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Andrea S.

Gute Dramaturgie

Empfohlene Beiträge

Der Begriff der guten Dramaturgie taucht hier und da immer mal wieder auf. Ich bin – wie allseits bekannt – ja eine Autorin ohne theoretische Ausbildung und baue meine Romane nach eigenem Empfinden auf. Über Dramaturgie habe ich mir nie Gedanken gemacht.

Allerdings schon darüber, wie ich meine Leser in die Geschichte hineinziehen und anschließend bei der Stange halten kann.

Üblicherweise versuche ich, zwischen den handelnden Personen der Haupt- und Nebenstränge und dem potentiellen Leser ein möglichst inniges Verhältnis aufzubauen. Damit möchte ich erreichen, dass der Leser schon gleich zu Beginn den Eindruck erhält: Hoppla, das sind aber interessante Gestalten, was denen wohl so alles passieren wird.

Anschließend versuche ich, diese Frage aufrecht zu erhalten, so dass er sich nach jedem Kapitel wiederum fragt, wie es denn nun weitergeht.

Und das zwar verstärkt bezogen betont auf den Hauptstrang, aber genauso in den eingewebten Nebensträngen der Handlung.

 

Wie baut Ihr Eure Romane dramaturgisch auf – nach irgendwelchen bekannten und erprobten Mustern oder nach eigenen Regeln?

 

Neugierig

Anna, gerade heftig webend

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Oh wie schön, dass es mehr so "ungeplante" gibt - danke dafür!

Kann mich deinen Ausführungen übrigens nur anschließen: Ich denke, gute Dramaturgie ist Ansichtssache. Ich persönlich glaube, dass sie für "Kopfschreiber" wichtiger ist als für "Bauchschreiber" und dass sie immer planbar ist.

 

Mein aktueller Jugendroman zum Beispiel wurde von meinen Testlesern als "ungeheuer spannend" bewertet. Auf die Frage, wie ich das gemacht habe, musste ich gestehen, dassl ich mich bis zuletzt nicht zwischen zwei möglichen Enden entscheiden konnte. Immer wieder schwankte ich zwischen der einen und der anderen Lösung - schließlich hat die begleitende Lektorin mir geraten, das Ende zu wählen, das fortsetzungsfähig ist. (Von wegen Dramaturgie!). Danach war die Sache schnell klar und die letzten beiden Kapitel geschrieben. Nun liegt es beim Verlag und wartet auf Rückmeldung...

Will sagen: Dramaturgie passt sich dem an, wie man selber ist. Natürlich plane ich den Plot und auch die allerwichtigsten Personen, aber das war es dann auch schon. Nachteil dieser Methode: ich muss unendlich viel überarbeiten und kann mit kleinen Schreibzeiten nicht viel anfangen, da sie mich eher verwirren als weiterbringen.

Jemand, der strukturierter denkt als ich, wird auch in der Geschichte nicht so viel dem Zufall überlassen, glaube ich. Für den ist ein Plan, vorausschauende Dramaturgie, sicher sinnvoll, während ich ihn eher als belastend und einengend empfinde.

 

Wie seht ihr das?

 

Viele Grüße

 

Sylvia

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Oh wie schön, dass es mehr so "ungeplante" gibt - danke dafür!

 

Oh nein, nein, nein, nein, NEIN.

 

Ich muss Dich tief enttäuschen, Sylvia, ich bin eine sehr sorgsame Planerin, die alle Fäden zunächst verflicht, bevor sie zu schreiben beginnt.

Nur über die sogenannte Dramaturgie habe ich mir irgendwie noch nie Gedanken gemacht.

 

Deshalb will ich ja wissen, wie Ihr es macht. Könnt ja sein, dass ich aus Versehen noch was dazu lerne  ;D

 

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Die Planung des Spannungsverlaufs innerhalb einer Geschichte und mit welchen Mitteln man sie umsetzt.

 

Meine simple Definition. Wer eine bessere hat - nur zu.

 

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Stephanie Schuster

Spannendes Thema, danke Anna!

 

@ Sylvia: Dramaturgie ist vergleichbar mit der Komposition in der Malerei (auch Musik, aber da kenne ich mich nicht aus).

