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(AndreaG)

Political Correctness im Roman

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Ich wehre mich dagegen, politisch korrekt zu schreiben.

In der wörtlichen Rede der Protagonisten tauchen selbstverständlich auch die politisch unkorrekten Begriffe auf. Warum nicht, im realen Leben verwenden wir sie ja auch noch. Und mich wird niemand davon abbringen, einen Negerkuss einen Negerkuss zu nennen und nicht "schokoladenüberzogenes Schaumgebäck". Und ein Zigeunerschnitzel findet sich auch noch immer auf den Speisekarten (genau wie russische Eier).

Außerdem findet man Neger, Zigeuner und dergleichen unkorrekten Gelichters (ironisch gemeint) im Duden.

Im historischen Roman wird man diese Begriffe sowieso schon deshalb verwenden, weil sie in vergangenen Zeiten eben n i c h t unkorrekt waren. Damals wurde eine junge, unverheiratete Frau ja auch noch als Fräulein tituliert.

 

Es kommt natürlich auf den Kontext an, und in wie weit man bedrohte Minderheiten negativ darstellt und die gängigen Vorurteile kolportiert.

Und was meine - im Sprecherformeln spöttisch gemeinte - Bemerkung zu den Rauchern anbelangt: natürlich darf der Protagonist qualmen wie ein Schlot. Ich würde nur die nikotingelben Zähne nicht verschweigen :s22

 

Anna, die noch immer nicht herausgefunden hat, warum "Neger" ein so schlimmes Wort ist.

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Hallo Maren,

 

da gebe ich dir vollkommen recht. Solche Sprüche sollten eindeutig aus der Figur und ihrem Hintergrund heraus kommen. Menschen, die Romane als Transportmittel für ihr wie auch immer geartetes Gedankengut ansehen, sind mir suspekt und die sehe ich auch nicht als Schriftsteller oder Künstler an.

 

Aber, überspitzt gesagt, wie lange dürfen wir den noch so ehrlich in der Entwicklung von der Sprache der Figuren sein? Gerade in Amerika sind einige Bücher aus öffentlichen Bibliotheken verbannt worden, da sie in diesem Zusammenhang (Dialoge von Schwachköppen) nicht das Wort "Afroamerikaner", sondern "Nigger" verwendeten.

 

Das ist jetzt bestimmt auch ein überspitztes Beispiel, deswegen möchte ich auch nochmal auf Andreas Post eingehen, die iher Protas gerne rauchen lässt.

 

Ab wann kommen die "Sittenwächter" auf die Idee, dass ein Held in einem Roman nicht mehr rauchen darf, weil er damit ja die unmündigen Bürger zum Rauchen verleiten könnte?

 

 

Dirk

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Ab wann kommen die "Sittenwächter" auf die Idee, dass ein Held in einem Roman nicht mehr rauchen darf, weil er damit ja die unmündigen Bürger zum Rauchen verleiten könnte?

 

Dieses Schreckgespenst bleibt hoffentlich noch lange über dem großen Teich beheimatet und verschont uns.

 

LG

Joy

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Hallo Joy,

 

und genau vor diesem Schreckgespenst wollte ich "warnen" bzw. darauf aufmerksam machen.

 

Zuviel "pc" kann für einen Roman tödlich sein. Zuwenig an Respekt ebenso.

 

In dem Sinne wage ich die Ausage:

 

Ehrlich währt am längsten. ;)

 

LG

 

Dirk

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Ich weiß, o.t.

 

letzthin las ich von einer Kinderbuchillustratorin, die so etwas wie "Wuselbilder" zeichnet, Bilder, auf denen Massenszenen abgebildet sind, und die bei einem amerikanischen Verlag gut vertreten ist. Auf einem ihrer Bilder wird eine Kunstaustellung gezeigt, dabei steht eine nackte Männerstatur auf einem Sockel.

Man hat sie gebeten, die 0,7 cm des Anstoßes daran zu entfernen, ansonsten könne man die Lizenz nicht abschließen. Die Künstlerin hat abgelehnt und auf den Vertrag verzichtet.

Sie hat meine größte Bewunderung.

 

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Ebenfalls o.t.:

 

Für 0,7 cm so ein Bohei? 7 mm Bild, die im Buch vielleicht sogar auf die Größe vom Kleingedruckten eines DKZV-Vertrags schrumpfen?

 

Frei nach Obelix: Die spinnen die Amis  :s01 :s01 :s01

 

Auch wenn ich sie nicht kenne, diese Frau verdient meinen absoluten Respekt und meine Bewunderung!

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Hallo Peter,

 

habe mir deine Defintion jetzt erstmal durch den Kopf gehen lassen und finde sie klasse und absolut zutreffend.

