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Andrea S.

Wieviel Staffage darf oder muss sein?

Empfohlene Beiträge

Oder empfindet Ihr so einen Einschub Klosterstaffage auch schrecklich?

 

Nein! Das Beispiel ist toll. Allerdings bin ich auch niemand, der bei Staffage gleich "uääh" ruft und wegläuft.

 

Sabine

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Manchmal beschreibe ich dann indirekt' date=' indem der Prota denkt, an was ihn das Monument z.B. erinnert.[/quote']

 

Das ist auch eine gute Möglichkeit, wenn man es nicht übertreibt (aber übertreiben darf man ja bekanntlich nix). Das hatte ich bei meiner Prota auch ab und zu eingeflochten. Da war es natürlich praktisch, dass meine Fantasie eh nicht ausgereicht hätte, eine komplett fremdartige Welt zu erfinden. ;D

 

Sabine

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Ihr scheint Euch alle darin einig zu sein, dass die Staffage sich auf etwas beziehen muss, was der Handlung dient.

Begreiflicherweise ist mir auch alles rausgestrichen worden, was in diesem Sinne überflüssig war. Seltsamerweise fanden meine Testleser aber gerade diese "überflüssigen", rein beschreibenden Details besonders nett und schrien nach mehr.

 

Verwirrt:

Uschi

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Ich glaube Uschi, das liegt daran, dass wir Weltenschaffenden natürlich viel mehr vor Auigen haben, als die Leser. Die Selbstdisziplin sagt uns, wenn Staffage eingebaut wird, sollte sie verknüpft sein.

Der Nur-Leser kann es aber manchmal gar nicht unterscheiden, ob Staffage mehr oder minder sinnentleert irgendwo rumsteht und hübsch aussieht, oder ob sie tatsächlich etwa ein Samenkorn enthält (Gewehr überm Kamin) oder eine dramatische Funktion (Verzögerung, symolische Hinweise) hat.

Eine Vermutung ... möglicherweise waren Deine Details sogar wichtig und man hat Dir zuviel gekürzt?

 

Gruß

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Der Nur-Leser kann es aber manchmal gar nicht unterscheiden' date=' ob Staffage mehr oder minder sinnentleert irgendwo rumsteht und hübsch aussieht, oder ob sie tatsächlich etwa ein Samenkorn enthält (Gewehr überm Kamin) oder eine dramatische Funktion (Verzögerung, symolische Hinweise) hat.[/quote']

Das leuchtet mir sofort ein!

 

Eine Vermutung ... möglicherweise waren Deine Details sogar wichtig und man hat Dir zuviel gekürzt?

Nein, man hat mir nur den allzu prächtigen Hintergrund der Szene weggenommen. Der Inhalt konnte dann problemlos in weniger üppige Kulissen umziehen.

 

Liebe Grüße

Uschi

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Ohne diesen Thread in eine Diskussion ueber "Uschis Hochzeit" umwandeln zu wollen, oute ich mich als einer der Leser, dem die fragliche Szene fehlt und der sich Annas Verdacht (uebereifriges Kuerzen) nicht ganz entziehen kann.

 

Dabei bin ich kein Freund der Recherche-Show (zu der ich selbst leider neige. Ich bin der, der ein Tudor-Ohrenstaebchen in die Haende nehmen durfte und vor lauter Begeisterung ANDERTHALB SEITEN ueber das Ohrsaeubern mit dem besagten Ohrenstaebchen schrieb) oder der Kulissenmalerei.

 

Aber "nur was zur Handlung gehoert" ist mir zu strikt, namentlich wenn es um die Darstellung einer "Welt" geht, die stark praegend auf die Figuren und die Geschichte wirkt. (Das muss kein historischer oder phantastischer Roman sein. Mir fielen als Beispiele spontan sowohl "Blechtrommel" als auch "Fruechte des Zorns" oder auch - ganz besonders - das alles andere als geschwaetzige "Dshamilja" ein.) Das ist dann fuer mich auf seine Weise "zur Handlung gehoerig".

Dazu koennen Braeuche, die Lebenshaltungen spiegeln (wie im Fall von Uschis Hochzeit) ebenso gehoeren, wie ein "Sinneseindruck" von der Lebenswelt der Figuren (wie in Annas kleiner Klosterszene).

