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Schilf (Juli Zeh)

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Ich bekenne, dass ich Fan von Juli Zeh bin. Ihr Adler und Engel konnte ich nicht beiseite legen, ihr Bosnienbericht "Die Stille ist ein Geräusch" hatte soviel Beobachtungen, die ich selbst in Osteuropa gemacht hatte, widergespiegelt, ihre Schreibe ist lebendig.

 

Aber nach Paula Fox' Enttäuschung nun das: "Schilf" fehlt genau dies, die Lebendigkeit, der Spaß am Fabulieren, die Figuren, die auch mal Kapriolen schlagen, ja überhaupt leben.

 

mehr unter:(Link ungültig)

 

Hans Peter

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Hallo Hans Peter,

 

jetzt bin ich aber enttäuscht! Gerade erst gestern habe ich zum ersten Mal von diesem Buch gehört und gedacht, dass ist ein Krimi auf hohem Niveau. Neben der Lösung des Kriminalfalls lernen wir noch etwas über Quantenphysik. Das versprach mehr als interessant zu sein ...

 

... bemerkenswert auch, dass sich eine Autorin der hohen Literatur in die Niederungen des Krimis begibt. Oder ist es vielmehr so, dass das Krimigenre endlich aus der Schmuddelecke kommt und gesellschaftsfähig wird?  ;)

 

LG

Inge

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Hallo Inge,

 

jetzt bin ich aber enttäuscht! Gerade erst gestern habe ich zum ersten Mal von diesem Buch gehört und gedacht' date=' dass ist ein Krimi auf hohem Niveau. Neben der Lösung des Kriminalfalls lernen wir noch etwas über Quantenphysik.[/quote']

 

Nein, leider ist die Physiksache sehr dünne (gut, ich habe da ein bißchen Vorkenntnisse) und kommt nie über Behauptungen hinaus.

 

... bemerkenswert auch, dass sich eine Autorin der hohen Literatur in die Niederungen des Krimis begibt. Oder ist es vielmehr so, dass das Krimigenre endlich aus der Schmuddelecke kommt und gesellschaftsfähig wird?

Im Gegensatz zur Fantasy ist er das schon seit einiger Zeit. Und Juli Zeh ist wie Dürrenmatt nicht jemand, der etepete sagt: Igitt, nein, sowas schreibe ich nicht.

 

"Adler und Engel" hat durchaus Thrillerelemente. Da merkt man auch den Spaß der Autorin am Fabulieren. Aber das fehlt meiner Meinung in diesem Buch fast ganz, leider.

 

Hans PEter

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Hallo, Leute!

 

Hallo Inge,

... bemerkenswert auch, dass sich eine Autorin der hohen Literatur in die Niederungen des Krimis begibt. Oder ist es vielmehr so, dass das Krimigenre endlich aus der Schmuddelecke kommt und gesellschaftsfähig wird?

Im Gegensatz zur Fantasy ist er das schon seit einiger Zeit.

Das denke ich auch. Haben wir nicht kürzlich lebhaft über den literarischen Krimierfolg der letzten Zeit diskutiert (Link ungültig) (Link ungültig)? Hat nicht Burkhard Spinnen, bis letztes Jahr Mitglied der Bachmannpreis-Jury, jüngst ebenfalls eine Art Krimi namens "Mehrkampf (Link ungültig) (Link ungültig)" veröffentlicht? Und sind nicht auch beispielsweise die Krimis von Donna Leon, oder auch die von Ingrid Noll oder von Maarten 't Hart - oder, wenn Ihr noch weiter in der Zeit zurückgehen wollt, die von Georges Simenon - durch ihre sozialkritischen bzw. psychologischen Aspekte eher im literarischen Bereich des Marktspektrums zu verorten als in der reinen U-Literatur?

 

Ob man nun bezüglich der tendenziellen "Gesellschaftsfähigkeit" pauschal und allgemeingültig sagen kann: im Krimi ja, in der Fantasy nein - das weiß ich nicht! Denn in der Krimi-Sparte, so würde ich persönlich sagen, gibt es schon seit sehr viel längerer Zeit (!) auch eine eher literarische Tendenz als in der Fantasy; aber, man höre und staune, in der letzteren gibt es sie seit ganz kurzem ebenfalls! Mir fällt am ehesten Susanna Clarke ein (Tolkien lassen wir mal außen vor) - und die ist knapp drei Jahre alt; Jeff VanderMeer ist noch jünger.

