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Andreas

Wie kommt man nach langer Pause wieder in die Geschichte?

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Ich habe heute eine Frage für das Forum per E-Mail bekommen.

 

Grundsätzlich ist es nicht üblich, dass im Forum Gast-Fragen behandelt werden. Nicht aus elitärem Denken, sondern weil es einfach zu aufwändig würde, wenn sich Rückfragen und Diskussionen entwickeln sollten, und man dann als Admin oder Moderator ständig Stille Post und Vermittler spielen müsste.

 

Da diese Frage aber eine sehr allgemeine und zugleich häufige ist, werde ich mal eine Ausnahme machen und sie hier posten:

 

Hallo,

 

ich habe eine Frage an erfahrene Autoren, bin aber nicht in Ihrem Forum registriert. Vielleicht könnten Sie ja meine Frage in dem Forum posten.

 

Ich bin 26 Jahre und schreibe schon seit ca. einem Jahr an einem Roman, der auch inzwischen schon sehr weit fortgeschritten ist und zu 3/4 fertig ist und derzet ca. 350 Normseiten umfasst.

Es ist also keine "Eintagsfliege" oder fixe Idee, sondern durchaus mit Ernsthaftigkeit betrieben.

 

Leider habe ich in den letzten vier Monaten gar nicht geschrieben.

Es ist nicht so, dass ich nicht wüsste wie es weiter gehen soll, das Ende steht weitesgehend fest, jedoch, dass muss ich sagen, fehlte mir einfach der Ansporn zum Schreiben, ich konnte mich nicht aufraffen. Faulheit.

 

Jetzt allerdings möchte ich auf jeden Fall weiterschreiben, eben weil es mir wiegesagt wichtig ist. Aber ich frage mich aber nur, wie ich nach so langer Zeit wieder einen emotionalen Zugang zu dem Manuskript finde, wie ich am Besten wieder in die Geschichte "rein komme".

In den vier Monaten in denen ich nicht geschrieben habe, habe ich zwar immer an meine Geschichte gedacht und an die Figuren nur haben sie sich langsam bei mir "verflüchtigt" oder vielleicht nicht ganz so schlimm, sie haben angefangen zu "verschwimmen".

 

Also ... ich würde mich freuen, wenn Sie den Inhalt dieser Mail, bzw. meine Frage mal im Forum posten könnten, damit ich verschiedene Meinungen und Ansätze zu meinem Problem bekomme.

 

Vielen Dank für Ihre Hilfe.

mit freundlichen Grüße

Ben

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Hallo, Ben,

 

Ich hatte einmal einen Psycho-Thriller angefangen und die ersten 4 Kapitel (+ Prolog) fertig geschrieben. Dann kam aber etwas dazwischen: Mein "Staub zu Staub" Roman. Ich habe 9 Monate daran geschrieben und keine Zeit gehabt, an das Psycho-Ding zu denken. Als der Roman fertig war, setzte ich mich wieder an das alte Projekt.

 

Ich hab folgendes gemacht:

 

- Mein Exposé durchgelesen ( :s20 Ahhhh, darum ging es also)

- Charakterisierungen der Figuren durchgelesen ( :s05 Huch, meine Prota heißt ja Bea und gar nicht Martha ...)

- Meinen Plot/mein Storyboard durchgelesen (Das Storyboard beinhaltete genaue Beschreibungen jedes Kapitels. Und ich ließ jedes Kapitel auf mich wirken, malte im Kopf die Szenen und Figuren aus)

- Habe den Anfang (den Prolog und die 4 Kapitel) durchgelesen und ließ sie auf mich wirken

- Habe ein paar Tage mich gedanklich mit dem Projekt beschäftigt

- Habe den Prolog und die 4 Kapitel gründlich überarbeitet. Da war ich wieder drin im Text und konnte weiter arbeiten ...