 

So ein Tabu ist beispielsweise die Frage' date=' ob die Ermordung der Juden zur Nazizeit wirklich stattfand. Wer das öffentlich bestreitet, diskreditiert sich wird sogar strafrechtlich belangt.[/quote']

 

Gesetzt den Fall, ich schreibe einen Roman der zum Teil im rechten Millieu spielt, müsste ich dann z.B. darauf verzichten, eine Figur der rechten Szene diese schwachsinnige Verdrehung geschichtlicher Tatsachen propagieren zu lassen? Dieser Blödsinn ist dort eine Art Mantra, das gebetsmühlenartig immer und immer wieder wiederholt wird und somit also zum Umfeld / Setting gehört. Sicher, das mag jetzt sehr provizierend klingen, so etwas unbedingt in einem Roman auftauchen zu lassen. Aber eine Frage ist es m.M.n. auf jeden Fall wert.

 

Anderes Beispiel:

Päderasten. Was treibt sie, was fühlen sie dabei? In einer Geschichte über Kindesmißhandlung würde ich dann also ein Tabu brechen, wenn ich über diese Seite der Medaille schreibe.

 

Würde mich das zum sozialen Aussenseiter stempeln? Oder kommt es hierbei nicht viel eher auf das Fingerspitzengefühl des Autors an, der seine Handlung und seine Figuren entsprechend anlegen sollte?

 

Wietere Frage:

Wer entscheidet den über die wahren Absichten des Autors?

Wer schreit als erster, dass der Autor in den oben genannten Beispielen ein heimlicher Kinderschänder oder Anhänger rechten Gedankenguts ist?

Wer wagt es, hier als der Kläger, oder sogar als der Richter aufzutreten?

 

Ein Tabu zu brechen kann zu einer neuen Sichtweise alteingefahrener Gewohnheiten oder Denkweisen führen. Aber es ist immer eine Frage der Umsetzung. Und da wir alle wissen, wie schnell selbst das gesprochene Wort in die falsche Bedeutung umgemünzt werden kann, sollte die Tabubrecherei absoluten Profis des Wortes überlassen bleiben.

 

Und selbst für die ist das Brechen eines Tabus ein zweischneidiges Schwert.

 

Finde ich zumindest.

 

LG

 

Dirk

 

 

 

   

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Frei nach Obelix: Die spinnen die Amis  :s01 :s01 :s01

 

Siehst Du? Das ist z. B. eine Beleidigung; weil ein paar Amerikaner so denken, sind es für Dich alle - denn "die Amis" - die spinnen.

 

Maren

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Maren, hör auf zu stänkern. ;)

Solche Sprüche fallen eher unter "Völker-Vorurteile". Die Amerikaner haben für uns auch ein paar davon auf Lager. Das gleicht sich dann wieder aus. :s22

 

LG

Joy

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OOOPS :s05!

 

Sorry :-X!

 

;), aber da sieht man wieder wie schnell Worte, obwohl nicht böse gemeint, sich gegen einen wenden können!

 

Nehme diese Aussage hiermit offiziell zurück und ändere sie in:

 

Frei nach Obelix: Manche Amis haben nen Knall  ;D

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Bitte zum Thema "Political Correctness im Roman" zurückkommen.

 

Danke,

 

Andreas

 

PS: @Joy: Das war kein "stänkern" von Maren, sondern ein sachlicher Hinweis.

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So hatte ich Marens Post auch verstanden.

 

Nur meine Antwort war unnötig flapsig, bzw, "political incorrect"

 

Sorry dafür,

 

LG

 

Dirk

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"Ich bin der Ansicht: Literatur muss alles dürfen!"

Andreas

 

Da kann ich mich nur anschließen.

 

Der politisch megaunkorrekte Skandalfranzose Michel Houellebecq, dessen Romane ich grandios finde, wird gerne als Sexist und Islamhasser kritisiert. Seine heikelsten Thesen ("Islam dümmste Religion der Welt") vertritt aber nur sein Protagonist, der allerdings auch Michel heißt wie sein Autor und in der Ich-Form berichtet. Ich dachte immer, Romanfiguren dürfen alles. Oder müssen sie heute ihren Müll trennen?

 

Allerdings hatte ich die PC-Schere auch schon im Kopf. Als ich für eine Zeitung eine Glosse über die vielen Menschen schrieb, die immer kommen, wenn die Queen Mary II in den Hamburger Hafen einläuft, juckte mir der Satz "Mehr haben nur beim Führer gewinkt" in den Fingern. Habe mich aber nicht getraut. Ins Buch käme er selbstverständlich rein.

 

der schnoy

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Hallo Sebastian.

 

Houellebecq ist eines der Beispiele für "besonders dickes Fell" das ich in dem Zusammenhang auch schon fast als eine Form der Marketingstrategie sehe.

 

Er stellt heikle Thesen auf und läßt sie durch seine Protas in der ICH-Form verbreiten. Dafür kassiert er Prügel und Beifall zu gleichen Teilen. Er bekommt dafür auch vermutlich recht gut dotierte Verträge. Ich sehe ihn in erster Linie als einen Agent Provacteur der Literatur. Einen Könner, der mit Worten nicht nur Verwirrung und Unruhe stiften kann, sondern gerade dadurch auch neue Sichtweisen auf viele liebgewonnene "Bequemlichkeitsnischen das Alltags" eröffnet.  

 

Literatur soll alles dürfen. Dem schließe ich mich auch bedingungslos an.

