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Andrea S.

Wieviel Staffage darf oder muss sein?

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...es läuft somit doch alles auf den kleinsten gemeinsamen Nenner hinaus....Bilder erzeugen....alles andere ist wirklich Geschmackssache.

 

Bereichere, Hef, doch unsere Diskussion damit, auf welche Weise Du Bilder in Deinen Romanen erzeugst. Partizipierst Du vom Beruf Deiner Frau, die sicher sehr konsequent in Bildern denkt?

Auch Filme brauchen schließlich Staffage.

 

Gruß

Anna

 

Hi Anna,

 

im Grunde habe ich das Romanschreiben vom Film gelernt. Als Ex-Journalist sind einem Staffagen eigentlich suspekt. Dafür ist in den Medien einfach nicht der Platz.

 

Aber...um "Bilder" zu erzeugen, brauchen wir im Roman natürlich Kulisse...wie im Film.

 

Aber, und jetzt kommt es...der Roman, egal welcher Richtung, gewinnt nur an Fahrt, wenn alles wegbleibt, was nicht genau "jetzt" dem Ziel dient.

Und da gibts dann manchmal gewaltige Ausschweifungen.

Man möchte so gerne beschreiben...aber es dient einfach nicht dem Gesamtwerk...es ist ein ungeheure Selbstdisziplin ...und auch Selbstkritik...nötig, das wirklich absolut nötige zu beschreiben, das den Leser in die Lage versetzt, sich SEIN Bild im Kopf zu bilden.

Da habe ich mir die pragmatische Weise meiner Frau angewöhnt...wie wird das im Film aussehen, was du gerade schreibst?

Man nennt es Dramaturgie oder auch Choreographie. In Bildern denken und die Feinheiten der Szene schreiben...

 

Nicht ganz einfach..zugegeben

 

euer hef

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Der Ausdruck "Staffage" impliziert für mich irgendwie schon eine gewisse Unnötigkeit. Für mich sind Beschreibungen aber nicht nur Beiwerk, Kulisse oder Fülltext. Allerdings denke ich auch nicht, daß sich eine allgemeine Regel über deren Nutzen oder Schaden ableiten ließe; oft genug habe ich selbst lange deskriptive Passagen als störend empfunden. Mervyn Peake dagegen schafft es beispielsweise, seitenweise irrelevante Nebenschauplätze zu beschreiben, und ich liebe ihn dafür, weil die Bilder und Räume zu den heimlichen Hauptpersonen werden, in denen die Figuren und ihre Geschichte bald nebensächlich erscheinen.

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Mervyn Peake dagegen schafft es beispielsweise' date=' seitenweise irrelevante Nebenschauplätze zu beschreiben, und ich liebe ihn dafür, weil die Bilder und Räume zu den heimlichen Hauptpersonen werden, in denen die Figuren und ihre Geschichte bald nebensächlich erscheinen. [/quote']Bei Peake ist das Setting die Hauptfigur, und die übrigen Figuren und die Geschichte sind die "Staffage" (bzw. erzählen die "Geschichte" dieser "Hauptfigur"). Heimlich ist das eigentlich gar nicht. Und damit sind die Beschreibungen bei Peake eben keine Abschweifungen, sondern tragen zur Haupthandlung bei.

 Wer aber eine normale Geschichte mit lebenden Protagonisten schreiben will, sollte sich Peake also nur beschränkt als Beispiel nehmen. ;D

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Hi zusammen...da ich mom. krank bin und viel Zeit zum Nachdenken habe...beschäftige ich mich in der "klaren" Zeit mit der Filmgeschichte (ohne mal schlechtes Gewissen...du tust nix...)

 

Das Thema ist Staffage. Und ich antwortete darauf mit "Bildern im Kopf des Lesers erzeugen".

 

Wen es interessiert, der sollte sich mal mit der Entstehungsgeschichte von "Der dritte Mann" (ein Klassiker der Filmgeschichte) beschäftigen. Nachzulesen unter Graham Greene.

Finde den Link mom. nicht.

