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Inge

Abgespeckt

Empfohlene Beiträge

Schlank ist sexy.

Weniger ist mehr.

In der Kürze liegt die Würze.

 

Auf Charlies Anregung hin, hier nun der Thread, wie man Sog in die Geschichte bekommt.

Es ging darum, dass ich mein über fünfhundert Standardseiten umfassendes MS abspecken will.

 

Die Frage war, warum ich das tun will.

Hier mein wichtigster Grund dafür:

 

Als ich meinen Ersten von ursprünglich 550 Seiten auf 440 verschlankte, war da auf einmal der Sog da, den ein Krimi braucht.

 

So, nun könnte man fragen:  

Liebe Inge, wenn du das schon alles weißt, warum schreibst du dann nicht gleich den richtigen Umfang?

 

Weil ich dummerweise erst dann erkenne, wo ich raffen, zusammenfassen und knappe Rückblenden schreiben kann, wenn die Szene fertig geschrieben ist.

 

Aber vielleicht lerne ich das ja irgendwann.

 

Und wie geht es euch mit diesem Problem?

 

 

LG

Inge

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Liebe Inge,

 

ich glaube, etwas so richtig Hilfreiches kann ich nicht dazu sagen, da ich

ab und zu eher "zu- als abspecken " muss-

Nach meiner Erfahrung als Leserin und Testleserin werden oft Details zu ausführlich beschrieben oder Szenen eingefügt, die den Handlungsverlauf eher bremsen als vorantreiben. Die gilt es zu eliminieren oder von vornherein zu vermeiden. Ich habe mir angewöhnt, mich bei jedem Satz und jeder Szene zu fragen, ob sie für den Handlungsablauf und den Inhalt wirklich nötig sind.

Von einer Lektorin hörte ich mal, dass die Dinge nicht ohne Bezug zum Ganzen, also nicht "einfach so", passieren sollten. Daraus habe ich gelernt.

Das heißt nicht, dass es nicht auch mal "sprachverliebte Spielereien" geben kann.

Ach ja, und die Rückblenden:

 

Weil ich dummerweise erst dann erkenne, wo ich raffen, zusammenfassen und knappe Rückblenden schreiben kann, wenn die Szene fertig geschrieben ist.

 

Für mich persönlich sind lange Rückblenden die wahren Spannungskiller und Drausbringer. Also nur so knapp wie möglich.

 

Viel Spaß und Erfolg beim Abspecken wünscht dir

Christa

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Danke, Inge. Ich kopiere mein kurzes (abgespecktes ...) Saetzchen von unten nun auch hier hinein:

 

Das geht mir genauso oder zumindest aehnlich, Inge.

Waehrend des Schreibens kuerze ich etwas verzagt, weil mir nur muehsam klar wird, wo ich darf, ohne meine Planung zu zerschnipseln.

 

Ich mache also nach jedem Kapitel einen Kuerzdurchgang und mehrere intensive - so wie es auch Inge plant - zum Schluss. Auch noch mal mit Hilfe meiner Testleser, die allesamt straffere Romane schreiben als ich Sabelhans.

 

Mich interessiert:

Was sind fuer Euch zu kuerzende Stellen? In welchem Genre?

 

"Sprachverliebte Spielereien", wie Christa es treffend formuliert, also Dinge, die mein Roman nicht braucht, wuerde ich auch immer streichen wollen und bin froh, wenn sie mir auffallen oder "aufgefallen werden" (was durchaus haeufiger geschieht ...).

Allerdings bin ich - vor allem auch als Leser - nicht der Ansicht, dass alles, was nicht die reine Spannung/Handlung vorantreibt, ueberfluessig und damit kuerzbar ist. Nicht einmal beim Thriller. Was womoeglich daran liegt, dass ich rein handlungs/storyorientierte Romane nicht gern lese?

Mir sind die Figuren sehr wichtig. Wenn sie nicht im Detail ausgeleuchtet, bunt und mehrdimensional dargestellt sind, gefaellt mir der Roman meist nicht. Daher habe ich auch Probleme, an solchen Stellen zu kuerzen.

 

Wie sieht's bei Euch aus?

Was faellt der Schere zum Opfer?