 

Aber ... würde ich so etwas auch machen, wenn ich mit den Tantiemen für ein Buch Miete, Futter und Papier bezahlen müsste? Hätte ich die Cochones das durchzuziehen?

 

Ich glaube nicht. Das wäre mir persönlich zu starker Stoff, zu dem ich auch keinen richtigen Bezug herstellen kann. Vielleicht wirft mir der eine oder andere jetzt vor, ein "Leisetreter" zu sein. Aber ich möchte in erster Linie lernen zu unterhalten.

 

Provozieren mit Thesen oder markigen Sprüchen überlasse ich anderen, die wesentlich besser mit Worten jonglieren können, als ich es jemals lernen werde.

 

Trotzdem sollen meine Protas auch nicht gerade den Müll trennen und zu asketischen Nichtrauchern werden, die niemals auch nur in die Nähe einer Sünde kommen ;). Sie dürfen, ja sie sollen sogar, ganz normale Ecken und Kanten haben, wie der Mann oder die Frau nebenan. Das können auch Ansichten sein, die absolut diametral zu meinen eigenen verlaufen, Hauptsache die Figuren wirken in sich stimmig. Sonst kommt auch bei mir die PC-Schere zum Einsatz.

 

LG

 

Dirk

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(Peter_Dobrovka)

So ein Tabu ist beispielsweise die Frage, ob die Ermordung der Juden zur Nazizeit wirklich stattfand. Wer das öffentlich bestreitet, diskreditiert sich wird sogar strafrechtlich belangt.

Gesetzt den Fall, ich schreibe einen Roman der zum Teil im rechten Millieu spielt, müsste ich dann z.B. darauf verzichten, eine Figur der rechten Szene diese schwachsinnige Verdrehung geschichtlicher Tatsachen propagieren zu lassen? Dieser Blödsinn ist dort eine Art Mantra, das gebetsmühlenartig immer und immer wieder wiederholt wird und somit also zum Umfeld / Setting gehört. Sicher, das mag jetzt sehr provizierend klingen, so etwas unbedingt in einem Roman auftauchen zu lassen. Aber eine Frage ist es m.M.n. auf jeden Fall wert.

Man muß hier etwas ganz klar sehen, nämlich daß das Tabu im Roman nicht darin besteht, Dinge zu erwähnen, sondern darin, ob man ihnen als Autor recht gibt oder sie ablehnt.

Als Autor ist man verantwortlich für die Romanrealität und damit die Prämisse. Wenn so ein Rechtsradikaler auftritt und Auschwitz leugnet, ist kein Tabu gebrochen. Läßt man ihn jedoch im Roman Beweise finden, daß er recht hat, dann bricht man es. Man bricht es schon, wenn man die Figur nicht als primitiven Unsympath darstellt, sondern als Wissenschaftler, der zweifelt und näher ergründen will und dabei auf eine Organisation stößt, die ihn behindert. Stichwort Verschwörungstheorie.

 

Anderes Beispiel:

Päderasten. Was treibt sie, was fühlen sie dabei? In einer Geschichte über Kindesmißhandlung würde ich dann also ein Tabu brechen, wenn ich über diese Seite der Medaille schreibe.

Nein. Kindesmißhandlung und Pädiphilie gibt es, und irgendwas wird in den Köpfen dieser Menschen schon vorgehen. Du würdest das Tabu brechen, wenn du eine Geschichte schreibst, in der eine erfüllte sexuelle Beziehung zwischen einem Erwachsenen und einem Kind stattfände. Damit würde die Romanrealität nämlich dem Tabu zuwiderlaufen, daß es so etwas nicht gibt. Nicht geben darf.

 

Wer entscheidet den über die wahren Absichten des Autors?

Die Romanrealität liefert da oft einen Hinweis.

 

Wer schreit als erster, dass der Autor in den oben genannten Beispielen ein heimlicher Kinderschänder oder Anhänger rechten Gedankenguts ist?

Alle schreien. Und alle gleichzeitig.

 

Wer wagt es, hier als der Kläger, oder sogar als der Richter aufzutreten?

Als Kläger alle.

Als Richter einige. Wer? Das weiß man nie im Voraus.

 

Ein Tabu zu brechen kann zu einer neuen Sichtweise alteingefahrener Gewohnheiten oder Denkweisen führen. Aber es ist immer eine Frage der Umsetzung. Und da wir alle wissen, wie schnell selbst das gesprochene Wort in die falsche Bedeutung umgemünzt werden kann, sollte die Tabubrecherei absoluten Profis des Wortes überlassen bleiben.

Klingt gut.

Bin damit aber absolut nicht einverstanden.

Ein Tabu zu brechen, führt zu keiner neuen Sichtweise. Wer das glaubt, hat aus der Geschichte nicht gelernt. Ein Tabu zu brechen führt zu unverzüglicher Inquisition und Strafe.

Tabus kommen und gehen, folgen einer nur sehr schwer vorhersagbaren gesellschaftlichen Dynamik.

Man muß nicht bis zur Inquisition zurückgehen, um gute Beispiele zu finden. Nehmen wir die Homosexualität. Das war bis vor wengen Jahren noch bah-pfui, und es stand auch gesetzlich unter Strafe.