 

Wie baue ich einen Text auf, damit nicht zuviel da und nicht zu wenig dort ist.

Um ein Beispiel beim Malen zu bringen: Wenn man die Figur genau in die Mitte malt, empfindet der Betrachter das als langweilig, besser ist es, die Figur etwas aus der Mitte zu nehmen und dafür am Rand noch etwas anderes dazu zu malen.

Umgesetzt auf einen Text könnte das bedeuten: Wenn ich den Leser gleich alle Infos präsentiere, ist er gelangweilt, tauchen sie aber nach und nach auf, baue ich Spannung auf.

Ich versuche das beim Schreiben so: Die Schlagwörter der Planung werden in Bilder und Szenen über den Text verteilt, d. h. soll rüberkommen, dass eine Figur geizig ist z. B., dann stelle ich das in einer Eingangsszene dar und bringe das in mehreren weiteren Szenen wieder in Erinnerung, bleibt die Figur geizig oder wird sie am Ende sogar großzügig...

 

Ich bin gespannt, was noch von Euch so kommt...

LG Rebecca

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Hallo Anna, hallo Rebecca!

Da kann ich leider nicht mithalten - da ich meine Geschichten nicht plane, mache ich mir auch über Spannungsbögen und sowas keine Gedanken, das kommt von ganz alleine. Hinterher passiert das schon eher mal, aber da gilt mein Hauptaugenmerk dem Kürzen.

 

Aber auch wenn ich keine Erfahrung damit habe - interessieren würden mich solche "Planspiele" schon. Ich werde diese Seite daher aufmerksam beobachten und wünsche euch viele, viele Anregungen.

 

Sylvia

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Umgesetzt auf einen Text könnte das bedeuten: Wenn ich den Leser gleich alle Infos präsentiere, ist er gelangweilt, tauchen sie aber nach und nach auf, baue ich Spannung auf.

 

Ach ja, das "Vorenthalten von Informationen", das ist auch meine Spielwiese. Dazu aber muss der eifrige Autor bevor er schreibt, so gut wie alle Informationen kennen.

Weshalb wiederum Planung angesagt ist, damit man weiß WELCHE man WANN presigeben möchte.

 

Nebenbei - das Malereibeispiel ist gut, wie macht man es in der Musik? Da bin ich völlig unbewandert.

 

Infos hortend

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Hmmm -

 

das Malereibeispiel stimmt nicht.

Wenn man eine Figur genau in die Mitte setzt, kann ein ungeheurer und faszinierender Sog auf den Betrachter entstehen. Es wimmelt von Bildern großer Maler und Zeichner, die in ihren Bildern die Personen genau in die Mitte setzten und setzen.

Ich mache das übrigens ebenfalls gern - im Bild und in Geschichten.

 

Genau so wenig, wie man sich als Schriftsteller sklavisch an Regeln halten sollte wie "Setz deine Figur nie in die Mitte", genau so wenig stimmen diese "Regeln" in der Malerei oder in der Musik ... ;)

 

Schöne Grüße - Elisabeth

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Hallo zusammen,

 

also ich plane auch überhaupt nicht. Es entwickelt sich. Ich habe am Anfang nur eine grobe Idee, worüber ich schreiben will. Um bei der Malerei als Beispiel zu bleiben: Ich habe einen Hintergrund und schemenhafte Umrisse des Bildes. Das ist einfach da. Und dann lass ich es fließen, erlebe mit, was daraus wird und gestatte der Geschichte ein gewisses Eigenleben sowie das Recht, sich auch mal zu verändern. Da ich szenenweise schreiben, Ideen festhalte und schaue, wo und wie ich sie einbauen kann, kann die Geschichte am Ende ganz anders sein, als ich es zu Anfang gedacht habe. Aber gerade das finde ich sehr spannend.

 

Ich glaube, anders könnte ich gar nicht arbeiten. Ich bin einfach ein kreativer Chaot. ;)

 

Liebe Grüße

Tanja

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Hi Anna!

 

In der Tat ein sehr spannendes Thema!

 

Nebenbei - das Malereibeispiel ist gut, wie macht man es in der Musik?

