Spinner Geschrieben 7. Juli 2005 Teilen Geschrieben 7. Juli 2005 Oder machen wir es wie ich, und versuchen, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen, und uns etwas kreatives auszudenken Ich würde selbstverständlich diese Möglichkeit drei empfehlen. Die Szene vor dem Kino ist doch ein idealer Einstieg für hervorragende Wendepunkte. Der Protagonist will ins Kino und stellt überrascht fest, das er gar nicht genug Geld hat - und wenn der Autor diese Überraschung teilt, ist er in der besten Verfassung, um das Leiden seines Protagonisten nachzuerleben und eine wirklich lebendige Szene zu schreiben Der Protagonist drückt sich vor dem Kino rum und kommt nicht rein. Er überlegt sich, wie er doch reinkommt. Er wartet und versucht seine Freundin abzupassen, wenn sie rauskommt. Klappt das? Natürlich nicht! Der Protagonist ist in einer sehr verletzlichen Situation. Das muss man doch ausnutzen - als Antagonist oder notfalls einfach nur als blindes Schicksal, als Autor ... Ich sage daher: Plotten und Planen ist ganz nett und erleichtert beim Schreiben die Arbeit. Wer aber mehr auf den Plan schaut als auf seine Geschichte, der verpasst die besten Gelegenheiten, die sich gerade erst aus der Interaktion der Figuren ergeben. Wer das Leben aus einer Geschichte herausplant, wird das später auch am Ergebnis merken. Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Martina Geschrieben 7. Juli 2005 Teilen Geschrieben 7. Juli 2005 Ich will mal ein anderes Bild heraufbeschwören als den Flohzirkus: den Kindergarten - ein Quell der Konflikte und der Überraschungen. In einem guten Kindergarten dürfen die Kids improvisieren und kreativ sein, aber nicht ohne Halt. Es gibt die gemeinsame Begrüßungsrunde, Frühstück und ein Lied zum Abschluss. "Alle Leut, alle Leut, gehen jetzt nach Haus. Große Leut, kleine Leut, dicke Leut, dünne Leut..." Wenn nun zum Beispiel der kleine Alex am Frühstückstisch vergessen hat, seine Hose aus dem Klo mitzubringen, unterbricht das eine Ordnung, die man kreativ lösen kann. Alle finden es spannend oder lustig, dass der arme kleine Kerl da so sitzt, aber die Erzieherinnen werden dafür sorgen, dass deswegen kein Tumult ausbricht und der Vormittag für die Kleinen aus dem Ruder läuft. Dass zum Beispiel alle sich die Hosen ausziehen und in den Kakao pinkeln. Manchmal ist es mühsam, sich verständlich zu machen. Gruß, Tin Martina Sahler Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Thomas R. Geschrieben 7. Juli 2005 Teilen Geschrieben 7. Juli 2005 Hallo zusammen, ich habe oft solche Stellen, wo ich mir nicht sicher bin, wie es weitergehen soll/ oder wo ich einen Sprung drin habe. Ich mache es dann wie Petra es sagt: Ich stelle mir Fragen und unterhalte mich mit den Figuren. An einer Stelle habe ich fast 14 Tage überlegt, wie es weitergehen soll- obwohl die Geschichte im Kopf stand. Aber es fehlte etwas. Also habe ich gefragt, überlegt, probiert- bis es passte. Bei deinem Beispiel Marco: 1. Ist es wichtig, daß er die Hose verliert? 2. Ist es wichtig, daß er kein Geld hat? 3. Ist das Kino als Schauplatz so wichtig, daß du einen Weg finden musst ihn unter den Voraussetzung: fehlende Hose/ fehlendes Geld hineinzubringen. 4. Gibt es eine Möglichkeit die gesamte Szene zu streichen- und verliert die Geschichte dadurch/ oder gewinnt sie. 5. Oder muss die Szene ersetzt werden? 6. Was meint die Figur 1 dazu- warum will sie ins Kino und nicht in ein Café?? 7. Was meint die Figur 2- kann er vor dem Kino auf sie warten. ............. Gruss Thomas "Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