Und wann kuerzt ihr? Gleich im Schreibprozess? Zum Schluss? Staendig?

 

Alles Liebe von Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Allerdings bin ich - vor allem auch als Leser - nicht der Ansicht, dass alles, was nicht die reine Spannung/Handlung vorantreibt, ueberfluessig und damit kuerzbar ist. Nicht einmal beim Thriller. Was womoeglich daran liegt, dass ich rein handlungs/storyorientierte Romane nicht gern lese?

Mir sind die Figuren sehr wichtig. Wenn sie nicht im Detail ausgeleuchtet, bunt und mehrdimensional dargestellt sind, gefaellt mir der Roman meist nicht. Daher habe ich auch Probleme, an solchen Stellen zu kuerzen.

 

Das eine schließt das andere nicht aus, liebe Charlie. Gegen facettenreiche Figuren habe ich überhaupt nichts, im Gegenteil, ich liebe sie und die haben mir bei Dan Brown zum Beispiel gefehlt.

Man sollte sich als Autor wahrscheinlich erstmal fragen, für wen und, wie du sagst, in welchem Genre man schreibt. Einen figurenstarken, spannenden Roman schreiben - das wollen wir doch alle, oder?

 

Es gab ja schon viele Diskussionen dazu. Was der eine zu viel hat, hat der andere zu wenig und umgekehrt. Es gibt spannende Romane fast ohne Handlung, wie hier einmal geäußert wurde. Da erzeugen die Figuren selbst die Spannung.

 

Im Großen und Ganzen schreibe ich wohl für Leser, die ähnlich sind wie ich, und man muss sich wohl überlegen, ob man für diejenigen, die es anders lieben, auch schreiben kann.

Was die Kürzungen betrifft, bleibe ich dabei: zu viele Details, Dinge, die zu sehr abschweifen, also die Schnörkel, welche die Klarheit eines Spiegels überdecken können ...ich bin als Leserin immer ganz nah dran an der Figur, die gern ausführlich eingeführt sein darf, aber ich will wissen, wie es weitergeht und nicht zu lange aufgehalten werden. Das ist es bei mir als Leserin und als Autorin.

 

Grüße

Christa

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[im Großen und Ganzen schreibe ich wohl für Leser, die ähnlich sind wie ich, und man muss sich wohl überlegen, ob man für diejenigen, die es anders lieben, auch schreiben kann.

 

Hach, Christa, was fuer eine Frage. Die waere mir ja schon wieder einen eigenen Thread wert.

 

Ich muss erst mal darueber nachdenken, ob mir das auch so geht. (Ich liebe zwar Romane, die straffer sind als meine, aber nicht solche, die handlungsgetriebener oder im herkoemmlichen Sinne spannender sind.) Jedenfalls gebe ich Dir dahingehend voellig Recht, dass man auch beim Kuerzen wissen sollte (was nicht heisst, dass ich das weiss ...): Wer soll's lesen wollen? Wem soll's gefallen?

 

Alles Liebe von Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Jedenfalls gebe ich Dir dahingehend voellig Recht' date=' dass man auch beim Kuerzen wissen sollte (was nicht heisst, dass ich das weiss ...): Wer soll's lesen wollen? Wem soll's gefallen?[/quote']

 

Liebe Charlie,

 

der Text soll zunächst mal mir gefallen, dann Testlesern oder gleich einem Lektor, dann den Lesern. Wobei ich mir manchmal Leute auf der Straße anschaue und überlege: würde dem/ der das wohl gefallen? Wobei ich meist zu einem "Nein" kommen muss. Welche Leser sind es denn nun?

 

Am direktesten haben es mein Chef und eine Kollegin formuliert. Sie sagten zum 220-Seiten-historischen Roman: brutal spannend, aber es war zu schnell vorbei, ich hätte weiterlesen wollen. Seitdem weiß ich, warum ich mehr Seiten schreibe.

Es geht also, dem Roman mehr Speck zuzusetzen, mittlerweile mag ich es ja auch nicht mehr unter 400 Seiten, also müsste das Straffen genauso gelingen.