 

Für mich gesprochen: Aus dem Bauch. Ich bin Hörer, liebe Musik und sauge jedes Stilmittel in mich auf, wenn es gut ist, um es meinen Ideen anzupassen und es zu verfeinern, wenn es schlecht ist, um es zu vermeiden. Ich habe so oft versucht mich in die Harmonielehre einzulesen, oder das Spielen nach Noten zu lernen. Habe ich immer nach kürzester Zeit aufgegeben, weil meine Finger dabei "Standardmuster" gelernt haben, welche meine "eigene musikalische Stimme" unter sich begraben haben; wenn ich versucht habe mein Griffbrett nach Noten "wahrzunehmen" hat es das Griffbrett überlagert, auf dem ich mich auskenne: Wenn ich auf diesen Saiten Mehrklang XY greife, muss ich auf jenen Saiten Mehrklang AB greifen um eine bestimme Wirkung zu erzielen. Wenn ich Musikern mein Zeug vorspiele, höre ich oft so Sachen wie: Boa, du hast einen A-Dur Rockakkord nach unten verlängert und löst ihn durch sein oktaviertes Komplementärintervall auf, dessen Spannung auch noch mit Vorhaltetönen gesteigert wird. Ich sage darauf nur: keine Ahnung. Ich weiß einfach, dass ich nur so Schweißausbrüche und Gänsehautattacken beim Spielen bekomme. Nein, mein Bauch weiß es; meine Finger tun es und ich schaue nur zu dabei. So baue ich auch meine Songs auf. Mein Bauch sagt mir welche Idee wie oft, er sagt mir wo Löcher in der Songdramaturgie klaffen, wo schwache Ideen den Spannungsbogen zum Einsturz bringen - und dann ist wieder mein Kopf gefragt, er muss einen Aufhänger suchen, damit der Bauch wieder seine Arbeit tun kann.

 

So ähnlich arbeite ich auch beim Geschichtenschreiben. Natürlich braucht man das Handwerkszeug, Grundwissen, so Dinge wie "zeigen, nicht erzählen", usw., aber das alles sind wirklich nur Werkzeuge, über deren Gebrauch mein Bauch bestimmt. Der sagt mir auch hier, wann eine Szene langweilig ist, wann sich eine Figur unnatürlich verhält, wann eine Info zulange zurückgehalten wird und an welchem Punkt sie ihre explosivste Wirkung entfalten könnte. Mein Bauch ist natürlich noch ziemlich unerfahren, er freut sich beim Plotten vielleicht über eine perfide Wendung im Stufendiagramm, muss im "realen Text" aber feststellen, dass diese Wendung viel zu zeitnah bei anderen Enthüllungen steht und eher für Verwirrung beim Leser sorgt, als für die gewünschte Bestürzung. Anna, Du hast mir das auf dem Montsegur Treffen so schön vor Augen geführt, als Du gesagt hast, dass man jeden Plot bis zum Ende durchdenken muss!

Aber dafür schult man seinen Bauch ja, man liest tonnenweise Bücher, und sieht sich Filme an, das Notizbuch nebendran um tolle Kniffe abzuschöpfen, man schult sich in Foren - analysiert und abstrahiert, was man wann warum und wie tut - und natürlich hört man nicht auf zu schreiben.

 

@ElisabethR:

 

Genau so wenig, wie man sich als Schriftsteller sklavisch an derartige Regeln halten sollte, genau so wenig stimmen solche Regeln in der Malerei oder in der Musik.

 

Genau! Ich finde gerade in der Dramaturgie gibt es nichts destruktiveres als Standards und Regeln, das allumfassende "du sollst nicht langweilen" natürlich ausgenommen. Held und Heldin, die sich, anfangs spinnefeind, am Ende des Romans in die Arme sinken. Actionshowdown im letzten Viertel des Romans. Das verzögernde Moment vor dem offensichtlichen Happy End. Der Schurkenmonolog, in dem der Held doch noch die Zeit bekommt, die Dinge für sich zu entscheiden. Klar sind das überspitzte Beispiele, aber Regeln stehen ja irgendwie auf verlässlich, verlässlich steht für vorhersehbar und vorhersehbar steht definitiv NICHT für spannend.

