht des Mannes vom Reparaturdienst usw.

 

Liebe Grüße,

Olga

 

Liebe Grüße,

Olga

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Liebe Brigitte,

 

tja, da wundert's mich jetzt nicht mehr, dass ich bisher nicht kapiert habe! Das finde ich tatsächlich sehr schwierig. So klingt es fast nach einer Frage der Quantität. Irgendwann erlangen die kleinen Szenen, die sich mit dem Privatleben des Kommissars beschäftigen, so viel Gewicht, dass sie einen eigenen Handlungsstrang darstellen. Solange die Frau vielleicht nur ein-, zweimal während der Ermittlungen anruft, ist das einfach nur ein Farbtupfer bei der Gestaltung der Hauptperson. Wenn sie es aber immer wieder tut (natürlich immer im ungünstigsten Augenblick) ist das schon ein Grenzfall, und wenn einige Szenen bei dem Kommissar zuhause spielen, ist das ein eigener Handlungsstrang. Bestimmt nicht immer leicht abzugrenzen, oder?

 

Liebe Grüße

Uschi

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Liebe Uschi,

 

beim Schreiben interessiert mich die Abgrenzung ehrlich gesagt auch überhaupt nicht. Ich will ja keine wissenschaftliche Abhandlung darüber verfassen, wieviel Handlungsstränge der Roman hat, sondern einen vernünftigen Plot zusammen basteln. Und wenn sich im Laufe des Schreibens herausstellt, dass die Ehefrau doch wichtiger ist und nicht nur am Rande auftaucht, dann entwickelt sich dieser Handlungsstrang eben noch nebenbei. Wichtig ist, dass der Plot stimmt und zum Schluss alle losen Enden verknüpft sind. Sprich: Wenn die Ehefrau ein eigener Handlungsstrang wird, dann muss sich der zum Schluss ebenso auflösen, wie die Suche nach dem Mörder, der fies Kollege, etc. (es sei denn du schreibst eine Serie und willst die Ehekrise und die Probleme mit dem Kollegen durch weitere Bände ziehen).

Ich muss gestehen, dass ich mir nie große Gedanken mache, ob etwas schon ausgeprägt genug ist, um sich Handlungsstrang nennen zu dürfen, oder ob es nur vereinzelte Schlaglichter auf z.B. das Privatleben sind. Fachbegriffe sind mir da herzlich egal, ich schreibe nach Bauchgefühl. Für mich ist wichtig, dass es sich in den Plot einfügt und dazu beiträgt, die Story abzurunden, oder komplexer zu machen.

 

Liebe Grüße

Brigitte

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Liebe Olga, liebe Brigitte,

 

ja, das hilft mir, den Brigriff etwas einzugrenzen.

 

Wichtig ist' date=' dass der Plot stimmt und zum Schluss alle losen Enden verknüpft sind. Sprich: Wenn die Ehefrau ein eigener Handlungsstrang wird, dann muss sich der zum Schluss ebenso auflösen, wie die Suche nach dem Mörder, der fies Kollege, etc. (es sei denn du schreibst eine Serie und willst die Ehekrise und die Probleme mit dem Kollegen durch weitere Bände ziehen).[/quote']

Das ist m.E. ein wichtiges Kriterium. Dass etwas offenbar dann den Status des rein Schmückenden verlässt, wenn es aufgelöst werden muss. Dann wird es zum eigenen Handlungsstrang, egal, ob groß oder klein.

 

Liebe Grüße

Uschi

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Hallo Uschi,

 

mir fällt die Definition auch sehr schwer, aber ich stelle mir das immer wie ein Strickmuster mit mehreren farbigen Garnen vor. Je nach Muster ist ein Faden(strang) wichtiger als der andere, aber wichtig ist, dass das muster nachher aufgehen muss.

 

Liebe Grüsse und dir einen Knuddel und gutes neues Jahr.

Irena

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Liebe Olga, liebe Brigitte,

 

ja, das hilft mir, den Brigriff etwas einzugrenzen.