(Huutini) Geschrieben 7. Juli 2005 Teilen Geschrieben 7. Juli 2005 Liebe Petra, Muss den alles sinnig oder hilfreich sein? Oder reicht interessant?? Den Schuh mit der Regelhörigkeit ziehe ich mir für diesen Thread nicht an. Ich wollte keine Regeln hören, keine Tipps, ich wollte nicht wissen, was ich machen muss, ich wollte keine Belehrung. Ich bin dir dankbar, dass du deine Erfahrungen und Einsichten mit mir und uns anderen teilst, aber manchmal, wie hier, überinterpretierst du. In der Tat wollte ich ganz schlicht wissen, ob ihr euren Kaffee schwarz oder mit Milch trinkt. Ich wollte wissen, was andere Autoren bei einem Problem machen, das für mich sehr typisch ist. Ich wollte nicht wissen, wie ich mein Problem lösen soll. Nicht, wie ich ein Buch plotte. Nicht, welche Geschichte ich erzählen soll. Nicht, ob es mir dabei um die Leser geht oder um mich. Nicht, dass ich meinen eigenen Weg finden sollte. Ein simples Problem: Obwohl die gesamte Handlung meines Buches schon steht, finde ich plötzlich ein logisches Problem. Wie gehen andere Autoren damit um? Vielleicht haben Autoren, die einen Lektoren in der Hinterhand haben das Problem nicht, weil der auf solche Brüche aufmerksam macht. Ich muss meine logischen Brüche alleine finden und lösen. Um es konkret zu machen: Ich hatte gestern folgendes Problem: Meine gesamte Geschichte steht soweit. Jede einzelne Szene. Ich könnte das Buch schreiben. Hab ja auch schon angefangen. Will auch im Groben nichts mehr ändern! Im feinen übrigens auch nicht! Für meinen eigenen Durchblick habe ich die Szenen nun noch einmal auf Kärtchen nebeneinander gelegt. Und dabei ist mir aufgefallen, dass mein Prota, um von Szene 43 nach Szene 44 zu kommen, ein Fahrzeug benutzt, welches er seiner Charaktersierung nach nicht benutzen kann! Dieser Fehler ist mir passiert, weil ich an eine winzige, leicht zu übersehende Eigenschaft des Fahrzeuges vorher nicht gedacht habe, die es dem Prota unmöglich macht, das Fahrzeug einfach so zu benutzen! Nun stehe ich mit dem Problem da, dass ich einen logischen Bruch habe! Ich will auch gar nicht hören, was ich tun soll, und was mein Bauch sagt. ich habe das Problem schon längst gelöst, nämlich noch gestern Abend. Mein Prota stellt sich dem Problem, (Es mag an meiner Drehbuchvergangenheit liegen, aber für mich wird es immer ein Konflikt bleiben...) bekämpft es, löst es, und benutzt das Fahrzeug doch. Es war nur ein sehr typischer Fall, den ich öfter habe, und wo ich überlege, ob ich nun dem Prota schlicht ein anderes Fahrzeug unter die Füsse schreibe, weil ich eigentlich schon fertig bin und keine Lust auf die Merharbeit habe, oder ob ich die Möglichkeit nutze, und mir die Mühe mache, mir was zu überlegen, dass der Prota es trotz seines PROBLEMS schafft, dieses Fahrzeug zu nutzen! Ich dachte, vielleicht haben andere Autoren solche Situationen ja auch mal! Es geht mir nicht um das PROBLEM!!! Es geht mir um die SITUATION, wenn bei euch das Problem eines logischen Bruchs auftaucht. Wie 'faul' seid ihr? Vielleicht löst auch jeder so einen Fall, wenn er auftritt, von Fall zu Fall anders: Mal schreibt er das Fahrzeug um, mal lässt er seinen Helden das PROBLEM lösen. Es geht um die bei MIR auftauchende Verführung, mir die Mehrarbeit zu ersparen, meinen Prota jetzt noch ein vorher nicht bedachtes PROBLEM lösen zu lassen... und ob ich ihr nachgebe! Schreiben ist ein verdammt einsamer Beruf Und darum wollte ich mal sehen, was in anderen Kämmerchen so vor sich geht. Das Schreiben kann ich alleine, und wenn ich Hilfe brauche, rufe ich schon! Hier wollte ich nur mal die Stimmung einfangen... Also: Trinkt ihr euren Kaffee mit Zucker oder Milch? Hoffend die richtige Fragestellung nun endlich gefunden zu haben, weil er es sonst aufgibt, Marco! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