 

Man darf nicht vergessen: Jegliche Entwicklung auf dem Buchmarkt vollzieht sich langsam. ;)

 

Schöne Grüße,

-Manuel

 

PS: Und könnte bitte jemand vom Moderatorenteam den Thread-Titel anpassen? Die Autorin heißt Juli Zeh. Danke! ::)

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Guten Morgen!

 

Unbedingt muss ich eine Lanze für "Schilf" brechen. Es gehört zu den interessantesten Büchern, die ich in den letzten Wochen gelesen habe. Ich finde das Buch von Anfang bis Ende spannend und halte die Mixtur für sehr gelungen. Es gibt Krimi-Elemente, philosophische Exkurse und es geht für mich auch um die Zerstörung einer scheinbar ungetrübt idyllischen Kleinfamilie, die gerade noch abgewendet werden kann. Es geht auch um eine ungelebte Liebesgeschichte. Das ist psychologisch interessant und sehr genau beobachtet.

 

Komischerweise finde ich gar nicht, dass die Figuren leblos oder blass sind. Die psychologischen Motivationen und Abgründe der Personen scheinen mir doch sehr genau beschrieben. Und Juli Zeh kann einfach schreiben. Sehr dicht und das Gegenteil von geschwätzig. Ihr generelles Problem ist zwar, dass ihr Metapherngebrauch ausufernd ist, aber gerade bei "Schilf" finde ich viele treffende metaphorische Beschreibungen, die ich so noch nicht gelesen habe. Gerade mit einem unterkühltem, leicht distanzierten, aber niemals humorlosen Stil, hinter dem aber die Emotionalität der Figuren immer wieder zu spüren ist, erzeugt sie eine Atmosphäre der Unsicherheit. Ihr gelingt es auch am Ende des Buches alle Fäden wieder zusammen zuführen. Für mich ein Roman, der beides ist: unterhaltsam und gedanklich anspruchsvoll.

 

Herzlichst: jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Hallo Inge,

 

Also jetzt kaufe ich es und bin gespannt, ob es für mich zur Enttäuschung oder zur Überraschung wird.

Da bin ich mal gespannt, was du dann meinst.

 

@Jueb: Das Juli Zeh schreiben kann, daran habe ich keine Zweifel, das hat sie oft genug bewiesen. Nur dieses Buch war für mich einfach zu leblos - aber da ging es dir offenbar anders.

 

Was die Metaphern angeht: Ich denke mittlerweile, dass Metaphern, wenn die Personen nicht beim Leser ankommen, schnell in der Luft hängen. Und dann den Eindruck erwecken, sie seien Artifiziell.

 

Hans Peter

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Der Rezensent von der "Schreiblust" war wohl auch nicht so glücklich mit dem Buch. Hauptkritikpunkt: Die Überlast der Metaphern. Hier ein Zitat mit Zitaten:

 

"Unter dem fehlerlos blauen Himmel gleicht die Welt wie ein Schneeglas, vergessen auf Gottes Regal und schon seit längerem nicht geschüttelt." "Am maschinengenähten Horizont sind die Hänge gerodet.....eine Eisenbahnbrücke ohne Schwerkraftsorgen überspannt ein Tal, an dessen Grund Schornsteine wachsen" "Im Graben liegt eine schwarze Katze, der das Überqueren der Fahrbahn von links eine Menge Unglück gebracht hat" Das sind Beispiele von EINER Seite – und auf der nächsten geht es gerade so weiter.

 

Ja, artifizell würde mir da auch einfallen, Hans-Peter. Oder gewollt.

 

Hier der link: (Link ungültig)

 

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Dagegen muss ich mal protestieren ;)

 

Mit ein, zwei Zitaten kann man fast jedes Buch kleinkriegen ;)

Und Juli Zeh auf so was zu reduzieren, scheint mir die Qualitäten, die ihr Buch auch hat, zu verkennen...

 

Herzlichst: jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Hallo, Hans Peter,

 

von "Adler und Engel" war ich auch begeistert. Allerdings hatte ich Einsteigeschwierigkeiten wegen des hier angesprochenen "artifiziellen Stils".

Insgesamt aber genial. "Schilf" werde ich mir nach dieser Besprechung hier sicher nicht kaufen.

 

Grüße

Christa

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