 

Wichtig ist, dass der Plot stimmt und zum Schluss alle losen Enden verknüpft sind.

Das ist m.E. ein wichtiges Kriterium. Dass etwas offenbar dann den Status des rein Schmückenden verlässt, wenn es aufgelöst werden muss.

Ich denke, deshalb ist es durchaus wichtig und nützlich, sich die verschiedenen Handlungstränge bewußt zu machen. Viele legen dafür eigene Dateien oder Karteikarten etc. an. Einfach um die verschiedenen Stränge zu verfolgen - die ja immer eigene Geschichten in der Geschichte sind - und zu verfolgen, wo die auftauchen, ob sie konsequent durchgezogen werden oder sich im Nirwana verlieren, ob man sie fürs Buch braucht oder besser weglässt.

 

Wobei mir da sofort Andreas Vortrag über Storyboard aus Oberursel einfällt.

 

Oft spiegeln verschiedene Handlungsstränge auch das gleiche Thema. Am einfachsten in den klassischen Opern, bei denen es ein aristokratisches Liebespaar gibt und ein Dienerliebespaar und am Schluß kommen beide zusammen, die Handlungsstränge gehören zusammen und sind doch eigene Stränge.

 

Hans Peter

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Nachtrag mit dem Versuch einer Definition:

 

Ein Handlungsstrang ist eine eigene Geschichte in der Geschichte. Man könnte sie auch unabhängig von der Gesamtgeschichte erzählen (etwa die Liebesgeschichte des Dienerpaares). Aber durch die Verknüpfung spiegeln sich Themen, runden sich Figuren ab, gewinnt das gesamte Buch mehr Farbe.

 

Hans Peter

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Ich habe gerade den Film "Tatsächlich Liebe" gesehen. Da gibt es jede Menge scheinbar unabhängige Handlungsstränge, und ganz zum Schluss werden sie dann alle irgendwie zusammengeführt.

 

Liebe Grüße,

 

Bettina

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Das ist die hohe Kunst des Webens, wenn selbst ein Minifädchen von ganz am Anfang ein ganz wichtiges Detail für das Ende enthält. Spätestens beim Zuklappen des Buches habe ich dann hochrote Ohren und bin begeistert.

Liebe Grüße, Susanne

 

"Books! The best weapons in the world!" (The Doctor)

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Ein Handlungsstrang ist eine eigene Geschichte in der Geschichte. Man könnte sie auch unabhängig von der Gesamtgeschichte erzählen (etwa die Liebesgeschichte des Dienerpaares). Aber durch die Verknüpfung spiegeln sich Themen, runden sich Figuren ab, gewinnt das gesamte Buch mehr Farbe.

 

 

Diese Definition finde ich ausgezeichnet. Zusammen mit dem anderen Hinweis von Hans Peter (mehrere Straenge winden sich um dasselbe Thema) beschreibt es fuer mich eine glaenzende Romankomposition. Wenn man das kann, ohne dass dabei das Handwerkszeug scheppert, wenn die Verbindungen zwischen den Straengen vielleicht sogar erst im Verlauf des Buches einleuchten, wenn es keine Nebenfigur ohne zumindest die winzigste eigene Geschichte gibt - dann reisst mich das wie Susanne zu Begeisterung hin (auch wenn ich eine belegbare Aussage zur Farbe meiner Ohren nicht machen kann ...).

 

Herzliche Gruesse von Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Darf ich eine Zusatzfrage stellen?

 

Wie viele von den Dingern brauch ich, um mein Werk "Roman" schimpfen zu dürfen?

 

Und wenn ich nur einen Handlungsstrang hab, was hab ich dann? Eine Erzählung?