 

Stellt euch doch einfach mal ein Romangerippe vor, das ist der Rahmen, der soll ausgefüllt werden. Wodurch gibt es schlanke und ausgewogene Proportionen, was ist beim einen zu dünn, beim anderen zu dick? Und warum gibt es ganz dünne (Tannöd) oder ganz dicke (Zauberberg, Ken Follet), die so sein sollen und nicht anders?

 

Es war, glaube ich, mein Agent, von dem ich mir das gemerkt habe: sie sollen weder zu wenig noch zu viele Seiten haben (und damit meinte er nicht nur hist. Romane).

 

Jetzt überlasse ich mal andren das Feld, muss Brötchen verdienen gehen

Christa

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Hallo Charlie und Christa,

 

da sehe ich vieles ähnlich wie ihr.

 

Überflüssige Worte raus. Schnörkel, Kurven und Kreise raus, bzw. auf den Punkt bringen. Mir geht es häufig so, dass ich mit einem Absatz unzufrieden bin und wenn ich den seziere stelle ich oft fest, dass er nicht ausdrückt, was ich sagen will, dass ich mit drei Sätzen das umkreise, was man in einem wesentlich präziser sagen kann.

 

Im Gegensatz zu Charlie bin ich der Meinung, dass man szenisch nur schreiben darf, was die Handlung /Spannung voranbringt. Wobei wir jetzt wunderbar eine Diskussion beginnen können, was denn Handlung ist.

 

In der Regel hat eine Perspektivfigur ja nicht nur einen Handlungsfaden, sondern mehrere.

Beispielsweise muss der Ermittler den Mörder finden, hat aber vielleicht auch ein Problem mit einer gerade zerbrechenden Beziehung. Und diese private Krise ist für mich auch Handlung mit Spannungsbogen, einem Höhepunkt und einem Ende. Dann zeige ich natürlich, wie sich diese beiden Fäden entwickeln und zwar szenisch. Dann gibt es die Diskussion mit dem Rechtsmediziner ebenso zu sehen, wie fliegende Blumenvasen morgens um Drei. Immer vorausgesetzt, dass es diese Aktionen sind, die die Geschichte weiter treiben.

 

Aber sehr oft erkenne ich das erst, wenn ich die Szene geschrieben habe und sie im Kapitelzusammenhang lese. Dann sehe ich plötzlich: Hach, das tut es in drei Zeilen auch.

Und außerdem kannst du die und die Szene raffen, einfach das Ergebnis einfließen lassen oder einen kurzen – und da gebe ich Christa absolut Recht – einen ganz knappen Rückblick schreiben.

 

Zu den Zielgruppen:

Es ist sicher nicht die schlechteste Idee einen Roman zu schreiben, den man selbst gerne lesen würde ;-)

 

LG

Inge

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Liebe Inge,

 

das ist auch so ein Lieblingsproblem von mir. Zuviel drumrum erzählen. Ich hab dafür mittlerweile sogar ein geflügeltes Wort entwickelt. Nämlich "die geblümten Sofakissen"  ;D Die müssen raus. Die will nämlich keiner lesen.

Ich kenne das, dass man sich beim Schreiben gerne mal selbst verliert oder eine Szene so toll findet, dass man sie am liebsten gar nicht hergeben will. Das hatte ich bei meinem Erstling auch. Und habe mich von ganz, ganz vielen Lieblingsszenen schließlich doch getrennt. Heute bin ich froh darüber und tue mich sehr viel leichter damit. Dank an meine "Lehrerin"  ;)

Jetzt frage ich mich beim Schreiben und Korrekturlesen immer, ob ich die Szene brauche, oder ob ich zumindest später etwas darauf aufbauen will. Wenn beides mit nein zu beantworten ist, dann fliegt sie erstmal gnadenlos raus. Habe dafür auf meinem PC einen eigenen Ordner angelegt, in den ich diese gestrichenen Szenen ablege. Falls sie irgenwo anders in veränderter Form vielleicht doch mal gebraucht werden.

Trotzdem werden sicher immer noch jede Menge Szenen bleiben, die man streichen oder kürzen kann, für die ich aber betriebsblind bin. Da bin ich dann froh, wenn mich ein anderer mit der Nase drauf stößt.