 

... leider ist wieder etwas dazwischen gekommen. Ich bin neu verliebt in meine "Schmetterlinge". Also habe ich den Psycho-Thriller wieder mal aufs Eis gelegt. Aber danach werde ich genauso einsteigen (können)

 

Hoffe, ein wenig geholfen zu haben,

Viele Grüße,

Olga

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Den Grund beschreibt der doch selbst: seine Faulheit. Wenn er schon vier Monate lang zu faul zum Schreiben ist, wie soll da was draus werden? Vielleicht sollte er das noch mal überdenken mit dem Schreiben.

Hab ich kein Verständnis für, entweder man will schreiben - dann kommt man auch in die Geschichte rein. Oder man sucht nach Ausreden. Ein Rezept gibt es da nicht, wer schreiben will, schreibt, weil er genügend Ehrgeiz und Disziplin hat. Und Geduld, sich auch mal länger mit seinem Text zu beschäftigen.

 

Bei mir liegen auch einige Texte auf Eis; Exposees, Plots, halb fertig geschriebenes und Rohtexte. Nach und nach gehe ich da dran, sofern nichts anderes ansteht. Indem ich sie durchlese, mich in die Geschichte hineindenke und weiter schreibe.

 

Maren

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Ich fange jedes Mal wieder sofort Feuer, wenn ich das Ganze von Anfang an nochmal lese. Dadurch bin ich auch gleich wieder drin und kann nahtlos weiterschreiben. Packt es mich NICHT, dann weiß ich, dass ich diese Geschichte niemals fertigschreiben werde, weil sie zu schlecht ist, oder mich nicht mehr interessiert. Das ist dann wohl auch besser so. :s21

 

LG

Joy

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Den Grund beschreibt der doch selbst: seine Faulheit. Wenn er schon vier Monate lang zu faul zum Schreiben ist' date=' wie soll da was draus werden?[/quote']

Bist Du immer so freundlich zu Gästen?? :-?

(Bei uns zuhause hieß es "Der steht im Stall und die steht daneben." "Der" heißt Ben.)

 

Ich finde es schwer, die Frage zu beantworten, denn es kann sehr viele Ursachen geben. Neigst Du öfter dazu, Dinge mit Begeisterung zu beginnen, aber nicht zu Ende zu führen? Dann liegt das Problem woanders.

Längere Schreibpausen hatten bei mir immer eine andere Ursache. Ich bin da auch manchmal auf mich selbst reingefallen, habe es Faulheit oder dergleichen genannt. Im Grunde genommen lag es aber immer daran, dass irgendwas an der Geschichte nicht gestimmt hat, dass ein Knoten zu lösen war. War das passiert (dazu musste ich erstmal kapieren, dass da ein Knoten war), ging es dann wieder wie geschmiert.

Aber, wie gesagt, es kann viele Gründe geben. Vielleicht hat noch jemand eine Idee.

 

LG

Uschi

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Ach, faule Phasen hatte ich auch schon. Es mag alles seine Gründe haben.

 

Aber wenn die Begeisterung ausbleibt, ist das ein Alarmzeichen, dass die Geschichte ja gar nicht so toll ist, wie man sich das anfangs vielleicht gedacht hat. Da muss man das Geschriebene sichten, sich Szenen in Gedanken ausmalen und sich fragen, wie wirkt das auf einen? Lässt es einen kalt? Oder spürt man den alten Funken wieder?

 

(Ach, steht ja alles schon da.)

 

Sabine

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Hallo Ben,

 

ich würde sagen: Stürz dich ins kalte Wasser! Ums noch-mal-Lesen kommst du wohl nicht herum. Bei 350 Seiten erst Mal ein Projekt...aber das kann ja auch beflügeln.

 

Du schreibst, dass du viel an deine Figuren gedacht hast. Das ist gut! Vielleicht stellst du fest, dass sie gar nicht verschwommen, sondern gereift sind, wenn du einmal den Einstieg gefunden hast?

 

Ich hatte gerade bei meinem Roman eine "Zwangspause", allerdings war die nur sechs Wochen lang. Und ich hab mich sehnsüchtig und gierig auf den Neueinstieg gestürzt. Und mein Tagespensum verdoppelt!

 

Ich wünsch dir, dass es dir ähnlich geht. Versuch, dir nicht zu viele Gedanken über mögliche Schwierigkeiten zu machen und die Story wieder zu fühlen.