 

Mein Roman spielt im vierzehnten Jahrhundert, und er spielt da nicht umsonst. Das, was meine Geschichte in diese Zeit zwingt, moechte ich auch dem Leser als Grundlage bieten.

Natuerlich gebe ich denjenigen Recht, die verlangen, Handlung und Handlungsraum so dicht wie moeglich zu verknuepfen (das ergibt sich aber, wenn die Komposition einem gelungen ist, ohnehin, vermute ich. Zumindest beim geuebten Autor). Ich persoenlich wuerde aber auf Szenen, in denen sich zwar die Handlung nicht sichtlich und stringent vorwaerts bewegt, in denen ich dafuer jedoch mehr ueber den Boden erfahre, auf den diese Menschen gestellt sind, aus dem heraus sie agieren, was sie formt, einzwaengt, herausfordert, aber ungern verzichten. Die toenerne Hohlheit des Klangs, den Szenen manchmal haben, das Aufgesetzte, Papierne wird dadurch gefuellt.

 

Und - das gebe ich durchaus zu: Wenn solche Einschuebe sich so gut lesen wie bei Uschi, dann habe ich das Gefuehl, meine Lesart ist verbreitert, ich setze beim Lesen mehr Sinne ein.

Das gefaellt mir.

 

Herzliche Gruesse von Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Staffage hat das nicht eine - darf man sagen, abwertende Bedeutung? Im Sinne von Beiwerk, Nebensächlichem?

 

Mir scheint es auch ein zu enges Korsett für einen Autor zu sein, jede Beschreibung nur als direkte Funktion der Handlung zu sehen. Bestimmte Beschreibungen sind wichtig, weil die Figuren mit und in dieser Umgebung aufwachsen und leben. Was mich aber stört, wenn solche Beschreibungen klischeehaft klingen, und das passiert nicht selten. Ich möchte schon erkennen können, dass der Erzähler das, was da beschrieben wird, mit einem besonderen Blick einfängt und zu einer eigenen, so noch nicht gelesenen Beschreibung gelangt (das ist natürlich jetzt eine Maximalanforderung). Gelingt das einem Autor, dann lasse ich mich zu einigen "Exkursen" mitnehmen, die scheinbar nicht so eng mit der Handlung verknüpft sind..

 

Herzlichst: jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Ich verweise mal wieder auf die wunderschöne Beschreibung des Salinas Valley in East of Eden von Steinbeck ... sie ist endlos, wunderschön und führt im Bogen dann auf Adam Trask, die Hauptfigur, der mit der Beschreibung "ein Stück weit", wie es auf Neudeutsch heißt, auch charakterisiert wird. Ich liebe diese Passage.

 

Soll denn jedes Buch wie eine CSI Folge im TV daher kommen, nur noch erzählt werden, was die Handlung vorantreibt? Ich fände es schade. Und gerade in mir fremden Welten habe ich es gerne etwas ausführlicher.

Liebe Grüße, Susanne

 

"Books! The best weapons in the world!" (The Doctor)

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Nein, abwertend habe ich den Begriff wirklich nicht verwendet.

Er stammt aus der Malerei, und hier hat Staffage durchaus ihren Sinn.

 

Staffage, von französisch staff, "Stuck", oder von staffieren, "(mit Stoff) ausschmücken", Bezeichnung für malerisches Beiwerk, Füllwerk bei Gemälden. Staffagefiguren (Menschen, Tiere) dienen zur Belebung von Landschafts- und Architekturbildern sowie als Anhaltspunkte für Größenverhältnisse und die Bildtiefe. Umgekehrt können aber auch Möbelstücke, Draperien, Brüstungen usw. als Staffage bei Porträtbildern Verwendung finden. Das Beiwerk wurde oft von eigenen, auf Staffage spezialisierten Staffagemalern gestaltet, so genannten Ausfertigern.

 

Wie auch im Gemälde braucht man Staffage zur Belebung, zum Sinnlichmachen der Szenen, und auch zur Dastellung von Verhältnissen von Personen zum Umgeld, glaube ich. Und dazu braucht es, wie Du ganz richtig bemerkst, Jueb, "dass der Erzähler das, was da beschrieben wird, mit einem besonderen Blick einfängt und zu einer eigenen, so noch nicht gelesenen Beschreibung gelangt."