chrissi Geschrieben 7. Juli 2005 Teilen Geschrieben 7. Juli 2005 Hallo Marco. Ich trinke meinen Kaffee schwarz. Und ich kenne die Situation, die du meinst. Es kommt bei mir allgemein erst mal auf die Lust und Stimmung an, wie ich damit umgehe. Ob ich mich grübelnd hineinvertiefe und nach einem möglichst plausiblen doch kreativen Weg suche, mir dabei partout nichts einfällt, weil ich doch alles so schön geplant hatte... und ich schließlich frustriert vor kaltem Kaffee sitze - oder ob es ganz zackig und von selbst geht. Bisher war ich, muss ich zugeben, eher faul und hab das Problem durch ein Umschreiben der Handlung aus dem Weg geschafft, ohne den Prota damit zu konfrontieren. Eine neue Handlung aufzumachen, die von dem eigentlichen Sinn und Zweck der Szene ablenkt, führt doch auch oft zu einer unnötigen Komplikation, oder? Natürlich kann sie auch eine Bereicherung sein, doch meistens sind es doch dumme kleine logische Fehler, die eine ergiebige Nebenhandlung kaum verdienen. Liebe Grüße Chrissi Bei Droemer Knaur im März 2012: Mondherz &&Meine neue Website Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
(Huutini) Geschrieben 7. Juli 2005 Teilen Geschrieben 7. Juli 2005 Juhuu, jemand versteht mich! Das macht Hoffnung auf mehr... Und du hast Recht, jetzt wo ich drüber nachdenke, glaube ich auch, je mehr durch ein Ausführen des Problems von der Hauptsache abgelenkt werden würde, desto leichter mache ich es mir. Aber gestern half es mir zu einer hübschen kleinen Geschichte, die auch noch schön charakterisiert, von daher war ich fast dankbar! Lieben Gruß, Marco! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
chrissi Geschrieben 7. Juli 2005 Teilen Geschrieben 7. Juli 2005 "Der denkende Mensch hat die wunderliche Eigenschaft, daß er an die Stelle, wo das unaufgelöste Problem liegt, gern ein Phantasiebild hinfabelt." ... das stammt von Goethe. Wenn es sich um "literarische" Probleme handelt, kann diese Eigenschaft ja auch nur positiv sein, oder? Bei Droemer Knaur im März 2012: Mondherz &&Meine neue Website Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Ursula Geschrieben 7. Juli 2005 Teilen Geschrieben 7. Juli 2005 Aber gestern half es mir zu einer hübschen kleinen Geschichte, die auch noch schön charakterisiert, von daher war ich fast dankbar! Hi Marco! Damit hast Du meinen Zugang zu diesen Dingen gut getroffen. Ich habe mal von einem sehr erfolgreichen Schriftsteller gehört, man müsse solche Probleme "umarmen", dann würden sie einem neue Perspektiven öffnen, die im Charakter oder Plot bisher unentdeckt vor sich hinschlummern. Das bewahrheitet sich jedes Mal wieder, und ich bin jedes Mal aufs Neue platt. Konkret: Wenn die von Dir beschriebenen Probleme auftauchen, bin ich jedesmal neugierig, was sich hinter ihnen verbirgt . Spätestens 24 Stunden später weiß ich es meistens ... Liebe Grüße Ursula https://www.facebook.com/UrsulaPoznanski Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
(Petra) Geschrieben 7. Juli 2005 Teilen Geschrieben 7. Juli 2005 Hallo Marco, Den Schuh mit der Regelhörigkeit ziehe ich mir für diesen Thread nicht an. Ich wollte keine Regeln hören, keine Tipps, ich wollte nicht wissen, was ich machen muss, ich wollte keine Belehrung. Ich bin dir dankbar, dass du deine Erfahrungen und Einsichten mit mir und uns anderen teilst, aber manchmal, wie hier, überinterpretierst du. In der Tat wollte ich ganz schlicht wissen, ob ihr euren Kaffee schwarz oder mit Milch trinkt. Vielleicht hättest du schlicht das fragen sollen, ohne ein konkretes, ach so unlösbares Problem in den Vordergrund der Frage zu stellen? Virtuell ist immer ein wenig schwer... Schöne Grüße, Petra, die Wasser statt Kaffee trinkt Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
(Huutini) Geschrieben 7. Juli 2005 Teilen Geschrieben 7. Juli 2005 Vielleicht hättest du schlicht das fragen sollen' date=' ohne ein konkretes, ach so unlösbares Problem in den Vordergrund der Frage zu stellen? Virtuell ist immer ein wenig schwer...[/quote'] Ja. Vemutlich. Hinterher ist man immer schlauerer... Allerdings - für unlösbar halte ich Probleme prinzipiell niemals nicht! Schöne Grüße, Petra, die Wasser statt Kaffee trinkt Was auch viel gesünder ist! Erwähnte ich, dass ich Colasüchtig bin? @Ursula Ja, manchmal ist es erstaunlich, auf was für Ideen Bruder Zufall einen stößt, die einem selbst nie eingefallen wären. Grüßis, Marco! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...