 

Liebe Grüße

Tanja

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Hallo Inge,

 

ich kann mir gut vorstellen, dass es mindestens 90% aller Autoren so geht. Da ich (ähnlich wie Rabe) unveröffentlichte Romane sammle, kann ich aus Erfahrung sagen, dass im Schnitt, bei einem 500 Seiten MS, gute Hundert davon dem Rotstift zum Opfer fallen. Erst wenn ich die letzten Zeilen in der Rohfassung geschrieben ist, ich danach einge Wochen gewartet habe, kann ich erkennen, was nur überflüssiges blabla ist. Das Tempo beim lesen erhöht sich danach enorm.

 

Liebe Grüße

Es ist unsinnig die Geschwindigkeit zu erhöhen, wenn man in die falsche Richtung läuft

 

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Ich hab' meist zu wenig "geblümte Sofakissen" (den Begriff finde ich herrlich, Tanja!). Das bedeutet für mich, in jedem Arbeitsschritt noch etwas mehr Fleisch auf die Rippen meiner Romane zu bringen. Zum Beispiel mein Krimi, der momentan bei ungefähr 240 Seiten steht, in der Rohfassung vermutlich 260 Seiten haben wird und in der überarbeiteten Fassung mindestens bei 280 Seiten landen wird. Hat einen einfachen Grund: ich lasse zu viel weg! Ich plane meine Bücher nicht! (doch, ich plane schon. Ich kenne den Anfang und das Ende. Mehr aber auch nicht) Das führt zu Unstimmigkeiten, die ich mit der Überarbeitung ausmerze, es führt außerdem zu Lücken, die ich durch neue Szenen auffülle. Ich habe also die Angewohnheit, durch die Geschichte zu rasen. Natürlich wird auch manches gestrichen, aber es kommt halt mehr hinzu als weggeschnippelt wird. Damit bin ich ehrlich gesagt gar nicht so unglücklich. Es zwingt mich zu einem wirklich konsequenten Überarbeiten. Und das Überarbeiten, ja, schlagt mich ruhig, macht mindestens so viel Spaß wie das Schreiben. Vor allem, wenn man viele Fehler ausmerzt. Dann merkt man erst, wie der Text da gewinnt.

 

Liebe Grüße

Juliane

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In der Regel hat eine Perspektivfigur ja nicht nur einen Handlungsfaden' date=' sondern mehrere.[/quote']

 

Ob man kürzen oder verlängern muss, hat etwas damit zu tun, wie man seinen Roman anlegt. Ganz richtig - es gibt nicht nur einen Handlungsfaden, sondern mehrere Ebenen. Je gründlicher man diese Stränge durchdenkt und anlegt, sauber trennt in Haupthandlung, Subhandlungen und Metaebenen, ordentlich miteinander verflicht, desto weniger läuft man Gefahr, später "geblümte Sofakissten" (erheben wir dieses Bild bitte zum Fachbegiff für Überflüssiges, er ist mehr als treffend) rauswerfen zu müssen.

Zu wenig Handlungsstränge in einem Roman können a) zur Magersucht oder b) zu inflationären geblümten Sofakissen führen.

Zu viele Handlungsstränge können Verwirrung stiften, sind aber, wenn sie vernünftig angelegt sind, leicht rauszukürzen. Das zumindest weiß ich aus eigener Erfahrung.

 

Gruß

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Zu wenig Handlungsstränge in einem Roman können a) zur Magersucht oder b) zu inflationären geblümten Sofakissen führen.

Zu viele Handlungsstränge können Verwirrung stiften, sind aber, wenn sie vernünftig angelegt sind, leicht rauszukürzen. Das zumindest weiß ich aus eigener Erfahrung.

 

Gut auf den Punkt gebracht, Anna. Zu letzterem fällt mir noch mal unser inflationär zitierter Dan Brown ein, da hätte ich den Handlungsstrang "Polizei" rausgekürzt, denn den habe ich immer vollkommen überlesen. ;)

 

Grüße

Christa

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Aus Lesersicht:

Es kommt sehr darauf an, was für ein Buch ich vor mir habe. In Krimis z. B. liebe ich die Spannung. Romane von E. George würde ich am liebsten um die Hälfte kürzen, damit Spannung aufkommt. (Falls jetzt jemand aufjaulen will, es ist nur meine persönliche Meinung.)