 

Ich persönlich entwickle in der Planung Figuren und Story gleichzeitig. Und mein Bauch muss dann entscheiden, was ich dem Leser aus diesem Gesamtgebilde wann wissen lasse. Daraus entsteht ein grobes Storyboard. Im Storyboard fällt mir dann vielleicht auf, wo sich erklärende Szenen häufen. Ein Spannungsmoment muss her. Figur X bekommt eine Eigenschaft oder ein Trauma verpasst, die ihm eine der erklärenden Szenen unerträglich macht und für Konflikt sorgt. Natürlich muss diese Eigenschaft schon am Anfang der Story da gewesen sein, also geht man seine Story nochmal durch und schon entstehen neue lebendige Schlenker in der Story, die den Gesamtverlauf vielleicht entscheidend verändern, die Szenen überflüssig werden lassen und auf denen neue Szenen gedeien.

Wenn das Potenzial dieser neuen Idee ausgeschöpft ist, geht der Bauch das aktualisierte Storyboard durch, findet sicher wieder etwas und der Kreislauf beginnt von vorn.

Irgendwann, wenn man alles als stimmig empfindet, wenn ein kontinuierlicher Spannungsbogen da ist, der (zumindest in der Planung) bis zum Schluss durchhält, kann man endlich die Feder in die Tinte tauchen ;)

 

Ciao!

Alf.

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Hi Anna,

 

ich habe mich ( aus meiner Sicht ;)) auf Neuland begeben. Ich versuche eine ansprechende Dramaturgie entstehen zu lassen, indem ich die Perspektiven wechsle und Ereignisse oder Orte mit unterschiedlichen "Strahlern beleuchte".

Mh. Beispiel?

Wärend sich Heldin A in Gefahr wähnt, steht sie in einer Küche und kocht Erbsenmus.

Gegen Ende des nächsten Kapitels -Held B, geknechtet in Gefangenschaft, fühlt sich einsam und verlassen von der Welt- wird ihm eben jener Erbsenmus serviert.

Ich hoffe natürlich, daß der Leser mitfühlend seufzt und fiebert, wann die Beiden herausfinden, wie nahe sie einander sind.

Wichtig finde ich die Colorierung der Handlungsorte und der Nebendarsteller. Nichts übertriebenes, aber knappe Beschreibungen darüber, mit wem man sich gerade wo befindet. (Da lerne ich gerade eine Menge).

Spannungsbogen? Ein Auf und Ab... Muß nicht zwangsläufig auf eine gute Phase eine

Problemphase folgen? :-? Und umgekehrt...

 

Liebe Grüße

 

Dagmar

Das Beste beim Diktieren ist, dass man Worte verwenden kann, von denen man keine Ahnung hat, wie sie geschrieben werden.

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Wie baut Ihr Eure Romane dramaturgisch auf – nach irgendwelchen bekannten und erprobten Mustern oder nach eigenen Regeln?

 

Hallo, Anna,

 

ich habe eine Zeit lang darüber nachgedacht, aber ich kann dir weder eigene noch erprobte "Regeln" nennen. Eine frühe Lehrmeisterin war für mich Patricia Highsmith, deren abgründige Romane ich verschlungen habe. Zu ihrem Buch "Suspense" sagen Rezensenten, dass sie keine Anleitungen gibt, sondern beschreibt, wie sie es gemacht hat. Wenn man konkrete Hinweise wolle, könne man auf das Buch von James Frey ausweichen, der einzige Schreibratgeber, den ich je gelesen habe. Und der sagt zum Dramaturgischen : Konflikt Konflikt, Konflikt!

Ein Konflikt, der sich schon am Anfang abzeichnet oder zumindest andeutet, ein innerer oder auch äußerer Konflikt, der sich weiterentwickelt mit den Figuren und zur Veränderung führt, nicht statisch bleibt. Der den Leser dazu verführt, unbedingt wissen zu wollen, wie es weitergeht.

 

Grüße

Christa

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Hi Anna,

das einzige, was ich - anfangs unbewusst, mittlerweile aber bewusst - einsetze ist, der "comic relief" (weiß nicht ob es dafür einen deutschen Fachausdruck gibt).