 

Einen lieben Gruß und viel Erfolg!

 

Ruth

 

P.S.

Ich bitte für MarenF um Entschuldigung. Sie neigt leider dazu, extrem unhöflich zu reagieren. Mein Rat wäre, ihre Postings einfach zu überlesen, das mach ich auch immer. ;)

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Olgas Antwort gibt es eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, so ähnlich mache ich das auch.

Wenn dann der Kopf immer noch nicht brodelt, könnte es nicht nur daran liegen, dass die Geschichte nicht so gut ist, wie man gedacht hat.

Es könnte aber auch sein, dass man die Hoffnung verloren hat, sein Werk jemals gedruckt zu sehen. Fehlende Motivation ist oft so zu begründen. Dann gibt's nur eins: Unterstützung einholen, weiter arbeiten und weiter träumen...

 

Mit gedrückten Daumen grüsst

Bettina

" Winterschwestern" (AT)
Figuren- und Storypsychologie

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Hallo Ben,

 

eigentlich wurden schon alle Tipps gegeben, die einen Wiedereinstieg ermöglichen.

Möglich wäre nur noch, sich einen interessierten Zuhörer zu holen, dem du dann - nachdem du alles gelesen hast - deine Geschichte erzählst. Am besten mit Glanz auf der Pupille und Verve in der Stimme. Dann kommt die Schreiblust sicher wieder.

 

Ich drücke die Daumen.

Inge

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Hi Ben,

 

ich denke, da gibt es wirklich kein Patentrezept. So unterschiedlich wie die Schreibe sind die Menschen dahinter.

 

Habe auch manchmal keine Lust oder Zeit (aber ehrlich ist mehr keine Lust, da ich nicht weiterkomme) und fange einfach einen neuen Roman an. Beide lassen dann eine Art Konkurrenzkampf in meinem Kopf entstehen und plötzlich funktioniert der weiter fortgeschrittene wieder, als wolle er nicht, dass ich mich mehr für den anderen interessiere.

Daraus sind schon 3 Romane im Jahr entstanden.

Aber, wie gesagt, das ist auch nur ein Rezept, to whom it concerns

 

dein hef

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Christine Spindler

Hallo Ben,

 

ich empfinde Pausen immer als sehr anregend, denn die Geschichte lebt in der Zwischenzeit in meinem Unterbewusstsein weiter, entwickelt sich, verändert sich, bekommt neue Facetten. Und wenn ich dann bewusst wieder drangehe, bin ich überrascht, was für spannende Entwicklungen sie durchgemacht hat.

 

Einige meiner Bücher haben mehrere längere Pausen (nicht nur Monate, sogar Jahre) unbeschadet überstanden. Natürlich musste ich auch erst mal wieder nachlesen, was bisher passiert war, wie die Protas hießen, welche Haarfarbe sie hatten und welche Konflikte sie bewältigen mussten. Aber dann ging es mit neuem Schwung weiter.

 

Da ich vom Schreiben lebe, sind die Pausen bei mir immer mit dem Schreiben anderer Manuskripte gefüllt, was manchmal etwas Chaos im Kopf erzeugt, aber als Bauchschreiber bin ich an Chaos gewöhnt und ernähre mich geradezu davon.

 

Darum mein Rat: einfach munter und unverkrampft wieder einsteigen und keine Sorgen machen. Der Wiedereinstieg ist leichter, als man denkt.

 

Ich wünsch dir viel Spaß und gutes Gelingen.

 

Cheers

Christine

Hört mal rein in meinen Podcast: https://anchor.fm/tinazang

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Hallo Ben,

 

ich empfinde Pausen immer als sehr anregend, denn die Geschichte lebt in der Zwischenzeit in meinem Unterbewusstsein weiter, entwickelt sich, verändert sich, bekommt neue Facetten. Und wenn ich dann bewusst wieder drangehe, bin ich überrascht, was für spannende Entwicklungen sie durchgemacht hat.

 

Jau, so sehe ich das auch. Wenn der Stoff gut ist, wird er im Unterbewusstsein gedeihen, bis man ihn irgendwann vielleicht sogar schreiben muss.