In historischen Romanen will ich nicht nur eine gute Geschichte lesen, sondern auch möglichst viel über die Zeit erfahren, in der sie spielt. Einerlei, ob das die Story weiterbringt oder nicht.

Wie schon von anderen in diesem Thread angesprochen, gibt es Autoren, die so spannend schreiben, dass sogar das Telefonbuch von ihnen ein Bestseller werden könnte. Einfach deshalb, weil ihre Sprache begeistert. Da sollte kein Satz gekürzt werden! Siegfried Lenz fällt mir spontan ein.

 

Aus meiner unmaßgeblichen Schreibersicht:

 

Wenn ich kürzen will oder muss,

- versuche ich, mich in die Lage des Lesers zu versetzen, interessiert ihn das überhaupt? (bleibt natürlich eine subjektive Sichtweise).

- schaue ich mir einzelne Sätze an, ob ich etwas prägnanter ausdrücken kann,

- überprüfe ich vor allem die Rückblenden,

- die sog. Füllwörter und Adjektive kommen auf den Prüfstand (meist mit großem Erfolg),

- Einleitungen, Erklärungen sind viel überflüssiger, als man beim Schreiben zu glauben bereit ist.

- lasse ich den Text abhängen, und siehe da, nach einer geraumen Zeit fällt es mir viel leichter, mich von Passagen zu trennen, die ich zuvor wegen ihrer besonderen Brillanz ;D nicht streichen wollte.

 

Gertraude

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Darf ich mich mal kurz einschalten?

 

Gertraude hat die Romane von E. George ins Spiel gebracht. Mir geht es damit ähnlich, ich würde deren Bücher am liebsten um die Hälfte kürzen. Aber ihre geneigte Leserschaft - ein Millionenpublikum - sieht es offenbar anders. Das verwirrt mich sehr, so dass ich wahlweise zweifele... entweder

 

- an Millionen von Menschen, die offenbar keinen Sinn für Dramaturgie und erzählerische Dichte haben, dafür Rendundanz lieben

 

- oder an mir, der offenbar keine Ahnung von den wahren Wünschen der Leser hat...

 

Herzlichst: jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Romane von E. George würde ich am liebsten um die Hälfte kürzen' date=' damit Spannung aufkommt. (Falls jetzt jemand aufjaulen will, es ist nur meine persönliche Meinung.)[/quote']

 

Ich jaule nicht auf, ich stimme dir voll und ganz zu! Schade, dachte ich jedesmal, so ein gut konstruierter Plot und dann dieses schleppende Tempo ...ich erinenre mich eigentlich nur noch an den mann und das "Sahnehöschen", das war spannend. Jetzt kaufe ich mir kein Buch mehr von ihr.

 

In historischen Romanen will ich nicht nur eine gute Geschichte lesen, sondern auch möglichst viel über die Zeit erfahren, in der sie spielt. Einerlei, ob das die Story weiterbringt oder nicht.

 

Das will ich auch - aber eins darf das andere nicht erschlagen. Die historischen Details und die Hintergründe - ohne das gehts gar nicht. Aber es wird doch immer mal wieder zu viel. In einem früheren Thread ging es schon um dasselbe. Ich glaube, Peter war immer der Verfechter von "Die gute Story steht über allem."

Das würde ich unterstreichen-genreübergeordnet. Bei jedem Genre brauchen wir dann noch spezielle Dinge, entweder mehr oder weniger. Dann gibt es natürlich noch die Texte, die rein von der Sprache leben.

 

Wenn ich kürzen will oder muss,

- versuche ich, mich in die Lage des Lesers zu versetzen, interessiert ihn das überhaupt? (bleibt natürlich eine subjektive Sichtweise).

- schaue ich mir einzelne Sätze an, ob ich etwas prägnanter ausdrücken kann,

- überprüfe ich vor allem die Rückblenden,

- die sog. Füllwörter und Adjektive kommen auf den Prüfstand (meist mit großem Erfolg),

- Einleitungen, Erklärungen sind viel überflüssiger, als man beim Schreiben zu glauben bereit ist.