Das heißt, in allen (das hört sich so viel an ;)) meiner Bücher, tauchen skurrile Figuren auf, die für die Leser hoffentlich lustige Sachen tun, vorzugsweise, nachdem gerade vorher etwas ganz Schreckliches passiert ist (irgendwelche Leute abgeschlachtet wurden oder so). Ich freue mich halt selbst, wenn ich so etwas lese - ob es Verlagen oder Lesern gefällt, muss noch rausgefunden werden.

Rabe

PS: Aus dem anderen Thread - ich fühle mich geehrt, wenn ich dich "irritiere" :s21

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Kaum mach ich abends Schluss mit Arbeiten, fängt's hier an zu wimmeln  :)

 

@Alf

Klar sind das überspitzte Beispiele, aber Regeln stehen ja irgendwie auf verlässlich, verlässlich steht für vorhersehbar und vorhersehbar steht definitiv NICHT für spannend.

Da ist tatsächlich etwas scheußlich Wahres dran!

 

@Dagmar

Wärend sich Heldin A in Gefahr wähnt, steht sie in einer Küche und kocht Erbsenmus.

Gegen Ende des nächsten Kapitels -Held B, geknechtet in Gefangenschaft, fühlt sich einsam und verlassen von der Welt- wird ihm eben jenes Erbsenmus serviert.

Das ist ein wunderbares Beispiel für Strängeverflechten! Und es macht neugierig darauf, wie sie verflochten sind. Neugier aber erzeugt Spannung. Scheint mir eine gute Methode zu sein.

 

@Rabe

Das heißt, in allen (das hört sich so viel an ) meiner Bücher, tauchen skurrile Figuren auf, die für die Leser hoffentlich lustige Sachen tun, vorzugsweise, nachdem gerade vorher etwas ganz Schreckliches passiert ist

Originell - aber erhöht das die Spannung? Oder ist das nicht er ein Spannungsauflöser?

Ich hab ja auch meinen "running gag", aber den setze ich eher dazu ein, eine Situation zu entkrampfen.

 

Ja, und natürlich Konflikte - aber welche Handlung (und welches Leben überhaupt) ist frei von Konflikten. Ich vermute, die Kunst ist weniger, einen Konflikt zu kreieren, als ihn an der richtigen Stelle einzusetzen und ihn glaubhaft zu potenzieren, um damit Spannung aufzubauen.

 

Habt Ihr noch mehr so schöne Beispiele?

 

Anna - gespannt

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Liebe Anna,

im schlauen Buch "Schreiben fürs Fernsehen" (Vivien Bronner) habe ich dazu das hier gefunden: "Die Kunst des dramatischen Schreibens, ist die Kunst einen oder mehrere Menschen in einen Konflikt zu stürzen, der sie zu Entscheidungen zwingt und er uns ihr Wesen bis ins Letzte offenbart."

Eine Übung dazu hatten wir beim Montségur-Treffen im Schreib-Workshop mit Rainer. Wir sollten eine Szene schreiben, eine Figur im Alltag. Anschließend nahmen wir diese Alltagsszene und bauten einen Konflikt, eine Aktion, einen "Break" ein. Unglaublich spannende, lustige und überraschende kurze Texte kamen zustande.

In dem schlauen Buch geht es aber noch weiter. "Aber wie erzeugen wir Straffheit, Dreidimensionalität und damit dramatische Wirkung? Eine Klammer, die Ihre Geschichte von Anfang bis Ende zusammenhält, ist das Thema. Ein verbindendes Element ist die dramatische Frage (der Hauptkonflikt)...wenn sie beantwortet ist, ist die Hauptspannung weg...Aber es gibt noch mehr: Suspense..empfindet der Zuschauer (Leser), wenn er etwas weiß, das einer oder mehrere der Protagonisten nicht wissen..."

Also kann der Handlungsentwurf, Storyboard oder wie sie alle heißen, gar nicht soo verkehrt sein. Man kann das Ganze überschauen, um dem Leser die Happen in gut dosierten kleinen Portionen hinzuwerfen.