Aus Gründen, die sehr komplex und meiner Ansicht nach nicht hinreichend erklärbar sind, hat sich das geändert, und nun werden die damaligen Tabubrecher als Pioniere gefeiert, die zur Abschaffung des Tabus beitrugen. Ist aber falsch. Die Gesellschaft hat sich einfach verändert. Sexualität ist allgemein freizügiger geworden. Gilt wohlgemerkt nur für Europa. Tabus sind genauso wie Aufklärung zeitlich und örtlich begrenzte Phänomene.

Wo das Tabu weiterhin besteht sind Themen wie Inzest und Pädophilie.

 

Ach ja, noch was:

Gesetzt den Fall, ich schreibe einen Roman der zum Teil im rechten Millieu spielt, müsste ich dann z.B. darauf verzichten, eine Figur der rechten Szene diese schwachsinnige Verdrehung geschichtlicher Tatsachen propagieren zu lassen? Dieser Blödsinn ist dort eine Art Mantra, das

Man kann ein Tabu sehr schön daran messen, wie sehr man den Drang verspürt, in jedem Satz klarzustellen, daß man selbstverständlich auf der richtigen Seite mit seiner Meinung steht, um nicht versehentlich mißverstanden und für böse gehalten zu werden.

 

Und selbst für die ist das Brechen eines Tabus ein zweischneidiges Schwert.

Das Brechen eines Tabus ist zunächst mal immer ein einschneidiges Schwert. Es schneidet ins eigene Fleisch. Man braucht sehr viel Mut dafür, zumal man eben nicht mit Zustimmung und Rückhalt sondern Abwendung, Kritik und Entsetzen zu rechnen hat. Die Dame, die sich weigerte, ihre 0,7 cm abzuschneiden, findet hier in dieser Diskussion unsere Zustimmung. Daraus könnte man schließen, Tabu brechen sei was Tolles und Heroisches. Aber wir sind Außenbetrachter. Das Tabu ist in Amerika und wir in Deutschland. In Amerika würden die Freunde der Künstlerin vielleicht nicht auf ihrer Seite sein sondern über sie den Kopf schütteln.

 

Wir maßen uns natürlich an, daß wir die bessere Moral haben (was legitim ist, so ist die menschliche Natur), aber die Problematik dieses Standpunktes wird in dem Moment deutlich, wenn wir im nächsten Augenblick unsere eigenen Tabus mit Zähnen und Klauen verteidigen. Man sieht halt doch immer eher den Dorn im Auge des anderen als den Balken im eigenen.

 

Peter

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Hallo Peter.

 

Danke erstmal für deine ausführliche Antwort auf meinen Post. Da waren für zumindest für mich viele neue Denkansätze drin, da ich jetzt (verzeih die Wortspielerei) eine neue Sicht auf alte Gewohnheiten habe ;)

 

In einem Punkt allerdings widerspreche ich dir. Zumindest teilweise.

 

In meiner Jugend war es noch absolut undenkbar, dass auf einen Pistolenschuss im Film Blut floss. Absolut undenkbar war es auch, dass in einem Buch ein Prota solch bösen bösen Worte wie "Arschloch" oder ähnliches in den Mund nahm.

 

Dann kamen jede Menge Filme mit neuen FX-Tricks raus. Jeder einzelne wurde kontrovers diskutiert oder zumindest im Ansatz zurechtgestutzt, um die Bürger dieses Landes vor allzuviel Gewaltverherrlichung zu schützen.

Ein Tabubruch war erfolgt.

Stephen King und einige andere Autoren schrieben Bücher und liessen ihre Figuren Dinge sagen, für die man uns früher den Mund mit Seife ausgewaschen hätte! Ebenfalls ein Tabubruch.

 

Diese neue Art die Dinge zu beschreiben oder zu zeigen (auch in Romanen) wurden damals als Skandale betrachtet und mehr als einmal fiel das Wort Tabubruch. Diese Art der Ehrlichkeit bzw. political incorrectnes forderte zwar nicht unbedingt eine Revolution heraus die über Nacht alles veränderte, aber sie änderte die Sichtweise die wir heute zum Beispiel auf unsere eigenen Werke haben.

 

Wir reden hier und heute unter anderem von der Ehrlichkeit des Autors, wenn er seine Figuren reden läßt. Meine Beispiele mit Tante Erna und Friedhelm dem Bauarbeiter, etwas früher hier im Thread, bestätigen das. Ist die Figur realistisch angelegt, darf sie auch realistisch reden. Das heißt dann zum Beispiel "Scheiße" wenn was schief gelaufen ist, oder bedeutet bei einem Ich-Erzähler, der vor einer nackten Frau steht:

"Ich hatte in meinem Leben ja schon manches Paar Titten gesehen. Aber die hier waren die absolut prachtvollsten."  

 

Früher undenkbar. Heute "guter Ton".