Und wenn er schlecht war - wozu ihn schreiben?

 

Gruß

Peter

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Hallo Ben,

 

ich vergleich es mit dem Sex. Da gibt es mal Zeiten (also nicht so bei mir ;D) da hat man eben keine Lust. Und warum ist das so? Weil man mit den Gedanken woanders ist oder weil der Partner eben nicht mehr oder derzeit eben nicht diese erotische Anziehungskraft besitzt oder weil man Probleme hat.

Viagra wäre in dem Fall hilfreich, und das wäre beim Schreiben wohl ein Buchvertrag.-)

 

Was ich also an deiner Stelle machen würde? Mich wieder auf die Geschichte einlassen, mich mit ihr beschäftigen. Und wenn Stellen eben unattraktiv sind, diese dann eben 'attraktiver' machen.

Dann entflammt auch wieder die Liebe zum Projekt und es klappt auch wieder mit dem Schreibsex,. ;)

 

Grüße

Quiddy

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Hallo Ben,

 

wieder in eine Geschichte einsteigen ist ziemlich schwer, vorallem nach einigen Monaten, wo man doch im Regelfall dann neue Inspiration mit sich bringt.

 

Das Lesen allein nützt mir nichts, denn da kommen dann ganz neue Gedanken auf mich zu. Selbst wenn du nicht schreibst hast du dich in vier Monaten weiterentwickelt. Das wird sich auch im Schreiben wiederspiegeln.

 

Mein Tipp daher, von mir erfolgreich erprobt ;) Nimm dir das MS vor und schreib den Text ab, dann kann kommst du garaniert wieder rein und vorallem..nimm dir vor jeden Tag zu schreiben, und wenns auch nur ein paar Seiten sind dann entsteht eine Art Automatismus.

 

LG Irena

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Den Grund beschreibt der doch selbst: seine Faulheit. Wenn er schon vier Monate lang zu faul zum Schreiben ist' date=' wie soll da was draus werden?[/quote']

Bist Du immer so freundlich zu Gästen??  :-?

(Bei uns zuhause hieß es "Der steht im Stall und die steht daneben." "Der" heißt Ben.)

 

...

 

LG

Uschi

 

Hm, Maren hat es zwar etwas hart ausgedrückt, da hast du Recht, Uschi. Aber ein wenig stehe ich hinter Marens Statement. Es muss ja nicht unbedingt etwas mit Faulheit zu tun haben. Aber Ben sollte sich fragen, ob er wirklich schreiben will. Es klingt für mich alles so nach Ausrede. Ich habe den Eindruck, dass er sich nicht mehr in den Roman hinein arbeiten will. Es ist doch "nur" ein einziges Projekt und wenn bereits 3/4 fertig ist, muss er doch auch schon einmal ein Ende im Kopf gehabt haben. Warum nicht einfach weiter darauf zu schreiben, um sich wieder einzufinden und sich damit zu befassen. Selbst wenn dann vielleicht die ersten 50.000 Zeichen für die Katz sind. Danach ist er aber sicher wieder in der Story.

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Hi Ben!

 

Wenn es wirklich Faulheit war, da ist die Überlegung schon berechtigt, ob das Schreiben für Dich das ideale Ziel ist, (auch wenn man das nicht mit dem Feingefühl eines Vorschlaghammers rauspoltern muss, liebe Kollegin).

 

Allerdings sind meine ersten Romanprojekte ebenfalls an "Faulheit" zugrunde gegangen. Oberflächlich betrachtet zumindest, denn bei genauerem hinsehen hat sich herausgestellt, dass nicht Faulheit der Grund war, sondern die Tatsache, dass ich da zu schreiben aufgehört habe, wo die Geschichte nichts mehr zu erzählen hatte. Oder weil das Ende nicht kraftvoll genug war. Oder weil sich die Figuren nicht zu "meinem" Ende prügeln lassen wollten. Oder, oder, oder.

Die Geschichte hat mich nicht mehr gerufen.

Das ist für mich heute ein wichtiges Indiz dafür, dass irgendwo der Wurm drin ist!