- lasse ich den Text abhängen, und siehe da, nach einer geraumen Zeit fällt es mir viel leichter, mich von Passagen zu trennen, die ich zuvor wegen ihrer besonderen Brillanz  ;D nicht streichen wollte.

 

Das sind s ehr gute praktische Tipps, Gertraude! Erst gestern habe ich auch einige solcher Füllwörter gestrichen. Adjektive möglichst sparsam. Und ich mag es ebenfalls nicht, wenn mir als Leserin ständig alles erklärt wird.

 

Grüße

Christa

 

 

 

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- an Millionen von Menschen, die offenbar keinen Sinn für Dramaturgie und erzählerische Dichte haben, dafür Rendundanz lieben

 

- oder an mir, der offenbar keine Ahnung von den wahren Wünschen der Leser hat...

 

Wer sind denn "Die Leser"? Wir doch auch, oder? ;)

 

Herzlich

Christa

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das ist schon richtig, Christa ;)

Das war von mir missverständlich ausgedrückt. Ich zweifle (im Fall v. E. George) einfach an meinen eigenen Kriterien und an meinen eigenen Einschätzungen, was gutes Schreiben ist. Und daran zu zweifeln, ist natürlich eine schlechte Voraussetzungen, um weiter zu schreiben..

 

herzlichst: jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Das war von mir missverständlich ausgedrückt. Ich zweifle (im Fall v. E. George) einfach an meinen eigenen Kriterien und an meinen eigenen Einschätzungen' date=' was gutes Schreiben ist. Und daran zu zweifeln, ist natürlich eine schlechte Voraussetzungen, um weiter zu schreiben..[/quote']

 

Genauso habe ich es verstanden. Für mich ist das kein Grund zum Zweifeln mehr - Ich setze einfach meine eigenen Kriterien.

 

Herzlich

Christa

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Okay,

 

zuerst oute ich  mich als Fan von Elizabeth George und Henning Mankell

 

Dann oute ich mich als Fan des Begriffs "geblümte Sofakissen" und unterschreibe die Petition zur Erhebung als Fachbegriff.

 

Des weiteren würde ich gerne gotische Kathedralen ins Spiel bringen, davor aber gerne noch Gertaudes Liste abnicken. Die ist wirklich gut. Wobei mir einfällt, dass es von Andreas Eschbach ja diese wunderbare Anleitung in zehn (?) Schritten in Textart gab, wie man überarbeitet. (Gleich ziehe ich sie aus dem Schuber, in dem ich sie eigentlich für solche Fälle geparkt und beinahe schon wieder vergessen habe).

 

Die gotischen Kathedralen und Elizabeth George:

So nun hole ich weit aus. Im ersten Workshop "Für Krimiautoren und solche die es werden wollen" prägte einer der Lektoren den Begriff von den gotischen Kathedralen, die wir aus unseren - mehr oder weniger zahlreich vorhandenen - Spannungsbögen bauen können. Jeder Handlungsfaden ein Spannungsbogen. Das konsequent durchgehalten macht mir schon Spaß zu lesen. Und genau das schafft meiner Meinung nach Elizabeth George. Ich will nicht nur wissen, wie der Fall gelöst wird und wer es war (mich interessiert eigentlich immer mehr das Warum).

Ich will auch wissen, wie Barb mit ihrer kranken Mutter zurecht kommt, wie es mit ihr und dem pakistanischen Nachbarn weiter geht, wie Winston sich behauptet, was aus seiner Verliebtheit wird, wie Lynley Helen gewinnt usw.

Nur überhand darf das nicht nehmen, die Dosierung ist schon wichtig. Im Zentrum steht die Ermittlungsarbeit.

 

LG

Inge

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Hallo zusammen!