So, jetzt kann ich mein eigenes Drama weiter entwickeln :s01

LG

Yvonne

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Es muss auch nicht der Konflikt, es kann auch eine allmählich sich steigernde Bedrohung sein (dass skurrile Figuren die Dramatik verschärfen, kann ich mir auch nicht vorstellen).Das war bei Patricia Highsmith häufig der Fall. Zum Beispiel in "Der Schrei der Eule", (von Claude Chabrol), da wusste man einfach nicht, was der geheimisvolle Besucher von ihr wollte.

 

In meinem vorletzten Roman (unveröffentlicht) war es ein Ziegenschädel, der in einem Baum hing. Die Prota hielt diesen Schädel einen Moment lang für eine Teufelsfratze. (So einen Schädel hatten wir wirklich gesehen :s12)Oder aus einer Zwetschge quollen Wespen heraus, was ebenfalls ihre Angst verstärkte. Der erste Satz begann damit, dass weiße Schnecken an der Wand der Kemenate hochkrochen, was eine Lektorin toll fand. Also eine kleintierisch-eklige Dramaturgie!

 

Grüße

Christa

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Ich kenne Autoren, die sich grundsätzlich eine Graphik malen mit auslös. Ereignis, Wendepunkten, Höhepunkt etc. Wenn ich so etwas sehe, denke ich an Mathemathikunterricht und laufe schreiend davon. Da ich außerdem zu doof bin, so etwas derart zu zeichnen, dass es bei DinA3 hineinpasst, habe ich das aufgegeben.

 

Bei meinem "Erstlings-MS" habe ich zwar Szene für Szene geplant, aber begleite fast nur 1 Prota, da ist wenig Verflechtung, und ich muss an den Spannungsbögen noch etwas feilen.

 

Bei meinem NaNo-MS (Fantasy) habe ich recht grob geplottet, aber die Figuren mit ihren inneren Konflikten angelegt. Es gibt mehrere Handlungsstränge und ich habe mich immer an eine spannende Stelle geschrieben in den einzelnen Szenen (möglichst mit Figur in Bedrängnis oder neuem Rätsel, das sich auftut) und dann einen kleinen Schwenk zu den anderen gemacht. Bisher schaue ich dabei eher, wer mal wieder an der Reihe ist bzw. wessen Handlung jetzt erfolgen MUSS, weil sie direkten Einfluss auf die Haupthandlung hat.

 

Das Ende ist mir klar; auf dem Weg dahin müssen noch ein paar verschlungene Pfade hinein.

Liebe Grüße, Susanne

 

"Books! The best weapons in the world!" (The Doctor)

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Anschließend nahmen wir diese Alltagsszene und bauten einen Konflikt' date=' eine Aktion, einen "Brake" ein. Unglaublich spannende, lustige und überraschende kurze Texte kamen zustande.[/quote']

Darüber bin ich jetzt gestolpert - Konflikt und Aktion verstehe ich, den "brake" also die Bremse nicht. Könnte es sein, dass Du "break", also Bruch meinst?

Das "Wie" hingegen ist gut beschrieben.

Also kann der Handlungsentwurf, Storyboard oder wie sie alle heißen, gar nicht soo verkehrt sein. Man kann das Ganze überschauen, um dem Leser die Happen in gut dosierten kleinen Portionen hinzuwerfen.

 

dass skurrile Figuren die Dramatik verschärfen, kann ich mir auch nicht vorstellen

Andererseits gehört zum dramatischen Aufbau natürlich auch das Runterfahren der Spannung, insofern haben solche Mittel natürlich auch ihre Berechtigung.

 

@Susanne

Bisher schaue ich dabei eher, wer mal wieder an der Reihe ist bzw. wessen Handlung jetzt erfolgen MUSS, weil sie direkten Einfluss auf die Haupthandlung hat.

Und hier tritt das von Alf so ausführliche Bauchgefühl beschriebene wieder in den Vordergrund, dem ich mich auch leidenschaftlich gerne hingebe.

 

Was mich aber nun bewegt - entsteht Spannung eigentlich nur aus Konflikten der Protagonisten? Irgendwie klingt das hier so an. Aber vielleicht habe ich eine zu eingeschränkte Vorstellung von Konflikten.

 

nachdenklich

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Die Konflikte bauen die Spannung auf. Letztendlich muß es einen Grund geben weshalb die Heldin (in einer haarsträubend spannenden Szene) nach dem Geheimfach sucht...