 

Du solltest Dich also fragen, ob es wirklich Faulheit war.

Wenn nicht, mach Dich auf die Suche nach dem Wurm und treib ihn aus. So an den eigenen Text ranzugehen (vor allen Dingen, wenn er schon so ausgewachsen ist, wie Deiner) ist natürlich eine beunruhigende Erfahrung! Auch darf man sich nicht verrückt machen und plötzlich überall nur Mist sehen!

Aber nichts stärkt den Autorencharakter mehr, als die Bemühung, eigene Schwächen zu finden. Selbst. Ohne Testleser. Das kann sehr schmerzhaft sein. Das kann so weit gehen, dass am Ende das komplette Projekt eingeäschert werden muss (wenn es wirklich, wiiiirrrlich im Argen liegt!). Aber gebrochene Knochen sind nachher immer viel stabiler, als vorher ;)

 

Viel Erfolg jedenfalls!

 

Ciao,

Alf.

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Hi Leute,

 

wollen wir Ben helfen oder lieber darüber diskutieren, warum er vier Monate Pause gemacht hat. Erstens geht uns das nichts an, zweites kann er uns ja nicht aufklären und drittens ist es sau unfair Urteile zu fällen, ohne die Hintergründe zu kennen.

 

Er hat um Hilfe gebeten und nicht um Diskussion seiner persönlichen Motive für die Schreibpause.

 

Und was Marens Kommentar angeht, da schließ ich mich Uschi an, der war unter aller Sau, so geht man nicht mit Gästen im Forum um.

 

Also lasst uns wieder zum eigentlichen Thema zurückkehren, wie wir Ben helfen können.

 

In diesem Sinne

 

LG Irena

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Hallo Ben,

 

ich glaube, die Antwort ist in Deiner Frage selbst zu finden.

 

Wenn sich jemand vier Monate lang ohne wirklich ersichtlichen Grund von einer Geschichte distanziert, um dann zu erkennen, dass ihm die Geschichte doch so wichtig ist, dass er sie zuende schreiben will, hat das meiner Meinung nach nicht wirklich mit Faulheit zu tun.

 

Ich glaube eher, dass ein Teil von Dir mit dem bisher Geschriebenen nicht zufrieden war. Das kann mehrere Gründe haben, sei es nun die Herangehensweise an die Geschichte selbst, Unzufriedenheit mit den Figuren, oder was auch immer. Wäre dem nicht so, würdest Du sicherlich den, wie Du es nennst, emotionalen Zugang zu Deiner Geschichte finden, ohne andere nach dem Wie fragen zu müssen.

 

Spontan tippe ich mal auf ein Problem mit Deinen Figuren. Wären sie Dir wirklich ans Herz gewachsen, würden sie nicht innerhalb von vier Monaten "verschwimmen". Nicht, wenn man schon so viele Seiten mit ihnen zusammen war wie Du. Gute Figuren werden im Lauf des Schreibprozesses lebendig - das ist mir immens wichtig -, sie werden zu täglichen Begleitern, auch wenn man gerade nicht über sie schreibt. Wenn ich mit meinen Figuren arbeiten will, muss ich sie in- und auswendig kennen, ja, ihnen sogar zum Geburtstag gratulieren können (auch wenn sich das jetzt übertrieben anhören mag). Und wenn ich mit der Geschichte zuende bin, fällt mir der Abschied meist sehr schwer. Immerhin hatten wir im Idealfall eine tolle Zeit zusammen ;)

 

Auf was ich hinaus will: Aus meiner Sicht bekommst Du den besten emotionalen Zugang zu Deiner Geschichte, wenn Du Dir die Frage stellst, WARUM Du sie erzählen möchtest. Warum DIESE und nicht eine andere? WAS ist Dir an dieser Geschichte so wichtig, dass Du weiterhin Zeit und Arbeit in sie investieren möchtest? Was hat sie, dass sie Dich nach vier Monaten noch immer nicht in Ruhe lässt, sondern danach verlangt, weiter geschrieben zu werden?