 

Zitat:

"Gesetzt den Fall, ich schreibe einen Roman der zum Teil im rechten Millieu spielt, müsste ich dann z.B. darauf verzichten, eine Figur der rechten Szene diese schwachsinnige Verdrehung geschichtlicher Tatsachen propagieren zu lassen? Dieser Blödsinn ist dort eine Art Mantra, das ..."

 

Ich weiß, das klang extrem nach Rechtfertigung oder dem Versuch mich ja auf die "richtige" Seite zu stellen. Aber hier hat mir mein eigenes Empfinden die Finger geführt. Ich möchte hier nicht weiter darauf eingehen, aber das ist ein Thema, das mich persönlich sehr berührt. Deswegen habe ich mich da wohl auch so ... naja, aufgeregt. Es gibt andere Themen, genau so heikel, die kann ich gelassener angehen. Erst recht beim Schreiben. Aber das da ... vergessen wir das, hier ist ein Forum für Literatur und nicht für Politik  ;)

 

Nachdenklich im Bezug auf mein eigenes Empfinden und Verhalten haben mich deine letzten Worte gestimmt.

 

Balken und Splitter.

 

Die muss ich erst mal sacken lassen.

 

Ehrliche Worte, die trotz ihres Alters nichts von ihrer Wahrheit verloren haben.

 

LG

 

Dirk

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(Peter_Dobrovka)

In einem Punkt allerdings widerspreche ich dir. Zumindest teilweise.

In meiner Jugend war es noch absolut undenkbar, dass auf einen Pistolenschuss im Film Blut floss. Absolut undenkbar war es auch, dass in einem Buch ein Prota solch bösen bösen Worte wie "Arschloch" oder ähnliches in den Mund nahm.

Dann kamen jede Menge Filme mit neuen FX-Tricks raus. Jeder einzelne wurde kontrovers diskutiert oder zumindest im Ansatz zurechtgestutzt, um die Bürger dieses Landes vor allzuviel Gewaltverherrlichung zu schützen.

Ein Tabubruch war erfolgt.

Stephen King und einige andere Autoren schrieben Bücher und liessen ihre Figuren Dinge sagen, für die man uns früher den Mund mit Seife ausgewaschen hätte! Ebenfalls ein Tabubruch.

Diese neue Art die Dinge zu beschreiben oder zu zeigen (auch in Romanen) wurden damals als Skandale betrachtet und mehr als einmal fiel das Wort Tabubruch. Diese Art der Ehrlichkeit bzw. political incorrectnes forderte zwar nicht unbedingt eine Revolution heraus die über Nacht alles veränderte, aber sie änderte die Sichtweise die wir heute zum Beispiel auf unsere eigenen Werke haben.

Ich muß dich darüber in Kenntnis setzen, daß es die Tabubrecher schon immer gab, nur haben sie eben keine Veränderung bewirkt sondern wurden fix in Verwahrung genommen oder anderweitig reprimiert.

Der Marquis de Sade zum Beispiel.

Was Filme angeht, da solltest du dir mal "Un chien andalou" (Ein andalusischer Hund) angucken. (Link ungültig)

Tabubrechende Filme gab es laufend. Und? Sie wurden verboten. Punkt.

Ich bleibe dabei: Die Gesellschaft hat sich einfach verändert.

Und ich sage noch mehr: Dieser Prozeß ist umkehrbar. Tabus können nicht nur fallen, sie können auch entstehen. Dinge, die man vorher sagen durfte, darf man plötzlich nicht mehr. Das dürfte die Theorie, daß tabubrechende Kunstwerke Tabus wegmachen, endgültig kippen.

 

Peter

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Guten Morgen Peter.

 

Ich muß dich darüber in Kenntnis setzen, daß es die Tabubrecher schon immer gab, nur haben sie eben keine Veränderung bewirkt sondern wurden fix in Verwahrung genommen oder anderweitig reprimiert.

Der Marquis de Sade zum Beispiel.

Was Filme angeht, da solltest du dir mal "Un chien andalou" (Ein andalusischer Hund) angucken. (Link ungültig)

Tabubrechende Filme gab es laufend. Und? Sie wurden verboten. Punkt.

Ich bleibe dabei: Die Gesellschaft hat sich einfach verändert.

Und ich sage noch mehr: Dieser Prozeß ist umkehrbar. Tabus können nicht nur fallen, sie können auch entstehen. Dinge, die man vorher sagen durfte, darf man plötzlich nicht mehr. Das dürfte die Theorie, daß tabubrechende Kunstwerke Tabus wegmachen, endgültig kippen.

 

Peter

 

Was du sagst ist richtig. Aber woher kommen denn die Veränderungen in der Gesellschaft? Sicher, ein Künstler der ein Tabu bricht, egal welche Kunst er schafft, muss mit allem rechnen. Aber sind es nicht gerade diese Menschen, die zumindest den Samen für eine Veränderung legen? Ist es dann, im Umkehrschluss, nicht auch möglich, wenn sich plötzlich alle Künstler "pc" verhalten, das somit wiederum neue Tabus geschaffen werden?