 

eigentlich-die-Antwort-gar-nicht-hören-wollend

 

Ruth

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Wie viele von den Dingern brauch ich' date=' um mein Werk "Roman" schimpfen zu dürfen?[/quote']

Mindestens drei. Ansonsten wirst du von der Brüsseler Schreibverordnung bezüglich der Mindestanforderung an schriftliche Äußerungen in Buchform über 100 seiten oder schriftlichen Äußerungen gleichzusetzenden Veröffentlichungen mit Schreibsperre (rote Autorenkarte) nicht unter drei Romanen bestraft. ;-)

 

Nein, im Ernst. Da gibt es nun wirklich keine Regel. Das kann eine sein oder 100 (wenn du George R.R. Martin heißen würdest). Nur sollten sie nötig für dein Buch sein, sprich, das Buch verliert etwas, wenn du sie streichen würdest, oder gewinnt, wenn du sie dazutust.

 

Ist natürlich schwammig, aber ich wüßte keine Methode, da eine eindeutige Zahl anzugeben.

 

Hans Peter

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Ne Kurzgeschichte.

 

NAAAIIIN!

 

Ich protestiere. Ich hab definitiv NICHT die letzten sechs Monate 2005 Seiten Kurzgeschichte geschrieben! Nein.

 

Aber oft hat man mehrere und wusste es gar nicht.

 

Darüber können wir gerne noch mal reden. ;D

 

Gruß

 

Ruth

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Ist natürlich schwammig, aber ich wüßte keine Methode, da eine eindeutige Zahl anzugeben.

 

Eine schönere Antwort hätt ich mir nicht stricken können!

 

Ruth

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Ich protestiere. Ich hab definitiv NICHT die letzten sechs Monate 2005 Seiten Kurzgeschichte geschrieben! Nein.

 

Toll, Ruth hat die längste Kurzgeschichte der Welt geschrieben :s22. Das ist Kunst!

 

Gruß, Melanie

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Ruth, jetzt schimpf doch nicht. Sieh es doch mal von der positiven Seite. Falls du für der Welt längste Kurzgeschichte keinen Verlag findest, landet dein Name dank der Geschichte trotzdem zwischen Buchdeckeln ... im Guinnessbuch der Rekorde http://smilies.montsegur.de/58.gif

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Und in Wikipedia landest du damit auch ;D. Du kannst eine Karriere darauf aufbauen. Wäre es nicht viel herausfordernder, die längste KG der Welt fabriziert zu haben, als einfach nur einen Roman? Das haben doch schon viele.

 

Gruß, Melanie

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Jetzt verstehe ich endlich, warum unlängst ein 240-Seiten-Manuskript von einem Verlag abgewiesen wurde, u.a. mit der Begründung, es sei eher eine aufgeblähte Erzählung als ein Roman. Das Ding hat nur einen Handlungsstrang! (Im Gegensatz zu dem Roman, an dem ich zur Zeit schreibe und der so viele Handlungsstränge hat, dass ich aufpassen muss, keinen meiner Fäden zu verlieren.)

 

Andererseits - dieser verschmähte Roman ist in der Ich-Form geschrieben. Ist es da nicht ausreichend, wenn diese Person ihre eigene Geschichte erzählt? Ich hab mir schon überlegt, ob ich irgendwann mal, wenn keine anderen Projekte dazwischenfunken, das Werk ins personale Erzählen umschreibe und dabei die Nebenfiguren ausbaue. Aber ob wirklich jede Geschichte dadurch gewinnt?

Was meint Ihr - schränken Ich-Erzähler die Zahl der Handlungsstränge automatisch ein?

 

Grüße

Lena

Spannung, Romantik, Magie

www.lenaklassen.de

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Nein, Ich-Erzähler schränken nicht ein, denn auch da gibt es Nebenhandlungen. Es ist egal, von wem sie erzählt werden, personal oder Ich. Mein Roman-Debüt, das demnächst erscheint, ist auch in Ich-Form und es gibt die verschiedenen Handlungsstränge, die verknüpft werden. Meine Prota hat ihre eigene Geschichte, aber sie wird auch Zeugin anderer Handlungsstränge, die letzendlich mit ihrer eigenen Geschichte verknüpft sind und zur Auflösung beitragen.

 

Gruß, Melanie

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