 

Wenn Du auf diese Fragen eine Antwort findest, dann bin ich mir sicher, dass Du bald wieder vor Deiner Tastatur sitzen wirst. Und aufgrund meiner Vermutung, dass Du intuitiv pausiert zu haben scheinst, wage ich mal die Prophezeiung, dass Du diese Geschichte neu schreiben wirst. Von Anfang an. Diesmal vielleicht mit mehr Herzblut und ohne (lange) Pausen, weil Du erkannt hast, was Dich mit dieser Geschichte verbindet.

 

Dafür wünsche ich Dir viel Erfolg!

 

Grüße,

 

Wulf

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Hallo Ben,

 

einen Tipp hätte ich noch. Du schreibst ja, dass das Ende deines Romans im Grunde steht. Wie wäre es, wenn du dir jetzt zur Abwechslung mal eine ganz andere Auflösung ausdenkst? Also wirklich eine neue Überraschung oder Wende einbauen, in Gedanken oder in eine Kladde skizzieren und schauen, was passiert.

So mache ich das oft, wenn ich mich "motivieren" will und mit einem unsichtbaren Gegner kämpfe.

 

Wie einige meiner Vorschreiber schon angedeutet haben, ist es vielleicht nur ein oberflächliches Gefühl von Faulheit und in Wirklichkeit hemmt dich irgendwas an dem bisherigen Text.

 

@Quiddy: "Schreibsex" LooL ;D, aber da ist was dran!

 

LG

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Nur noch kurz

 

Er hat um Hilfe gebeten und nicht um Diskussion seiner persönlichen Motive für die Schreibpause.

 

Ich finde schon, dass in der "Pausenmotiv-Analyse" ein wichtiges "Zusatzinstrument" steckt, um wieder ins Schreiben reinzukommen. Die Hauptinstrumente (Expose lesen, Figurenbios lesen, etc.) sind freilich kräftiger. Aber ein analytisches Ohr, für die eigene Schreibstimmung kann nicht schaden.

 

Ansonsten hast Du natürlich Recht, Irena. Ben muss tatenlos zusehen, wie hier über seine Schreibpause diskutiert wird. An seiner Stelle würde ich wohl vor dem Bildschirm verzweifeln. Ist mit Sicherheit einer der schlagendste Grund dafür, warum Fragen von Gästen eher ungern ins Forum transportiert werden.

 

In diesem Sinne, Ben, ich hoffe Du hast Deine Tastatur noch nicht gegen die Wand gefeuert ;)

 

Ciao!

 

Alf.

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Hallo Ben,

 

ich mache das so, dass ich mir den Ordner abends mit ins Bett nehme und dann ein paar Wochen lang die ganze Geschichte von Anfang bis Ende (oder bis da, wo sie eben abbricht) lese. Stift und Zettel in greifbarer Nähe. Wenn ich den Ordner weglege und das Licht ausmache, läuft die Geschichte weiter, und ich mache oft fünf- bis sechsmal die Lampe wieder an, um was aufzuschreiben. Funktioniert immer. :)

 

Viel Erfolg!

 

Gruß

 

Astrid

Meine Homepage

 

Rabenzeit 1 gibt's als E-book und gedruckt bei Amazon. :)

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Generell ist es auch eine Frage, wie wichtig einem das Schreiben ist, bzw. wie viel man investieren möchte. Ernsthaft betrieben muss man verdammt viel investieren.

 

Sei es an Disziplin - seit Jahren leiste ich mir z.B. keinen anständigen Rausch mehr, um am nächsten Tag arbeitsfähig zu sein, und habe nahezu sämtliche Hobbies aufgegeben

 

Sei es an Zeit - sich zu informieren, sich mit Stilkunde zu befassen, sich im Internet mit anderen auszutauschen, evtl. (falls einem so was liegt) Schreibratgeber zu lesen, den Text in Schreibforen oder von Probelesern beurteilen zu lassen

 

Sei es möglicherweise auch an Geld - an einem Schreibkurs teilzunehmen, sich auch mal einen Schreibcoach oder freien Lektor zu leisten, um Potenzial und Mängel des Textes überprüfen zu lassen

 

Zum Schluss noch ein kleiner Tipp: geh mal auf die Homepage von Andreas Eschbach (falls Du sie noch nicht kennst) und guck dort besonders unter: "Wie man einen Roman zu Ende bringt". Die Homepage war in meinen allerersten Anfängen eine Offenbarung für mich.