Nur ein extrem karger Stil kommt m.E. völlig ohne dieses Beiwerk aus. Das würde ich persönlich aber gar nicht so gerne lesen.

 

Gruß

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Ich finde den von Anna zitierten Punkt, den jueb macht, auch ganz wichtig. Der eigene Blick des Autors auf seine Romanwelt, der dann auch deutlich die Grenze zum hier schon kritisch erwaehnten Klischee zieht.

Vielleicht kann man sagen, die "Staffage" solle Teil der Textur des Romans sein?

Als abwertendes Wort fuer klischeeisierte Beschreibungen fiele mir "Requisit" ein, und darin ist der moderne historische Roman allerdings ein trauriger Spitzenreiter: Wenn ein Brunnen in die eine und ein Waschbottich in die andere Ecke gestellt wird, dann koennte eigentlich noch das Schild "Welcome to the Middle Ages" hochgehalten werden.

Insofern stoeren mich zum Beispiel (ich benutze die selber ...) die Ueberschriften a la "London, Mai 1447" sehr. Die sind naemlich dieses Schild und kuenden m.E. vom Unvermoegen des Autors (wie gesagt, nicht beschmeissen, ich benutz' die selber). Da jetzt noch schnell den Bottich dazu und auf einen Huegel ein von ferne leuchtendes Kloster gestellt, fertig ist die Kulisse.

Das hat aber mit den Beispielen von Uschi und Anna nichts zu tun, finde ich. Hier werden nicht Pappwaende hingeschoben, sondern Tueren in eine vom Autor in eigener Weise gestaltete Welt geoeffnet.

 

Gruesse von Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Mich stören diese Hinweisschilder, die helfen Ort und Zeit zu situieren, nicht, wenn das folgende eine gewisse epische Breite hat; Plakativ erscheinen sie mir hingegen eher, wenn die Schauplatzwechsel schnell erfolgen und die Textabschnitt sehr kurz sind, dann erst habe ich das Gefühl, der Autor "plakatiert" mit seinen Überschriften etwas, was er selbst nicht beschreibend zu leisten vermag. Aber auch hier gilt vermutlich: Ausnahmen bestätigen die Regel.

 

Herzlichst: jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Um die Aufmerksamkeit auf ein Randthema zu lenken: Wo Staffage immer stört und ich sie auch als Lektor stets rauswerfe, ist als Exkurs in Action- oder Schlachtszenen. Wenn es also, zugespitzt ausgedrückt, so aussieht:

 

{Darstellung eines dramatischen Schlachtverlaufs}

Plötzlich sah sich unser Held einem Krieger aus XY gegenüber. Die Krieger aus XY ... {Blablabla - langer Exkurs über die Kultur von XY}. Unser Held parierte den ersten Angriff {Frage des Lesers: Was für ein Angriff? Und wo sind plötzlich die Tempel von XY hin, durch die ich gerade noch wandelte?}

 

Und, ja - es gibt einen aktuellen Anlass, durch den ich gerade wieder an diese Form der Ausarbeitung des Hintergrunds erinnert wurde :s07 Ich frage mich immer, wie jemand auf die Idee kommt, seine Beschreibungen gerade an solchen Stellen unterzubringen - aber es passiert immer wieder.

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Ich frage mich immer' date=' wie jemand auf die Idee kommt, seine Beschreibungen gerade an solchen Stellen unterzubringen - aber es passiert immer wieder.[/quote']

 

Hi, Spinner,

 

das sind dann wohl die falschen Bilder und Assoziationen des Autors, die ihm selbst während der Beschreibung einer Schlachtszene  kommen. Um sich nicht mit ihr auseinandersetzen zu müssen :s11

Was ich übrigens auch nicht akzeptiere als Leserin: die mangelnden Beschreibungen, die sich ein Leser selber denken soll. Das ist die Aufgabe des Autors! Es sagte hier schon jemand: es geht um Bilder und Sinneseindrücke im Kopf des Autors, die er dem Leser rüberbringen muss. Das ist keine Gängelei.