 

Die Filme und Bücher der "Tabubrecher" wurden verboten. Aber die entsprechenden Gedanken waren plötzlich gedacht, sie nahmen Gestalt an und irgendwer war ja an der Produktion von Film und Buch beteiligt. Also haben ja zumindest einige Menschen diese Werke gesehen, bevor sie vom Radarschirm der Öffentlichkeit verschwanden. Kopien wurden heimlich unter der Ladentheke verkauft und der Gedanke zog hinaus in die Welt.

 

Ich sage ja nicht, das jemand wie zum Beispiel Houellebecq über Nacht unser Denken und Empfinden verändert. Aber die Idee so etwas zu machen und die Konsequenzen zu tragen, kann doch Nachfolger finden, die nach dem Schneeballprinzip ebenfalls Erben haben ... und irgendwann ist es dann eben kein Tabu mehr, weil man es einfach nicht mehr totschweigen oder verbieten kann. Es sei denn, man nimmt eine gesamte Gesellschaft in "Sippenhaft".

 

Ebenso das Gegenteil. Das Rauchen war lange Zeit ein ganz normaler Bestandteil des Lebens. In der Werbung gab es markige Cowboys mit abgelatschten Stiefeln und schwieligen Händen, man las darüber in Romanen und sah es in Filmen. Plötzlich gab es Prozesse gegen die Tabakindustrie. Milliarden wurden eingeklagt und die Prozesse nach Jahren gewonnen. Langsam aber sicher wurde das Rauchen politisch geächtet. Es war nicht mehr political correct sich eine Zigarre ins Gesicht zu pflanzen und vor sich hin zu dampfen und plötzlich machen wir Autoren uns Gedanken, ob eine Figur im Roman rauchen darf oder nicht. Ein Tabu ist entstanden.

 

Auch nicht von heute auf Morgen, sondern im Verlauf vieler Jahre und auf "Verordnung" von oben.

 

Um zu unseren Beispielen zurückzukommen, Andrea läßt ihre Protas gerne rauchen, die für uns unbekannte Illustratorin von der Anna uns erzählt hat beläßt die nackte Männerstatue in ihrem Bild.

Ein Lektor mag Andreas Rauchergewohnheiten vielleicht streichen und in Amerika wird das besagte Bild nie erscheinen.

 

Aber wir diskutieren hier über diese "Tabus". Wir überlegen ob wir sie brechen oder abnicken. Vielleicht wird in Amerika just in diesem Augenblick auch über das Bild diskutiert? Vielleicht fragt sich dort gerade jemand, ob diese nackte Mänerstatue wirklich so schlimm ist?

 

Das ist es, was ich eigentlich meinte.

 

Wenn wir alle immer mit dem Strom schwimmen, alles abnicken was gerade modern oder politisch korrekt ist, wann dürfen wir noch frei denken?

 

Zur Kultur des Menschen gehören Künstler, Wissenschaftler und Freidenker.

Zu allen Zeiten haben viele von ihnen ihre Gedanken nur unter großen Gefahren verbreiten können und haben mehr als ein Tabu gebrochen.

 

Heute feiern wir sie als Helden einer modernen Gesellschaft.

 

Sonntagsgrüße

 

Dirk

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Donnerwetter, lieber Dirk!

http://smilies.montsegur.de/06.gif

 

Das war mal eine schwungvolle Rede ans Volk.

 

Ich stimme Dir natürlich zu, dass Künstler Tabus brechen dürfen und sich durchaus politisch unkorrekt ausdrücken dürfen.

Ich gebe aber auch zu bedenken, dass eine ehemalige "Blut und Boden-Literatur" ziemlich viel Schaden angerichtet hat, und solche Ergüsse wie "Mein Kampf" auch gedruckt wurden.

 

Meiner Meinung nach darf man aber Tabubrüche nicht leichtfertig begehen und schon gar nicht aus Trotz, weil man den andern mal zeigen will, wie tolerant und weltläufig man denkt. Sie können durchaus nach hinten losgehen.

Zur Kultur der Menschen gehören nämlich leider nicht nur Freidenker, sondern auch Fanatiker.

 

nachdenklich

Anna

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Hallo Anna,

 

stimmt absolut. Deswegen bin ich auch der Meinung das ein Tabubruch ein zweischneidiges Schwert ist. Einmal für den Brecher selber, aber auch für den Rest der Menschheit. Dein Beispiel mit der "Blut und Boden-Literatur" ist da unheimlich zutreffend.

 

Einen Tabubruch leichtfertig oder aus Trotz zu begehen halte ich für unbesonnen und wie schon gesagt für eine Form des Marketings. "Mein Kampf" ist ein solches Beispiel für egomanisches Marketing, mit erschreckenden Folgen.

 

Aus diesem Grund überlege ich mir sehr oft zweimal, wie ich was am besten in Worte verpacke. Ich klopfe nicht alles auf Do´s und Dont´s oder Tabus ab, aber ich überlege mir schon, was meine Worte eventuell anrichten könnten. Die Iren sagen dazu:

"Der Weg in die Hölle ist gepflastert mit den besten Absichten."

