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(ManuLoewe)

Re: deutsches Buch - englischer Titel

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Hallo zusammen,

 

es gibt durchaus Beispiele für Bücher deutschsprachiger Autoren, die unter einem englischsprachigen Titel erschienen sind. Mir ist sogar ein Fall bekannt, wo - wenn ich einer netten Anekdote Robert Gernhardts Glauben schenken darf bzw. daraus die korrekten Schlüsse ziehe - der Verlag den Titel ausgewählt hat.

 

Die Rede ist von dem bereits 1980 im Suhrkamp Verlag erschienenen Büchlein Love Me Tender des Schweizer Autors Silvio Blatter, der für seine Erzählung zunächst einen Titel wie "Der stürzende Mann" bzw. "Der fallende Mann" favorisierte.

 

Ronya fragt darüberhinaus, ob die Wahl eines englischsprachigen Titels beispielsweise bei der Verlagsbewerbung ihre Chancen auf Veröffentlichung (oder auch nur auf Prüfung der Arbeitsprobe) mindern könne.

 

Liebe Ronya, ich würde Dir raten, Dir vorab genau zu überlegen, wie Du die Wahl eines solchen Titels stichhaltig begründen kannst - und zwar nicht etwa entschuldigend im Anschreiben, sondern innerhalb Deiner ausführlichen Projektkonzeption! Oder anders ausgedrückt: Der Titel Deines Projekts sollte sich notwendigerweise aus dem Charakter Deines Projekts ergeben, und genau das muß Deine Arbeitsprobe dementsprechend überzeugend rüberbringen.

 

Du kannst weder davon ausgehen, daß der Lektor englischsprachige Titel bei deutschsprachigen Projekten per se ablehnt, noch daß er Arbeitsproben solcher Projekte mit erhöhter Aufmerksamkeit oder stärkerem Interesse begutachtet. Beides ist freilich ebensowenig auszuschließen wie die Variante, daß ihm der Titel völlig egal ist.

 

Ich persönlich würde allerdings für keines meiner Projekte einen englischsprachigen Titel wählen, was einfach daran liegt, daß ich darin weder einen Sinn sehe noch mir bessere Chancen bei Agentur-/Verlagsbewerbungen ausrechnen würde; im Gegenteil. Völlig ausschließen würde ich zudem triviale, nichtssagende oder schon allzu oft gebrauchte Worte, zu denen "Silvermoon" leider auch gehört (füttere nur mal die einschlägigen Internet-Suchmaschinen damit!). Dies ist aber, wie gesagt, meine ganz persönliche, wenig repräsentative Meinung.

 

Schöne Grüße,

-Manuel

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@ Ronya: kein Problem!

 

Ich denke, es ist eine Frage des - ha! Dualwort! - Zeitgeists; eins meiner Kindheitsidole, der Perry Rhodan-Autor Walter Ernsting, schaffte seinen Durchbruch der Legende nach noch, indem er seine Geschichten als Übersetzungen des fiktiven amerikanischen Autors Clark Darlton anbot. Damals (50er) war alles, was aus Amerika kam, eben noch gut. Natürlich war dann auch Perry ein amerikanischer Held (trotz deutschstämmiger Eltern, soviel mußte wohl sein.)

 

Zur Zeit sind deutsche Autoren gerade in der Fantasy für manche Verlage tatsächlich ein Verkaufsargument, oder zumindest doch ein gewolltes Image, um sich von der Flut von Übersetzungen abzuheben. In meinem Fall war der Titel tatsächlich unvermeidlich - der Untertitel ("Die Spiegel des Herrn Bartholomew") wurde aber aus genau diesem Grund vom Verlag gewählt, was mir ein sehr angenehmer Kompromiss war (auch wenn alle Leser über vierzig jetzt über den Namen stolpern. Wir lernen: es ist auch ein Generationending.)

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(Steffi (Ronya))

Hallo Manuel,

 

halt! Ich bin gegen englische Titel. "Silvermoon" war der Uralttitel meines ersten Manuskript, geschrieben vor acht Jahren. Ich wollte es nur aufführen, um klar zu machen, was ich meine.

Und ich bin jetzt auf das Thema gekommen, weil ich kürzlich zwei Projekte von zwei Anfängern gesehen habe, die englische Titel haben, darauf beharren und sie auch bald einschicken wollen. Von daher hat sich meine Frage wegen der Verlage ergeben.  

 

Gruß Ronya

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Meiner Meinung nach sehen Verlage die Titel, die Autoren für ihr Manuskript wählen, sowieso nur als Arbeitstitel. Die Titelwahl liegt fast in jedem Fall beim Verlag, und der Autor hat auch nicht immer Mitspracherecht.

 

Meinen neuesten Krimi habe ich z.B. mit dem Titel "Darfs noch etwas Suppe sein?" eingereicht - und bekam natürlich gleich zu hören, dass er so bestimmt nicht heißen würde. ;)

 

Deshalb denke ich, dass es generell erst mal egal ist, ob ihr euch englische oder deutsche Titel ausdenkt. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das sowieso geändert. Das gilt natürlich nicht für BoD.

 

Alles Liebe,

 

Bettina

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