Das ist sein Handwerk. Mini-Exkurs: Show don't tell heißt nicht, dass es in einem Text keine Beschreibungen geben sollte, die nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Erleben des Protagonisten stehen. Das Beispiel von Anna mit den Geräuschen und Gerüchen im Kloster zeigt das sehr gut. Ein etwas kontemplativerer Moment innerhalb eines Dialoges. SDt heißt für mich nur, dass

der Leser etwas zu hören, zu sehen, zu riechen und zu schmecken bekommt und dass nicht darüber geredet wird, dass die Figur es bekommt.

 

Was für ein Unterschied bestünde in dem Klostertext und diesem:

 

Sie sah, dass auf dem Fenstersims eine Taube landete und leise gurrte, eine Biene geschäftig vorbeisummte und mit einem leisen Plopp an das Fenster stieß. Unten im Hof hörte sie gedämpfte Stimmen einiger Mönche, hörte ein Pferd in den Ställen wiehern und das mit dumpfen Schlägen einer Axt gespaltene Feuerholz. Sie sah Sonnenstrahlen, die durch die runden Glasscheiben fielen und Kringel auf den glatt polierten Holzboden malten, roch Bienenwachs und Weihrauch, altes Pergament und Dornentinte.

 

Ich finde das etwas auktorialere Beispiel von Anna besser. Ich sehe das durch die Augen der Protagonistin. Und es erlaubt mir als Leserin, einen Moment kontemplativ aus dem Geschehen herauszutreten.

 

Also, es ist für mich wesentlich, Staffage rüberzubringen, wie ein Maler es in seinem Bild macht, aber so, das ich weder entführt werde aus Schlachten noch davon erschlagen werde, sondern durch die Bilder des Autors dahin komme.

Grüße

Christa

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Hi zusammen....jetzt kriege ich bestimmt mal wieder Dresche...zu rational o.ä.

 

ich hatte dieses Thema vergangene Nacht mit ein paar Autoren (am Stammtisch)

 

Die einzige, die es auf den Punkt brachte, war meine Frau. (wer lacht fliegt raus)

Sie ist Drehbuchautorin und sagte...ich zitiere wörtlich: Ihr Schreiber habt soviel Platz (Papier) wie ihr wollt. Ich als Drehbuchautorin darf max 120 Seiten Drehbuch abliefern, um einen 90-Minüter zu produzieren, der so um die 1.5 Mio kostet. Also nutzt eure Seiten, um im Leser Spannung, Betroffenheit oder sonst was entstehen zu lassen. Auf jeden Fall müssen BILDER im Kopf des Leseres entstehen.

 

euer hef

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Hi zusammen....jetzt kriege ich bestimmt mal wieder Dresche...zu rational o.ä.

 

ich hatte dieses Thema vergangene Nacht mit ein paar Autoren (am Stammtisch)

 

Die einzige, die es auf den Punkt brachte, war meine Frau. (wer lacht fliegt raus)

Sie ist Drehbuchautorin und sagte...ich zitiere wörtlich: Ihr Schreiber habt soviel Platz (Papier) wie ihr wollt. Ich als Drehbuchautorin darf max 120 Seiten Drehbuch abliefern, um einen 90-Minüter zu produzieren, der so um die 1.5 Mio kostet. Also nutzt eure Seiten, um im Leser Spannung, Betroffenheit oder sonst was entstehen zu lassen. Auf jeden Fall müssen BILDER im Kopf des Leseres entstehen.

 

euer hef

 

 

Hallo Hef,

 

wieso solltest du wegen dieser Aussage Dresche bekommen? Das ist einfach nur eine Phrase, ala: Man darf den Leser nicht langweilen. Ist doch so selbstverständlich, dass man es eigentlich nicht zu betonen bräuchte. Die Frage ist doch, WIE man das macht. Wobei viele Standpunkte richtig sind, weils eben viele Geschmäcker gibt.

 

Es gibt den Leser, der mag viel Staffage, den muss man die Welt komplett erschließen und genau benennen, der liest ohne Phantasie und der will eben, dass man ihm alles vorkaut.

Und dann gibts den Leser, der mag nichts konkretes, sondern unkonkretes. Der mag von einem Auto lesen, weil seine Phantasie die Arbeit übernimmt und einen grünen BMW vors innere Auge zaubert, das auf der Motorhaube eine kleine Delle hat.

 

Und dann gibts Graustufen dazwischen. Es wäre ohnehin mal wieder Blödsinn, hier etwas als "die" Regel darzustellen. Selbst wenn jemand drei Seiten nur Staffage schreibt, wird er dafür Leser begeistern können, wenns auch nur wenige sein werden, aller Wahrscheinlichkeit nach.