Er sollte das Drehbuch dazu schreiben, bestand aber darauf, erst in einem Roman die Figuren zu entwickeln.

Umkehrschluss...wir werden täglich von optischen Reizen überflutet. Sehen wir sie doch mal unter dem Aspekt, daraus einen Roman machen zu müssen. Nehmen wir einfach einen "Tatort" als Vorlage. Also "rückwärts schreiben". Dann lernen wir, wie wenig Staffage wirklich nötig ist.

 

euer hef

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Uups, ich muss noch einmal ein bisschen intervenieren - Staffage ist in meiner Auffassung nicht gleich Beschreibung. Man kann Staffage als Beschreibung in den Text einbauen, man kann es aber auch anders machen.

 

Staffage ist alles das, was dazu dient, die Protagonisten ins Verhältnis zu ihrer Umwelt zu setzen.

 

(http://smilies.montsegur.de/04.gif Alf)

 

Was haltet Ihr von diesem Ansatz?

 

Gruß

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Staffage ist alles das, was dazu dient, die Protagonisten ins Verhältnis zu ihrer Umwelt zu setzen.

 

Schöner Satz.

 

Überdies: Wie 'charismatisch' sollte Staffage sein? Ich mag ja das individuelle sehr gerne. Also Details und Eindrücke, die man noch selten gelesen hat und nicht die Standartstaffagen. Allerdings gibt es auch Autoren, die eben lieber die Geschichte mit oft gelesener Staffage schmücken (und Leser, die das bevorzugen), um die Aufmerksamkeit nicht von der Handlung abzulenken.

 

Grüße

Quidam

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Uups, ich muss noch einmal ein bisschen intervenieren - Staffage ist in meiner Auffassung nicht gleich Beschreibung. Man kann Staffage als Beschreibung in den Text einbauen, man kann es aber auch anders machen.

 

Staffage ist alles das, was dazu dient, die Protagonisten ins Verhältnis zu ihrer Umwelt zu setzen.

 

(http://smilies.montsegur.de/04.gif Alf)

 

Was haltet Ihr von diesem Ansatz?

 

Gruß

Anna

 

Hi Anna, mit deiner Definition könnten wir der Sache langsam ein Gesicht geben. Nicht schlecht, und regt mich zu einem folgenden Gedanken an...

 

...was bedeutet STAFFAGE im eigentlichen Sinn des Wortes?

 

STAFF ist aus dem Englischen und bedeutet PERSONAL....das Anhängsel "age" hat sich aus dem Französischen (nicht aus dem Englischen "age" für Alter, hineingemogelt)

Also bedeutet staffage nichts anderes als "Personalausstattung"

 

Vielleicht kommen wir so weiter

 

euer hef

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Hallo zusammen!

 

Hefs Auseinanderklamüserei finde ich jetzt aber schon ein bisschen konstruiert ;D

 

Wiki jedenfalls meint :

 

(Link ungültig)

 

Staffage im Sinne von "schmückendem Beiwerk". So hatte ich es bisher auch verstanden.

 

LG

SabineG

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Jetzt zitiere ich mich tatsächlich noch mal selbst  ;D

Staffage' date=' von französisch staff, "Stuck", oder von staffieren, "(mit Stoff) ausschmücken", Bezeichnung für malerisches Beiwerk, Füllwerk bei Gemälden. Staffagefiguren (Menschen, Tiere) dienen zur Belebung von Landschafts- und Architekturbildern sowie [b']als Anhaltspunkte für Größenverhältnisse und die Bildtiefe.[/b] Umgekehrt können aber auch Möbelstücke, Draperien, Brüstungen usw. als Staffage bei Porträtbildern Verwendung finden. Das Beiwerk wurde oft von eigenen, auf Staffage spezialisierten Staffagemalern gestaltet, so genannten Ausfertigern.

Fettgedruckte Hervorhebung von mir.

Das Füllwerk hat Funktion, soll es aussagen.

 

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Danke Sabine und Anna.