 

All das rettet keine Geschichte, die vielleicht nicht zu retten ist. Aber es hilft, eine zu Ende zu bringen, die es verdient hat.

 

Liebe Grüße

Uschi

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Den Grund beschreibt der doch selbst: seine Faulheit. Wenn er schon vier Monate lang zu faul zum Schreiben ist, wie soll da was draus werden? Vielleicht sollte er das noch mal überdenken mit dem Schreiben.

Hab ich kein Verständnis für, entweder man will schreiben - dann kommt man auch in die Geschichte rein. Oder man sucht nach Ausreden. Ein Rezept gibt es da nicht, wer schreiben will, schreibt, weil er genügend Ehrgeiz und Disziplin hat. Und Geduld, sich auch mal länger mit seinem Text zu beschäftigen.

Maren

 

@Maren

Also bei aller Sympathie - diese Antwort finde ich ziemlich unverschämt und hochnäsig - abgesehen davon, dass Du Ben nicht mit seinem Namen anredest!

@ Ben

Für meinen ersten Roman 'Fliegen wie ein Vogel' habe ich vom ersten Wort bis zum Tag der Veröffentlichung 12,5 JAHRE gebraucht. Es gab dazwischen nicht nur Wochen, sondern viele, viele Monate, in denen ich nicht ein Wort zu Papier gebracht habe - bedingt durch Familie und Beruf, aber auch durch Disziplinlosigkeit und ja, auch durch Faulheit - vielleicht war mir das Buchprojekt in diesem Moment auch nicht sooo wichtig. Allerdings war die Geschichte stets in Gedanken bei mir und ich habe sie, wenn auch nicht auf dem Papier, so aber in meinem Kopf weitergesponnen. Und ich glaube, dass dies das Entscheidene ist. Wenn Du noch gedanklich einen Bezug zu Deinen Hauptfiguren hast, dann wirst Du sie auch auf dem Papier wieder bekommen. Lese Dir das Geschriebene durch, überarbeite es und mache Dir Notizen, wie ihre Geschichte weitergehen könnte. Falls es historisch ist, recherchiere und lese Fachbücher.    

Übrigens: von Exposé oder Plotten hatte ich zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung.

Viel Erfolg, Ben, Du schaffst das!

Liebe Grüße Deana

P.S. Das man trotz 'Faulheit und Disziplinlosigkeit' Erfolg haben kann... dafür bin ich das beste Beispiel  :s22

"Deana Zinßmeister ist in der obersten Riege deutscher Historienroman-Autorinnen angekommen (Alex Dengler, führender Buchkritiker)&&Homepage: www.deanazinssmeister.de

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Heute bekam ich eine Mail von unserem Gast:

 

Hallo,

 

ich hatte Ihnen ja geschrieben wegen "Wie kommt man wieder in die Geschichte rein".

Danke dass Sie einen Thread gestartet haben.

Abschließend möchte ich Sie noch bitten, in dem Thread meinen Dank für die vielen Antworten mitzuteilen ... und dass ich mich entschlossen, und schon an die Arbeit gemacht habe, den Roman komplett abzutippen, sozusagen als zweite Fassung und dann das Ende hinterher zu schreiben.

Das hat den Vorteil dass ich A) die zweite Fassung habe und B) wieder in der Geschichte und im Schreibstil drin bin und das Ende schreiben kann.

 

Vielen Dank für Ihre Hilfe.

mit freundlichen Grüßen

Ben

 

Gruß,

 

Andreas

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Da kann man mal sehen...

 

DEN Tipp fand ich nun ausgerechnet völlig verrückt (nichts für ungut! ;) ).

 

Aber wenn's hilft! :s01

 

Dann ruf ich mal durch die einseitige Schallmauer: Viel Erfolg!!!!

 

Lieben Gruß

 

Ruth

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