Die Frage ist wohl dann auch, will man so schreiben, und das Gefühl für Staffage bekommen, um die möglichst größte Leserschaft anzusprechen? Aber dann nähert man sich wieder dem kleinsten gemeinsamen Nenner, der dann als fade beschimpft wird, von Leuten, dies individueller mögen. Schließlich kann man mEn mit Standartstaffage die größte Leserschaft ansprechen, die aber sicherlich von Montsegurlern als langweilig beschimpft wird.

 

Wohin also geht der Weg? Und muss sich das nicht jeder für sich selber beantworten können? Wobei hier wieder versucht wird, für alle "die" Antwort zu finden - und arbeitet man nicht danach, wird man müde belächelt, auch wenn man da dann den größeren Erfolg hat, weils die größere Leserschaft anspricht, wenn man sich eben dem kleinsten gemeinsamen Nenner nähert, der aber eben ohne Ecken und Kanten ist und daher für den Kunstliebhaber als langweilig empfunden wird.

 

Grüße

Quidam

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Ihr Schreiber habt soviel Platz (Papier) wie ihr wollt.

 

Haue kriegste nicht, Hef, aber einen schönen Gruß an die Frau Drehbuchautorin: Papier ist verdammt teuer, Honorare sind verdammt niedrig, wir müssen alle sparen!

Wer eine gute Geschichte hat, braucht den Platz für Handlung und Stimmung und verschwendet keine Seite Papier auf Überflüssiges ;).

 

Auf jeden Fall müssen BILDER im Kopf des Leseres entstehen.

Eben, das ist ja die Kunst, es auf beschränktem Raum und unter Einbindung der Geschichte zu machen.

 

In sofern ist das Beispiel mit der Schlachtenunterbrechung ein echter Heuler. Alles schlägt wild auf einander, Schwerter blitzen, Blut spritzt /Schnitt/ kultureller Hintergrund des zähnefletschenden Angreifers mit Bauernkate und Tempel /Schnitt/ Schwerter blitzen ...

Verschwendetes Papier.

Wenn der Held verwundet im Halbkoma liegt, dann kann er seine Erinnerungen zu Bauerndörfern und Tempel des Gegeners lenken.

 

@Christa: genial, wie Du meinen Text verändert hast!  ;D Vor allem wie die Heldin sieht, wie die Taube gurrt und das mit dumpfen Schlägen gespaltenen Feuerholz hört. Das passiert häufig, wenn man Sinneseindrücke durch eine Person wiedergeben will. Solche Formulierungen bringen mich immer wieder zum Schmunzeln. Es gibt sie leider auch gedruckt und veröffentlicht.

 

Gruß

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Wobei hier wieder versucht wird' date=' für alle "die" Antwort zu finden - und arbeitet man nicht danach, wird man müde belächelt, auch wenn man da dann den größeren Erfolg hat, weils die größere Leserschaft anspricht, wenn man sich eben dem kleinsten gemeinsamen Nenner nähert, der aber eben ohne Ecken und Kanten ist und daher für den Kunstliebhaber als langweilig empfunden wird.[/quote']

 

Nein, Quidam, das war ganz bestimmt NICHT meine Intention, als ich diesen Thread eröffnet habe. Eine Diskussion über das Thema Staffage halte ich für interessant, und wenn jemand dabei für sich eine Erkenntnis herausdestilliert, was er wie machen möchte, ist das fein. Wenn mans sowieso schon für sich herausgefunden hat, dann darf man andere davon partizipieren lassen.

Ich lerne viel von Euch, manchmal meine ich, dass ich einen Denkanstoß aus meiner Praxis geben kann, der aber keinen Absolutheitsanspruch hat.

 

So, das wars zur Metaebene, zurück auf den Boden der harten Arbeit.

Ich geh jetzt zu den Schildern nebenan.

 

Gruß

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Eine Diskussion über das Thema Staffage halte ich für interessant' date=' und wenn jemand dabei für sich eine Erkenntnis herausdestilliert, was er wie machen möchte, ist das fein.[/quote']

 

Ja, ich habe eine Erkenntnis herausdestilliert. Und werde sie weiter anwenden.