 

Trotz all meiner Bemühungen huscht mir aber auch eine Menge Unsinn durch die Finger  ;). Und genau aus diesem Grund überlasse ich das Brechen von "großen" Tabus oder das Provozieren mit haarsträubenden Thesen, denjenigen, die viel besser im Umgang mit Worten sind, als ich es je sein werde.

 

"Kleine" Tabus, wie zum Beispiel einen rauchenden Helden der auch gerne mal ein Bordell besucht und dabei den Polizeipräsidenten beim Dominabesuch erwischt, breche ich gerne und mit einem zwinkernden Auge. Auch wenn solche Klöpse nicht gerne gesehen werden und hart an der Grenze zu einem Tabu stehen, sind das eben "menschliche Wahrheiten" die ruhig ausgesprochen werden dürfen.

 

Aber politische oder moralische "Brandreden" ... no way, nicht meine Welt. Da fehlt es mir an Rückgrat und Hintergrund.

 

Und dann ist da noch der Splitter im Auge des anderen und der Balken in meinem ...

 

Da hat Peter etwas angesprochen, das mich auch sehr nachdenklich stimmt.

 

Setze ich mich mit meinen Posts nicht auch in die Rolle eines "Sittenwächters"?

 

Habe ich das Recht, so von "oben herab" über die Gefühle anderer zu urteilen?

 

Bis jetzt habe ich da noch keine Antwort für mich gefunden. Aber ich denke darüber nach und das ist zumindest ein Anfang.

 

Ebenfalls nachdenkliche Grüße

 

Dirk

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(Peter_Dobrovka)

Was du sagst ist richtig. Aber woher kommen denn die Veränderungen in der Gesellschaft? Sicher, ein Künstler der ein Tabu bricht, egal welche Kunst er schafft, muss mit allem rechnen. Aber sind es nicht gerade diese Menschen, die zumindest den Samen für eine Veränderung legen?

Was soll ich darauf sagen? Sicher würden Tabus bis in alle Ewigkeiten bestehen, wenn sie nicht irgendwer als erster brechen würde.

 

Ist es dann, im Umkehrschluss, nicht auch möglich, wenn sich plötzlich alle Künstler "pc" verhalten, das somit wiederum neue Tabus geschaffen werden?

Es werden niemals alle Künstler zugleich irgendwas - außer vielleicht Luft holen.

 

Die Filme und Bücher der "Tabubrecher" wurden verboten. Aber die entsprechenden Gedanken waren plötzlich gedacht, sie nahmen Gestalt an und

Die Theorie hat den Makel, daß sie nicht erklärt, wie Tabus entstehen. Vor dem Tabu bestehen diese Kunstwerke ja auch und die gedachten Gedanken. Dennoch verhindern sie nicht, daß die Entwicklung die gegenteilige Richtung nimmt.

 

Ebenso das Gegenteil. Das Rauchen war lange Zeit ein ganz normaler Bestandteil des Lebens. In der Werbung gab es markige Cowboys mit abgelatschten Stiefeln und schwieligen Händen, man las darüber in Romanen und sah es in Filmen. Plötzlich gab es Prozesse gegen die Tabakindustrie. Milliarden wurden eingeklagt und die Prozesse nach Jahren gewonnen. Langsam aber sicher wurde das Rauchen politisch geächtet. Es war nicht mehr political correct sich eine Zigarre ins Gesicht zu pflanzen und vor sich hin zu dampfen und plötzlich machen wir Autoren uns Gedanken, ob eine Figur im Roman rauchen darf oder nicht. Ein Tabu ist entstanden.

Ja, und aller Samen und alle Cowboys konnten das nicht verhindern.

 

Auch nicht von heute auf Morgen, sondern im Verlauf vieler Jahre und auf "Verordnung" von oben.

In Demokratien muß man immer untersuchen, ob das von oben wirklich von oben kommt.

 

Aber wir diskutieren hier über diese "Tabus". Wir überlegen ob wir sie brechen oder abnicken. Vielleicht wird in Amerika just in diesem Augenblick auch über das Bild diskutiert? Vielleicht fragt sich dort gerade jemand, ob diese nackte Mänerstatue wirklich so schlimm ist?

Das ist es, was ich eigentlich meinte.

Wenn wir alle immer mit dem Strom schwimmen, alles abnicken was gerade modern oder politisch korrekt ist, wann dürfen wir noch frei denken?

Es nickt nie etwas JEDER ab.

 

Zur Kultur des Menschen gehören Künstler, Wissenschaftler und Freidenker.

Zu allen Zeiten haben viele von ihnen ihre Gedanken nur unter großen Gefahren verbreiten können und haben mehr als ein Tabu gebrochen.

Heute feiern wir sie als Helden einer modernen Gesellschaft.

Jede Gesellschaft braucht ihre Helden.

 

Peter

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Hallo zusammen,

 

die Diskussion hat aber Schwung aufgenommen in den paar Tagen, in denen ich nicht da war!