Ich muss mich Inge anschließen und mich

a) als Fan der Bücher von E. George outen: es sind die psychologischen Momente, die ihre Roman so mitreißend machen dass ich es ihr glatt verzeihe, wenn sie ein "altes Haus im viktorianischen Stil" oder ein "besonders aristokratisches Gemälde" vielleicht ein bisschen zu genau beschreibt - macht nichts, die aller-, allermeisten Kapitel stecken voller feiner Anspielungen und genialer Technik, wirklich vielschichtige Charaktere zu zeichnen, die nicht nur reduziert sind auf einen einzigen Plot. Aber das weiß man, wenn man eines ihrer Bücher gelesen hat, und dann mag man das oder eben nicht.

b) zum anderen muss ich mich outen als einen typischen Bauchschreiber, der meistens zu Beginn seines Tagwerkes keine Ahnung hat, wer sich da im Laufe der nächsten Kapitel so alles im Roman tummeln wird und wohin die nächsten Stunden mich und meine Helden wohl so hinführen werden. Führt dazu, dass ich besonders stark visualisierte Szenen natürlich auch besonders gut beschreiben möchte. So enstehen Lieblingsszenen... die zwar an sich recht peppig sind, aber den Leser nicht immer ganz so faszinieren wie mich.

Mittlerweile gebe ich meinen Testlesern einen Fragebogen und Aufgabenkatalog mit; u.a. sollen sie Stellen kennzeichnen, die sie besonders gut finden (das braucht das Autorenherz) oder eben nicht - und am besten gleich dazuschreiben, warum. Häufen sich Hinweise, dass ausgerechnet die eine oder andere Lieblingsszene betroffen ist, nehme ich sie raus - und hefte sie in einen eigenen Ordner, wo sie dann vielleicht für eine andere Geschichte Verwendung finen können. So brauche ich mich nicht wirklich zu trennen. Im nächsten Schritt versuche ich dann, das für die Handlung oder den Charakter wesentliche Element herauszufinden und genau dieses so knapp wie möglich zu umschreiben.

Mir hat es geholfen, auch wenn kürzen nach wie vor eine meiner schwersten Übungen ist.

Liebe Grüße

 

Sylvia

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Hallo,

 

na, da hab ich ja was angerichtet mit meinen geblümten Sofakissen. ;D

 

Aber ich muss auf jeden Fall JulyRose zustimmen. Das Überarbeiten macht mindestens genausoviel, wenn nicht sogar noch mehr, Spaß wie das Schreiben an sich. Und dabei ist es ganz egal, ob abgespeckt oder aufgefüttert wird.

 

Liebe Grüße

Tanja

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Ich wollte niemandem auf die Füße treten, weil er/sie E. George mag. :-X

Mir ging es nur um ein Beispiel aus meiner Sicht! Der Thread behandelt ja ein anderes Thema.

Ich freue mich jedoch, dass meine Zusammenstellung der Kürzungsvorschläge angenommen wurde.

@Inge: Ist das Überarbeitungsschema von Textkraft Teil einer (kostenpflichtigen) Weiterbildung oder kann man es im Internet finden? Suche war erst einmal vergebens.

 

LG Gertraude

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Hallo Gertaude,

 

Textart ist ein Magazin für Kreatives Schreiben.

 

Im Heft 2/2007 befindet sich der von mit erwähnte Praxis-Artikel von Andreas Eschbach.

Vielleicht kann man das Heft einzeln kaufen.

 

Kontakt: (Link ungültig)

 

LG

Inge

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Ach ja, noch kurz zu Elizabeth George.

 

Da fühle ich mich überhaupt nicht auf die Füße getreten. Wenn ich das richtig mitgekriegt habe, ziehen sich Gräben durch die Krimilandschaft. Und einer davon trennt die Bücher von Mankell und George von ... weiß ich auch nicht genau. Vielleicht von Val McDermid, Ruth Rendell, Minette Walters. Aber das wäre jetzt schon wieder ein anderes Thema (das wir, glaube ich, auch schon mal hatten, jedenfalls Mankell betreffend).

 

LG

Inge

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Hi Inge,

danke für die Info zu TextArt. Irgendwie muss sich etwas vor meinen Augen gedreht haben, dass ich die Zeitschrfit mit hpr's Angebot verwechselt habe. Ich habe mir die Homepage angesehen und zur Probe exakt das nämliche Heft bestellt. Nun bin ich gespannt.

Was die Krimiautoren, vor allem die Autorinnen, anbetrifft, darüber ließe sich an einem Stammtisch bis zum Kneipenschluss aufs Heftigste diskutieren. Am besten bei einem Glas Wein. Oder auch zwei. :s01

 

Gertraude wünscht dir einen schönen Abend

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