Ich brauche Bilder und ich möchte sie beim Schreiben auch erzeugen.

 

Christa

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Hallo Anna,

 

genauso sehe ich das auch! Ich hab überdies auch nicht an dich gedacht, als ich von diesem Absolutsheitsanspruch gesprochen hab. Es schwingt eben in den Beiträgen mit.

 

Ich glaube, dass Tin da mal etwas tolles gesagt hat: dass man (sinngemäß) von dieser Einstellung abkommen sollte, alles auf eine goldene Regel einzudampfen. Man sollte sich, wie du ja auch treffend sagst, für sich Erkenntnisse herausdestillisieren, um seinen Weg zu finden.

 

Grüße

Quidam

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Hi zusammen....

 

...es läuft somit doch alles auf den kleinsten gemeinsamen Nenner hinaus....Bilder erzeugen....alles andere ist wirklich Geschmackssache.

Sonst hätten Pilcher und Co keinen Erfolg und Perry Rhodan, Jerry Cotton wären längst von der Bildfläche verschwunden und ein Tolkien würde nicht einen wahren Boom erleben. Und was ist mit Potter? Bilder. Nichts als Bilder.

 

euer hef

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Ich glaube, dass Tin da mal etwas tolles gesagt hat: dass man (sinngemäß) von dieser Einstellung abkommen sollte, alles auf eine goldene Regel einzudampfen. Man sollte sich, wie du ja auch treffend sagst, für sich Erkenntnisse herausdestillisieren, um seinen Weg zu finden.

 

 

Ich stell das nochmal heraus, weil es mir angebracht scheint.

Von einem Verfahren, wie es Quidam und Anna hier beschreiben, profitieren vermutlich die meisten von uns, und Diskussionen, die mehreren Mitgliedern Gewinn bringen, werden dabei nicht von einem "Amen" abgewuergt.

Kleinste gemeinsame Nenner brauchen wir nicht, denke ich. Die geraten zu haeufig zur in der Praxis unbrauchbaren Banalitaet a la "Geschichten sollen spannend sein".

 

Herzliche Gruesse von Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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...es läuft somit doch alles auf den kleinsten gemeinsamen Nenner hinaus....Bilder erzeugen....alles andere ist wirklich Geschmackssache.

 

Bereichere, Hef, doch unsere Diskussion damit, auf welche Weise Du Bilder in Deinen Romanen erzeugst. Partizipierst Du vom Beruf Deiner Frau, die sicher sehr konsequent in Bildern denkt?

Auch Filme brauchen schließlich Staffage.

 

Gruß

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Hi Anna!

 

Ich hab es da wahrscheinlich, wie viele andere "Phantasten", etwas leichter: Ein Setting, das nach anderen Regeln funktioniert braucht Staffage, um damit zu zeigen, was diese unbekannte Welt eigentlich zusammenhält.

Aber auch so ist Staffage eine Reflektionsfläche, finde ich, sie kann ein Kontrastmittel sein, der liebevoll gehegte Bonsaigarten eines Gewalttäters etwa, oder der Unrat-Pfuhl, den die zierliche Ballett-Schönheit ihr Zuhause nennt.

Hm, eigentlich gilt für Staffage doch das gleiche, wie für Figuren, oder? Wenn sie nichts zu erzählen haben, kann man sie getrost per Fußtritt aus seiner Geschichte befördern ;D Aber vielleicht kann man der Staffage eine Ausnahme einräumen: Wenn sie tatsächlich Atmosphäre verbreitet, darf sie ruhig tatenlos herumstehen und gut aussehen - in kleinen Dosen natürlich; man stelle sich eine Formel 1 Übertragung vor, die sich hauptsächlich der Boxenluder-Betrachtung widmet ... obwohl ... dafür fände sich wahrscheinlich sogar der eine oder andere Konsument :s22

 

Ciao!

Alf.

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Ganz schnell dazwischen: In diesem Thread habe ich bis jetzt viel gelernt. Als erstes überhaupt ein Problembewusstsein zum Thema selber - dass es eine (womöglich noch dem jeweiligen genre extra angemessene) bessere oder schlechtere Proportion gibt zwischen Handlung und Staffage - das war mir bis neulich noch gar keine Frage. Aber jetzt schon. Merci vielmals den Diskutanten zum Thema dafür!

 

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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