Ich fand das von Anna hervorgehobene besonders interessant: Menschenfiguren als Anhaltspunkte fuer Groessenverhaeltnisse und Bildtiefe.

Im Umkehrschluss beschliesse ich jetzt, die Umgebung - Staffage - das ich um meine Menschenfiguren pflastere, solle deren Verortung im Raum dienen und die Bildtiefe, fuer die meine Figuren Anhaltspunkte sind, liefern.

 

Herzliche Gruesse von Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Seit Tagen will ich auch mal was zu diesem Thema schreiben. Es haben sich ja einige interessante Meinungspole gebildet, ich möchte da noch einen hinzufügen.

Die Diskussion erinnert mich an die Diskussion über überflüssige Szenen. Und ich habe mich da ja schon mal dazu bekannt, daß eine Szene für mich nur dann überflüssig ist, wenn sie langweilt. Ebenso verhält es sich mit Beschreibungen.

 

Das allererste Beispiel war langweilig. Nicht, weil es so und so geschrieben war oder weil die Möbel nicht ins Verhältnis gesetzt waren zur Handlung oder den Marotten der Prota, sondern weil mich die Beschreibung einer stinknormalen Wohnung nicht die Bohne interessiert. Da reicht mir Tell á lá "Möbel aus dem Quelle-Katalog" oder "Die Wohnung war durchschnittlich, nichts Besonderes" völlig aus.

 

Das Beispiel mit den Mönchen war an der Grenze. Es vermittelte schon ein wenig Schläfrigkeit, was wohl gewollt war, ich habe es nicht bereut zu lesen, aber ein Satz weniger wäre auch nicht schlecht gewesen.

 

Es gibt Dinge, deren Beschreibungen mich brennend interessieren, und wenn die dann über mehrere Seiten gehen, merke ich das gar nicht, und es gibt Dinge, die mich nicht interessieren, da quält mich jeder Satz; jedes Wort. Es hat nicht viel Sinn, diese Dinge hier aufzuzählen, da eh jeder Mensch andere Schwerpunkte hat. Andererseits gehört es zum Fingerspitzengefühl des Autors, sich zu fragen, ob den Leser die Staffage interessieren könnte und wie sehr sie ihn interessieren könnte. Gewisse Dinge, das wurde schon gesagt, interessieren irgendwie jeden bzw. sind zielgruppenbedingt eingrenzbar. Auf die Schnelle:

 

- Generell: Erotisches, Brutales, Befremdliches/Bizarres, Lustiges.

- HR & Fantasy: Kleidung, Landschaft, Bauwerke, Speisen.

- Science-Fiction: Funktionsweisen von Technologien, Phänomenen etc.

 

Und dann gibt es halt noch special interest Nischen, wie z.B. Charlies Ohrenstäbchen. Solche speziellen Interessen hat - behaupte ich mal - jeder, nur sind es bei jedem andere. Es ist ungeheuer schwer, das quantitativ abzuschätzen. Wie in den letzten Jahren hier im Forum jedoch oft vorgekommen, gibt es viele Details und Dinge, von denen jeder glaubt, daß sie eigentlich niemanden interessieren, aber plötzlich findet sich spontan ein Dutzend und mehr Leute, die sich melden: "Doch, also mich würde das durchaus mal interessieren, darüber zu lesen."

 

Peter

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Danke Sabine und Anna.

Ich fand das von Anna hervorgehobene besonders interessant: Menschenfiguren als Anhaltspunkte fuer Groessenverhaeltnisse und Bildtiefe.

Im Umkehrschluss beschliesse ich jetzt, die Umgebung - Staffage - das ich um meine Menschenfiguren pflastere, solle deren Verortung im Raum dienen und die Bildtiefe, fuer die meine Figuren Anhaltspunkte sind, liefern.

 

Herzliche Gruesse von Charlie.

 

Hi zusammen,

 

merkt da jemand was?

 

Anna hat es genau auf den Punkt gebracht (absolute Klasse) "Bildtiefe" "Bilder im Kopf erzeugen"

 

Nun halte ich die Klappe.

 

euer hef

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