Zum Inhalt springen
Inge

Abgespeckt

Empfohlene Beiträge

Auch ich erkenne erst, wo gerafft werden kann, wenn ich die Geschichte geschrieben habe – möglicherweise werde ich im Laufe der Jahre treffsicherer. Vorerst sehe ich das aber nicht als Problem an.

Zu Anfang sind Idee und Materialien für mich einfach ein großer Tonklumpen, aus dem ich nach und nach die Geschichte herausarbeite. Zu raffen und die Erzählung damit zu schärfen ist mir noch lieber, als die Entwicklung des Rohtextes. Was am Ende gekürzt wird, kann ich nicht genau benennen – abgesehen von lieben Füllwörtern, die dann dran glauben müssen. Ebenso werden Bereiche unter die Lupe genommen, in denen zu viel „scheint“.

Übrigens muss ich sowohl zu- als auch abspecken – mal stört eine Szene den Handlungsverlauf, mal fehlt etwas zur Charakterisierung einer Figur, oder Stimmung. Sicherlich steht dabei im Hintergrund auch mein eigener Geschmack. Gut möglich, dass ich etwas als schnell empfinde, was für einen anderen gähnend langweilig ist.

Aus Lesersicht müssen für mich Figuren, Handlung und Sprache stimmen, d.h. keiner der drei Punkte sollte zu stark abfallen. Für mich ist der spannendste Thriller nichts, wenn ausgemachte Pappkameraden durch die Gegend laufen, oder wenn sprachlich überhaupt nichts zu holen ist.

 

LG

 

Kirsten

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Mit dem Abspecken habe ich nicht so das Problem, es sei denn ich muss.

 

Meine Texte sind in der Regel wenig beleibt. Obwohl ich in der Regel nur ein Gerüst im Kopf habe und nicht minutiös plotte, schreibe ich meine Szenen quasi funktionsorientiert. Dabei ähnelt die Rohfassung meist schon ziemlich dem Endprodukt. Ich denke, jemand, der die Rohfassung meines ersten Romans liest und streng wirtschaftlich denkt, braucht sich das Buch nach seinem Erscheinen nicht mehr unbedingt zu kaufen (auch wenn ihm die Rohfassung gefallen hat, meine ich ;)).

 

Außerdem - und das entwickelt sich immer wieder zum größeren Problem - mag ich die Erklärung nicht und liebe dafür die Andeutung. Ein Problem wird es dann, wenn Leser meinen Texten nicht mehr folgen können. So werden mir dann schnell mal Brüche mit der Erwartungshaltung als Autorenfehler unterstellt.

Zum Problem wird es aber vor allem dadurch, dass andere Leser (v.a. die freie Lektorin, mit der ich eng zusammenarbeite und die nahezu alle meine Texte probeliest) den Texten eben hervorragend folgen können, was dann wieder bedeutet, dass es eigentlich keiner zusätzlichen Erklärungen (die ich ja eben nicht mag) bedürfte.

 

Nun kann man es nicht jedem rechtmachen, aber bei so manchem Lektorat musste ich mich eben entscheiden, ob ich Kompromisse eingehe und mal ein bisschen erklärendes Beiwerk einschiebe, was für den Text in der Regel aus meiner Sicht einen Rückschritt bedeutet, oder ob ich hartnäckig bleibe (und ein "schwieriger Autor" werde).

 

Glücklicherweise lässt sich oft mit weiteren Andeutungen eine Zwischenlösung finden.

 

Gruß

Philipp

 

Twitter: @autorlekt

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Manche Autoren beschreiben jede Bewegung, die ihr Protagonist macht. "Er ging zu seinem Wagen, öffnete die Tür, setzte sich auf den Fahrersitz, steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um. Blabla..."  :s14  Da schläft man gleich ein. Drei, vier Worte hätten's auch getan.

 

Endlose Landschaftsbeschreibungen können üblicherweise auch um die Hälfte gekürzt werden. Füllworte wie 'ja', 'wohl' etc. sind ebenso überflüssig.

 

Wenn du bereits andere Manuskripte gekürzt hast, weißt du bestimmt, wo deine Schwachpunkte liegen - und kannst dich dann gezielt darauf konzentrieren.

 

Liebe Grüße,

Bettina

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bitte melde Dich an, um einen Kommentar abzugeben

Du kannst nach der Anmeldung einen Kommentar hinterlassen



Jetzt anmelden


×
×
  • Neu erstellen...