Viele interessante Aspekte wurden aufgebracht - oder sind gerade erst andiskutiert worden. Ich habe selbst noch ein Beispiel beizufügen, aus meiner eigenen Praxis, das mich z.T. mit motiviert hat, diesen Thread aufzumachen:

 

Ich habe auf mein Romanmanuskript des 'Roten Fensters' (ein Politthriller, ich hatte das Exposé unter den Textproben vor einiger Zeit mal zur Debatte gestellt) von zwei voneinander unabhängigen Lektoren ein ähnliches Feedback bekommen:

Obwohl in beiden Fällen grundsätzlich Gefallen vorhanden war, erteilten sie mir detailliert begründete Absagen wegen verschiedener problematischer Handlungselemente im Script. Und zwar:

 

Es gibt eine Geisel-Geiselnehmer-Konstellation im Script. Die Geisel ist eine Frau, der Geiselnehmer ein Mann, und zwar der Protagonist (also der Held). Er übt Gewalt gegen sie aus. Das wurde als schwierig empfunden.

Ich dagegen denke, dass es nur der Realität entspricht. Wenn jemand unter Druck steht, schert er sich nicht um Ritterlichkeit. Aber es scheint ein pc-Thema zu sein, wenn der Held eine Frau bedroht.

 

Das zweite, viel größere Problem ist das des politischen Hintergrunds.

Ich thematisiere den Israel-Palästina-Konflikt, und ich besetze den Antagonisten mit einem rechtsextremen israelischen Politiker, der eine Intrige spinnt, um antiarabische Stimmung im Land zu schüren und den Friedensprozess zu stoppen. Der Böse ist also ein Israeli, und ich stelle die (fiktive) These auf, dass es Gruppen in Israel gibt, die an einer Versöhnung mit den Palästinensern nicht interessiert sind und um jeden Preis verhindern wollen, dass ein palästinensischer Staat entsteht (und das in diesem Zug Land zurückgegeben werden müßte etc.).

Ich habe nun gelernt, dass das politisch unkorrekt ist. Wenn man sich überhaupt in dieses politische Minenfeld wagt, dann müssen die Israelis die Guten sein. Punkt.

 

Ich war offen gestanden überrascht. Denn die israelische Rechte macht ja nun wirklich kein Hehl aus ihrer Gesinnung.

 

Das sind zwei Themen, bei denen ich nie gedacht hätte, dass man da ernsthaft anecken könnte. Ich hätte die vielleicht als leicht anrüchig eingeschätzt, aber niemals als no-go.

 

ebenfalls nachdenkliche Grüße,

andrea

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Das sind zwei Themen' date=' bei denen ich nie gedacht hätte, dass man da ernsthaft anecken könnte. Ich hätte die vielleicht als leicht anrüchig eingeschätzt, aber niemals als no-go.[/quote']

Man darf bei solchen Betrachtungen nicht vergessen, dass ein Lektor (oder Agent) einen Stoff auch insbesondere hinsichtlich der Vermarktbarkeit beurteilt. Und wenn man der Ansicht ist, dass die Mehrheit der Leser einen solchen Stoff nicht lesen möchten und nicht kaufen würden, dann wird er abgelehnt. Das ist eine recht schlichte kaufmännische Entscheidung.

 

In diese einbezogen werden aber natürlich auch Fragen der Umsetzung (ist der Stoff auf eine neue, atemberaubende, augenöffnende oder sonstwie positiv herausragende Weise umgesetzt?) und auch Fragen der Prominenz: Wer ist er Autor? Warum ist gerade er qualifiziert, hierzu etwas zu sagen, oder genießt er bereits einen besonderen Bekanntheitsgrad, etc.

 

Beispielweise kann ich mir vorstellen, dass ein Politthriller von einem international erfolgreichen Starautor mit einer ungewöhnlichen Plotkonstruktion durchaus veröffentlicht werden würde - unter Umständen gerade wegen eines ungewöhnlichen, undenkbar scheinenden Plots.

 

Gruß,

 

Andreas

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Hallo AndreaG,

 

ich denke eher, dass die Absagen aus Gründen der Vermarktbarkeit erfolgten. Es müssen nun mal so viele Leser wie möglich erreicht werden, und wenn ein Projekt zu politisch ist, wird es damit schwer. Ebenso können noch viele andere Gründe vorliegen, die der Autor oft nicht erfährt.

 

Stefan

 

ups, ich sehe gerade, dass Andreas mir da zuvorgekommen ist.

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Hi AndreaG,

 

wo du gerade das Thema Israel etc. anschneidest...da stimmt es schon ein wenig, ob der Autor (ein wenig berühmt ist) und der jeweilige Verlag sich sicher sein kann, dass seine Schreibe zu diesem heißen Thema vernünftige Hinergründe hat.

 

So wurde mir mein Buch, "Der brennende Dornbusch", der nächstes Jahr erscheint, ohne Widerrede vom Verlag abgenommen....aber nur, da ich selbst langjähriger Korrespondent in Israel war und mir vom Verlag eine gewisse Kenntnis des Umfeldes zugetraut wird.

Ansonsten, da stimme ich zu, schielen die Verlage in solchen Themen lieber auf Lizenzautoren....nach dem Motto...ist ja nicht unsere Meinung. Haben wir von nem anderen gekauft. Sorry liebe Politbonzen.

 

Traurig aber wahr

 

 

euer Hef

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