Oder nicht?

 

Verwirrt

Dagmar

Das Beste beim Diktieren ist, dass man Worte verwenden kann, von denen man keine Ahnung hat, wie sie geschrieben werden.

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Stephanie Schuster

Was mich aber nun bewegt - entsteht Spannung eigentlich nur aus Konflikten der Protagonisten? Irgendwie klingt das hier so an. Aber vielleicht habe ich eine zu eingeschränkte Vorstellung von Konflikten.

 

Da sind wir dann wieder bei dem anderen Thread mit den falschen Fährten ;), Spannung lässt sich wunderbar mit einem Rätsel, ob konkret: mit einem geheimisvollen Ding (kann auch ein unbekannter Toter sein :s22) aufbauen, oder eine rätselhafte Figur.

 

LG Rebecca

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Spannung entsteht auch automatisch, wenn der Leser etwas weiß, der Prota aber nicht (siehe "Du Dussel, geh nicht in das Haus, hinter der Tür lauert doch der Killer").

 

Spannung kann aus Rätseln entstehen, vor allem, wenn die bösen Feinde schon in einer Staubwolke am Horizont angaloppiert kommen, und die Protas auf dem Schlauch stehen (say friend and enter bei Herr der Ringe ...)

 

Konflikt ist m.E. hier weiter gefasst als im normalen Sprachgebrauch (da denkt man an Interessenkonflikt oder Konflikt zwischen zwei Personen)

Konflikt ist beim Schreiben alles, was eine Geschichte verhindert à la: Lieschen Müller steht auf, frühstückt, macht einen Spaziergang, freut sich an der Sonne, isst was und geht wieder schlafen.

Konflikt kann hier sein: sie hat eine Sonnenallergie, von der sie nichts weiß und verbrutzelt;

hinter der nächsten Hecke lauert ein Frauenschänder;

ein Raumschiff kommt und beamt sie auf Epsilon 7 in die Arena zu den wilden Tieren;

sie ist unzufrieden, weil sie sich für hässlich hält und stürzt sich von der nächsten Brücke ...

 

Spannend ist es für den Leser z.B., wenn er weiß, dass der Mörder lauert. Oder, dass Lieschen Müller unbedingt bis 5 ihren Sohn von der Schule holen muss, weil jemand eine Bombe dort platziert hat, sie aber verquatscht sich beim Eis essen etc. pp ...

Liebe Grüße, Susanne

 

"Books! The best weapons in the world!" (The Doctor)

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Mein derzeitiges Projekt will ich Euch nicht vorenthalten - mit Rätseln und Geheimnissen schlage ich mich augenblicklich herum.

Meine beiden Protagonisten haben jeweils ihre peinliche Vergangenheit voreinander zu verbergen - die auch der Leser nicht kennt, und ich tupfe gerade Informationssplitterchen in die Geschichte.

Kurzum, ich plane den alltäglichen Lebensablauf der beiden

Lieschen Müller steht auf, frühstückt, macht einen Spaziergang, freut sich an der Sonne, isst was und geht wieder schlafen.

und lasse darin die schamhaft verschwiegenen Geheimnisse ganz allmählich auftauchen.

Ich bin selbst gespannt, wie und ob das klappt. Bisher gestalte ich die jeweiligen "Offenbarungen" nach dem Bauchgefühl, jedoch eingebunden in die eigentliche, übergeordnete Handlungsebne - den terminlich/logischen Ablauf des Geschehens (mein Gerüst).

 

Ob es für das Lüpfen von Geheimnissen als Spannungsmittel eine Regel oder besser eine unverbindliche, aber nützliche dramaturgische Anweisung gibt?

 

bastelnd

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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@Anna: ich hatte letztes WE ein Krimiseminar mit Ron Kellermann, der riet uns, die versteckten Hinweise zu sammeln und dann immer sich zu überlegen, was man wann dem Leser zeigen will. Ich weiß aber nicht, inwieweit solche akribischen Listenführungen nicht die Bauchschreiber eher behindern.

Liebe Grüße, Susanne

 

"Books! The best weapons in the world!" (The Doctor)

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